Mozartkino

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Mozartkino, Salzburg, großer Saal
Karte
Historische Aufnahme des Eingangs in das Mozartkino im Jahr 1909.
Mozartkino, Abgang zum Römer Saal

Das Mozartkino ist mit seiner fast 120-jährigen Tradition das älteste noch bestehende Kino in der Stadt Salzburg. Es schloss am 29. August 2013 nach 109 Jahren Spielzeit zwar vorübergehend seine Pforten, um nach knapp einjähriger Pause am 7. November 2014 aber wieder zu eröffnen. Weitere kurzzeitige Schließungen waren in der Zeit des Corona-Virus 2020 erforderlich.

Geschichte

Die Geschichte des Mozartkinos reicht bis ins Jahr 1905 zurück. Im Dezember 1905 gastierte das "Lorieto Cinemo Theater" mit "bewegten Bildern" im Saal für 230 Personen im ersten Stock des Kasererbräus, dem heutigen Altstadthotels Kasererbräu in der Kaigasse im Salzburger Kaiviertel, damals noch Gasthaus. Die Quelle "Wege zum Bier" nennt hier F. X. Fried mit seinem "Original-Elektro-Biograph", der jedoch laut Homepage des Kinos[1] erst 1907 im Kasererbräu gastierte.

Gegen die Aussage auf der Homepage des Kinos "Das Mozartkino im Hotel Kasererbraeu – das wohl älteste Kino Europas!" spricht jedoch die Tatsache, dass spätestens seit 1896 das bis heute bespielte Kino "Eden Thèatre" in der südfranzösischen Stadt La Ciotat besteht.[2] Im "Eden Thèatre" gab es ebenso wie im Mozartkino mindestens eine zwischenzeitliche Schließung von 1995 bis 2013.[3]

Am 1. April 1910 begann Lifka im Kasererbräu ein ständiges elektrisches Theater, das Lifkas Grand Théâtre électrique Salzburg.[4] In einem Inserat der "Salzburger Wacht" im November 1911 steht "ältestes, vornehmstes, ständiges Etablissement für moderne Kinematographie" betrieben bereits von Linzer Karl Friedrich Lifka, der seit 1910 hier Stummfilme zeigte. Ab Jänner 1912 führt Lifka das Mirabell-Kino, damals aber noch im Hotel Mirabell an der Schwarzstraße 22 und eben eines im Kasererbräu.[5]

Filmtitel des Jahres 1912 waren u. a. "Hohes Spiel", "In der Wildnis verloren", "Die Folgen einer Tennispartie" oder "Onkel Roll als Säugling".[6]

Das Kino wurde am 23. Dezember 1950 nach sechsjähriger Pause nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Zarah-Leander-Film "Gabriele" wiedereröffnet. Das im Krieg durch Bomben zerstörte und danach wieder aufgebaute Kino bot damals 540 Besuchern Platz und verfügte über moderne Tontechnik.

Einst waren hier auch Stars wie Romy Schneider ("Sissi"), Luis Trenker oder Toni Sailer bei Premieren ihrer Filme anwesend. Am 9. Jänner 1953 lief der Film "Don Camillo und Peppone" an. "Sissi" und "Don Camillo und Peppone" wurden von je 55 000 (!) Besuchern gesehen. 1956 war ein Rekordjahr - 526 000 Besucher zählte das Kino. Zwei Jahre später waren es nur mehr 111 000.[7]

Die alten Gewölbe der Eingangshallen, die den Altstadthäuser so eigen sind, stellten einen besonderen Reiz dieses Kinos dar. 1980 schließlich erweiterte der Betreiber, die Familie Giebisch, das Kino um zwei Säle. Nach einem Generalumbau 1987 zählte das Haus zu den modernen Kino-Centern der Stadt. Legendär sind auch die Filmfestwochen, die international bekannt wurden.

Im Dezember 2007 wurde das Kino nach einem neuerlichen, achtmonatigen Umbau mit drei Sälen eröffnet. Rund 40 000 Besucher jährlich (2006) zählt das Mozartkino. In den 1950er-Jahren waren es mehr als vier Mal so viele.

