Chronik des Jänners 2019

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Schneeräumung am Dientner Sattel, 1:34 min Video
Schneeräumung am Flughafen Salzburg im Zeitraffer, 22 sek. Video
St. Martin am Tennengebirge am 14. Jänner 2019
Befliegung eingeschneite Gehöftgruppe Dientner Sattel in der Früh am 14. Jänner 2019
Hier ein Einsatz von Schneeräumfahrzeugen am 8. Jänner 2019 im Glemmtal.
Hier ein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Abtenau am 9. Jänner 2019.
Hier ein Einsatz des Bundesheeres am 9. Jänner 2019 in Dienten am Hochkönig.

Chronik des Jänners 2019

Einleitung

Nach Weihnachten 2018 ohne Schnee und einem regnerischen Silvesterabend begann der Jänner 2019 stürmisch und mit viel Schnee. Das Ungewöhnliche am Wetter der folgenden Tage war der anhaltende Schneefall, der in dieser Form schon jahrelang nicht mehr im Land Salzburg erlebt wurde.

Jänner 2019

Von Radstadt bis Lofer: Dieser Jänner war ein Jahrhundertereignis

So außergewöhnlich die Schneemassen von 1. bis 9. Jänner waren: Von historischen Rekordwerten seien sie noch ein Stück entfernt, meinte noch nach der ersten Jännerwoche Bernhard Niedermoser, Leiter der Salzburger Lawinenzentrale und Chef der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in der Stadt Salzburg. Speziell in niedrigeren Lagen gebe es wegen des Regens deutlich weniger Schnee. Noch vor Silvester habe es weit unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen gegeben.

Doch nach der ersten Jännerwoche lag die Niederschlagsmenge deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. So fielen etwa in Saalbach-Hinterglemm in den ersten Tagen des neuen Jahres 86 Zentimeter Neuschnee, im Mittel der vergangenen Jahre waren es im gesamten Jänner 78 Zentimeter. In Lofer gab es 2019 bis zum 9. Jänner 129 Zentimeter Schnee. In einem durchschnittlichen Jänner sind es im gesamten Jänner 57 Zentimeter. Derartige Schneemengen kamen in anderen Jahren eher erst Ende Jänner oder im Februar vor. Am 8. Jänner meldete die Messstationen der ZAMG bei der Rudolfshütte (2 300 Meter Seehöhe) 280 Zentimeter Schnee, in Obertauern (1 700 Meter Seehöhe) knapp zwei Meter und in Zauchensee (1 300 Meter Seehöhe) zirka 180 Zentimeter.[1]

Stellenweise Schneemengen wie nur alle 30 bis 100 Jahre

In Hochfilzen fielen vom 1. bis 10. Jänner 311 Zentimeter Neuschnee, in Bad Mitterndorf[2][3] rund 280 cm, in Seefeld 208 cm, in Ramsau am Dachstein und in Lofer rund 170 cm. "Grob kann man sagen, dass diese Neuschneemengen selbst im klassischen Nordstau oberhalb von etwa 800 Meter Seehöhe statistisch gesehen nur alle 30 bis 100 Jahre vorkommen. Das gilt vor allem für die Regionen vom Tiroler Unterland über Salzburg bis hin zur Dachstein- und Hochkarregion. Weiter im Westen und Süden sind die Schneemengen auch im Bergland deutlich geringer", sagte Alexander Radlherr von der ZAMG am 9. Jänner 2019[4]

Ein solches Winterereignis wie in diesem Jänner gibt es nur alle 100 Jahre

In Fieberbrunn, dessen Messwerte für die Region Leogang, Maria Alm am Steinernen Meer und Dienten am Hochkönig repräsentativ sind, betrug die Neuschneemenge von 1. bis 15. Jänner gigantische 4,5 Meter - das ist absoluter Rekord.

Aber auch die Schneemengen in Lofer (2,6 Meter) und in Abtenau (2,4 Meter) fallen in die Kategorie Jahrhundertereignis. Speziell der Umstand, dass derart viel Schnee in so kurzer Zeit gefallen sei, mache den Jänner 2019 "außergewöhnlich, fast wild", sagt Bernhard Niedermoser (ZAMG).

Eine hartnäckige Nord- und Nordwestwetterlage führte speziell in Salzburg und Nordtirol zu diesem winterlichen Ausnahmeereignis, das die Meteorologen der ZAMG nun mit weiterem statistischen Material unterfütterten. So fiel in Salzburg im Flächenmittel in diesem Jänner um 150 Prozent mehr Niederschlag als sonst. Damit gehört das Gebiet von Vorarlberg bis Salzburg zu den zehn niederschlagsreichsten der vergangenen 160 Jahre.

