Hagenauer - die Salzburger Linie
Dieser Artikel behandelt die Salzburger Linie der Familie Hagenauer.
Gründung der Salzburger Linie
Von Freising über das Pfleggericht Raschenberg-Teisendorf (Sitz war die Plainburg Raschenberg) kommend, ließ sich Mitte des 16. Jahrhunderts Sebastian Hagenauer de Allershausen im Erzbistum Salzburg nieder. Er war ein Abkömmling der bayerischen Linie der Edelfreien Herren von Hagenau, die auf den Bauernstand und Mühlenbesitzer herabgesunkenen waren. Das Betreiben einer Mühle war teilweise bis ins 16. Jahrhundert dem Adel bzw. dem Klerus vorbehalten. Sebastian Hagenauer de Allershausen wurde 1554 nördlich der Stadt Salzburg bei Hammerau erwähnt (Josef Felner). Dort stand seit dem Jahr 1537 das durch den damaligen Salzburger Erzbischof Matthäus Lang gegründete Eisenwerk Annahütte. Man nimmt an, dass Sebastian vorerst am Seyfried(en)gut und der Mautmühle bei Piding (Mauthausen) saß, wo der Baiernherzog inmitten des Erzbistums Salzburg die Mautrechte besaß. Sein Sohn Georg wurde mit einem Gut und einer Mühle am Högl genannt. Ob dies ebenfalls jener Seyfried(en)hof mit Mühle bei Mauthausen unterhalb der Burg Stauffenegg war, ist nicht belegt. Der nach dem Großvater benannte Sohn Georg (I.) heiratete die Tochter eines dort ansässigen vermögenden Bauern. Die unstandesgemäße Heirat machte ihn zwar zum Besitzer eines Gutes mit Mühle bei Piding, führte aber auch zur Verdunkelung des Adels (Anm.: wenn der Adel mehr als zwei Generationen nicht mehr geführt wurde). Laut einer Salzburger Urkunde von 1568 ließ Georg sein Gut am Högl, damals Erzbistum Salzburg heute Oberbayern, erweitern. Georg Hagenauer de Ainring wird als der Stifter der Salzburger Linie gesehen, die aus dem Freisinger (bayrischen) Stamm der Herren von Hagenau hervorgegangenen war (Willibald Hauthaler). Seine drei Söhne, die "ehrbaren Herren" Wolf(gang) (I.), Rupert (I.) und Georg (II.) Hagenauer, scheinen um 1600 in Piding, Traunstein und Ainring als Besitzer von Gütern, respektive als Urbar-Verwalter von Gütern des Domkapitels und des Benediktinerstifts St. Peter von Salzburg, sowie als Gutsverwalter von Schloss Staufeneck am Seyfriedenhof auf. Mit den drei Brüdern hatten die Hagenauer in Salzburg nun endgültig Fuß gefasst und ihrem erneuten Aufstieg sollte nichts mehr im Wege stehen.
Die Salzburger Linie (auch als Ainringer Linie bezeichnet) spaltete sich eine Generation später in drei Linien, wobei eine Linie bereits 100 Jahre danach aussterben sollte. Nun aber findet man das inzwischen wieder blühende Geschlecht der Hagenauer in den Salzburger Urkunden wieder, wo sie als Besitzer von Anwesen, Höfen, Mühlen oder Wirtschaften, sowie als Angehörige des geistlichen Standes und katholischer Bruderschaften genannt wurden. Sie hatten in alteingesessene und teilweise vermögende Familien mit Guts- und Landbesitz des Rupertiwinkels eingeheiratet. Einige von diesen alten vormals begüterten Familien, wie die Apfalter(er), Eschlberg(er), Nech(e)l, Perger, Prunmayr, Reischl (Reuschl) oder Sur(er), lassen sich in den Salzburger Urkunden bis in das 13. Jahrhundert zurück verfolgen. Ab dem 17. Jahrhundert scheinen die Hagenauer im Erzbistum auch als Bürger, Ratsherren und Handelsherren der Stadt Salzburg auf. 1671 wurde durch den kaiserlichen Hofpfalzgraf Ferdinand Wilhelm Metzger von Meggenburg (Comes palatinus Caesareus) den drei Brüdern Paulus, Georg (IV.) und Johann Hagenauer de Hagenau ihr Adels-Wappen als Salzburger Untertanen bestätigt und eine Wappenmehrung verliehen. Das Wappen wurde durch einen Sporn geteilt und seitlich des Stammwappens (Hagenbaum auf Dreiberg) mit jeweils einem schwarzen Adler auf goldenem Grund gemehrt. Die ursprünglich rot-weiße Helmdecke wurde nun in den Farben des Erzbistums Salzburgs, Rot-Weiß und Schwarz-Gold, tingiert (Siebmacher). Die Hagenauer konnten sich im Erzbistum zwar erneut empor arbeiten und die Bestätigung des Adelsstands sowie Einfluss und Vermögen erlangen, jedoch nicht mehr ihre einstige Macht und Stellung.
