Personenkomitee Stolpersteine

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Stolperstein für Ernst Langfelder in der Pfeifergasse Nr. 4
Stolperstein für Ernst Löwy, Ida Löwy und Herbert Löwy in der Linzer Gasse Nr. 5
Stolperstein für Ludwig Kiesler und Klara Kiesler in der Kaigasse Nr. 20
Stolperstein für Theodor Kurtz in der Linzer Gasse Nr. 28
Stolperstein für Elvira Posch in der Linzer Gasse Nr. 26
Stolperstein für Marie Haslauer und Johann Haslauer in der Getreidegasse Nr. 33

Das Personenkomitee Stolpersteine ist eine private Initiative, die in der Stadt Salzburg gemeinsam mit dem deutschen Künstler Gunter Demnig sogenannte »Stolpersteine« verlegt. Diese Mahnmale erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten deportiert, ermordet oder in den Freitod getrieben wurden.

Hintergrund

Das Projekt richtet sich gegen das Vergessen. Stolpersteine sollen Passanten nicht zum Stolpern bringen, sondern zum Nachdenken: darüber, dass an diesem Ort Menschen wohnten, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Stolpersteine wollen die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von Juden, von Roma und Sinti, von politisch Verfolgten, von Homosexuellen, von Zeugen Jehovas, von Zwangsarbeitern und von Krankenmorden im Nationalsozialismus lebendig erhalten. Die Erinnerung an das Schicksal dieser Menschen erfolgt durch »Pflastersteine« aus Messing, die vor der letzten selbst gewählten Wohnadresse des Opfers in den Boden eingelassen werden. Der Text beginnt in der Regel mit »Hier wohnte«, gefolgt vom Namen, dem Geburtsjahrgang und einzelfallabhängigen Texten, häufig dem Deportationsjahr und dem Todesort.

Seit 1996 hat Gunter Demnig rund 79.000 Steine (Stand September 2020) in 26 Ländern Europas gesetzt.

Bereits am 19. Juli 1997 kam es in St. Georgen bei Salzburg zur ersten Stolpersteinverlegung außerhalb Deutschlands. Gedenkdienst-Gründer Andreas Maislinger hatte Gunter Demnig eingeladen für die Zeugen Jehovas Johann Nobis und Matthias Nobis vor ihrem Geburtshaus in Holzhausen Stolpersteine zu verlegen. Fritz Amerhauser war der erste Bürgermeister der eine Genehmigung für die Verlegung gab. In Deutschland erhielt Gunter Demnig erst drei Jahre später die erste offizielle Genehmigung.

Das Komitee

In dem überparteilichen Personenkomitee Stolpersteine sind Privatpersonen wie Politiker der Gemeinderatsfraktionen von Bürgerliste, SPÖ und ÖVP vertreten. Als Initiatoren treten Ingeborg Haller von der Bürgerliste und Thomas Randisek vom Dachverband Salzburger Kulturstätten auf.

Rund 420 Salzburger und Salzburgerinnen haben sich mittlerweile dem Personenkomitee Stolpersteine angeschlossen.

Im Dezember 2013 wurde das Personenkomitee Stolpersteine mit dem »Rose für Menschenrechte 2013« der Stadt Salzburg ausgezeichnet, im Jahr 2014 mit dem »Salzburgpreis des Kulturfonds«.

Die Stolpersteine

493 Stolpersteine wurden in der Stadt Salzburg bereits auf öffentlichem Grund verlegt. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnadressen der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen und gehen nach der Verlegung in das Eigentum der Stadt Salzburg über. Finanziert wird die Aktion über Patenschaften von Privatpersonen - zum Preis von je 120 Euro.

Bislang konnten die Biografien von rund 500 Opfern von den Historikern Gert Kerschbaumer, Johannes Hofinger und Helga Embacher in der Stadt Salzburg recherchiert werden. Es wird darauf geachtet, möglichst alle Opfergruppen zu berücksichtigen. Die Biografien aller ermordeten Juden, Roma und Sinti wurden überhaupt erst im Zusammenhang mit der Aktion Stolpersteine ermittelt, womit große Forschungslücken geschlossen werden.

Mittlerweile konnten auch einige Opfer, die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und ermordet wurden, ermittelt werden. Zudem konnten Schicksalsverläufe von Frauen, die Liebesbeziehungen zu Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern hatten, recherchiert werden. Alle Opfergruppen wurden über das Befreiungsjahr 1945 hinaus in unterschiedlicher Intensität diskriminiert.

