Wasserversorgung der Stadt Salzburg

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Artikel beschreibt die Wasserversorgung der Stadt Salzburg mit Trink-, Brauch- und Nutzwasser.

Einleitung

  • Trinkwasser ist ein unverzichtbares Lebensmittel[1] zum Trinken und Kochen für die Bevölkerung, aber auch zur Körperhygiene wie sie in den Salzburger Badehäusern angeboten wurde und zum Wäschewaschen.
  • Brauchwasser dient dem Gebrauch für verschiedene Zwecke, z. B. dem Frischhalten und dem Saubermachen auf Märkten (Fischkalter), zum Bewässern der Gärten, zur Abfallbeseitigung und Straßenreinigung, als Kühlmittel oder Löschwasser(reserve).
  • Nutzwasser dient dem Antrieb von Mühlen, Sägewerken oder Hebemaschinen, es wird als Produktionsmittel von Brauereien, Handwerkern und Gewerben genutzt und es ist ein Transportweg.

Die Versorgung mit Trinkwasser einerseits und Brauch- und Nutzwasser anderseits erfolgte früher oft getrennt. Die Errichtung getrennter Brauch- und Trinkwasserleitungen nach 1900 hatte sich nicht bewährt, der unwirtschaftlich gewordene Betrieb der Versorgung mit Brauchwasser wurde eingestellt. Seit etwa 1930 besteht in der Stadt Salzburg (abgesehen von wenigen Randlagen) ein öffentliches System zur Trinkwasserversorgung. Zwei Grundwasserwerken (529 l/sek. Konsensmenge), acht Quellen (95 l/sek. Konsensmenge), 872 Kilometer Wasserleitungen und neun Hochbehälter (Speichervolumen: 50 896 m³) bilden heute jene Infrastruktur, über die in der Stadt Salzburg und einigen benachbarten Gemeinden mehr als 150 000 Kunden mit rund zwölf Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr versorgt werden, das fast unbehandelt aus den Leitungen kommt.

Geschichte der Wasserversorgung bis 1870

Die Geschichte der Wasserversorgung in Salzburg beginnt mit römischen Zisternen, geht über mittelalterliche Zieh- und Pumpbrunnen bis hin zum modernen System der Trinkwasserversorgungsnetze. Nachstehend sind die wichtigsten Entwicklungsschritte chronologisch.

Ziehbrunnen

Größere und kleinere (Haus-)Brunnen, in aller Regel Ziehbrunnen, verteilt über die Stadt, stellten über etliche Jahrhunderte die Wasserversorgung sicher. Das Grundwasser in der Stadt und in Zisternen gesammeltes (Regen-)Wasser musste für die Versorgung der Bevölkerung ausreichen. Insgesamt gab es im Spätmittelalter vierzehn Brunnen in der linken Altstadt und vier in der Altstadt am rechten Ufer der Salzach[2]. Diese waren

in der Altstadt, links der Salzach
in der Altstadt rechts der Salzach
in der Festung Hohensalzburg

Die Wasserversorgung der Festung Hohensalzburg, deren Bauanfänge wohl in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts liegen, war von Anfang an so geplant, dass diese unabhängig von einer städtischen Versorgung erfolgen sollte. Ein ausgeklügeltes Dach- und Dachrinnensystem sammelte das auch früher reichlich vorhandene Regenwasser in Zisternen. Diese reichten für die Versorgung der Festung stets aus. Es waren die die Keutschach-Zisterne und die Matthäus-Lang-Zisterne. Beide bestehen noch, sind aber nicht mehr in Funktion. Es gab noch eine weitere Zisterne Leonhard Keutschachs, die aber heute kaum mehr einsehbar ist.

Diese alten städtischen Brunnenanlagen bestehen, von Ausnahmen abgesehen, nicht mehr. Viele Brunnen wurden im Laufe der Zeit aufgegeben, zugeschüttet, versetzt oder durch neue ersetzt. Im 12. Jahrhundert entstanden zusätzlich zu Zisternen erste einfache Rohrleitungen.