Erneuerter Aufstieg
Durch den Handel mit Gewürzen, kostbaren Stoffen und Metallen gelang dem Geschlecht der Hagenauer vorerst als Salzburger Bürger erneut der Aufstieg. Ihr Reichtum, ihre Verbindungen, die große Anzahl an Familienmitgliedern und ihr Nepotismus hatten sie zu einer angesehenen und sehr einflussreichen Salzburger Familien werden lassen. Die Hagenauer bekleideten hohe Ämter und Ehrenämter der Stadt Salzburg, wie die von Ratsherren, städtischen Kämmerern, von Verwaltern der Stadtpfarrkirchen, von Landschaft-Mitverordneten, Verwaltern des Pflasterfundationsfonds oder des Ziegelamts, das Amt des Quartiermeisters, sowie Ehrenämter von berittenen Offizieren der Salzburger Garde.
Auch am Salzburger Fürstenhof hatte sie Titel und Ämter inne, wie den eines hochfürstlichen Hofkammer-Rates, Galerie-Inspektors, Generalsteuereinnehmers, Hofbau-Direktors, Hof-Statuarius, Hofbau-Verwalters, eines hochfürstlichen Truchsess sowie andere hohe Verwaltungsämter. Zusätzlich waren die Hagenauer mit kirchlichen Ämtern und Ehrenämtern betraut, wie dem eines Abtes, eines Subpriors, eines Vikars, eines Armenfond-Vorstands, Präfektenämter diverser marianischer Bruderschaften oder dem Amt eines Urbar-Verwalters des Domkapitels und Klosters St. Peter in Salzburg. Neben ihrer Beziehung zum Salzburger Landesfürsten und dem Kloster St. Peter, hatten sie auch außerhalb des Erzbistums Salzburg gute Verbindungen zu Machtträgern, vor allem über die Kunst und die Kirche.
Die Hagenauer standen in freundschaftlicher Beziehung zu Mitgliedern des Münchner Hofs, zu Mitgliedern des Wiener Hofs, zum österreichischen Staatskanzler Kaunitz, zum Bischof von Gurk und zu verschiedenen Fürstbischöfen von Passau. Daneben besaßen sie auch gut ausgebaute geschäftliche und private Verbindungen in ganz Europa (Rom, Bologna, Venedig, Triest, Marseille, Hamburg und Rotterdam). Einzelnen Familienmitgliedern scheint auch das Netzwerk ihrer Logenverbindungen oder zumindest die Nähe zu Freimaurern (Kaiser Joseph II. und Staatskanzler Reichsfürst Kaunitz in Wien, Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo in Salzburg, Domherr Graf Auersperg in Passau etc.) nützlich gewesen zu sein, vor allem in Wien, Passau und Triest. Bei manchen Hagenauern wurde die Vermutung geäußert, dass sie Mitglieder des Illuminatenordens, oder sogar Kryptoprotestanten (Gruft XV.) und Rosenkreuzer waren. Eine definitive Zugehörigkeit zu Geheimbünden hat sich jedoch nur bezüglich der Freimaurer nachweisen lassen, während die Zugehörigkeit zu protestantischen Geheimorganisationen unwahrscheinlich ist.