In der Stadt Salzburg wurden die ersten zwölf Stolpersteine am 22. August 2007 von Gunter Demnig verlegt, die zweite Tranche (26 Stolpersteine) folgte am 27. und 28. August 2008, eine dritte Serie von 29 Stolpersteinen am 22. Juni 2009: Unter anderem sechs Stolpersteine in Salzburg-Maxglan für die insgesamt 17 ermordeten Kinder von Roma und Sinti, die im Zigeunerlager Maxglan inhaftiert waren. Die bislang letzte Verlegung von 27 neuen Stolpersteinen in der Stadt Salzburg fand am 21. und 22. Juli 2010 statt. 2011 wurden die drei Stolpersteine für Max, Henriette und Gisela Neuwirth (Arenbergstr. 33) entwendet. Das Personenkomitee Stolpersteine hat Anzeige erstattet und die Steine ersetzt.
Eine weitere Verlegung von Stolpersteinen in der Stadt Salzburg fand am 6. Juli und 7. Juli 2011 statt, 2012 wurde eine neue Tranche von 39 Stolpersteinen am 22. und 23. März verlegt. Eine weitere Serie von insgesamt 38 Stolpersteinen wurde am 18. April und am 19. April 2013, sowie am 13. Mai 2013 verlegt. Weitere Stolpersteine folgten am 2. Juli und 3. Juli sowie am 24. Oktober 2014. Eine weitere Verlegung neuer Stolpersteine fand am 27. Jänner 2015 statt. [1] 42 Stolpersteine wurden am 13. Juli 2015 und am 14. Juli 2015 verlegt. [2] [3] Eine nächste Verlegung von 46 Stolpersteinen fand am 18. und 19. August 2016 statt, ebenso eine am 14. und am 15. November 2016. [4]. Die Verlegung von 32 neuen Stolpersteinen fand am 28. und 29 September 2017 statt, 2018 wurden insgesamt 27 Stolpersteine am 4. August sowie am 25. und 26. September verlegt. 2019 wurden am 21. September zwei, am 24. September 12 und am 25. September elf neue Stolpersteine verlegt. [5]
Das Jahr 2020 hatte einen Verlegeschwerpunkt vor dem Salzburger Festspielhaus: Am 17. August wurden insgesamt 28 Erinnerungssteine an vertriebene und ermordete Festspielkünstler verlegt. Neue Stolpersteine folgten am 18. Oktober 2021 vor dem Bezirksgericht Salzburg am Rudolfsplatz 3.[6]. Weitere Verlegungen fanden am 27. September 2022 vor dem Landesgericht Salzburg, in der Linzergasse und in der Bergstraße statt.

Biografien der Opfer und Verlegeorte der Stolpersteine - im Speziellen ein Verzeichnis der von Salzburg nach Auschwitz deportierten Sinti - sind auf der Internetseite des Personenkomitees zu finden.

Im November 2018 publizierte das Personenkomitee Stolpersteine zudem eine Liste aller derzeit bekannten rund 1.400 NS-Opfer im Bundesland Salzburg – diese Liste ist auf der Startseite der Homepage des Personenkomitee abrufbar.

Rechtsextremer Vandalismus

Im Herbst des Jahres 2013 wurden insgesamt 31 Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus im Andräviertel mit Teer beschmiert und somit geschändet. Die Salzburger Polizei konnte am 25. Oktober 2013 einen einschlägig vorbestraften 20jährigen aus der rechtsextremen Szene als Täter ermitteln.

Auszeichnungen

Video von der Auszeichnung mit "Salzburgpreis des Kulturfonds 2014"

Das mit dem Salzburgpreis verbundene Preisgeld soll denjenigen gewidmet werden, die seit Jahren ehrenamtlich für das Gelingen des Projektes - allen voran Gert Kerschbaumer - maßgeblich verantwortlich zeichnen. Die EU 5.000.-, welche das Organisationsteam für die Verleihung des Kulturpreises erhalten hat, sind wie folgt aufgeteilt worden: Gert Kerschbaumer (Recherche): EU 3.000.-, Thomas Randisek (Organisation): EU 1.000.-, Stan Nadel (Übersetzungen): EU 500.-, Programmierer: EU 500.-; Ingeborg Haller stellt als Gemeinderätin das Preisgeld dem restlichen Organisationsteam zur Verfügung.[7]

Bildergalerie der Stolpersteine

Weiterführend

Für Informationen zum Thema, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag »Stolpersteine«in der deutschsprachigen Wikipedia.

Quellen

salzburg.orf.at:

Weblinks

Einzelnachweise