Leonhard von Keutschach

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Bildnis von Leonhard von Keutschach in der Burg Mauterndorf
Leonhard von Keutschachs Wappen im Innern der Burg Mauterndorf.
Wappen über dem Burgtor von Schloss Staufeneck (Rupertiwinkel, beute Bayern).

Leonhard von Keutschach (* um 1442 in Viktring, Gemeinde Klagenfurt, Kärnten; † 8. Juni 1519 in der Stadt Salzburg) war ein Salzburger Fürsterzbischof. Seine Leistungen begründeten die herausragende Stellung des Fürsterzbistums Salzburg im römisch-deutschen Reich für fast zwei Jahrhunderte.

Leben

Leonhard von Keutschach war zuerst Chorherr und Propst im Kloster Eberndorf im Jauntal, wurde am 19. Oktober 1490 Dompropst in Salzburg und 1495 zum Fürsterzbischof von Salzburg gewählt. Er musste gegen seinen ausdrücklichen Willen das Domkapitel säkularisieren und widmete sich der wirtschaftlichen Sanierung des wirtschaftlich zerrütteten Erzbistums. Nach drei fragwürdigen Erzbischöfen und dem Tiefpunkt der Entwicklung in der Regentschaft Friedrich V. von Schaunberg (und nach der achtmonatigen Regentschaft Sigmund II. von Hollenegg) nun wieder ein insgesamt glaubwürdiger Vertreter der Kirche gewählt. Unter seiner Regentschaft gedieh durch eine sorgfältige Verwaltung in der Folge der Gold- und Silbererzbergbau im Gasteiner- und Raurisertal, und die Salzgewinnung warf großen Gewinn ab. Der allgemein zunehmende Wohlstand der Bevölkerung und die insgesamt friedliche Zeit führten zu einer Blüte von Kultur und Kunst.

Insgesamt blieb Leonhard von Keutschach nicht nur innenpolitisch und als glaubwürdiger Kirchenmann, sondern auch außenpolitisch recht erfolgreich. Er konnte Kriegshandlungen und die Teilnahme am Landshuter Erbfolgekrieg durch Zahlung von 15.000 Gulden vom Salzburger Gebiet abwenden. Diese Zahlung, die er an Maximilian I. leistete, sicherte ihm dessen Wohlwollen für den Kauf des Mondseelandes am 25. Mai 1506 um 12.000 Gulden, das so für knapp 60 Jahre zum Fürsterzbistum Salzburg gehörte. In seinen letzten Jahren hielt sich Keutschach vor allem auf der Festung Hohensalzburg auf. Die von ihm in Auftrag gegebenen Architektur der Prunksäle der Festung sind herausragende profane Meisterwerke spätgotischer Kunst, die weitum ihresgleichen suchen, sie belegen auch das hohe Kunstverständnis des Erzbischofes. Leonhard von Keutschach ließ auch die Verteidigungsanlagen der Burg Hohensalzburg ausbauen (Bau der Ringmauer, der Georgskirche und der Festungszisterne) sowie eine Orgel (Salzburger Stier) und erneuerte die alte Römerstraße über den Radstädter Tauern. Keutschach hatte Salzburg mit viel Geschick zu einem der reichsten Fürstentümer des römisch-deutschen Reiches gemacht.

Der Fürsterzbischof war aber auch nicht frei von Nepotismus. Er vertrieb 1498 die letzten in Salzburg ansässigen Juden und ließ die die Salzburger und Halleiner Synagoge zerstören. Energisch und unerbittlich beharrte Leonhard auf den ihm zustehenden Rechten. 1511 brach er den Widerstand der Salzburger Bürger. Beim Gastmahl auf der Festung Hohensalzburg am 23. Jänner 1511 ließ Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach den Salzburger Bürgermeister Hans Matsperger und seine Ratsherren festnehmen.

Leonhards biedere Art stieß bei Salzburger Bürgern, die durch den Venedighandel und Priviligierung durch Friedrich III. sehr selbstbewusst geworden waren, vielfach auf Kritik. So nannten sie ihn manchmal auch "Leonhard den Windischen" wegen seiner Kärntner Abstammung oder "Liendl Wirth" oder "Liendl Pierschenk" wegen seines fehlgeschlagenen Versuches den privaten Brauereien die Herstellung hochwertigen Bieres zu untersagen und so den Absatz des hochfürstlich gebrauten Bieres zu fördern.

