Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach

Portrait Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach im DomQuartier.
Wappen des Fürsterzbischofs Sigismund Christoph Graf Schrattenbach

Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach (* 28. Februar 1698 in Graz; † 16. Dezember 1771 in der Stadt Salzburg) war 1753 bis 1771 als Fürsterzbischof von Salzburg der letzte Fürst des Rokokos.

Familie

Graf Schrattenbach entstammte einem alten steirischen Adelsgeschlecht. Sigismund (auch Siegmund oder Sigmund geschrieben) Christophs Vater Otto Heinrich kam als neuntes Kind am 6. Jänner 1672 zur Welt. 1697 wurde er k. k. Kämmerer sowie Land- und Kriegskommissar von Cilli.[1] Am 27. Mai 1697 heiratete er in Feistritz Maria Theresia Gräfin von Wildenstein (Witwe nach Johann Friedrich Freiherrn Gail von Gallenstein). 1712 zog er nach Mähren und administrierte dem Bistum Olmütz, wo er im selben Jahr das Heimatrecht erhielt. Otto Heinrich starb am 29. Dezember 1733 im Bischofshof in Brünn und wurde dort in der Loretokirche bei den Minoriten begraben.

Sigismund Christophs Mutter Maria Theresia, Gräfin von Wildenstein, wurde am 14. Dezember 1667 geboren. In erster Ehe heiratete sie Johann Friedrich Freiherrn Gail von Gallenstein. Nach dessen Tod heiratete sie in zweiter Ehe Otto Heinrich Graf von Schrattenbach.

Die Trauung fand am 27. Mai 1697 in Feistritz statt. Am 9. Oktober 1737 starb sie in Brünn und ist dort neben ihrem Gatten in der Loretokirche bei den Minoriten begraben.

Das Ehepaar hatte zwölf Kinder.

Leben

Sigismund Christoph war der Erstgeborene. Am 1. März 1698 wurde er getauft. Bereits im Alten von acht Jahren, 1706, schickten ihn seine Eltern als Zögling in die Akademie nach Maria Rast (bei Marburg). 1711 lässt sich Sigismund Christoph als erzbischöflicher Page in der Stadt Salzburg nachweisen, wo er sich am 12. Dezember desselben Jahres als Rudimentist (= Primaner) in die Matrikel der Salzburger Benediktineruniversität eintragen ließ. In seiner Salzburger Studentenzeit dürfte in ihm der Plan gereift sein, in den geistlichen Stand zu treten und das Erstgeburtsrecht seinem jüngsten Bruder Franz Anton Xaver abzutreten. Warum gerade der jüngste Bruder dieses Recht erhielt, lässt sich vielleicht daraus erklären, dass wahrscheinlich Sigismund Christophs Brüder Joseph Friedrich und Johann Georg ebenfalls schon die Absicht hatten, eine geistliche Laufbahn einzuschlagen. Beide wurden schließlich auch Domherren. Joseph Friedrich resignierte jedoch wieder sein Olmützer Kanonikat und trat aus dem geistlichen Stande aus. Zwei weitere Brüder starben noch im Kindesalter. Folglich kam der allerdings erst 1712 geborene Bruder Franz Anton Xaver zum Zuge. Am 20. November 1712 erhielt Sigismund Graf Schrattenbach in Salzburg Tonsur und Minores.

Sigismund Christoph setzte schließlich sein Studium in Rom fort, wo er sich ebenso wie in Salzburg "den Wissenschaften mit solchem Fortgange gewidmet" haben soll,"daß Er dereinstens ein getreuer Hirt nach dem Herzen Gottes" zu werden versprach. Wahrscheinlich dürfte er in Rom eher auf dem Collegium Clementinum studiert haben, da ihn Steinhuberin seinem Werk über das Collegium Germanicum[2] nicht anführt. Sein Studium in Rom scheint ihm - im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Kollegen und späterer Bischöfe - eine besondere Verehrung und Zuneigung zum päpstlichen Hof und zur Kurie eingepflanzt zu haben. Als Erzbischof hatte er sich dann stets romtreu verhalten. Auch seine spätere besondere Vorliebe für italienische Opern scheint eher ihre Wurzel in der Studienzeit in Italien als allein im Zeitgeschmack zu haben.

