Ignaz Rojacher

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Ignaz Rojacher, eine Aufnahme aus dem Archiv des Rauriser Talmuseums.
Im Rauriser Talmuseum im Lebensorghaus in Rauris. Links Maria Rojacher, geborene Seidl, Gattin des Ignaz Rojacher (Bild Mitte) und rechts seine Mutter Anna Rojacher, geborene Brindlinger. Darunter das Geburtshaus von Ignaz Rojacher und rechts, Josef Donat, sein Lehrer und Förderer.
"Vom Hütterbub'n zum Bergwerksbesitzer".
Stammbaum des Ignaz Rojacher, Teil 1.
Stammbaum des Ignaz Rojacher, Teil 2.

Ignaz Rojacher vulgo "Kolm Naz" (* 3. April 1844 im Gaisbachtal in Rauris; † 4. Jänner 1891[1]) war Fremdenverkehrspionier im Raurisertal, Goldbergwerksbesitzer und Erbauer des Observatoriums auf dem Hohen Sonnblick in den Hohen Tauern.

Einleitung

Rojacher zählte zu den Pionieren in Raurisertal. Neben dem Observatorium installierte er die erste Telefonanlage im Tal, hatte vermutlich als Erster im Kronland Salzburg elektrisches Licht im Raurisertal installiert, eröffnete Gasthäuser (Werkhaus Kolm, das Bodenhaus in Bucheben, den Gasthof Post in Rauris und das Zittelhaus auf dem Hohen Sonnblick) mit Unterkünften und wurde so zu einem Fremdenverkehrspionier, erwarb die Postmeisterstelle, richtete eine Postverbindung ein und regte Straßenbauten an.

Familie

Seine Urgroßeltern väterlicherseits waren Balthasar und Magdalena Rojacher, geborene Lackhner. Balthasar Rojacher war gewesener Bauer am Schüdtgut in Heiligenblut und angehender Bauer vom Faistenaulehen in Wörth in Rauris. Seine Großeltern väterlicherseits waren Georg (ein Bauernsohn vom Faistenaulehen) und Theresia Rojacher, geborene Schattauer (eine Bauerntochter vom Orthlehen in Vorstand in Rauris). Neun Kinder stammten aus dieser Ehe, das jüngste war sein Vater. Seine Eltern waren Ignaz Rojacher senior (* 1. Februar 1788; † 26. Oktober 1859) und Anna, geborene Brindlinger vulgo Kolm Annei (* 13. Mai 1814; † 27. Jänner 1896). Sie heirateten am 24. November 1840 in Rauris.

1837 kauften sich Ignaz Rojacher senior und Anna Rojacher das Obersaghäusl im Gaisbachtal. Ignaz Rojacher senior war Zimmermann im Goldbergbau in Kolm-Saigurn. Durch einen Erdrutsch wurde das Obersaghäusl arg beschädigt und da die Eltern vom "Nazerl" nicht im Stande waren, es wieder bewohnbar zu machen, mussten sie es 1847 verkaufen und erwarben im Ort Rauris mit dem Reisnerhäusl ein neues Heim.

Leben

Ignaz Rojacher junior vulgo Kolm Naz wurde im Obersäghäusl als einziges Kind geboren. Taufpatin waren die Brücklwirtin Elisabeth Rasser und Hebamme Maria Rojacher (* 1790; † 3. Mai 1864).

Ignaz Rojacher besuchte von 1850 bis 1856 die Volksschule in Rauris und lebte zeitweise bei seiner Taufpatin, der Brücklwirtin Elisabeth Rasser, im "Brücklwirt". Dort musste er zwei Jahre, von 1853 bis 1855, als Ziegenhirte mithelfen und versäumte manchmal die Schule. Trotzdem zählte ihn Lehrer Josef Donat zu seinen besten Schülern!

Der Verwalter (auch Verweser genannt) des Goldbergbaus unterstützte die Rojachers wo immer er konnte und so begann Ignaz Rojacher 1856 im Alter von 12½ Jahren als Truchenläufer im Stollen. Die Arbeit war freilich nicht leicht und so musste er aufgrund seiner Körperbeschaffenheit den Goldberg nach einem Jahr wieder verlassen. Er lebte dann wieder bei seinen Eltern im Reisnerhäusl.

