Straßenverkehr (Geschichte)

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strassen und Gebirgs-Karte zur Reise von Wien durch Österreich, Salzburg, Kärnthen, Steyermark und Tyrol bis München / entworfen & bearbeitet von R. A. Schulz, Artaria Co. Österreich Topographische Karte (vor 1850).

In diesem Beitrag soll die geschichtliche Entwicklung des Straßenverkehrs in Stadt und Land Salzburg dokumentiert werden.

Geschichte

Die Anfänge

Das erste Automobil im Lungau um 1909.

Die erste Straßenverordnung im Herzogtum Salzburg wurde 1879 erlassen. Der Beginn der Motorisierung in Salzburg war dann mit dem Auftauchen des ersten Motorwagens am 11. September 1895. Gesteuert wurde der fünf-PS-Wagen vom böhmischen Textilindustriellen Theodor von Liebig aus Reichenberg. Zusammen mit seinem Beifahrer Strantzky waren sie mehrere Wochen in Deutschland und Frankreich unterwegs gewesen, bevor sie in Salzburg ihr Auto per "Eilgut" bei der Bahn nach Reichenberg aufgaben und selbst mit dem Schnellzug heimreisten.

Der erste Salzburger, der einen Motorwagen besaß, war Baron Richard Schwarz. 1898 kaufte er sich einen "Benz-Comfortable", der es auf 3,5 PS (!) Leistung bei 600 Umdrehungen pro Minute und drei Vorwärtsgängen brachte. Erst 1901 kaufte sich Kunibert Graf Lamberg als zweiter Salzburger einen Serpollet-Dampfwagen. Dieser mit Petroleum über zwölf Brenner betriebene Wagen brachte vier PS bei 500 Umdrehungen pro Minute an Leistung.

Großes Aufsehen erregte dann die erste größere Rennveranstaltung, das Straßenrennen Salzburg - Wien am 1. und 2. Juni 1900. König Leopold II. von Belgien war der nächste "Aufreger", als dieser 1901 in waghalsiger Fahrt zur Kur ins Gasteinertal mit eigenem Auto reiste. Vom Salzach- ins Gasteinertal mussten Pferde allerdings vorgespannt werden. 1902 war dann die Stadt Salzburg ein Etappenziel des Fernstreckenrennens Paris - Wien.

Und wie sah die "Verkehrsdichte" seinerzeit aus? Am 1. April 1907 zählte man in Salzburg 13 Automobile und 43 Motorräder. Eine Zählstelle in Tweng registrierte im selben Jahr 89 Fahrzeuge, die den Radstädter Tauern passierten.

Die ersten Unfälle

Bald wurde es enger auf den Straßen in der Stadt Salzburg: die Rote Elektrische, Pferdedroschken, Radfahrer und Fußgänger mussten sich die teilweise noch engen Fahrbahnen teilen. So dauerte es auch nicht lange, es war 1901, als Baron Richard Schwarz von der Staatsbrücke kommend den Rudolfskai hinunter rollte und die Bulldogge des Tandlers und Hundezüchters Wallner aus der Klampferergasse rannte, nach den Rädern schnappte und dabei von diesen überrollt wurde. Sie blieb jedoch unversehrt und lebte noch einige Jahre.

Einen nicht lokalisierten Zwischenfall soll es allerdings bereits schon 1899 gegeben haben. Dr. Richard Ritter von Stern war mit seinem Leon Bollée-Wagen in einen kleinen Unfall verwickelt gewesen und ließ in Salzburg in der Wagner- und Sattler-Werkstätte Fortunati in der Griesgasse den Schaden durch seinen ständig mitfahrenden Mechaniker Lambert Herz reparieren.

Der erste Unfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich am 4. September 1904. Karl von Baron Erlanger aus Nieder-Igelsheim am Rhein fuhr im Automobil des Barons Haymerle mit dem Chauffeur Ferdinand Otto, der von der Elisabethstraße kommend scharf nach links in die heutige Rainerstraße einbog. Dabei krachte er in die eben vorbei kommende Dampftramway. Der Baron erlag seinen schweren Verletzungen.[1]

Die Straßenverhältnisse

Bis in die 1920er-Jahre hinein waren die Straßen in mehr oder weniger sehr desolatem Zustand. Es gab noch keinen Unterbau, der den Fahrbahndecken Halt geboten hätte. Unzählige Kurven und Steigungen machten das Vorwärtskommen auch nicht gerade flüssig. Es gab noch kein Netz von Tankstellen und Reparaturwerkstätten, die motorisierten Herren und Damen mussten Ersatzteile, Werkzeug und Mechaniker selbst auf die Reisen mitnehmen.

