Almkanal

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Wehr an der Königsseeache am Beginn des Almkanales in Hangendenstein.
Almkanalverlauf nahe der Talstation der Untersbergseilbahn in Grödig.
Der Almkanal in Grödig-Eichet.
Almkanal in Gneis.
Almkanalwehr in Salzburg-Gneis für die Praxmayermühle.
Der Almkanal im Bereich Schloss Leopoldskron.
Rechts neben dem Leopoldskroner Weiher fließt der Almkanal.
Die Schleuse in der Brunnhausgasse.
Der Stiftsarm des Almkanals in der Riedenburg.
Der Gamperarm wurde auf dem Universitätsplatz freigelegt.

Der Almkanal stellt eine der interessantesten technischen Meisterleistungen der Vergangenheit in der Wasserversorgung der Stadt Salzburg dar.

Einleitung

Sein Stiftsarmabschnitt durch den Mönchsberg ist das älteste mittelalterliche Stollensystem Mitteleuropas und steht heute unter Denkmalschutz. Das Wasser des Almkanals diente früher zur Versorgung der Stadt mit Nutz-, Trink- und Löschwasser sowie dem Mühlenbetrieb. Heute werden mit dem Wasser noch einige Kraftwerke betrieben. Alle seine Arme münden in die Salzach.

Verlauf

Im äußersten Süden der Flachgauer Marktgemeinde Grödig, bei Hangendenstein-Pass, unmittelbar nach der deutsch-österreichischen Grenze, wird der Almkanal von der Königsseeache abgeleitet.[1] Er verläuft durch Grödig nach Norden durch dessen Ortsteil Eichet, durch den Salzburger Stadtteil Gneis, östlich der Eichethofsiedlung und westlich des Kommunalfriedhofs, in früheren Zeiten an zahlreichen, heute nur mehr wenigen Mühlen vorbei, östlich des Leopoldskroner Weihers, wo er sich beim Kraftwerk Pulvermühle in den Sinnhub- und den Stiftsarm gabelt.

Die Verläufe des Almkanals in den inneren Stadtteilen Salzburgs

Im St.-Peter-Bezirk teilt sich der Stiftsarm im Bereich der Stiftsbäckerei (von Süden nach Norden) weiter auf:

und in

sowie in

Heute sind in der Altstadt an folgenden Stellen Almkanal-Zweige zu sehen:

Geschichte

Anfänge

Die Anfänge des Almkanals reichen in das 8. Jahrhundert zurück. Das ältestes Teilstück, der Mühlgraben, führte damals schon bis nach Mülln, wo das Wasser Mühlen antrieb und diese dem damaligen Dorf und heutigen Stadtteil Mülln seinen Namen gab.

Zunächst bezog der Almkanal sein Wasser nur aus bestehenden Bächen im Gebiet des Leopoldskroner Moores. Ab 1160 wurde Wasser von diesem Moor in den nahe vorbei fließenden Rosittenbach über Rohre geleitet.

Salzburg besaß im frühen Mittelalter innerhalb der Stadtmauern auch Felder, z. B. zwischen Klausentor und Gstättentor, sowie den Frauengarten. Diese mussten bewässert werden, aber auch die wachsende Bevölkerung brauchte mehr Wasser. Das waren neben dem Stadtbrand 1127 die Überlegungen, die zum Bau eines Stollens durch den natürlichen Schutzwall der Stadtberge führten.

An der schmalsten Stelle zwischen Festungsberg und Mönchsberg ließen die beiden Bauherren, das Domkapitel und das Stift St. Peter, unter Erzbischof Konrad I. in den Jahren 1137 bis 1143 den 400 m langen Stiftsarmstollen durch den Berg schlagen.

Erst 1286 wurde mit der Genehmigung Kuno von Gutrats zum Bau eines fünf Kilometer langen Durchstichkanals vom Rosittenbach durch den Wald von Kattenau (Gartenau) bis zur Königsseeache – auch Alm oder Almfluss genannt – begonnen. Damit gelang eine für die weitere Stadtentwicklung entscheidende Verbesserung der Wasserversorgung. Die dazu notwendigen Wehranlagen führten jedoch in Folge zu Überschwemmungen, weshalb die Abzweigung etwas flussaufwärts nach Hangendenstein-Pass verlegt wurde, wo sie sich noch heute befindet.

