Kobler-Spängler-Briefe von 1870
In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1870 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.
Einleitung
Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).
Über die Korrespondenz
Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.
Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz II. Xaver Gregor Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]
1870
Brief vom 18. April 1870 von der Mutter Antonia Lürzer von Zechenthal (* 1803; † 1882), verheiratete Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von Antonia Lürzer von Zechenthal; ein Bogen, verblasste Tinte; / = Seitenwechsel; Groß- und Kleinbuchstaben an manchen Stellen nicht zu unterscheiden, bes. bei d und h; mehrere (für mich) unleserliche XX Wörter und fragliche [?] Stellen[2]:
Salzburg den 18/4 [18]70. Mein inigst geliebter Franz! Mit großer Sehnsucht wartete ich amm [!] Sammstag [!] [auf] deinen Brief welchen ich auch richtig um 12 Uhr erhielt, gottlob das es dir gut geht, aber was ich fürchte, das du in allen hübsch hoch hinauf kömmst indem schon das Zimmer so theuer ist. Ich danke dir recht sehr für deine Glückwünsche zum Geburtstag der liebe Gott möge sie erfühlen und mir seinen Heil. Segen angedeihen lassen. Jeden Tag bist du lieber Franz mein erster gedanke und jeden Tag bethe ich für dich das dich der liebe Gott von allen Unglück bewahre, ich bin begierig zu hören wie es dir mit der Kost geht wie mit Frühstück ob du es selbst machst, oder ob du Frühstüken gehst. / Ob du die Oster Feyertag in Wien zugebracht hast? Heute habe ich mit Herrn von Weinwurm[3] gesprochen er freut sich dich öfter in Wien zu sehen. Ich habe ihm bey den Rudolf Spängler gesehen. Es sind jetzt mehrere Wiener hier wenn du nothwendig etwas brauchst, so schreibe es gleich ich werde es dan schon durch einen oder den anderen schücken, und zwar, an Fenzl Artur abgeben lassen. Kaum bist du 8 Tage fort, so hat sich schon allerley zu getragen am Char Sonntag [17. April 1870] hat sich der gnaziadai [?] erschoschen [? -ssen] welcher das Oberste Moos[4] bad hat. am Oster Sontag Vormittag drei [der?] Schmmit[5] bey Stainen [?], kanst dir denken das gerade von denen Leuten alles geulte [? gel-] dem Saulich die Schuld, die Pepi Saulich ist ganz krank. Ein Bäurin bey Hallein hat sich auch gestern erhängt, da musste der Boseorin [?] hinauf / donnerstag kam Schumacher hier an und am Sammstag Abends wurde die Verlobung gefeyert Ich denke du hast gewiß auch eine Anzeige bekommen. gestern und Heute ging die Mama mit ihnen zu denen nächsten Verwandten hin auf zuführen. Ich wolte heute dort meinen Besuch machen aber die Verlobten sah ich eben in unserm Hauß da sagte mir die Zeller sie seyen dieser Tage nun bestimmt zu treffen, weil sie viele Besuche zu machen hat.
Lürzer Otto ist heute fort nach Taxenbach. Dieser Tage speiste ich am Sammstag bey Otto, gestern bey Duregger Heute wieder bey Otto, Nachmittag war ich heute in Kreutzbrückl mit Freulein Rosali [Rosalie Hempf][6] jede auf eigene Kosten. gestern war ich Nachmittag bey Freulein Rosalie, welche dich recht herzlich grüßen läßt, nebst vielen anderen bekanten, als Spänglerischen alle, Otto[7] sagt immer Omgi [?] nicht XX XX / Ich möchte dir wünschen du hättest recht viele Comissionen damit du deine Außgaben leichter bestreiten kannst. Der Schuster Conto von hier macht auch über 9 fl [Gulden] Otto habe ich den selben gegeben; ich sende dir denselben mit, und bitte um deine Ordre, wie ich denselben bezalen soll. [folgt in kaum von der Mutter zu unterscheidender Handschrift der Bruder Otto Spängler:] Verzeihe, d[a]ß ich mitten drein schreibe, aber ich kam gerade zu, als die Mutter diesen Brief schrieb. Lebe wol, lieber Franz, von mir u. Louise und allen im hause die herzlichsten Grüße. Wenn du willst, zale ich XX den Schusterconto. Dein treuer Otto [weiter die Mutter:] Eben kamm Otto und schrieb weiter Ich sage nun auch zum Schluß das ich dich herzlich grüße und küße und mich schon freue recht bald wieder etwas von dir zu hören. Inig umarmend dich deine treue Mutter Spängler
Brief vom 26. April 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, verblasste Tinte; / = Seitenwechsel; Groß- und Kleinbuchstaben an manchen Stellen nicht zu unterscheiden, bes. d und h, ebenso P, K und R; mehrere (für mich) unleserliche Wörter XX und fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 26/4 [18]70. Mein liebster theuerster Franz! Am Sontag habe ich an dich geschrieben und heute schreibe ich wieder, am Sontag sandte ich dir durch Eigl Pepi die Stieflet[t]en dein Reise Tuchl und die Bürste und ein kleines Briefchen alles liegt bey denen Sattlers, ich weiß ja deine Atresse nicht, du kannst es dir schon schücken lassen, du darfst es ja nur den Satt[l]ers schreiben. Ich bin nun bezüglich deiner ganz beruhigt da ich sücher hoffe du wirst dich nach und nach schon finden in alles, Hauß wo du hingehen köntest, scheint es hast du noch keines, auch dieses wird sich finden. Zu Mannagetta [?] scheint es bist du noch nicht gekommen. Ich meine es würde dir ganz angenehm sein wenn du statt alle Tage / ins gasthauß gehen zu müßen, zuweilen wo eingebeden würdest. Was das Amtliche betrieft war mir für dich nie bange, den ich weiß das dir keine Mühe zu groß ist, und dich daher in alles findest. Es will schon was sagen mehr als 30 Holzdiebe in einen Vormittag zu verhandeln und auch aburtheilen, da wirst du haben schon dich anstrengen müßen, froh wirst du geweßen sein wie es zu ende war. Die Kanzleistunden dauern dort zimlich lange, Was ich eben mit Vergügen gelesen, das du so ordentlich zu bethe gehst, dieß wird dir gewiß recht wohl thun. Im ganzen lebst du dort freilich sehr theuer ein großes Glück wen du oft Comissionen hast damit dir doch die Mittagskost herein kömt, den Abends bist du noch höher daran. Es wird sich nach und nach schon geben Gott gebe das du ordentlich darauß kömmst, abzahlen muß man halt von den / Interessen [Wertpapiere], dies wird freulich lange dauern. Ich bitte dich kauffe ja nichts neues bis dieß alles hier bezahlt ist.
Heute war um 9 Uhr die Vernehmung von der Winterberger mit Kaskawitzer [?]. Hast du dich bey Kenntsauer [?] gut unterhalten? Schmit sagt man hatte ein zu großes Herz, und im Geheim soll es auch gefühlt haben, er wurde mit großen Pommp begraben eine menge Junge Leute mit Krenzen Kranz und Kränzen auf den Ka[r]re[n] [?], die Lieder Tafel Sang ein trauer lied, und Leute in Unzahl Die Saulich Pepi X[w]elche einige Tage liegen mußte ist nun auch MühXX XX, mit denen Einmüllerischen welche seit Ostern noch hier waren. Es solle eben diesen Tag die Verlobung gefeyert werden. Tausend verschiedene Gerüchte gingen in der Stadt herum, es machte großes Aufsehen. / Otto und Louise, auch der kleine otto läßt dich recht schon grüßen. Otto wird vorerst den Liezlberger [?] zahlen und erst im Juni den Schuster. Otto hat heute mit einen seinigem Schlüßl die Mappe geöffnet und die Schere nebst den kleinen Linial herauß genohmen, ich werde sie heute zu Enigl tragen weil diese für Pepi auch etwas schücken da bitte ich sie möge es mitpacken und wieder zu Sattler geben, da wird es dir mit der Zeit schon zukommen Der MXX ist schon in den Händen der Fraulein Rosalie. Lieber Franz wie oft denke und bethe ich für dich. Dieser Tage hat mir die Sauter geschrieben, sie wußte noch nichts das du eine Anstehlung bekommen hast, ich hatte es aber schon geschrieben gehabt, unsere Briefe sind sich umgangen. Die Kati hat nun schon wieder einen geschwührden Finger, und hat heute Nacht schon wieder keine Ruhe gegeben, ich habe ihr aber gestern noch zum abführen eingegeben [kleine Schrift:] ich hoffe daher baldige beßerung Lebe recht wohl es küßt dich inig deine treue Mutter Spängler [darunter:] Alle Leute grüßen dich freundlich [über der ersten Zeile auf dem Kopf:] die Kati küßt die Hände, dieser Tage kömt ihr XX
Brief vom 5. Mai 1870 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling und an die Mutter Antonia Spängler
Ein Bogen (Bilder 1 bis 4) Briefpapier "L S" [Luise/Louise Spängler] von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler, Brief vom 5. Mai 1870:
Lieber Franz! Ich wollte dir schon lange schreiben, allein ich hatte wirklich so viel zu thun, dß ich mit dem beßten Willen noch nicht dazu kam. Für deinen lezten Brief danke ich dir vielmals; es freute mich sehr, aus demselben, sowie aus dem an Anna Laufer entnehmen zu können, dß du dich mit der Zeit an deinen neuen Aufenthaltsort u. die neuen Verhältnisse gewöhnst.[8] Wenn einmal die Wienersommerpartien werden nach Mödling gekommen sein, so wird es mal viel amüsanter u. lebendiger werden. Von mir kann ich dir nur berichten, daß [mit "a"!] ich in meiner Stellung als Gemeinderath noch gar nichts zu thun hatte, weil Biebl[9] ablehnte, und bis zur Vornahme der Nachwa[h]l[10] (Sternbä[cke]r Haager)[11] u. dessen Wahlverification [mit "h"!] so viele Zeit verging, dß wir erst am 16. Mai zur erster. Sizung [!] werden zusamen tretten [!]; ich werde dir das Resultat derselben sogleich mittheilen; im übrigen ist die Wiederwal des Mertens außer allem Zweifel; nur sehr fraglich dürfte die Wal der beiden Vicebürgermeister, wenigstens des einen sein; der andere wird wol wieder Scheibl werden. Ich werde dir jene Salzburgerzeitung, in welcher die constituirende Gemeinderathssizung enthalten sein wird, unter Couvert senden. Meine Stellung bei der Forstbank macht mir wol einiges, aber nicht sehr viel zu thun, und ist die Arbeit anfangs jedenfalls mehr, als später.
An Gehalt habe ich mir für 22 Tage (9–30 April)
- die treffende Quote ausbezalt pr[o] – 48.88
- die Provisionen für Grundverkäufe waren 67.79
- somit zusamen – 116.67.
Nebenbei studire ich auf meine Prüfung. Was nun deine Geldsachen betrifft, so habe ich eingenommen:
(Silbereinnahme keine; Rueff hat die Promeße nochnicht bezalt; Haupttreffer machten wir nicht.)
Ausgaben:
- französische Stunde – 1.50
- Monatgeld der Mutter 10.-
- Einker auf den Bahnhof (Hälfte) - .40
- Angelberger Rechnung - .50
- Summe der Ausgaben: 12 [fl].40
Zieht man von den Einnahmen pr[o] 14 fl 36 Xr
- ab die Ausgaben pr[o] – 12 [fl].40
- so verbleibt ein Rest pr[o] 1 [fl].96 zu deinen Gunsten. Auf Monat Juni erwarte ich deine Weisungen.
Über den Tod Schmids[13] läßt sich sehr schwer etwas bestimmtes sagen. Jedenfalls scheint die Forderung Saullichs, daß Schmid ein eigenes Geschäft anfangen soll oder doch mit einer Geldeinlage am Steinerschen betheiligt sein soll und dazu die Weigerung Steiners, ihn als Compagnon mit Geldeinlage anzunehmen, die verhängnissvolle Kugel gegoßen zu haben, die seinem Leben so rasch ein Ende machte; ich war zufälligerweise einer der ersten, der es erfuhr; ich ging gerade am Hause vorüber, als Steiner um die Polizei ging; kurze Zeit darauf trug man den armen Todten beim Haus heraus. Der Mann starb wol am gebrochenen Herzen; der bedauernswerte hat in seinem Leben im Gebiete der Liebe wohl viel Malheure gehabt. Friede seiner Asche!