Der - laut ZAMG - relativ nasseste Ort österreichweit kommt ebenfalls aus Salzburg, es ist St. Veit im Pongau mit 200 Millimetern Niederschlag. Das ist eine Abweichung vom Monatsmittel der Jahre 1981 bis 2010 um gleich 319 Prozent. Weshalb auch die Sonne in Salzburg um 50 bis 65 Prozent weniger schien als in einem durchschnittlichen Jänner.

Was manche überraschen wird: Der Jänner 2019 war auch in Sachen Kälte rekordträchtig. Österreichweit lagen die Temperaturen auf den Bergen und auch in vielen Tälern deutlich unter dem klimatologischen Mittel. Ähnlich kalt war es auf den Bergen in einem Jänner zuletzt 1987. Und auch den Kälterekord brach eine Salzburger Messstation - jene in Radstadt im Pongau, und das gleich zwei Mal (24. und 30. Jänner) mit jeweils minus 20,8 Grad Celsius.

Und noch ein Rekord: Die Kombination aus viel Schnee und Regen sorgte für extreme Lasten auf den Dächern. Was die ZAMG bis 31. Jänner 2019 beschäftigte. Private wie Firmen brauchen für den Versicherungsfall Gutachten, die diesen außergewöhnlichen Jänner dokumentieren.[5]

Jänner-Rückblicke

Am 1. Jänner 1905 wurde im Observatorium am Hohen Sonnblick mit -37,2 °C die absolut tiefste in Österreich gemessene Temperatur registriert.

Am 2. Jänner 2006 stürzte um 16 Uhr in Bad Reichenhall die Eislaufhalle unter der Last der Schneemenge zusammen und begrub 15 Menschen unter sich.

Am Wochenende 9./11. Jänner 2015 zog Sturm "Felix" vom Nordatlantik über Deutschland und Teile von Österreich hinweg. Im Berchtesgadener Land wurden Temperaturen von über +20 °C gemessen, ebenso in der Stadt Salzburg.

Der Jänner 2017 war bis dahin einer der beiden kältesten Jänner seit 30 Jahren.

Menschen helfen Menschen

Die dreifache Mutter Astrid Hohenwarter in Weißbach bei Lofer war in der ersten Jännerwoche 2019 "First Responder" beim Roten Kreuz und seit Tagen in einer besonders schwierigen Situation. "Weißbach mit seinen 420 Bewohnern ist derzeit von der Außenwelt abgeschnitten. Als Sanitäterin bin ich mit einer hier wohnhaften Krankenschwester die einzige Anlaufstation bei medizinischen Notfällen", sagte die 43-Jährige. Sie ist mit einem Defibrillator, Absauggerät, Sauerstoff und Verbandsmaterial gut ausgerüstet. Mit dem Allradauto kann sie gemeinsam mit der Feuerwehr bei Notfällen zu den Patienten fahren. Ein Dialyse-Patient wurde noch vor der Sperre der Landesstraße ins Spital gebracht. "Es ist zwar ein beklemmendes Gefühl, aber im Dorf halten sie alle zusammen", so Hohenwarter.

Stellvertretend für die rund 1 300 ehrenamtlich aktiven Retter erzählte Christian Schartner aus Oberalm: "Ich habe ein Vermessungsbüro mit 18 Angestellten, aber wenn wir gerufen werden, muss ich alles liegen und stehen lassen. So wie kürzlich, als es galt, elf eingeschneite bayerische Urlauber von einer Hütte am Tauglboden in der Nacht unter hoher Lawinengefahr sicher herauszubekommen." Christian Schartner ist mittlerweile Ortsstellenleiter der Bergrettung in Hallein und seit 17 Jahren ehrenamtlicher Helfer. "Ich bin selbst im Juni 1986 bei einer Tour in der Dachstein Südwand[6] in akute Bergnot geraten, habe über Nacht in der Wand biwakieren müssen, ehe mich die Bergrettung geborgen hat. In der Folge stand für mich fest, dass ich in Zukunft auch anderen helfen will. Das ist eine schöne Sache und die Dankbarkeit der Menschen ist der Lohn. Wöchentliche Übungen, die Einsätze und permanentes körperliches Training sind es wert."

