Schwarzstraße 24
Das Gebäude Schwarzstraße 24 ist ein historisches Gebäude in der rechtsufrigen Altstadt der Stadt Salzburg.
Allgemeine Beschreibung
Das Gebäude befindet sich an der Schwarzstraße zwischen dem Mozarteum und dem Salzburger Landestheater. Heute wird das Gebäude Hannibal-Trakt genannt[1] und zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt.
Geschichte
Das Gebäude als Hotel Mirabell
Im Jahr 1893 hatte die Arco-Zinnebergische Brauerei Kaltenhausen zwischen der damaligen Villa Lasser (an deren Stelle heute das Mozarteum steht) und dem damaligen Stadttheater (dem heutigen Salzburger Landestheater) ein "Restaurations- und Saalgebäude" errichtet, dessen Architekt Carl Demel und dessen Baumeister Valentin Ceconi waren.
Am 8. April 1895 hielt der Thalgauer Unternehmer Nicolaus Gaertner im Hotel einen Vortrag über Zinn und dessen Bedeutung.[2]
Das Saalgebäude wurde im Jahr 1897 zum "Hotel Mirabell" umgewandelt, das bis Ende der 1920er-Jahre mehrere prominente Gäste beherbergte.
Am 1. April 1924 verkaufte der damalige Besitzer Franz Mayr das Hotel an Anna Wenger, die zuvor bereits das Hotel Stein geführt hatte.[3]
Am 4. März 1925 veranstaltete der Salzburger Athletiksport-Klub 1914 ein Frühlingskränzchen in den Sälen des Hotels Mirabell unter dem Ehrenschutz seiner Ehrenmitglieder Kommerzialrat Heinrich Kiener und Friedrich Baron von Mayr-Melnhof.
1926 übernahm Richard Petschacher den Betrieb.
Der Schriftsteller James Joyce logierte während seines fünf Wochen dauernden Salzburg-Aufenthaltes im Sommer 1928 im Hotel Mirabell.
Am 14. April 1929 fand im Hotel Mirabell die vom Österreichischen Flugtechnischen Verein veranstaltete Flug- und Funkausstellung statt. Dabei wurde das erste in Salzburg von Tischlermeister Leopold Preimesberger gebaute Zögling-Segelflugzeug auf den Namen «Hansl» getauft.[4]
Kauf durch die Stiftung Mozarteum
In seiner Ausgabe vom 2. August 1928 schreibt die "Salzburger Chronik":[5]
Die Zukunft des Hotels Mirabell. Der Besitzer des Hotels Mirabell, Brauereibesitzer Sigl in Obertrum, ist seit längerem bemüht, das Hotel zu verkaufen, da eine Rentabilität des Betriebes bei der dermaligen Situation kaum in Frage kommt. Eine baldige Aenderung wird schon aus dem Grunde angestrebt, da der derzeitige Pachtvertrag mit Kommerzialrat Anton Kiener am 1. Oktober abläuft. Die vor etwa zwei Monaten mit der sozialdemokratischen Partei geführten Verhandlungen zeitigten kein Ergebnis und die Partei erklärte sich nach Prüfung der gegebenen Sachlage am Ankauf als nicht interessiert. Wie das "Salzburger Volksblatt" gerüchteweise berichtet, steht nun das Salzburger Mozarteum wegen eines Ankaufes des Hotels in Unterhandlungen. Der Komplex ist für das Mozarteum in erster Linie für den Fall einer möglichen räumlichen Erweiterung des Institutes von Interesse. Im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden knappen Geldmittel muß aber auch die Durchführung dieses Planes vor erst noch in Frage gestellt bleiben.
Im Jahr 1929 erfolgte der von der Stiftung Mozarteum seit 1918 geplante Erwerb des Hotel Mirabells. Das heruntergekommene Hotel wurde 1930 einer gründlichen Renovierung unterzogen, bevor es unter der Leitung von Ferdinand Kasznar neu eröffnet wurde.[6]
Spielcasino
Zwischen 1934 und 1938 wurde das Gebäude an das lokale Spielcasino vermietet.
Im Jahr 1938 übernahm der Pächter Hans Zitter das gesamte Haus, in dem zwischen 1938 und 1945 "gesellschaftliche Veranstaltungen" stattfanden. Es wurden Dach und Heizung repariert und die Südseite durch einen Erweiterungsanbau mit dem Salzburger Landestheater verbunden, welches zudem im dritten Stock Räume mietete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude für diverse Betreungseinrichtungen amerikanischer Soldaten ("Rotes Kreuz") genutzt, wodurch die Innenausstattung große Schäden erlitt. Kurz zuvor wurde das Pachtverhältnis mit Hans Zitter und das Untermietverhältnis des Salzburger Landestheaters beendet.