Mitte des 14. Jahrhunderts gestattete Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz den Bürgern der Stadt Salzburg, für ihren Wasserbedarf im nördlichen Stadtbereich einen zweiten Stollen durch den Mönchsberg zu schlagen, den Neutorarm. Am Stollenausgang, heute etwa bei der Pferdeschwemme, nutzten das Bürgerspital St. Blasius‎‎, zahlreiche Mühlen, Walken, Schleifereien, Schmieden und Sägen, sowie das Städtische Brunnhaus die Wasserkraft. Rund um das Gstättentor entwickelte sich ein Zentrum des städtischen Gewerbes.

Ende des Mittelalters

Das 1548 erbaute Brunnhaus, ein mit Almwasser betriebenes Grundwasserhebewerk, versorgte zahlreiche Stadthäuser und Brunnen sogar am gegenüberliegenden Salzachufer. Zusätzlich lieferten vom Stiftsarmstollen ausgehende hölzerne Almbrunnleitungen an über 80 Ausläufen Wasser für Brunnen, Waschhäuser, Bäder, Pferdeschwemmen und Fischkalter. Das 1664 am Südhang des Festungsberges errichtete Wasserpumpwerk des Erzbischöflichen Brunnhauses förderte das Wasser mit hohem Druck Wasser für die Fontäne des Residenzbrunnens und für die höher gelegenen Häuser im Nonntal und im Kaiviertel.

Es gab nun schon vier Arme des Almkanals, die die Altstadtd durchflossen. Die Stadt wurde einmal die Woche durch gestautes Almkanalwasser "gereinigt" (was bis ins 19. Jahrhundert üblich war) und um den Ausbruch von Seuchen zu erschweren siedelte Fürsterzbischof Wolf Dietrich die städtischen Fleischbänke "am Gries" (heute Ferdinand-Hanusch-Platz) an.

Ab 1566 erklärte sich die Erzbischöfliche Kammer als dritter "Almherr" neben dem Stift St. Peter und dem Domkapitel bereit, ein Drittel der Erhaltungskosten des Kanalsystems zu bestreiten, da die groß angelegten bischöflichen Fischteiche Leopoldskroner Weiher und Glanegger Geiselweiher und der Ausbau neuer Wasserleitungen zu den Residenzgebäuden zu einem erheblichen Anwachsen des Wasserbedarfes und des Instandhaltungsaufwands geführt hatten.

Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert entwickelte sich der Almkanal immer mehr zur Lebensader für Gewerbe und Fabriken innerhalb und außerhalb der Stadt. Der Köckablass im Thumegger-Bezirk lieferte zusätzliches Triebwasser für die Mühlen am Hellbrunnerbach. Über den Kreuzbrücklbach und den Ganshofbach wurde in Maxglan die Wasserführung des Glan- und Glanmühlbachs aufgebessert. Mühlen, Sägen, Walken, Schleifereien, Polierwerke, Kugelmühlen, Schmieden, Hammerwerke, Wasserpumpwerke, Bleiweiß- und Lederfabriken, Gewürz- und Lehmstampfe, Pulver- und Malzmühlen, Brauereien und Feigenkaffeefabriken wurden betrieben, zahlreiche Teiche für die Eisgewinnung (siehe Bierkühlung) wurden angelegt. Grödig war Zentrum der Eisenverarbeitung und der Zementindustrie.

Neuzeit

Im Zuge der Säkularisierung übernahm der Staat 1803 von den drei kirchlichen Almherrnhöfen auch die Verwaltung und Erhaltungspflicht für das Kanalsystem. Zur wirtschaftlichen Blütezeit des Almkanales wurden Ende des 19. Jahrhunderts 63 Werke mit über 100 Wasserrädern und einer Gesamtleistung von nahezu 2 000 PS sowie 353 sonstige Wasserrechte registriert.

Der Erste Weltkrieg und die darauf folgende Wirtschaftskrise, aber auch der Ausbau des Stromnetzes führten zur Stilllegung vieler Anlagen und zum fortschreitenden Verfall des Kanalsystems. 1937 zog sich der Staat als Almkanalbetreiber zurück und bestimmte mit einem speziellen Bundesgesetz die Wasserwerksgenossenschaft Almhauptkanal, die Wasserwerksgenossenschaft Stiftsarm und die Stadt Salzburg für den Neutorarm zu den neuen Erhaltungsträgern. Mit der technischen Leitung des Gesamtsystems wurde ein "Almmeister" betraut. Aber auch diese Konstellation konnte den langsamen Verfall des Kanalsystems nach dem Zweiten Weltkrieg nicht entscheidend aufhalten.