Das sehen auch die Helfer des Bundesheers, die im Katastrophenfall angefordert werden, so. Wie Fabian Schaffler vom Pionierbataillon 2, das derzeit mit zwei Zügen bei Minusgraden und Schneefall in Thalgauegg und Hintersee im Einsatz ist. Es gilt Bäume zu fällen, die auf die Straßen zu stürzen drohen. "Helfen in Friedenszeiten war mein Motiv, dass ich zum Heer gegangen bin", so der Elsbethener. "Die betroffenen Menschen sind froh, wenn wir da sind, und wir spüren, dass wir gebraucht werden. Das motiviert uns ungemein."

Ereignisse Jänner 2019

Donnerstag, 3. Jänner

Im ganzen Land setzten Schneefälle ein, in höherer Lagen kamen noch Orkanböen bis zu 169 km/h hinzu (gemessen beim Fuscher Törl in 2 431 m ü. A. an der Großglockner Hochalpenstraße). Es gab bis zu einem Meter Neuschnee und die Lawinengefahr stieg erheblich. Tagsüber gab es beispielsweise 33 Zentimeter Neuschnee in Saalbach-Hinterglemm. Am Radstädter Tauern galt Schneekettenpflicht. Am Nachmittag begann es auch in der Landeshauptstadt Salzburg stark zu schneien.

Freitag, 4. Jänner

Im Hinblick auf die am Wochenende zu erwartenden starken Schneefälle traten bereits zahlreiche Urlauber in Obertauern ihre verfrühte Heimreise an. Am Nachmittag musste die Tauernautobahn zwischen Flachauwinkl und dem Tauern-Tunnel für eine Stunde gesperrt werden. Am Benzegg, einem 2 076 m hohen Berg, musste an bekannten Lawinenstrichen gesprengt werden. An den drei angepeilten Orten detonierten in Summe sechs Sprengladungen mit je zwei Kilogramm Lawinensprengstoff. In den Salzburger Berge herrschte Lawinenwarnstufe 4.

Samstag, 5. Jänner
Das extreme Wochenende 5./6. Jänner 2019 in Zahlen
  • Ein bis zwei Meter Schnee lagen stellenweise in manchen Regionen Salzburgs schon, am Samstag und Sonntag kommen 50 bis 100 Zentimeter dazu.
  • Feuchter Schnee trifft auf kalten Pulverschnee, eine explosive Mischung, die spontane und große Lawinenabgänge sehr wahrscheinlich macht.
  • Zurzeit herrscht fast im ganzen Land Lawinenwarnstufe 4 auf der 5-stelligen Skala. In dieser Form gab es das zuletzt vor zehn Jahren.
  • 700 bis 800 ehrenamtliche Mitglieder der 70 Lawinenwarnkommissionen im ganzen Land sind Augen und Ohren vor Ort. Speziell ausgebildet und mit enormer Ortskenntnis schätzen sie die Lage ein.
  • Die Einschätzungen und Fäden laufen in der Lawinenwarnzentrale bei Bernhard Niedermoser zusammen.
  • Balthasar Laireiter, Leiter der Bergrettung Salzburg: "1 500 einsatzfähige Bergretter stehen jederzeit bereit, können innerhalb von Minuten einrücken. Dazu kommen zirka 500 weitere Helfer, die organisatorische und logistische Aufgaben übernehmen."
  • Vier Lawineneinsatzzüge des Bundesheeres in Hochfilzen, Tamsweg (Strucker-Kaserne), St. Johann im Pongau (Feldmarschall Freiherr von Krobatin-Kaserne) und Saalfelden (Anton-Wallner-Kaserne) sind in Rufbereitschaft. Ein Zug besteht aus bis zu 32 Soldaten.
  • 1 400 Kilometer Landesstraßen müssen im ganzen Land vom Schnee befreit werden.
  • Dazu kommen 3 000 Kilometer Güterwege, die, wenn nötig, unter anderem von Landwirten und Privatpersonen geräumt werden.
  • 12 000 Tonnen Salz sind eingelagert.
  • Bis zu 50 Lastwagen und Unimogs mit Pflügen, Streugeräten und –fräsen sind im Einsatz.
  • 180 Landes-Mitarbeiter stehen für den Räum- und Streueinsatz zur Verfügung, weitere 100 in den Meistereien.
  • In einem "normalen" Winter leisten diese zirka 70 000 Extrastunden, in einem wie heuer werden es wahrscheinlich 100 000 werden.
  • In Salzburg stehen zurzeit zirka 85 000 Schneestangen und bieten die bei diesen Massen nötige Orientierung.
  • Auch am Flughafen Salzburg sind seit 3 Uhr früh 20 Mitarbeiter mit 20 Räumfahrzeugen im Dauereinsatz. Samstag wird es 94 Landungen geben.
  • Salzburgs Beherbergungsbetriebe (insgesamt 220 000 Gästebetten) waren in den Weihnachtsferien zwischen 80 und 90 Prozent ausgebucht. Heute ist großer Ab- und Anreisetag. 200 000 Personen werden ihre Standorte ändern (Quelle Salzburger Landeskorrespondenz[7]).
Am 12. Jänner an der Hellbrunner Allee in der Stadt Salzburg

In Obertauern waren alle Räumgeräte im Einsatz, um den Neuschnee von Straßen und Parkplätzen zu bringen.

