Sommerfrische

Aus Salzburgwiki
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Historische Ansichtskarte von St. Gilgen in den 1950er- oder 1960er-Jahren.
See- und Moorbad Mattsee bei Salzburg, historische Ansichtskarte undatiert.
Sommerfrische in Viehhofen, eine historische Ansichtskarte in den 1950er- oder 1960er-Jahren.
Ein Strandbad in Fuschl am See, eine historische Ansichtskarte von 1935.
Sommerfrische in Abtenau, eine historische Ansichtskarte undatiert.

Sommerfrische ist die Bezeichnung für eine jahreszeitliche Verlegung des Wohnorts zwecks Erholung, meist von der Stadt aufs Land. Gebräuchlich war dieser Begriff vor allem ab der zweiten Hälfte des 19. bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das Wort

Im Grimm[1]-Wörterbuch wird Sommerfrische mit "erholungsaufenthalt der städter auf dem lande zur sommerzeit.." erklärt.

Geschichte

Für das (oberösterreichische) Salzkammergut gelangte die Sommerfrische ab dem Beginn der regelmäßigen Aufenthalte des Kaisers Franz Joseph I. (ab 1853 in Bad Ischl) zu wirtschaftlicher Bedeutung. Vor allem Wiener legten großen Wert darauf, auch im Sommer in der Nähe des Kaisers zu sein. Es entstanden Villen in Bad Ischl und später dann auch am Wolfgangsee. Man verbrachte mit Frauen, Kindern und Personal mehrere Monate an den Seen des Salzkammerguts oder in Bad Ischl. Auch der Attersee wurde ein beliebter Sommerfrische-Ort.

Es wurde auch in der Sommerfrische gearbeitet, allerdings in entspannter Atmosphäre und immer wieder unterbrochen von Festen und Einladungen. Um den Umzug von Mobiliar und Personal zu bewältigen, entstand das Menagieren, so nannte man diese Art des Reisens.

Als Bekleidung trug man Dirndl und Trachtenanzug. Vor allem das jüdische assimilierte Bürgertum trug Tracht mit Stolz, fühlte man sich doch dadurch in hohem Maße mit der Habsburgermonarchie und Österreich verbunden. Die Gesellschaft der Sommerfrischler war bunt. Sie bestand aus Künstlern, Ärzten, Politikern, Wirtschaftsmanagern und anderen Bevölkerungsschichten.

Der Salzburger Fabrikant Ludwig Zeller war der erste Sommerfrischler, der sich im Gemeindegebiet von St. Gilgen eine Villa errichten ließ. Sie lag jedoch sehr weit vom Ortskern im heutigen Ried (Frauenstein am Wolfgangsee, später durch den Aufenthalt der Schauspielerin Katharina Schratt, der Vertrauten des Kaisers Franz Joseph I., berühmt geworden).

Im Ortsgebiet von St. Gilgen war es dann 1875 Albert Freiherr von Stephani, der die erste Villa errichten ließ, die Villa Seewiese.

Der Sommerfrischler-Gesellschaft passte sich auch dann das Angebot am Wolfgangsee an. "Wiener Café", "Wiener Konditorei" und "Wiener Wäscherei" entstanden. Es wurde der Yacht-Club gegründet, weiblichen Sommergästen wurde das Radfahren beigebracht, ein Seebad entstand und man bot Wanderungen in die Bergwelt an.

Persönlichkeiten wie Marie Ebner von Eschenbach, Johann Strauß, Johannes Brahms, der Industrielle Wilhelm Kestranek, Stephan Heller und viele andere verbrachten ihre Sommerfrische im Salzkammergut. Im 20. Jahrhundert waren es u. a. Clark Gable, Marlene Dietrich, Emil Jannings, Susi Nicoletti, Alfred Gerstenbrand, Karl Heinrich Waggerl sowie Hannelore und Helmut Kohl.

Die Salzburger Chronik veröffentlichte 1896 die zehn Gebote für Sommerfrischler:[2]

Die zehn Gebote für den Sommerfrischler. Im Salzburgischen machen die nachstehenden zehn Gebote für den Sommerfrischler die Runde:

1. Achte den Bauernstand und seine Grundsätze; denn ohne Bauern gibt es keine Herren; er ist die Stütze des Thrones.
2. Steh' früh auf und leg' dich zeitlich nieder, dann wird dich kein Lärm stören.
3. Verehre das Rindvieh, insbesondere die Kühe und störe ihre Freiheit nicht, denn nur so bekommst du Milch und Butter, welche dir so angenehm sind.
4. Schmähe nicht über die Düngerhaufen; durch sie kleiden sich die Felder und Wiesen immer im frischen Grün.
5. Störe nicht den Herzensfrieden der Landmädchen.
6. Sei bescheiden in deinen Ansprüchen, denn je weniger du begehrst, desto zufriedener bist du.
7. Spotte nicht über Einfalt und Natürlichkeit der Landleute, du kannst von ihnen lernen.
8. Verpeste nicht mit Moschusgestank die würzige Bergluft.
9. Wenn du ein Christ bist, so feilsche nicht.

10. Sei nicht stolz; der Bauer urthelt scharf und richtig, indem er sagt: "Dummheit und Stolz wachst auf auf Holz!"'

Orte der Sommerfrische im Land Salzburg

Orte in angrenzenden Regionen

Prominente Sommerfrischler

Quellen

  • Oberhammer, Monika: Sommervillen im Salzkammergut. Die spezifische Sommerfrischenarchitektur des Salzkammergutes in der Zeit von 1830 bis 1918. Galerie Welz, Salzburg 1983, ISBN: 3-85349-098-0
  • Wolfgangsee (Buch)
  • Einträge im Salzburgwiki
  • Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Quelle Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm
  2. ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 17. August 1896, Seite 3
  3. Quelle bei Stephan Ecker -> Führer durch den klimatischen Kurort Lofer und seine Umgebung: Touristen-Station; Beliebte Sommerfrische für längeren Aufenthalt. Herausgegeben vom Verschönerungsverein Lofer