1857 begann Nazl eine Lehre beim Tischlermeister Michl Lanser vulgo Streanfärbermichl. Diese beendete er als er 17 Jahre alt war. Danach verblieb er noch zwei Jahre (bis 1863) als Geselle – auch dies hatte der Bergwerksverwalter für Rojacher organisiert.

Am 26. Oktober 1859 starb Ignaz Rojacher senior. Der kleine Nazl' verlor also mit 15½ Jahren seinen Vater und die Armut im Reisnerhäusl wurde groß. Der Junge musste nun wieder Geld verdienen und seine Mutter erhalten. Das Reisnerhäusl erbte Ignaz Rojacher dann 1860.

In Kolm-Saigurn fing Maria Seidl (* 2. Juni 1848; † 27. Februar 1894), Waldbauerntochter vom Unterland in Rauris, als Kellnerin an. Bei ihr und Ignaz bahnte sich eine Liebschaft an. Maria Seidl hatte allerdings schon einen ledigen Sohn namens Georg Seidl (* 7. August 1873; † 25. November 1928). Am 26. November 1883 standen Ignaz Rojacher und Maria Seidel, Wirtschafterin in Kolm, vor dem Traualtar in Maria Plain, um mit ihrem "Ja" den Ehebund zu besiegeln. Ignaz Rojacher und Maria hatten nie eigene Kinder bekommen.

3. April 1871 wurde Richard Ignaz Pfarrmai(y)er (auch Pfarrmayer) in Sagritz in Döllach in Kärnten als Sohn der Magd Elisabeth Pfarrmai(y)er geboren. Es gibt streng wissenschaftlich keinen Nachweis dafür, dass Richard Ignaz Pfarrmaier tatsächlich der Sohn von Ignaz Rojacher war. Im Taufbuch ist kein Eintrag über den Vater angegeben. Allerdings reiste Ignaz Rojacher ein Jahr bevor er verstarb nach Döllach, um Richard Ignaz Pfarrmaier eine Arbeit als Aufsichtsjäger im Raurisertal zu vermitteln. Dieser wurde dann der "Jaga Naz" im Raurisertal. Weiters anzumerken ist, dass der "Kolm Naz" und sein [wahrscheinlicher] Sohn "Jaga Naz" am selben Tag, den 3. April, Geburtstag haben. Die Mutter Elisabeth Pfarrmaier ist am 20. Dezember 1830 in Stall-Döllach geboren.

Der Anfang im Goldbergbau

Im Jahr 1863, mit 19 Jahren, übernahm Ignaz Rojacher die Leitung der Werktischlerei beim Goldbergbau. Er war für die Instandhaltung der Seilbahn, das Auszimmern neu vorgetriebener Stollen und das Instandhalten des bestehenden Stollenzimmerwerks sowie verschiedene andere Arbeiten verantwortlich.

1870 hatte Rojacher das 26. Lebensjahr überschritten und übernahm das Amt des Waschhutmannes. Er führte nun die Aufsicht über die Aufbereitung des Erzes, angefangen beim Pochen der Erze, Schlämmen (Waschen), der Erze über die Herde und in den Setzkästen bis hin zu heiklen Amalgamation (Verfahren zur Gewinnung von Gold und Silber aus Erzen durch Lösen in Quecksilber), die als letzte Stufe der technischen Vorgänge die "Goldkugeln" hervorbrachte.

1876 pachtete Ignaz Rojacher die Rauriser Goldmine mit allen Rechten und Pflichten und begann "seinen" Bergbau.

Wilhelm Ritter von Arlt tritt ins Leben von Rojacher

Wilhelm Ritter von Arlt (* 16. November 1853 in Prag, Böhmen; † 24. September 1944), ein Ökonomierat aus Böhmen, kam 1876 im amtlichen Auftrag aufgrund seiner Studien, nach Salzburg. Es ging darum, dass das im Pinzgau gezüchtete Pinzgauer Rind für Böhmen besonders geeignet wäre. Im "Salzburger Volksblatt" las er einen Artikel über den ansehnlichen Rauriser Markt und so war seine erste Station Rauris. Ritter von Arlt reiste nach Kolm-Saigurn und lernte den "Kolm Naz" kennen. Zwischen dem Rauriser und dem Prager Ökonomierat entwickelte sich ein betont freundschaftliches Verhältnis.