Nun lebe recht wohl, lieber Franz; hoffentlich hat unsere Correspondenzkarte [ Lansers u Kozarge waren bei uns; Anm.] dich im beßten Wolsein angetroffen. Von meiner Louise, Lanser, Kozarge u. allen Bekannten die herzlichsten Grüße! Lasse bald etwas von dir hören! Es grüßt dich aufs herzlichste dein treuer Bruder Otto
5/5 [18]70
[mit Bleistift angefügt:] Lieber Onkel Franz! Dein kleiner Otto[14]
Brief vom 16. Mai 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, kräftige Tinte; / = Seitenwechsel; Groß- und Kleinbuchstaben an manchen Stellen nicht zu unterscheiden, bes. d und h, ebenso P, K und R; mehrere (für mich) unleserliche Wörter XX und fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 16/5 [18]70. Mein liebster theuerster Franz! Endlich erhielt [ich] Vorgestern einen Brief von dir, welcher mich inig freute, Ich habe immer eine große Freude wen ich von dir etwas höre. Wie wirst du gestern gestaunt haben als du das Telegram bekommen hast, das Franz am Dinstag nach Wien reist o könnte ich als ein Vögerl mitfliegen. Ich sende dir die dunkle Hose mit und einige Krägen und ein paar Hemten damit du wieder etwas hast. Den Rock welchen er noch nie [?] geholt hatte schückte ich gestern hin und sagte ihm, er müßte die nächste Woche fertig werden. Die decke wäre freulich gut wen sie Otto mit packen könte kann es sein so thue ich es statt etwas / andern. Soll ich die starken Stiefel mit der Kiste schücken? gestern kamm eine von ich [?] sehr im grauen Kasten einen zusammen gelegten, schwarzen Rock. Wen es so ist soll ich den selben schücken auch eine schlechtere schwarze Hose noch ganz gut habe ich auch gesehen vieleicht kanst du dieselben XlichX doch tragen. Freilichen [?] werde ich schon auch mitsenden, schreibe nur was du brauchst, einen Hosenstoff habe ich ein 1/4 gekauft er ist so viel als möglich gleich neus ist der Grund mehr schwarz als blau aber bey Spängler sagten sie Rückwerts in der Hose einzu stücklen thut es sich ganz gut. Daneben habe ich die Hose ganz gut besetzt, ich hoffe du solst selbe eine Zeit tragen könen. Die Bücher und Papiren sind alle weg gekommen von dem Vorzimmerl, wir werden nun wen / alles in Ordnung ist, und außgewü[scht] ist dan laße ich den grauen Kleiderkasten herauf tragen und seinen grauen Kasten hinunter an diese Stelle wo unsere ist. Dieser Tage begegnete mir die Frau Präsidentin Weiß, und fragte mich wie es dir gehe, und sagte ich soll recht viel schönes von ihr entrichten PoschX Lanser alle Spängler Freulein Rosalie Reißigl Pepi Zellerischen Plachetga [Plachetka] die Höllbrauer Fany [ Franziska Kobler, Anm.] und eine menge andere. Recht sehr freute es mich daß du in Wien so freundliche Aufnahme gefunden hast und auch bey Babisch in Wienerneustatt. bist du dort lange außgewesen wie du in Wiener-Wald gewesen bist? ich bin immer froh wen ich höre das es dir etwas einträgt. damit du dich leichter thust – – /
Otto kan die Decke nicht mitnehmen so schücke ich dir einstweilen den Blünd [?] und ein Leintuch ich meinte du solst selber aufnähen, und einstweilen als Decke benützen. Auch sende ich dir die Nadeln und einen Zwirn zum aufnähen auch Seide folgt. Recht viele Leute lassen dich herzlich grüßen Hofrichters Mädchen S Rosalie, die Spänglerischen Schnerlzing [?], die Kathi läßt dir die Hände küßen. Lieber Franz warte frei nicht gar zu lange bis du wieder schreibst, den es freut mich imer sehr wen ich etwas von dir höre. Die Frau von Schaffner[15] ist am Sontag Abends gestorben Heute war Gottesdienst, der alte graf Esterhaß[16] ist auch gestorben wurde am Samstag Abend begraben nun ist Herr von Robert gestorben wird glaube ich heute begraben der Plank [Planck][17] ist auch zum sterben er hat sich in einen garten verkühlt Lebe recht wohl gottes Segen begleite dich überal es küßt dich inig deine treue Mutter Spängler
Brief vom 29. Mai 1870 von der Mutter Antonia Lürzer von Zechenthal (* 1803; † 1882), verheiratet Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von Antonia Lürzer von Zechenthal an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel; Groß- und Kleinbuchstaben an manchen Stellen nicht zu unterscheiden, bes. d und h, ebenso P, K und R, aber auch n und r; mehrere (für mich) unleserliche Wörter XX und fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 29/5 [18]70. Mein inigst geliebter theuerster Franz! Wie wird es dich gefreut haben den Otto (der Bruder Otto Spängler) zu sehen, leider kontet Ihr so wenig beysammn sein, da du ja sehr angehängt bist, ich bin froh daß du nun doch einen Außkoltanten[18] hast, welchen du eine Arbeit hinüber geben kannst. Otto läßt dich recht herzlich grüßen, er wird diese Stelle in Lemberg [Lviv] nicht annehmen Papa, und Mama, Duregger [Schwiegereltern von Otto Spängler] sind dagegen, mir ist es schon auch viel lieber nicht, aber mein Wunsch wäre ja nicht maßgebendt. Lieber Franz soll ich dir alle Kleider schücken? ich denke ja – dan soll ich die Schwimhose auch schücken oder nicht, die decke und noch ein Leintuch schücke ich jedenfalls, dan hast du die Schere bekommen welche ich noch mal geschückt habe? wen / du noch etwas wünschest, so schreibe es nur, den nun warte ich schon bis der Schneider den Rock schückt es ist oft so kalt, das man die Winterkleider brauchen könte, ich habe eben Heute wider zu ihm geschückt bis wann wir den Rock bekommen. Die Fenzl ist nun in Wien, alles ist hier getheilt worden, was nur mitnehmbar war. Das Vermögen der Frau von Schaffner[19] war 300.000 seyn 3 mahl hund[ert] Tausend Gulden, also trieft eins den Erben bey 80000 denke dir die LeGaten an die Cousinen oder Kapozinner [Kapuziner] und den gleichen nur je 100 fl [Gulden] die Magd 150 die Nichten je 50 fl die Pathen Kinder wo 80 angegeben waren je 30 fl jedoch wo sie von einer Nichte Pathin war wurden die 30 fl abgezogen Piregi [?], und Roll [ Karl Roll, Anm.] , sind die Haußbesitzer zu gleichen theilen Otto hatte ein rechtes Glück das er auf eine so leichte Weise zu 1100 fl kamm es ist ihm zu vergönnen. /
Die alte Opacher ist am Mittwoch in der Früh um 1/2 2 Uhr gestorben an Blutzersetzung, und war heute vor 8 Tagen noch auf den Kapozinnerberg. Der Blank [Planck von Planckburg] ist auch gestorben an Gedärmentzündung, er hat sich in einen Garten verkühlt. Der Leonardo soll auch zimmlich krank sein. Die Hochzeit war noch nicht. Die Koch [?] Louise ist außverkündet aber die Vermählung soll doch nicht so bald sein. Die Hitzgerer [?] Marie hat gestern ihre 2te Vermählung gefeuert. Lieber Franz mir kömmt es schon so lange vor seit du von aus fort bist, das mich oft eine rechte Sehnsucht anwandelt, dich recht bald wider zu sehen, – und wie weit entfernt wird diese Zeit auch sein – – o mein gott vieleicht erlebe ich sie gar nicht mehr – – wie gott will, das kann ich schon sagen, das du mir sehr abgehst, wen du auch nicht viel zu Hauße warst, aber es gab doch zeiten wo wir uns zusammen gut unterhielten / wen du ein Schwimleintuch brauchst so mußt du es noch schreiben, bevor ich die Sachen schücke soll ich vieleicht die gestreifte Hose schücken welche beim Maßken [?] gewand ist? den Strohhut werde ich fragen wen er weiter gemacht werden könte, dan wäre es schon noch ganz gut, Otto läßt dich recht schön grüßen ebenso auch Louise und der kleine Otto [20] welcher den Onkel ja noch nicht vergeßen hat, den er sagte erst gestern noch Onkel wie er dein Bild sah, zu mir sagt er nun Mutter, fast alles sagt er nach, er sieht recht gut auß die Paula[21] hatte amm 25te ihren geburtstag sie geht auch schon einige schritte allein, sie sagt auch schon einige Worte. Die Planer [?] ist seit dem Wochenbett welches schon gewiß 6 Wochen ist immer mißerabel. Sie hatte eine geschwiete Brust und nun hat sie einen Reformatigen [?] in den Füßen daß sie keine bewegen kann und liegen muß. Alle Bekanten grüßen dich herzlich [klein am Rand:] Zeller Wohl Schnetzing Lettenmandl [?] Lebe recht wohl [deine] treue Mutter Spängler [erste Seite oben, z.T. verkehrt:] Handkuß von der Kathi. XX Rosalie XX XX Duregger Carl und eine ganze menge grüßen dich herzlichst.
Brief vom 4. Juni 1870 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen 4. Juni 1870:
Lieber Franz! Verzeihe, dß ich erst heute dazu komme, dir zu schreiben, allein ich habe sehr viel zu thun, indem ich jetzt als adlatus des Dr Widmann die Grundeinlösung[22] für die Halleinerbahn [ Salzburg-Halleiner-Bahn, eröffnet 1871; Anm.] durchführe. Um nun seit unserem persönlichen Zusammensein, das mich wirklich herzlichst gefreut hat, chronologisch vorzugehen, theile ich dir mit, dß ich mit Pepi Angermayer[23] / Frau / um 1/2 11 Uhr von Wien nach eingenommenem Gabelfrühstück abfuhr, und um 4 Uhr N M. [nachmittags] in Kemmelbach [an der Ybbs, NÖ?] eintraf, woselbst ich Onkel u Tante Alois, Alois von Steyer [?], und mehrere Bekannte des Ludwig zu einem fröhlichen Taufschmause vereint fand. Ich blieb dortselbst bis am andren Tage Mittags, und fuhr in Begleitung des mit diesem Courierzuge mir nachgekommenen Oberförsters Chihlar [? Cihlar?] wieder nach Hause. Den Kindern brachte ich von Wien, mittlerweile in Salzburg, gekaufte Ballons ebenso den Mägden etwas mit, 2. der Mutter habe ich tags darauf ein sehr hübsches Kleid gekauft als nachträgliches Geschenk zum Geburtstag. Was nun geschäftlichen Theil betrifft, so habe ich der Mutter außerdem für dich das Monatgeld gegeben, habe dem Schuster deine hohen Stiefeln um 2 fl [Gulden] verkauft, und den restlichen Conto bezalt. Ich wird mich hinfür mit ihr am 15 dM. [des Monats] kommende Hammerauer ausbieten u. Spänglergewölbzinsen bezalt machen. Rueff war schon gestern bei mir, um zu zalen; hat mich aber nicht getroffen; er hat auch am 1. Juni unter derselben Bedingungen mitgespielt; schuldet uns dafür zusamen 40 frcs. [?] Ziehung der Türkenlose habe ich noch keine gesehen.
Von der Gemeinderathsthätigkeit kann ich dir bis dato ganz wenig berichten; wenn es dir gefällig ist, so kann ich dir alle die Salzburgerzeitungen, in denen Gemeinderathssizungen enthalten sind, per Kreuzband nachsenden; die Hausbank ist abonnirt darauf, und die Zeitungen werden nun als altes Papier vernichtet [?]; aber interessantes findest du noch nicht viel. Ganahl samt Gattin ist hier; habe neulich damit gesprochen. Ich hätte mich an diese dann nicht erinnert, sie je hier gesehen zu haben. Sie sagte, sie kenne dich u mich, und läßt sich sammt ihrem Gatten dir vielmals empfehlen. Noch fällt mir aber ein, im Herausfahren von Wien erzählte mir die Angermayer, dß du deine Ernennung [unterstrichen:] nach Mödling hauptsächlich den energischen Verwendungen des Baron Seiller Vater u Sohn u des Landesgerichtsraths Schwaiger zu danken hast. Baron Seiller junior fühlte sich nämlich durch seine Ernennung nach Linz gewissermaßen moralisch verpflichtet, nach seinen Kräften dazu beizutragen, dir einen möglichst angenehmen Posten zu verschaffen. Ich theile dir dies nur mit, damit du davon in Kenntniß bist. Nun lieber Franz lebe recht wol u. sei von mir sammt Frau u Kindern aufs herzlichste gegrüßt u geküßt von deinem treuen Bruder Otto. / 4/6 [18]70 / Mit den verbleibenden Geldreste werde ich bei Gloner zalen; soll ich das mittlerweile angekommene Heft der Literaturgeschichte dir mit den anderen Sachen zuschicken?