Erste Wasserleitungen, Quellbrunnen und Brunnstuben

Die Qualität der Ziehbrunnen in der Stadt erwies sich gegen Ende des Mittelalters, trotz regelmäßiger Reinigung, als sehr unzureichend. Die anfangs äußerst bescheidenen hygienischen Ansprüche wurden aufgrund von Seuchen immer weiter verbessert. Es wurden große Brunnstuben (öffentliche, stets gedeckte Brunnen), von denen Salzburg bald sieben aufweisen konnte, errichtet. Diese ersten öffentlichen Brunnen wurden dem Baustil ihrer Zeit manchmal auch künstlerisch gestaltet. Das erzbischöfliche Brunnhaus und das städtische Brunnhaus am Gries waren naturgemäß selbst keine Brunnstuben, sie lieferten aber Wasser für Brunnstuben.

Almkanal und Almbrunnleitungen

Hauptartikel Almkanal

Der denkmalgeschützte Almkanal übernahm von Mitte des 12. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts dann eine bedeutende Rolle in der Wasserversorgung der Stadt. In den Jahren 1137 bis 1143 wurde der 400 m lange Stiftsarmstollen von Nonntal bis zum Benediktinerstift St. Peter im Mönchsberg durchgeschlagen. Das Wasser des Rosittenbachs vom Untersbergstock gelangte so ab etwa 1160 direkt in die Stadt. Fünf Almbrunnleitungen, Holzleitungen aus Lärche, brachten das Wasser zu etwa 80 Ausläufen an Brunnen, in Badehäuser, Waschhäuser und zu Pferdeschwemmen.

Allerdings wurden anfangs nur das Domkapitel, das Benediktinerstift St. Peter] und die erzbischöflichen Einrichtungen mit Fließwasser versorgt. Die Bürgerstadt hingegen musste sich mit anderem Wasser behelfen. Seuchen waren an der Tagesordnung. Auch bei Bränden fehlte Löschwasser.

Ab 1286 wurde der Bau eines fünf Kilometer langen Kanals vom Rosittenbach durch den Wald von Kattenau (Gartenau) zur Königsseeache begonnen, der in St. Leonhard in Grödig an der Grenze zu Bayern (Berchtesgadener Land) endet. Seither führt dieses Meisterwerk mittelalterlicher Ingenieurskunst auch das Wasser der Königsseeache in die Stadt Salzburg. Die Wassermenge war für die Salzburger Wirtschaft als Antrieb für die zahlreichen Mühlen und Hammerwerke ebenso bedeutend wie zur Trinkwasserentsorgung.

1335 gestattete Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz Wasser vom Müllner Arm des Almkanales bis zum Bürgerspital St. Blasius‎‎ zu leiten. Von 1335 bis 1387 wurde dann der städtische Arm des Almkanals mit einer Abzweigung aus der Riedenburg (der Neutorarm) zum Bürgerspital und weiter in die Salzach erbaut.

Gersbergwasserleitung

1485-1488 wurde die Gersbergwasserleitung vom Gersberg, einem Vorberg des Gaisbergs, bis zum Florianibrunnen am Alten Markt gelegt. In über 2 000 Lärchenröhren leitete man das Wasser aus Parsch nördlich am Kapuzinerberg entlang in die Stadt. 1639 wurden in Parsch und in der Linzer Gasse Brunnstuben im Verlauf der Gersbergleitung errichtet.

Städtisches Brunnhaus

Hauptartikel Städtisches Brunnhaus

1548 wurde das städtische Brunnhaus gegenüber der Bürgerspitalskirche St. Blasius am Gries als Grundwasserschöpfwerk in Betrieb genommen.

Erzbischöfliches Brunnhaus

Hauptartikel Erzbischöfliches Brunnhaus

Das erzbischöfliche Brunnhaus selbst entstand 1664 am Südhang des Festungsberges in Nonntal. Das Wasserpumpwerk förderte seit 1679 mit Hilfe des Almkanals Quellwasser aus Hellbrunn auf ein Pumphaus auf dem Festungsberg und von dort im Freispiegel weiter zur Fontäne des Residenzbrunnens und zu höher gelegenen Häusern in Nonntal und im Kaiviertel.

