Jedermann (Salzburg): Unterschied zwischen den Versionen

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Einige der sieben [[Dom zu den Hll. Rupert und Virgil#Die Domglocken|Domglocken]] hören auf das Kommando der Regie. "Klassischerweise setzen sie während der Szene mit der Tischgesellschaft mit Jedermanns Satz ,Was ist das für ein Glockenläuten' ein", erklärt Sakristeidirektor Dietmar Koisser. Wie jedes Jahr hat er dem Team Mitte Juli [[2023]] bereits die Fernbedienung übergeben, mit der sich das Geläut steuern lässt. Je nach Inszenierung läutet ein Schlag der großen Domglocke Anfang und Ende der letzten Stunde von "Jedermann" ein. "Dafür muss aber jemand im Kirchturm stehen und mit einem Eisen fest draufhauen."
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Ansonsten bleiben die Domglocken und auch die Glocken aller umliegenden Kirchen während der Proben und Aufführungen stumm. Auf Bitte der Festspiele wird im Dom und in der [[Stiftskirche St. Peter]] auch das Schlagwerk der Kirchturmuhren abgeschaltet. Ausgerechnet zu [[Mariä Himmelfahrt]] sei einmal darauf vergessen worden, schildert Koisser. Da musste sogar der "Tod" in Gestalt von [[Peter Lohmeyer]] warten. Das Glockenläuten setzte während seines Auftritts unerwartet und unpassend ein. Lohmeyer rief nach der Aufführung an und sagte: "Ihr habt mir heute eine Pause beschert."
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==== 3. Die Rolle des Behördentelefons ====
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Fürs Publikum unsichtbar ist das Wählscheibentelefon, das jedes Jahr auf dem Domplatz installiert wird. Das sogenannte Behördentelefon dient zur Kommunikation zwischen dem Spielort Domplatz und dem [[Festspielhaus]]. In einer der Inszenierungen von [[Gernot Friedel]] ([[1984]] bis [[2001]]) wurde vom Billeteur über dieses Telefon eine der wichtigsten Nachrichten der Veranstaltung übermittelt: "Der Mammon ist in der Kiste!" Der "Mammon" hatte seinen Auftritt immer aus einer Kiste heraus, die am Ende der Szene laut zugeknallt wurde. Dieser Anruf ging an eine festgelegte Anzahl von Anschlüssen im Festspielhaus. Er war das Zeichen, dass der Zeitpunkt erreicht war, wo im Fall von Regen keine Übersiedelung ins Festspielhaus mehr stattfindet.
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==== 4. Wie wird die Darstellerin der Buhlschaft ausgewählt? ====
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Ein klassisches ''Casting'' gebe es dafür nicht, erklärt Schauspielchefin [[Bettina Hering]]. "Natürlich gibt es Kolleginnen, die sich für die Rolle bewerben, das gilt auch für den Jedermann." Gemeinsam mit dem Regisseur wählt Hering die Kandidatinnen aus und kontaktiert sie dann im persönlichen Gespräch oder telefonisch. "Das führt zu lustigen Situationen, weil ich ja weiß, was ich von ihnen möchte, sie aber noch nicht. Überrascht waren alle sehr, ob sie im Supermarkt waren, in der Vorbereitung auf eine Probe, im Auto oder mit mir im Kaffeehaus. Die Freude ist immer groß, die Aufregung auch, vom ersten Tag an."
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==== 5. Die Sommerzeit wurde 1920 abgeschafft ====
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Im [[Salzburger Festspiele 1920|Premierenjahr 1920]] wurde in Salzburg - als einzigem Bundesland - die Sommerzeit abgeschafft. Salzburg scherte am [[1. Mai]] aus der österreichweiten Regelung aus, die von [[5. April]] bis [[13. September]] die Sommerzeit vorsah. Das hatte zur Folge, dass die Beginnzeit des "Jedermann" mit der Sommerzeit (18 Uhr) und der Ortszeit (17 Uhr) angegeben wurde. Max Reinhardt wusste den Sonnenuntergang zu inszenieren. Der Redakteur des "[[Salzburger Volksblatt]]s" schrieb nach der Premiere: "So zog das Spiel vorbei: am Tag beginnend und im Abend endend. Das Erlöschen der Sonne wurde zum Symbol. Schauernd und durchrüttelt erhob man sich in einer Ergriffenheit, wie sie dem Ernste des Platzes entsprach."
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* [[Salzburger Nachrichten]] u. a.  [http://www.salzburg.com/220574 Tobias Moretti neuer Jedermann], [https://www.sn.at/salzburger-festspiele/die-frauen-des-jedermann-34-waren-vor-der-neuen-buhlschaft-da-78797704 6. November 2019] ''Die Frauen des Jedermann: 34 waren vor der neuen Buhlschaft da'', [https://www.sn.at/salzburger-festspiele/der-tod-holte-den-jedermann-lange-vor-1920-91785220 21. August 2020], ''Der Tod holte den Jedermann lange vor 1920'', ein Beitrag von [[Hedwig Kainberger]], [https://www.sn.at/salzburg/chronik/salzburgerin-startet-ihr-100-lebensjahr-mit-dem-jahrhundert-jedermann-91793692 22. August 2020], ''Salzburgerin startet ihr 100. Lebensjahr mit dem Jahrhundert-Jedermann '', 22. August, ein Beitrag von [[Stefanie Schenker]]
 