Nachruhm

Leonhard von Keutschach blieb als Fürsterzbischof, der lebenslang nach der Regel der Augustiner-Chorherren lebte auch durch die Erweiterung und den Neubau Burgen und Schlössern gegenwärtig:

Leonhard von Keutschach baute auch die Festung Hohensalzburg aus, wobei er diese nicht nur eine zeitgemäße Verteidigungsanlage ausbauen ließ, sondern den Hohen Stock der Festung auch als prunkvolle Residenz ausgestaltete (Goldene Stuben).

Bekannt bleibt auch das hohe Vertrauen, das Martin Luther zu diesen Kirchenmann hatte. Nach seinem Tod hinterließ er Salzburg als eines der reichsten deutschen Fürstentümer. Nach den Schätzungen des venezianischen Gesandten nahm Salzburg 1507 mit 90.000 Gulden Jahreseinnahmen den vierten Platz hinter den österreichischen Erblanden, Bayern und Köln ein.

Denkmal

Im Burghof der Festung Hohensalzburg schuf der Künstler Hans Valkenauer ein einzigartiges marmornes Denkmal von Fürsterzbischof Leonhard von Keutschach

Eine frei erfundene Legende des späten 19. Jahrhunderts über Leonhard von Keutschachs Wappen

Als er einmal seinen Onkel Wolf zu Alm im Pinzgau besuchte, machte dieser auf dem Rübenfelde, wo sie gerade weilten, heftige Vorwürfe über die schlechte Verwendung seines letzten Schuljahres. Aber Leonhard machte sich aus dem Verweis seines Onkels nicht viel, lachte darüber und gab kecke Antworten. Da ward sein Onkel zornig, nahm eine Rübe und warf sie dem flüchtenden Studenten nach mit den Worten: "Wenn Du Dich nicht besserst, darfst Du mir nicht mehr unter die Augen kommen." Leonhard nahm diese Rüge lebhaft zu Herzen, er lernte von nun ab fleißig, ward ein tüchtiger und strebsamer Mann und später Erzbischof und Landesfürst von Salzburg. Als solcher nahm er aus Dankbarkeit die Rübe in sein Wappen auf.

Tatsächlich stand die Rübe in seinem Wappen als damals vertrautes Zeichen für Reichtum und Wohlstand. Das Wappen war auch schon lange vor der Geburt des Fürstrzbischofs das Wappenzeichen der Herren von Keutschach. Die (Runkel-)Rübe als Stammwappen der Keutschacher wird urkundlich schon bei Peter de Chewschach im Jahr 1344 erwähnt.

Entfernt ähnliche Sagen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind in Mitteleuropa mehrfach bekannt. Auch Adalbert von Chamisso bearbeitet in seinem Gedicht "Das Riesenspielzeug" dieses Thema, das hier einer elsässischen Sage entnommen wurde, welche in sehr ähnlicher Form auch von Ludwig Bechstein und den Gebrüdern Grimm aufgezeichnet wurde. Die Ungerechtigkeiten und Spannungen zwischen den adeligen und den kirchlichen Gutsherren und den Bewirtschaften führten nach 1848 zu einer allgemeinem Übernahme der adeligen und kirchlichen Großgrundbesitzungen durch die Bauern.

Quellen und Literatur

  • Dopsch, Heinz: Salzburg im 15. Jahrhundert. In: Geschichte Salzburgs-Stadt und Land, Bd.I/1, hg. von Heinz Dopsch, 2. Aufl. Salzburg 1983, VIII/2, S. 487-593, hier S. 566-593.
  • Franz Ortner: Salzburgs Bischöfe in der Geschichte des Landes, Peter Lang Vlg, Frankfurt a.M, 2005
  • Eintrag zu Leonhard von Keutschach in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (auf AEIOU)
  • Herbert Riesner, Fotograf und Obmann Verschönerungsverein Mondsee, Dezember 2009
  • Lungauer Sagenwelt


Zeitfolge


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20. Jahrhundert
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Erzbischöfe
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21. Jahrhundert
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