Osterfestspiele Salzburg

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Herbert von Karajan, 1969, bei Proben zu "Siegfried" von Richard Wagner; Mitwirkende "Siegfried" - Jess Thomas, "Mime" - Gerhard Stolze, "Der Wanderer" - Thomas Steward, "Fafner" - Karl Ridderbusch, "Erdna" - Oralia Domínguez, "Brünnhilde" - Helga Dernesch, "Stimme des Waldvogels" - Reri Grist und Catrin Gayer, künstlerische Gesamtleitung Herberg von Karajan, Bühnenbild: Günther Schneider-Siemssen, Kostüme: Georges Wakhevitch;
Herbert von Karajan auf der Bühne bei Proben für die Osterfestspiele Salzburg: Inszenierung von Carmen und Walküre von Richard Wagner, Oper.

Die Osterfestspiele Salzburg wurden 1967 von Herbert von Karajan gegründet und bis zu seinem Tod 1989 auch von ihm geleitet. Seit 2020 ist Nikolaus Bachler geschäftsführender Intendant des Festivals, von 2013 bis 2022 war Christian Thielemann künstlerischer Leiter.

Geschichte

Herbert von Karajan und sein Bühnenbildner Günther Schneider-Siemssen hatten sich zum Ziel gesetzt, Opern-Inszenierungen zu schaffen, deren Fokus auf der Musik lag. Sie sollten als Gegengewicht zu Bayreuth Wagner auch am Geburtsort Mozarts in großem Stil gefeiert werden. In den ersten Jahren standen Werke von Richard Wagner im Mittelpunkt, jedes Jahr eine Oper, umrahmt von Orchesterkonzerten mit den Berliner Philharmonikern. Schauplatz für sämtliche Aufführungen war immer das Große Festspielhaus. 1967 fand im Großen Festspielhauses zum ersten Mal und in Folge für jeweils zehn Tage hoch, zwischen Samstag vor Palmsonntag und Ostermontag statt. Oper, Orchester- und Chorkonzerte waren geprägt von Karajans weltumspannender Persönlichkeit und dem exquisit symphonischen Klang der Berliner Philharmoniker.

1979 wurden nicht nur Werke von Wagner, sondern auch Verdis "Don Carlos" von Karajan inszeniert in den monumental dekorativen Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen und den Kostümen von Georges Wakhévitch geboten. Legendär die Besetzung mit Nicolai Ghiaurov als König Philipp, Mirella Freni als Elisabeth, Piero Cappuccilli als Marquis Posa, José Carreras in der Titelrolle, Agnes Baltsa als Eboli.

Die Osterfestspiele konnten lange Zeit ohne staatliche Subventionen auskommen, eine solide Basis von 2 500 Förderern wird heute durch eine kleine Anzahl ausgewählter Sponsoren ergänzt. Über die Jahre entwickelten die Osterfestspiele auch regelmäßig Koproduktionen gemeinsam mit den Salzburger Festspielen oder der Wiener Staatsoper.

Von 1967 bis 1986 standen mit Ausnahme der frühen Opern und des Tannhäuser sämtliche Bühnenwerke Wagners auf dem Programm, Klassiker wie Fidelio, La Bohème, Il Trovatore, Don Carlos, Carmen, Don Giovanni und Tosca setzten programmatische Kontrapunkte.

Nach Karajans letzter "Tosca" - in deren Engelsburg-Kulisse dem Maestro 1988 noch zu dessen 80. Geburtstag auf offener Bühne gehuldigt wurde - begann der Übergang in eine neue Zeit nach einem Interregnum, in dem Kurt Masur, Bernard Haitink und Sir Georg Solti kurzzeitig den Takt vorgaben, ehe 1994 Karajans Nachfolger als Chef der Berliner Philharmoniker das Szepter übernahm: Claudio Abbado. Und das gleich mit einem Signaturstück Karajans, "Boris Godunow", allerdings nicht in den gewohnten prunkenden Pelzgewändern, sondern als kühl-emphatische, scharf gezeichnete Politparabel in Regie und Bild von Herbert Wernicke. 1994 wurden neben dem Hauptprogramm auch eine Zeitgenössische-Musik-Schiene unter dem Namen "Kontrapunkte" und ein Sonderkonzert eines Jugendorchesters als Ergänzungen etabliert.

Nach Karajans Tod führte seine Mitarbeiterin Beate Burchhard die Osterfestspiele weiter. Ihr folgten als Geschäftsführer 1994 Robert Minder und 1998 Michael Dewitte. Künstlerischer Intendant des Festivals wurde der jeweils verantwortliche Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Seit Claudio Abbados Rückzug 2003 ist dies Simon Rattle, der 2005 einen England-Schwerpunkt und im darauffolgenden Jahr einen Frankreich-Schwerpunkt etablierte. Seit 2007 steht Wagners Ring der Nibelungen auf dem Programm.

