Fest zur Festspieleröffnung

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{Fest zur Festspieleröffnung 2011 am Kajetanerplatz.

Das Fest zur Festspieleröffnung fand erstmals am 25. Juli 1952 in der Stadt Salzburg statt.

Geschichte

Einer Anregung von Landesrat Florian Groll (VdU) zufolge organisierte der Salzburger Stadtverein 1952 einen glanzvollen Auftakt zu den alljährlich stattfindenden Salzburger Festspielen. Die Salzburger Geschäftswelt veranstaltete einen Schaufensterwettbewerb. Am Vorabend der Eröffnung der Salzburger Festspiele 1952 marschierte ein großer Festzug mit Musikkapellen zum Residenzplatz, wo der historische Fackeltanz mit 48 Trachtenpaaren aufgeführt wurde. 20 000 Menschen bildeten das Spalier zum Residenzplatz, wo sich 10 000 Zuschauer eingefunden haben. Der Fackeltanz war gleichzeitig Schlusspunkt für den eleganten Festspielempfang in der Alten Residenz und wurde zur Tradition.

In den 1980er-Jahren setzte ein Umdenken ein. Kultur sollte nicht mehr nur denen zur Verfügung stehen, die es sich leisten konnten. Man wollte die Begeisterung für die Festspiele breit vermitteln und die Distanz zwischen Hochkultur und Bevölkerung zu überbrücken. Aus diesen Überlegungen heraus veranstaltete das Land Salzburg am 25. Juli 1980 erstmals das "Fest zur Festspieleröffnung". Etwa 6 000 Besucher hörten so etwa das Konzert der Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel am Universitätsplatz.

1982 gab es Proteste. Mitglieder und Sympathisanten der ARGE Rainberg demonstrierten bei der Festspielauffahrt gegen die Förderung der Hochkultur. Die Blockade in der Hofstallgasse wurde von der Polizei geräumt. Dieser Protest führte aber dazu, dass im darauffolgenden Jahr erstmals im Rahmen des Eröffnungsfests bei freiem Eintritt eine komplette "Jedermann"-Aufführung geboten.

Nachdem Ende 1989 der Eiserne Vorhang zur Tschechoslowakei gefallen war, standen 1990 beim Fest zur Festspieleröffnung Gäste aus dem Nachbarland im Mittelpunkt: Václav Neumann dirigierte die Tschechische Philharmonie am Domplatz, Fritz Muliar und Joachim Bißmeier lasen in der Residenz Werke des tschechischen Präsidenten Václav Havel, der tags darauf die Eröffnungsrede der Festspiele hielt.

In den folgenden Jahren wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Land, das bis dahin die organisatorische Verantwortung für das Fest trug und den Festspielen selbst immer enger. 1992, Gérard Mortier war seit Kurzem Intendant der Salzburger Festspiele, konnte man die Generalproben von "Julius Caesar" und La clemenza di Tito miterleben. Das Gustav Mahler Jugendorchester unter Michael Gielen und Lucia Popp gaben ein Konzert bei freiem Eintritt im Großen Festspielhaus. Die SZENE brachte das Tanztheater Ann de May auf die Bühne am Domplatz.

1996 forderte Michael Stolhofer, künstlerischer Leiter der SZENE, das Fest zur Festspieleröffnung zu einem "zeitgemäßen Eröffnungsritual" zu machen. In diesem Jahr wurde die Generalprobe der Strawinsky-Oper The Rake’s Progress geöffnet. Am Abend dirigierte Gilbert Kaplan Gustav Mahlers Zweite Symphonie im Großen Festspielhaus bei freiem Eintritt.

Im Jahr 2000 umfasste das Fest zur Festspieleröffnung 28 Programmpunkte in der gesamten Altstadt. Und seit 2002 liegt das Fest zur Festspieleröffnung komplett in der Verantwortung der Salzburger Festspiele.

In den 2000er-Jahren wurde dann ein Programm für den Freitag (Tag des Fackelzuges) und Samstag entwickelt, bei dem auf verschiedenen Plätzen und in Höfen sowie in geeigneten Räumen Musik der verschiedensten Genres dargeboten wurde.

Beispiel 2013

Fest zur Festspieleröffnung 2013. Die Singer Limited, eine A-cappella-Gruppe der Royal Grammar School aus High Wycombe in England brachten bekannte Songs und Spirituals am Mozartplatz.

Ein Beitrag von Peter Krackowizer (Auszug):

Fest zur Festspieleröffnung 2013.Streichquintett Strings of Fire.

