Westbahn

Die Westbahn ist die Hauptbahnstrecke von Wien im Osten Österreichs nach Vorarlberg im Westen Österreichs. Sie führt durch das Bundesland Salzburg.
Geografie
Die Westbahn führt von Wien durch Nieder- und Oberösterreich, im Bundesland Salzburg durch das Salzachtal über Zell am See und Saalfelden am Steinernen Meer über den Grießenpass nach Nordtirol und weiter nach Vorarlberg.
Die Strecke erreicht das Bundesland Salzburg kurz vor der Haltestelle Ederbauer im Marktgemeinde Straßwalchen – gleichzeitig mit 602 m ü. A. der höchste Punkt der Westbahn zwischen Salzburg und Wien – und verlässt es auf dem Gemeindegebiet von Leogang im Pinzgau kurz vor Hochfilzen in Tirol.
Geschichte
Die ursprünglichen Namen waren für die Strecke von Wien bis Salzburg Kaiserin-Elisabeth-Bahn und für den Abschnitt von Salzburg bis Wörgl in Tirol Erzherzogin-Giselabahn, später dann als Salzburg-Tiroler-Bahn bezeichnet.
Die Kaiserin-Elisabeth-Bahn (KEB) zwischen Wien und Salzburg wurde einerseits durch einen Staatsvertrag mit dem Königreich Bayern aus dem Jahr 1851 (aktualisiert 1856), andererseits durch ein Regierungsgesetz 1854, das die Errichtung privater Eisenbahnstrecken forcieren sollte, möglich. 1856 erhielt der Wiener Großhändler Hermann Dietrich Lindheim die Konzession für den Bau. Im Staatsvertrag war festgehalten worden, dass die Strecke binnen fünf Jahren nach Konzessionsvergabe errichtet werden sollte.
Der Bau begann von Wien aus, der erste Zug der KEB − mit Baumaterialien für den Bahnhof − erreichte den Salzburger Hauptbahnhof am 25. Mai 1860. Die Strecke von Frankenmarkt bis Stadt Salzburg wurde am 1. August 1860 offiziell für den Verkehr freigegeben. Dieses erste Teilstück der Kaiserin-Elisabeth-Bahn auf Salzburger Gebiet wurde am 12. August 1860 mit der Schlusssteinlegung am Salzburger Hauptbahnhof feierlich eröffnet.
Nach dem Teilstück von Salzburg nach Wien erfolgte die Inbetriebnahme der Salzburg-Halleiner-Bahn, erbaut von Karl Freiherr von Schwarz 1871. Vier Jahre später, am 6. August 1875, konnte das Teilstück, der damals Giselabahn genannte Abschnitt, von Bischofshofen nach Wörgl in Nordtirol dem Eisenbahnverkehr übergeben werden.
Mit 1. Jänner 1882 wurde die Kaiserin-Elisabeth-Bahn verstaatlicht.
Der zweigleisige Ausbau erfolgte am Beginn des 20. Jahrhunderts. Am 1. August 1902 wurde der zweigleisige Betrieb zwischen Salzburg und Linz - im Linksverkehr - aufgenommen, zwischen Wien und Linz war dies schon seit 1874 der Fall gewesen. Ab 1920 wurde die gesamte Westbahn in Etappen auf Rechtsverkehr umgerüstet, wobei der letzte Abschnitt von Amstetten bis Wien erst 1991 umgestellt wurde.
Ab den 1920er-Jahren begann die Elektrifizierung der Westbahn von Wien aus. 1930 bis 1934 waren die Strecken westlich und südlich der Stadt Salzburg an der Reihe. Der Grund dafür war, dass der Strom von neu erbauten Wasserkraftwerken im Gebirge früher zur Verfügung stand. Bereits ab 11. März 1930 war der Abschnitt Salzburg–Zell am See elektrifiziert. Die weitere Elektrifizierung wurde durch die Wirtschaftskrise und die politischen Veränderungen gebremst. Ab 3. Oktober 1938 war die Strecke von Salzburg bis Steindorf in der Marktgemeinde Straßwalchen im nördlichen Flachgau elektrisch betrieben, ab 6. Oktober 1941 weiter bis Attnang-Puchheim. Kriegsbedingt wurde die Elektrifizierung der Westbahn zwischen Attnang-Puchheim und Wien erst 1952 abgeschlossen.
1999 wurden erste Pläne für den viergleisigen Ausbau der Westbahn zwischen Salzburg und Attnang-Puchheim vorgestellt. Die Hochleistungsstrecken AG (HL-AG) hatte dies zu einem ihrer vorrangigen Ziele gemacht, um die Bedeutung der Westbahn innereuropäisch zu sichern. Die Pläne wurden allerdings von den Anrainergemeinden so hart bekämpft, dass man sich 2000 entschloss, mit den Planungen von Null zu beginnen. 2003 gab Seekirchen am Wallersee den 1999 beschlossenen totalen Widerstand gegen die Strecke unter der Prämisse auf, dass Seekirchen durch einen Tunnel unterfahren werde. 2005 wurden die Planungen wieder aufgenommen. Es dauerte aber noch bis zum 10. Jänner 2013, bis eine endgültige Trasse fixiert werden konnte.
Die Fahrzeit auf der Strecke Salzburg–Wien wurde zuletzt am 9. Dezember 2012 durch die neu gebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Wien und St. Pölten von zwei Stunden 45 Minuten auf zwei Stunden und 22 Minuten verkürzt. 1860 hatte die Fahrzeit noch neun Stunden betragen.