Trotz des dichten Schneetreibens und Lawinenwarenstufe 4 riskierten Skifahrer und Snwoboarder ihr Leben. In Abtenau wurde ein einheimischen Paar (28 und 23 Jahre) vermisst, das sich mit Schneeschuhen zur Schindlmaisalm zu einer Wildfütterung auf rund 1 000 m ü. A. aufgemacht hatte und von einer Staublawine erfasst wurde. Beide konnten Tage später nur mehr tot geborgen werden. In Werfenweng brachten sich Snowboarder in große Gefahr. Keine Rettung gab es für eine 20-jährige Skitourengeherin am Samstagnachmittag. Bei der Abfahrt von der 1 270 m ü. A. gelegenen Stoißer Alm auf dem Teiseberg im Rupertiwinkel wurde sie in einem Steilhang von einer Lawine erfasst und verschüttet.

Ein deutscher Snowboarder musste die Nacht von Samstag auf Sonntag im Freien verbringen, nachdem er auf der Schmittenhöhe in einen Lawinenhang geraten war. Während der Bergung am Sonntagnachmittag fuhren drei weitere Snowboarder in den Hang ein und mussten ebenfalls gerettet werden.

Nahe Maria Alm am Steinernen Meer überlebte ein 53-jähriger Betreiber eine Skischule im Bereich der Schwalbenwand unter einer Lawine.

Unverantwortlich gingen am Samstagabend unbekannte Täter vor, die an der wegen Lawinengefahr gesperrten Katschberg Straße (B 99) nahe Tweng die Bolzen zweier Sperranlagen aufgebrochen hatten und offensichtlich weiterfuhren.

Sonntag, 6. Jänner

Im Flachgau standen Dutzende Feuerwehren im Einsatz beim Beseitigen von umgestürzten Bäumen auf Fahrbahnen. Insgesamt meldete die Landeswarnzentrale 240 Einsätze im gesamten Bundesland, an denen 67 Feuerwehren mit rund 1 550 Helfern in Einsatz waren.

Gegen fünf Uhr in der Früh kam der ÖBB-Nightjet von Graz nach Zürich im Bereich von Leogang auf offener Strecke zum Stehen. Ein umgestürzter Baum war in die Stromleitung gefallen, die Lok riss den Stamm und die Oberleitung meterweit mit. Die rund 300 Passagiere wurden in die letzten vier Waggons gebeten, die von einer Diesellok in den Bahnhof Saalfelden gezogen wurden. Nach fünf Stunden war der Schaden behoben und der Zug konnte weiterfahren.

Im Skigebiet von Zauchensee konnte ein 35-jähriger Slowene nur mehr tot geborgen werden. Er dürfte bei einer Variantenabfahrt gestürzt sein und war in dem mehr als einen Meter hohen Tiefenschnee steckengeblieben.

In St. Koloman im Tennengau war so viel Schnee gefallen, dass der Bürgermeister die Bewohner aufrief, zu Hause zu bleiben, nachdem zwei Lawinen auf Gemeindestraßen abgegangen waren. Volksschule und Kindergarten blieben Montag und Dienstag geschlossen.

Immer noch gilt im gesamten Bundesland Lawinenwarnstufe 4; in den vergangenen 24 Stunden gab es etwa 50 bis 80 Zentimeter Neuschnee, für heute, Sonntagvormittag, werden etwa 20 Zentimeter Neuschnee erwartet; Obertauern und das Glemmtal sind von der Außenwelt abgeschnitten; es kommt zu landesweiten Stromausfälle in 800 Haushalten;[8]; der Zugverkehr zwischen Saalfelden am Steinernen Meer und Hochfilzen musste heute wegen den Schneemassen eingestellt werden; die Strecke bleibt bis Montag, 7. Jänner 2019 gesperrt;[9]

Montag, 7. Jänner

Gegen 09 Uhr waren laut Salzburg AG rund 1 500 Haushalte im Land ohne Strom. Betroffen waren vor allem Faistenau, Fuschl am See und Hintersee sowie Abtenau, Annaberg-Lungötz und St. Koloman.