Rojacher wird zum Unternehmer und Investor

Am 24. Oktober 1880 kaufte Ignaz Rojacher um 4.500 Gulden (ca. Euro 300.000) den Goldbergbau. Der Kaufpreis war nicht besonders hoch, doch muss man bedenken, dass er ja schon zu seiner Zeit als Pächter dem Staat das Inventar hatte ablösen müssen. Der neue Grund- und Gebäudebesitz war durchaus beachtlich: In Kolm-Saigurn das Waschhaus, das auch als Wohnhaus diente, eine eingättrige Sägemühle, eine Werksschmiede und dann die eigentliche Aufbereitungsanlage mit Pocher, mehreren Stoß- und Kehrherden und die für die Amalgamation nötige Goldmühle. Jährlich wurden im Durchschnitt zwölf Kilo Gold aus der Mühle "Mühlgold" gewonnen.

Mit dem Kauf des Bergwerks erwarb Rojacher auch das ärarische Gegenschreiberhaus in Rauris Markt (Alte Post, jetzt Groder an der Marktstraße). Erwähnenswert erscheint es, dass damals im Hause eine Wasserdruckleitung und englische Spülklosette eingebaut waren, welche sogar glänzend funktioniert hatten.

Wann kam wirklich elektrischer Strom ins Raurisertal?

Ignaz Rojacher nahm 1880 aber auch noch eine zweite Sache in Angriff. Er wandelte das Werkhaus in Kolm-Saigurn zu einem Gasthaus mit Fremdenzimmer um und stellte hier die durch Wasserkraft getriebene erste elektrische Lichtanlage (auf 1 600 Meter Seehöhe) für 15-Watt-Glühbirnen im Land Salzburg auf. Ratschläge hierzu erhielt er von Herrn von Patt und dem Mechaniker Gruber von Lend.

Prof. Dr. Johann Karl Moritz Arnold[2] schrieb in seinem Aufsatz über Rojacher: "Nicht in Hannover, sondern 1.600 m hoch in Kolm, dem Talschluß der Rauris sah ich 1880 zum ersten Male die vollkommene elektrische Beleuchtung eines Gebäudekomplexes".

Hingegen steht in der Biografie von Rojacher von Margot Daum, gestützt auf Archivunterlagen "... Ab 1. Mai 1883 leuchtete in Kolm-Saigurn im Werkhaus auf 1 600 m das erste elektrische Licht. Die Lichtanlage wurde für 15 oder 25-Watt-Glübirnen mit Wasserkraft getrieben." Dieses Datum wird untermauert durch einen Artikel im "Salzburger Volksblatt" vom 17. Juli 1883:[3]

Rauris 15. Juli. Im Rauriser Goldbergebauef (1597 m) — Eigenthümer Hr. Ignaz Rojacher — welcher den Lesern aus einem Artikel dieses Blattes vom 8. August v. I. Nr. 179 ("Der Naz in der Rauris") wohl bekannt sein dürfte, schreitet die Kultur rüstig vorwärts. Nachdem Telephon und Telegraphenleitung bis zum Bergbaue (2341 in) bereits einige Jahre bestehen, wurden im Goldwaschwerke sowohl durch Ausstellung einer Centrifugalpumpe, welche den zu waschenden Schlammschlich 4 m hoch hebt und dem Waschherde zuführt, als auch beim Bergbaue durch den Bau einer 1100 Meter langen Bremsbahn in einer Seehöhe von circa 2300 Neter bedeutende Verbesserungen vor ­genommen. In neuester Zeit wurde nun auch zur Beleuchtung aller Werksanlagen und Wohnräume eine dynamo-elektrische Maschine — jedenfalls die erste Beleuchtung im Salzburg'schen im continuirlichen Betriebe — aufgestellt. Dieselbe wird durch eine, vom Besitzer eigens hiezu konstituirte Turbine mit einer konstanten Wassersäule von 6 m Höhe und 32 cm Durchmesser, getrieben, und dient zür Speisung von 16 Edison'sehen Glühlichtlampen mit je 16 Kerzenlichtstärke. [...]