* [http://salzburg.orf.at/radio/stories/2788458/ Interview von Cornelius Obonya im Juli 2016]
 
* [http://salzburg.orf.at/radio/stories/2788458/ Interview von Cornelius Obonya im Juli 2016]
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* [https://www.sn.at/festspiele/salzburger-festspiele/salzburger-festspiele-fuenf-fakten-rund-um-den-jedermann-142275355 www.sn.at], 20. Juli 2023: Salzburger Festspiele: Fünf Fakten rund um den "Jedermann", ein Beitrag von [[Barbara Haimerl]]
  
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==

Version vom 20. Juli 2023, 07:33 Uhr

Datei:1920 Jedermann AlexanderMoissi Dagny Servaes Archiv SF Foto Ellinger.jpg
1920, Jedermann, Alexander Moissi, Dagny Servaes, Archiv SF Foto Ellinger
27. Juli 1947, Josef Meinrad vor einem Auftritt als Guter Gesell im Schauspiel Jedermann (Garderobe des Salzburger Festspielhauses)
Szene aus Jedermann Inszenierung von Brian Mertes und Julian Crouch. Salzburger Festspiele 2014. Jedermann: Cornelius Obonya, Tod: Peter Lohmeyer;
Jedermann, Tischgesellschaft mit Brigitte Hobmeier als Buhlschaft, 2014
Peter Simonischek spielte den Jedermann zwischen 2002 und 2009 insgesamt 91 Mal und damit so oft wie niemand anderer.
Jedermann Inszenierung 2019: Björn Meyer (Dicker Vetter), Tino Hillebrand (Dünner Vetter), Tobias Moretti (Jedermann), Valery Tscheplanowa (Buhlschaft), Markus Kofler (Koch);
Jedermann Inszenierung 2019: Christoph Franken (Mammon), Tobias Moretti (Jedermann);
Jedermann Inszenierung 2019: Falk Rockstroh (Glaube), Gregor Bloéb (Teufel), Mavie Hörbiger (Werke);
Jedermann Inszenierung 2019: Schlussapplaus: Gregor Bloéb (Teufel), Valery Tscheplanowa (Buhlschaft), Helmut Mooshammer (Ein armer Nachbar) und Ensemble.
Jedermann Inszenierung 2020: Tobias Moretti in der Rolle des "Jedermann", Caroline Peters als Buhlschaft (rotes Kleid).

Jedermann ist ein Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal, das anlässlich der Salzburger Festspiele alljährlich aufgeführt wird.

Geschichte

Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" wurde 1911 in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt. 1913 folgte die österreichische Erstaufführung am Wiener Burgtheater, 1915 kam das Stück ans Salzburger Stadttheater.