Seit 1970

Um 1970 waren die in der Regel hölzernen Uferbeschlachtungen des Kanalsystem bereits stark angefault, und der Boden durch Anlandungen ungleichmäßig hoch geworden, sodass die Wasserführung verringert werden musste und sich bestehende Betriebe am Almkanal in ihrem Bestand gefährdet sahen. Wasseraustritte und Überflutungen, besonders in aufgedämmten Kanalabschnitten, waren an der Tagesordnung. Angesichts einer Uferlänge des Almhauptkanales von rund zwei mal zwölf Kilometern reichten die bescheidenen Genossenschaftsmittel nicht einmal für die notwendigsten Reparaturen der Uferverbauungen aus. Kurz vor einer drohenden endgültigen Auflassung und der angedachten Zuschüttung der Kanäle fiel 1979 nach langwierigen Verhandlungen die Entscheidung für eine aus öffentlichen Mitteln geförderte Generalsanierung. So konnte glücklicherweise der Fortbestand des Salzburger Almkanals, eines in Mitteleuropa einzigartigen Kulturdenkmals historischer Wasserbaukunst, gesichert werden.

Zuletzt kam es am 7. und am 26. Jänner 1985 durch eine längere Winterliche Kälteperiode zu einem Eisstau bei Eichet, der von der Freiwilligen Feuerwehr Gnigl gemeistert wurde.

Im Frühjahr 2011 wurde im Gebiet von Gneis eine künstliche Almkanal-Welle für Wassersportfreunde des Wellenreitens um 30.000 Euro[2] eingerichtet und bietet seither Gelegenheit zum Riversurfen.

Daten

Der Almkanal erreicht von Hangendenstein-Pass eine Länge von 11,8 km, bevor er in Mülln die Salzach erreicht. Die Gesamtlänge des Almnetzes beläuft sich auf 18 km. Das Gesamtgefälle auf dieser Strecke beträgt 45 m, die durchschnittliche Neigung 1–3,5 ‰, der Hauptkanal führt etwa 5,5 m³/sek., womit sich eine theoretische Leistung von 3 342 Roh-PS ergäbe. Der Hauptkanal hat einen Rechteckquerschnitt von 1,5–1,5 m × 5 m.

Der Almkanal versorgt auch sechs Teiche mit einer Fläche von 130 000 m² mit Wasser.

Besichtigungstipp

Geht links von der Talstation der Festungsbahn auf die Festung Hohensalzburg in das Schmuckgeschäft ganz nach hinten durch kann man den Austritt des Stiftsarms aus dem Berg sehen und eine kleine Ausstellung informiert recht anschaulich rund um den Almkanal.

Almabkehr

Hauptartikel Almabkehr

Alljährlich wird der Almkanal für einige Tage im September wasserlos, damit er gereinigt und Schäden repariert werden können.

Kraftwerke am Almkanal

Hauptartikel Kraftwerke am Almkanal

Insgesamt liegen 18 Kraftwerke am Almkanal. Die Stromerzeugung dient zur Eigenversorgung und Einspeisung ins öffentliche Netz. Die Jahreserzeugung entspricht dem Stromverbrauch von 2 400 Haushalten. Damit kann die Verbrennung von 2,8 Mill. Litern Heizöl oder 6 000 Tonnen CO2 ersetzt werden.

Fauna und Flora

Kopfweiden am Almkanal

Hauptartikel Europaschutzgebiet Almkanal

Am Hauptarm des Almkanales in der Riedenburg und in Gneis befindet sich der einzige alte Kopfweidenbestand des Landes Salzburgs, der mit seinen über 500 Bäumen auch in Österreich und dem angrenzenden südbayrischen Raum einzigartig ist. In der kulturellen Tradition lässt sich dieser Kopfweidenbestand bis ins Mittelalter zurückverfolgen.

Problem Graugänse

Siehe Graugans

Die stark steigende Population von Graugänsen um 2020 führte zu stark verschmutzten und abgefressenen Feldern entlang des Almkanals sowie zu täglich zu reinigenden Geh- und Radwegen.

Siehe auch

Bilder

 Almkanal – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
 Almkanal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Literatur

Quellen

  • Salzburgwiki-Beiträge

Einzelnachweise

  1. Siehe SAGIS sowie www.openstreetmap.org
  2. Quelle Salzburger Nachrichten, April 2011
  3. www.ris.bka.gv.at/Geltende Fassung