Fürstenbrunner Quelle

Bereits im 15. Jahrhundert ließen sich die Fürsterzbischöfe das Quellwasser des Untersbergstockes mit Wasserreitern täglich frisch zur fürstlichen Tafel bringen. Wegen seiner Güte und Klarheit des Wassers aus den so genannten Fürstenquellen (Fürstenbrunner Quelle) unternahm 1654 Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun und Hohenstein den ersten Versuch, das Quellwasser unter Druck in die Stadt zu leiten. Gleichzeitig wurde der Residenzbrunnen errichtet. Man leitete in 3 237 lärchenen Röhren, Deicheln genannt, das Wasser in die Stadt. 1661 war das Bauvorhaben vollendet, jedoch zerbarsten die Holzröhren bereits bei ihrer Einweihung. Nachdem Fürsterzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg seine geplante Wasserleitung 1679 aus Fürstenbrunn aus technischen Gründen zurücklegen musste, entstand die Hellbrunner Wasserleitung. 1719 wurde ein weiterer Versuch unternommen eine Wasserleitung von Fürstenbrunn zu bauen, dem noch fünf weitere folgten. 1738 legte Professor Pater Bernhard Stuart dem Domkapitel einen weiteren Plan zum Bau einer Wasserleitung vor. Es dauerte aber nochmals weitere 120 Jahre, bis ein solches Projekt wieder aufgegriffen wurde.

Gaisbergquellen

1649 wurde am Gaisberg eine Quelle gefasst, dessen Wasser zum städtischen Ziegelstadel geleitet wurde. Es folgten weitere Quellfassungen 1714 und 1806 am Kühberg und Gersberg, darunter die städtische Gaisbergquelle mit zweieinhalb Eimer. Die Ergiebigkeit wurde auf mehrere parallele Leitungen verteilt. In der Zeit der Habsburgermonarchie bestanden vor der Fassung der Fürsternbrunnquelle folgenden Leitungen:

  1. städtische Gersbergquelle mit zweieinhalb Eimer;
  2. ärarische[3] Mirabell Leitung mit dreieinhalb Eimer;
  3. ärarische Alt-Leitung mit drei Eimer;
  4. ärarische Winter-Residenz-Leitung mit vier Eimer;
zusammen 15¼ Eimer in der Minute.[4][5]

Die Mirabellleitung vom Neuhauser Berg und vom unteren Judenberg führte zum Inneren Linzertor, wo sie sich in eine Leitung zum Mirabellgarten und eine zum Schloss Mirabell teilte. Diese aus Holz bestehende Leitung bestand bis 1919.

Erste Hausanschlüsse der Neuzeit mit Wasserzins

1520 wurde das erste Bürgerhaus in der Stadt mit fließendem Brunnenwasser versorgt. Erst nachdem 1631 mehrere Bürger um Erlaubnis ansuchten, Brunnhauswasser in ihr Haus leiten zu dürfen, beschloss der Salzburger Stadtrat eine Wasserordnung. Die Anschlussgebühr betrug 100 Gulden, ein auch für damalige Zeiten recht beachtlicher Betrag, sowie einen jährlichen Wasserzins von fünf Gulden. Als Maßeinheit galt der Steften, der den Durchmesser des Wasserrohres angab. Durch ein einen Steften starkes Rohr flossen ständig sechs Wiener Maß, das sind 8,491 Liter Wasser pro Minute.

Leitungsnetz um und nach 1800 (Ludwig Grenier)

Als Salzburg 1810 Teil des Königreichs Bayern wurde, präsentierten sich nach den Kriegswirren und der vielfachen militärischen Besetzung der Stadt Gebäude und Infrastruktur desolat und alles andere als zufriedenstellend, so auch das System der Wasserversorgung. In den Rinnen und Abflüssen häuften sich Schmutz und Unrat, Brunnrohre waren verfault und undicht. Die Stadtverwaltung besaß zumindest Aufzeichnungen zur Berechnung des Wasserzinses. Unterlagen für die ärarischen Leitungen fehlten wie auch generell Wasserleitungspläne, Aufzeichnungen über Brunnen und dergleichen.