1716 erhielt er zwei Kanonikate, nämlich in Augsburg und Eichstätt, in welchen Bistümern er in späteren Jahren auch Scholasticus wurde. Mit dieser Funktion wurden meist nur gebildete oder gelehrte Domherren betraut. Überhaupt hielt er mit diesen Bistümern noch lange Beziehungen aufrecht, auch als er schon Erzbischof geworden war und er seine Kanonikate dort nicht mehr unbedingt nötig hatte.

Im Alter von 25 Jahre wurde am 19. Dezember 1722 zum Subdiakon, am 27. Dezember zum Diakon und am 10. Jänner 1723 zum Priester geweiht. Die Priesterweihe erfolgte in Eichstätt. Dort wurde er am 19. Februar 1726 auch zum Hofrat und Geistlichen Rat ernannt. Kapitular in Eichstätt wurde er am 29. Juli 1727. Sein Salzburger Kanonikat bekam er erst 1731. Am 19. Mai fand seine Aufschwörung statt. Er hatte dieses Kanonikat durch Resignation seines jüngeren Bruders Johann Georg bekommen, der in Salzburg schon seit 1724 Domherr gewesen war. Johann Georg hatte dieses Kanonikat "wegen großer Unpäßlichkeit reßigniret, und sich nacher Ollmitz begeben, allwo er nach Miraculoser weiß erhaltener gesundtheit von dem Ollmützer Capitel nacher brin (= Brünn) ad Conventum publicum deputiret" wurde.

Graf Schrattenbach wird Domherr

Am 23. September 1733 erhielt Graf Schrattenbach Sitz und Stimme im Salzburger Domkapitel. Nachdem Fürsterzbischof Liechtenstein im Jahre 1747 gestorben war, wurde Graf Schrattenbach in der folgenden Sedisvakanz vom Domkapitel mit der Aufgabe eines Gubernators der Festung Hohenwerfen betraut. Nachdem er die Festung visitiert und wieder verlassen hatte, referierte er dem Domkapitel am 11. Juli 1747 und legte auch ein genaues Verzeichnis über den Zustand dieser Festung vor. Mayrhofer, die die Sedisvakanzen des Erzstifts genau untersucht hat, schreibt darüber, dass er auch eine Beschwerde gegen den Zeugwart eingebracht hatte, der "dem trunke sehr ergeben" war.[3] In späteren Jahren widerfährt ihm selbst von einem Grafen Zinzendorf der Vorwurf der Trunksucht, der aber etwas übertrieben sein dürfte.

Der seit längerer Zeit kränkelnde Domdechant Leopold Anschario Graf von Starhemberg resignierte dieses Amt gegen Ende des Jahres 1750, weshalb am 14. Dezember 1750 eine Neuwahl ausgeschrieben wurde, in der Graf Schrattenbach bereits im 2. Scrutinium - noch dazu in seiner Abwesenheit - zum Domdechant gewählt wurde. Von 15 gerade in Salzburg anwesenden Domherren hatte er acht Stimmen erhalten. Nach der Rückkehr von seiner Reise wurde er am 12. Jänner 1751 in seine neue Würde eingesetzt. Darüber schreibt Graf Kuenburg in seinem Hofmarschallsdiarium, dass bei Hof im Kaisersaal gespeist wurde. Es war eine große Tafel mit 50 Personen, für welche die Edelknaben aufwarteten. Am nächsten Tag, 13. Jänner, wurde der gerade installierte Domdechant auch zum Geheimrat ernannt.