Fritz Gruber schreibt, dass Ignaz Rojacher und Wilhelm Ritter von Arlt angeblich nach Paris reisten und von dieser Reise eine elektrische Induktionsmaschine mitbrachten.[4] Diese wurde im Jahre 1882 in Kolm-Saigurn montiert.

1884 schrieb Dr. Eduard Maiss in der "Zeitschrift für Elektrotechnik", dass die Turbine zur Erzeugung des elektrischen Stromes bereits zwei Sommer funktionierte - also 1882 installiert worden war [und nicht 1880 oder 1883]. Die Maschine stammte aber nachweislich von dem Wiener Techniker Ing. Franz Kröttlinger.[5]

Über die angebliche Reise nach Paris ließen sich aber bisher keine Quellenbestätigungen finden. 1879 gab es eine große [internationale] Ausstellung zum Thema "Elektrizität".[6], 1881 dann eine "Internationale Ausstellung für Elektrizität" in Paris.[7]. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass Wilhelm Ritter von Arlt 1879 oder 1881 alleine nach Paris reiste und einen Generator mitgenommen hätte. Rojacher selbst war wohl in den Sommermonaten kaum abkömmlich aus Kolm-Saigurn aufgrund seiner vielfältigen Tätigkeiten. Vielmehr wurde ein Schriftverkehr zwischen Rojacher und Arlt gefunden, aus dem eindeutig hervorgeht, dass Rojacher den Stromgenerator in Wien bei Kröttlinger bestellt und bezahlt hatte. Daher kommt Margot Daum in ihrer Biografie über Rojacher zum Schluss, dass die Geschichte mit der Reise nach Paris zu einer Weltausstellung auf einer früheren erfundenen Geschichte mangels Quellen beruht und nicht den Tatsachen entspricht.

Bau einer Telefonanlage

Zu Rojachers technischen Leistungen gehörte unter anderem 1881 der Bau einer Telefonleitung vom Ort Rauris bis hinauf zum Sonnblickgipfel. Sprechstellen gab es in Rauris im Postamt, bei Dr. Pelzler, beim Standlwirt in Wörth, dann im Fronwirtshaus in Bucheben, beim Bodenhaus, in Kolm-Saigurn und von dort zunächst zum oberen Knappenhaus. Schließlich erhielt auch das Observatorium hoch oben auf dem Sonnblickgipfel einen Telefonanschluss (1886). Es war dies die erste Telefonleitung in den Alpen.[8]

Rojacher will am Gipfel des Sonnblicks eine meteorologische Station errichten

1879 trafen sich in Rom, Italien, aus aller Welt Meteorologen, um eine wissenschaftliche Frage zu klären: Wie ist die Erdatmosphäre in höheren Luftschichten beschaffen? Im Salzburger Land hörte dies Rojacher und bot dem Wiener Meteorologe Professor Dr. Julius von Hann (* 1839; † 1921) in Wien an, bei seinem oberen Knappenhaus in 2 340 Meter Seehöhe eine meteorologische Station einzurichten. Julius von Hann war von Rojacher fasziniert und überließ ihm die notwendigen Instrumente. Dann begab sich Rojacher aus eigenem Idealismus im folgenden schneereichen Winter auf die Suche nach einem noch besser geeigneten, auch im Winter eisfreien Ort oder Gipfel. Er kam schließlich zur Überzeugung, dass nur der Gipfel des Hohen Sonnblicks dafür in Frage käme.

Am 28. Jänner 1885 schilderte Rojacher in einem ausführlichen Schreiben an den Hauptausschuss des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins die Vorzüge des 3 106 m hohen Gipfels des Sonnblicks als Standpunkt einer meteorologischen Station in Verbindung mit einer Alpenvereinshütte. Zugleich erklärte er sich bereit, die bestehenden Transportanlagen zur Verfügung zu stellen und den Bau zu seiner eigenen Sache zu machen. Die Rechnung ging auf. Man erklärte sich bereit, die Kosten für die Errichtung eines Holzhauses zu übernehmen. Die Oesterreichische Meteorologische Gesellschaft (aus der die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik hervorging) steuerte die Mittel für einen Anemometer-Turm (ein Anemometer ist ein Gerät zur Messung der Windgeschwindigkeit), einer Telefonleitung sowie die wissenschaftlichen Geräte bei.