Ein "mehr" waren etwa die 'Singer Limited', eine A-cappella-Gruppe der 'Royal Grammar School' aus High Wycombe in England. Bekannten Songs und Spirituals konnte man unter den Augen Wolfgang Amadeus Mozarts auf seinem Platz lauschen. Ein "weniger" folgte am Papagenoplatz von der Gruppe "M᾽s Grace" der Salzburgerin Martina Althuber. Zwischen Café Fasties und dem Zirkelwirt sollte es für eine Nummer ganz leise werden, die Kinder an die Leine genommen und der Mund gehalten, erbat sich Althuber bei einer Nummer. Denn diese singt sie ganz leise, kündigte sie an. Was sie dann aber eigentlich gar nicht tat und das auch erst nach einem zweiten Anlauf. Denn kurz nach Beginn des Liedes hörte sie auf und fing neu an, wie gesagt, eigentlich gar nicht ganz leise. Auch sonst wirkte die Gruppe etwas steif und ihre Musik braucht wohl noch eine Reifezeit.

Ein echter musikalischer Höhepunkt war dann aber das Streichquintett 'Strings of Fire'. Sechs Mitglieder des Mozarteumorchesters Salzburg, Michael Kaupp, Daniela Beer, Romana Rauscher, Susanne Müller, Martin Hinterholzer und Michael Mitterlehner entlockten ihren Streichinstrumenten in der Tat ein musikalisches Feuerwerk. Ob 'Halleluja' von Leonhard Cohen, einen in einen Mambo verpackten "Rosaroten Panther", Klassik neu interpretiert oder 'My Way' als Zugabe – ein mit begeistertem Publikum gefüllter Papagenoplatz erlebte Musik von hervorragender Qualität. Und am Weg nach Hause konnte man noch einen Blick durch die Dombögen auf die Neuinszenierung des "Jedermann" werfen. Manche Adabeis spürten wohl schon die Müdigkeit, aber trotz des fortgeschrittenen Sommerabends waren Salzburgs Altstadtstraßen noch Bühne für jedermann.

Beispiel 2019

Rund 50 Veranstaltungen an etwa 30 Orten in der Salzburger Altstadt waren am Samstag, den 20. Juli 2019 kostenlos zugänglich. Ein Beitrag in den "Salzburger Nachrichten" von Stefanie Schenker:

"Selbst die Hitze unter der prallen Sonnenbestrahlung am Alten Markt konnte Ulli Mölzer und Erwin Simmer nicht mehr halten: Die Musik der Ensemble 013 Group fuhr den beiden derart ein, dass sie kurzerhand ein Tänzchen wagten. "Das ist ein ganz ein tolles Fest, eine ganz tolle Veranstaltung mit super Musik, die einen richtig mitreißt", schwärmte Ulli Mölzer nach dem Tanz. "So eine tolle Stimmung wie heute hier herrscht, das sind wir Salzburger ja nicht so gewohnt", stimmte ihr Erwin Simmer bei. Die Festspielzeit als schöne Zeit erlebt auch Musikschullehrer Thomas Höger. Dass er für keine Lesung mehr eine Zählkarte ergattert hat, nimmt er gelassen - immerhin sei die Musik der Ensemble 013 Group auf dem Alten Markt ohnehin großartig.

Ruhiger und kühler ging es derweilen im Spielzeugmuseum zu. Unter der Anleitung von Elma Mulic, Marlene Likar und Roswitha Huber-van Leerdam konnten die kleinen Besucher ihren eigenen Lorbeerkranz basteln. Sophia und Marie ließen sich das nicht zwei Mal sagen und hefteten geschickt die grünen Blätter auf den bogenförmigen Karton.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war samstagnachmittags die Salzburg Kulisse. "Jedermann"-Ensemblemitglied Mavie Hörbiger bewies Nerven und Ausdauer: Nur wenige Stunden vor der "Jedermann"-Premiere, in der sie die Rolle der "Werke" spielt, las sie aus "Traurigkeit der Erde", einer historischen Rhapsodie zur Eroberung des Westens von Éric Vuillard.

Musikalisch beeindrucken ließen sich unterdessen die Besucher im Hof der Dietrichsruh, wo die Schüler der Prince Henry's High School aus der englischen Grafschaft Worcestershire mit Chor und Orchester auftraten. Unter den Zuhörern ist die Neo-Salzburgerin Beate Weiß mit ihrer Mutter. Die ausgebildete KunstglasmeisterIn lebt und arbeitet seit zweieinhalb Jahren in Salzburg. "Kunst und Kultur gibt es hier noch und nöcher, das ist sehr schön für uns, weil wir klassische Musik sehr mögen", sagte Beate Weiß. Geboren und aufgewachsen ist sie in Mitteldeutschland, noch in der ehemaligen DDR. Gleich bei der ersten Gelegenheit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sind die beiden Frauen zum Advent nach Salzburg auf Besuch gekommen. "Seither schwärmen wir von Salzburg. Es hat 25 Jahre gedauert, aber jetzt sind wir hier angekommen", berichtet sie. Ihr großer Traum sei es, nächstes Jahr Karten für den "Jedermann" zu bekommen, "ich glaube, das ist einfach ein Muss für uns Salzburger."

