Salzburger Festspiele

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"Jedermann"-Aufführung in der Kulisse der UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt von der Stadt Salzburg
Nächtlicher Blick in der Salzburger Altstadt im Festspielbezirk in die Hofstallgasse an einem Abend, an dem Aufführungen der Salzburger Festspiele stattfanden.
Herbert von Karajan bei der Inszenierung der Oper Carmen zu den Festspielen 1966.
Festspiel-Stimmung abends vor den Salzburger Festspielhäusern.
Nach der Premiere vor dem Großen Festspielhaus, Juli 2011.
Haus für Mozart in Salzburg bei Nacht.
Salzburger Festspielauffahrt um 1930 vor dem ersten Salzburger Festspielhaus.
Aufruhr im Mozartdorf 1976–1987, am Beginn des Videos Protestaktionen bei den Salzburger Festspielen, 3 min Video

Die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele schlug am 22. August 1920, als auf dem Domplatz Hugo von Hofmannsthals Moralität Jedermann mit Alexander Moissi als erstem Darsteller und in der Regie von Max Reinhardt aufgeführt wurde. 2020 feiern die Festspiele ihren 100. Geburtstag.

Geschichte

Gründungsjahre

Wegbereiter der Salzburger Festspiele war die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde. Nach der erste Jedermann-Aufführung bei den ersten Salzburger Festspielen 1920 kam 1922 mit der Mozart-Oper Bastien und Bastienne die erste Opernaufführung dazu. 1923 gab es keine Festspiele, sondern Max Reinhardt inszenierte lediglich das Schauspiel Der eingebildete Kranke von Jean Baptiste Molière zuerst im Schloss Leopoldskron, dann wurde die Aufführung noch einmal im Stadttheater aufgeführt. Und 1924 musste man wegen Geldmangels ganz auf die Salzburger Festspiele verzichten. Aber schon 1925 gab es wieder Grund zur Freude: Die Eröffnung des Kleinen Festspielhauses, die erste Rundfunkübertragung und Bruno Walter dirigierte "Don Paquale".

"Die Zauberflöte" wurde 1928 erstmals gespielt, 1929 folgte die Erstaufführung von "Der Rosenkavalier". Als Höhepunkt der Festspiele im Sommer 1931 gastierten die Budapester Philharmoniker zum ersten Mal in Salzburg und es gab erstmals Festspielübertragungen in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Jahre vor und während des Zweiten Weltkriegs

Die von Adolf Hitler verhängte "1000-Mark-Sperre" (jeder, der aus dem Deutschen Reich nach Österreich reisen wollte, musste für das "Visum" 1.000 Mark zahlen) ließ die Zahl der deutsche Festspielbesucher auf 874 gegenüber 15 681 im Vorjahr schrumpfen. In den Jahren 1934 bis 1936 dirigierte dann Arturo Toscanini bei den Festspielen, Wilhelm Furtwängler erstmals 1937.

Das Jahr des Anschlusses 1938 zeigte auch Auswirkungen auf die Festspiele in Salzburg: "Jedermann" und "Faust" wurden abgesetzt und Toscanini sagte sein Kommen aus politischen Gründen ab.

Umbenennung der Festspiele

1943 erfolgte die Umbenennung der Festspiele in Salzburger Theater- und Musiksommer und im gleichen Jahr starb am 31. Oktober Max Reinhardt in New York, USA. Der Krieg legte die Festspiele zwar nicht ganz lahm, aber 1944 wurden nur zwei Orchesterkonzerte aufgeführt.

Neubeginn nach dem Krieg

Bereits am 12. August 1945 wurden die ersten Salzburger Festspiele nach dem Krieg eröffnet. Sie fanden vom 12. August bis 1. September 1945 statt.

Die Eröffnung fand im Stadtsaal des Salzburger Festspielhauses statt. Die Begrüßungsrede hielt Landeshauptmann Dr. Adolf Schemel, für die Festspiele sprach Festspielpräsident Baron Heinrich Puthon. Zu hören waren eine Serenade von Wolfgang Amadé Mozart, Csárdás aus "Die Fledermaus" von Johann Strauß, Liebe, du Himmel auf Erden von Niccolò Paganini und Franz Lehar - Ester Réthy, Sopran und Bertil Wetzelsberger am Klavier, An der schönen blauen Donau Walzer op. 314 von Johann Strauß; Felix Prohaska dirigierte das Mozarteum Orchester;

Bis 1. September wurden fünf Aufführungen von Mozarts "Entführung aus dem Serail", drei Mal das Schauspiel von Hugo von Hoffmannthal Der Tor und der Tod, fünf Orchester- und drei Kirchenkonzerte, fünf Serenaden, drei Chorkonzerte, ein Solistenkonzert und sechs Österreichische Abende gegeben.

