Rote Elektrische



Als Rote Elektrische wurde die erste elektrisch betriebene Stadt- und Lokalbahn in der Stadt Salzburg bezeichnet, die 1909 ihren Betrieb aufnahm und in ihrem Vollausbau zwei Strecken bediente.
Geschichte
Sie ging aus der Dampfeisenbahn hervor, die am 10. August 1886 ihren Dienst innerhalb des heutigen Salzburger Stadtgebiets zunächst als Dampftramway aufgenommen hatte. Am 1. Juli 1907 wurde die Verbindung der "Roten Elektrischen" vom Salzburger Lokalbahnhof zur Haltestelle Drachenloch in Grödig-St. Leonhard eröffnet. Am 16. Juli 1907 erfolgte die Eröffnung des Teilabschnitts der "Grünen Elektrischen" von Berchtesgaden nach Schellenberg Markt, am 1. Oktober 1907 die Vollendung bis Hangendenstein. Am gleichen Tag verlängerte man auch die aus Richtung Salzburg Lokalbahnhof kommende Dampfstraßenbahn von St. Leonhard-Drachenloch bis Hangendenstein.
Am 15. Jänner 1908 konnte der Streckenabschnitt von der Staatsgrenze zu Deutschland bei Hangendenstein bis Berchtesgaden in Bayern elektrifiziert in Betrieb genommen werden.
Bereits im ersten Betriebsjahr verkehrten 15 Zugpaare auf der Strecke nach Hellbrunn, wohin die Fahrzeit vom Salzburger Lokalbahnhof 37 Minuten betrug. Die Bahn transportierte aber auch Güter. Immerhin 19 000 Tonnen waren es 1888 (Marmor des Untersbergstocks, Zement vom Zementwerk Leube GmbH in Gartenau u. a.). Zwischen 1906 und 1909 konnte man die Fahrgastzahlen verdoppeln und erreichte 1911 rund 800 000 Fahrgäste.
Der Erste Weltkrieg brachte ganz andere Fahrgäste - Flüchtlinge aus den östlichen Teilen der Donaumonarchie in das Lager Niederalm und Kriegsgefangene in das k.u.k. Kriegsgefangenenlager Grödig.
In der Zwischenkriegszeit, 1931, wurde dann sogar ein Buffetwagen angekoppelt, um die Attraktivität der Bahn zu erhöhen. Aber auf Wunsch Adolf Hitlers und der damaligen Verkehrsplanern wurde der Streckenabschnitt Kilian (Berchtesgaden–St. Leonhard) am 2. Oktober 1938 eingestellt. Damals wurde die Trasse zur Anlage bzw zur Verbreiterung der neuen Alpenstraße als Teil der "Deutschen Alpenstraße" benötigt.
Die "Rote Elektrische" blieb noch bis 31. Oktober 1953 als Straßenbahn im Salzburger Stadtbild erhalten, wurde dann aber auf Wunsch der Besatzungsmacht ebenfalls eingestellt.
Die "Rote Elektrische" bediente innerhalb des Salzburger Stadtgebiets auch eine Linie vom Äußeren Stein bis Parsch, wobei sie auch als Umsteigeverbindung zur Gaisbergbahn benutzt wurde. Für die Nordstrecke in den Salzburger Flachgau kam sie aber niemals zum Einsatz, da dieser Streckenabschnitt der heutigen Salzburger Lokalbahn erst nach dem Zweiten Weltkrieg elektrifiziert wurde.
Historische Notizen
Auf der Fahrt vom Salzburger Lokalbahnhof nach St. Leonhard in einem der Züge der "Roten Elektrischen" sollen sich, der Erzählung von Ernst Kronreif II. nach, sein Vater, Ernst und Ernst Kussin kennengelernt haben. Kussin, der einen der damaligen Kompagnons des Mattighofener Unternehmens KTM gekannt hatte - Moser - brachte diesen mit Kronreif zusammen. So begann die Geschichte des Fahrrad-, Moped- und Motorradherstellers KTM.
Streckenverlauf
Salzburg–Hangendenstein
Vom Salzburger Lokalbahnhof durch die Stadt über Max-Ott-Platz (Station Fünfhaus), Schwarzstraße, Imbergstraße, Äußerer Stein, Nonntal, Morzg und Hellbrunn über Anif, Grödig nach St. Leonhard Drachenloch. Diese Strecke ging am 21. November 1886 noch als Dampftramway-Bahn in Betrieb. Ab 1. Juli 1903 fuhr dann die "Rote Elektrische" und bediente diese Strecke bis 1. November 1953.
Die Verlängerung von der Staatsgrenze beim Hangendenstein an der bayerischen Grenze über Berchtesgaden bis an den Königssee war 1907/1908 durch die "Grüne Elektrische" zunächst bis Berchtesgaden, später bis zum Königssee bis 2. Oktober 1938 in Betrieb.
Weblinks
- Hangender Stein-Tunnel, 35 Meter lang, an der Grenze zu Bayern
- www.regionale-schienen.at, die Geschichte der Roten Elektrischen
- roteelektrische.at, Geschichte
Quellen
- Gerhard Lindinger: in "Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung": Der städtische Verkehr im Wandel der Zeit, Seite 307ff
- Dopsch, Heinz; Ewald Hiebl (Hrsg.): Anif. Kultur, Geschichte und Wirtschaft von Anif, Niederalm und Neu-Anif, Gemeinde Anif, 2003
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