Franz II. Xaver Gregor Spängler
Dr. Franz II. Xaver Gregor Ezechiel Spängler (* 10. April 1839 in der Stadt Salzburg[1]; † 24. Jänner 1912 in Krems an der Donau, NÖ.)[2] war ein in Salzburg geborener promovierter Jurist, k. k. Oberlandesgerichtsrat und Richter in Krems.[3]
Leben und beruflicher Werdegang
Franz Xaver Gregor Spängler war der Sohn des Salzburger Spediteurs Franz Xaver Gregor Spängler (* 1793; † 1854) und seiner Frau Antonia, geborene Lürzer von Zechenthal (* 1803; † 1882). Er besuchte die Schule in Salzburg, wo er ab 1850 das Gymnasium besuchte, das er im August 1858 mit der Matura "mit Auszeichnung" abschloss[4]. Seit der Schulzeit verband ihn relativ enge Freundschaft mit einem Lehrer, Pater Albert Eder, dem späteren Erzbischof von Salzburg Franz de Paula Albert Eder, der mit ihm im August 1853 eine Reise über München, Konstanz, den Hochrhein usw. bis nach Venedig unternahm.
Spängler studierte Rechtswissenschaften in Graz ab Oktober 1858 bis 1860, in Wien ab 1860, wo er im Juni 1862 die erste juristische Staatsprüfung mit Auszeichnung ablegte. Danach war er mehrfach am Salzburger Landesgericht tätig und legte das erste und zweite Rigorosum (Dr. jur.) in Innsbruck im Februar und Mai 1863 ab. Die Richteramtsprüfung war in Wien im Februar 1865; ab April 1870 war er am Bezirksgericht in Mödling, ab November 1874 am Landesgericht in Wien.
Im November 1880 wurde er Bezirksrichter in Pottenstein (Niederösterreich)[5] und seit April 1887 war er am Kreisgericht in Krems; im April 1904 wurde er dort zum Oberlandesgerichtsrat ernannt[6] Im März 1902 bemühte er sich um die Stelle des Vizepräsidenten beim Landesgericht in Salzburg, bekam sie aber nicht. Mit der Pensionierung erhielt er im November den "Orden der Eisernen Krone III. Klasse".
Familie und Kinder, Ferien in Salzburg
Bild der Familie des Franz II. Xaver Gregor Spängler in Krems an der Donau am 9. Juli 1897
Beschreibung, Rückseite des Bildes vom 9. Juli 1897 mit der Familie des Franz II. Xaver Gregor Spängler in Krems an der Donau.

Franz Spängler heiratete am 8. April 1872 im Salzburger Dom Franziska Maria Amalia Schlegel (Fanni; * 1. Juni 1848 in Salzburg; † 21. März 1905 in Krems an der Donau), die Tochter von Stadtarzt Dr. med. Richard Franz Schlegel (* 1811; † 1881) und die geliebte Enkelin von Franziska Kobler (* 1796; † 1886)[7]. Zahlreiche Briefe ("Kobler-Spängler-Briefe"[8]) belegen das enge Verhältnis der Familienmitglieder untereinander, besonders mit der Mutter Anthonia Spängler, geborene Lürzer von Zechenthal (* 1803; † 1882), deren Mann Franz Xaver Gregor Spängler bereits 1854 starb, mit dem jüngeren Bruder Otto Spängler (* 1841; † 1919) und mit der "Großmutter" Fanny Kobler, der "Höllbräuin", welche die junge Familie auch finanziell unterstützte.
Nach dem Wegzug aus Salzburg waren Mutter und Kinder regelmäßig in den Ferien zu Besuch in Salzburg und berichteten in Briefen dem Vater davon[9]. Man geht mit den Kindern "ins Bad nach Mülln", Kaffee und Schokolade trinken zu Tomaselli, 1885 gibt es für die Kinder Schwimmunterricht in Leopoldskron und dort machen sie die "Freiprobe", das Freischwimmen.