Daten über sein Mobiliar

Bald darauf zog er aus seinem Kanonikalhof aus und übersiedelte in die Domdechantei (heute Kaigasse 12). Über sein dortiges Mobiliar und seine Gemälde existiert ein genaues Inventar, das einige interessante Aufschlüsse über seinen Geschmack und die Ausstattung seiner Wohnung ermöglicht.

Dies Inventar (vom 21. November 1753) verdankt seine Aufzeichnung dem Umstand, dass Graf Schrattenbach, nachdem er zum Erzbischof gewählt worden war, sein gesamtes Mobiliar versteigern ließ undden Erlös dem domkapitlischen Spital St. Erhard "als ein ewig fructificirendes Capital" unter der Bedingung vermachte, das in der Spitalskirche alle Jahre am 1. Mai sechs hl. Messen zu seinen "Leb-Zeiten um eine glickliche Sterb-Stund, nach dem Todt aber zum Trost unserer armen Seele geleßen" werden sollten. Die Messen sollten aus den Zinsen bezahlt werden. Ebenso sollten die 25 Pfründner etwas erhalten, wenn sie am selben Tag beichten und kommunizieren gehen, nämlich die Männer 45 kr. und die Frauen "nur" 30 kr. Der restliche Zinsenbetrag sollte für den Untermeister und sonstige Ausgaben verwendet werden.

Die Schätzung im Inventar ergab für das Mobiliar einen Wert von 777 fl. und für die Gemälde 766 fl. Der Erlös aus der Versteigerung war natürlich höher. Der neugewählte Domdechant Graf Waldburg-Zeil bot 600 fl. für die Übernahme der Spaliere (Stofftapeten?) und "mauerfester" Dinge, und der Hofkammer-Direktor Johann von Rehlinge kaufte das ganze Mobiliar um 1.300 fl.32. Ob dieser wirklich alles brauchen konnte, oder ob es eher eine Art diplomatischer Ergebenheitsgeste vor dem neuen Erzbischof war, ist unbekannt.

Aus dem Inventar geht zunächst hervor, das Domdechant Schrattenbach zehn Zimmer und eine Sala Terrena zur Verfügung standen. Bei ihm logierte auch ein Neffe namens Bernhard Peterswaldsky. Den besten Aufschluss für Schrattenbachs persönlichen Geschmack bietet seine Gemäldesammlung mit einer Gesamtzahl von 231 Bildern, die im ganzen Haus verteilt waren. Der Anzahl und dem Wert nach stellt diese Sammlung einen guten Durchschnitt - im Vergleich zu seinen geistlichen Kollegen - dar.

Seine Wahl nach 49 Wahlgängen zum Erzbischof

Mit 52 Jahren wurde er zum Vorsitzenden des Domkapitels in Salzburg und bereits drei Jahre später in einer zähen Wahl zum Fürsterzbischof gewählt. Es erforderte 49 Wahlgänge an 13 Tagen, bevor er am 5. April 1753 als neuer Fürsterzbischof feststand. Nach dem 50. ergebnislosen Wahlgang hätte der Papst einen Erzbischof ernennen müssen. Am 7. Mai hielt der neue Erzbischof traditionsgemäß von Schloss Freisaal aus den feierlichen Einzug in die Stadt und ergriff damit von seiner Residenz Besitz.

Im Detail.

Am 5. Jänner 1753 war Fürsterzbischof Dietrichstein gestorben. Am 12. März begann das Domkapitel mit der Wahl eines neuen Erzbischofs. Zuvor begaben sich die Domherren zur Messe und kommunizierten. Hernach gingen sie ins Kapitelhaus, wobei die Bürger und Soldaten eine militärische Parade abhielten. Es wurde die schwierigste und hartnäckigste Wahl im Erzstift überhaupt. Maria Theresia verhielt sich in dieser Wahl neutral, indem sie dem österreichischen Wahlkommissär Karl Johann Philipp Graf von Kobenzl in einer Instruktion empfahl: "Den würdigsten werden Wir jederzeit als den angenehmsten ansehen."

