Fuscher Törl

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1937, Blick auf den gesamten Bereich, den man heute als Fuscher Törl bezeichnet: links eines der beiden Berghäuser Lukashansl, später Dr.-Franz-Rehrl-Haus, heute Restaurant Fuschertörl. In der Bildmitte, über den hellen Straßenteil, der nach rechts zum Gedenkzeichen Fuscher Törl führt, verläuft das historische Fuscher Törl. Am unteren Bildrand beginnt die Edelweißstraße, historische Ansichtskarte.
Blick von der Edelweißspitze hinunter zum Fuscher Törl. Links oben der Straßendurchbruch hinunter zur Fuscher Lacke) an der Großglockner Hochalpenstraße, die den Törlkopf umrundet.
Fuscher Törl, zwecks besonders schöner Aussicht wird hier der Törlkopf umfahren.
Das Fuscher Törl südlich des Törlkopfes.
Schneeräumung Großglockner Hochalpenstraße 2013 - eine Dokumentation der Arbeit: am Fuscher Törl (links) türmt sich Anfang April noch meterhoch der Schnee
Das Gedenkzeichen Fuscher Törl beim Fuscher Törl

Das Fuscher Törl ist einer der bekanntesten Punkte entlang der Großglockner Hochalpenstraße, die den Pinzgau mit Kärnten über die Hohen Tauern verbindet.

Geografie

Es gibt im Bereich des Fuscher Törls zwei Parkplätze: Parkplatz Fuscher Törl I neben dem Restaurant Fuschertörl (Dr.-Franz-Rehrl-Haus) und Parkplatz Fuscher Törl II zwischen dem Gedenkzeichen Fuscher Törl und dem Straßendurchbruch Fuscher Törl am südlichen Fuß des Törlkopfs. An diesem Parkplatz II befinden sich Shops und Toiletten.

Vom Fuscher Törl hat man einen sehr schönen Blick auf die Kehren der Großglockner Hochalpenstraße nördlich unterhalb des Törls im sogenannten Oberen Nassfeld. Beim historischen Fuscher Törl, beim Parkplatz I, führt die Edelweißstraße auf die Edelweißspitze, den höchsten befahrbaren Punkt im Bereich der Großglockner Hochalpenstraße.

Unklare Lage des Törls

Als "Fuscher Törl" bezeichnet man im allgemeinen den Straßendurchbruch auf 2 425 m ü. A. südlich des Törlkopfes am südlichen Ende des Parkplatzes Fuscher Törl II, wo die Straße wieder (steiler) talwärts in Richtung Fuscher Lacke verläuft. Mitten durch diesen Straßendurchbruch verlaufen die Gemeindegrenzen von Fusch an der Großglocknerstraße und Rauris.

Der historische Übergang Fuscher Törl befindet sich jedoch unmittelbar südlich des Rehrl-Hauses. Seine Höhe wird vom SAGIS-Geländemodell dort mit einer Höhe von 2 402 m ü. A. angegeben. Sowohl in der AMap (ohne Höhenkote) als auch im Franziszeischen Kataster von 1830 und in der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme[1] ist in diesem Bereich das "Fuscher-Törl" bzw. "Fuschertörl" bzw. "Fuscherthörl" bzw. "Fuscher Thörl" vermerkt. Andererseits bezeichnet SAGIS als Fuscher Törl den mit 2 428 m ü. A. höchsten Punkt des Fuscher Törls beim Gedenkzeichen, das sich am nördlichen Beginn des Parkplatzes II befindet.

Allgemein hat sich der Begriff Fuscher Törl aber für den gesamten Bereich um und unmittelbar nordöstlich unterhalb des Törlkopfes eingebürgert.

Der Erbauer der Straße, Hofrat Dipl.-Ing. Franz Friedrich Wallack hat in seinem Buch "Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues" auf der Baulos-Karte auf Seite 168 das Fuschertörl beim Rehrl-Haus eingezeichnet, die Höhenangabe von 2 428 m ü. A. ist im Bereich des Gedenkzeichens vermerkt. Wallack schreibt in seinem Buch auch immer nur von einer "Umfahrung des Törlkopfs" und von "Feierlichkeiten am Fuschertörl", die, durch Bilder belegt, unmittelbar neben dem Rehrl-Haus stattfanden, also auf dem historischen Fuscher Törl. Es ist daher anzunehmen, dass das Fuscher Törl auch dort war und ist. Wie auf der historischen Ansichtskarte rechts zu sehen ist, hatte dann aber Wallack beim Straßendurchbruch ein Schild mit "Fuschertörl 2425 m" aufstellen lassen. Vermutlich aus Marketing-Überlegungen heraus verlegte er das historische Fuscher Törl ein paar Meter höher dorthin.

Auf einer Karte in dem 1937 erschienenen Buch "Die Großglockner-Hochalpenstraße. Ein Wegbegleiter für Kraftfahrer und Bergwanderer." wird der Straßendurchbruch südlich des Törlkopfes als Fuscher Törl mit einer Höhe von 2 428 m ü. A. angegeben. In diesem Buch ist nur die Rede von einem Parkplatz Fuscher Törl auf 2 428 m ü. A. "dem höchsten Punkt der Nordrampe" und weiter "Durch ein Felstor verläßt die Straße den Parkplatz und senkt sich nach Osten gegen das Seidlwinkltal."