Brief vom 14. Juni 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, / = Seitenwechsel; Groß- und Kleinbuchstaben an manchen Stellen nicht zu unterscheiden, ebenso kaum P, R und K [was bei den Eigennamen fatal ist]; mehrere (für mich) unleserliche XX Wörter und fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 14/6 [18]70. Mein liebster theuerster Franz! Es ist schon ein rechtes Kreutz mit dem Schneider Negen [?], das er mit den Rock nie weiter macht, ich habe es ihm selbst schon 2 mal gesagt und die Kathi habe ich auch schon ein paar mal geschückt, er sagt er habe selber noch nicht ein Tuchsehnen [?] bekommen, nun wird er denselben wohl haben, den es sind ja seitdem, schon wieder einige Tage vorbey. Gestern erhielt ich deinen lieben Brief ich danke dir recht herzlich für die guten Wünsche zu meinen Nammenstag, der liebe Gott möge sie erfüllen. Wegen einen Geschenk zum Namensthag werden wir schon noch sprechen bevor du herauf reißest, bis dahin hoffe ich bist du mit deinen Geldangelegenheiten mehr in Ordnung. Ich freue mich schon jetzt auf diese Zeit. / Mein Namenstag ging wie alljährig von über Sonntag bis 1/2 1 Uhr imer Leute da, Nachmittag war bis 3 Uhr Fräulein Rosalie da und um 4 Uhr ging ich zu Sattler die Toda freute [sich] ungemein deine Leute Sie läßt die [-ch] recht herzlich danken. Wir tranken auf deine Gesundheit, wir blieben bis 3/4 auf 10 beysammen die Pepi Prifing [?] war auch geladen, wir unterhielten uns recht gut. Seit letzten Donnerstag ist Lauder Leopold hier und wohnt bei Lürzer. Wir kammen aber eigentlich noch nirgens hin gestern waren sie am Mönchberg und auf den Katz [?] wo es ihnen ganz gut gefiel, heute gehen wir in die Xbenfuhr, es ist recht gemütlich. Nicht recht will ihm Franz behagen, er ist ihm viel zu rauh [?] er will auch dieserwegen nicht lange mehr bleiben. Morgen sind Leopold und ich bei der Louise geladen ich statt meinen Nammenstag und der Leopold hat die Louise heute geladen, schade das du nicht dabey sein kannst. /
Die Koch hat am Samstag ein Mädchen bekommen welches am Sontag getauft wurde und den Nahmen Ida bekommen hat, es geht ihr und den Kind recht gut Gestern ist Ida von Insp[r]uk gekommen und wird einige Wochen hier bleiben, sie sieht sehr gut auß. Otto war jetzt mit der ganzen gesellschaft in Werfen und Ebenau als rechts-Konsolent, dieß wird ihm wider viel tragen dieses Jahr tragt ihm schon wenigstens 2000 Gulden ein, Ohne sein Vermögen. Ich göne es ihm recht von herzen, den es geht auch viel hinauß. Neulich war ich einmal den ganzen Tag in Moos bey den Fräulein Rosalie, es war recht angenehm sie läßt dich recht herzlich grüßen. Ich werde schon sehen das ich alles schücke was du brauchst, der Eigl Pepi wird einer der ersten sein welcher von denen Bekannten sein der herauf geht / wen du das Leintuch schücken willst. Heute bekamm ich nachträglich noch Bill[e]ten von der Hedwig Lanser und Tochter, was mich recht sehr freute. Die Bamberger geht dieser Tage mit Kopsa Marie nach Pfeffens sie soll sehr leidend sein der Sauter wird vieleicht auf einige Tage hierher kommen. Sauter Ludwick war die Pfingstfeyrtage in Gmunden. Vermählungen wurden eine Menge gesegnet Krakerwitzer [Krackowizer?][24] schon länger; die Kaudezki am Montag, den der Koch Luise am Sammstag; graf Esterhaß [Esterházy][25] am Pfingst sonnabend.[26] Die Pipan der pens. Ofizier (ihren Schwager). Im Kolegiengebeude (der bibliotheca hamaXX) hat auf einer gehennenthet [?] ein kleinen hübschen ? Mann die Mühle bacher [?]. Der direktor hat ein Paket gebracht sagte mir aber er verreise auf einige Wochen ich möchte wen es [-r] [zurück] kömmt, es behalten bis er zurück kömmt und es dan selbst holt. Lieber Franz die Kinder von Otto werden allerliebst, die Paula lauft schon macht den Otto alles nach, Otto spricht schon alle Worte recht deutlich Lebe recht wohl es küßt und segnet dich inig deine treue Mutter Spängler [auf der ersten Seite oben verkehrt:] Otto Louise und alle Bekanten grüßen dich recht herzlich. Rudolf Spängler quetschte sich vor einigen Tagen den Mittelfinger an der Sende Maschin so das XX XX[27]
Brief vom 24. Juni 1870 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen:
24 / 6 [18]70 / Lieber Franz! Vor allem theile ich dir mit, dß meine Louise gestern Mittags 3/4 12 Uhr von einem baumstarken Buben, der in der heutigen Taufe Max genannt werde[n] wird, entbunden wurde[28]. Gott sei Dank, geht es allen beide[n] recht gut. Louise läßt dich vielmals grüßen; und für deinen lieben Brief zum Namenstage herzlich danken. / Nun zu Geschäftlichem: Was deine Gelder betrifft, so stellt sich wie du aus der anruhenden Zusam[m]enstellung ersiehst, ein Cassarest von 2 fl 33 heraus. Das Silber habe ich um Gulden Sd. [?] für Gulden öster BV. angebracht. Das saldirte Schusterconto folgt mit. Lanninger hat noch nicht gezalt. Bitte daher um Übersendung einer vorläufigen, ungestempelten, von Salzburg ausdatirten Vollmacht zur Klageüberreichung. Im Juli fallen nach[s]tehend[e] Coupons: Papier: Salzwerte [oder Silberxxx: korrigierend überschmiert] Nr 99421 – 21 fl [Gulden] / Bodencreditanstalt Nr 4874 – 2.50 / Nationalbankpfandbrief 28107 – 2.50 / Silber: 3 Silberwerte Ns 22710, s 22711, s 27115 – 6.30 / Südbahnpriorität – 3. / Diese 9 fl 30 verwende ich natürlich, um der Mutter das rückständige Quartiergeld für 3 Monate zu bezalen; Von den Papircoupons werde ich vor allem der Mutter à conto [von] den ihr schuldigen 20 fl etwa 15 fl bezalen, und dann, wenn es dir recht ist, mir etwa 10 fl sammt den bis 1. Juli 1870 von der Forderung für 60 fl laufende Zinsen. / Mertens hat sich zu einer längeren Cur heute nach Wien begeben, und hat dir gestern noch geschrieben. / Am Montag oder Dienstag geht die Kiste ab. Rueff hat auch noch nicht bezalt. Verzeihe meine Eile; aber ich habe eine Menge immer zu thun. Adieu mein lieber Franz; sei aufs Herzlichste gegrüßt u geküßt von deinem treuen Bruder Otto
Brief vom 28. und 29. Juni 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 28/6 [18]70. Mein inigst geliebter Franz! Endlich kommen wir dazu dir die Sachen zu schüken, ich packte doch die 2 Hosen dazu fürs Erste sind sie gut und können dir doch gut taugen, und fürs 2te ist so viel Platz, das wir froh sind die Kiste etwas voller zu machen. Wie geht es dir lieber Franz? ich freue mich schon wider auf einen Brief, von dir. Der Louise geht es zimlich gut, nur hat sie dieß mal mehr Anstände mit der Brust, aber bis Morgen hoffe ich zu gott, wird es schon beßer werden. sonst geht es allen gut, der kleine Max[29] ist recht lieb. Otto spricht schon alles, auch vieles zusammen-hängend. Herzig steht ihm wen [er] au[c]h zur ersten gottlihen Person sagt / statt gott Vater / gott Papa. / Die Paula lauft nun schon brav und ist imer sehr zu gethan, sie ist ein sehr zärtliches Kind. Otto hat dich noch nicht vergeßen er sagt sehr oft von dir. Leopold ist noch hier geht aber am donnerstag fort. Heute den 29 t[en] schreibe ich weiter, der Louise geht es gottlob beßer noch nicht ganz gut. Leopold welcher eben bey mir war läßt dich recht herzlich grüßen. Noch habe ich dir nicht geschrieben das die Bücher schon ein paar Monathe alle weg sind ich habe nun den schmutzigen Theil geweißt und nun kömmt unsere grauer Kleider kasten an die Rükwärtige Wand, das Fenster bietet und eine sehr schone Außicht und eine herliche Luft. Nur schade daß du keinen genuß mehr davon hattest. Denke dir, heuer soll, / Wen sie [gestrichen] Hohen Aschau verkauft wird, eine 7 Jahr Außbeite werden in der Hamerau [Hammerau] , als ersatz für die früheren Jahre[30] Dieß wäre wohl sehr zu wünschen. Die Direktor Kottinger[31] ist gestern begraben worden, sie erlag der Pflage [?], und starb an einer Herzbeutelentzündung. Angermeyer ist hier. Die Kusine Schattenfach [?] ist auch sehr krank an einer gebährmutterentzündung. Die Schüßtl [!] [Louise Schiestl?][32] hat den kleinen Max zur Taufe gehalten im nahmen des Papa. Eine menge Bekannte grüßen dich recht herzlich die Höllbrauer Fani [ Franziska Kobler, Anm.] und die Junge dan die Zeller bey welchen ich erst wen du die Zeller Marie bey geschnitz[er] Wall, Stibitz, Sattler, Toda [?], Malli, Louise Schißtl. / Lebe recht wohl es küßt dich inig im geiste deine treue Mutter Spängler.
[mit Abstand:] An meinen lieben Franz Spängler. denke dir die Reißigl Pepi sagte mir neulich, wen sie stürbe, so würde sie den genuß ihres Vermögen der Marie zu wenden, so lange die Marie lebt, und dan erst, sollen es die Lürzer bekommen.[33] geht dieses? weigstens glaube ich, müßten sie doch die 1200 gulden gleich bekommen, sonst hätten sie ja mehr Schaden dabey? nicht wahr? Ich dachte mir ich werde es wegen der 1200 gulden einmal zu ihn sagen.
Brief vom 4. Juli 1870 von der Mutter Antonia Lürzer von Zechenthal (* 1803; † 1882), verheiratet Spängler, an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von Antonia Lürzer von Zechenthal an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Blatt, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel; Groß- und Kleinbuchstaben an manchen Stellen nicht zu unterscheiden; (für mich) nicht lesbare XX und fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 4/7 [18]70. Liebster theuerster Franz! Soeben erhielt ich deinen lieben Brief. Ich denke du wirst heute die Kiste erhalten, ich schükte dir doch die Hosen, sie sind alle ganz, und ich denke zu die Commissionen kannst du vieleicht doch hir und da eine brauchen, und hier könten vieleicht Schaben hinein kommen. Ein Brief liegt bey. Wie würde es mich freuen, dich bey uns zu sehen, mir ist es jederzeit angenehm, wen du kommst, was den Otto betrieft, mag er dir selbst schreiben, wann es ihm gelegener ist. Heute oder Morgen wirst du Leopold und Cuno in Wien treffen, oder vieleicht bequehm für dich in Mödling. Neues weiß ich nichts von hier zu schreiben, die Schattenfach [?] war sehr krank an einer gebährmutterentzündung, es geht wieder beßer / sie sieht aber sehr übel auß sie liegt noch im Bett, heute habe ich sie besucht. die Schmelzing fragte die Schattenfrach [?] sey auch nie recht wohl. Vieleicht besuche ich sie Heute. Die Louise ist gottlob wohl sieht aber etwas schmal auß. Sie darf sich schon erhollen, sonst kann es ihr zuviel werden. Die Spängler in Braunau hat ein Mädchen bekommen[34], es geht jetzt gut, sie ist aus aller gefahr. das sie bei Schaffner im Hauß[35] so sehr steigen [offenbar die Mieten] wirst du vieleicht schon gehört haben fast überall noch so viel, die meisten Parteien ziehen auß, höre ich. Lebe recht wohl mein lieber Franz es küßt und Segnet dich von ganzen Herzen deine treue Mutter Spängler [darunter:] eine menge Bekannte grüßen dich recht herzlich Otto hat mir 10 fl [Gulden] un[d] dann 20 fl abgezahlt.
Brief vom 4. Juli 1870 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Blatt:
Lieber Franz! 4 / 7 [18]70 Nachm 3 Uhr / Vor allem meinen Dank für die freundlichen Glückwünsche auf der Correspondenzkarte! ebenso wie für die im soeben ange langten Briefe enthaltenen Wünsche zum Geburtstage. Gott sei Dank, sind Louise u der Bub ganz wol u. gesund! / Was nun deine Geldsachen betrifft, so melde ich dir folgendes. / Allerdings hast du keinen Papierrentencoupon pr[o] 21 fl [Gulden] für 1. Juli. allein ich habe den von der deponirten Papierrente bereits am 8. Mai auf de[r] Sparkasse herausgeschnittenen Coupon in dr Eile für einen Julicoupon gehalten, während e[s] ein Augustcoupon ist, und habe ebenselben, ohne dß es in der Bank bemerkt wurde, gegen 21 fl RV. umgewechselt. Da der Cassier beim Umwechseln nichts merkte, so werden sie auf der Bank auch späterhin nicht mehr darauf kommen, dß dieser gefehlte Coupon von mir ist, und wir lassen daher die Sache; wie du aus der anruhenden Aufschreibung ersehen kannst [liegt nicht bei], bis ich durch diesen irrthümlich bereits realisirten Coupon bereits in der Lage gerate [?] deinen Wünschen pr[o] August theilweise schon jetzt nachzukommen. Auf diese Art vermindert sich natürlich deine Einnahme pr[o] 1/8 um diese 21 fl. Wegen ds Urlaubes demnächst ausführlich. Pichler [?] ist eingekauft. Deine Kiste ging Samstag von hier ab; sie enthält auch Zeitungen. Louise, Mutter viele Grüße / In größter Eile dein treuer Ott[o].