Am 4. April wurde bereits die 12. Wahlversammlung abgehalten, in der wieder - nämlich dreimal - ergebnislos gewählt wurde. Man hatte nun schon 27 erfolglose Wahlgänge hinter sich, da mehrere Parteien bestanden und man sich einfach nicht auf zwei Fraktionen einigen konnte. Die größten Chancen hatte zunächst der Bischof von Gurk, Joseph Maria Graf von Thun und Hohenstein, gehabt. Eine andere Partei votierte für den Bischof von Seckau, Leopold Ernst Graf von Firmian. Schließlich gab es noch eine Partei für Domdechant Schrattenbach, ebenso eine für Johann Franz Anton Graf von Khevenhüller und eine fünfte für Joseph Gottfried Graf von Saurau, der jedoch noch nicht Priester war, aber schon in der ersten Zusammenkunft vier Stimmen erhalten hatte.

Am 5. April - dem allerletzten Wahltag - musste man zu einer Entscheidung kommen. Es war die 13. Wahlversammlung. Man kam im Dom um 9 Uhr vormittags zusammen und wählte nahezu bis halb 5 Uhr nachmittags. Man hatte sich zuvor schon Gedanken gemacht, ob man nicht einen Kanonisten zu Rate ziehen sollte, doch war man davon wieder abgekommen. Endlich erreichte man eine kanonische Wahl - nämlich im 50. Scrutinium. Wäre dieses 50. Scrutinium ergebnislos verlaufen, hätte der Papst den Erzbischof nominieren müssen. Von den 20 Stimmen erhielt der Domdechant elf und hatte somit die kanonische Mehrheit. Der Benediktiner Otto Gutrath von St. Peter berichtet in seinem Tagebuch, dass an diesem Tag allein 23 Scrutinia gehalten wurden - das ist somit beinahe die Hälfte aller Wahlgänge. Für die andere Hälfte hatte man zwölf Tage gebraucht. Man kann sich also vorstellen, mit welchem Ingrimm man an diesem letzten Tag gewählt haben mag.

Am 7. Mai 1753 hielt Fürsterzbischof Schrattenbach seinen feierlichen Einzug in die Stadt vom Schloss Mirabell aus durchs Linzer Tor und nahm von der Residenz Besitz In seiner Freude, Erzbischof und Landesfürst geworden zu sein, wird er vermutlich seinen Bruder Franz Anton eingeladen haben. Dieser kam jedenfalls am 31. Mai mit seiner Frau und seiner älteren Tochter Maria Theresia nach Salzburg zu Besuch.

Aus der Eröffnungssitzung des Herbstperemptoriums, der Hauptversammlung des Domkapitels, am 22. September 1753 geht hervor, das Schrattenbach für sein Pallium - wohl wegen seiner guten Beziehungen zu Rom - nur 14.000 Scudi (= 29.400 fl.) zu zahlen hatte. Papst Benedikt XIV. hatte von Schrattenbachs Vorgänger, Erzbischof Dietrichstein, sogar 30.000 Scudi verlangt, sich nach heftigem Streit aber doch mit 20.000 Scudi begnügt.

Am 14. April 1762 weihte er den späteren Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo in Salzburg zum Bischof von Gurk.

Der Fürsterzbischof schenkte den Atlas Salisburgensis von Joseph Jakob Fürstaller seinem Weg- und Baukommissär Johann Elias von Geyer und den Globus von Fürstaller der Benediktineruniversität. Dieser wurde bald mit Staub und Moder bedeckt, der Atlas nach dem Tode Geyers am 28. April 1791 öffentlich versteigert, Hofrath von Schidenhofen erstand ihn um 7 fl 80 kr.

Sigismund hatte auch manche Schrullen: So lud er mehrmals am Namenstag des hl. Josef Adelige bei Hofe ein, die diesen Vornamen trugen. Auch verbot er im Jahre 1756, "daß Brautleute im Dom und in der Dreifaltigkeitskirche ohne Musik einziehen, widrigenfalls die Trauung nicht erfolgen dürfe".