1813 erhielten Bauinspektor Franz Staiger und der Geometer Ludwig Grenier vom königlichen Lokalbauamt den Auftrag, die Hofbrunnleitungen planlich zu erfassen. Zwei Jahre später, 1815, beauftragte schließlich die Stadtverwaltung Grenier, einen Gesamtplan aller Wasserversorgungseinrichtungen zu erstellen. 1816 wurde die "Mappe über die Brunnen und Canal-Leitungen zu und in der Stadt" abgeschlossen. Auf insgesamt zehn Blättern erfasste der Plan in einem Maßstab von 1:2 880 alle Quellfänge, Wasserleitungen, Hausanschlüsse und auch das gesamte System des Almkanals mit seinen Strängen und allen Werken und Hämmern, die entlang seines Laufes angesiedelt waren.[6]

Diese erste systematische Erhebung und die planliche Darstellung brachte auch die Tatsache ans Tageslicht, dass es in der Stadt Salzburg mehr Hausanschlüsse gab als dafür Wasserentnahmeberechtigungen zugeteilt waren und der Wasserzins dafür entrichtet wurde. Im Zuge der politischen Wirren und dem wirtschaftlichen Niedergang war die Lösung finanzieller Fragen offenbar weniger wichtig.

Wasserversorgung von 1870 bis ins 20. Jahrhundert

Wasserleitung von Fürstenbrunn nach Salzburg

1866 trat der Salzburger Gemeinderat an den Besitzer der Fürstenbrunner Quelle, den König Ludwig II. von Bayern, mit Bitte um Überlassung von 90 österreichischen Kubikfuß Wasser in der Minute, das entspricht 47,4 Liter pro Sekunde oder rund 1,5 Millionen Kubikmeter im Jahr, heran. Mit Entschließung vom 13. März 1866 bewilligte der König als Schenkung die erbetene Wassermenge der Stadt Salzburg auf immerwährende Zeiten.[7][8][9][10]

Danach wurde verschiedene Angebote zum Bau der Wasserleitung eingeholt, besonders auch aus Großstädten wie Paris, Prag und Frankfurt am Main.

Die Bauarbeiten begannen am 15. Mai 1874 und am 24. November 1874 konnte erstmals Wasser in den Hochbehälter am Mönchsberg eingeleitet werden. Die Errichtung der 9,2 km langen Rohrleitung, einschließlich Fassung der Quelle sowie eines 1 000 m³ fassenden Hochbehälters in der Nähe der Richterhöhe am Mönchsberg und des Stadtrohrnetzes hatte die die Frankfurter Wasserwerksgesellschaft zum Pauschalbetrag von 400 000 Silbergulden übernommen. [11] [12] [13]

Am 31. Oktober 1875 wurde die neue Fürstenquellen-Wasserleitung an die Stadtgemeinde Salzburg übergeben.[14] Die jährlichen Betriebskosten wurden, abzüglich der Kosten für die 14 öffentlichen Brunnen, für die Bewässerung der öffentlichen Gärten und für die 111 Hydranten für Gassenbesprengung und die Feuerwehr, als Wasserzins anteilig an die in 416 Häusern mit 2 343 Abnahmestellen befindlichen einzelnen Haushalte weiterverrechnet.[15]

Städtisches Wasserwerk

Hauptartikel Städtisches Wasserwerk

Das Städtische Wasserwerk war zwischen 1875 und 1922 eine Fürsorgeanstalt der Stadtgemeinde Salzburg. Ab 1922 wurde die Wasserversorgung der Stadt Salzburg ein wirtschaftliches Unternehmen der Stadt Salzburg, die 1950 in die Salzburger Stadtwerke eingebracht wurde, welche im Jahr 2000 in der Salzburg AG aufging.

Kapuzinerberg Kavernen

18881889 wurde für eine höhere Versorgungssicherheit auf dem Kleinen Linzertor-Kavalier eine erste Kaverne mit 1 000 Kubikmetern Speicherreservoir in den Kapuzinerberg gesprengt und mit Zuleitungen vom Gersberg und Heuberg versorgt.[16]. Um 1900 folgte in nächster Nähe ein zweiter etwas größerer Speicher.

Neufassung der Quellen und Sanierung des alten Leitungsnetzes

Im eisigkalten Winter 1879/80 wurde das Wasser in Salzburg knapp. Das Übel lag jedoch nicht in der zu geringen Mächtigkeit der Fürstenbrunner-Quelle, welche selbst zur kältesten Zeit noch immer ein Quantum lieferte, das 100 Liter pro Kopf und Tag weit überstieg. Der wahre Grund des Wassermangels war die Verschwendung des Trinkwassers durch die Konsumenten, die denselben auch zu einer Zeit fortsetzten, da im Wasserzufluss zu den Reservoirs der Stadt in Folge der großen Kälte eine Abnahme eintrat.