Brief vom 26. Juli 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel:
Salzburg den 26/7 [18]70. Mein inigst geliebter theuerster Franz! Endlich erhalte ich einmal wieder ein Briefchen von dir, welches mich recht sehr freute, ich hörte wohl immer das du mit Otto in Coresspondenz warst – alleine weiter hörte ich nichts, den es waren geld angelegenheiten, ich bath wohl den Otto einmal er soll dir schreiben du möchtest nichts kauffen aber Otto nahm sich nicht Zeit es zu schreiben, ich habe öfter gebethet, der liebe Gott möge dir den Sinn eingeben, nichts zu kauffen, den bey diesen wechselvollen Zeiten ist es gewiß sehr gewagt, so etwas zu thun. Der liebe Gott hat mein gebeth erhört, den es ist für dich gewiß so beßer. / ich denke auch du wirst die Obligationen gewiß wider mitbringen wen du vieleicht mit dem Vergnügungszug kömmst, auch das Leintuch denke ich wirst du mitbringen. Der nächste Zug ist auch der Letzte wie ich höre O wie freue ich mich darauf, Gott gebe das die Kriegsver-Hältniße[36] nichts darein machen. Der kleine Otto sagte gestern wie er auf seinen Wiegenpferd geritten ich reitte zum Onkel Franz nach Mödling, alles spricht er jetzt, es steht ihm sehr lieb an, du wirst gewiß eine große Freude daran haben. Auch die Paula ist sehr lieb. Kathi und ich sind oft und viel oben, oder die Kinder bey mir. Ich muß es schon gestehen es ist für beyde Theile angenehm / das wir ins Duregger Hauß[37] gezogen sind. Dir wie uns vergeht die Zeit so schnell das man es kaum glauben soll so ist wider ein Monnath vorüber, in diesen Monnath hatte ich fürchterlich viele Außgaben als ein großes Klafter Holz – nebst Menschenlohn – 7 1/2 M [durchstrichenes M] Kasse [kostete] weil es theurer wird den Zucker auch etwas Mehl Millikreuzer damit man doch etwas herzunehmen hat, weil die Bahnen für die Frachten, wie auch sogar für den Personen verkehr gespert werden. Gott gebe nur das Östreich [!] nicht verwüstet wird. Denke dir, in Reichenhall sind neulich in 2 Tagen 700 Personen fort es mußte von hier Wägen hinüber um die Leute auf die Bahn zu befördern, so gings zu eben so war es in Ischl alles was Außländer waren, ging fort. /
Ich bin sehr froh daß du so viel außen herum zu thun hast so tragt es dir auch etwas [ein] und du kömmst doch leichter zum abzahlen, was gewiß sehr nothwendig ist. Das du mit die Sattler eine Partie gemacht freute mich weil ihr Euch gewiß alle recht gut unterhalten habt. Wegen der Hamerau (Hammerau; Stahlwerk Annahütte in Ainring) ist es so das Schloß Hohenaschau ist in unter Handlung mit einen Prinzen oder Herzog, und kommt dieser Kauf zu Stande, so kommen so viele Außbeiter [Ausbeute, Dividende auf Wertpapiere] als nach Zahlung von denen Jahren wo wir nichts bekammen. Das der Weinwurm[38] neulich die Kinder fort nahm, und sie unten in sein Fabrick gab wo seine Mutter ist und Schwester, und sie Prozes führt weiß[t] du vieleicht schon wissen auch das Warum [unterstrichen] Lebe recht wohl es grüßen dich eine menge Leute recht herzlich, mit iniger Liebe deine treue Mutter Spängler
Beigelegt ein Blatt vom Bruder Otto Spängler: Lieber Franz! Ich füge mir noch einige Zeilen bei; ich habe in dieser ganzen Baisse noch um keinen Kreuzer gekauft[39] und glaube, d[a]ß die Situation noch zu wenig geklärt ist, um mit Sicherheit schon kaufen zu können. Creditfirmen wären [?] das passendste. Rehms Wechselstube ging ebenfalls an die Salzburg Oberöstereicher Bank über, die Industriebann-Generalagentur hier hat M. Geschnizer [ Mathias Gschnitzer, Anmm.] übernommen. Wegen der 7 Jahres Ausbeute[40] aus Hohenaschau hat die Mutter geschrieben, doch schwebt der Kauf noch in der Ferne. / Gestern hat Kemff [?] gezalt 4 fl für 2 malige Promessen, die 3 Bücher sind da; ich habe sie nur übersehen, mitzusenden. Mit den nächsten Vergnügungszuge hofft dich zu sehen Dein treuer Bruder Otto Spängl[er] 27/7 70
Brief vom 7. August 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 7/8 [18]70. Mein Liebster bester theuerster Franz! Ich danke dir recht herzlich für den lieben Brief welchen ich dieser Tage erhalten habe, ich ging eben mit denen Spängler in den Kaserenhof als Otto mir i[h]n gab. Wir sind gottlob alle gesund Leopoldin geht am Monntag auf 14 Tag mit 4 Kindern und Bonne [Kindermädchen] nach Unken. Ich weiß noch nicht recht was ich thue, ich möchte mir auch gerne etwas zu guten kommen lassen, ob ich vieleicht ins Moos oder nach Unken gehe, erst muß ich aber wissen ob du mit den Vergnügungszug kömmst auf die 2 Feyertage. Vieleicht gehe ich hernach irgendwohin / wenn uns der Krieg nichts dazwischen macht. Ich bitte dich lieber Franz wen es ein wenig für Ostreich gefährlich außsieht, deine Noth-Papiere [unterstrichen] herauf zu schücken [zwei Wörter unterstrichen] den ich halte selbe hier [unterstrichen] für sicherer [unterstrichen] als unten [unterstrichen, d.h. in Mödling]. Gott gebe das kein Krieg mit Ostreich wird oder vielmehr wir nicht hinein gezogen werden. Es giebt schon eine menge ängstliche Leute hier. Wir sind halt nahe an der Gränze. Die Frau von Lanser ist gekommen soll ganz gut außsehen aber die Betti schlechter, sie sollen beyde sehr froh seyn, das sie wider hier sind. Sattler Hubert ist auch hier ich habe aber denselben noch nicht gesehen. Anton kömmt erst am Montag, machen aber keine große Reise weil Fany nicht fort getraut auf länger, wegen den Krieg, also werden sie doch länger bey der Mama verweilen können / Hubert soll hübsch mager sein.
Die Koch und Louise sehen gottlob beyde rech gut auß. Louise ist schon wider sehr thätig, und fleißig, im Hauß, es giebt auch zu thun genug. August Nieder moßer in Wien heurathet eine reiche gutsbesitzerstoch[t]er in Wien hübsch und alle edlen Vorzüge sollen ihn eigen sein er hat 6000 fl [Gulden] gehalt und noch nebenbezüge. der hatte ein großes Glück eine solche Anstehlung zu bekommen, der Jüngste Niedermoßer hat auch schon 2000 fl gehalt. Diese Jungen Leute haben großes glück. Otto läßt dich herzlich grüßen und dir sagen du mochtest es ihm anzeugen, das du die 70 fl erhalten hast. Hast du schon etwas gekauft? Otto hat noch gar nichts gekauft [wohl Wertpapiere]. Ich bin froh / der Saulich Resi geht es doch gottlob wider beßer, auch Rupert Spatzen Egger welche nun aufs Land gezogen sind, in Mönch berg. Neues giebt es nichts hier Lürzer Otto ist in Zell am See, und geht ihm gut. Du wirst froh sein wen einmal die Taxen abgezahlt sind damit du die ganze Einnahme zum genießen hast. Wie froh werde erst ich sein wen du von deinen Schulden wirst frey sein. Mir ist oft bange mit deiner Schuldenlast. Eine ganze Menge lassen dich recht herzlich grüßen ganz [?] Lanser Zeller Stibitzischen Wahl Fräulen Rosalie. Duregger Louise, der kleine Otto, Kochs und noch viele andere. Lebe recht wohl, die Hoffnung nicht ganz aufgebend, dich vieleicht doch noch in diesen Monath zu sehen wen ein Vergnügungszug ginge. küßt dich recht herzlich und XXlich deine treue Mutter Spängler.
Brief vom 20. August 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 20/8 [18]70. Mein inigst geliebter Franz! Leider kontest du wider nicht kommen und ich habe mich schon gefreut auf dich, denke dir, als ich hörte das ein Vergnügungszug kömmt, so habe ich den Fräulein Rosalie Hempf welche ich für den Sontag geladen hatte, abgesagt und sie dafür am Donerstag zuvor geladen damit wir ja ganz für uns sind, und wider freute ich mich umsonst. Ich meine jetzt soltest du schon warten, bis du einen ordntlichen Urlaub bekommen kannst sonst hast du eine gewaltige Hetze. Ich glaube schon es wäre beßer zu kommen wen die Leute wider in der Stadt sind weil man da weniger Zeit verliert mit gehen [Besuche machen] . / Die Frau von Lanser hat es sehr gefreut das sie diesen Nachmittag mit dir zubringen konnte, sie fand dich sehr gut außsehen, und auch recht heiter was für mich ein wahrer Trost ist. Die Leopoldin ist dermalen in Unken und wird noch 10 Tag dort bleiben mit den 4 jungen Kindern und die Bonne. Leider ist es großtentheil schlecht Wetter. Der Schmelzing ist aus Unken zurück nun ist die Frau und die Limfavt [?] nach Reichenberg. Was sagst du zu den Krieg[41] nun wird wohl ein Ende herauß gehen, da die Franzosen so ganz geschlagen sind. gott gebe das wir keine Folgen zu tragen haben, man sagt es seyen vieleich[t] 100 0000[42]Mann zu grunde gegangen sind von beyden Seiten zusammen. / Wen nur in Frankreich kein Refolution auf[s]bricht[43] , weil sich solche Sachen immer genau weiter verbreiten, gottlob das Ostreich sich nicht betheiligte. Ich bin zu dato noch nirgens hin es ist mir dermalen noch die Wittrung zu unbeständig, und mit den Krig weis man au[c]h noch nicht wie es auß geht. Ich gehe wie die Witt[r]ung schön ist, dort und dahin, auch auf über Mittag damit ich die fre[i]e [?] Luft genüße. Bey Louise bin ich auch öfter besonders bey schlechter Wittrung, bald ist es schon nach Massen [?]. Der Winter wird bald wider da sein man darf sich schon wider ferrichten dazu. recht viele Bekan[ten] grüßen dich recht herzlich alles freut sich recht herzlich auf dich. / Die Kinder bey Otto gedeien alle recht gut gottlob, die Paula wird jetzt allerliebst, Otto spricht alles, und ist unendlich gut und lieb auch der kleine Max lacht schon recht wen man ihm etwas vormacht, ich habe sie alle sehr gern, und die Kinder mich. Lebe recht wohl es küßt und segnet dich inig deine treue Mutter Spängler. Die Kathi küßt die Hände. Von allen Bekanten viele herzliche grüße.