Am 22. August 1920 um 18:00 Uhr feierte der "Jedermann" erneut unter der Regie von Reinhardt auf dem Domplatz seine Premiere bei den Salzburger Festspielen 1920 und die Festspiele ihre Premiere mit ihm. Es folgten Aufführungen am 23., 25. und 26. August 1920.[1]

Fortan wurde der "Jedermann" jede Saison mit alle paar Jahre wechselnden Hauptdarstellern und in kaum veränderter Inszenierung präsentiert. Für die Hauptrolle wurden und werden stets allererste Schauspieler verpflichtet. Aber auch die "Buhlschaft" und selbst kleine Sprechrollen wie der "Teufel" waren oftmals hochkarätig besetzt. Zu den wenigen Jahren ohne "Jedermann" im Programm der Festspiele zählen die Jahre 1922 bis 1925, sowie die Zeit des Nationalsozialismus von 1938 bis 1945.

Wenige Regisseure wagten nach dem Zweiten Weltkrieg von der Reinhardt-Vorgabe abzuweichen und jene, die es taten, teilten das Schicksal, dass sie meist nicht lange inszenierten. Ausgerechnet Max Reinhardts Sohn Gottfried versuchte 1961 als erster eine Neuinterpretation und während seine um Bühnenmusik von Ernst Krenek und bunte Kostüme des Hollywood-Ausstatters Tony Duquette bereicherte Version des "Jedermann" von der Presse positiv aufgenommen wurde, musste er doch zur Kenntnis nehmen, dass sie dem Publikum missfiel. Nach zwei Saisonen folgte der Schritt zurück in Richtung Tradition.

Sechs Jahre später traute sich Leopold Lindtberg neue Wege zu beschreiten: "Gott" erschien bei ihm auf der Bühne, der "Teufel" wurde zum klumpfüßigen Gerichtsschreiber und die lange Tafel der Tischgesellschaft auf eine kleine Sitzgruppe reduziert. Aber auch Lindtberg scheiterte mit seiner Inszenierung, denn 1973 wurde Ernst Haeusserman damit beauftragt, das ursprüngliche Konzept der "Jedermann"-Inszenierung umzusetzen. Nicht zuletzt dank Curd Jürgens in der Titelrolle wurde auch diese Rückbesinnung zum Erfolg. Unter Haeusserman und Gernot Friedel änderte sich für 30Jahre wenig am "Jedermann".

Der "Jedermann" des Jahres 1983, erstmals mit Klaus Maria Brandauer und Marthe Keller in den Hauptrollen und letztmals mit Ernst Haeusserman als Regisseur, ging auf Gastspielreise nach Rom in Italien und wurde dort auf der Piazza del Campidoglio (auf dem Hügel des Kapitols) dargeboten.

2002 wagte sich dann Christian Stückl erneut an eine deutlich modernisierte Inszenierung. Und diesmal gelang der Spagat, wohl auch weil mit Peter Simonischek der längstdienende Titelheld und mit Veronica Ferres eine starke "Buhlschaft" gefunden wurde.

Am 24. August 2002 wurde der "Jedermann" auch erstmals zum abendlichen Zeitpunkt um 20:00 Uhr dargeboten. Seit 2003 gibt es regelmäßig abendliche Vorstellungen um 20:30 Uhr.

Am 5. August 2003 feierte man die 500. Vorstellung unter anderem mit einem anschließenden Fest für 250 Gäste in der Salzburger Residenz.[2]

Am 25. Juli 2010 strahlte der ORF erstmals eine "Jedermann"-Premiere live im Fernsehen - allerdings leicht zeitversetzt - aus.

Die "Jedermann"-Aufführung auf dem Domplatz gehört zur Stadt Salzburg und den Festspielen wie Wolfgang Amadé Mozart. Alle Vorstellungen sind jeweils ausverkauft, Sitzplatzkarten nur sehr schwer und oft nur im Abo zu ergattern. Die spannende Frage lautet bei jeder Aufführung: Kann das Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes auf dem Domplatz stattfinden oder muss es wegen Regens in das Große Festspielhaus verlegt werden?