1889 und 1890 beauftragte der Salzburger Gemeinderat das Städtische Bauamt, geeignete Vorschläge zur völligen Sanierung der Wasserversorgung zu unterbreiten. Der Amtsvortrag sah die Neufassung der Quellfassungen durch Grabungen, den Ankauf von Privatquellen, den Ersatz der alten Holzleitungen durch Gusseisenrohrleitungen mit 125 Millimeter Durchmesser vor. Der Beschluss zur Umsetzung wurde 1891 gefasst, jedoch verzögerte sich die Realisierung.

1892 wurde die Gersberg-Quellen am Südabhang des Kühberges (Gnigler Berg) neu gefasst. Ein alter, seit Jahrhunderten bestehender Stollen, sowie neu angekaufte Quellen wurden gesammelt und einem Sammelgrander zugeführt, der das Wasser über eine Gusseisenrohrleitung von 2 800 Meter Länge dem alten Reservoir auf dem Kapuzinerberg zuführte. 18951898 wurden auch die einzelnen Quellen am Nordabhange des Kühberges (Gnigler Berg), die Altbrunnquelle, die Mirabellquelle und die Residenzquelle neu gefasst, sowie die Kohlhuberquelle einbezogen, und in einen Sammelgrander geleitet, der das Wasser in einer 3 350 Meter langen Gusseisenrohrleitung zu dem neuen Reservoir auf dem Kapuzinerberg führte.

Saniert wurden auch das Gaisberg-Quellgebiet. Es wurde eine 5 080 m lange Gusseisenrohrleitung von der auf dem Gaisberg (Judenberg) in einem Reservoir gesammelten Quelle nach dem Reservoir auf dem Mönchsberg hergestellt.[17][18]

alte Trinkwasser-Hochbehälter auf dem Mönchsberg

Es begann mit dem ersten Trinkwasser-Hochbehälter auf dem Mönchsberg in den 1870er-Jahren. 1929 wurden neue Behälter geschaffen und schließlich der heutige zwischen 1948 und 1950.

Eine der größten Herausforderungen an die Wasserversorgung der Stadt Salzburg stellte der Winter 19281929. Anfang Dezember stellte sich plötzlich eine Frostperiode mit Temperaturen bis zu minus 32 °C ein. Für drei Monaten herrschte eine durchschnittliche Temperatur von minus 26 Grad Celsius und der Frost reichte bis 1,70 m ins Erdreich. Neben dem Rückgang des Wasserdurchflusses brachen auch noch zahlreiche Rohre, Hydranten wurden durch den Frost gesprengt. Die Rohrstränge von St. Josef in Nonntal bis zur Hellbrunner Kaserne, in der Nonnberggasse, der Nutzwasserleitung, die Gersbergleitung über die Karolinenbrücke, des Nonnbergs bis zum Hochbehälter auf dem Mönchsberg, auf dem Kapuzinerberg, und von der Ignaz-Harrer-Straße bis zur Stadtgrenze waren abgefroren. Trotz dieser Schwierigkeiten hielt die Wasserversorgung bis zum Eintritt des Tauwetters ohne besondere Schäden durch.[19]

Brauchwasserspeicher

1907 wurde zur Entlastung der Trinkwasserleitung eine eigene Brauchwasserleitung mit einem eigenen Hochbehälter auf dem Mönchsberg mit 1 000 Kubikmetern Inhalt in der Nähe der Bürgerwehr errichtet.[20]

Wasserturm auf dem Mönchsberg

Hauptartikel Amalie-Redlich-Turm

Der Wasserturm auf dem Mönchsberg wurde 18911892 vom Architekten Karl Demel im Auftrag des Bankiers Karl Leitner, der das Schloss Mönchstein erworben hatte, erbaut. Er beherbergt einen kleinen Wasserbehälter, das aus der gleichzeitig neu errichteten Gersbergwasserleitung gespeist wurde. Die Quelle auf dem Gersberg liegt wesentlich höher als jene in Fürstenbrunn, deren Druck nicht ausgereicht hat, um das Wasser in die Häuser am Mönchsberg zu pumpen.

