Salzburger Volksblatt

Das Salzburger Volksblatt war über hundert Jahre eine national-liberale Tageszeitung in der Stadt Salzburg, später dann als FPÖ Parteizeitung noch eine Wochenzeitung.
Geschichte
1870 bis 1979
Die Geschichte des Blattes beginnt am 29. Dezember 1870, als der Stuttgarter Reinhold Kiesel in der Keyl'sche Buchdruckerei (aus der später das Salzburger Verlagshaus Kiesel wird) die erste Probenummer der Tageszeitung druckt. Am 14. Mai 1872 veröffentlicht Kiesel ein Inserat in seiner eigenen Zeitung, dass er Zeitung und Druckerei an ein Konsortium unter der Führung von Gustav Trauner verkauft habe. Zwei Jahre später kauft er sie wieder zurück. Die Zeitung erscheint wieder dreimal wöchentlich (Dienstag, Donnerstag, Samstag) und wird erst am 1. Jänner 1882 endgültig in eine echte Tageszeitung umgewandelt. Eine andere Quelle[1] schreibt, dass das Salzburger Volksblatt bereits mit 2. Jänner 1873 zum Tagblatt wurde.
1893 bekommt die Redaktion des Volksblatts den ersten Telefonanschluss Salzburgs. Es dauert fast zwanzig Jahre, bis das Volksblatt für seinen Eigentümer endlich einen Gewinn abwirft. Als Reinhold Kiesel am 2. November 1897 stirbt, übernimmt seine Witwe Marie das Unternehmen. Am 2. Juli 1909 gehen dann die Eigentumsrechte an ihre drei Schwiegersöhne Hans Glaser senior, Engelbert Buchroithner und Josef Rutzinger über. Mit der Übernahme ging die liberale Blattlinie etwas zurück und die deutschnationale Grundhaltung wurde verstärkt. Überraschend ist, dass der weitverbreitete Antisemitismus im Blatt keinen Widerhall fand. Noch 1913 schrieb der Rabbiner Adolf Altmann einen Artikel gegen die Ritualmordlüge und gegen die Pogrome in Rußland. Erst 1918 schwenkte die Zeitung auf einen antisemitischen Kurs ein.
Während des Ersten Weltkrieges erschien zusätzlich auch noch siebenmal wöchentlich eine Mittagsausgabe die wenig später unter dem Titel Neueste Nachrichten in eine Morgenausgabe umgewandelt wurde.
Am 25. November 1924 übersiedelte die Redaktion in das neue Kieselgebäude an der Rainerstraße. Bis zum Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Volksblatt zur führenden Zeitung der Stadt Salzburg. Nach der Ausschaltung des österreichischen Parlaments im März 1933 stand das Volksblatt aber bald unter verschärfter Vorlagepflicht und wurde regelmäßig am Erscheinen gehindert.
Im November 1942 wurde es mit der Salzburger Landeszeitung zur Salzburger Zeitung vereinigt. Anders als bei den anderen Zeitungsgründungen der Nachkriegszeit dauert es beim Volksblatt wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit der Eigentümerfamilie Glaser fünf Jahre länger, bis das Blatt wieder auf den Markt kommt. Am 15. Juni 1950 erscheint das Salzburger Volksblatt wieder unter seinem eigentlichen Namen.
1950 erschien die Erzählung von Thomas Bernhard "Das rote Licht" erscheint im Salzburger Volksblatt als seine erste literarische Veröffentlichung unter dem Pseudonym Thomas Fabian.[2]
Zwar gelingt es dem Volksblatt in den Anfangsjahren einen national-freiheitlichen Leserkreis zu gewinnen, die wirtschaftlichen Erfolge der Zwischenkriegszeit bleiben jedoch unerreicht.
Am 13. April 1976 kaufte die eigens dafür gegründete Salzburger Beteiligungsges.m.b.H (SABEG) unter Führung der GZB und der Raiffeisengruppe der Besitzerfamilie Glaser 51 Prozent der Anteile ab, um sich im Jahr darauf auch die verbliebenen 49 Prozent zu sichern. Im November 1976 wurde der Salzburger Publizist Gerd Bacher Generaldirektor des Salzburger Verlagshauses Kiesel und 1978 Helmut Mödlhammer Chefredakteur des Salzburger Volksblattes, das allerdings aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten am 14. April 1979 sein Erscheinen einstellen musste.
Quellenmäßig nicht belegt ist eine Eintragung im Internet, dass das Salzburger Volksblatt 1991 endgültig eingestellt wurde.
FPÖ-Parteizeitung
Im Mai 1984 wurde die FPÖ - Freiheitliche Medienbetriebsges. m. b. H., die zu 100 Prozent der FPÖ gehört, gegründet. Ab 1985 brachte sie das Salzburger Volksblatt zunächst als Wochenzeitung heraus. Im Dezember 1988 trennte sich die FPÖ wieder vom Volksblatt und verkaufte im Jänner 1989 die FPÖ - Freiheitliche Medienbetriebsges. m. b. H. um einen Schilling an den Wiederbegründer der Zeitung, Dr. Bernhard Hütter. Die Gesellschaft wurde in Salzburger Volksblatt Medienbetriebsges. m. b. H. umbenannt mit Alleingesellschafter Dr. Bernhard Hütter. Die Zeitung erschien zweimal wöchentlich.
Chefredakteure
- Reinhold Kiesel (1871–1872)
- Johannes Emmer (1872–1874)
- Reinhold Kiesel (1874–1897)
- Rudolf Freisauff von Neudegg (1897–1916)
- Thomas Mayrhofer (1916–1934)
- Reinhold Glaser (1934–1942)
- Hans Menzel (1950–1977)
- Ernst Wachalovsky (1977–1978)
- Helmut Mödlhammer (1978–1979)
Weitere Druckwerke
- Bergland-Magazin
Literatur
Gerlinde Neureiter: Die Geschichte des "Salzburger Volksblattes" von 1870 bis 1942. Salzburg 1985. Universität Salzburg, geisteswissenschaftliche Dissertation
Weblink
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 18. Juli 1930: "60 Jahre Salzburger Volksblatt"
Quellen
- Muzik, Peter: Die Zeitungsmacher, Verlag Orac 1984, ISBN 3-85368-976-0
- Jakob, Waltraud: Salzburger Zeitungsgeschichte, Salzburg Dokumentationen, Band 39, Landespressebüro 1979
- Ernst Hanisch: Die Salzburger Presse in der Ersten Republik 1918-1938 S.3
- Medien in Salzburg, Almanach Landespressebüro '84–'89, erschienen in der Schriftenreihe des Landespressebüros, Juli 1989
- zdb-katalog.de
Einzelnachweise
- ↑ Quelle ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 2. Jänner 1925, Seite 4
- ↑ thomasbernhard.at