Hochtor (Tunnel)


Der Hochtor-Tunnel ist ein Straßentunnel auf der Scheitelstrecke der Großglockner Hochalpenstraße in 2 504 m ü. A. auf der Grenze der Bundesländer Salzburg und Kärnten.
Geografie
In der Mitte des Hochtor-Tunnels befindet sich die Landesgrenze zwischen Salzburg und Kärnten. Der 302 Meter lange Tunnel hat an seiner Nordseite eine Höhe von 2 504 m ü. A. und neigt sich im Tunnel einige Meter nach Süden.
Geschichte
Nachdem im Spätsommer 1933 endlich der Variantenstreit über die Streckenführung der Großglockner Hochalpenstraße zwischen dem Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl und dem Erbauer der Straße Dipl.-Ing. Franz Wallack zugunsten der Variante von Wallack entschieden wurde, konnten die Arbeiten für den letzten Abschnitt der Straße, der Scheitelstrecke, in Angriff genommen werden.
Bereits kurz nach dem Anfahren des Hochtor-Tunnels wurde am 13. September 1933 eine Herkules-Statue auf dem Hochtor gefunden; wenig später eine Münze mit der Inschrift IN TE DOMINE SPERAVI, die heute über beiden Tunnelportalen eingemeißelt zu sehen ist.
Am 14. November 1933 wurde im Zuge der Baus der Großglockner Hochalpenstraße der Sohlstollen des 302 m langen Hochtortunnels durchgebrochen.[1]
Am 3. August 1935 fanden vor und über (hier befand sich die Tribüne für die Ehrengäste) dem Südportal die offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten der Straße statt.
Artikel über den Sohlstollen-Durchbruch im November 1933
Der "Kärntner Landbote" berichtet:
Ein ganz wichtiger Tag in der Geschichte des Straßenbaues war auch der Tag, der 14. November. Es wurde nämlich der Stollen am Hochtor durchgeschlagen, Anlaß genug, diesenMoment auch seiner Bedeutung entsprechend zu feiern. Die Bauherrschaft hat denn auch die Feier des Stollendurchschlages würdig begangen. Während die Spitzen der Berge durch einen heftigen Schneesturm ständig verhängt waren, konnte der Abschnittsbauleiter Herr Ing. Weber (Baufirma Polensky & Zöllner) die zur Feier erschienenen Gäste begrüßen: Herrn Oberbaurat Wallack als Vertreter der "Grohag", Herrn Hofrat M. Wallentin als Vertreter des Landes Salzburg und seines Landeshauptmanns Dr. Rehrl, Herrn Generaldirektor der Baufirma den Ing. John, Seelsorger beim Straßenbau Hochw. Herrn Pater Franz Stiletz und den Pfarrer von Heiligenblut Leo Ruschei, sämtliche Herren Ingenieure und die ganze Belegschaft der Baustelle.
Am Beginn des Stollens hatten Arbeiter einen Feldaltar errichtet, dessen märchenhafter Schmuck die prachtvollen Eiszapfen waren, die durch farbige Glühbirnen einen ganz zauberhaften Eindruck machten. Pater Stiletz zelebrierte da ein feierliches Amt, das durch ein Quartett aus Heiligenblut unter der Leitung des Ortspfarrers begleitet wurde; gesungen wurde die "Deutsche Messe". In der Predigt hob Pater Stiletz die Bedeutung des Tages hervor: er ist ein Tag berechtigter und stolzer Freude über das erreichte Ziel, er ist aber auch ein Tag des Dankes gegen alle, die dieses Ziel zu erreichen gearbeitet haben und nicht zuletzt ein Dank gegen Gott, der diese Arbeit mit seinem Segen begleitet. Möge dann Gott auch weiterhin seinen Segen dazu geben, daß dies große Werk auch glücklich vollendet werde.