Ereignisse
Am 31. Juli 1897 ereignete sich ein schweres Eisenbahnunglück bei Seekirchen. Dort war der Bahndamm durch Hochwasser unterspült worden und ein von Salzburg in Richtung Linz fahrender Personenzug stürzte über die Böschung. Der Lokführer kam dabei ums Leben, der Heizer überlebte schwer verletzt. Und der einzige Passagier, ein Lehrer aus Neumarkt am Wallersee, erlitt einen Schock.
Am 19. September 1973 ereignete sich ein schweres Zugunglück in der Station Ederbauer mit einem Todesopfer.
Am 29. Juli 2019 bog auf der Eisenbahnkreuzung Seeburg Seekirchen eine 48-jährige betrunkene Autofahrerin aus Salzburg mit ihrem Auto vom Strandbad Seekirchen am Wallersee kommend in Richtung Ortszentrum von Seekirchen am Wallersee falsch auf die Gleise der Westbahnstrecke ab und blieb mit ihrem Wagen nach etwa 50 Metern auf den Gleisen der Westbahnstrecke stecken. Zur Fahrzeugbergung rückte die Freiwillige Feuerwehr Seekirchen am Wallersee mit vier Fahrzeugen und 15 Mann Besatzung zum Unfallort aus. Die Westbahnstrecke war in der Zeit von 22:07 Uhr bis 22:57 Uhr gesperrt. Ein bei der Frau durchgeführter Alkoholtest ergab einen Wert von 1,4 Promille.[1]
Zuletzt kam es am 12. August 2019 auf der Eisenbahnkreuzung Seeburg Seekirchen zu einem schweren Zugunfall mit einem Lkw (Autotransporter). Nach den Gleissanierungsarbeiten und der Totalsperre des Übergangs war dieser seit knapp einer Woche wieder geöffnet. Allerdings wurde eine Einbahn stadteinwärts (von der Seeburg her) eingeführt. Die andere Richtung (bergauf) war für Fahrzeuglenker tabu. Fußgänger durften in beide Richtungen passieren.[2] Ein Zug der WESTbahn rammte einen Lkw, der mit Pkw beladen war, als dieser Eisenbahnkreuzung überquerte. Verletzt wurde niemand. Die Unfallursache ist nicht klar - der beschrankte Bahnübergang dürfte laut ÖBB funktioniert haben.[3]
Vom 3. August bis 4. September 2020 wurden zwischen Bhf. Hallwang-Elixhausen und Bhf. Seekirchen am Wallersee mehr als vier Kilometern Gleise vollständig erneuert. Dafür wurden 21 000 Tonnen Gleisschotter, 15 000 Tonnen Tragschichtmaterial, 8 600 Meter Schienen und 7 200 Stück Betonschwellen benötigt. Gearbeitet wurde großteils rund um die Uhr. Spezialmaschinen wie der Schienenumbauzug, Gleisstopfmaschinen, Zweiwegebagger und Arbeitszüge kamen zum Einsatz. In Eugendorf wurde der zweite Bahnsteig saniert und im Bereich Bahnhof am Wallersee entstand von Sommer 2019 bis Herbst 2021 der Bahnknoten Bahnhof Neumarkt-Köstendorf für die Verlängerung der Mattigtalstrecke.[4]
Am Mittwochabend, den 10. Februar 2021 entgleiste ein Güterzug im Bereich des Bahnhofs Hallwang-Elixhausen. Zum Unfall war es aus noch unbekannter Ursache gekommen. Während der Fahrt waren mehrere Waggons eines Güterzugs aus den Schienen gesprungen und haben dabei beide Streckengleise und die Oberleitungen beschädigt. Personen waren keine zu Schaden gekommen. Die Strecke musste bis Donnerstag Mitternacht, 17. Februar 2021, gesperrt werden. Ab Freitag war sie dann eingleisig passierbar, zweigleisig erst ab Montag, 22. Februar 2021. 50 Mitarbeiter der ÖBB waren seither bei Tag und Nacht mit der Reparatur des Streckenabschnitts beschäftigt.[5]
Bahnhöfe und Haltestellen in Salzburg
Weiterführend
Für Informationen zu Westbahn, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema
Bilder
Westbahn – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Quellen
- Brettenthaler, Josef: Salzburgs Synchronik, Verlag Alfred Winter, 2002, ISBN 3-85380-055-6
- ÖBB Kursbuch
- Kronland Salzburg, historische Fotografien von 1850 bis 1918, Salzburger Museum Carolino Augusteum, Wolfram Morath (Herausgeber), 2000, ISBN 3-901014-68-3
- Gobiet, Ronald (Hrsg.): "Der neue Salzburger Hauptbahnhof. Stationen seiner Geschichte von 1860 bis 2014. Salzburger Beiträge zur Kunst und Denkmalpflege Bd. VI", Verlag Anton Pustet, 2012
- Salzburger Nachrichten, 13. September 2012 Absatz "2012"
- Salzburger Nachrichten, 1999–2005, 2013
Einzelnachweise
- ↑ Quelle Salzburger Nachrichten vom 29. Juli 2019
- ↑ www.sn.at, 17. September 2019
- ↑ Salzburger Nachrichten, 13. August 2019, Lokalteil
- ↑ www.sn.at, 16. Juli 2020
- ↑ www.sn.at, 18. Februar 2021