Stiftskirche St. Peter



Die Stiftskirche St. Peter ist die Klosterkirche der Benediktiner-Erzabtei St. Peter, des ältesten bestehenden Klosters im deutschen Sprachraum. Die Stiftskirche zählt wie die Gesamtanlage zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt.
Bezeichnungen der Kirche
Kirche zum hl. Petrus (Erzabtei St. Peter), Stiftskirche, Abteikirche und auch Klosterkirche sind allesamt zutreffende Bezeichnungen, die sich in der wissenschaftlichen Literatur abwechselnd wiederfinden. Auch der Ausdruck "Peterskirche" ist nicht unüblich. Im heutigen Sprachgebrauch ist "Stiftskirche St. Peter" am häufigsten anzutreffen."
Geschichte
Die erste Klosterkirche von St. Peter wurde um 696 an der Stelle der heutigen Ägydiuskapelle errichtet, als Rupert (Hruodpert) die dortige, wohl seit der Spätantike weiterlebende romanische Klostergemeinschaft erneuerte. 847 fällt sie einem Brand zum Opfer. Nach einem neuerlicher Stadtbrand im Jahr 1127 ließ Abt Balderich einen romanischen Neubau mit einer flachgedeckten Basilika errichten (1130 bis 1143). Im Kern bestimmt sie auch den heute bestehenden Bau. Der mächtige Kirchturm, der um 1400 romanisierend erhöht wurde, stammt im Kern aus dem 9. Jahrhundert.
Im Geist der Renaissance wurde die Kirche 1605–1606 umgestaltet, 1619–1620 eingewölbt und 1622 mit einer schlanken Vierungskuppel versehen. Der unverwechselbare barocke Zwiebelturm wurde unter Abt Beda Seeauer 1756 errichtet. Die beiden Hochaltäre sind wesentlich von Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) gestaltet. 1760–1766 wurde das Innere der Kirche mit reicher Rokokoausstattung (Rocaillestuck und Deckenbilder) geschmückt. Die alte romanische Baustruktur bleibt dabei gut erkennbar.
Renovierung 2018/2019
Vom 25. September 2018 bis 22. September 2019 war die Stiftskirche wegen umfangreichen Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Arbeiten waren eine große Herausforderung, erklärte Landeskonservatorin Eva Hody. Neben einem engen Bauzeitplan gab es im Bereich des Chores auch archäologische Maßnahmen, bei denen man im Vorhinein noch gar nicht genau wusste, wie sie verlaufen werden.
Bei den Arbeiten wurden Senkungen und Risse im historischen Kirchenbau aufwändig saniert, wobei der Altarraum abgesenkt wurde und die Stufen verschwanden. So wurde auch der bisherige Altar entfernt und in der Krypta kam es zu Arbeiten. Bevor die Sanierung am 25. September 2018 begannen, wurden die Reliquien des heiligen Rupert von Worms und des heiligen Benedikt aus der Kirche gehoben und vorübergehend an einen anderen Ort gebracht erklärte Erzabt Korbinian Birnbacher. Besonders stolz ist man im ältesten durchgängig bewohnten Kloster Mitteleuropas darauf, dass im neuen Altar eine Reliquie des Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter enthalten ist.
Die Restaurierung der Kirchenbänke
Der Salzburger Kunsttischler Bernhard Herzog, unterstützt von seinem 82 Jahre alten Vater, restaurierten in der Werkstatt Salzburg-Maxglan von Jänner 2019 bis Weihnachten 28 Kirchenbänken aus der Stiftskirche St. Peter. An den rund 250 Jahre alten Bänken nagte der Zahn der Zeit - und vor allem der Holzwurm. Erzabt Korbinian Birnbacher verließ sich ganz auf das Können von Herzog, der immer wieder für St. Peter arbeitet. 2001 hatte er die Sakristei restauriert, und 2006 hatte er bereits sechs der vorderen Bankreihen in Arbeit.
Erzabt Birnbacher hatte auch den Wunsch, dass die Bänke nach der Rückkehr in die Kirche nicht mehr knarren dürfen. Das Geknirsche gehörte quasi zu jeder Messfeier dazu. Vor einigen Jahren war sogar eine der Bänke - zum Leidwesen der darauf sitzenden Nonne - eingebrochen.
Als Arbeitsgrundlage dient ihm eine Studie des Bundesdenkmalamts. Zunächst wurden die Bänke von der Schmutz- und Rußschicht befreit und gefestigt. Zuvor hatten Experten den Holzwürmern in der Thermokammer bei 56 Grad Celsius den Garaus gemacht. Die Wurmlöcher wurden mit Kitt auf der Basis von Fischleim geschlossen. Mitarbeiter Oliver Ratzenbeck war ein Meister im Mischen der passenden Farbe und vertraute dabei auf Erdpigmente der Nuancen Ocker, Siena-Rotbraun, Siena-Rot und Schwarz. An manchen Stellen hatten die Holzwürmer im Nussholz derart tiefe Spuren hinterlassen, dass einzelne Teile nachgeschnitzt werden mussten. Diese Aufgabe übernahmen Bildhauer Klaus Ficker und sein Sohn Robert. Zum Schluss wurden die Bänke mit dem ursprünglich verwendeten Öllack behandelt. In jeder Bank stecken 200 Stunden Arbeit. Bernhard Herzog hatte zur Unterstützung seinen längst pensionierter Vater Rudolf. Der Lohnverrechner staunte nicht schlecht, als ihm Herzog für die Anmeldung das Geburtsdatum durchgab. Sein Vater war 82 Jahre (2019) alt, doch an der Werkbank war er so geschickt wie eh und je.