Geschichte

Der Flurname "Fuschertörl" dürfte schon seit einigen Jahrhunderten verwendet worden sein. In der "Wiener Zeitschrift" vom 31. Juli 1838 wird das "Fuscherthörl" in einem Reisebericht erwähnt.[2] Gustav Rasch berichtet 1859 in "Die Gartenlaube" von einem Schneesturm auf dem Hohen Heiligenbluter Tauern (Hochtor) und dem Übergang über das "Fuscher Thörl".[3] Die "Salzburger Chronik" berichtet in ihrer Ausgabe vom 5. Juli 1902 von der "Pinzgauer Wallfahrt nach Heiligenblut". In diesem Artikel wird der Begriff "Fuschertörl" zwei Mal genannt. Als Höhenangabe werden 2 409 m angegeben.[4] Das "Salzburger Volksblatt" erwähnt für das gleiche Ereignis eine Seehöhe am "Fuscher Törl" von 2 405 m.[5]

Beim Fuscher Törl hatte der Erbauer der Straße, Franz Friedrich Wallack, bewusst den Törlkopf umfahren, um so den Besuchern einen perfekten Rundblick in die unvergleichliche Hochgebirgslandschaft zu ermöglichen. Dort befindet sich auch eine vom Architekten Clemens Holzmeister errichtete Gedenkstätte, das sogenannte Gedenkzeichen, für die 15 während der Errichtung der Straße verunglückten Ingenieure und Arbeiter.

In seinem Tagebuch vermerkte Wallack im August 1931: "Heute gehe ich zum 103. Male übers Fuschertörl."[6]

Am 23. September 1934 um 10 Uhr begann die Autokolonne die Auffahrt vom Mauthaus Ferleiten zur Einweihung der Straße bis zum Fuscher Törl sowie der Edelweißstraße. Im ersten Fahrzeug fuhr Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. Dahinter die Wagen mit dem Bundespräsidenten Wilhelm Miklas, dem Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, den Ministern, Diplomaten und sonstigen Würdenträgern. Insgesamt waren es 343 Personenkraftwagen, 32 Autobusse und 318 Motorräder. Eine feierliche Feldmesse fand dann beim Dr.-Franz-Rehrl-Haus, heute Restaurant Fuschertörl, statt. Nach der Messe sang Kammersänger Richard Mayr ohne jede Begleitung die beiden ersten Strophen Goethes "Talismane" nach der Vertonung von Franz Schubert. Es folgten Ansprachen, denen rund 8 000 Menschen lauschten, und über ihren Köpfen kreiste Ulrich Ferdinand Fürst Kinsky in seinem Sportflugzeug.

Sport

Bei den großen Automobil- und Motorradrennen 1935, 1938 und 1939 war das Fuscher Törl ebenso das Ziel wie auch bei den Großglockner Trophies für historische Rennmotorräder im 21. Jahrhundert. Bei der Österreich-Radrundfahrt wird beim Fuscher Törl der Glocknerkönig ermittelt.

Ereignisse

Bei der letzten Großglockner Trophy für historische Rennmotorräder am 7. Juli 2012 wurde bei einem Unfall eines Rennteilnehmers unmittelbar neben dem Gedenkzeichen eine Frau getötet.

Im Winter 2014/2015 hatte die am Törlkopf installierte Webcam der Großglockner Hochalpenstraßen AG ein Bild aufgenommen, auf dem ein großes hundähnliches Tier zu erkennen war. Experten identifizierten dieses Tier als einen Wolf.

Bei einem "irrsinnigen Wettrennen" zweier Sportwagen durchbrach am 24. Juli 2015 einer der beiden Wagen unmittelbar neben dem Gedenkzeichen die Absperrung und stürzte 300 Meter in die Tiefe. Beide Insassen dürften auf der Stelle tot gewesen sein (siehe Raserei in Salzburg Juli 2015).

Am Donnerstagabend, den 5. Oktober 2023, fuhr ein 18-jähriger Pinzgauer mit seinem Pkw die Großglockner Hochalpenstraße talwärts. Am Beifahrersitz befand sich die 16-jährige Freundin des Lenkers. In einer Linkskurve im Bereich des Fuscher Törls kam der Fahrzeuglenker mit seinem Auto aus bis dato unbekannter Ursache rechts von der Fahrbahn ab. Der Pkw durchbrach daraufhin ein Geländer, stürzte etwa 70 Meter ab und überschlug sich dabei mehrmals. Beide Fahrzeuginsassen konnten sich selbstständig aus dem Fahrzeug befreien und waren ansprechbar. Der Fahrzeuglenker wurde vom Roten Kreuz mit leichten Verletzungen in das Kardinal Schwarzenberg Klinikum eingeliefert. Die Beifahrerin wurde ebenfalls verletzt und in das Tauernklinikum nach Zell am See eingeliefert. Ein mit dem Fahrzeuglenker im Krankenhaus durchgeführter Alkomattest ergab einen Messwert von 0,00 mg/l.

Bilder

 Fuscher Törl – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
 historische Aufnahmen aus dem Bereich des Fuscher Törls – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Weblinks

Quellen

Einzelnachweis

  1. In der Ausgabe 1:25 000 mit 2 409 m ü. A., in der Ausgabe 1:75 000 mit 2 405 m ü. A.
  2. ANNO, "Wiener Zeitschrift", Ausgabe vom 31. Juli 1838, Nr. 91, S. 725; der Verfasser vermutet, dass es sich um eine Verballhornung der Verkleinerungsform "Fuschertauerl" handeln könnte.
  3. ANNO, "Die Gartenlaube", 1859, Nummer 49, Seite 716
  4. ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 5. Juli 1902, Seite 2; hier wird offenbar die Karte 1:25 000 der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme herangezogen
  5. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 5. Juli 1902, Seite 9; hier wird offenbar die Karte 1:75 000 der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme herangezogen
  6. ANNO, "Österreichischer/Europa Motor", Ausgabe vom 1. Jänner 1933, Seite 8