Herr Oberbaurat Ing. Wallack würdigte die Bedeutung dieses Werkes für jeden einzelnen Arbeiter und ermahnte jene, nicht zu vergessen, die ihnen durch diese Arbeit auch wieder Brot gegeben: es sind dies vor allem Herr Landeshauptmann von Salzburg Dr. Rehrl und Bundeskanzler Dr. Dollfuß. Sowie in ausdauernder Arbeit, in zäher Einigkeit dieses Werk vollendet wird zur Ehre Österreichs, so muß auch jeder in Ausdauer und Einigkeit für unsere Heimat arbeiten, damit auch in Erfüllung gebe, was wir sangen: Gottes Sonne strahl' in Frieden auf ein glücklich' Österreich! Mit einen "Glück auf!" auf Österreich schloß er.
Herr Hofrat Wallentin über brachte die Grüße und Glückwünsche des Landes Salzburg und seines Landeshauptmanns. Generaldirektor Ing. John ersuchte dann Herrn Oberbaurat Wallack, nun die letzten Schüsse zu lösen, damit die Scheidewand zwischen Salzburg und Kärnten falle. Nach wenigen Augenblicken dröhnten auch dumpf die Schüsse durch den Stollen und alsbald fühlte man die scharfe Luft durch den nun geöffneten Stollen pfeifen, die bald Pulverdampf und Steinstaub fortblies. Sämtliche Teilnehmer gingen dann durch das Nordportal auf die Salzburger Seite. Bei der Rückkehr sang das Quartett in der Mitte des Stollens den Chor: "Das ist der Tag des Herrn", worauf Pater Stiletz die Weihe des Stollens vornahm. Ganz eigen wurde es dem Teilnehmer zu Mute, als nach dem Gebete der Kirche von allen über 2590 Meter hoch unter der Erde das Vater-unser gebetet wurde. Damit war die schlichte Feier beendet, die wohl allen Teilnehmern wegen ihres Inhaltes und ob des winterlichen Hochgebirgsrahmens zeitlebens in Erinnerung bleiben wird. Nach diesem offiziellen Teile setzten sich alle gerne in der warmen Kantine zum einfachen Mittagmahl. Und bald war es so gemütlich, daß man es fast vergaß, bei Schneesturm auf 2500 Meter Höhe zu sein. Es dämmerte bereits, als die Drahtseilbahn die Gäste wieder zu Tale brachte.
Um sich einen Begriff von der Arbeit zu machen, die von der Baufirma Polensky & Zöllner und der Belegschaft in dieser Höhe trotz des äußerst ungünstigen Herbstwetters und der rauhen Schneestürme geleistet wurde, seien folgende Angaben festgehalten:
Zeitpunkt der Auftragserteilung: 19. August 1933. Fahrweg vom Kasereck zum Hochtor, zirka 6 Kilometer lang und 2 Meter breit, zur Belieferung der Baustelle durch Pferdefuhrwerk fertig am 25. August 1933. Die erste Wohnbaracke wurde am Hochtor aufgestellt und von Arbeitern bezogen am 2. September 1933. Der Sohlstollen am Hochtor wurde angeschlagen am 13. September 1933 in einer Höhe von 2596 Meter über dem Meere. Vom Kraftwerk am Pfandlschartenbach in der Nähe des Glocknerhauses wurde eine Hochspannungsleitung mit 6000 Volt Spannung in 10 Kilometer Länge mit zwei Transformatorenstationen fertiggestellt am 10. Oktober 1933. Die Seilschwebebahn vom Kasereck zum Hochtor, 3 Kilometer lang mit einem Höhenunterschied von 630 Meter und einer Stundenleistung von zirka 3 Tonnen, wurde in Betrieb genommen am 20. Oktober 1933. So konnte dann der Durchschlag des Stollens erfolgen am 14. November 1933.
Den bis jetzt notwendigen Aufwand kennzeichnen folgende interessante Zahlen:
Bis zur Eröffnung der Seilbahn wurden in 8800 Pferdestunden ungefähr 450.000 Kilogramm das Hochtor befördert.
Seit Eröffnung der Seilbahn wurden bis jetzt ungefähr 200.000 Kilogramm befördert, davon mußten zirka 70.000 Kilogramm durch Träger über das Hochtor zum Nordportal gebracht werden.