Nach dem Kriegsende wurde als erste gemeinsame Aktion der vier Besatzungsmächte "Die Entführung aus dem Serail" österreichweit ausgestrahlt. Und schon ein Jahr später kam es zur Wiederaufführung von "Jedermann" am Domplatz.

Bereits am 25. Juni 1946 nahm das neue Pressebüro seine Tätigkeit auf. Am 1. August 1947 wurden nach einer Aufforderung der Festspieldirektion die Festspielbesucher angehalten, in festlicher Kleidung zu den Aufführungen zu erscheinen, andernfalls würden sie gegen Rückerstattung des Eintrittspreises aus dem Festspielhaus gewiesen.

Zum Abschluss der Salzburger Festspiele 1947, am 31. August, hielt Landeshauptmann Albert Hochleitner (ÖVP) eine Rundfunkansprache. Er hob das zunehmende Interesse des In- und Auslandes an den Festspielen hervor. Im August hatten 10 085 Personen in Gasthöfen und Privatquartieren übernachtet. Der Elektrische Aufzug war im August von mehr als 70 000 Personen benutzt worden, eine Rekordzahl in den 56 Jahren seines damaligen Bestehens.

Am 27. Juli 1948 hielt Bundespräsident Karl Renner die Eröffnungsrede der Festspiele. Mit "Orpheus und Eurydike" von Christoph Willibald Gluck fand die erste Opernaufführung in der Felsenreitschule nach dem Krieg statt. Das Bühnenbild stammte von Caspar Neher, die Regie führt Oscar Fritz Schuh, es dirigierte Herbert von Karajan.

Am 5. November 1948 kam es zu einer Räumungsklage gegen den Präsident der Salzburger Festspiele, Heinrich Puthon, der sich geweigert hatte, die Kündigung seiner Wohnung im Schloss Mirabell und die Bereitstellung einer Ersatzwohnung im Stadtzentrum anzunehmen. Nun prozessierte die Stadtgemeinde gegen Puthon. Puthon forderte die Rücknahme der Kündigung und drohte mit einem internationalen Skandal. Die Stadtgemeinde verwies auf die herrschende Wohnungsnot.

Das Jahr 1950 war dann wieder ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Salzburger Festspiele. Das Bundesgesetz über die Errichtung des Salzburger Festspielfonds vom 12. Juli gewährleistete eine solide wirtschaftliche Basis der Veranstaltung, Bert Brecht wurde auf Intervention Gottfried von Einems (1947/48) für die Zusage zur Mitarbeit die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Aber Brecht übersiedelte in die Deutsche Demokratische Republik (DDR), sein unvollendetes Festspielstück löste einen Skandal aus, in dessen Sog Gottfried von Einem aus dem Festspieldirektorium ausgeschlossen wurde.

Wegen seines Eintretens für die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an den marxistisch gesinnten Dramatiker Bert Brecht wurde der Komponist Gottfried von Einem nach kurzer heftiger Debatte mit Landeshauptmann Josef Klaus (ÖVP) während der Kuratoriumssitzung der Salzburger Festspiele am 31. Oktober 1951 aus dem Direktorium ausgeschlossen. Von Einem bezeichnete dies als "inquisitorisches Vorgehen". Am 6. Juli wurde die Kontroverse durch einen persönlichen Briefwechsel zwischen Gottfried von Einem und Landeshauptmann Josef Klaus um den Ausschluss Einems aus dem Festspieldirektorium beendet.

Am 9. Jänner 1952 schlugen dann die Mitglieder des Direktoriums der Salzburger Festspiele, Präsident Heinrich Puthon, Bernhard Paumgartner, Egon Hilbert und Josef Kaut dem Kuratorium die Rückberufung von Gottfried von Einem in das Führungsorgan der Salzburger Festspiele vor. Erstmals fand am Vortag der Eröffnung der Festspiele, am 25. Juli das Fest zur Festspieleröffnung statt.

2020 feiern die Salzburger Festspiele ihren 100. Geburtstag und - genau gerechnet - ihre 98. Festspiele, da die Festspiele 1923 mit einer privaten Aufführung von Reinhardt keine Festspiele waren und die Festspiele 1924 aus Geldmangel überhaupt ausfielen.

Organisation

Rechtsträger der Salzburger Festspiele ist der Salzburger Festspielfonds, dessen juristische Grundlage ein am 12. Juli 1950 verabschiedetes Bundesgesetz ist. Organe des Fonds sind die Delegiertenversammlung, das Kuratorium und das Direktorium.