Am 13. Mai 2011 gaben die Berliner Philharmoniker ab dem Jahr 2013 die Einführung eines Osterfestivals in Baden-Baden und den damit verbundenen Abschied aus Salzburg bekannt. Der geschäftsführende Intendant der Osterfestspiele, Peter Alward, kündigte einen künstlerischen und wirtschaftlichen Neubeginn des Festivals an. Für diesen Neubeginn wurde 2013 Christian Thielemann, der karajan-geprägteste Dirigent der Gegenwart, als Künstlerischer Leiter bis einschließlich 2017 engagiert und mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden ein neues Stammorchester an Salzburg gebunden. Deren Hausgötter, Strauss und Wagner, passten exakt zur (Klang-)Geschichte der Salzburger Osterfestspiele, auch wenn sich das Programm seit 2013 nicht nur diesen, sondern im Wechsel auch italienischem Repertoire widmete. Das von Philipp Stölzl spektakulär filmisch gedachte und umgesetzte Doppel aus "Cavalleria rusticana" und "I Pagliacci" und 2019 die phänomenal musizierten, dem Geist einer sprudelnden Parlando-Komödie verpflichteten "Meistersinger".

2020 wurden die Osterfestspiele aufgrund der Coronapandemie abgesagt. 2021 wurden die Salzburger Osterfestspiele erneut aufgrund der Corona Pandemie zu Ostern abgesagt. Aus der geplanten Produktion von "Turandot" wurde ohnedies bloß eine konzertante Version, dann erfolgte eine Reduzierung des Programms auf vier Orchesterkonzerte, schließlich eine Verschiebung auf Allerheiligen.

Osterfestspiele Skandal 2010

Hauptartikel Osterfestspiele Skandal 2010

Nachdem im Herbst 2009 Gerüchte über eine mögliche Abwanderung der Berliner Philharmoniker nach Auslaufen ihres bestehenden Vertrages im Jahr 2012 aufgekommen waren, entschied sich das Orchester am 14. Dezember 2009 in einer Abstimmung jedoch für eine Fortsetzung des Osterengagements in Salzburg. 2010 wurden die Osterfestspiele von einem Skandal erschüttert. Geschäftsführer Michael Dewitte und dem technischen Direktor der Salzburger Festspiele, Klaus Kretschmer, wurden Unregelmäßigkeiten vorgeworfen, die den Festspielen bis zu 1,5 Millionen Euro Schaden zugefügt haben sollen. Es folgte eine Umstrukturierung des Kuratoriums.

Subventionen

Die Osterfestspiele 2009 wurden vom Land Salzburg mit 178.000 Euro subventioniert[1]

Opernproduktionen der Osterfestspiele seit 1990

  • 1990: Fidelio Ludwig van Beethoven
  • 1991: Le nozze di Figaro Wolfgang Amadé Mozart
  • 1992: Die Frau ohne Schatten Richard Strauss
  • 1993: Falstaff Giuseppe Verdi
  • 1994: Boris Godunow Modest Mussorgski
  • 1995: Elektra Richard Strauss
  • 1996: Otello Giuseppe Verdi
  • 1997: Wozzek Alban Berg
  • 1998: Boris Godunow (Wiederaufnahme)
  • 1999: Tristan und Isolde Richard Wagner
  • 2000: Simon Boccanegra Giuseppe Verdi
  • 2001: Falstaff Giuseppe Verdi
  • 2002: Parsifal Richard Wagner
  • 2003: Fidelio Ludwig van Beethoven
  • 2004: Così fan tutte Wolfgang Amadé Mozart
  • 2005: Peter Grimes Benjamin Britten
  • 2006: Pelléas et Mélisande Claude Debussy
  • 2007: Das Rheingold Richard Wagner
  • 2008: Die Walküre Richard Wagner
  • 2009: Siegfried Richard Wagner
  • 2010: Götterdämmerung Richard Wagner
  • 2011: Salome Richard Strauss
  • 2012: Carmen Georges Bizet
  • 2013: Parsifal Richard Wagner
  • 2014: Arabella Richard Strauss
  • 2015: Cavalleria rusticana und Pagliacci Pietro Mascagni und Ruggero Leoncavallo
  • 2016: Otello Giuseppe Verdi
  • 2017: Die Walküre Richard Wagner
  • 2018: Tosca Giacomo Puccini
  • 2019: Die Meistersinger von Nürnberg Richard Wagner
  • 2020: Don Carlos Giuseppe Verdi nach Friedrich Schillers dramatischem Gedicht
  • 2022: Lohengrin Richard Wagner

Dirigenten

Adresse

Osterfestspiele Salzburg GmbH
Herbert-von-Karajan-Platz 9
5020 Salzburg
Telefon: (06 62) 80 45-361

Quellen

  • www.sn.at Salzburger Osterfestspiele: Was vorerst bleibt, ist Erinnerung, 30. März 2021, ein Beitrag von Karl Harb
  • Die Presse vom 28. Jänner 2010: Festspiele in Salzburg: Herbert von Karajan verbindet
  • Haslinger, Adolf, Mittermayr, Peter (Hrsg.): Salzburger Kulturlexikon, Residenz Verlag, Salzburg-Wien-Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7017-1129-1

Einzelnachweis