Für elektrische Einrichtungen einschließlich die Hochspannungsleitung wurden bis jetzt zirka 50 Kilometer Kupferdraht verlegt. Die Seilbahn benötigte zirka 12 Kilogramm Drahtseil.
Das Lager am Hochtor besteht aus 15 Gebäuden, davon sind vier Arbeiterwohnbaracken, zwei Maschinenhäuser, ein Transformatorenhaus, Werkstätte mit allen notwendigen Maschinen, eine Kantine, Magazine usw. Die bisher installierte Kraft beträgt 360 Pferdekräfte, davon sind ungefähr 200 Pferdekräfte elektrische Energie, der Rest kalorisch.
Der Arbeiterstand betrug durchschnittlich 200 Mann.
Beim Stollenvortrieb betrug die durchschnittliche Vortriebsleistung an beiden Orten (Nord- und Südseite) zusammen pro Tag 7,50 Meter, die maximale Tagesleistung an einem Orte 7,40 Meter: der gesamte bewältigte Ausbruch bei der Durchörterung des Sohlstollens betrug 2760 Kubikmeter, wofür ungefähr 7000 Kilogramm Munition erforderlich waren und zirka 5 Kilometer Bohrloch mit Preßluft gebohrt werden mußten.
Leo Ruschei, Pfarrer.
Ausstellung
Die Ausstellung Passheiligtum Hochtor auf der Südseite des Hochtors ist eine Zeitreise durch die Jahrtausende, in der der Glocknerübergang die kürzeste Handelsroute zwischen Nord und Süd darstellte. Sie erzählt auch von der Suche nach dem Rohstoff Bergkristall und von den Goldbergwerken entlang der Straße. Direkt neben der neuen Ausstellung wurde ein Bau errichtet, der den Souvenir-Shop und einen großzügigen Gastrobereich beherbergt.
Wallfahrt
Über das Hochtor - allerdings den Berg "Hochtor", der sich über dem Tunnel erhebt, zieht alljährlich die Großglockner Wallfahrt hinunter nach Heiligenblut in Kärnten.
Wandern
Von Nordosten führt ein Wanderweg aus dem Raurisertal vorbei am Rauriser Tauernhaus, eines der letzten Tauernhäuser auf den Rauriser Tauern herauf. Neben dem Tunnel kann man auf Teilen des "Kelten-, Römer- und Säumerweg wandern (ca. 25 Minuten Gehzeit).
Bemerkenswert
Die beiden Tunneleinfahrten müssen jeden Winter dicht mit fahrbaren Holzflügeltüren verschlossen werden. Schneeverfrachtungen in das Innere des Tunnels würden zu Eis verhärten und im Frühjahr den Tunnel unpassierbar machen.
Bildergalerien
Eingang zur Ausstellung Passheiligtum Hochtor sowie Aufgang zu einer Aussichtsplattform, von der aus man in Richtung Heiligenblut und Großglockner schauen kann
Blick von der Edelweißspitze zum Hochtor-Tunnel-Nordportal, Richtung Südwesten nach Kärnten.]]
Winterbilder
Blick auf das Hochtor-Tunnel-Südportal der Großglockner Hochalpenstraße, die links vom Mölltal heraufführt. Im Hintergrund der Brennkogel. Aufnahme Mitte Dezember 2020.
Südportal, hier Mitte April 2012 bei der Schneeräumung
weitere Bilder
Hochtor (Tunnel) – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Großglockner Magazin, Nr. 2/08 Schmuggler gingen "immer mit Betrug schwanger", Großglockner Hochalpenstraßen AG
- Informationsmaterial der Großglockner Hochalpenstraßen AG
- Persönliche Besuche von Peter Krackowizer
- "Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues" von Dipl.-Ing. Franz Wallack, in der zweiten Ausgabe, anlässlich der 25-Jahr-Feier der Großglockner Hochalpenstraße, 1960, Springer Verlag, Wien
- ANNO, "Kärntner Landbote", Ausgabe vom 2. Dezember 1933, Seite 9
Einzelnachweis
- ↑ Quelle anno.onb.ac.at