Helmut Kohl

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Helmut Kohl und Heinz Gandl
Hans Kutil mit Helmut Kohl und Thomas Klestil. Im Hintergrund Landeshauptmann Wilfried Haslauer sen..
Freilichtspiele Thalgau, Spieljahr 1999, Besuch durch Fr. Hannelore Kohl u. Fr. Adele Sungler des Theaterstückes OSCAR
Von links: Helmut Kohl, Landeshauptmann Hans Katschthaler und seine Gattin Brigitte.

Dr. Helmut Kohl (* 3. April 1930 in Ludwigshafen am Rhein; † 16. Juni 2017 in Ludwigshafen am Rhein, Deutschland) ist ein ehemaliger deutscher Politiker der Christlich-Demokratischen Union (CDU), Ministerpräsident und langjähriger Bundeskanzler mit jahrelangen Verbindungen zum Salzkammergut. Er ist Ehrenbürger der Gemeinde St. Gilgen.

Helmut Kohl und Salzburg

Ein Bericht von Adele Sungler, Ehefrau von Leibarzt Karl Sungler

Im Jahre 1968 kam der CDU-Bundesvorsitzende Helmut Kohl zum ersten Mal in das Salzkammergut, 1969 als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und ab 1982 als deutscher Bundeskanzler und treuer Sommergast an den Wolfgangsee. Erst nach dem tragischen Tod seiner Frau Hannelore 2001 blieb Kohl nach 30 Urlauben seinem Urlaubsdomizil St. Gilgen fern, kehrte nur noch zu Kurzbesuchen bei Freunden zurück.

Beim ersten Salzkammergut-Urlaub hatte das Ehepaar Kohl ein kleines Hotel am Mondsee mit Direktzugang zum See gebucht. Dort angekommen sah man, dass die Hauptstraße zum Badeplatz am See überquert werden musste. "Ich habe Hotel Cortison (ein damals modernes Medikament) gelesen, da fahren wir hin", sagte Hannelore Kohl. Gesagt - getan, und somit landete man im Hotel Cortisen bei Friedl und Inge Ballner, in St. Wolfgang. Der Wunsch des jungen Ehepaares Kohl war Baden, Bergsteigen und Wandern. Ein kleines rotes Schlauchboot war mit im Gepäck. Zu dieser Zeit war auch meine Familie zu den sommerlichen Ferien in St. Wolfgang. An schönen Sommertagen fuhren wir mit dem Traunerl wie mit einem Hausboot über den See. Es dauerte nicht lange, da wurden wir von dem roten Schlauchboot verfolgt und die Dame fragte uns, ob nicht ihr Mann dieses "Gondoliere-Rudern" versuchen könnte. Die Herrschaften stiegen in unser traditionelles Schiff, und das Schlauchboot wurde angehängt. Dies war die erste Begegnung mit Ehepaar Kohl.

Die Fortbewegung mit einer Schaufel sieht sehr einfach aus, doch ungeübt dreht man sich meist wie im Ringelspiel im Kreis und kommt nicht vom Fleck. So erging es auch Helmut Kohl. Bei der ersten Bergtour auf das 2055 m hohe Gamsfeld gab es schon mehr Erfolg. Der Höhenrausch brach aus. Allmählich wurden alle Gipfel um den Wolfgangsee bestiegen – ein Langzeitfavorit, war das Wieslerhorn. Als man nach drei Jahren beschloss, das Feriendomizil an den Wolfgangsee zu verlegen und die zwei Söhne Walter und Peter mit zu bringen, wurde ein Haus mit direktem Seezugang in St. Gilgen, in der Mondseerstraße angemietet.

Hannelore Kohl war eine ganz außergewöhnlich gute Mutter und durch ihre hohe Bildung und Sprachgewandtheit den heranwachsenden Söhnen und Austauschstudenten aus England und Frankreich eine tolle charmante, jugendliche Herbergsmutter. Ihre Hausfrauenpflichten für in- und ausländische Besuche nahm sie sehr ernst. Es ergab sich auch mit unseren Kindern ein fröhliches Treiben, ein Messen, ein jugendliches Miteinander am und um den See mit lebenslangen Bindungen. Hannelore war eine hervorragende Langzeitschwimmerin. Oft blieben wir mehrere Stunden im See. Wir schwammen nach Fürberg (St. Gilgen) und kehrten am Rückweg zur Labung bei diversen Holzstegen und Freunden ein. Es gab ein sehr harmonisches Familienleben im Haus am See.