1904 kam das Land Salzburg gerade einmal auf 365 km Reichs-, 394 km Landes- und 535 km Gemeindestraßen. Erst 1908 begann mit der Teerung der wichtigsten Fernstraßen.

Die Entstehung der verkehrstechnischen Infrastruktur

Straßen

Zur Verbreiterung der Stadteinfahrt wurden zahlreiche Stadttore, wie 1894 das Linzertor, abgerissen. Straßentunnels wie durch den Mönchs- und Kapuzinerberg wurden geplant. Man wollte beispielsweise vom Krauthügel zum Kapitelplatz einen Tunnel graben. Dafür hätte ein Teil des Friedhofs von St. Peter zerstört werden müssen. Diese Aktion konnte jedoch durch Intervention von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este verhindert werden.

Geschäfte, Taxen, Vermietungen

Hans Böhm war es dann schließlich, der 1903 den ersten Gewerbebetrieb für Handel mit Fahrzeugen, Motorrädern und Motorwagen erhielt. Sein Geschäft war in der Späthgasse Nr. 5. Georg Jung eröffnete 1904 in der Nähe des Grand Hôtel de l'Europe beim Hauptbahnhof einen Handel mit Auto-Bedarfsartikeln, das Gummiwaren-Geschäft Josef Klein an der Sigmund-Haffner-Gasse 16 erweiterte sein Angebot um Auto-Bedarfsartikeln wie Pneus. Auch eine Autovermietung wurde bald gegründet: 1905 von Georg Jung und Wilhelm Steiner in der Vierthalerstraße 3.

Und das erste Taxiunternehmen hatte seinen Standort in der Schwarzstraße gegenüber vom Hotel Österreichischer Hof: Rudolf Haitzinger erhielt die Konzession für Automobilfiaker (auch Autodroschke genannt) 1909.

1913 erhielt das Rote Kreuz Salzburg seinen ersten motorisierten Rettungswagen.

Benzin

In der Anfangszeit der Motorisierung musste das Benzin in der Drogerie gekauft werden. In Salzburg war es die Drogerie Karl Eigner und Albert Lauterbach am Platzl Nr. 3, die ab 1903 die Berechtigung zum Verkauf von Benzin erhielten: in einem eigenen Kellerraum, maximal 100 Liter und verschraubte Blechflaschen; es wurde dann bei Bedarf in Kannen umgefüllt, die man hinaus tragen konnte. Die erste echte Zapfsäule gab es dann 1907 von Josef Klein bei seiner Central-Garage in der Lasserstraße 39.

Salzburgs Verkehr in der Zwischenkriegszeit

  • 1922 gab es im Land Salzburg 162 Pkw, 126 Lkw und 117 Motorräder.
  • 1929 waren es 926 Pkw, 361 Lkw und 1 342 Motorräder.

Noch immer war das Autofahren den Wohlhabenden aufgrund der hohen Kosten vorbehalten. So kostete ein neuer Steyr 100 in den 1930er-Jahren rund öS 6.000.-- - bei einem durchschnittlichen Monatslohn von öS 300.-- bis öS 350.-- (eines Baufacharbeiters hier als Beispiel). Für ein 1 500 cm³ Auto kostete die Versicherung jährlich öS 260.--, der Liter Benzin kam auf 64 Groschen.

Auch wurde Maut auf vielen Straßen verlangt. Selbst die Fahrt mit einem der 1935 täglich fünf Mal verkehrenden Autozügen zwischen Böckstein und Mallnitz im Tauerntunnel kostete für den Pkw öS 28.--, für einen Bus gar öS 200.-- (allerdings inklusive der Fahrgäste).

1927 fuhren zum ersten Mal Autobusse in der Stadt Salzburg als öffentliche Verkehrsmittel.