Die drei Brüder Paulus, Georg und Johann Hagenauer de Hagenau
Die drei Brüder Paulus, Georg und Johann Hagenauer de Hagenau, denen 1671 das alte Stammwappen mit Wappenmehrung vom kaiserlichen Palatin bestätigt worden war, waren wesentlich am erneuten Aufstieg der Hagenauer in Salzburg beteiligt. Paulus, der Älteste, hatte das Gut in Hagenau übernommen und einer seiner Nachkommen sollte der Stifter des späteren Wiener Zweiges werden. Die beiden jüngeren Brüder Georg IV. (* 1649; † 1736) und Johann (* 1653; † 1724) hatten Handelshäuser in Salzburg gegründet. Johann (der Jüngste) wurde Salzburger Rats- und Handelsherr und durch seine Tuch- und Seidenhandlung am Kranzlmarkt vermögend. Sein einziger Sohn Franz Dominikus Hagenauer, dessen sechs Geschwister frühzeitig verstorben waren, war jedoch in das Kloster Wessobrunn eingetreten. So vermachte Johann die Tuchhandlung am Kranzlmarkt seiner Nichte Maria Theresia (Tochter Georgs), die den Handelsherren Franz Anton Lechner geheiratet hatte. Johanns älterer Bruder Georg Hagenauer de Hagenau setzte jedoch ebenfalls die Linie fort, aus der Ende des 18. Jahrhunderts der Triester Zweig hervorgehen sollte.
Georg Hagenauer de Hagenau wurde 1673 Bürger der Stadt Salzburg und Handelsherr und heiratete 1676 Anna Maria Kaufmann von Meran, wobei ihr Bruder Johann Anton Kaufmann von Söllheim ("von Saalhamb") den Heiratsvertrag ausgehandelt hatte. Georg IV. erwarb im selben Jahr das Haus Getreidegasse Nr. 7 und wurde 1677 Stadtrat. 1682 erwarb er die Familiengruft zu St. Peter und im Jahr 1686 wurde ihm vom kaiserlichen Palatin Ferdinand Wilhelm Metzger von Meggenburg der untitulierte Adelstand bestätigt und eine Wappenbesserung verliehen (Adelswappen mit Kleinoth). Georgs Geschäfte gingen so gut, dass er zu seiner Haupthandlung in der Getreidegasse 7 noch vier weitere Verkaufsgewölbe anmieten musste. Von 1704 bis 1725, also über den ungewöhnlich langen Zeitraum von 21 Jahren, war Georg mit dem Amt des Stadtkämmerers Salzburgs betraut worden, wobei die durchschnittliche Dauer dieses Amtes bei neun Jahren lag. In zweiter Ehe war Georg mit der aus einer Salzburger Handelsfamilie stammenden Witwe Maria Mayr verheiratet. Nach deren Tod heiratete er seine dritte und letzte Frau, die Witwe Christine Stockhammer, die er auf Grund seines hohen Alters von 87 Jahren aber ebenfalls überlebte. Aus Georgs zwei ersten Ehen gingen 13 Kinder hervor, von denen über die Hälfte nicht das Erwachsenenalter erreichte. Auf der Familiengruft (Nr. XV.) zu St. Peter ist Georg mit seinen 13 Kindern und seinen 3 Frauen (die damals bereits verstorbenen mit Hut) dargestellt.
Georgs IV. Sohn Georg Christoph (Georg V.) hatte 1716 geheiratet und aus dieser Ehe eine einzige Tochter, die 1740 den Handelsmann Johann Christian Reifenstuel (Sohn des Georg Niklas Reiffenstuel und der Maria Barbara Pauernfeind) heiratete. Georgs älterer Sohn Joseph Martin wurde 1678 geboren, aus dieser Zeit hat sich auch ein Taufgeschenk erhalten, das "wahrhafte Abbild" des Gnadenbildes von Maria Plain aus dem Jahr 1678 (es wurde 1737 restauriert). Joseph Martin diente vorerst ein Jahr lang in der bayrischen Armee, studierte dann Theologie bei den Jesuiten in Innsbruck und gründete schließlich mit Hilfe seines Vaters ein eigenes Handelshaus in Salzburg. 1706 mietete der Spetzereiwarenhändler und Stadtrat Joseph (Josef) Martin die Geschäftsgewölbe im Nebenhaus seines Vaters und erwarb im Jahr 1712 schließlich das gesamte Haus Getreidegasse Nr. 9. In diesem Haus sollte später der bekannteste Salzburger, Wolfgang Amadé Mozart, geboren werden und das Haus als Mozarts Geburtshaus Berühmtheit erlangen. Joseph Martin heiratete, bekam vier Kinder und setzte mit seinem Sohn Johann Lorenz I. (dem einzigen männlichen Enkelkind von Georg IV.) die Linie fort. Nachdem bei Josef Martins Handelshaus der gewünschte Erfolg ausgeblieben war und 1725 auch noch seine Frau starb, trat er in einem Akt der Verzweiflung im selben Jahr in ein Kavallerie-Regiment des kaiserlichen Heeres ein. Dort blieb er, trotz mehrmaliger Versuche seiner Verwandten ihn zur Rückkehr zu bewegen, bis er schließlich 1732 in Belgrad starb. Seine zurückgelassenen Kinder wurden inzwischen von seinem Vater Georg IV. aufgezogen und schließlich sollte Georgs einziges männliches Enkelkind, Johann Lorenz (I.), das blühende Handelshaus mit den Stadthäusern in der Getreidegasse und einem dazugehörigen Landgut übernehmen.