In Koppl gab das Dach einer Gärnterei unter den Schneemassen nach und brach ein. Wiederum 1 500 Feuerwehrleute waren im Land im Einsatz. In Abtenau wurde das seit Samstag vermisste junge Paar, ein aus Kuchl stammender 28-Jähriger und seine aus Hallein-Rif stammende 23-jährige Freundin nur mehr tot gefunden.

Am Obertauern saßen immer noch Tausende Urlauber fest, da die Straße nach einige Stunden wieder wegen Lawinengefahr gesperrt werden musste.

Mittwoch, 9. Jänner

Zell am See: Bergretter holen neun Skifahrer aus Tiefschnee: Trotz Lawinenwarnstufe 4 waren auf der Schmittenhöhe in Zell am See am Mittwoch neun Skifahrer abseits der gesicherten Piste unterwegs - eine Notsituation war fast unvermeidlich. Die Gruppe aus Polen, Ungarn, Ukraine und Russland konnte zirka eine Stunde später von der Bergrettung, die mit zwölf Mann ausgerückt war, lokalisiert werden.[10]

Mitglieder des Militärkommandos Salzburg unterstützten den Winterdienst der Gemeinde Thalgau beim Freimachen der Gemeinde- und Ortsstraßen mit einer Schneefräße.
Am 9. Jänner 2019 standen zusätzlich weitere 48 Soldaten des Pionierbataillons 2 aus Salzburg im Assistenzeinsatz. Die Soldaten haben die Aufgabe im Bereich der Verbindungsstraße Faistenau - Hinterseee und im Bereich der Landesstraße Egg in Thalgau Richtung Fuschl am See die Straßen von Bruchholz zu befreien und somit wieder befahrbar zu machen.
Der stellvertretende Militärkommandant Salzburgs Günther Gann vor dem "Black Hawk"-Hubschrauber des Bundesheeres, mit dem "Downwash-Flüge" durchgeführt wurden.
Donnerstag, 10. Jänner

Es galt Warnstufe 5: Lawinengefahr bleibt extrem. Das war zuletzt in den Jahren 1999 und 2009 der Fall.[11]

Am 10. Jänner waren im Land Salzburg ca. 9 600 Personen nicht durchgängig mit Fahrzeugen erreichbar. Davon rund 6 000 in Obertauern. In Salzburg sind neben Obertauern auch der Ortsteil Rengerberg in Bad Vigaun, Rußbach am Paß Gschütt und Weißbach bei Lofer nicht erreichbar. Sehr erschwert erreichbar war St. Koloman. In Adnet war ein Zweitwohnsitzgebiet und ein Gehöft abgeschlossen. Auf der Rudolfshütte in Uttendorf waren 350 Gäste eingeschlossen. Die Evakuierung war für Freitag, 11. Jänner, geplant.[11]

Wegen der Schneemassen musste am Donnerstagvormittag sogar die Getreidegasse und Teile der Sigmund-Haffner-Gasse gesperrt werden. Die Weihnachtsbeleuchtung hatte gegen neun Uhr der Last nachgegeben. Durch das Gewicht waren es schon die Wandhaken herausgerissen worden.[11]

Immer wieder fiel in den stark von Schnee betroffenen Gebieten Strom aus. Am Donnerstagnachmittag waren rund 900 Haushalte in Salzburg ohne Strom. Hauptbetroffen waren die Gemeinden Weißbach bei Lofer, Rußbach, Bad Vigaun, Annaberg-Lungötz sowie das Heutal in Unken. Vor allem im Flachgau sorgten unter der Schneelast gebrochene Bäume für Störungen. Behinderungen gab es zuletzt auch in Lamprechtshausen, Faistenau, Hintersee und St. Gilgen. Rund 400 Haushalte, vor allem im Raum Eugendorf, waren ohne Telekom-Verbindung.[11]

In Salzburg waren am Donnerstag laut einer Informationen der Bildungsdirektion 26 Schulen geschlossen geblieben. Sechs Schulen im Flachgau, zwölf im Tennengau, zwei im Pongau, fünf im Pinzgau und eine im Lungau blieben zu. Die meisten der am Donnerstag von einer Sperre betroffenen Schulen befanden sich im Tennengau, und hier vor allem im Lammertal.[11]

Seit Donnerstagmittag war die Bahnstrecke zwischen dem Bahnhof Golling-Abtenau und Werfen unterbrochen, Zugfahrten sind in diesem Bereich nicht möglich. Wie die ÖBB mitteilten, ist dort im Nahbereich der Bahntrasse in der Nähe des Ofenauer Tunnels gegen Mittag eine Staublawine abgegangen. "Es ist kein Zug betroffen, es gibt also auch keine Verletzen", sagt ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair. Gleise wurden nicht verschüttet. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.[11]