Einweihung
Mit einem Festgottesdienst am Sonntag, den September 2019, wurde die renovierte Kirche wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei dieser Messe wurden die Reliquien im neuen Altar versenkt. Anschließend mussten kräftige Hände den oberen Altarstein in die richtige Form schieben, um die Reliquienschreine zu verschließen.[1]
Im Inneren der Stiftskirche
Die Vorhalle
Durch ein romanisches Portal betritt man die Vorhalle, in der Grabmäler von salzburgischen Beamten zu sehen sind. Rechts von Michael Bernhard Mandl (* um 1660; † 1711) gearbeitetes, von Michael Rottmayr 1693 errichtetes Grabmal für die Familie Guardi.
Durch ein prächtiges Rokokogitter von Philipp Hinterseer (1768) betritt man das Hauptschiff.
Das Hauptschiff
Obwohl die romanische Struktur noch gut erkennbar ist, ist das Hauptschiff durch die Rokokoausstattung geprägt. Wand- und Gewölbestukkaturen stammen von Benedikt Zöpf (1760/1766), der Barockmaler Martin Johann Schmidt, genannt Kremser Schmidt, führte 14 der 16 Altarblätter zwischen 1775 und 1786 aus. Der Entwurf für den Hochaltar stammte 1777/1778 von Lorenz Hörmbler, die beiden großformatigen Wandgemälde stammen von Ignazio Solari (links, 1632) und Kaspar Memberger (rechts, 1591). Johann Baptist Weiß hatte 1764 Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons in drei Deckenfresken gemalt. Die Rocaillen (Stuck) wurden von Benedikt Zöpf im Rokoko-Stil geschaffen.
Grabmäler
Neben Gräbern von Äbten befinden sich in der Kirche ein Grabdenkmal für Johann Michael Haydn und an Stelle des ursprünglichen Grabes des hl. Rupertus eine Grabplatte mit einem ewigen Licht. Eine Prophezeiung besagt, dass Salzburg an dem Tag zerstört wird, an dem dieses Licht erlöschen würde.
Die Inschrift des Grabmonuments von Haydn: Geprägt ist das Epitaph von der antiken Metapher des Todes als Schlaf. Die Abfolge von Schlaf (Tod) und Erwachen (Auferstehung) nach dem Jüngsten Gericht bekräftigt der Verfasser theologisch mit Belegen aus der hl. Schrift. Markant ist das Wortspiel "post tumbam … tubam", eine gelehrte Anspielung auf den spätantiken Hymnendichter Aurelius Prudentius Clemens, der das Wortspiel just im Zusammenhang mit der Beschreibung eines Massengrabes verwendete. Die Übersetzung der Inschrift lautet: "In dieser gemeinsamen Schlafstätte, die im Jahre 1769 errichtet worden ist, erwarten sie nach dem Grab, wo sie im Staub der Erde schlafen, die Posaune und werden erwachen zum ewigen Leben."[2]
Weitere Grabmäler:
- Vitalis, Bischofsnachfolger von Rupert von Worms
- Abt Balderich (1125–1147)
- Grabmal des Johann Werner von Raitenau
- Michael von Wolkenstein, Dompropst, † 1604
- Johann Graf Plaz, † 1666
- Abt Martin Hattinger; † 1806
- Abt Edmund Sinnhuber (1673–1702)
- Maximilian Eugen von Österreich † 1952
Kapellen
Abt Richer (1242–1259) ließ 1244 die Heilig-Geist-Kapelle neben dem Turm und dem Portalvorbau errichten. Gegenüber entstand 1424 die Sankt-Wolfgangs-Kapelle. Ruprecht Lasser, Ratsmitglied und Bürgermeister der Stadt Salzburg, erbaute 1522 die erste Kapelle im südlichen Seitenschiff. Am südlichen Kreuzgang befindet sich als frühestes gotisches Beispiel in Salzburg die Marienkapelle. Vom Kircheninneren gelangt man auch in die Mariazellerkapelle.
Altäre
Im Mittelschiff stammen alle Altäre von Johann Nepomuk Högler
- Apostel-Altar, 1774
- Benediktus-Altar, 1776
- Rupertus-Altar, 1776
- Sakraments-Altar, 1775
- Schutzengel-Altar, 1775
- Skapulier-Altar, 1774
Im Altarraum befinden sich der Zelebrationsaltar, 1926 und den großartigen Abschluss des Altarraums bildet der Hochaltar, der 1777-1778 nach dem Plan von Lorenz Hörmbler durch den Steinmetz Johann Nepomuk Högler errichtet wurde.