Wasserknappheit und Wasseruhren

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts herrschte in der stetig wachsenden Stadt Salzburg Wassernot. In vielen Häusern war es damals üblich, das Wasser rinnen zu lassen, denn im Winter konnten dadurch die Wasserleitungen nicht einfrieren und im Sommer wurden die Häuser damit gekühlt. Auch gab es noch immer zahlreiche Haushalte, die keinen Wasserzins bezahlten.

1903 wurden Wassermesser (Wasseruhren) eingeführt, um der Wasserverschwendung entgegen zu treten und um sicherzustellen, dass jeder entsprechend seinem Verbrauch bezahlen muss. 1928 wurde durch die Errichtung des Grundwasserwerks in Glanegg und der Verbesserung der Fürstenbrunn-Wasserleitung ein weiterer Schritt zur zukünftigen Wasserversorgung der Stadt Salzburg gesetzt. Der planende Ingenieur Roßkothen hatte zwei Projekte insbesonders ins Auge gefasst: Die Heranleitung der Abtenauer Quellen aus dem Tennengebirge und die Verbesserung der Wassergewinnung aus der Fürstenbrunner Leitung mit gleichzeitiger Anlage eines Schöpfwerkes in Glanegg.[21]

Versorgung in Notzeiten und Desinfizierung mit Chlor

Beim ersten Bombenangriff 1944 wurden in der Altstadt auch große Teile des Wasserversorgungsnetzes zerstört und es wurde auch der kleine Hochbehälter am Mönchsberg getroffen. Die Bereiche Griesgasse und Getreidegasse standen lange Zeit im Wasser und die Schadstellen konnten aus Materialmangel nicht ausgebessert werden. Bis Kriegsende war eine Versorgung durch Tankwagen notwendig. Eine weitere Kriegsfolge war, dass zur Aufrechterhaltung der Wasserhygiene und als Prävention gegen Infektionskrankheiten auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung das Wasser ab 1945 mit Chlor desinfiziert wurde. Ein unangenehmer Geruch und Geschmack waren die Folge, die Beschwerden darüber häuften sich im Lauf der Jahre. Die von den Amerikanern vorgeschriebene Chlor-Dosis war allerdings weit übertrieben. Sie wurde sofort nach dem Abzug der Besatzung stark herabgesetzt.

Von 1961 bis um 1980 anstelle der Chlorierung eine Ozonanlage betrieben. Seit etwa 1980 wird das Wasser mit UV-Licht desinfiziert. Die Ozonanlage war damals nicht mehr zeitgemäß, die Geruchsbelästigung durch das sehr schädliche und gefährliche Gas auf dem Mönchsberg war zum Teil erheblich.

Trinkwasserversorgung heute

Nach 1990 wurde die direkte Zuleitung aus der Fürstenquelle aus hygienischen Gründen beendet. Das gesamte Wasser der Fürstenquelle wurde stattdessen im Bereich des Grundwasserwerks Glaneggs in tiefe Unterwasserhorizonte eingebracht, dadurch natürlich im Untergrund gereinigt und nach etwa 60 Tagen im Brunnfeld wieder gewonnen. Das Grundwasserwerk Glanegg befindet sich in der Flachgauer Marktgemeinde Grödig im Ortsteil Glanegg.

Wasserversorgung der Stadt Salzburg, Gesamtschema. Foto im Wassermuseum Mönchsberg durch Herbert Strobl

Aus dem Grundwasser dürfen bis zu 10,3 Mio. m³ Wasser pro Jahr gefördert werden.

Das Wasser kleinerer Quellen wird ebenfalls in das Rohrnetz eingespeist, wobei jeder einzelnen Quelle ein eigenes Versorgungsgebiet zugeordnet ist. Das Trinkwasser kommt dann in das engmaschige Verteilungsrohrnetz. In fast jeder Straße liegt eine Wasserleitung und bei jeder Straßenkreuzung sind diese Leitungen zu einem Netz verbunden.

Von den Versorgungsleitungen zweigen die einzelnen Hausanschlussleitungen ab. Die Salzburg AG verfügt derzeit (Stand 2019) insgesamt über acht Trinkwasserhochbehälter mit einem Gesamtspeichervolumen von rund 50 873 m³. Meist bleibt das Wasser dort nur einen Tag, bevor es an den Endverbraucher geht. Vier Pumpstationen fördern das Wasser aus der Hauptversorgungszone in höher gelegenen Siedlungsgebiete.