Das Ehepaar Spängler-Schlegel hatte sechs Kinder:
- Franziska Spängler (* 1877 in Wien; † 1962 in Salzburg) war Musiklehrerin in Salzburg, unverheiratet,
- Antonia (Toni) Spängler (* 1879; † 1918) war verheiratet mit Rudolf Freiherr von Widerhofer (* 1832 in Wien; † 1901 in Bozen) und von ihnen stammt die Familie von Widerhofer ab, u. a. Trude [Trudl] Widerhofer (* 1900; † 1993), verheiratet Heinrich Widerin (* 1900; † 1969) – sie war in der Spängler Bank in Salzburg tätig,
- Rosa (Rosl) Spängler (* 1880; † 1967) war verheiratet mit dem Wiener akademischen Maler Oswald Grill (* 1878; † 1964)
- Johanna Spängler (* 1882; † 1973) war verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940),
- Franz Spängler (* 1883; † 1964) war verheiratet mit Karoline Fischer (* 1892; † 1952) mit Nachkommen in Kremsmünster und Steyr
- Otto Spängler (* 1886; gefallen 1918) war verheiratet mit Christl Avanzo (* 1890; † 1948) mit Nachkommen in Wien.[10]
Schriftprobe Franz Spängler, 1896
"Wer auf die Welt sein Herze stellt, der schafft sich bittres Leid; was sie verspricht, das hält sie nicht, ihr fehlt Beständigkeit. Und wer es stellt auf Gott und Welt, dem winket nie die Ruh‘; getheiltes Herz schafft Sorg‘ und Schmerz, führt nicht dem Himmel zu. Auf Gott allein! So soll es sein, er ist der wahre Hort: Wer ihm vertraut, auf ihn nur baut, ist selig hier und dort. Beherzige und befolge diese Worte im Leben; das ist der Wunsch und die Mahnung deines dich liebenden Vaters. Krems 25 October 1896. Dr. Franz Spängler"[11]
Spängler war in vielen Vereinen tätig und u. a. Ehrenmitglied des Wiener Sängerbundes, Aktiver der Liedertafel in Pottenstein und des "Gesang- und Orchestervereins" in Krems (davon 25 Jahre als Vorstand).
Tagebücher, Sammlungen, weiterer Briefwechsel
Die Kobler-Spängler-Briefe von 1845 bis 1848, hier die Briefe "1858" an die Mutter und vor allem an den Bruder Otto Spängler vermitteln einen Eindruck von der Zeit des Studiums in Graz (September 1858) bis zu den Prüfungen für die weitere juristische Laufbahn in Wien 1862. Franz Xaver kümmert sich intensiv um den jüngeren Bruder (fast in der Rolle eines Erziehungsberechtigten für den verstorbenen Vater), der vor der Matura steht, er fordert immer wieder Nachrichten aus Salzburg ein und bestellt ständig ausführliche Grüße und Empfehlungen an Verwandte und Freunde in Salzburg. Diese Briefe zeugen auch von den weitgespannten Interessen, die über das Jura-Studium hinausgehen (Literatur, Theater); mit dem Bruder korrespondiert er auf Französisch. Viel wird "Gesundheit" benannt, gepaart offenbar mit einem festen (katholischen) Glauben.
Aus den vielen erhaltenen Papieren – Franz Spängler scheint in dieser Hinsicht ein penibler "Sammler" gewesen zu sein – interessieren hier besonders drei Tagebücher aus den frühen Jahren in Salzburg. Sie berichten (um nur einen Eindruck zu vermitteln) 1860 u. a. vom Neujahrsfest "in angenehmer Gesellschaft bei den Plachetka mit Punsch", wiederum vom "Punsch mit Ernst Lürzer", von der Aufhebung der "Landesregierung von Salzburg... nur mehr ein Landeshauptmann (sei) zugleich Bezirksvorsteher... Aber warum?, nach welchem Prinzip? Die Zeit wird es lehren..." Endlich seien die Fesseln der Festung gesprengt "Gottlob! ...Entwicklung in Salzburg (ist) möglich." Fasching wird häufig mit "Gutenberg" [Guttenberg] gefeiert. Man tanzt und "Papa Duregger" (Alois Johann Duregger) teilt seine "Pläne hinsichtlich seiner 2 Mädchen" mit: "Keiner der Herren, wie sie im Saale sind, [wird) eines seiner Mädchen bekommen" [Otto Spängler heiratete dennoch Louise Duregger!]. Am 19. Juli 1865 ist "Kaiserball verherrlicht durch die Anwesenheit des Kaisers, des Königs v. Preußen, Großherzogs von Hessen, Erzh[erzogs]... nebst Ministern, Generalen, u. Hofchargen..." Am 29. Juni stirbt Fanny Plachetka... Am 14. September ist "Gaisbergparthie mit Weinwurm u Leopoldine Spängler".