Baubeginn war im Spätfrühjahr 1885, allerdings waren Sturm und Schneetreiben angesagt. Der Bau wurde bald nach Fertigstellung vom Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein übernommen, dessen damaliger Präsident der Geologieprofessor Dr. Alfred Zittel (* 1839; † 1904) in München war. Nach ihm hieß die später neben dem Observatorium errichtete Schutzhütte "Zittelhaus".

Im Winter 1885–1886 reiste Ignaz Rojacher gemeinsam mit Wilhelm Ritter von Arlt nach Falun in Schweden zum Erlernen des Munkdellschen Gold-Extraktionsverfahrens[9] (ein neues Aufbereitungsverfahren für den Goldbergbau). Ein gewisser Munckdell fand nach vielen Studien und Versuchen neue Wege, um Erze mit geringem Goldgehalt ausbeuten zu können. Gleichzeitig kamen die beiden das erste Mal mit Skiern in Berührung, die vor allem Ritter von Arlt sofort begeisterten.

Ritter von Arlt hatte dann bei ihrer Rückkehr sogenannte "Schneebretter", ein paar Skier, mit nach Rauris genommen, die sich heute im Rauriser Talmuseum befinden.

Im Winter 1885–1886 stand das Holzhaus (das zukünftige Observatorium) fertig im Tal aufgestellt. Es wurde dann wieder zerlegt und im Sommer 1886 Stück um Stück auf den Gipfel hinaufgeschleppt. Ende August standen der mächtige, aus Felsstücken gebaute Turm mit dem Windmessgerät und die kleine Blockhütte für den Beobachter. Am 2. September 1886 war die feierliche Eröffnung der Wetterstation. Der mit Stein aufgeführte Anemometer-Turm ragte aus dem Gebäude. Ihm fügte sich der Holzbau an, er diente den Zwecken des Alpenvereins und enthielt außerdem das Gelehrtenzimmer für wissenschaftliche Untersuchungen und den Wohnraum des Wetterwartes.

Ignaz Rojacher wurde dafür von Kaiser Franz Joseph I. mit dem "Verdienstkreuz mit der Krone" ausgezeichnet.

1886 erwarb Ignaz Rojacher für das Gasthaus Post die Gasthauskonzession. Er besaß somit im Tal vier Gaststätten und zwar eine im Markt, das Gasthaus Post, das Bodenhaus in Bucheben, das Werkhaus in Kolm-Saigurn und das Zittelhaus am Sonnblick.

Rojacher vermerkte in seinen Aufzeichnungen im Sommer 1887 beim Kolmhaus den Bau eines "Sommer-Hauses", beginnend am 22. Juni und Fertigstellung im August.

Zu Beginn des Jahres 1888 überschlug Rojacher in einer Endabrechnung seine finanzielle Lage und besprach sich mit seinem alten Freund Ritter von Arlt. Er wird das Bergwerk auflassen, dagegen das Gasthaus weiterführen und den Aufzug als Attraktion für die Fremden in Betrieb halten. Ritter von Arlt setzte sich mit dem tschechischen Montangeologe Oberbergrat Franz Posepny (* 1836; † 1895), einem Experten in allen Fragen des Bergbaues, in Verbindung und teilte ihm die Sachlage der Grube mit. Franz Posepny wollte sich um einen Interessenten umschauen.

1888 übersiedelte das Postamt Rauris vom Landrichterhaus (jetzt Geschäft Tauernlamm, Marktstraße 33) in das Gegenschreiberhaus, Gasthaus Post. Das Bergwerk mit Inventar, einschließlich der Gebäude und Aufbereitungsanlagen, wurden verkauft. Nach der Veräußerung des Bergbaus erwarb Ignaz Rojacher die Postmeisterstelle für das Raurisertal. Er kaufte das Gegenschreiberhaus im Markt (später Postgashof, jetzt im Besitz der Fam. Groder in der Marktstraße 27). Im Gebäude selbst installierte Rojacher den elektrischen Strom und das erste Telefon in Rauris.