Sämtliche Trinkwasserspeicher und Pumpstationen werden von einer zentralen Schaltwarte im Lastverteiler Center Wasser in Bergheim aus überwacht und gesteuert. Für alle Grundwasserfelder und Quellen der Salzburg AG sind frühzeitig Wasserschutz- und Wasserschongebiete eingerichtet worden.

Es gibt heute auch 20 Trinkwasserbrunnen in der Stadt Salzburg.

Qualität des Trinkwassers

Das Trinkwasser der Stadt Salzburg hat eine besonders hohe Qualität und es muss nur im Ausnahmefall desinfiziert werden. Das Wasser aus den Grundwasserwerken und der Wasserschiene bedarf keiner Desinfizierung und wird im Naturzustand abgegeben. Aus hygienischen Gründen wird jedoch das Wasser der Quellen entkeimt. Dies erfolgt für die Tiefenbachquelle und für die Quellen am Heu- und Gersberg sowie in der Glasenbachklamm mit UV-Licht. 90 Prozent des gesamten Trinkwassers für die Stadt Salzburg kommt von den Grundwasserwerken in Glanegg, St. Leonhard und Taugl.

In diesen Gebieten unterliegen alle Maßnahmen einer strengen Überwachung und Regelung durch die Wasserrechtsbehörde. Durch intensive Inanspruchnahme aller im Wasserrechtsgesetz vorgesehenen Möglichkeiten und darüber weit hinausgehende Eigeninitiativen und Aufwendungen sorgt die Salzburg AG Center Wasser für einen wirkungsvollen, vorbeugenden Schutz.

Für den Notfall sind alle Brunnen und Quellen mit Strom unabhängigen Chlorgasanlagen zur Desinfektion ausgestattet. Die Salzburg AG hat ein eigenes, mit Mitarbeitern und Geräten sehr gut ausgestattetes chemisch-bakteriologisches Labor eingerichtet. 2 000 Wasserproben aus dem eigenen Netz werden pro Jahr bakteriologisch und 400 chemisch untersucht.

Grundwasserwerk St. Leonhard und die Hochbehälter Mönchsberg und Kapuzinerberg

1976 wurde beim Grundwasserwerk St. Leonhard in Grödig ein Horizontal-Filterbrunnen in Betrieb genommen. Mit ihm wird ein unabhängiges Wasservorkommen genutzt, das vom Grundwasser-Begleitstrom der Königsseeache gespeist wird. Zuvor waren die Quellfassungen Untersberg der Hauptwasserspender für die Stadt Salzburg.

Der heutige Hochbehälter Mönchsberg in der Nähe der Richterhöhe wurde 1948 bis 1950 errichtet und in den Jahren 1995 bis 1998 generalsaniert. Dieser Behälter fasst 25 000 Kubikmeter (= 25 000 000 Liter) Wasser. Die Wassertiefe beträgt 8,5 Meter. Die Hochbehälter im Mönchs- und im Kapuzinerberg werden mit Mischwasser aus den Grundwasserwerken Glanegg und St. Leonhard sowie gegebenenfalls aus der Wasserschiene gespeist.

Der Wasserverbund und sein Ausbau

1976 wurde der Wasserverband Salzburger Becken gegründet, in dem sich 21 Gemeinden und die Stadt Salzburg zusammenschloßen, um die Wasserversorgung für alle gemeinsam zu sichern. Auch das Land Salzburg trat diesem Verband bei.

1984 wurde als Notversorgung die sogenannte "Wasserschiene", eine Verbindungsleitung zwischen Salzburg und Hallein, errichtet. 2003 wurde die "Wasserschiene" von Hallein bis KuchlJadorf mit einer Länge von 4 157 Metern weiter ausgebaut. Im Anschluss daran wurde der Brunnen Taugl abgeteuft und ging am 1. April 2004, mit einem Konsens von 150 Liter pro Sekunde in Betrieb. Damit wurde eine gegenseitige Wasserlieferung möglich. Über Verbindungsleitungen der Wasserschiene kann Wasser aus dem Grundwasserwerk Gamp in die Versorgungsleitungen der Stadt Salzburg eingespeist und auch alle Verbandsgemeinden verteilt werden.