"Der wohledl und wohlfürnehme Herr"
"Der wohledl und wohlfürnehme Herr" Johann Lorenz (I.) Hagenauer hatte 1738 die Tochter einer ebenfalls vermögenden Handelsfamilie aus Thalheim bei Wels geheiratet. Mit ihr hatte er 16 Kinder, wobei zwei der Kinder bereits bei der Geburt gestorben waren. Jedoch nur ein einziges Enkelkind von Johann Lorenz, Josef Paul, Sohn von Ignaz Joachim von Hagenauer (Ignaz II.), sollte später in Triest diese Linie der Hagenauer fortsetzen. Sein zweiter Enkel namens Josef Leopold (Sohn von Leopold), Besitzer des Steinbräus und des Schlosses Mönchstein, starb ohne Nachkommen. Johann Lorenz baute die internationalen Geschäfte des geerbten Handelshauses weiter aus und wurde mit dem Spezereiwarenhandel (Gewürzhandel) einer der reichsten Handelsherren in Salzburg. Er wurde als Hausherr, Förderer und Freund der Familie Mozart bekannt, wobei in seinem Haus neben dem Klerus, dem Adel und dem Großbürgertum (Großkaufleute und Handelsherren) auch viele Künstler verkehrten. Unter anderem unterstützte und förderte der vermögende Handelsherr seine drei Neffen Wolfgang, Johann Baptist und Johann Georg Hagenauer, die alle an der Akademie in Wien studieren sollten. Johann Lorenz besaß neben einer Sammlung von Reliquien auch eine (teilweise geerbte sowie von ihm erweiterte) Kunstsammlung von Stichen, Ölgemälden und Skulpturen. In dieser Sammlung befanden sich viele Heiligendarstellungen, aber auch Veduten und Portraitmalereien. Von diesen sind ein zeitgenössisches Portrait von Paracelsus, Portraits der Familie Mozart und Johann Michael Haydns erwähnenswert. Der Großteil dieser Sammlung (die in seinem Testament nicht mehr angeführt worden war) ging bereits vor seinem Tod an seinen Sohn Ignaz Joachim nach Triest und an seinen Sohn Leopold, den Besitzer der Pauernfeindschen Handlung auf dem Kranzlmarkt. Seine Bibliothek, die primär aus wissenschaftlichen und (auf Grund seiner Religiosität) theologischen Büchern bestand, war zu Lebzeiten bereits in den Besitz seines Sohnes Cajetanus Rupertus (Abt Dominicus) übergegangen.
Cajetanus Rupertus (Taufname), für den Wolfgang Amadé Mozart und Johann Michael Haydn Messen komponiert hatten, wurde als Abt Dominikus des Benediktinerstifts St. Peter bekannt. Ein anderer Sohn von Johann Lorenz, Ignatius Joachim, erfuhr seine Ausbildung als Handelsherr unter anderem in Venedig und gründete 1775 mit Hilfe seines Vaters ein Handelshaus in Triest. Ignaz Joachim vermählte sich 1785 mit Elisabeth von Thys (Tochter des Jean de Thys und der Therese de Willcras) und wurde der Stifter des heute noch blühenden Triester Zweiges der Hagenauer (siehe Triester Zweig).