Im Skigebiet Maria Alm am Steinernen Meer (Pinzgau) waren Personen in den Gondeln der "Sinalco-Bahn" eingeschlossen. Ein Baum war auf die Seile der Bahn gekracht. Sechs Personen wurden von der Bergrettung aus den Gondeln geborgen und mit Pistenbullys ins Tal gebracht.[12]

Freitag, 11. Jänner
11. Jänner 2019: Übersicht der sogenannten "Downwash"-Flüge des Bundesheeres, Flüge, bei den der Schnee von den Bäumen durch die Sogwirkung der Rotoren "gewaschen" wird.

Bis zu zwölf Hubschrauber sind heute im ganzen Land Salzburg gleichzeitig in der Luft, um dieses lang ersehnte Wetterfenster optimal zu nützen. Die Mission der Piloten und Experten an Bord: Erkundungsflüge, Downwash-Einsätze und, wo es möglich ist, Lawinen absprengen.

Am Freitag waren dann zusätzlich einige Schulen im Flachgau geschlossen. Auch in Eugendorf oder Henndorf am Wallersee fiel der Unterricht am Freitag aus.[11]

An der Plainfelder Straße in Thalgau war das Blechdach einer Lagerhalle unter der enormen Schneelast eingestürzt. Feuerwehrmänner drangen mit Gewalt in die Halle ein und begannen sofort nach eventuell verschütteten Personen zu graben. In der Zwischenzeit waren auch das rote Kreuz sowie der Salzburger Notarzthubschrauber "Christophorus 6" eingetroffen. Wenig später konnten die Helfer Entwarnung geben: Es wurde keine Personen verschüttet, niemand wurde verletzt.[13]

In Eugendorf blieb am Freitag das Möbelhaus Möbelix bis 13 Uhr geschlossen. Der Grund: Das Dach musste von den großen Schneemassen befreit werden.[13]

Bernhard Niedermoser, Leiter der Lawinenwarnzentrale und Chef der Wetterdienststelle ZAMG im Gespräch mit den Salzburger Nachrichten (Zitat, das gesamte Interview siehe Quelle[14]:

"Es ist für viele Stadt-Salzburger unvorstellbar, dass hinter dem Gaisberg auf 750 Metern zwei Meter Schnee liegen. Oder dass es in Hintersee und im Unkener Heutal 2,5 Meter Neuschnee gibt."

Eingeschneite Berufsjäger füttern die Wildtiere weiter. Die Bundesforste führten am Freitag in der Osterhorngruppe einen Versorgungsflug durch. Der dortige Betriebsleiter geht davon aus, dass die Jäger noch bis nächste Woche ausharren. "Die vergangenen 25 Jahre war nie so viel Schnee", sagt Sepp Unterberger (Bild), Revierförster im Betrieb von Landesjägermeister Maximilian Mayr-Melnhof am Haunsberg und bei Anthering.[15]

Aufgrund der aktuellen Witterungssituation und der prognostizierten Schneefälle für heute Abend und prognostizierte Regenfälle morgen Samstag wurden alle städtischen Wälder, die Stadtberge, die Hellbrunner Allee, alle Spielplätze und städtischen Friedhöfe aus Sicherheitsgründen bis auf Widerruf vom Bezirkseinsatzstab der Landeshauptstadt Salzburg gesperrt.[16]

Samstag, 12. Jänner

Die Fremdenverkehrsströme am Wochenende werden zur Herausforderung: Die Salzburger Land Tourismus rechnet mit zirka 200 000 Gästebewegungen. Schnee- und Regenfälle könnten den Urlauberschichtwechsel aber beeinträchtigen.[17]

Sonntag, 13. Jänner
Das Gaisberg-Plateau am 13. Jänner 2019.

Während es im Flachgau bei leichten Plusgraden regnete sorgte Innergebirg höchste Lawinengefahr für Probleme. Die Lawinengefahr hatte sich am Sonntag in Salzburg wieder verschärft. Es galt Warnstufe 4 der fünfteiligen Skala. In Rauris waren 3 000 Einheimische und 2 000 Gäste von der Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt waren gegen Abend rund 11 000 Menschen aufgrund der Witterungsverhältnisse von ihrer Umwelt abgeschlossen.[18]

Aufgrund der anhaltenden Lawinengefahr waren im Bundesland Salzburg am Sonntag einige Bahnstrecken unterbrochen. So war zwischen Saalfelden am Steinernen Meer (Pinzgau) und Hochfilzen (Bezirk Kitzbühel), Bischofshofen (Pongau) und Stainach-Irdning (Bezirk Liezen) und am Pass Lueg kein Zugverkehr möglich.[19]

Gegen Abend verschärfte sich die Lawinengefahr wieder. Es galt Warnstufe 4 der fünfteiligen Skala. Im Saalachtal, in Obertauern und in Rauris waren rund 17 000 Personen nicht mit Fahrzeugen erreichbar.