Im Jahr 1955 wurde das Gebäude bis 1968 erneut an das Spielcasino Salzburg vermietet, das nach zwei weiteren Standorten endgültig 1993 in das Schloss Kleßheim übersiedelte (welches gleichfalls mit James Joyces Salzburg-Aufenthalt verbunden ist).
Seit 1968 fanden im Gebäude unter anderem der Schul-, Konzert- und Kursbetrieb des Mozarteums statt.
Salzburgs kleinstes Festspielhaus
Die Salzburger Marionetten beziehen nach 58 Jahren ein eigenes Haus schrieb Gottfried Kraus als Titel seiner ganzseitigen Reportage in den Salzburger Nachrichten am 10. Juli 1971. Im Jahr 1970 wurde das Gebäude zur Spielstätte des Salzburger Marionettentheaters umgebaut, wobei der ehemalige Speisesaal des Hotels Mirabell zum Zuschauerraum mit Bühne umfunktioniert wurde. Die Eröffnung fand am 11. Juli 1971 statt. Aber auch die Salzburger Kammerspiele, die bis dahin das Kongresshaus Salzburg nutzten, fanden hier eine neue Heimststätte. Mit einer Matinee am Freitag, den 1. Oktober 1971 wurden die Salzburger Kammerspiele mit "Change" von Wolfgang Bauer eröffnet.
135 Plätze in den Kammerspielen und 360 Plätze im Marionettentheater standen nun zur Verfügung. Während der Wintermonaten, wenn das Marionettentheater pausierte und auf Tournee ging, nutzten das Mozarteumorchester Salzburg den Saal für Proben. Einziger Wermuttropfen des neuen Umbaus war, dass sich Kammerspiele und Marionettentheater die Garderobe für Besucher teilen mussten und daher nur tageweise abwechseln spielen konnten. In den Räumen des ehemaligen Hotels fanden auch Studienräume und Bibliothek der (damals) Hochschule Mozarteum Platz.
Der Umbau war vom Salzburger Architekten Prof. Helmut Sylvester Keidel geplant und ausgeführt worden. Die Kosten beliefen sich auf zehn Millionen Schilling (~ 726.700 Euro).
Ab 2021 wird das Gebäude umgebaut.
Anekdoten
In Fred Raymonds (* 20. April 1900; † 10. Jänner 1954) wiederholt und prominent verfilmter Erfolgsoperette "Saison in Salzburg" (Salzburger Nockerl) lautet eine Rolle: "Mehlspeiseköchin im Hotel »Mirabell«".
Der Maler Karl Mell hatte um 1895 eine Zeichnung des Hotels Mirabell angefertigt, von der sich ein ausgeschnittener und auf Trägerpapier aufgeklebter Farbdruck aus einer zeitgenössischen Illustrierten im Salzburg Museum befindet.
1932 fand die Preisverleihung für die Sieger des Gaisbergrennens im Hotel Mirabell statt: ... ein mächtiger Gabentisch war mit prächtigen Ehrenpreisen bedeckt [...] Für die Sieger waren überdies mächtige Lorbeerkränze bereitgestellt. Es herrschte die freudigste Stimmung, alle Mühen der schweren Trainingstage[7] und des Renntages waren vergessen, und man befand sich in einer Atmosphäre vollster Zufriedenheit über die so vorbildlich organisiert gewesene internationale Veranstaltung... Der Präsident des Salzburger Automobil Clubs, Baron Franz Preuschen hielt die Rede.[8]
Weblinks
- Andreas Weigel: James Joyce: Spurensuche in Salzburg (Salzburger Nachrichten, 16. Juni 2007)
- Das Salzburger Marionettentheater Mozart am unsichtbaren Faden
- Offizielle Homepage des Salzburger Marionettentheater
Quellen
- Broschüre des "Salzburger Marionettentheaters", Salzburg 2005, Seite 15 und 32
- Bauakten zu dem Gebäude Schwarzstraße 24 im Mozart-Archiv der Internationalen Stiftung Mozarteum
- Andreas Weigel James Joyces Aufenthalte in Österreich, Innsbruck (1928), Salzburg (1928) und Feldkirch (1915, 1932); Michael Ritter (Hrsg.) praesent 2006. Das österreichische Literaturjahrbuch. Das literarische Geschehen in Österreich von Juli 2004 bis Juni 2005, Seiten 93–105, Wien: präsens 2006, Seite 100 ff
- www.sn.at, Archiv der Salzburger Nachrichten, Ausgabe vom 10. Juli 1971
Einzelnachweise
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 18. Mai 2020
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 6. April 1895, Seite 3
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 1. April 1924, Seite 8
- ↑
- Leitich, Friedrich: Städt. Flugplatz Salzburg Airport 60 Jahre, 1986, Verlag Alfred Winter, ISBN-3-85380-052-1
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 2. August 1928, Seite 5
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 10. Juni 1930, Seite 6
- ↑ es regnete sehr stark, fast ohne Unterbrechung
- ↑ Quelle Allgemeine Automobil Zeitung, 1938, Nummer 8
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