Helmut Kohl trachtete trotz vieler dringender Auslandsbesuche auch in der Urlaubszeit viel mit seinen Söhnen zu unternehmen und ihnen Natur, Kultur, Tradition, Land und Leute nahe zu bringen. Wir besuchten z. B. die bedeutendsten Stifte, St. Florian, Kremsmünster, Schlierbach, Michaelbeuern, das Benediktinerstift St. Peter in der Stadt Salzburg und auch Klöster in Niederösterreich sowie die fünf gotischen Altäre um Freistadt im Mühlviertel. Immer wieder waren Kulturfahrten und Ausflüge mit Gästen an der Tagesordnung. Eine große Hilfe waren mir bei der Planung der Exkursionen meine Freunde Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, wie auch Prälat Dr. Johannes Neuhardt, sie öffneten uns Tür und Tore, dafür danke ich heute noch.

Im Brunnwinkel gab es einen großen Freundeskreis, Prominenz war hier von dem Chirurgen Theodor Billroth über den großen Bienenforscher Carl Ritter von Frisch, Karl Heinrich Waggerl, bis in die Gegenwart beheimatet. Ein Lieblingsweg des Kanzlers war der Victor von Scheffel Steig über den Falkenstein bis zur Wallfahrtskirche nach St. Wolfgang. Hier wurden die Kunstschätze der uralten Pilgerstätte vielen ausländischen Staatsmännern nahe gebracht. Im Anschluss bei der Einkehr legte der Kanzler auf heimische Hausmannskost großen Wert. Eine Brotzeit, bei der er zuerst das segnende Kreuzzeichen über den Brotlaib machte, dann selbst die Scheiben abschnitt, waren ein Höhepunkt. Ein Vergnügen war auch das Jägerlatein über die sanftmütigen St. Gilgner Bienen und Bullen vom treuen Langzeitbegleiter Fritz Reiff.

Auch wenn der Kanzler die Einheimischen oft nicht richtig verstand, brachte er allen Bauern, Sennerinnen auf den Almen und der Landbevölkerung großen Respekt entgegen, er hat ein immenses Gedächtnis und eine riesige Merkfähigkeit. Einmal war ein Medizinstudent aus London, "Sir Richard", mit von der Partie über den Schafberg, Vormauer zum Holzerbauer, wo dieser völlig erschöpft ankam. Trotz einer kräftigen Stärkung musste der Engländer mit dem Bierlaster und dem Leibarzt nach St. Wolfgang transportiert werden. An verlässlicher Freundschaft lag der Familie viel, mein Mann wurde für die Familie ärztlicher Ratgeber, Wander- und Bergkamerad. Durch die vielen gemeinsamen Sommer hat sich vieles eingespielt.

Viele der Visionen des Kanzlers, die er uns bei den Wanderungen vermittelte, wurden wahr. Durch die Erziehung zu Pflichtbewusstsein und Gottvertrauen trug Helmut Kohls Elternhaus bei. Sein Vater stammte aus einer bäuerlichen Dreizehnkinderfamilie, bei Mutter Kohl war ihr Glaube der Mittelpunkt des Daseins. In Ludwigshafen-Oggersheim erlaubte der große Garten des Familienanwesens die Tierhaltung für den eigenen Gebrauch. Hühner und Hasenzucht war ein Standbein der Kohlschen Haushaltsführung in der Hungerzeit und oblag dem jüngsten Sohn Helmut. Die Not der Kriegs- und Nachkriegszeit, der mit 18 Jahren gefallene Bruder prägten die Lebenserfahrung Helmut Kohls. Er wird von seinen Wurzeln getragen. Nach dem tragischen Tod von Hannelore Kohl gab es nur mehr gastfreundschaftliche Besuche mit vielen guten, fröhlichen Erinnerungen in St. Wolfgang. Für eine große Anzahl deutscher Urlauber war Helmut Kohls Feriendomizil in St. Gilgen am Wolfgangsee ein entscheidendes Reiseziel. In St. Gilgen bleibt der Gast, der 1985 zum Ehrenbürger ernannt wurde, unvergessen. Die Gemeinde St. Gilgen widmete Helmut Kohl 1995 einen kleinen Park am Ufer des Wolfgangsees.

Weiterführend

Für Informationen zu Helmut Kohl, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema

Bildergalerie

Quellen