Gelbe Elektrische

Die Gelbe Elektrische, von den Salzburgern wegen ihres weiß-gelben Anstrichs liebevoll Rasende Eierspeis genannt, war eine 1909 in Betrieb genommene normalspurige Straßenbahn in der Stadt Salzburg. Ab ihrem Endausbau 1916 verkehrte sie auf einer 2,95 Kilometer langen Strecke zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und der Riedenburg. 1940 wurde die Rasende Eierspeis vom gelben Stanglbus ersetzt.
Die Anfänge
Im Jahr 1908 entschied sich der Magistrat Salzburg, die bestehende Pferdestraßenbahn vom Hauptbahnhof in die Altstadt durch eine elektrische Straßenbahn abzulösen. Diese Straßenbahn vom Bahnhofvorplatz bis zum Ludwig Viktor-Platz (Alter Markt) war mit einer Spurweite von 1 435 mm für den elektrischen Betrieb auf der Strecke bis zum Sauterbogen mit 15 km pro Stunde und von dort auf der restlichen Strecke mit 10 km pro Stunde projektiert. Die Fertigstellung der ersten Teilstrecke erfolgte am 4. Mai 1909.
Die wegen ihrer Wagenfarbe "Gelbe Elektrische" genannte Straßenbahn fuhr vom Salzburger Hauptbahnhof über die Rainerstraße und den Mirabellplatz in die Dreifaltigkeitsgasse und durch den Sauterbogen zum Platzl. Bis zur Station Fünfhaus benutzte sie dabei die bestehenden Schienen der Roten Elektrischen, bis zum Mirabellplatz eine eigene zweispurige, danach einspurige Strecke.
Am 3. Juli wurde eine Verlängerung über die Staatsbrücke, den Rathausplatz und Kranzlmarkt zum Alten Markt in Betrieb genommen. Die nächste Verlängerung erfolgte 1915, und zwar durch die Churfürststraße und den Ritzerbogen bis zum Sigmundsplatz. Im Frühjahr 1916 wurde die Strecke durch das Neutor bis zur Fürstenbrunnstraße verlängert, am 29. November 1916 erfolgte schließlich die Eröffnung des letzten Teilstücks bis zum ehemaligen Gasthof Riedenburg.
Im Sommer verkehrte die "Gelbe" zwischen Bahnhof und Sigmundsplatz im Viereinhalb-Minutentakt; weiter in die Neutorstraße in der Riedenburg gelangte man alle neun Minuten.
Das Ende
1927 kam der erste Rückschritt für die "Gelbe", als eine Verlängerung nach Maxglan von der Stadt Salzburg abgelehnt wird, da die Brücke über den Almkanal neu gebaut werden hätte müssen. Ende der 1930er-Jahre beschloss die Stadt auf den Obus zu setzen und die Straßenbahn stillzulegen. So wurde am 1. Oktober mit der Eröffnung der Obuslinie vom Sigmundsplatz nach Maxglan die Gelbe Elektrische nur mehr bis Sigmundsplatz geführt. Noch im selben Monat wurde der Obus auf Kosten der Straßenbahn bis zum Platzl verlängert, am 5. November 1940 verkehrte schließlich der letzte Zug auf der Strecke Platzl-Hauptbahnhof.
Fahrer-Alltag
Der Fahrer musste bis zu 16 Stunden pro Tag stehend auf dem offenen, ungeschützten Fahrerstand arbeiten. Etwas Glas an der Stirnseite schützte ihn vor den widrigsten Wetterumständen. 50 Gulden verdiente der "Motorführer", wie er genannt wurde, vor 1909 im Monat. Hochgerechnet auf ein Jahr war es der Wert, den man damals für ein Fahrrad zahlen musste.[1]
Betreiber
Die Konzession für die Gelbe Elektrische hatte die Stadt Salzburg erhalten, betrieben wurde die Straßenbahn allerdings - genau wie die Rote Elektrische, die Lokalbahn - von der Salzburger Eisenbahn- und Tramway Gesellschaft (SETG).
2009: Ein Wiedersehen mit einem Triebwagen
Anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Gelbe Elektrische" im Herbst 2009 wurde ein Triebwagen der ehemaligen Bahn nach Salzburg gebracht. Dabei handelte es sich um den Wagen mit der Betriebsnummer 4. Nach Ende des Betriebs in Salzburg wurde dieser beim Bau der Tauernkraftwerke Kaprun als Industriebahn eingesetzt, kam dann zu einem Bauern nach Zell am See, wo er als Hasenstall und Brennholzlager diente. Vor 25 Jahren entdeckte schließlich Alfred Fleissner, Obmann des Vereins Museumtramway Mariazell, diesen Triebwagen wieder. In jahrelanger Arbeit wurde er restauriert und wieder fahrbereit gemacht.[2]
Weblinks
Quelle
Einzelnachweise
- ↑ Quelle Salzburger Nachrichten, 1. Oktober 2009
- ↑ Quelle Salzburger Nachrichten, 12. August 2009
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Salzburger Verkehrschronologie 1909–1940 |
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