Rund 180 Mitarbeiter waren im Zwei-Schichtbetrieb mit 80 Fahrzeugen fast rund um die Uhr im Einsatz, um die Sicherheit auf Salzburgs 1 400 Kilometer Landesstraßen bestmöglich zu garantieren. In den vergangenen acht Tagen wurden 5.000 Tonnen Salz gestreut, das ist ein Drittel des durchschnittlichen Verbrauchs in einem ‚Normalwinter‘.

Montag, 14. Jänner

In der Nacht auf Montag erreichte eine Staublawine in Obertauern das Seekarhaus.

In Faistenau wurde am Montagvormittag ein Mann von einer Dachlawine verschüttet und wurde dabei getötet.

Eine Entspannung der extremen Wettersituation ist in Sicht.

Die Salzburger Landeskorrespondenz meldete am Nachmittag, dass 24 000 Personen "eingeschneit" seien. Die Lawinengefahr war in Salzburg weiterhin extrem hoch, Stufe 4 bis 5. Montagnachmittag waren die Orte Obertauern, Unken, Lofer, St. Martin bei Lofer, Weißbach bei Lofer und Rauris nicht mit Fahrzeugen erreichbar. Um 18 Uhr kamen wegen Lawinengefahr und daraus folgenden Straßensperren die Gemeinde Tweng und das Großarltal dazu. Insgesamt waren damit ab 18 Uhr zirka 24 000 Personen in Salzburg nicht mit dem Auto erreichbar. Die Versorgung (Verpflegung sowie Infrastruktur und medizinische Versorgung) war gesichert.

Am Abend musste die Tauernautobahn zwischen der Einhausung Flachau und Zederhaus wegen Schneeglätte komplett gesperrt werden. Weiters gesperrt wurde auch der Katschberg-Tunnel in Fahrtrichtung Norden bei Rennweg (Kärnten). Die Asfinag rechnete mit einer mehrere Stunden andauernden Straßensperre.

Ab 19 Uhr wurde nun auch die Glemmtal Landesstraße (L 111) ins Glemmtal ab der Abzweigung Maishofen gesperrt. Damit waren mehr als 41 000 Personen nicht mehr mit dem Fahrzeug erreichbar.

Die Liste der 14 "eingeschneiten Orte" in Salzburg: Unken, Lofer, St. Martin und Weißbach, Obertauern und Tweng, Großarl und Hüttschlag, Viehhofen, Saalbach-Hinterglemm, Rauris, Muhr im Lungau, Mühlbach am Hochkönig und St. Martin am Tennengebirge;

Dienstag, 15. Jänner

Das Glemmtal war eine Nacht und einen Tag von der Außenwelt abgeschnitten. Unter den "Eingeschneiten" war auch Baywatch-Star David Hasselhoff. Er postete ein Video von sich mit Bademantel und Haube im tiefen Schnee.[20]

Im Grenzgebiet von Salzburg und Kärnten in der Ankogelgruppe ging Dienstagmittag eine Lawine ab. Vater und Sohn kamen unter die Schneemassen. Gerettet werden konnte nur der Vater, der Sohn kam ums Leben.

Insgesamt beruhigte sich die Wetterlage im Land, allerdings bleibt die Lawinengefahr hoch. Zwölf Salzburger Gemeinden sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten.

Bis auf Großarltal, Obertauern, Tweng und Muhr waren Dienstagabend alle Orte wieder erreichbar.