Nach seinem Tod und dem Tod seiner Mutter Maria Rojacher erbte Georg Seidl, ihr ledige Sohn, das Haus, welches dieser 1917 an Wilhelm Ritter von Arlt verkaufte.

Rojacher erkrankt, der Straßenbau wird ihm ein Anliegen

Aufgrund seiner Krankheit hatte Rojacher einen Teil seiner Leistungskraft eingebüßt. Ignaz Rojacher konnte sich mit dem Verlust seiner Mine, der sein Denken und Handeln von Jugend auf galt, nicht abfinden. Im Oktober 1890 musste er seinen so hochgelobten Boden, sein Gast- und Unterkunftshaus "Bodenhaus", verlassen, um nach Rauris Markt in der Nähe eines Arztes zu übersiedeln.

Postverbindung und Straßenbau: Für Ignaz Rojacher war die Errichtung einer guten Fahrstraße nach Taxenbach ein besonderes Anliegen. Er richtete insbesondere in den Sommermonaten eine tägliche Postverbindung zwischen Taxenbach und Kolm-Saigurn ein.

Straßenbau Rauris-Taxenbach, Rauris-Embach-Lend: Rojacher war durchaus ein politisch interessierter und engagierter Mensch. Im Salzburger Landtag setzte sich besonders Hofrat Georg Lienbacher für seine diesbezüglichen Vorschläge ein. Im Jahre 1889 wurde im Landtag der Antrag angenommen und 1892 mit dem Bau der Straße begonnen. Sie sollte 1894 fertiggestellt sein, sodass ab diesem Jahr zwei Straßen nach Rauris führten: Eine neue von Taxenbach ausgehend und eine alte von Lend über Embach ausgehend. Der Straßenbau durch Kitzlochklamm war zu kostspielig und konnte nicht durchgedrückt werden. Die Vollendung des Straßenneubaus noch zu erleben, das blieb Rojacher zu seinem großen Leidwesen leider versagt.

Ignaz Rojacher starb am 4. Jänner 1891 im Alter von 47 Jahren. Sein Grab ist auf dem Rauriser Friedhof zu finden. Im Totenbuch der Pfarre steht: "gestorben an Tuberkulose" (bakterielle Infektion). Seine Frau Maria starb mit 46 Jahren am 27. Februar 1894 an einer Bruchoperation im St. Johanns-Spital in der Stadt Salzburg.[10]

Ehrung

Am 24. Oktober 1886 erhielt Ignaz Rojacher im Rahmen des Hauptgottesdienstes in Rauris das "Goldene Verdienstkreuzes mit der Krone" feierlich überreicht.[11]

Literatur

* Ignaz Rojacher (Biografie), als freies download-pdf unter diesem Link (Druckversion November 2021)

Weblink

  • www.geologie.ac.at, "Das Notitz-Buch" von Ignaz Rojachers, ein Geschenk von Prof. Rudolf Franz Ertl an die Geologische Bundesanstalt in Wien

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, Österreichische Touristenzeitung, Ausgabe 1891, Seite 21, Nachruf
  2. siehe Hannoverhaus
  3. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 17. Juli 1883, Seite 5
  4. Fritz Gruber: "Das Raurisertal", Seite 184
  5. ANNO, "Zeitschrift für Elektrotechnik", Ausgabe 1884, Seite 45
  6. archive.org, das Ausstellungsverzeichnis
  7. de.wikipedia.org
  8. ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 10. November 1882, Seite 2
  9. Extraktion (von lateinisch extrahere "herausziehen") ist ein physikalisches Stofftrennverfahren, bei dem mit Hilfe eines Extraktionsmittels (in diesem Falle ein Lösungsmittel, gegebenenfalls erwärmt) eine Komponente aus einem festen oder flüssigen Stoffgemisch, dem sogenannten Extraktionsgut, gelöst wird: Das Lösungsmittel zieht den in ihm besser löslichen Stoff aus dem Gemisch.
  10. ANNO, Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 6. März 1894 Seite 5
  11. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 23. Oktober 1886, Seite 2