Brief vom 21. August 1870 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "L S" verschlungen [Louise Spängler], Brief vom 21. August 1870[44]:
Lieber Franz! Schon lange wollte ich Dir schreiben, und Dir für Deinen Brief danken, welchen Du mir zu meinem Namenstage schriebst, doch ich habe immer so viel zu thun, wie Du Dir bei den drei kleinen Kindern leicht denken kannst, doch die Mutter und die Kathi helfen uns viel. Wir freuen uns schon sehr, Dich zu sehen; Du wirst mit dem kleinen Otto gewiß recht viel Spaß haben, er spricht bereits alles, und wenn auch noch nicht vollkommen, so ist er doch im Stande sich stets so auszudrücken, daß man versteht was er will. Nun theile ich dir überhaupt unser Reiseprojekt mit. Wir beabsichtigen im Ganzen eine Partie von 10 Tagen zu machen, und zwar nach Innsbruck und Lietzen [Liezen] ; da wir jeden Tag können so möchte ich Dich bitten uns bald thunlichst mitzutheilen, wann Du nach Salzburg zu kommen gedenkst. Wir wollen natürlich die Zeit welche Du hier bist auch hier sein. Kozarges Ernennung wirst Du natürlich von ihm selbst erfahren haben, er hat sich in seiner neuen Würde in einer vom Grafen Esterhazy ihm so geschenkten Uniform an Kaisers Geburtstag recht gut ausgenommen. Er hat nach seiner eigenen Aufschreibung 98 Abschieds Besuche zu machen und hat der Aufschreibung dieser Besuche noch die Worte beygefügt "und unzählige auf der Gasse"! / Lebe recht wohl ich freue mich sehr Dich zu sehen und bitte nochmals um baldige Antwort auf meine Frage / Deine / Dich liebende Schwägerin Luise [!]. //
Lieber Franz. Ich füge den Zeilen meiner Louise nun noch einige geschäftliche bei. Für 1 September habe ich für dich gar kein Geld; am 15. kömmt allerdings das Spänglergewölb, und hoffentlich auch eine Hammerauerausbeute (vgl. Stahlwerk Annahütte in Hammerau, Ainring). Wenn du also auf 1. Sept. kein Geld zu finden in der Lage oder Willens bist, so werde ich der Mutter das Monatgeld am 15. erst geben, und dann auch mir wieder aus dr Hammerau 8 – 10 fl [Gulden] abzalen; da ich auch das Geld brauche. Bitte also um Weisung. / Heute, Sonntag den 21. ist große Abschiedsfeier des Kozarge bei Hedwig Laufer. Wir sind geladen; vorgestern Freitag haben alle beiden Laufer, Sauter u wir in Aign [ Aigen, Anm.] soupirt; war recht heiter. Nun adieu! / Dein / treuer Bruder Otto / 21 / 8 [18]70
Brief vom 16. September 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel; fragliche [?] und unleserliche XX Stellen:
Salzburg den 16/9 [18]70. Mein inigst geliebter theuerster Franz! Du bist recht sehr bang, das du so aufmerksamm warst nun sogleich eine Coresscondenzkarte [!] zu schücken damit ich doch wußte daß du glücklich wider nach Modling gekommen bist. Es war mir recht langweilig wie ich nach hauße kamm, in den Bewußtsein, du bist nicht mehr hier, ich bethe halt recht fleißig für dich, damit ich immer gute Nachrichten von dir erhalten kann, der liebe gott sey, und bleibe mit dir, bethe ja auch du öfter für mich. Ich danke dir recht herzlich für deinen lieben Brief welchen ich heute erhalten habe, und beantworte denselben auch sogleich. Daß du Frenzl und Guttenberg getroffen, wird dir ganz angenehm geweßen sein? hast du bey guttenberg / gespeißt? Der kleine Otto war gerade heute bey mir als ich deinen lieben Brief erhielt, da habe ich ihm herauß gelesen daß du ihm [!] herzlich grüßen laßest, da sagte er ja – ja Onkl Franz nicht in Salzburg sondern in Mödling. Onkl Franz schön grüßen Onkl Franz bald wider kommen sagte er. Die Kinder sind mehr herunten als ich Oben weil Tapezirt wurde und alles auß geputzt so hatten sie viel Arbeit. Die Witterung ist auch hier gerade so kalt und schlecht, so das sich wenig machen läßt. Einmal war ich mit Alois Spángler [ Aloys Spängler, Anm.] und Angermayer in Dureggerhof geladen. Einmal war ich inn Kreutzbrüggl dies was mein ganzes außgehen. das du wider viele Arbeit hast glaube ich gerne es wird sich schon wider machen bey deinen schnellen arbeiten ist mir nicht bange. /
Kauffe dir ja bald genug einen guten warmen Oberrock. sonst möchtest du dich einmal recht verkühlen, ziehe ja warme hosen an. Ich glaube Fenzls sind schon hier durch wie ich hörte sollen sie gar nicht in die Stadt herein gekommen sein, wegen den Wilhelm, sondern in Hotel Nelbuck [?] über nacht geblieben sein, und dan[n] wider fort, Gott gebe das ihm in [darüber geschrieben] Meran, gut thun, es ist aber ein banges gefühl so einen kranken jungen Mann in der Fremde allein zu wissen. Du hast dich gewiß bey den Feuer recht beteiligt mit helfen, gieb ja in jeden Achtung auf deine gesundheit obacht. es wird dich gefreut haben die Koch gesprochen zu haben, ich denke sie werden heute oder Morgen / gewiß kommen. gestern ist die Elise von München zu Duregger gekommen, und wird ein paar Wochen hier bleiben. die Leopoldine ist auch noch nicht zurük wie ich höre so sollen sie erst am Montag kommen, bey Otto kommen sie Morgen, ich freue mich schon recht sehr auf sie. August Spángler und die Tini[45] sind fort, mir scheint aber nicht über Wien. Eine menge von Bekanten lassen dich recht herzlich grüßen. Wegen den geld werde ich Otto so gleich fragen. gestern wollte ich den Brief nicht mehr schließen weil ich dachte ich kann dir heute noch die Ankunft Ottos berichten, eben sind sie angekommen Otto hat zwar vergeßen mit der Therese darüber zu sprechen er sagte aber wir sollen nun noch deinen Wunsch darüber anfügen, und am 28 t[en] September möchtest du einen Schuldbrief darüber dem Otto in Wien übergeben. Sie sind gottlob glücklich hier angekommen sehen sehr gut auß. Lebe recht wohl 1000 Küße von deiner treuen Mutter Spängler.
Brief vom Oktober 1870
Ein Blatt, Prägestempel "X[?] S", ohne Datum, erschlossen Oktober 1870:
P. T. Fenzl mitzutheilen! / Auszug aus dem Testamente dr Frau Josefa Schaupp. Alleinige und Universalerbin: Frl Pepi Reisigl. Legate: ([verschiedene Namen und Summen, u. a.:] "den Verwandten des Herrn Schaupp [der offenbar bereits gestorben ist] 4200 fl [Gulden], Gabriele Spängler[46] 200 fl, Köchin Marie 200 fl" … "Die Mutter bekommt dn großen goldenen Spiegel, ein Madonnenbild, den Spieltisch (mit grünem Tuch, und das Himmelbett. Der die selige Schaupp dabei leitende Gedanke war: Die Lürzerischen bekommen ohnehin alles nach der Pepi Tod.")[47]
Brief von ca. 1870 von Otto Spängler an den Bruder Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, ohne Datum [von der Schrift her ca. 1870]:
Lieber Franz! Obwol ich auf meine leztes Schreiben noch ohne Nachricht bin, muß ich demselben heute noch einige Zeilen nachsenden. Ich bitte mir nämlich zu schreiben, womit ich am 1 Juni der Mutter das Monatgeld, den Schuster den Conto, endlich am 10 Mai (bereits vorbei) die Sparkasse prolongation bezalen soll. Wie du weißt, besize ich von dir nur mehr 1 fl 96 Xer; die Hammerau sowl als das Spänglergewölb kommen erst Mitte Juni; deine Coupons fallen alle erst Juli August; lieber ist es mir schon, wenn du mir sagst, wie du zalen willst; schikst du ein Geld, oder muß ich es dir leihen? Lieber wäre mir das erstere, weil ich aber gar so viel überflüßig doch nicht habe, und wir dann noch länger nicht in Ordn[un]g kommen; doch wenn du es nicht hast, so leihe ich es dir schon. Die Mutter läßt dich schön grüssen, du sollst ihr doch einmal schreiben. Nun adieu, mein lieber Franz; Herzliche Grüße von dein[em] Otto / Mercur hab ich außer den von dir mir zugesandten keine erhalten. Eine Kegler[a]ufzeich[nun]g [?] war glaube ich mittlerweile. Der Mutter habe ich soeben 78 Xr zalen müssen für einen Persail [?] a[u]s Hosenstoff zum fliken deiner Hosen.
Siehe auch: Briefe 1858 bis 1862
Brief vom 2. Oktober 1870 von der Mutter Antonia Spängler an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von [Nr. 37[48]] Antonia Spängler (* 1803; † 1882) an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler, 1872 verh. mit Fanni Schlegel]:
Salzburg den 2.10.70. Mein innigst geliebter theuerster Franz! Was wirst du dir denken das ich heute noch nicht geschrieben habe, und dir nicht einmal gedankt für die so hübsche Jop[p]e welche mir so gute Dienste leistet, ich habe sie heute in die Kirche zum erstenmahl angezogen sie steht zu jedem Kleid. Ich danke dir also recht herzlich dafür. Otto [der andere Sohn] und Louise sind glücklich hier angekommen, und grüßen dich recht herzlich. Wie gut hat es Otto das er dich nun öfter sehen kann. Die starken Stiefel werde ich dir im November [be]vor er hinunter geht schücken, so darf [braucht] man niemand fremden plagen. Otto sagte mir du siehst recht gut auß was mich sehr freut. Otto hat also die Stelle nicht angenohmen; mir ist es ganz recht, weil er zu wenig Sicherheit [für] sich gesehen, ich meine er soll jetzt so bald wie möglich die Advokaten Prüfung machen dan kann er wenigstens Advokat werden, wen wie man sagt alle Strücke reissen. Hier lassen dich eine menge Leute recht herzlich grüßen.
Die Zeller ist mit Emma und Pfaundler Loni nach Ischl und geXXXden auf einige Tage. Die Stipitz ist wie ich höre in der Hoffnung. Die Ida von den Schlögelhofer ist verlobt mit den jungen Erlach. Die Betti Langer ist noch in Linz, die Frau läßt dich recht herzlich grüßen. Der kleine Otto [Otto Spänglers Sohn] spricht recht viel von dir, und die kleine Paula [Tochter] sagt auch ihn wen man sie fragt wer das ist auf dem Bild der Papa und dan frage ich ist dies Onkl Franz, dan sagt sie ja; die Kinder sind zimlich oft bey mein freunden, diese Tage seit sie zurück sind war ich so viel Oben weil es so viel zu thun gab sie hatten eben große Wasch, da gab es für die Mägde zu bügeln und ich war viel bey denen Kindern besonde[r]s bey den kleinen Max, welcher nun auch schon auf gelagt wird, und recht frezig ist. Diesen Tage war ich gar in Bertolsgrund [?], aber nicht in See mit den Fräulein Rosa Gunauer [?] welche die Frau v Danegger [Duregger?] die Fräulein Rosalie Henf und mich eingeladen hat, es war ein wunderschöner Tag, die Gegend, und die vielen Landha[ä]user wunderschön, wird haben uns sehr gut unterhalten, und gut gelebt. Die Leopoldin Spängler ist gestern mit Herman nach Kremsmünster gereißt, wo sie heute Nacht zurück kommen wird es ist ihr wohl etwas schwer angekommen, es war einmal beschloßen, und konte nicht mehr geändert werden, er ging ganz gerne. Ich bin doch sehr begierig ob Leopold Lürzer würklich seine Heußmine heurathet, es wär doch zu dum, aber die Schwester Therese fürchtet es, den er thut sehr lieb mit ihr, mir thäte es für den jungen Leopold leid weil dieser dan um sein Erbtheil kömmt, und zuletzt noch für die Stiefmutter sorgen müßte. Lebe recht wohl mein lieber Franz noch einmal recht vielen herzlichen Dank für die so hübsche Jacke. Sey recht innigst gegrüßt und geküßt von deiner dich herzlich liebenden Mutter Spängler – Otto Lovinser und die Kinder grüßen dich herzlich. Heute ist die Kepsa [Kobsa] mit den Kindern bey Sauter.
"Betti Langer/Linz": Frau von Julius Spängler (* 1837; † 1903), verh. mit Bertha Langer [später Wien]. - "Rosalie Henf": Frl. Rosalie Henf wird z.B. in einem Brief von Fanni Schlegel an Franz Spängler vom 6. Dezember 1871 genannt und in "Verteilte Andenken" an die Mutter Spängler am 10. April 1882 bedacht. - Die Rechtschreibung der Mutter Spängler ist zumeist unkonventionell und eher an Mündlichkeit orientiert. Sie schreibt durchgehend deutsche Schrift, außer bei ihrem eigenen Namen "Spángler" und einigen anderen, die lateinische Buchstaben bekommen. - "Kobsa / #Sauter": Marie Steiner, geb. Kobsa, Ehefrau von Friedrich Steiner (* 1849; † 1901, Prag); offenbar gute Bekannte [und über Lürzer Verwandte], vgl. "gesammelte Todesanzeigen" von u. a. Philomena Bamberger, geb. Sauter, Wien (* 1836; † 1897), aus Innsbruck. - Anna Payr, geb. Sauter († 1908) [u. a. Bruder: Eduard von Sauter, k.k. Vizepräsident] in Lans/Innsbruck. - Karl Payr, Univ.-Prof. Innsbruck (* 1835; † 1907) [Ehefrau: Anna Payr, geb. Sauter]. - Eduard Sauter Edler von Riedenegg, k.k. Vizepräsident [Finanzverwaltung] (* 1839; † 1910), Innsbruck. - Friedrich Steiner (* 1849; † 1901), Prag [Schwester: Tochter Payr]. - Vgl. Andreas Sauter (* 1802; † 1872), Forstdirektor, verh. mit Josefine Lürzer von Zehendthal [Josephine v. Lürzer] (* 1800; † 1872) [Partezettel 1872].