2004 wurde der Tiefbrunnen Taugl in Betrieb genommen und damit die gemeindeübergreifende Wasserversorgung gesichert. Gleichzeitig wird die Wasserschiene ausgebaut. 2003 wurde Obertrum am See angeschlossen, 2011 Bürmoos und 2013 Seeham.

Zehn Prozent kommt aus kleineren Quellen- und Quellgruppen, das mit UV-Licht desinfiziert wird. Mineralien Kalzium und Magnesium machen den Härtegrad des Wassers aus. Dieser ändert sich im Stadtgebiet je nach Herkunft des Wassers und der Tageszeit geringfügig. Das Salzburger Trinkwasser hat gemäß dem Wasserhärteplan[22] im Durchschnitt 9,5–10 Deutsche Härtegrade.[23]

Projekte

Projekte Fuschlsee und Taugl

Trinkwasser für Salzburg von der Taugl oder aus dem Fuschlsee (1957)

Mitte der 1950er-Jahre gab es das Projekt, das Wasser des Fuschlsees für das Trinkwasser der Stadt Salzburg zu nützen. Zugleich stand damals schon das Grundwasservorkommen der Taugl bei Jadorf zur Diskussion, dessen Nutzung erst einige Jahrzehnte später verwirklicht werden wird.

Wassermuseum Mönchsberg

Hauptartikel Wasser.Spiegel

Neben dem großen Hochbehälter Mönchsberg von 1948 liegt der ältere, kleine und stillgelegte Hochbehälter Mönchsberg von 1875. Seit 2008 ist dort das Museum Wasser.Spiegel untergebracht, das 1998 gegründet wurde und sich früher am Sitz der Stadtwerke befand.

Das Wassermuseum zeigt die Entwicklung der Wasserversorgung der Stadt Salzburg von damals bis heute, präsentiert ihre Technik und erklärt anhand von ausgewählten Ausstellungsstücken, Plänen und Skizzen viele Details von historischen und aktuellen Bauwerken, Projekten, Leitungen, Brunnen, Hydranten u. a. und informiert über ihre Funktionsweise und Wartung.

Literatur

Bildlink

Quellen

Österreichischer Städteatlas Salzburg → bezüglich Aktualität siehe Diskussion:Österreichischer Städteatlas Salzburg

Einzelnachweise

  1. Quelle dieser Bezeichung www.sozialministerium.at, abgefragt am 7. Mai 2019
  2. Franz Valentin Zillner: Geschichte der Stadt Salzburg, I. Buch, Seite 158
  3. materielle und immaterielle Vermögen eines Staates oder einer Körperschaft, ein heute üblicherer Begriff hierfür ist Fiskus.
  4. ANNO, Salzburger Zeitung, 22. Juli 1869, Seite 1
  5. ANNO, Salzburger Zeitung, 16. November 1869, Seite 3
  6. salzburg-geschichte-kultur.at/Mappe-ueber-die-Brunnen-und-Canal-Leitungen, Grenier, 1816
  7. www.salzburgerland.com
  8. ANNO, Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 6. April 1866, Seite 3
  9. ANNO, Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 11. November 1868, Seite 3
  10. ANNO, Salzburger Zeitung, Ausgabe vom 17. Februar 1866, Seite 3
  11. anno.onb.ac.at/1871
  12. anno.onb.ac.at/1873
  13. anno.onb.ac.at/1884/Frankfurter Wasserwerksgesellschaft → Direktor P. Schmick
  14. anno.onb.ac.at/1894
  15. anno.onb.ac.at/1875
  16. anno.onb.ac.at/1889
  17. Friedrich Leitich, Salzburger Stadtwerke: Geschichte der städtischen Versorgungs- und Verkehrsbetriebe, 1990, Seite 430
  18. ANNO, Salzburger Volksblatt, 27. August 1898, Seite 2
  19. Quelle ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 29. Oktober 1934, Seite 8
  20. anno.onb.ac.at/Salzburger Wacht, 16. April 1932
  21. ANNO, Salzburger Wacht, 23. Oktober 1928
  22. Wasserhärte Stadt Salzburg
  23. www.salzburg-ag.at/wasser/wasserqualitaet