Im linken und rechten Querhaus
- Amandus-Altar, 1780–1782
- Groß-Vitalis-Altar, 1780–1782
- Klein-Vitalis-Altar, 1761–1764
- Mariä-Säul-Altar, 1761–1764
In den Seitenkapellen stammen alle Bilder von Martin Johann Schmidt, die Altäre von Jakob Mösl (in der Reihenfolge vom Eingang aus gesehen)
- 1. Kapelle: das Altarbild zeigt die Vierzehn Nothelfer und das Aufsatzbild den hl. Andreas Avellinus
- 2. Kapelle: das Altarbild zeigt die hl. Theresia von Avila und das Aufsatzbild den hl. Johannes Nepomuk
- 3. Kapelle: in der sogenannten Georgi-Kapell zeigt das Altarbild Maria Immaculata und gegenüber ist die Anbetung des Lammes zu sehen
- 4. Kapelle: das Altarbild zeigt eine Pietà mit den hll. Magdalena, Johannes und Maria, das Aufsatzbild die Auferstehung Christi; hier befindet sich auch das Denkmal für Michael Haydn
- 5. Kapelle: das Altarbild zeigt die 'Anbetung des Lammes durch die hll. Jungfrauen', das Aufsatzbild die hl. Maria Magdalena
Im südlichen Seitenschiff des Langhauses befindet sich das Rupertus-Grab und Sanctus-Leuchter.
Sonstige Details
Hl. Agnes am Maria-Säul-Altar, hl. Wolfgang und hl. Ulrich am am Groß-Vitalis-Altar, hl. Kunigunde am Skapulier-Altar,
Weitere Beiträge über die Stiftskirche
Auch Tiere bedürfen der Helfer
Hunde und Pferde findet man in Kaspar Membergers Gemälde "Kreuztragung Christi" an der südlichen Wand des Hauptschiffes, das 1591 für den Konradinischen Dom geschaffen worden war, dann als Geschenk an St. Peter kam. An Vögeln gibt es Tauben, Adler, sogar einen Vogel Strauß (rechts vom Eingang auf dem Grab von Abt Edmund Sinnhuber). Auch einige Heilige tragen Tiere, etwa Agnes ein Lamm oder Ulrich einen Fisch. Zwei Dromedare sind auf dem Vierungsbogen des Hauptschiffs im Wappen von Abt Beda Seeauer, der 1760 bis 1782 die Stiftskirche hatte barockisieren lassen. In St. Peter sind sogar die Drachen so schutzbedürftig, dass Erzabt Korbinian "Freundschaften" zuerkennt - wie bei Engel und Heiligen - gegen eine Spende und per Urkunde[3]
Veranstaltungen
Am 25. Oktober 1783 wurde die c-Moll-Messe von Wolfgang Amadé Mozart in der Stiftskirche zum hl. Petrus erstmals aufgeführt. Mitte der 1920er-Jahre wurde die Aufführung der c-Moll-Messe in der Stiftskirche zum hl. Petrus von Bernhard Paumgartner eingeführt und ist seither ein fester Bestandteil im jährlichen Programm der Salzburger Festspiele.
In der Weihnachtszeit ist eine orientalische Krippe in der Stiftskirche St. Peter zu sehen.
Bildergalerie
weitere Bilder
Stiftskirche St. Peter – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Stiftskirche St. Peter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- peterkrackowizer.zenfolio.com, Bilder nach Abschluss der Renovierungsarbeiten 2018/2019
Weblinks
- www.kirchen-fuehrer.info, Übersichtsplan des Innenraums der Stiftskirche mit Lage der Altäre
Quellen
- Hauptartikel Benediktiner-Erzabtei St. Peter
- Grabmal des Johann Werner von Raitenau
- Martin, Franz: Salzburg, ein Führer durch seine Geschichte und Kunst, Verlag "Das Bergland-Buch", 1952 (Neuauflage)
- Weidl, Reinhard: Die Kirchen der Stadt Salzburg, Verlag St. Peter, 1987
- Hans Tietze: Die Denkmale des Benediktinerstifts St. Peter
- kirchen-fuehrer.info, Kirchenführer des Verlags St. Peter
- salzburg.orf.at, 25. September 2018, Renovierungsarbeiten
- www.sn.at, 3. Mai 2019: Kirchenbänke aus St. Peter: Nach dem Wurm werkt ein Könner, ein Beitrag von Barbara Haimerl
Einzelnachweise
- ↑ Bilder vom Festgottesdienst siehe www.stift-stpeter.at
- ↑ Christoph Brandhuber, Maximilian Fussl: "In Stein gemeißelt. Salzburger Barockinschriften erzählen." Mit kunsthistorischen Beschreibungen von Roswitha Juffinger. Salzburg/Wien 2017 (uni:bibliothek 6, hg. von Ursula Schachl-Raber).
- ↑ Quelle "Salzburger Nachrichten", 21. September 2019 , Information dazu erzabt@erzabt.at