"Jedermann"-Aufführung in der Kulisse der UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt von der Stadt Salzburg.
"Jedermann"-Aufführung 2020, Schlussapplaus.

2019, das 99. Jahr nach der Erstaufführung

Sieben Fakten zum "Jedermann" im 99. Jahr nach der Erstaufführung:

  • Dauerrolle: Dagny Servaes war ab 1926 die "Buhlschaft". Bis 1937 spielt sie die Rolle ununterbrochen. Auf neun Spielzeiten brachte es "Jedermann" Walther Reyer.
  • Besucher: 35 000 Besucher wurden bei der bestbesuchten Produktion des Festspielsommers 2018 gezählt. Die 2 000 Plätze waren 14 Mal ausverkauft.
  • Bühne: 4 000 Schrauben und ebenso viele Muttern sind für die 59 Tonnen schwere "Jedermann"-Bühne nötig. Der Aufbau beginnt jedes Jahr einen Tag nach Fronleichnam.
  • Aufführungsrekord: 91 Vorstellungen absolvierte Peter Simonischek als "Jedermann". Er hatte vier verschiedene "Buhlschaften", "Tode" und "Teufel" sowie drei "Mütter".
  • Sechs "Buhlschaften": Die weibliche Hauptrolle wechselte häufiger: Bisher gab es 18 "Jedermänner" und 34 "Buhlschaften", sechs davon spielten mit "Jedermann" Walther Reyer.
  • Hitze: 75 Grad Celsius wurde im Sommer 2018 auf dem Boden der Bühne gemessen. Die Lufttemperatur soll schon bis auf 60 Grad geklettert sein.
  • Krankenvertretung: 2018 musste Philipp Hochmair Tobias Moretti ersetzen. 1974 wurde Senta Berger vertreten. Brigitte Hobmeier spielte 2014 mit Gipsfuß.[3]

2019: Die 700. Jedermann-Aufführung musste dem Regen weichen

Die 700. Jedermann-Aufführung am 28. Juli 2019 musste wegen des Regens ins Große Festspielhaus verlegt werden.[4]

2020: 100 Jahre Salzburger Festspiele, der "Jedermann" in doch etwas anderer Inszenierung

2020 feierten die Salzburger Festspiele ihr 100jähriges Gründungsjahr. Tobias Moretti als "Jedermann" war zum letzten Mal bei den Salzburger Festspielen in dieser Rolle zu sehen, Caroline Peters als "Buhlschaft" erstmals. Kritische Leserbriefschreiber in den "Salzburger Nachrichten" meinten zur Jubiläums-Inszenierung, dass diese schon weit von Hugo von Hofmannthals Original entfernt sei und nicht als "von", sondern nur mehr "nach" Hofmannthals bezeichnet werden dürfte.

Bilder der Inszenierung 2020

Bilder der Inszenierung 2021

Hauptartikel Salzburger Festspiele 2021

Kritik

Während Mozart als ein Salzburger Original, ein Musikgenie und ein Geschenk Gottes an die Welt angesehen werden darf, stellt sich der "Jedermann" eher zwiespältig dar.

Bei Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" handelt es sich um eine Neufassung des mittelalterlichen Everyman Die Geschichte dieses Stückes erzählt vom reichen Mann, der sein Leben lang in Saus und Braus gelebt hat, rücksichtslos gegenüber seinen Mitmenschen und gottlos. Erst als der Tod nach ihm ruft, packt ihn die Angst vor der Verdammnis und er wird aus Selbstsucht reuig. Damit erwirkt er die Gnade Gottes und den Einlass in den Himmel.