Bei der Maskensäule vor dem Festspielhaus hat sich inzwischen eine kleine Menschentraube gebildet. Archiv-Leiterin Franziska Lettowsky und ihre Mitarbeiterinnen zeigen dort zu Schnäppchenpreis Schätze aus dem Archiv der Salzburger Festspiele. Neben alten Programmheften sind das auch CD-Aufnahmen vergangener Festspielkonzerte. "Wir haben hier zum Beispiel die CD ,Wiener Philharmoniker und ihre Dirigenten' - da ist auch eine Aufnahme mit Arturo Toscanini drauf, das ist schon eine Rarität", schildert die Expertin. Um zwei Euro das Stück wechseln die CDs den Besitzer. Für andere wie jene des Young Singer Projects oder des Young Conductor Awards werden freiwillige Spenden gesammelt, die der Jugendarbeit der Festspiele zugute kommen.

Fast jedes Jahr bei den Kostbarkeiten aus dem Archiv schaut Elisabeth Neubauer vorbei. Die 80-jährige Salzburgerin sammelt alte Programmhefte. Warum? "Um zu lesen und mich weiterzubilden", sagt sie. Und ergänzt: Für das Konzert ihres Lieblingspianisten Lang-Lang habe sie leider keine Karten mehr ergattert - "da habe ich zu lange gewartet". Jetzt hofft sie, dass sie dennoch eine Gelegenheit findet, ihm den langgezogenen Stoffhund zu übergeben, den sie für ihn gekauft hat. "So einen hatte er immer auf seinem Klavier liegen, bis er ihm dann irgendwie abhanden gekommen ist. Ich habe lange gesucht, und endlich in einem Geschäft in der Kaigasse einen solchen Hund gefunden", berichtet die Salzburgerin.

Mit schwungvollen Klängen des "Trio negro" eröffnete Salzburg Museum-Direktor Martin Hochleitner am Samstagvormittag im Rahmen des Fests zur Festspieleröffnung die Ausstellung Moving Portraits. Mit dabei war natürlich auch Künstlerin Gudrun Kemsa. "Von der Galerie 5020 bis zum Benediktinerstift St. Peter, vom Keltenmuseum bis zum Schloss Hellbrunn hat Gudrun Kemsa Menschen porträtiert, die Kunst in Salzburg betrachten. Entstanden ist ein zeitgenössisches Projekt, das eine Außenperspektive auf Kunst in Salzburg eröffnet", betonte er.

Bei der Eröffnung dabei war auch Stefanie Walkhoff. "Wir werden jetzt einfach die Stadt genießen und dann im Haus für Mozart die Konzerte von Mihai Tang und dem Harbin Symphony Orchester und das des Janosch Ensembles genießen", schildert sie. Zusammen mit ihrem Begleiter Michael Vogel ist sie Samstagfrüh aus Bayern angereist, um - wie schon in vergangenen Jahren auch - das Fest zur Festspieleröffnung zu besuchen. Gute Musik, neue Musik, neue Erkenntnisse und eine gewisse Neugier auf neue Stimmen - das verbinden die beiden mit der Festspielzeit in Salzburg.