Dominicus von Hagenauer, Abt von St. Peter 1786–1811
Künstler in der Familie
Die drei Cousins des Ignaz Joachims von Hagenauer, die Brüder Wolfgang, Johann Baptist und Johann Georg von Hagenauer, von denen den zwei jüngeren ihr Adelsstand bestätigt wurde, prägten mit ihren Bauwerken und Skulpturen das Stadtbild des spätbarocken und klassizistischen Salzburgs. Die frühen Bauwerke (z. B. das Sigmundstor oder die Mariensäule auf dem Domplatz) entstanden dabei als Gemeinschaftsprojekte der Brüder. Der Älteste, Wolfgang, studierte nach seiner Zimmermanns-Ausbildung in Salzburg Architektur an der Wiener Akademie. 1759 gründete er mit seinem Bruder Johann Baptist eine private Zeichenschule in Salzburg und errichtete als Hof-Architekt des Fürstbischofs viele Kirch- und Profanbauten im Salzburger Erzbistum.
Sein jüngerer Bruder, Johann Baptist, erlangte seine erste Ausbildung beim Tittmoninger Bildhauer und Schnitzer Johann Georg Itzlfeldner. Ab 1754 war Johann Baptist in der Bildhauerklasse bei Jakob Christoph Schletterer an der Akademie in Wien, wobei er bereits im ersten Jahr Auszeichnungen erhielt. Nach seinem dortigen Abschluss 1759 wurde er im Jänner 1760 zum Galerie-Inspector ernannt, erhielt aber weiterhin ein Stipendium zur Forbildung in Italien. Johann Baptist verbrachte bis 1764 seine von Fürsterzbischof Schrattenbach finanzierten Fortbildungsjahre, die er in Bologna (mit Ehrenbürgerschaft) an der Accademia di Bologna (mit Ehrenmitgliedschaft), danach in Florenz und schließlich in Rom verbrachte. Nach seiner Rückkehr an den Salzburger Fürstenhof 1764 wurde Johann Baptist zum Hof-Statuarius und zum Hoftruchsess erhoben und erhielt das Recht das Adelsprädikat "von" zu tragen. Es folgten für ihn unter Fürsterzbischof Schrattenbach fruchtbare und erfolgreiche Jahre als Bildhauer in Salzburg (1764-67 Sigmundstor, 1767-1771 Mariensäule etc.), Innsbruck (1765 Triumphpforte) und München (1766 Figuren für Nymphenburg). Von Italien hatte er auch seine Frau Maria Rosa Barducci mitgebracht, die er in Salzburg geheiratet hatte. Rosa Barducci-Hagenauer war Malerin und arbeitete einerseits mit ihrem Mann zusammen, andererseits erhielt sie auch Portrait-Aufträge verschiedener Salzburger Persönlichkeiten (Erzbischof Sigismund Schrattenbach, Anna Maria Walburga Mozart, Johann Lorenz Hagenauer etc.). Im Jahr 1771 kam es jedoch zum Bruch mit dem neuen Fürsterzbischof Colloredo, worauf Johann Baptist Salzburg mit seiner Frau Maria-Rosa verließ, um nach Wien zu gehen. In Wien erhielt er vorerst Aufträge vom Hof für das Schloss Schönbrunn. Schließlich sollte er durch die Vermittlung des Staatskanzlers Reichsfürst von Kaunitz (einem Logenbruder ?) 1774 zum Direktor der Bildhauerklasse der Wiener Akademie bestellt werden, 1779 übernahm er zudem noch die dortige Erzverschneiderklasse. Er gründete eine Firma in der er Skulpturen aus Gips mit marmorierter, bronzierter oder bleiähnlicher Oberfläche anfertigen ließ. Johann Baptist von Hagenauer starb 1811 in Wien, wo er von seiner zweiten, fast vierzig Jahre jüngeren, Frau begraben wurde. Ein Teil seines Nachlasses, ca. 370 Zeichnungen, befindet sich heute in der Akademie der bildenden Künste in Wien. Etliche seiner Klein-Skulpturen sind in verschiedenen Museen auf der ganzen Welt zu finden.