Brief vom 5. Oktober 1870 von Fanni Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
Fanni Schlegel (* 1848; † 1905) [Nr. 19[49]], verheiratet Spängler 1872, an [Nr. 18] Franz Spängler:
5. Oktober 1870, Brief mit Umschlag [von anderer Hand und ‚falsch’]:
"Frl. F. Schlögl 12 Brusle [?]" aus Salzburg: Mein lieber Franz! [...Dank für Brief] ; Sonett habe ich gelesen und finde es sehr lieb. Was das lesen in den Hebelschen Gedichten betrifft, bin ich einverstanden daß wir jedesmal 2 Gedichte lesen, und werde damit am Samstag beginnen: Frühlingsoffenbarung und drei Bitten; schickt Fotos, Musterbilder, je 12 Stück, bringt der Mutter Spängler die Fotos, auch meiner Großmutter [Kobler] und meinem Vater [Richard Franz Schlegel] [...] Minna ist bei Lida, und ich soll nun auch hinüberkommen [...] Großmutter grüßt dich. Lebe recht wohl und behalte mich lieb. Mit herzlichem Gruß und Kuß deine Fanni.
Brief vom 12. Oktober 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von [Nr. 37] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler]:
Salzburg 12. 10. [1870]: Mein innigst geliebter Franz! [darüber auf dem Kopf mit kleiner Schrift von Hand des Bruders Otto Spängler: Über Reisigls Angelegenheiten nächstens. Unser Zins wird am 1.November längstens bezahlt werden.] Wie wirst du gestaunt haben wie du den Partezetel von Bruder Franz [Lürzer von Zehendthal; siehe unten] erhalten hast. Es war mir noch nicht möglich zum schreiben zu kommen theils kommen zu mir viele Leute und anderseits war ich bey Lürzer. Denke dir wie dieses schnell gegangen ist. Am Sonntag war Franz noch wie sonst an jeden andern Tag er aß alles Trank ging kurz. seinen gewöhnlichen ganz am Sontag Nachmittag waren die Joseph Spängler Familie dort sogar die kleine Lisa wo er sich gut unterhielt, er spielte noch auf die Nacht mit Marie wie gewöhnlich, ging ins Bett schlief bis ½ 1 Uhr da weckte die Marie ihre eigne Husten auf, sie hörte auch den Franz Xxtzen [ächzen] sie fragte ihn ob er etwas wolle, und er sagte er habe eine Beklemmung auf der Brust sie stund sogleich auf gab ihm die Kirschlorben [?] Tropfen, er sagte dan er wolle auf den Nachtstul, sie legte ihm die Strümpfe an und half ihm herauß den Bethen wurde beangten [?], sie schückte um den Doktor und um die Buigen [?], er sagte dan sie mögen ihm den Tisch näherrücken damit er sich auf lehnen köne, er zündete noch selbst das Licht an half sogar noch den Tisch neher rücken. eine Minute darauf machte er einen Rück mit dem Kopf zurück, und weg war er es erreichte ihn kein Doktor noch Geistlicher das ganze dauerte einige Minuten höchstens eine halbe 1/4 Stund. er starb ohne allen Kampf, Otto welcher 8 Tage früher kommen wußte in der Nacht gar nichts erst am Morgen weckten sie ihn und sagten es natürlich auch u auch ich es erst am Morgen. Du kannst wohl denken wie wir alle empfanden. Die Pezi schläft bey uns die Maria bey Spängler ich ging mit den Begrabnüß und Gottes dienst. – Lebe recht wo[hl] für heute habe ich nicht recht Zeit zum schreiben deine treue Mutter.
[Rückseite mit Ottos Schrift:]
Lieber Franz! Nachdem die Mutter dir über den erschütternden Todesfall des Onkel Franz geschrieben, füge ich nun noch geschäftliches bei. Ich habe am 1.Oktober für dich behoben [Aktiengewinne] : 1 Coupon/ RudolfsbahnXXXrität in Silber – 7.50. – 1 "/ Siebenbürger oder Ungar(ich weiß nicht mehr) 5.- - 6 "/ Silberrente à 2.10 = 12.60; [zusammen:] 25.10 – Hiervon in Silber ab für die Mutter 9. – bleibt Silber – 16.10 oder mit 22 % Agio in Papier – 19.64. – Interesse von Spängler Gewölbe 10.- Darlehen von Tante Therese 21.- Summe der Einnahmen: 50.64. – Ausgaben: An mich abbezahlt 20.9. – 30.- - Zinsen von 50 Xr. für 1/8 – 20/9 - -.34 (Rest 20 Xr.) – Za[h]le Mutter Monatgeld 10.- - Za[h]le an mich ab 1/10 – 3.- Zinsen von 20 Xr. für 20/9.-1/10 – 3.- (Rest 17 Xr. mit Zins vom 1/10 70 – Joppe Kaufschillingsrest – 6.25 – [zusammen:] 49 tl 62 Xr. – 50.64 [minus] 49.62 – Rest 1 tl 02 Xr. (vorhanden Kasse). – Von Louise die herzlichsten Grüße; es hat uns innigst gefreut, mit dir so viel zusammen sein zu können; ich danke dir für alle Freundlichkeit. Leopold Spängler läßt dich fragen, ob du seinen lezten Brief erhalten hast? Wäre es ganz unthunlich, für den fall meines öfteren Reisens nach Wien bei dir in Mödling am Kanapee schlafen zu können? dein Otto.
Maria (Marie) Anna Spängler heiratet Nr. 37 a Franz Lürzer von Zehendthal, "k.k. jubilirter Bergwerks-Inspector". Sie ist gestorben am 15. November 1880 (61 Jahrer alt; Partezettel mit und ohne Foto) und er im Oktober 1870; sie liegen zusammen mit einer Anna Lürzer von Zehendthal, die 1866 stirbt, auf dem Salzburger Petersfriedhof begraben [nicht unsere Linie]; Grabsteine am Aufgang zu den "Katakomben". Die Kinder sind Josefine und Otto.
Brief vom 26. [und 27.] Oktober 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Ein Bogen, "englischer" Prägestempel Löwe, Wappen und Einhorn; / = Seitenwechsel; fragliche [?] Stellen:
1/2 12 Mittags Salzburg den 26/10 [18]70. Mein inigstgeliebter theuerster Franz! Es sind schon wieder einige Tage verfloßen seit ich deinen letzten Brief erhalten habe, wofür ich dir recht herzlich dank[e]. Es ist lächerlich wen ich sage ich finde wenig Zeit zum schreiben, und doch ist es wahr, Täglich komme ich einmal zu Lürzer den die arme Marie[50] ist so trostlos, das ich es für die heiligste Pflicht halte, sie doch ein wenig zu zerstreuen, eben komme ich von ihr herauß, ich fand sie in Thränen als ich hinein kamm und verließ sie in denselben obwohl ich nahe 2 Stund dort war, wie ich schon unten auf der Stiege war fiel mir ein, ich solle / sie vieleicht zu mir herauß einladen, ich ging zurück sie nahm es auf und so kommen sie heute, die Marie hat einen sehr starken Catahre was noch ihr gemüth erschwären mag. Lieber Franz ich bin gottlob gesund, bin viel bey Otto oder die Kindlein bey mir die Zeit vergeht wie immer zu schnell. Die Fräulein Rosalie kömmt auch fleißig. Die Lürzer läßt dich recht herzlich grüßen, und die von Henzen danken, für deinen lieben Brief, aber sie ist es noch nicht im stande dir zu schreiben da sie so sehr angegriefen ist. Sie hat nun um die Pension für sich eingegeben, um 472 fl [Gulden] Der liebe Gott wolle sie ihr zukommen lassen. Hat die Marie die Pension dan, wollen sie um eine gnadengabe für die Pepi anhalten, und dann auch später wegen der Prepende[51] wider bitten, die arme bedarf wohl einer / gnadengabe, da die arme so wenig sieht. Solte es einmal nöthig sein das man irgend in Wien schücken macht [Eingabe], so hoffe ich wirst du gewiß so gütig sein und selbe übernehmen bezüglich der Pepi. Die Marie ist noch immer untröstlich. Denke dir ich konnte gestern schon wider nicht weiter schreiben, weil ich zum Otto mußte und dan kammen die Lürzer, und nach Tisch Abends ging ich zu duregger, und bis diesen Augenblück war der kleine Otto da nun ists halb 4 Uhr, so schwindet die Zeit, und ich komme zu keiner rechten Arbeit und hätte viel zu thun. Die Pomonasche [?] Esenz ist schon seit einen Monath bey Sattler Anton, wen du einmal in die Stadt kömmst so kannst du sie hollen. Denke dir 8 Tag nach den Franz starb der Wohlfartstätter[52] gott habe ihm sellig. Die Zeller Lanser Sattler Toda alle lassen dich recht herzlich grüßen. Die Lanser zieht glaube ich am Samstag herein. / Lieber Franz der kleine Otto spricht so Oft von dir, und wen ich sage was du ihm bringen solst von Wien, so sagt er immer was guts, ich freue mich schon recht sehr wen du zu Weihnachten kömmst, weil es dort doch längert dauert, daß du hier bist so freue ich mich dopelt. Soll ich dir schon noch ein paar Schafwoll Socken strücken, so schreibe mir darüber die starken Stiefl bringt Otto mit. ziehe frei [?] wen es kalt wird die Baumwol Socken an, sie sind ganz gut zu sammen gerichtet. Ist es wahr daß du nach Wien kömmst ich bin schon öfter darum gefragt worden die Luft würde dir aber vieleicht in Mödling beßer thuen. Lieber Franz lebe recht wohl es küßt und segnet dich mit iniger Liebe deine treue Mutter Spángler
Otto Louise duregger der kleine Otto grüßen dich recht herzlich auch Lürzer Spángler.
Brief vom 13. November 1870 von der Mutter Antonia Spängler an ihren Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von [Nr. 37] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 13. 11. 70: Mein innigst geliebter Franz! Schon wider vergingen einige Tage bevor ich dazu komm dir zu schreiben, ich weiß es selbst nicht wie es kömmt, aber bey Otto war alles der Reihe nach krank, da war ich viel Oben, und diese Zeit wo ich zu Hauße bin, habe ich für uns wider einiges zu thun was sich nicht aufschieben läßt. Otto ist dermalen noch immer unwohl an Halsweh. Konnte daher gar nicht nach Wien gehen. Wir freuten uns schon das du hättest mit Otto zusammen kommen können, und er mir sagen könte, wie er dich außsehen findet, ich bin immer so sehr erfreut wen dich Leute gut außsehen finden. ich bin außer einen starken Strauhe [die Strauchen, Katarrh, Schnupfen], welche ich bey deren Kindern erwischt habe ganz wohl. Die Lini war auch schon unwohl, da mußte unsere Kathi sehr viel oben sein, und so vergeht die Zeit so schnel. Diese Tage war ich mit den Zellner bey Eschenloon, die Mädchen waren bey Plachetka auf Besuch, somit war sie allein, und lud mich ein, es war ganz angenehm. Die Sattler wäre auch geladen geweßen wen sie nicht hätte von Swim[?]verein auß, hätte mit der Leiche den Branntspektor [?] Schmit gehen. Die Tage allen Heil eX waren sehr traurig und öde, die Lürzer hat immer noch Husten, und darf nur wenig außgehen, daher sie auch oft sehr Melancholisch ist. Ich konnte wenig auf die gottesacker gehen weil ich eben damals gar sehr die Strauhe hatte. Die Witterung war grenzenloos schlecht.
Max war auch sehr leidend an Zahnwehen und Cartahr. Die Sachen gabuinden [?] wurde heute zum 2ten mahl verkündet mit den Consipianten Huber bey Gestimme [?]. Wen sie nicht neue Zulagen von Hauß bekommt, so darf sie schauen darauß zu kommen den es ist keine Kleinigkeit was man braucht um zu leben. Es wird dir ganz angenehm sein das Ludwich Sauter in Wien ist, den er ist ein ganz netter Mann lebt das Kind von Emil guttenberg? Die Lürzer hat ihre Pension noch nicht erledigt bekommen, hoft es eben alle Tage. Die Pepi will nun wieder vormund um die Prebende [Präbende, Pfründe] bitten. Vielleicht erreicht sie dieselben würdest du vielleicht gelegenheit haben zum Minister Taffe mit dem Bittgesuch zu gehen und zu bitten weil er um die ganze Sache recht gut weiß. Die Lürzer wird dir selbst schreiben. / auf den 17 en lasse ich für den Paten eine heil Meße lesen ich denke um Pathe auch für die Eltern lasse ich dieser Tage eine H Meße lesen. Dieser Tage habe ich die Duregger Familie Nachmittag geladen und am nächsten Dienstag die Zeller mit ihre Leute. für Carl Spängler lag kein Conte in meinem Brief bey. Ich heitze schon seit Mitte Oktober ich mache schon wieder Frühstück in meinem Ofen, Jause und Nachtsupe, es thut mir so wohl ein warmes Zimer. Lebe recht wohl mein lieber Franz: sehen wir uns auf Weihnachten? Es küßt und segnet dich im geiste deine treue Mutter Spängler / alle Bekante grüßen dich recht herzlich, der kleine Otto spricht oft von dir.