Das Direktorium ist für die Vorbereitung und Durchführung der Festspiele sowie für die Aufstellung des Budgets verantwortlich. Dem Kuratorium obliegt die Bestellung der Mitglieder des Direktoriums, außerdem die Genehmigung des Programms, des Budgets und des Rechnungsabschlusses der Festspiele. Die Delegiertenversammlung nimmt den Jahres- und Rechenschaftsbericht, das vom Direktorium ausgearbeitete und vom Kuratorium beschlossene Budget sowie das Programm der Festspiele entgegen.

Für Bauprojekte wurde aus steuerlichen Gründen 1989 der Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsverein errichtet, der nach einer Steuergesetzänderung 2013 wieder aufgelöst wurde.

Intendanten

Hauptartikel: Intendanten der Salzburger Festspiele

Der Intendant bildet gemeinsam mit dem Präsidenten und dem kaufmännischen Leiter das Direktorium der Salzburger Festspiele. Ab Oktober 2016 bekleidet Markus Hinterhäuser diese Rolle.

Präsidenten

Hauptartikel: Präsidenten der Salzburger Festspiele

Der Präsident der Salzburger Festspiele ist der höchste Repräsentant der Salzburger Festspiele. Seit 1995 wird diese Aufgabe von Helga Rabl-Stadler, der Tochter Gerd Bachers, wahrgenommen.

Meilensteine

Hauptartikel Chronologie der Salzburger Festspiele

Neben Meilensteinen bei den Salzburger Sommerfestspielen seien hier noch folgende Meilensteine anderer Salzburger Festspiele erwähnt:

  • 1967: Gründung und künstlerische Leitung der Osterfestspiele durch Herbert von Karajan
  • 1973: Gründung der Pfingstfestspiele durch Herbert von Karajan
  • 1997: Gründung der ab 1998 dann jährlich stattfindenden Salzburger Festspiele Pfingsten Barock unter der künstlerischen Leitung von Hans Landesmann
  • 2006: Der Meilenstein in der jüngsten Geschichte der Salzburger Festspiele war das Projekt Mozart 22 während des Festspielsommers, als aus Anlass des 250. Geburtstages von Wolfgang Amadé Mozart sämtliche Opernwerke aufgeführt wurden. Im Oktober 2006 erschien das Projekt auf DVD.

Festspiel-Splitter

Prominente Zwischenfälle

Ernst August Prinz von Hannover, mit Prinzessin Caroline von Monaco verheiratet, hatte Zeugenaussagen zufolge bei der Salzburger Festspiele 1999 eine Fotografin getreten. Bei der Gerichtsverhandlung sagte die Fotografin, der Prinz habe in Salzburg nach einer höflichen Anfrage, ob sie ihn fotografieren dürfe, getobt und ihr ins Gesäß getreten.

Eine Institution

Marianne Prinzessin zu Sayn Wittgenstein-Sayn, angesprochen mit Fürstin, wird 1919 in der Stadt Salzburg als Tochter von Friedrich Mayr-Melnhof und seiner Frau Maria Anna Gräfin von Meran geboren und wuchs in Schloss Glanegg bei Salzburg als Älteste von neun Geschwistern auf.

Nach der Matura 1938 studierte sie in München an der renommierten Blocherer Kunstschule Kunst. Bereits 1935 hatte Baronesse Marianne von ihren Eltern ihren ersten Fotoapparat erhalten und wird von da an von einer Faszination für die Fotografie ergriffen, die sie ihr Leben lang begleiten wird.

Ihr Fotoapparat und ihre Einladungen gehören zu den Salzburger Festspielen wie Mozart zu Salzburg!

Statisten-Dompteur

Von 1967 an kümmerte sich Ernst Andres über 40 Jahre um mehr als 30.000 Statisten in über 100 Schauspiel- und 200 Opernaufführungen, die in Summe mehr als 2.100 Vorstellungen entsprechen.

Daten und Fakten

Hauptartikel Daten und Fakten zu den Salzburger Festspielen

Siehe auch

Bilder

 Salzburger Festspiele – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
 Salzburger Festspiele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Literatur

Weblink

Quellen


Die Geschichte der Salzburger Festspiele
Zwischenkriegszeit

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Zur Zeit des Nationalsozialismus

| 1938 | 1939 | 1940 | 1941 | 1942 | 1943 | 1944 |

Nach dem Zweiten Weltkrieg

1945 | 1946 | 1947 | 1948 | 1949
1950 | 1951 | 1952 | 1953 | 1954 | 1955 | 1956 | 1957 | 1958 | 1959
1960 | 1961 | 1962 | 1963 | 1964 | 1965 | 1966 | 1967 | 1968 | 1969
1970 | 1971 | 1972 | 1973 | 1974 | 1975 | 1976 | 1977 | 1978 | 1979
1980 | 1981 | 1982 | 1983 | 1984 | 1985 | 1986 | 1987 | 1988 | 1989
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