Mariensäule auf dem Domplatz 1767–1771, Wolfgang und Johann Baptist von Hagenauer
Badeschloss Bad Gastein 1791–1794, Wolfgang Hagenauer
Der Jüngste der künstlerisch so begabten Brüder, Johann Georg, verlor 1750 bereits mit zwei Jahren seinen Vater und wurde unter die Fittiche seiner älteren Brüder genommen. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er an der privaten Zeichenschule seines 22 Jahre älteren Bruders Wolfgang in Salzburg. Fürsterzbischof Schrattenbach sandte ihn auf Grund seines Talents an die Akademie nach Wien. An der Wiener Akademie, wo sein um sechzehn Jahre älterer Bruder Johann Baptist bereits Direktor der Bildhauerklasse geworden war, studierte Johann Georg Architektur. Nach der Ernennung 1775/76 zum k.k. Architekten kehrte Johann Georg an den Fürstenhof nach Salzburg zurück. Doch bereits 1777 verließ er Salzburg wieder, um vorerst in Kärnten und später in Passau eine große Anzahl von Schlössern und Repräsentationsbauten für den Hochadel und die Kirche zu bauen. Ab 1803 war Johann Georg von Hagenauer als Architekt erneut in Salzburg tätig (siehe unten).
Die eben beschriebenen drei Künstler-Brüder (Wolfgang, Johann Baptist und Johann Georg) aus der Sippe der Hagenauer sind insofern interessant und ungewöhnlich, da weder davor noch danach je ein Familienmitglied beruflich auf dem Gebiet der bildenden Kunst tätig gewesen war bzw. tätig werden sollte. Als einzige Ausnahme könnte man den Sohn des Architekten Wolfgangs sehen, Johann Wolfgang Hagenauer, der zwar Architektur studiert hatte, aber in der Verwaltung des Salzachkreises als Landes-Baudirektor in Linz (nach anderen Angaben k.k. Wasserbau-Director) tätig gewesen war. Andere namensgleiche Künstler, wie z. B. die ursprünglich aus der Stadt Hagenau im Elsass (von der sich ihr Namen ableitet) stammende Bildhauerdynastie Hagenauer (erwähnt zwischen 1445 und 1546), mit Niklas von Hagenau, Veit und Paul Hagenauer, sowie dem Augsburger Medailleur Friedrich Hagenauer, waren nicht verwandt. Ebenso wenig waren auch die Mitglieder der Wiener Künstler-Dynastie mit dem Gründer der WHW ("Werkstätte Hagenauer Wien" 1898) Carl Hagenauer und seine Söhnen Franz und Karl verwandt, sowie der in Bayern lebende expressionistische Maler Hanns Hagenauer (* 1896; † 1945).
Der einzige Hagenauer, der Salzburg verlassen hatte und zurückkehrte
1771 war der Bildhauer Johann Baptist von Hagenauer von Salzburg nach Wien ausgewandert, während sich sein Bruder, der Architekt Johann Georg, 1777 im Bistum Gurk (Kärnten) und später im Bistum Passau niederließ. Ihr Cousin, der Handelsmann Ignaz Joachim von Hagenauer, hatte hingegen 1775 in Triest (damals Österreich heute Italien) ein Handelshaus eröffnet. Alle drei kehrten öfters nach Salzburg zurück, aber nur der Architekt Johann Georg von Hagenauer sollte sich im Jahr 1803 auch wieder in seiner alten Heimat niederlassen.
Somit war der einzige Hagenauer, der Salzburg je verlassen hatte und auch wieder (in der Zeit von Salzburgs Krisenjahren) dorthin zurückkehren sollte, der bereits erwähnte hochfürstliche Architekt Johann Georg (III.) von Hagenauer. Johann Georg war nach seiner Ausbildung bei seinem Bruder Wolfgang in Salzburg an die Wiener Akademie gegangen, und studierte dort Architektur. Während seinem Studium in Wien realisierte er bereits sein erster Bau 1773 für seinen Freund und späteren Mäzen, den Gurker Bischof Joseph Franz Anton Grafen von Auersperg. Nach Beendigung seines Studiums erhielt Hagenauer unter Fürsterzbischof Graf Schrattenbach in Salzburg als Zeichner und Architekt eine Anstellung.