Mittwoch, 16. Jänner

Mittwochnachmittag fiel für etwa eine Stunde der Sender Gaisberg des ORS am Gaisberg aus. Davon betroffen waren nicht nur die ORF-Radiosender, auch private Radios konnten nicht empfangen werden. Der Sender am Gaisberg wurde seit 6. Jänner mit einem Notstromaggregat betrieben. Der Tankvorrat von 5 000 Litern Diesel ging jedoch am Mittwoch aus. Wegen des Schneefalls hatte der Tank bisher nicht aufgetankt werden können.[21]

Sonntag, 20. Jänner

Die seit 13. Jänner wegen Lawinengefahr sperrte Bahnverbindung zwischen Saalfelden am Steinernen Meer und St. Johann in Tirol konnte von den ÖBB wieder für den Verkehr freigegeben werden.[22]

Montag, 21. Jänner

Am Montag startete das Team der Straßenmeisterei Pongau mit der Räumung der Hochkönig Straße über den Dientner Sattel im Gemeindegebiet von Mühlbach am Hochkönig. Nicht nur ein Rotationspflug "System Wallack" von der Großglockner Hochalpenstraße fraß sich durch den weißen "Beton", weitere Fräsen und schweres Gerät – auch aus Kärnten und Mauterndorf – standen im Einsatz.

Seit 4. Jänner waren die Männer der Straßenmeisterei wegen Lawinengefahr in diesem Bereich zum "Zuschauen" verdammt. Jetzt, nachdem der Startschuss rund um das Birgkarhaus endlich erfolgt ist, wurden 2,2 Kilometer geräumt. Der Schnee liegt bis zu zwei Meter hoch. "Das sind zirka 40 000 Kubikmeter, also 4 000 Lastwagen voll Schnee, die auf die Seite geräumt werden", rechnete das Räumkommando vor.[23]

Bilder von der Schneeräumung Dientner Sattel
Mittwoch, 23. Jänner

Die wegen Lawinengefahr seit 10. Jänner gesperrte Bahnstrecke zwischen Golling an der Salzach und Bischofshofen war immer noch gesperrt. Fernreisende mussten lange Umwege und Pendler Verzögerungen im Verkehr mit Ersatzbussen in Kauf nehmen. Nun flammte die Debatte für eine lawinensichere Verbauung dieses Eisenbahnabschnitts wieder auf. Das Bauvorhaben steht auf Bundesebene frühestens 2030 auf dem Programm. Während auf politischer Ebene darüber diskutiert wurde, verlief die vor einigen Tagen angelaufene Schneeräumung der Geleise laut ÖBB planmäßig. Donnerstag früh soll der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden.

Montag, 28. Jänner
Räumarbeiten auf der Salzachtal Straße am 21. Jänner 2019

Die Salzachtal Straße (B 159) war zwischen Golling und Stegenwald über den Pass Lueg aufgrund der großen Neuschneemengen seit 9. Jänner bis heute für den Verkehr gesperrt. Nach umfangreichen Räumungsarbeiten konnte sie heute wieder für den Verkehr freigegeben werden.[24]

Daten und Fakten

Siehe Daten und Fakten zum Schneeereignis Jänner 2019, Stand 16. Jänner 2018

Bilder

 Chronik des Jänners 2019 – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Quellen

Einzelnachweise

  1. Salzburger Nachrichten, 9. Jänner 2019
  2. siehe Ennstalwiki → enns:Bad Mitterndorf
  3. Verlinkung(en) mit "enns:" beginnend führ(t)en zu Artikeln, meist mit mehreren Bildern, im EnnstalWiki, einem Schwesterwiki des Salzburgwikis
  4. Quelle www.sn.at/panorama, abgefragt am 10. Jänner 2019
  5. Salzburger Nachrichten, 31. Jänner 2019 , online sowie www.zamg.ac.at, abgefragt am 31. Jänner 2019
  6. siehe Ennstalwiki → enns:Bad Mitterndorf
  7. Salzburger Landeskorrespondenz vom 5. Jänner 2019
  8. Quelle www.sn.at
  9. Quelle www.salzburg24.at
  10. Quelle www.sn.at/salzburg/chronik, abgefragt am 10. Jänner 2019
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 11,4 11,5 11,6 Quelle www.sn.at, abgefragt am 10. Jänner 2019
  12. Quelle www.salzburg24.at, abgefragt am 10. Jänner 2019
  13. 13,0 13,1 Quelle www.sn.at
  14. Quelle www.sn.at
  15. Quelle www.sn.at
  16. Quelle www.salzburg24.a, abgefragt am 12. Jänner 2019
  17. Salzburg24.at online, abgefragt am 12. Jänner 2019
  18. Quelle Salzburg24.at
  19. Quelle Salzburg24.at
  20. Mehr über David Hasselhoffs Besuch www.sn.at
  21. Quellewww.sn.at
  22. Quelle presse.oebb.at/de/presseinformationen, abgefragt am 23. Jänner 2019
  23. Quelle Salzburger Landeskorrespondenz vom 22. Jänner 2019
  24. Quelle Salzburger Landeskorrespondenz vom 28. Jänner 2019
Winter 2018/2019