Fürsterzbischof Schrattenbach war kein Förderer des Nepotismus. Außer der Ausstattung seiner Nichte Maria Theresia Gräfin von Schrattenbach, die am 25. Juli 1756 in Salzburg einen Grafen von Haugwitz heiratete, und des Kaufes eines Kanonikalhofes für seinen Neffen Vinzenz Graf von Schrattenbach im Jahre 1763, wofür der Fürsterzbischof 5.000 fl. ausgab, ist nur noch ein Legat von 8.000 fl. zu nennen, das er diesem vermachte.

Am 9. Dezember 1771 tauchten beim Fürsterzbischof, der unter Blasensteinen litt, größere Beschwerden auf. Unter diesen Schmerzen beklagte er am meisten, "daß er die bischöflichen Funktionen nicht mehr ausüben könne". Am 15. Dezember ließ er sich die Sterbesakramente reichen, und am 16. desselben Monats starb er. Proschko stellt auf Grund des Sektionsprotokolls fest, dass Fürsterzbischof Schrattenbach an Nierenblutungen und einer Prostatahypertrophie starb. Der Leichnam des Fürsterzbischofs war in Gegenwart der Hofärzte und Chirurgen seziert worden, wobei in der Blase vier haselnußgroße und 16 kleine Steine gefunden wurden.

Bautätigkeit

Als Fürsterzbischof ist er uns als eifriger und fleißig arbeitender Fürst überliefert. Am liebsten erledigte er alle Akten selbst. In seine Regierungszeit fallen die Errichtung des Arbeitshauses in St. Rochus für Raufer und Unzüchtige in Maxglan, der Bau des Sigmundstors durch den Mönchsberg - einzige Erinnerung heute an ihn, nachdem der Sigmundsplatz in Herbert-von-Karajan-Platz umgetauft wurde -, die Errichtung der Mariensäule auf dem Domplatz, das Mädchen- und das Knabenwaisenhaus in Mülln sowie die Gründung von weiteren Waisenhäusern.

Am 4. September 1756 weihte er die Kirche von Mayrhofen im Zillertal. 1757 beauftragte er den Maler Benedikt Werkstätter mit der Ausgestaltung von drei Zimmern der Fürstenzimmer im Pfleghaus der Saline Hallein mit Ölgemälden[4]. Am 1. Mai 1765 konsekrierte er die Wallfahrtskirche Maria Königin des Rosenkranzes in Burghausen. In der Bergbaugemeinde Leogang im Pinzgau ließ er in den Jahren 17691770 die Knappenkapelle St. Anna erbauen.

An der Radstädter Tauernstraße ließ der die Poststation Untertauern errichten und vermehrte die Postfahrten auf nun zweimal wöchentlich.

Doch nicht nur ein Loch im Geldbeutel des Landes, auch eines im Mönchsberg war Schrattenbach zu verdanken. Während seiner Amtszeit wurde es Neutor, später Sigmundstor und dann doch wieder Neutor benannt, errichtet und damit der Weg aus der Altstadt in den Stadtteil Riedenburg und den damaligen Vorort Maxglan wesentlich verkürzt. Er war auch der einzige Fürsterzbischof, der sich auf einem öffentlichen Gebäude in der Innenstadt darstellen ließ. Über dem Ostportal des Sigmundstors an der oberster Stelle ließ er sein Abbild anbringen und darüber einmeißeln: Te saxa loquuntur (Von dir sprechen die Steine).

Förderer von Mozart

Privat gab es keine Aufsehen erregenden Erlebnisse. Er liebte Hunde und konnte Gnadengesuchen in Versform nicht widerstehen. Nur mit dem Domkapitel verstand er sich nicht so gut. Denn er beharrte auf seinen Meinungen, die, wie er sagte, Eingebungen des Heiligen Geistes seien. Aber auch umgekehrt versuchten Mitglieder des Domkapitels immer wieder zu intrigieren.