1777 verließ Johann Georg nach einer Auseinandersetzung mit dem neuen Fürsterzbischof Colloredo Salzburg. Danach war er für Bischof Auersperg als Baudirektor im "Eigenbistum" Gurk und ab 1783 im Fürstbistum Passau tätig. Im Jahr 1786 wurde dem Hochwohlgeborenen Johann Georg III., wirklicher Hofkammerrath, hochfürstlichen Baudirektor und Architekt, sein Adelsstand von Fürstbischof Kardinal Joseph Franz Anton von Auersperg in Passau bestätigt. Im selben Jahr hatte Johann Georg (III.) Karoline Freiin de La Marre (Tochter des k.k. Hauptmanns Anton Freiherrn von La Marre und der Karoline Barbara von Altmannshofen) im Passauer Dom geheiratet. Die La Marre (de La-Marre) waren eine alte adelige Militärfamilie, die diese Tradition bis ins 19. Jahrhundert fortsetzen sollten. Bereits der Urgroßvater Philipp de La Marre stand in österreichisch-habsburgischen Diensten im Heer von Prinz Eugen von Savoyen (1691 Major, 1704 Obristlieutenant-Obrist, 1708 Generalwachtmeister, 1716 Feldmarschall-Leutnant).
1803, nachdem das Hochstift Passau aufgelöst wurde, kehrte Johann Georg III. mit seinem erst 14jährigen inzwischen mutterlosen Sohn Franz de Paula II. nach Salzburg zurück, wo der Architekt nun als kaiserlicher Rat und Baudirektor tätig war. Laut einer zeitgenössischen Beschreibung residierte der sehr vermögende Bau-Director mit seiner Dienerschaft in einem "palastartigen Gebäude". Dies war der bereits im Jahr 1787 erworbene Gurkerhof, den Johann Georg nach seiner Rückkehr nach Salzburg umgebaut hatte und bewohnte. Das Erdgeschoss des Gurkerhofes hatte er von 1810 bis 1816 an den Regierungsdirektor des Salzachkreises, Ritter Arnold von Mieg, vermietet (salzb. Adressbuch von 1813). Johann Georg III. verbrachte die Jahre nach seiner Pensionierung 1819 mit kleineren architektonischen Aufträgen (wie dem Umbau des Schlosses Mirabell nach dem Brand), vor allem aber mit Zeichnen und Malerei. Er starb 87-jährig in Salzburg im Jahr 1835 und wurde von seinem inzwischen in Linz lebenden Sohn Franz de Paula (II.) in der Salzburger Familiengruft (Nr. LII.) begraben.
Die letzten in Salzburg lebenden Hagenauer
Einer der letzten in Salzburg lebenden männlichen Hagenauer war der oben beschriebene um 1801 verstorbene erzbischöfliche Hofbauverwalter, hochfürstliche Kammerdiener und Hof-Architekt Wolfgang (V.) Hagenauer, dessen Sohn Johann Wolfgang 1816 nach Linz ziehen sollte. Wolfgangs Cousin, Abt Dominikus Hagenauer, der das Schicksal des Stiftes St. Peter durch die Zeit der napoleonischen Kriege mit Bravour gelenkt hatte, starb im Jahr 1811. Er wurde als letzter Abt des Stiftes St. Peter in einem offenen Sarg durch Salzburg getragen und fand in der Äbtegruft der Stiftskirche zum hl. Petrus unter dem Hochaltar seine letzte Ruhestätte.
1823 hatte sich Franz de Paula (II.) von Hagenauer (Sohn des Architekten Johann Georg III.) in der Wallfahrtsbasilika Maria Plain bei Salzburg mit der Salzburgerin Barbara Edlen Schloßgängl von Edlenbach (Tochter des hochfürstlichen Hofrats Josef Edler Schloßgängl von Edlenbach und der Antonie Edlen von Leon) vermählt. Sie lebten vorerst im fünfhundert Jahre alten Gurkerhof seines Vaters Johann Georg III. in Salzburg, wo 1824 noch der älteste Sohn Franz de Paula III. geboren wurde. Nachdem das Erzbistum Salzburg 1816 Teil des "Landes Österreich ob der Enns" geworden war und in den folgenden Jahren die Stadt Salzburg "zu einem Betteldorf mit leeren Palästen herabgesunken" war, übersiedelte 1825 Franz (II.) von Hagenauer mit seiner Familie in die neue Hauptstadt Linz.