In der Religiosität des Mittelalters war der Inhalt des Stückes durchaus konform mit dem Zeitgeist. Zu Lebzeiten Hofmannsthals herrschten aufgeklärte Neuzeit und ein anderer Zeitgeist. Es erhebt sich also die Frage, warum der Salzburger Kunst- und Kulturbetrieb seit Jahrzehnten diese Verherrlichung der Niedertracht, der Gottlosigkeit und des Gottesbetruges mit vorgetäuschter Reue in alle Welt hinaus als Teil des Weltkulturerbes exportiert.

Weiters stellt sich die Frage nach der rechten Interpretation von Hofmannsthals Stück. Der Salzburger Festspielbetrieb hängt der Interpretation an, welche mittelalterliches Glaubensverständnis in unsere Zeit transportiert. Hofmannsthals Stück kann aber mit mindestens ebenso großer Berechtigung als eine Persiflage dieser mittelalterlichen Religiosität und des Reuebetruges aufgefasst werden.

Besetzung

Regie
Jedermann
Buhlschaft
Teufel
Gute Werke
Glaube

Faszinierender Bestandteil jeder Aufführung sind auch die unsichtbaren "Jedermann"-Rufer, die aus verschiedenen Richtungen rund um den Domplatz - unter anderem auch von der Festung Hohensalzburg - ohne Verstärker ihr durch Mark und Bein gehendes Jedermann anstimmen. 2023 waren im Team der "Jedermann"-Rufer erstmals in der Geschichte des "Jedermanns" drei Frauen.

Jedermann-Bühne auf dem Salzburger Domplatz.
Jedermann-Bühne auf dem Domplatz, Ostansicht.

Fünf Fakten rund um den "Jedermann"

1. Sogar Domglocken hören auf die Regie

Einige der sieben Domglocken hören auf das Kommando der Regie. "Klassischerweise setzen sie während der Szene mit der Tischgesellschaft mit Jedermanns Satz ,Was ist das für ein Glockenläuten' ein", erklärt Sakristeidirektor Dietmar Koisser. Wie jedes Jahr hat er dem Team Mitte Juli 2023 bereits die Fernbedienung übergeben, mit der sich das Geläut steuern lässt. Je nach Inszenierung läutet ein Schlag der großen Domglocke Anfang und Ende der letzten Stunde von "Jedermann" ein. "Dafür muss aber jemand im Kirchturm stehen und mit einem Eisen fest draufhauen."

Ansonsten bleiben die Domglocken und auch die Glocken aller umliegenden Kirchen während der Proben und Aufführungen stumm. Auf Bitte der Festspiele wird im Dom und in der Stiftskirche St. Peter auch das Schlagwerk der Kirchturmuhren abgeschaltet. Ausgerechnet zu Mariä Himmelfahrt sei einmal darauf vergessen worden, schildert Koisser. Da musste sogar der "Tod" in Gestalt von Peter Lohmeyer warten. Das Glockenläuten setzte während seines Auftritts unerwartet und unpassend ein. Lohmeyer rief nach der Aufführung an und sagte: "Ihr habt mir heute eine Pause beschert."

2. Keine Überflüge bei den Aufführungen

Als Roland Hermann von 2007 bis 2017 Geschäftsführer der Salzburger Flughafen GmbH war, wurde in Absprache mit der damaligen Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler darauf geachtet, dass während der Aufführungen keine Überflüge über die Stadt erfolgen. "Für die Sperre brauchte es die Bewilligung des Verkehrsministeriums", schildert Hermann. "Das Verständnis war dort nicht groß." Durch gute Kontakte und die Mithilfe der Bayern sei die Sperre dann aber durchgegangen. "Wir mussten jedes Jahr erneut den Antrag stellen." Zu Wartezeiten und Verspätungen sei es durch die Sperre nie gekommen.

3. Die Rolle des Behördentelefons

Ein Wählscheibentelefon.