Franz Spängler sammelte offenbar auch Partezettel und Sterbebildchen, die ihm zugeschickt wurden, u. a. für Eduard Spängler (* 839; † 1883), ein entfernter Cousin, für Friedrich Zeller (* 1838; † 1862) und Carl von Lanser (* 1805; † 1869), für Andreas Sauter (* 1802; † 1872) und Josefine Sauter, geborene Lürzer von Zehendthal (* 1800; † 1872), für Heinrich Ritter von Mertens (* 1810; † 1872); Camilla Mertens, die Tochter des Bürgermeisters, war eine Freundin seiner Frau Fanni, geborene Schlegel). Dazu kommen u.a. die Familien Angermayer, Bauernfeind [Paurnfeind], Gattermayer, Harrer, Kaserer, Lorinser, Schlögelhofer usw. Hier tauchen die Namen aus der Salzburger Gesellschaft auf, die ihm (und seiner Mutter, seiner späteren Frau und deren Großmutter) offenbar wichtig sind.
Besondere Beachtung verdient wieder der Briefwechsel. Briefe von und an seine Frau, z. B. wenn diese mit den Kindern in Salzburg war, sind nummeriert und fast "aktenmäßig" mit Vermerk über Beantwortung u. ä. versehen. Die Briefe der Großmutter Fanny Kobler wurden gebündelt und aufgehoben. "Durchgeordnet" war das alles nicht bzw. auf Briefmarken u. ä. eher ausgeschlachtet worden. Aber diese Briefe, oft mit beigelegten Akten und Notizen, geben Einblicke in Alltag und Leben jener Zeit (z. B. oben zu den Ferien in Salzburg). Aus Graz schrieb Franz Spängler 1859 und 1860 dem Bruder Otto vielfach auf Französisch; Schulkenntnisse wurden angewandt. Er lebte 1859 als Student von einem Monatsgeld von 42 Gulden; das Zimmer kostete 6 Gulden, sein Essen 8 Gulden, ein Spazierstock 1,5 Gulden. Die Mutter wurde brieflich gesietzt und angeschrieben mit "An die wohlgeborne gnädige Frau Antonia Spaengler geborene v. Lürzer zu Salzburg".
Es gibt Einladung und Programm zu einem Gesangsfest im August 1869 in Salzburg. Auf einem Stammbuchblatt verewigte sich Julius Ritter von Plazer. Es gab 1861 einen "mit allen möglichen Kleinigkeiten behängte(n) Christbaum". Vom 16. Februar 1868 ist die Faschingsausgabe der "Gemeinde-Zeitung" von "Salzhausen" aufgehoben worden. Die farbige "Plan-Skizze" der Stadterweiterung von Salzburg 1861 trägt handschriftliche Notizen. Franz Spängler erhielt 1858 als Halbwaise ein Salzburger Fakultäts-Stipendium von jährlich 300 Gulden.