Jedoch scheint Franz von Hagenauer zu Salzburg eine starke Bindung gehabt zu haben. Er hatte 1824 anlässlich seiner Hochzeit die Hälfte eines großen Barockhauses in der Rotenturmstraße (damals Haarmarkt) im ersten Bezirk in Wien übertragen bekommen. Dieses Haus von seinem Großvater Anton Freiherr von la Marre wurde verkauft und mit einem Teil des Erlöses hatte Franz II. die Güter Seichterberg (Sechtelberggut) und Strobl (Strobelgut) mit der Burg Radeck erworben. Aus diesem Jahr (1825) stammte der Lehenbrief von Kaiser Franz I. an Franz (II.) Hagenauer über die Belehnung der Kirche Maria Plain für diese Güter.
In einer Salzburger Urkunde aus dem Jahr 1617 wurden die Güter Seichtenberg (Seichterberg bei Radeck) zu Ritterlehen ernannt, wodurch Franz von Hagenauer mit dem Lehen auch das Recht erwarb, sich "Herr von Radeck" zu nennen. Mit den Gütern Seichterberg, Radeck und Strobl waren zuvor Margit Hochenfelderin und Hektor von Treubach, Maximilian Keuzl mit "2/3 Teile von Gut und Schloss Radekk" (1546), Paul Rottinger (1547), Stefan Schmerbl (1600) belehnt worden. Anna Eleonora Gräfin Fuggerin (geborene Gräfin Königsegg) verkaufte am 7. August 1713 an Maria Plain das ritterlehenbare Gut und Schloss Radeck und die Güter Seichtenberg und Strobl samt dem Gut Reit. 1753 besaß Schloss Radeck J. Jos Crysog Paurnfeind, danach Franz Anton (1772) und schließlich der Salzburger Prof. Philipp Gäng ab 1795, der es 1813 an die Universität Salzburg verkaufte. Es ist anzunehmen, dass die Hagenauer die seit den napoleonischen Kriegen in Mitleidenschaft gezogene Burg Radeck (Schloss Radekk) vorwiegend als sommerlichen Landsitz und zur Jagd genutzt hatten. Im Jahr 1837 wurde über diese Güter ein neuer Lehenbrief von Kaiser Ferdinand I. an Abt Albert IV. Nagnzaun ausgestellt, seither verfiel die Burg Radeck zunehmend. Die erste urkundliche Erwähnung Franz II. von Hagenauer in Linz war in der Geburtsurkunde seines zweitgeborenen Sohnes Eugen (1825). In einem Linzer Register aus dem Jahr 1828 tauchte Franz Hagenauer als k.k. Regierungs-Konzipist auf. Sein noch in Salzburg geborener Sohn Franz de Paula (III.), der später in den erblichen Freiherrenstand erhoben wurde, sollte der Stifter des Wiener Zweiges der Hagenauer werden.
Der Salzburger Handelsherr Leopold Judas Thaddäus Hagenauer war Besitzer des Pauernfeindschen Handelshauses auf dem Kranzlmarkt, des sogenannten Hasenhauses, und mit Anna Popp verheiratet. Deren Vater Josef Virgil Popp war der Besitzer von Salzburgs größter Bier-Brauerei, dem Steinbräu. Zum Besitz des Steinbräus gehörten der Gasthof "Zur goldenen Sonne" in der Kaigasse 31 und später noch der "Sauwinkel" in der Steingasse 12. Als Leopold Hagenauer im Jahr 1828 starb, wurde sein Sohn Josef Leopold Besitzer des Steinbräus und der zwei Gasthöfe. Im Jahr 1834 erwarb Joseph Leopold von dem Salzburger Josef Felner, königlich-bayerischer Rat am Obersten Gerichtshof, das Gut mit dem frisch renovierten Schloss Mönchstein am Mönchsberg, das er bisher auch verwaltet hatte. Seither wurde das Schloss auch "Hagenauer-Schlösschen" genannt. Josef Leopold war der letzte in Salzburg lebende Hagenauer und starb im Jahr 1850 ohne Nachkommen. Um 1870 wurde das Steinbräu von seinen Erben stillgelegt und im Jahr 1887 das Schloss Mönchstein veräußert.
Die heute im Bundesland oder in der Stadt Salzburg lebenden Hagenauer sind jedoch keine Abkömmlinge des Geschlechts der Herren von Hagenau. Die einzigen Nachkommen dieses alten Adelsgeschlechts leben in Wien, in Italien wurde die Linie durch Adoption fortgeführt.
Quelle
- alle Quellenangaben siehe Hauptartikel Hagenauer