Er bleibt der Nachwelt vor allem als Förderer der Familie Mozart in Erinnerung. In seinem Gefolge soll Leopold Mozart, der Vater von Wolfgang Amadé zum Hofkapellmeister und Hofkomponisten aufgestiegen sein. Auch sein Sohn, Wolfgang Amadé Mozart, wurde vom Fürsterzbischof bereits im Alter von 14 Jahren zum Hofkapellmeister bestellt.

Die Freigiebigkeit, die Graf Schrattenbach nicht nur den Mozarts gegenüber an den Tag legte, führte dazu, dass das Land am Ende seiner Herrschaftszeit hoch verschuldet war. Dafür fand man in den fürsterzbischöflichen Gemächern, an allen möglichen Orten verstreut, mehr als 200.000 Gulden, die sich der Fürsterzbischof zur Seite gelegt hatte. Wie Franz Martin über ihn schrieb, war er kein großer Fürst, aber ein echter Vertreter der Rokokozeit, kleinlich, spielerisch und mit lockerer Hand in der Wirtschaft, aber liebenswürdig, ein Förderer der Künste, ein Menschenfreund[5]. Von ihm wird erzählt, dass er die Kinder liebte, sich an lustigen Gebärden und Ausdrücken erfreuen konnte und Leute gerne beschenkte.

Wie Zeitgenossen den Fürsterzbischof sahen

Der Abt von St. Peter, Beda Seeauer, bezeichnet Schrattenbach als Choleriker, weshalb er wegen dieser Eigenschaft nicht selten in der Mäßigung sündige. Weiters stellt er fest, dass der Fürsterzbischof am eigenen Urteil festhält. Von seinem ein für allemal gefassten Ausspruch auf Grund gefasster Vorurteile will er nicht ablassen, ja er leidet vielmehr an einem gewissen Fehler der Milde und Härte. Der Fürsterzbischof ist wahrhaft fromm und ergeben und ein Vorbild. Er kann nichts Arglistiges ersinnen, und er hat für das Wohl des Volkes und Vaterlandes sehr gute Absichten. Tritt aus irgendeinem Zwischenfall Unruhe auf, so arbeitet er sogar Tag und Nacht mit erstaunlichem und unermüdlichem Fleiß. Alle Berichterstattungen liest er Wort für Wort, was kaum irgendeiner der Fürsten gemacht hat. Seine eigene Tafel ist ordentlich und nüchtern. Von keiner Leidenschaft, etwa des Spielens, ist er erfasst, und durch keine Sache wird er mehr ergötzt als durch Arbeit.

Koch-Sternfeld stellt Fürsterzbischof Schrattenbach ebenfalls das Zeugnis eines fleißigen Regenten aus: "Sigmund, der im Gespräche launig, in Repliken oft witzig war, durchlas viele Akten, und erprobte in seinen Entschliessungen, die er allzeit eigenhändig schrieb, natürlichen Verstand."

Ein vernichtendes Bild hingegen entwirft Karl Graf von Zinzendorf, der im Jahre 1764 eine Woche in Salzburg weilte und den Fürsterzbischof in einem Bericht folgendermaßen charakterisierte: "Der jezige Souverain ist Sigmund Christoph Graf von Schrattenbach. Da sonst an diese Gestal des Leibes kein Schluß auf die Gemüths-Eigenschafften noch auf die Kräffte der Seele eines Menschen zu machen ist, so trifft hier beides gar wol zusammen. So unansehnlich die äußere Gestalt dieses Fürsten ist, so schwach sind auch die Kräffte seines Geistes, so wenig erhaben seine Gemüths-Eigenschafften. Er ist klein an Person, hager, ältlich und besonders wegen der wunderbaren Verenderung seiner Augen sehr unangenehm. Nichts edles blickt aus seiner Gesichtsbildung hervor, und so herrschen auch in seiner Seele die kleinsten Vorurtheile des Pöbels. Seine Religion ist nicht vernünftige und geziemende Verehrung des Stiffters der christlichen Kirche, sondern vielmehr eine unverständige Bigoterie, welche wie es gemeiniglich zu geschehen pflegt, mit keinem exemplarischen Wandel verbunden ist. Den Trunk, dem er ergeben, rechnet er für kein Laster, wol aber die Unzucht."