Chronologie

  • 1952, 25. Juli: Einer Anregung von Landesrat Florian Groll (VdU) folgend, organisiert der Salzburger Stadtverein erstmals ein Fest zur Festspieleröffnung, u.a. mit Fackeltanz.
  • 1980, 25. Juli: Das Land Salzburg veranstaltet in der Altstadt erstmals das Fest zur Festspieleröffnung; etwa 6 000 Besucher hören so etwa das Konzert der Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel am Universitätsplatz.
  • 1982, 24. Juli: Beim Fest zur Festspieleröffnung demonstrieren Mitglieder und Sympathisanten der ARGE Rainberg gegen die Förderung der Hochkultur. Die Blockade in der Hofstallgasse wird von der Polizei geräumt. Erstmals wird im Rahmen des Eröffnungsfests bei freiem Eintritt eine komplette "Jedermann"-Aufführung geboten.
  • 1986, 24. Juli: Demonstrationen gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf und Bundespräsident Kurt Waldheim flankieren die Eröffnung der Salzburger Festspiele.
  • 1988, 27. Juli: Friedrich Gulda sagt kurzfristig seine Mitwirkung bei den diesjährigen Festspielen ab. Er begründet seinen Rückzug mit Differenzen zwischen ihm und der Festspielleitung wegen seines Konzertes im Rahmen des Festes zur Festspieleröffnung zwei Tage zuvor, an dem auch Nikolaus Harnoncourt und Joe Zawinul teilgenommen hatten.
  • 1990, 25. Juli: Nachdem Ende des Vorjahres der Eiserne Vorhang zur Tschechoslowakei gefallen ist, stehen beim Fest zur Festspieleröffnung Gäste aus dem Nachbarland im Mittelpunkt: Václav Neumann dirigiert die Tschechische Philharmonie am Domplatz, Fritz Muliar und Joachim Bißmeier lesen in der Residenz Werke des tschechischen Präsidenten Václav Havel, der tags darauf die Eröffnungsrede hält.
  • 1991, 25. Juli: Zur Festspieleröffnung findet im Großen Festspielhaus bei freiem Eintritt ein Konzert des Gustav Mahler Jugendorchesters statt, das Michael Gielen dirigiert und auf eine Leinwand am Domplatz live übertragen wird.
  • 1992, 25. Juli: Für das Eröffnungsfest werden die Generalproben von "Julius Caesar" und La clemenza di Tito geöffnet. Das Gustav Mahler Jugendorchester unter Michael Gielen und Lucia Popp geben ein Konzert bei freiem Eintritt im Großen Festspielhaus. Die Szene bringt das Tanztheater Ann de May auf die Bühne am Domplatz.
  • 1993, 23. Juli: Im Rahmen des Festes zur Festspieleröffnung öffnen die Salzburger Festspiele die Hauptprobe der "Coriolan"-Inszenierung in der Felsenreitschule; im Großen Festspielhaus gibt es den "Jedermann" zu sehen und ein Konzert der Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel zu hören.
Salzburger Festspiele 2019, Eröffnung am Samstag, 20. Juli 2019, vorne links im roten Dirndl Dr. Christina Haslauer mit ihrem Mann Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior im Gespräch mit Festspielpräsidentin Dr. Helga Rabl-Stadler auf dem Weg zur "Jedermann"-Premiere.
  • 1996
13. Februar: Michael Stollhofer, Künstlerischer Leiter der SZENE, veröffentlicht in den Salzburger Nachrichten ein Plädoyer für das Fest zur Festspieleröffnung; er fordert, es zu einem "zeitgemäßen Eröffnungsritual" zu machen.
14. März: Das geplante Fest zur Festspieleröffnung droht zu platzen. Die SZENE brüskiert die Salzburger Kulturinitiativen mit dem Vorhaben, auf der "Jedermann"-Bühne ein Konzert mit Bob Dylan zu veranstalten. Das Konzert findet schließlich elf Tage vor dem Fest zur Festspieleröffnung statt.
15. Juli: Das traditionelle Fest zur Festspieleröffnung, das im März kurz vor der Absage stand, kann doch stattfinden. Am Nachmittag werden u. a. drei Ausstellungen – über Arnold Schönberg (Schüttkasten), Thomas Bernhard (Orpheus-Foyer) und mit Bildern Jörg Immendorffs zu The Rake’s Progress – eröffnet. Die Generalprobe der Strawinsky-Oper wird ebenfalls geöffnet. Am Abend dirigiert Gilbert Kaplan Gustav Mahlers Zweite Symphonie im Großen Festspielhaus.
  • 1997, 19. Juli: Auch das traditionelle Fest zur Festspieleröffnung ist Franz Schubert (200. Geburtstag) und Felix Mendelssohn Bartholdy (150. Todestag) gewidmet. Die Beiträge der Festspiele bestehen aus der Erstaufführung des Films Rosamunde (Regie: Norbert Beilharz) mit Live-Aufführung der Musik von Schubert (Leitung: Sylvain Cambreling) sowie Mendelssohns Oratorium Elias unter der musikalischen Leitung von Philippe Herreweghe.
  • 1998, 23. Juli: Fest zur Festspieleröffnung.
  • 1999, 22. und 23. Juli: Für die Programmgestaltung des Festes zur Festspieleröffnung sind in diesem Jahr die "Zeitfluß"-Organisatoren zuständig: "Von Nomaden und bewegender Kunst".
  • 2000, 22. Juli: Das Fest zur Festspieleröffnung umfasst in diesem Jahr 28 Programmpunkte in der gesamten Altstadt. Als eigenständige Veranstaltung findet zudem die "Unite Parade" statt, die sich explizit an junge Leute wendet.
  • 2002, 26. Juli: Das Fest zur Festspieleröffnung liegt zum ersten Mal seit seiner Premiere 1980 komplett in der Verantwortung der Salzburger Festspiele.

Quellen