Die Kennzeichen in Österreich

Land Zeichen Land Zeichen
Land Wien A Kärnten F
Niederösterreich B Steiermark H
Oberösterreich C Grazer Polizeirayon K
Salzburg D Vorarlberg W
Tirol E Burgenland M

Links oder Rechts

Hauptartikel Rechtsfahrgebot

Unter der k+k Monarchie fuhr man links. Die Republik Österreich übernahm dies mit Ausnahme von Vorarlberg, wo man stets rechts gefahren war.

Nun fuhr man aber vor dem Zweiten Weltkrieg in Italien und in Deutschland rechts. Daher galt ab 1930 in Nordtirol Rechtsfahren. Nun stellte man im selben Jahr im Pinzgau ab April auch auf rechts um: In Lend mussten die Kraftfahrer vom Pongau kommend von links auf rechts wechseln. Ein eigener Posten des Landesbauamtes wurde dann sogar ab 1936 während der Sommermonate aufgestellt, der Reisende auf diesen Wechsel aufmerksam machte.

Kärnten und Osttirol stellte 1935 auf das Rechtsfahren um - auf dem Katschberg hieß es für die vom Norden Kommenden - Fahrbahn wechseln! Was aber zur damaligen Zeit nicht wirklich zu Problemen führte, denn fast jedes europäische Land hatte seine eigene "Fahrbahnseite"...

Stadt Salzburg

Festspielverkehr

Die Probleme waren 1927 dieselben bei Festspielauffahrten wie 2007: Zur Premiere von "Ein Sommernachtstraum" drängten 144 Pkw und 22 Kutschen in die Hofstallgasse. 1937 erfolgte die Festspielauffahrt über den Rudolfskai, Mozart- und Residenzplatz, Churfürststraße, Ritzerbogen, Universitätsplatz, Sigmundsplatz und Bürgerspitalgasse durch das Gstättentor in die Hofstallgasse - der Griesgassen-Durchbruch existierte damals noch nicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Ing. Ludwig Zehetner begutachtet am 29. Dezember 1952 am Platzl die neu installierten Fußgängerampeln.

Die Bundespolizeidirektion Salzburg hatte im Jahr 1946 im Gebiet der Landeshauptstadt 431 Verkehrsunfälle, davon 34 mit tödlichem Ausgang, aufgenommen. In die Unfälle waren auch zahlreiche US-Soldaten verwickelt.

Am 1. November 1947 waren im Land Salzburg 4 414 Motorräder, 2 167 Personenautos, 1 701 Lastkraftwagen, 453 Zugmaschinen, 375 Anhänger, 145 Spezialfahrzeuge und 284 nicht fahrbereite Fahrzeuge gemeldet.

1949 gab es in der Stadt Salzburg 955 Verkehrsunfälle (1948: 576), davon 29 tödliche (1948: 17). 130 Personen wurden schwer und 374 leicht verletzt (1948: 81 bzw. 257). Am 7. August eröffnete die Esso-Standard-Company in der Stadt Salzburg am Dr.-Franz-Rehrl-Platz ihre erste Auto-Service-Station nach amerikanischem Muster in Österreich, die Esso Tankstelle "Festspielstadt Salzburg". Hier konnten Autos nicht nur betankt, sondern auch gewaschen und repariert werden.

Am 22. Juli 1950 begann der Österreichische Wachdienst mit der Bewachung von Parkplätzen in der Stadt Salzburg: am Franz-Josef-Kai galt Pflichtbewachung, am Giselakai, in der Griesgasse, am Sigmundsplatz, Max-Reinhardt-Platz, Residenzplatz, Kapitelplatz und in der Hofstallgasse wurde die Bewachung auf Wunsch durchgeführt - Preis pro Stunde: Motorräder 50 Groschen, Beiwagenmaschinen einen Schilling und Autos 1,50 Schilling.

1951 hatten sich im Salzburger Stadtgebiet 1 411 Verkehrsunfälle mit 527 Leichtverletzten, 160 Schwerverletzten und 21 Toten ereignet. An diesen Verkehrsunfällen waren 315 Fahrzeuge der Besatzungsmacht beteiligt.