Fürs Publikum unsichtbar ist das Wählscheibentelefon, das jedes Jahr auf dem Domplatz installiert wird. Das sogenannte Behördentelefon dient zur Kommunikation zwischen dem Spielort Domplatz und dem Festspielhaus. In einer der Inszenierungen von Gernot Friedel (1984 bis 2001) wurde vom Billeteur über dieses Telefon eine der wichtigsten Nachrichten der Veranstaltung übermittelt: "Der Mammon ist in der Kiste!" Der "Mammon" hatte seinen Auftritt immer aus einer Kiste heraus, die am Ende der Szene laut zugeknallt wurde. Dieser Anruf ging an eine festgelegte Anzahl von Anschlüssen im Festspielhaus. Er war das Zeichen, dass der Zeitpunkt erreicht war, wo im Fall von Regen keine Übersiedelung ins Festspielhaus mehr stattfindet.

4. Wie wird die Darstellerin der Buhlschaft ausgewählt?

Ein klassisches Casting gebe es dafür nicht, erklärt Schauspielchefin Bettina Hering. "Natürlich gibt es Kolleginnen, die sich für die Rolle bewerben, das gilt auch für den Jedermann." Gemeinsam mit dem Regisseur wählt Hering die Kandidatinnen aus und kontaktiert sie dann im persönlichen Gespräch oder telefonisch. "Das führt zu lustigen Situationen, weil ich ja weiß, was ich von ihnen möchte, sie aber noch nicht. Überrascht waren alle sehr, ob sie im Supermarkt waren, in der Vorbereitung auf eine Probe, im Auto oder mit mir im Kaffeehaus. Die Freude ist immer groß, die Aufregung auch, vom ersten Tag an."

5. Die Sommerzeit wurde 1920 abgeschafft

Im Premierenjahr 1920 wurde in Salzburg - als einzigem Bundesland - die Sommerzeit abgeschafft. Salzburg scherte am 1. Mai aus der österreichweiten Regelung aus, die von 5. April bis 13. September die Sommerzeit vorsah. Das hatte zur Folge, dass die Beginnzeit des "Jedermann" mit der Sommerzeit (18 Uhr) und der Ortszeit (17 Uhr) angegeben wurde. Max Reinhardt wusste den Sonnenuntergang zu inszenieren. Der Redakteur des "Salzburger Volksblatts" schrieb nach der Premiere: "So zog das Spiel vorbei: am Tag beginnend und im Abend endend. Das Erlöschen der Sonne wurde zum Symbol. Schauernd und durchrüttelt erhob man sich in einer Ergriffenheit, wie sie dem Ernste des Platzes entsprach."

"Jedermann-Splitter

"Jedermann"-Aufführungen andernorts

Das Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes wird auch noch an anderen Orten regelmäßig aufgeführt, so zum Beispiel der Mondseer oder Faistenauer "Jedermann", in St. Veit im Pongau oder in St. Michael im Lungau am Neuhauser-Teich im Ortsteil Oberweißburg[5]. Seit 1999 gibt es auch die Festung Hohensalzburg jedes Jahr im August eine "Jedermann"-Aufführung.

Der "Jedermann" von 1632

Hauptartikel Der "Jedermann" von 1632

Wenn der Beginn der Salzburger "Jedermann"-Tradition mit dem 22. August 1920 gefeiert wird, ist dies nur zum Teil richtig. Denn schon 1632 gab es einen "Salzburger Jedermann". Er hieß Wolfgang Braumüller.

Maria Hoffmann und 70 Jahre "Jedermann"

Die Salzburgerin Maria Hoffmann hatte seit Attila Hörbiger im Jahr 1950 alle "Jedermann"-Darsteller der Salzburger Festspiele gesehen und feierte im Jubiläumsjahr 2020 ihren 100. Geburtstag.

Bilder

 Jedermann (Salzburg) – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
 Jedermann (Salzburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
  • www.gettyimages.at, rund 4 600 Bilder von Jedermann-Aufführungen, Mitwirkenden und Festspielgästen

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 31. Juli 1920, Seite 9
  2. Salzburger Nachrichten vom 5. August 2003
  3. "Salzburger Nachrichten", 18. Juli 2019
  4. Quelle Salzburger Nachrichten vom 29. Juli 2019
  5. Salzburger Woche, Ausgabe 28. Juni 2012
Die Geschichte der Salzburger Festspiele