Vorübergehende Schließung

Ehemaliges Filmvorführgerät im Foyer des Mozartkinos

Am 29. August 2013 wurde das Mozartkino für Kinobesucher geschlossen, da die Digitalisierung des Angebots für die Kultureinrichtung schlicht nicht mehr leistbar war. Investitionskosten von mehr als 100.000 Euro waren für den Betreiber wirtschaftlich nicht vertretbar. Geschäftsführer Alexander Krammer, der die Geschäftsführung im Herbst 2012 von Eva Giebisch, der Tochter des Besitzers Kurt Giebisch übernommen hatte, begründet dies so: "Ohne Digitalisierung ist es nicht mehr möglich, ein reguläres Kinoprogramm zu stellen. Ganz einfach weil es kaum noch analoge Filme von den Verleihern gibt. Die Umrüstung würde mehr als 100.000 Euro kosten. Dieses Geld haben wir nicht. Das Unternehmen konzentriert sich nun voll und ganz auf das gut laufende Altstadthotel Kasererbräu im gleichen Gebäude. Die Kinoräumlichkeiten bleiben bis auf Weiteres erhalten und können wie gehabt für Veranstaltungen aller Art vermietet werden." Gespräche über Subventionen seitens der Stadt hatten schon vor längerer Zeit zu einem Zerwürfnis zwischen Bürgermeister Heinz Schaden und Giebisch geführt.

Wiedereröffnung 2014

Mozartkino, Römer Saal

Am 7. November 2014 nahm das Mozartkino den Spielbetrieb nach einer einjährigen Pause und exakt zum 110-Jahr-Jubiläum wieder auf. Es wurde mit einer Investition von 100.000 Euro mit zwei digitalen Projektoren aufgerüstet. Unterstützung kam vom Land und dem Altstadthotel Kasererbräu.

Das Mozartkino war bis zu seiner Schließung am 29. August 2013 das letzte privat geführte Kino Salzburgs. Es hat nunmehr zwei Säle, den "Großen Saal" und den "Römer Saal". Der "Römer Saal" steht unter Denkmalschutz wegen der darin befindlichen Mauern eines römischen Asklepios-Tempels aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus.

2020: Covid zwang zur zweimaligen Schließung

Nachdem aufgrund der Infektionskrankheit Covid-19 alle Betriebe Mitte März 2020 für mehrere Wochen schließen mussten (der sogenannte "lock down"), kam es im Herbst 2020 zu einer nochmaligen Schließung. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen in der zweiten Hälfte des Septembers traten neuerlich strengere Maßnahmen in Kraft, was für den Kinobetrieb nicht mehr wirtschaftlich war. Es wurde mit 1. Oktober 2020 nochmals für unbestimmte Zeit (Stand 24. September 2020) geschlossen.[8]

Programm

In den nunmehr zwei Sälen des Mozartkinos finden 263 (Großer Saal) bzw 136 (Römerkino) Personen Platz. Das "Studio" (50 Personen) wird heute nicht mehr bespielt. Das Kino hat den Schwerpunkt auf Europäische Filme gelegt, mit gut aussortieren Blockbustern. Die Räumlichkeiten des Kinos können trotz Kinobetrieb weiterhin für Veranstaltungen gemietet werden.