Am 16. Juli 1952 wurde der Residenzplatz autofrei. Als Ersatz für die weggefallenen Parkplätze dienten der Kapitel-, der Mozartplatz sowie die Straßen um die Gewerbeschule. Am 22. Dezember geht die erste automatische Ampelanlage an der Staatsbrücke beim Platzl in Betrieb.

Am 2. März 1954 fand eine Verkehrsenquete in der Stadt Salzburg statt. Die von Landesrat Florian Groll (VdU) geforderte Schaffung eines "heiligen Tempelbezirkes", das heißt die Freihaltung der Altstadt vom Verkehr, stieß auf heftige Ablehnung durch Vertreter der Wirtschaft. Parkverbote für den Alten Markt und den Kapitelplatz seien wirtschaftsschädigend. Die Handelskammer forderte die Schaffung einer kleinen Grünzone um den Residenzbrunnen und die Öffnung des Residenzplatzes für den Verkehr. Der Bau einer Autostraße von der Staatsbrücke entlang des Kais nach Lehen wurde von den Vertretern der Stadt abgelehnt. Einig waren sich die Teilnehmer der Enquete über die Notwendigkeit des Baues einer Entlastungsstraße von Maxglan in den Süden der Stadt. Der Vorschlag, den Durchzugsverkehr für Fahrzeuge über 1,5 Tonnen in der Altstadt zu untersagen, wurde vertagt.

All diese zur Verschönerung der Innenstadt beitragenden Maßnahmen brachten auch die erste Busregelung mit sich. 1955 wurde auf dem Areal des 1954 aufgelassenen Nonntaler Lokalbahnhofs an der Erzabt-Klotz-Straße ein Busterminal eingerichtet. Zwar durfte Busfahrer ihre Fahrgäste noch am Kapitelplatz aussteigen lassen, wurden aber anschließend von einem Lotsendienst - der Pfadfinder, auf Fahrrädern! - zum Parkplatz nach Nonntal gelotst.

Verkehrsampeln in der Stadt Salzburg

Am 14. Juli 1950 wurden die ersten Verkehrssignalanlagen an den beiden Staatsbrückenköpfen in Betrieb genommen. Es folgten weitere Ampeln an den Kreuzungen Mirabellplatz-Paris-Lodron-Straße, Rudolfskai-Michaelstor, Elisabethstraße-St.-Julien-Straße, Rainerstraße-Nelböck-Viadukt. Die Ampeln mussten von der Polizei händisch bedient werden. Am 12. Juli 1955 wurde die neue Verkehrsampel an der Theaterkreuzung in der rechtsufrigen Altstadt von Salzburg von Vizebürgermeister Hans Donnenberg und Ing. Ludwig Zehetner vom Maschinenamt in Betrieb genommen.[2] Von der Polizei musste die Anlage noch per Hand bedient werden; es hatten aber nun schon neun Kreuzungen in Salzburg Lichtsignalanlagen;

Wichtige Maßnahmen in der Chronologie

  • 1973: Tempo 100 auf Freilandstraßen, Tempo 130 auf Autobahnen
  • 1977: Einführung der Gurtenpflicht
  • 1983: Gurtenpflicht unter Strafandrohung
  • 1985: Helmpflicht für Motorradfahrer
  • 1986: Helmpflicht für Mopedfahrer
  • 1988: Einführung von Alkomattests
  • 1990: Gurtenpflicht für alle Autoinsassen
  • 1992: Einsatz der ersten Lasergeräte bei der Polizei
  • 1994: Kinder dürfen nur noch auf geeigneten Kindersitzen befördert werden
  • 1998: Die Promillegrenze wird von 0,8 auf 0,5 gesenkt
  • 2004: Das Vormerksystem wird eingeführt
  • 2005: Die ersten Alkovortestgeräte kommen zum Einsatz
  • 2009: Höhere Strafrahmen und Verkehrscoaching werden beschlossen

Quelle[3]

Literaturtipps

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 5. September 1904, Seite 2
  2. Theaterkreuzung in grün-gelb-rotem Licht, Salzburger Volkszeitung, 13. Juli 1955, Seite 5
  3. "Salzburger Nachrichten", 9. April 2011