Daß Fürsterzbischof Schrattenbach in der Tat von der Natur nicht durch ein schönes Gesicht bevorzugt war, zeigt ein Messingrelief des Salzburger Büchsenmachers Martin Gizl, das Sigismund im Profil darstellt. Mit hartem Realismus ist Siegmund in verblüffender Häßlichkeit darauf abgebildet. Auffallend ist vor allem seine eingefallene Sattelnase - wie sie bei Syphilitikern manchmal vorkommt. Ein ebenso häßliches Profil Schrattenbachs ist auf einem Elfenbeinrelief im Salzburg Museum zu finden. Die meisten Schrattenbach-Porträts sind allerdings sehr idealisiert dargestellt.

Noch schärfer in seiner Kritik Schrattenbach gegenüber ist Graf Zin%endorf in seinem Tagebuch, in dem er eine Reihe von Beobachtungen über den Fürsterzbischof anführt. Er vermerkt, daß man sich über ihn lustig machte, daß er "in seinen Manieren wenig Adel zeigt, aber höflich ist". Weiters ist er "völlig unbelesen". Er berichtet über ein Diner bei Hofe: "Dort wird man sehr schlecht bedient, das Silbergeschirr ist im höchsten Grade liederlich." Im darauffolgenden Jahr ließ der Fürsterzbischof neue Silbergedecke anfertigen. Graf Zinzendorf notiert in sein Tagebuch, daß der Fürsterzbischof Spaß an Narrenpossen finde, daß er "eine häßliche Physiognomie" habe und er "ein Dummkopf" sei, "wie es sonst keinen mehr geben dürfte". Zur Dummheit komme außerdem noch hinzu, daß er "eifersüchtig auf seine Autorität wie alle schwachen Leute, eitel auf seine Vorrechte" sei. „Er ist von einer solchen Einfalt, daß er Unanständigkeiten sagt, ohne es zu wissen, ohne es zu ahnen." Das einzig Positive, das er berichtet: "Gestern abends um sieben Uhr, als man den Angelus läutete, warf sich der Erzbischof mitten in seinem Kometenspiel begriffen auf die Knie und die ganze Gesellschaft mit ihm. Das habe ich recht würdig gefunden."

Graf Zinzendorfs Urteil ist in der Tat sehr hart, ja vernichtend. Die Häßlichkeit des Fürsterzbischof s und Graf Zinzendorfs Verkehr mit den meisten Domherren, die gewiß nicht günstig über ihren Fürsten urteilten, und schließlich Schrattenbachs konservative Denkweise wird sicher Graf Zinzendorfs Urteil noch zugespitzt haben. Zinzendorf, ein mit seltener Beobachtungsgabe und Urteilsschärfe ausgestatteter Mann - ganz von aufklärerischen Idealen durchdrungen - , war zum Zeitpunkt seines Salzburg-Aufenthaltes erst 25 Jahre alt. Trotzdem ist es ein verheerendes Bild über diesen Fürsten, das manche völlig positiven Urteile anderer Zeitgenossen über Schrattenbach mit Vorsicht betrachten läßt.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Celje ist eine slowenische Stadt im Nordosten des Landes.
  2. Steinhuber, Andreas: "Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom", 2 Bde., 1895.
  3. Mayrhofer, Emma W.: "Die Sedisvakanzen im Erzstift Salzburg". Phil. Diss. - Salz burg 1969, S. 114, aus: SLA, DKP 1747, 11. VII., S. 767/768.
  4. Quelle Keltenmuseum
  5. Quelle Salzburger Nachrichten 7. Juli 2010
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