"die Lürzer... Pension": Marie Spängler, verh. mit Nr. 37 a Franz Lürzer von Zehendthal, † 1870 (siehe vorhergehenden Brief). - "Ludwig Sauter", siehe Brief vom 2. Oktober 1870.
Briefe vom 13. November 1870 bis 23. Dezember 1870 von Otto Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Briefe noch nicht übertragen: Dr. Otto Spängler [Nr. 18 a] (* 1841; † 1919); verheiratet mit Aloisia [Louise] Duregger (* 1846; † 1915), Salzburg, später Direktor der Salzburger Sparkasse und Gemeinderat, ein Bruder von Franz Spängler [Nr. 18[53]] (* 1839; † 1912), an Franz Spängler: 13. November 1870; fügt eine Abrechnung an, wohl über Zinsen u. ä. von Aktien, die er für seinen Bruder verwaltet (siehe unten) - 24. November 1870: Weihnachten in Wien oder Salzburg, kommt wohl vorher nach Wien zur Generalversammlung der Forstbankaktionäre; Entschädigung für Wasserleitung; "einen schönen Gruß und Busserl vom kleinen Otto" (ein Sohn, geboren 1868) - 23. Dezember 1870: Franz kann also zu Weihnachten nicht nach Salzburg kommen; hat sich mehrmals mit Franz in Wien getroffen; kauft neue Vorhänge für die Mutter, Mutter hat gegen die Gabe "protestiert", da sie von Franz eine "schöne Joppe" erhielt [die Brüder unterstützen die Mutter, und Otto rechnet ab]
Brief vom 24. November 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von [Nr. 37[54]] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 24. 11. 70: Mein innigst geliebter theuerster Franz! Es wird nun schon wieder 10 Tage sein seit ich dir zum letzten mal geschrieben habe, aber ich will heute schreiben damit du öfter Nachrichten von uns bekömmst wir sind dermalen gottlob wieder alle wohl. Die Kinder gehen wieder alle auß da die Wittrung so milde ist. Ich heitze nun im kleinen Öferl zum Frühstück Jause und abendsupe mit kleinen Stückchen Holz und habe viel die Fenster offen. Wir werden diese mülde Wittrung gut im Holz mercken, was ich sehr froh bin. Die Lürzer wird wie sie durch Chiari gehört die 333 Münz [Pension] bekommen weil er nicht den Kriegsrathstitel führte sie will noch in gnaden Weg eingeben um Erhöhung Chiari glaubt für die Pepi wird der gnadengehalt gut außfallen. Sie wissen nur nicht ob sie zuerst für die Pepi um die gnad eingeben sollen, oder für sie um Erhöhung. Lürzer Otto glaubt zuerst für die Pepi, ich weiß nicht, waß sie thun. Um die Prebende geben sie auch jetzt ein. Nun scheint die Frau doch ruhiger zu sein, sie nimt doch wieder an XXX theil, sie spielt auch wieder, es ist doch kurzweiliger. Otto wird nun wohl die 400 fl [Gulden] bekommen, was auch gut wäre dan wird er der Mutter 10 fl im Monath geben, was auch beßer ist, es muß halt eins zum anderen helfen. / Ich danke dir recht herzlich für deine guten Wünsche zum Hochzeits tag ich verbrachte denselben wie jeden anderen Tag Abends war ich bey Otto zum Essen und dann gingen wir zu den Duregger hinab. Den Xaveritag ist um 10 eine heil Meße im Domm für den Paten mache auch du deine Meinung, bis zu deinem Nammenstag schreibe ich wieder. Du hast es in deinem letzten Brief in zweifel gesetzt ob du um Weihnachten kömmst dies thäte mir sehr leid, weil ich mich schon so sehr auf dich freue, je nun wie gott will möge er es fügen - - Wens nicht sein so muß man es auch ertragen - - -.
Wegen Rußland hoffe ich, haben wir nichts zu fürchten, sie werden sich wohl vergleichen. / geß[t]ern warn 3 Spänglermädchen bey mir Nachmittag wo wir der Lürzer ihren Namenstag feyerten auch die F Rosalie [Henf] war Abends da, zum Schluß wurd ich Abends Duregger zum Essen geladen bis ½ 8 Uhr wo dann alles außeinander ging Fräulein Rosalie ging dann auch zu Duregger. Heute war ich bey Hofrichter Spängler mit der Lürzer Pepi, wo es recht angenehm war, dan spielten wir noch bey Spängler Tarok wo die Lürzer auf die Pepi wartet, um 7 Uhr ging ich zu Hauße und nun habe ich an dich lieber Franz geschrieben. Lebe nun recht wohl mein lieber guter Franz sey recht inig gegrüßt und geküßt von deiner dich herzlich liebenden Mutter Spängler / Von allen Bekanten recht viele herzliche grüße.
"Hofrichter Spängler": Joh. Peter Maria Spängler (* 1792; † 1837) war Hofrichter des Stiftes Nonnberg in Salzburg; vielleicht ist die Familie seines (einzigen) Sohns Anton Spängler (* 1831; † 1913) gemeint (so ebenfalls in einem Brief von 1885).
Brief vom 1. Dezember 1870 von der Mutter Antonia Spängler an Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von [Nr. 37] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 1. 12. 70: Mein innigst geliebter theuerster Franz! Ich habe dir schon das letzte mahl versprochen dir zu deinem Namenstag wieder zu schreiben. Lieber Franz nim heute die herzlichsten aufrichtigsten Wünsche gütig an, und sey versichert, das mir dein Wohl und Weh immer recht nah am Herzen liegt, das ich recht oft für dich bethe, das dich der liebe gott recht glücklich werden lasse. – das Sein Göttlicher Segen immer bey dir verbleibe, - und das du so leben mögest, daß du für Zeit – und Ewigkeit gesichert seyst, der lieben gott wolle meine heißen Wünsche [...]. [über der Anrede, auf dem Kopf:] Kathi küßt deine Hände und wünscht alles gute zum Nammenstag. Denke dir ich kaufe öfter einen kleinen theil ein XXX XXX, wo man heuer auf den Mark bekömmt. / Das Nammensfestgeschenk bekömmst du zusammen zum Christkind – kömmst du so gebe ich dir es selbst – wo nicht so schücke ich es dir. Der kleine Otto läßt dir auch alles gute Wünschen, der war gestern mein Gast, Otto und Louise waren in Werfen und da habe ich ihn für einen Tag eingeladen, was er sehr wohl schon versteht, er spricht alles und weiß sich sehr gut außzudrücken, gestern sagte Otto bey Tisch: wen Onkl Franz kömmt dan lange dableiben, nicht gleich fortgehen, dan sagte ich ob ich dir es schreiben soll, dan sagte er, Otto auch schreiben, mit den Papa.
Denke dir lieber Franz die Sauter in Inspruck war dieser Tage auf den Tod krank an einer Lungenentzündung es geht aber Gottlob beßer. Die Ida Schißl war so freundlich uns täglich durch eine Corespondenz-Karte uns das fortschreiten der Beßerung anzuzeigen gestern kam keine, daher hoffe ich sicherlich sie fand es nicht mehr für nöthig, jedoch heute erwarten wir schon eine es ist möglich ich gebe den Brief erst morgen auf, vieleicht kan ich dir dan das Befinden noch hinein setzen. Eduard Spängler ist bey der neuen Montan geselschaft nicht untergekommen, es ist glücklicherweise, in Hallstatt ganz zufrieden, und kann daher leicht zuwarten, bis etwas beßeres kömmt. Sie haben einige Beamte entlassen, und keine neuen angestellt. Otto ist gestern Abends wieder von Werfen zurück gekommen war in der Rückfahrt 3 Stund auf den Weg mit Halhofer beysammen er fuhr dan mit ihnen nach Hallein, wo diese dan nach Salzburg fuhren und er wieder nach Hauße ging. Heute haben wir den ersten Wintertag, aber in diesem Augenblück sehr schön, und heiter. Gestern war ich mit den Duregger, und Emile und Henf Rosalie in Kreutzbrückl zur Jause. Es war ganz angenehm. Ich soll dir von so vielen Bekannten zum Nammenstag alles Schöne bringen, besonders Fräulein Rosalie Spängler Lürzer Alois Spängler, Stipitz, Anhl [?], Otto. Lebe recht wohl noch einmal meinen Segen über dich, und alles was dein ist. Es küßt dich mit iniger Liebe deine treue Mutter Spängler. [auf dem Kopf:] Den 2. 1. Nachricht ist keine gekommen von Inspruck.
Der "kleine Otto" Spängler ist im Juni 1868 geboren, also zweieinhalb Jahre alt. – "#Sauter Innsbruck": Andreas Sauter (* 1802; † 1872), Forstdirektor, verh. mit Josefine Lürzer von Zehendthal [Josephine v. Lürzer] (* 1800; † 1872) [Partezettel 1872]; vgl. in Wien den "Vetter" Ludwig Sauter; siehe Brief vom 2. Oktober 1870. – "Eduard Spängler" (* 1839; † 1883), ein Neffe der Mutter Spängler (Eduard Spängler wohnt zeitweise Alter Markt Nr. 2 in Salzburg.
Brief vom 9. Dezember 1870 von der Mutter Antonia Spängler an ihren Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von [Nr. 37] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 9. 12. 70: Liebster theuerster Franz! Du wirst staunen, das Morgen schon Otto in Wien sich bewegt, ich will daher auch heute gleich schreiben, und deinen lieben Brief beantworten. Wie froh bin ich auß deinen letzten Brief wieder zu hören das es dir gut geht und [du] gesund bist, nur bedauere ich daß du es mit gar so vielen Spitzbuben zu thun hast, ich denke es wird wohl auch einmal eine andere Lage hergehen, wen einer von deinen Kolegen wegkämme, und du dann seinen Platz bekämest. Ich glaube wohl das man [sich] auch [an] dieses gewöhnen kann, aber man möchte mit der Zeit fast überal einen Lumpen sehen. Was ich sehr gerne höre daß du nun endlich ein gutes, dir angenehmes Ha[u]ß, gefunden hast, wo du doch vieleicht jede Woche einen Abend zubringen kanst, und vieleicht mit der Bahn zurükfahren kannst. oder vieleicht mit den Hern Bezürksrichter gehen- sonnst möchte mir für dich, zum Nachhaußegehen bange werden. Vieleicht findest du dort auch ein Mädchen welches dich anspricht, und dir zusagt? ich bin begierig, ob ichs errathe- - -
Auch bey uns war der November größtentheils schön, mit 1 Dezember hat der Winter fest, begonnen, die Schlitten fahren schon über und über, wen auch noch nicht so viel Schne ist, das der Weg gut gut ist, aber es muß gefahren sein. Wie ist es den mit deinem hieher kommen? auf Weihnachten das es mich unendlich freut wen du komen kannst weißt du, wen es aber durchauß nicht sein kann, so muß ich mich halt auch fügen. Die Lürzer hat nichts in den Händen wegen ihrer Pension, währentdem die Wahlhüselstätter die Pension schon im Vorigen Monnath schon erhalten hat. Ich glaube schon es liegt schon lange hier, aber der Wamhe [?] ist gar so beq[u]em, vieleicht bekömmt sie es dieser Tage. Die Lürzer läßt dich recht schön bitten zu thun was möglich ist wegen der Pepi. Ich hoffe lieber Franz du machst es mir zu wissen durch Otto ob du kömmst, da Otto ohnedies vieleicht 10- bis 12 Tage in Wien ist wird er schon öfter an Louise schreiben du kannst auch du mir vieleicht einmal ein Zettel einschließen Was glaubst du lieber Franz? köntest du vieleicht nicht zu denen vielen Komissionen welche du zu machen hast, Handstützerln brau[ch]en? ich würde sie dir von rother und Schwarzer Wolle strücken. Bey Sautter in Inspruck geht es den geregelten gang beßer gottlob. Lebe recht wohl mein lieber guter Franz ich bethe schon fleißig für dich vergiß auch du der Mutter nicht im gebeth. Es küßt und segnet dich im Geiste deine treue Mutter die Spängler / Von allen Bekanten recht viele herzliche grüße. Otto und Paula schreiben oft an dich, bald mit Kreide bald mit Bleistift.
"ein Mädchen": die Verlobung mit Fanni Schlegel war im September 1871. - "Schlitten fahren": Vom Schlittenfahren ist in den Briefen des öfteren die Rede. Der Schlitten diente nicht nur einfach dem Transport im Winter (so z.B. auch im Brief vom 4. Dezember 1871 und in den frühen Briefen vom z.B. 22. Januar 1843 und vom 28. Dezember 1844), sondern auch der Geselligkeit. So ist in den Briefen vom 23. Januar 1847 und vom 12. Februar 1848 vom "Bockschlitten" die Rede, im ersteren Brief mit einer Fahrt in fröhlicher Gesellschaft. Vielleicht stammt die fast Handteller große Kokarde (mit Schleier ca. 10 cm Durchmesser; siehe Fotos) von einem derartigen Vergnügen, falls ich [O. H.] die Inschrift richtig interpretiere: "Erinnerung an die qualvolle Fahrt am 2. Februar im Jahre des Heil‘s 1869." Das Abzeichen zum Anstecken lag bei den Briefen, es fehlt aber [bisher] der Bezug zu einem bestimmten Brief.