Chronik Mozartkino

  • Dezember 1905: Lorieto Cinemo Theater - erstmaliges Gastspiel von Georg Barth (prämiert mit dem Ehrenkreuz und der großen goldenen Medaille) mit einen Kinematographen von 6. bis 18. Dezember
  • Oktober 1907: Gastspiel des The Royal Biograph
  • Dezember 1907: FX Friedrich Original Elektro Biograph: Riesen-Kinematograph, schrieb die Salzburger Chronik, Projektionsfläche 42 m², 20 Nummern wurden gespielt über eine Dauer von 2,5 Stunden
  • August 1909: Elektra Biograph: 30 m² Projektionsfläche, Kosten: Sperrsitz 1 Krone, 1. Platz 80 Heller, 2. Platz 60 Heller, 3 Platz 40 Heller
  • Juli 1910: Renovierung des Saales - Lifka Grand Theatre electrique (Carl Friedrich Lifka ständiges Kinematographen Theater); es war das Bestreben die erstklassigen Darbietungen den Weltruf des Grand-Cine-Phono Theatre electrique' aufrecht zu erhalten.
  • 1910: Maria Stubhan, die Großmutter von Kurt Giebisch ist Besitzerin des Kasererbräus.
  • 1918:
Aufführung des deutschen Spielfilms "Katharina Karaschkin"[9]
Das Mozartkino wurde in den Betrieb das Kasererbräus integriert.
  • 1937: "Der Pfarrer vom Kirchfeld"[10], der erfolgreichste Film des Mozartkinos, den rund 55 000 Besucher sahen;
  • Oktober 1944: Im Zweiten Weltkrieg wurde das Mozartkino während des Bombardement der Amerikaner zerstört.
  • 1948: Das Mozartkino übersiedelte in den Bereich, wo sich heute das Café Sezession und der Frühstücksraum des Hotels Kasererbräu befinden; die Sitzplätze wurden auf 600 erweitert.
  • 1950: Übergabe von Maria Stubhan an die Tochter Gertrude Giebisch, Mutter des Kurt Giebisch.
  • Dezember 1950: Das Kino wird am 23. Dezember nach sechsjähriger Pause nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Zarah-Leander-Film "Gabriele" wiedereröffnet; das im Krieg durch Bomben zerstörte und danach wieder aufgebaute Kino bot damals 540 Besuchern Platz und verfügte über moderne Tontechnik;
  • Jänner 1953: Der Film "Don Camillio & Peppone" läuft an;
  • 1956: "Sissi"-Premiere in Salzburg, Romy Schneider war persönlich dabei im Kasererbräu und schlief in Zimmer 323; der zweit erfolgreichste Film der Geschichte für das Mozartkino - ca. 50 000 Besucher hatten sich den Film angesehen;
  • 1961: Die griechische Königin Friederike war mit ihrer Tochter Sophie und Juan Carlos, dem zukünftigen Königspaar von Spanien, anlässlich der Premiere von Traumland der Sehnsucht zu Gast im Mozartkino; die Bilder dazu sowie zu den anderen Persönlichkeiten sind in der Hotelhalle ausgestellt;
  • 1962: Sein bester Freund, Luis Trenker feierte die Premiere im Mozartkino.
  • 1979: Kurt Giebisch übernahm als Geschäftsführer das Kasererbräu und das Mozartkino von seiner Mutter.
  • 1980: Das Kino wurde durch zwei neue Säle erweitert und als Buffetkino geführt; das damalige Café Kuckucksnest wurde in den Kinobereich integriert.
  • 1984: Das Kino ging in den Besitz von Kurt Giebisch über.
  • 1987: Der Hauptumbau zum modernen Kinocenter fand in diesem Jahr statt und dauerte von April bis Mitte Dezember. Bei den Bauarbeiten wurden Überreste historischer Römermauern gefunden, die heute an der linken Seite des Römer-Saals sichtbar sind.
  • 1988: Ein Fisch namens Wanda wurde zum dritt erfolgreichsten Film mit rund 25 000 Besuchern.
  • 2007–2008: Früher hatte das Mozartkino den Hotelbetrieb gestärkt - aufgrund des wirtschaftlichen Wandels war es nun umgekehrt; daher wurde 2007 auf 2008 umgebaut und das ehemalige Studio musste weichen. Kino und Hoteleingang wurden zusammen gelegt, um wirtschaftlicher arbeiten zu können,; so bildet der Empfangsbereich nun Hotelrezeption, Bar und Kinokartenverkauf in einem.
  • August 2013: Schließung des Kinos da die Umstellung auf digital den Betreibern zu teuer war.
  • November 2014: Wiedereröffnung des Mozartkino, die Investition für die digitale Anlage von rund 100.000 Euro wurde zum Großteil vom Hotel Kasererbräu getragen, der Rest vom Land Salzburg.
  • Februar 2015: Premiere "Das Ewige Leben" mit Josef Hader, der bei der Premiere dabei war.

Adresse

Kaigasse 33
5020 Salzburg

Weblink

Quellen

Einzelnachweise

  1. ... Geschichte
  2. de.destinationlaciotat.com und siehe Artikel Kinogeschichte in Salzburg
  3. de.frwiki.wiki
  4. ANNO, Salzburger Wacht, Ausgabe vom 5. April 1910, Seite 3 sowie gleiche Ausgabe Seite 4 - eine Werbeeinschaltung ANNO
  5. de-de.facebook.com/mozartkino sowie ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe 20. November 1911, Seite 3
  6. Quelle ANNO, Salzburger Wacht, Ausgabe vom 27. Dezember 1912, Seite 8
  7. "Salzburger Nachrichten", 29. November 1975, ein Beitrag von Werner Thuswaldner
  8. Quelle www.facebook.com/mozartkino, abgefragt am 24. September 2020
  9. siehe Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Mozartkino"
  10. siehe Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Mozartkino"