Die Verlobten tauschten sich aus über die literarischen Werke, die sie zeitgleich lasen. Als Hochzeitsgeschenke gab es 1872 u. a. "von Papa Zeller und Ludwig [Zeller] zusammen ein wunderschönes Teeservice für 12 Personen, von meinen Eltern eine sehr hübsche Kukuksuhr, ein besonderer Wunsch von mir, und heute von der alten Frau Laschensky eine Zuckerzange und eine Salzbüchse samt Schäufelchen von Silber. Wie du siehst, lauter brauchbare Dinge. Ich sehe alle meine hübschen Sachen zuweilen an, und denke, wie schön es sein wird, wenn wir dieselben miteinander benützen werden." Die Hochzeitsreise ging nach Venedig (alle Hotelrechnungen wurden aufgehoben). Man ließ sich fotografieren und verschickte Fotos (auch das wird aufgelistet). Und und und. In dieser bunten Zusammensetzung wartet der Briefwechsel noch auf eingehendere Auswertung. Siehe dazu auch Kobler-Spängler-Briefe und Akten von Franz Spängler.
Literatur
- Stierle, Günter: Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler, 2022, Seite 53 und 55
Quellen
- ↑ Geburts- und Taufschein, ausgefertigt 1842 und Taufbuch der Pfarre Salzburg-St. Blasius 1839: "Franziscus Xaverius Maria Antonius Ezechiel"; bei der Trauung 1872: "Franz Maria Anton Ezechiel".
- ↑ Sterbebuch der Pfarre Krems-St. Veit, Band 20, S. 3.
- ↑ Nach ihm ist in Krems die "Spänglergasse" benannt. Vergleiche "Dr. Franz Spängler", in: Hans Frühwirth: Ihre Liebe galt Krems. 100 Kremser Persönlichkeiten von Gozzo bis Wilhelm. Krems, Kulturamt der Stadt Krems, 1997, S. 218 - 220. ISBN 3-90 16 64-01-9.
- ↑ Seine Zeugnisse weisen ihn durchgehend von im Schnitt etwa 30 Schülern in einer Klasse als besten Schüler aus, teilweise mit besonderen Preisen bedacht
- ↑ Seine dort geborene Tochter Johanna Spängler (*1882; † 1973) heiratete den Bürgerschuldirektor und Schulrat Rupert Holzapfel in Krems (* 1868; † 1940), die älteste Schwester Franzi Spängler (* 1877; † 1962) war u. a. Musiklehrerin in Salzburg, Toni Spängler (* 1879; † 1918) heiratete Rudolf von Widerhofer (* 1876; † 1940), Rosl Spängler (* 1880; † 1967) heiratete den Wiener akademischen Maler Oswald Grill (* 1878; † 1964), Franz Spängler (* 1883; † 1964) wurde Rechtsanwalt in Kremsmünster, der jüngste war Otto Spängler (* 1886; † 1918) in Wien.
- ↑ 1892 hatte er ein jährliches Gehalt von 2.200 Gulden, im September 1898 von 3.000 Gulden. Zum Vergleich: 1886 wurde das (steuerliche) Vermögen der verstorbenen Großmutter seiner Frau, Fanny Kobler, in Salzburg auf insgesamt 35.000 Gulden geschätzt.
- ↑ Trauungsschein 1872; Trauzeugen waren Alois Spängler, "Privater", und (der Bruder) Dr. Otto Spängler, "Gemeinderat". Fanni Schlegel wohnte damals "Marktplatz Nr. 10, 2. Stock" [heute Alter Markt Nr. 10].
- ↑ Im Besitz der Familie; O. Holzapfel, Freiburg i. Br.; z. T. übertragen, neu geordnet und referierend aufgelistet.
- ↑ Sie wohnten dann bei der Großmutter im Höllbräuhaus in der Judengasse, heute Hotel Altstadt Radisson Blu, Adresse z. B. "Fanni Spängler, bei Fanny Kobler, in der Hölle, Salzburg".
- ↑ Familiengeschichte "Spängler" usw. eingearbeitet im "Geneanet", öffentlich nach Anmeldung zugänglich unter "oholzapfel" und den entsprechenden Personen mit weiteren Hinweisen = 'Geneanet oholzapfel' ([https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org).
- ↑ Ein Einzelblatt wahrscheinlich aus einem Poesiealbum. Das Datum kann keinem besonderen Ereignis zugeordnet werden; Johanna Spängler ist 1896 vierzehn Jahre alt.