Brief vom 23. Dezember 1870 von Mutter Antonia Spängler an ihren Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler in Mödling
Brief von [Nr. 37] Antonia Spängler an den Sohn [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 23. 12. 70: Mein innigstgeliebter Franz! Wie leid thut es mir, daß du diese Weihnachten nicht bey uns zubringen kannst, ich freute mich schon lange auf diese Zeit, in der Hoffnung meinen lieben Franz zu sehen- aber wie es in der Welt geht, man darf sich auf nichts freuen- in gottes Nahmen, man muß sich in das unabenderliche fügen. Alle bedauern schon dein nicht kommen, beyliegend sende ich dir eine ungesottene Zunge, vieleicht kannst du selbe in deinen Ofen sieden es ist auch die Suppe dann sehr gut. Ich hoffe es soll auch die Zunge sehr gut sein aber sie muß so lange gesotten werden bis sie weich ist und gut schellen [schälen] läßt warm essen ist viel gesünder als kalt, und grumberne [Kartoffeln] kann dazu. Lasse dir selbe recht gut schmecken. Auch sende ich anliegend 5 fl damit du dir kauffen kannst was du wilst auch habe ich die Stützeln gestrückt damit du zu die Komissionen etwas warmmes hast, die Stiefl wird Otto das nächste mahl bringen die Krägen zu ändern wird sehr schwer fallen weil in der Mitte Rückwerts ein Knopfloch ist alles weg zu nehmen wird zu viel sein, ich werde sehen was sich machen laßt. Ich denke sie sind beim Bügeln in die Weite gezogen worden.
Lieber Franz es ist zu viel daß du mir noch etwas kaufen laßest, da du mir ja ohnehin schon die hübsche Jophe geschückt hast. Ich danke dir recht herzlich dafür. Ich wünsche dir von ganzen Herzen recht glückliche Feyertage, und auch ein recht glückliches neues Jahr, ich denke zwar daß wir bis dahin noch schreiben aber man kann nicht gewißes sagen ziehe frei ja jetzt die Wollenen Sechel an sowol Baumwoll als auch die Schafwollsocken. Den es ist hier sehr kalt, vieleicht ist es auch dort so. Lieber Franz dir noch herzlich dankend und dir noch alles gute wünschend verbleibe ich in aller Liebe deine dich segnende Mutter Spängler – Alle Bekanten bedauern dein nicht kommen die beiden Langer haben schon verabredet wan sie dich einladen, so sagte sie mir von einer ¼ Stund. Der Kriefant [?] Minna wurde gestern Abends um ½ 9 Uhr [e]in neugemachter Mantl und eine hübsche Jophe gestollen vom Nagl an der Thür. – [Mit anderer Schrift; der Bruder Otto:] An meinen lieben Franz. Lieber Franz! Eben bei Schluß des Briefes fällt mir ein, wenn du etwa ein Klezenbrod wolltest, so bitte ich es zu vermelden; es würde mir ein Vergnügen sein, dir eins zu senden.
"Langer": Familie von der Frau von Julius Spängler (* 1837; † 1903), verh. mit Bertha Langer [Linz].
Einzelnachweise
- ↑ Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
- ↑ Man kann sich, abgesehen von der Sütterlin-Schrift, in eine Handschrift "einlesen", aber manche Probleme bleiben: Hier ungeregelte Rechtschreibung (aufgrund mangelhafter Schulbildung?) z. B. in der Verdoppelung von Buchstaben ("Sammstag") bzw. das Gegenteil ("Sontag", "vieleicht"). Es gibt viele Flüchtigkeiten, die Unterschiede zwischen "r", "e" und "n", zwischen "d" und "h", ebenso zwischen "P", "K" und "R" verschwimmen lassen und, gravierend, Unsicherheiten bei der Schreibung von Eigennamen. Ich [O. H.] versuche so buchstabengetreu wie möglich zu übertragen. Bei "e" und "n" habe ich übertragen, wie es sprachlich korrekt wäre. Auffällig bleibt das Fehlen eines "m" für den Dativ. Stillschweigend übernommen wird der Verdoppelungsstrich über "m" und "n" als Doppelbuchstabe, zumeist auch der Verkürzungsschlenker am Zeilenende. Belassen wird generell die mangelhafte bzw. regellose Zeichensetzung. Bei Auffälligkeiten wird zuweilen ein [!] eingefügt und versuchsweise werden Wörter oder Wortteile in eckigen Klammern ergänzt. Weitere Hinweise stehen bei den einzelnen Briefen.
- ↑ Stanislaus Weinwurm, der Vater von Marie Weinwurm (* 1839; † 1911), 1863 verheiratet mit Rudolf Spängler (* 1830; † 1895); auch im Brief vom 26. Juli 1870 erwähnt
- ↑ Obermoos?
- ↑ Carl Schmidt (Eisenwarenkaufmann), * 1839; † durch Suizid am 17. April 1870
- ↑ vgl. Brief vom 20. August 1870; mehrfach erwähnt
- ↑ Otto Spängler (*19. Juni 1868; † 1922), 1894 verheiratet mit Bertha Schiestl (* 1872; † 1951)
- ↑ Seit April 1870 ist Franz Spängler Adjunkt am Bezirksgericht in Mödling.
- ↑ wohl Rudolf Biebl, seit 1858 im Salzburger Gemeinderat, später Bürgermeister
- ↑ auch im Folgenden zumeist ohne "h" heutiger Rechtschreibung, ebenso in anderen Wörtern
- ↑ Der Sternbäcker Johann Haager, Getreidegasse 29, war von 1870 bis zu seinem Ableben 1886 Salzburger Gemeinderat.
- ↑ 2 Gulden, 36 Kreuzer
- ↑ Siehe Erklärung von Carl Steiner in der Salzburger Zeitung vom 30. April 1870.
- ↑ (handschriftlich mit Unterstützung des Vaters) der kaum zweijährige Sohn Otto Spängler (* 19. Juni 1868 in Salzburg; † 1922 in Innsbruck)
- ↑ Theresia Späth, verheiratet Schaffner († 15. Mai 1870), genannt "Theresa Schaffner die Ältere"; siehe zu: Schaffner-Haus; siehe auch folgenden Brief vom 29. Mai
- ↑ Kasimir Graf Esterházy von Galántha (* 1805; † 13. Mai 1870)
- ↑ nicht Karl Franz (Carl) Planck von Planckburg (* 1833; † 1880 in Linz), Gründer der Oberbank Salzburg; siehe zu: Otto Spängler und 'Geneanet oholzapfel' (https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org); vgl. folgenden Brief vom 29. Mai
- ↑ Auskultant, Anwärter auf das Richteramt, Praktikant
- ↑ siehe zu: Schaffner-Haus und voranstehenden Brief vom 16. Mai
- ↑ Otto Spängler (* 1868; † 1922)
- ↑ Paula Spängler (laut Stammbaum * 26 [!]. Mai 1869; † 1932), 1887 verheiratet mit Georg Mussoni (*1859; † 1933)
- ↑ Grunderwerb für den Bau einer Eisenbahn
- ↑ Maria Josepha Spängler (* 1832; † 1896), verheiratet Angermayer von Rebenberg
- ↑ Vielleicht eine Hochzeit in der Familie von Wundarzt Ferdinand Krackowizer (* 1818; † 1885 in Gmunden), dessen Sohn Chirurg und Bürgermeister von Gmunden war (Mitteilung von Peter Krackowizer, November 2022).
- ↑ vgl. Brief vom 16. Mai 1870
- ↑ Die hier nicht kursiv gesetzten Wortteile und Wörter sind mit anderer Handschrift (von Otto Spängler?) über dem Text nachgetragen worden.
- ↑ ca. sechs Wörter für mich, O.H., unleserlich]
- ↑ vergleiche zu Otto Spängler: Maximilian Alois Otto Spängler, * 23. Juni 1870 in Salzburg; † 26. Januar 1871
- ↑ Maximilian Spängler (* 23. Juni 1870; † 26. Januar 1871); vgl. Brief vom 30. Januar 1871
- ↑ Vgl. zum Brief vom 27. Juli 1870
- ↑ offenbar die Ehefrau von Mathamatik-Professor Hermenegild Kottinger, siehe Brief vom 29. Dezember 1847
- ↑ vgl. Brief vom 20. Juli 1876
- ↑ Vgl. 'Geneanet oholzapfel' (https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org zu Franz Lürzer von Zehendthal (* 1796; † 1870), verheiratet vor 1834 mit Marie Reisigl (* 1807; † 1850) und Bemerkung [Nov. 2022] dort: "von hier besteht eine (bisher ungeklärte) Verbindung zur Famililie Schaupp; nach Josepha XX, verh. N.N. Schaupp (gestorben vor 1870), ist "Pepi" Reisigl 1870 Alleinerbin und deren Erbe soll dann an die Familie Lürzer gehen"
- ↑ Anton Spängler (* 1831; † 1913), verheiratet mit Karoline Leeb (*1843; † 1918), eine Tochter Carolina, * 19. Juni 1870 in Braunau am Inn (weitere Daten unbekannt); sie fehlt in den älteren Spängler-Stammbäumen und folglich auch bei G. Stierle 2022. Vgl. 'Geneanet oholzapfel' (https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org
- ↑ vgl. die Briefe vom 16. und 29. Mai 1870
- ↑ Am 19. Juli 1870 ist der Deutsch-Französische Krieg ausgebrochen. Auch in den folgenden Briefen ist von diesem Krieg die Rede
- ↑ Antretterhaus, Mozartplatz Nr. 4
- ↑ Stanislaus Weinwurm, Fabrikbesitzer in Wien; vgl. Brief vom 18. April 1870
- ↑ Wertpapiere
- ↑ Dividenden
- ↑ Deutsch-Französischer Krieg; vgl. Brief vom 26. Juli 1870
- ↑ von anderer Hand (Otto Spängler?) eingeklammert, mit Fragezeichen versehen und unten am Rand: "dürfte wohl eine 0 zu viel sein. Anmerkung des Absenders"
- ↑ "f" auf "s" korrigiert
- ↑ Foto einer Seite dieses Briefes bei Otto Spängler
- ↑ August Spängler (* 1827; † 1895); er führt mit dem Onkel Josef I. Johann Spängler die "Franz Spangler'sche Tuch- und Seidenhandlung" am Marktplatz weiter, bis die Firma 1893 an Max Gehmacher senior verkauft wird. "Tini" bisher nicht identifiziert; dem Stammbaum [2022] nach war August Spängler nicht verheiratet.
- ↑ * 1840; † 1910; 1868 verheiratet mit Franz Egghofer (* 1836; † 1872), eine Tochter von Hofrichter Franz Anton Spängler (* 1790; † 1862)
- ↑ Vergleiche Brief der Antonia Spängler an den Sohn Franz II. Xaver Gregor Spängler vom 12. Oktober 1870: "Über Reisigls Angelegenheiten nächstens." Die Verbindung zur Familie Lürzer von Zechenthal geht über Franz Lürzer von Zehendthal (* 1796 in Hallein; † 1870 in der Stadt Salzburg), verheiratet mit Marie Reisigl (* 1807; † 1850) und in zweiter Ehe ohne Nachkommen verheiratet mit Marie Spängler (* 1820 in der Stadt Salzburg; † 1880 ebenda); aus erster Ehe eine Tochter Josepha Lürzer von Zehendthal (* 1834 in Agordo, Venetien; † 1904 in Salzburg), sie ist Stiftsdame in Hall in Tirol. Franz Lürzer von Zehendthal (so schreibt er sich) ist ein Sohn von Franz Lürzer von Zechenthal (* 1768 in der Stadt Salzburg; † 1830 in Hall in Tirol); Marie Spängler ist eine Tochter von Josef Ignatius Johann Thadäus Zacharias Spängler (* 1786 in der Stadt Salzburg; † 1861 ebenda) und Elisabeth Auer (* 1802; † 1870). Vgl. 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org, nach Anmeldung offen einsehbar.
- ↑ "Nr. 37" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'. (https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org
- ↑ "Nr. 19" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'. (https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org
- ↑ bisher nicht näher identifiziert
- ↑ Präbende, kirchliche Pründe
- ↑ Vgl. zu Franz Xaver Späth: [offenbar aus der Familie von…] "in zweiter Ehe heiratete er 1816 Maria, die Tochter des Klagenfurter k.k. Appellationsrates Johann Wohlfahrtstätter (* 1749; † 1820) und seiner Frau Josefa, geborene Lürzer."
- ↑ "Nr. 18" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'.
- ↑ "Nr. 37" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel'.
Quelle
Hauptartikel Kobler-Spängler-Briefe
Die Korrespondenz im Detail
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Literatur: Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler