Kobler-Spängler-Briefe von 1845 bis 1848
In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1845 bis 1848 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.
Einleitung
Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).
Über die Korrespondenz
Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.
Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz Xaver Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]
1845
Brief vom 5. Jänner 1845
Von [Nr. 39] (Mali) Amalie Kobler-Castelli (* 1821; † 1848) [ Zäzilia Amalia Kobler][2] an Betti Kobler[3]
Briefe mit einer grauen Banderole "1845" gesammelt: ein Blatt gefaltet, zerbrochenes und abgerissenes Siegel; "An Mademoiselle Mademoiselle[4] Betti Kobler. Abgabe im Bräuhause in Scheerding [ Schärding]; Poststempel "Salzburg 7. Jan." / = Seitenwechsel:
Salzburg, am 5. Jenner 1845. Meine liebste, meine theuerste Betti! Könnte ich Dir doch alle die zärtlichen Namen geben die in meinem Herzen für Dich stehen. Endlich bin ich im Begriffe Dir einmal das mit Worten so gut als möglich zu sagen, was ich für Dich fühle, und wie ich mich unendlich freue, wenn ich Dich wieder bei mir habe. Denn diesen leider schon so lang gehegten Wunsche gebe ich nun ganz kunnd [!], und jeden Tag erwarte ich Dich bei mir, in unsere freundlichen Kreise. Wie oft wir von Dir sprechen, wie noch öfter ich an Dich denke, das kannst Du nicht glauben. Wenn doch jetzt unsere Betti bei uns wäre! Heißt es immer, und nicht nur ich, nein Alle freuen sich auf Deine Ankunft. Dir Alles zu schreiben, was ich möchte daß Du wissen solltest, nein, das wäre unmöglich. Ich begnüge mich nun mit dem frohen Gedanken Dir das Alles bald selbst zu sagen, und meine Unterhaltungen, obwohl wenige, mit Dir gemeinßam [teilen] zu können; den geteilte Freude ist doppelt Freude; und ich sage Dir ich habe mich kaum mehr so gut unterhalten als wie Du hier warst. Also mache mir und Allen die Freude bitte Deine liebe Mutter in unser Aller Namen, und kom[m]e, je eher, je lieber, ich kann es ohnehin kaum mehr erwarten; obwohl ich den Brief noch bei mir da sehe, so meine ich, Du weißt es schon was ich schreibe. Du schreibst mir ich hätte einen Brief von Dir nicht beantwortet, nein meine Liebe, ich habe seit meinen Namenstag gar keinen von Dir erhalten, und auf denselben vom 10 Juli habe ich schon geantwortet. Und nun glaube ich meine Sehnsucht und Möglichkeit ausgedrückt zu haben und sage Dir nun noch daß ich Dich gewiß erwarte, da ja immer ein Poststellwag[en] / von Euch hierher kommt. Du wünschest mir Glück meine Gute, ich danke Dir herzlich dafür, und Alle die Du grüßen ließest erwiedern Deine Freundlichkeit. Du zeihest mich der Unaufrich[tig]keit? wie kannst Du glauben, ich würde es Dir verschweigen, da Du schon damals in mein Herz blicktest. Es heißt ich sei Braut! Meiner Ansicht nach wird nur die mit dem Namen bezeichnet die schon beynahe vor dem Altar steht, und so nahe sind wir noch nicht. Dr. Schlegel [ Richard Franz Schlegel, Anm.] jetzt mit Recht mein theuerer Freund hat um meine Hand bei meiner Mutter [ Fanny Franziska Kobler, Anm.] geworben, welchen zwar ohnedieß unsere Liebe kein Geheimniß war, um mich zu einer Zeit wenn es unsere Verhältniße gestatten seine Frau nennen zu können. Daß wir uns damals schon gut waren, das weißt Du ja!! wie bald wir aber ans Ziel gelangen wissen wir in dem Augenblick nicht; und dies Warten ist in meiner glücklichen Verhältnissen und bei der unendlichen Liebe und Anhänglichkeit zu meiner guten Mutter nicht schwer, besonders da wir uns täglich sehen, und in Gesellschaft der Unseren ja sprechen können. Auch er grüßt Dich vielmal herzlich, und freut sich auf Dich, da auch er nun ein Recht auf Verwandschaft, und Freundschaft hat. Du findest nun unseren Kreis um ein liebes Glied größer, und wir werden uns hoffentlich recht gut mitsamen unterhalten. Bei uns ist es recht lebhaft jetzt da jeden Donnerstag große Gesellschaft bei uns ist, von Kunst Verein. Morgen den 8. Juni ist wieder Holz Ball, wahrscheinlich weiterhin ohne [Dich], wie würde es mich freuen wenn Du schon da wärest; doch das Nächstemal hofe [!] ich Dich bei mir zu haben. Nim Dir nur ein Ballcostum mit, und sieh daß Du länger bei uns bleiben kannst. Laß nur Deine hübschen Sachen sehen. Neues hab ich nichts Besonderes, doch Einiges wirst Du doch sehen. An meinen Jahrestage haben wir auf Dein Wohl getrunken ./. [Punkt Strich Punkt] / Mit nächster Gelegenheit erwarte ich Dich oder jedenfalls eine Antwort. Nochmals sei versichert wie sehr ich mich auf Dich freue. Wenn Du Lieder hast, nim [!] sie mit. Und nun lebe recht wohl, grüße Deine liebe Mutter und Deine Freundin und sei herzlich geküßt von Deiner treuesten Freundin Mali. - [gleiches Blatt, S. 3:] Liebe Betti! Empfehle mich deiner Guten Mutter recht herzlich, und sage ich vereine mit Bitte mit der Maly, und wenn es möglich ist, so sollte Sie Dich wieder auf eine Zeit zu uns schüken, wir freuen uns alle Dich bald zu sehn. Fany Kobler. [Mali:] Louise dankt noch ein Mal für ihren Fritz, und grüßt Euch, wir auch die Lodenhofer Pepi.
Brief vom 19. April 1845 von Amalie Kobler-Castelli an Betti Kobler[5]
Briefe mit einer grauen Banderole "1845" gesammelt: ein Bogen gefaltet und in den Falten auseinandergefallen = //; XX = Wort und Wortteil unleserlich [für mich; z. T. im Bruch der Falten]; XXX = größere Teile übersprungen, schwer lesbar; Prägestempel "Bath" mit Krone:
Salzburg, am 19. April 1845. Meine innigstgeliebte Betti! Kaum weiß ich, wo ich zu schreiben anfangen soll, dennXX in der Zeit, wo wir getrennt sind, gar nichts für uns // XXX XXX so meine ich, daß Du immer Alles wissen müssets, was ich weiß. Vor Allen meinen Dank für Dein Schreiben, es freut mich immer unendlich! Von Hrn. Hauptmann [Glaeser] haben wir längere Zeit schon keine Nachricht, aber der PfXX [Professor?] gibt die Hoffnung nicht auf, und er gab ihm eine Salbe wo er sprach: "Die wird Sie heilen; es wird aber 3/4 Jahre hingehen, und es wird noch schlechter werden, wenn Sie früher gekommen wären, hätte ich Sie in acht Tagen geheilt"; nun mit Gottes Hilfe wird es wohl werden. Das Geld bekomst Du durch den Boten. Nun werde ich dir von Kosa schreiben. Zur // Hochzeit war ich nicht XX weil unsere [?] XX Niemand war als ihre Schwiegermutter und Schwägerin. Es geht ihr gut, sie war ihrer Hochzeit zu Ehren in München, sie hat ihren Mann gern, und er liebt sie unendlich. Sie war bei mir, und vorigen Sonntag, waren wir dort, wo sie sich gut benahm. Den weißen Sonntag XXX [nicht alles gelesen] XXX / nichts weniger als liebenswürdig. Ich wollte nun Du könntest selbst hören und sehen, ihre Schwester, eine Beamtens Frau von Wiener-Neustadt ist jetzt hier XXX [nicht alles gelesen] XXX / XXX Und das zweite ist daß die Frau u der Herr Laschensky bei uns waren, und mich baten die Mathilde zur Firmung zu führen, was mich unendlich freut, und worüber ich XXX [nicht alles gelesen] XXX / daß ich mir nun von ihm helfen lasse. Sie grüßt Dich herzlich auch die Mad. Fuchs. Madame Schlögelhofer grüßt Dich vielmal und läßt Dir sagen, du sollst XXX kochen lassen; es wird schon recht werden; und daß ich mich wieder freue, dessen bist Du ja ohnehin überzeugt. XXX D. Richard [Schlegel] grüßt und küßt Dich, er war auf dem XXball um Alles zu sehen. Rosa und ihre Schwester waren auch, wie die Müllbauer [?] Theres, welche 2 Tage nach dem Balle wieder XXX [nicht alles gelesen] XXX Deine Mutter herzliche Grüße von Allen, Theres, Dr. Gstirner [?], Mad. Bauernfeind u. Betti, Lodenhofer Pepi, die Steinhauser Mathilde ist mit den Dr. Fischer nach München und noch weiter XXX [nicht alles gelesen] XXX schreibe bald und viel. Viele herzliche Küße von mir an Deine Mutter, auch Schlegel [ Richard Franz Schlegel, Anm.] empfiehlt sich ihr. Nun lebe recht wohl mit innigster Umarmung ewig die Deinige Mali.
Brief vom 21. Mai 1845 von Amalie Kobler-Castelli an Betti Kobler[5]
Briefe mit einer grauen Banderole "1845" gesammelt: ein Bogen gefaltet; 4 Seiten beschrieben, auf S. 4 Rest von Lacksiegel (Kleks, kein gebrochenes Siegel); / = Seitenwechsel; XX Wortteil bzw. Wort [für mich] unleserlich:
[oben klein:] "erhalten am 24te May [1]845." Salzburg, am 21. Mai 1845. Meine liebe Betti! Heute zu Anfang des Frühlings, wo Dächer und Straßen mit Schnee und Eis bedeckt sind, und ich mich vom Frost beständig nicht erwehren kann, schreibe ich an Dich und danke Dir für Dein herzliches Schreiben. Deine gute Mutter bedaueren wir sehr, ich hofe [!] aber daß sie jetzt wieder besser ist. Daß es Dir wohl geht und immer wohl gehen möge ist der Wunsch Deiner Dich treu liebenden Mali, die sich jetzt schon, ob Du kaum fort bist auf die Zeit freut, wo Du wieder und dann auf länger komst [!] und könnte ich Dich hier liebend fesseln, Dir einen eigenen Herd bereiten, gewiß, ich thäte es! Nun will ich Dir alle Deine Fragen beantworten. Die drei Stücke Zahn Tinktur habe ich richtig erhalten, beide übergeben und den Hr. Laschensky die Post ausgerichtet. Denke Dir nun alle drei Töpfe waren nur halb voll! Damit ich nicht vergesse, so ließen Dich die Bauerfeindischen schön grüßen, und du möchtest, mit nächster Gelegenheit nämlich durch den Bothen eine Portion Latwerge schicken, besser aber gleich die doppelte nehmen, damit der Topf voll wird, bei uns hat es nichts auf sich. Schicke es unter ihrem Werte, und schreibe dann was das ihrige, und das was ich erhalten kostet, das Geld / besorge ich Dir schon. Dann war Mad. Schlögelhofer bei dem Domherrn, die sind schon wieder versehen [mit Latwerge] für längere Zeit, aber mache Dir nichts daraus, nächstens geht sie zu der Frau Majorin, wo sie gewiß glaubt nicht umsonst zu gehen, sie haben eine sehr brave gute und goldne Köchin, und dann haben wir auch die Mad. Bauernfeind. Wenn ich wieder etwas weiß schreibe ich es Dir gleich, weil uns selbst Allen daran liegt; so haben wir jetzt wieder eine neue Hoffnung, und wenn Mad. Schlögelhofer dort war schreibe ich Dir gleich. Die Tasche ist fertig geworden, hat sie auch gefreut die Mutter [ Fanny Franziska Kobler, Anm.] , nur die Zähne sind noch nicht genehsen [?] !! Von Hrn. Hauptmann [Glaeser, Anm.] haben wir keine Nachricht seit 14 Tagen, und wir glauben daß er zum Schwurgericht ist weil er es im Sinne gehabt hatte beim letzten Schreiben. Ich habe ihm schon von Dir geschrieben, und auch er, hat sich Deiner erinnert laut Beyschluß. Der Familie Schlögelhofer geht es gut jetzt nur matt [?]. Vor acht Tagen und heute Samstag war ich in Plain [ Maria Plain, Anm.] mit der Mutter es war wunderschön, ich habe schon für Dich u. Deine Mutter gebetet. Uibrigens gibt es nichts Besonderes. Rosa hat vollauf Arbeit gestern und heute gehen sie Beten beim Pfarrer. Triendl [?] ist am Samstag vorige Woche nach Mailand gereißt; er und die übrige Tischgesellschaft – WeigmXX etc. / grüßen Dich vielmal.
Die Theres freut sich über die Leinwand, sie läßt Deiner Mutter die Hand küßen und grüßt Dich herzlich. Den Namenstag waren wir recht heiter[.] Wie ließen auf Erlaubniß des Dr Walcher die Schlögelhofer im Schlitten holen, und Schlegel [ Richard Franz Schlegel, Anm.] war mit zu Tische in unserm Zimmer. und Nachmittag als Schlegel fort mußte, kamen die Bauernfeindischen [ Familie Paurnfeind, Anm.] auf eine Partie Plausch und Gefrornes [Speiseeis[6]], womit sich die Theres ausgezeichn[te]. Bis Du wieder komst, kannst du schon aus unserer eigenen Fabrick Gefrornes haben. Sonst ist alles beim Alten. Zum dritten April als Namens und Geburtsfest des Schlegel [* 3. April 1811] werde ich eine Brieftasche auf Seidenstramin[7] sticken. Die Hemden der Mutter werden auch Ostern ganz fertig, nur noch an beiden Lochsaume, dann geht es über die Meinigen. Ich habe kürzlich auch 6 Hemden aus schön[er] Leinwand bekomen, wie die schönen von der Mutter, wo sie 8 hat, nun habe ich auch 12. sehr schöne und zu den 2 Dutzend Tücheln macht 1 dez. [Dutzend] aber viel feiner. Du kennst meine Freude darüber, wie meine große Arbeit bemessen! Viele Grüße von der Mutter u XX an Deine Mutter, und von meiner an Dich, dann an Dich von Mad. Bauernfeind u Jolie, Schlegel, Schlögelhofer Mathilde, Theres Kuedorfer, Rosa, Lodenhofer Pepi kurz von allen Bekannten. Schreibe mir gewiß bald, und vergiß ja die Tinktur nicht, Du weißt, der Betti ist sie sehr nothwendig. Das Kind der Louise war unwohl; / Frau Schoihls [?] Luhs [?], Mina lassen Dich grüßen, der Frau Nehm [?] geht es gut, mit dem Fuß [Siegellackkleks] ist ausser Bette, und die Mina hat sich vom Dr ein XX[Balg?]geschwulst am Arm herausschneiden lassen; es geht ihr auch gut. Die Winkler war da, den Jamer [!] zu beschreiben, wäre unmöglich und den schlechten Caracter des Mannes, so jung und so unglücklich, sie kann sich nicht scheiden lassen, weil er nicht will, sie nichts hat, und sie auch die Kinder nicht lassen will; die schlechte minderige Behandlung die er ihr gibt, und dazu ein solches Bewußtseyn! Ich werde ihr das Kind aus der Taufe heben gewiß ohnedem geschlagen genug. Jetzt liebe Betti hofe [!] getrost, sey heiter, und bis zum frohen Wiedersehen lebe glücklich und gedenke oft freundlich, die sich außerdem kein XX gibt als XX die Deinige Mali. [darunter:] Ich hofe daß Du längstens bis Ostermontag, ich möchte Sontag schon den Brief haben XX. Bring die Feiertage gut zu. Ich kann mich noch nicht von Dir trennen, und sage Dir noch, daß ich für mich nette Schuhe gehäkelt habe, von Spagat und lichtblauer Wolle, es ist sehr leichte [?], geht schnell. Die Betti hat es mir gezeigt, wenn Du neugierig bist, so kann ich es Dir im nächsten Brief beschreib[en]. Die Adresse an Madame Bauernfeind, Abgabe beim Erzherzog Carl [ Hotel Erzherzog Karl, Anm.]. Lebe wohl.
Brief vom 5. Juni 1845 von Amalie Kobler-Castelli an Betti Kobler[5]
Briefe mit einer grauen Banderole "1845" gesammelt: ein Blattt gefaltet, 2 Seiten beschrieben:
Salzburg, am 5. Juni 1845. Meine theuere Betti! Geduld, Geduld wenn s Herz auch bricht, mit der Betti hadere nicht! Einmal werde ich es gewiß erwarten daß mir von den freilich unendlich entfernten Scheerding [Schärding] noch bei meinen Lebzeiten eine Nachricht zukömt [!]. Was ist denn das, auf die langesten, gemütlichsten Briefe keine Antwort. Was ist denn vorgefallen, ist vielleicht eine wichtige Begebenheit im Anzuge, daß man mich damit überraschen will? Doch schweigt meine Zunge, mein Herz, vielleicht bist Du oder deine Mutter gar krank? Ich bin zwar nicht böse auf Dich, aber ich möchte gar so gern etwas von Dir hören. Neuigkeiten gibt es zwar keine besonderen, aber doch sind es Neuigkeiten. Erstens habe ich heute einen Brief von Herrn Hauptmann [Glaeser] erhalten, worin er schreibt daß es ihm besser geht. Denn daß wir nun auch bei uns in der Hofapotheke die Zahnlatwerge macht, und daß Bolda [?] an der Seuche [?] verloren ging. Die Näherin Monica läßt Dich grüßen, der Hauptmann in jeden Briefe, dann die Mutter, Dich und Deine Mutter, samt allen unseren gewöhnlichen Gästen; Alle freuen wir uns, wenn Du wieder bei uns bist. Hast Du diesen Sommer etwas Hübsches bekommen? Mein lichtblaues Batistkleid ist recht nett ausgefallen; der Hr. Winkler hat aufgehört Kleidermacher zu seyn, er hat das Recht verkauft. Was machen Deine Freundinnen? Hast Du schon Schuhe gehäckelt? Für den Einschluß wirst Du ein Denk [?] wissen, ich hätte ihn Dir längst geschickt wenn Du mir geschrieben hättest. Aber ich kann mir gar nicht erklären, warum Du so schweigsam bist. Unser Gegenstand der Neugierde Dr. Wedl ist von einer Reise nach England, Paris, Italien zurückgekehrt, / und Schlegel [ Richard Franz Schlegel, Anm.] sagt er säge gut aus. Die beiden Fräulein Müllbauer sind wieder heim. Die Kathi habe ich noch nicht gesehen, und diestherer samt Allen Zugehörigen haben wir am Konzert Sonntage in Fürstenbrunn getroffen, aber nicht gesprochen; und die Frau fuhr mit uns nach Hause, weil der Weg zum Gehen doch für sie etwas bescherlich ist. Der XXherr der Müllbauer Lisi, Candidat Herbity ist nun auch fort nach Gratz [Graz] , und ist recht traurig, da wenig Hoffnung ist, daß er wieder komt [!]. Dr. Schegel grüßt Dich vielmal; Theres, in Bezug auf uns hat sich nichts ereignet, doch sind wir zufrieden, und wir sitzen jetzt so oft es thunlich ist auf dem Balkon. Die Frau von Gschnitzer ist auch endlich mit einem Mädchen entbunden; und die Lähmung daran sie wie Du weißt so schrecklich gelitten, ist glücklich dahin. Die Schlögelhofer grüßt Dich vielmal, sie ist gesund. Die Bauernfeind [ Paurnfeind, Anm.] Ketti und Madame grüßen Dich auch. Unser Wohnzimmer ist jetzt um Vieles, verschönt, durch die Situation beim Residenten. Bei uns, nämlich in Salzburg sieht man jetzt recht schöne Sachen, schöne Kleider, sehr nette Hüte x x. [usw.] Aber nun schreibe recht bald meine liebe Betti, grüße Deine gute Mutter freundlich, lebe recht wohl und erinnere Dichso oft herzlich meiner wie sich Deiner erinnert, Deine Dich unendlich liebende Mail.
Brief vom 12. Juni 1845 an Zäzilia Amalia Kobler
beigebunden den Briefen "mit Banderole" von 1845 bis 1848 an Amalie Kobler-Castelli; ein Bogen mit bunter Klebemarke "Zweimaster vor Burg auf Felsen"; / = Seitenwechsel; [?] = unsichere Lesung; […] = weniger "interessante" Stellen übergangen, Übertragung hier gekürzt:
den 12. Juny 1845. Menschen richten die Masten, spannen die Segel – aber ein höheres Wesen sitzt am Ruder und spricht lächelnd – so soll es sein. Mein theuerstes herziges Malchen! Wie Du aus beyliegendem Briefchen ersehen kannst /: das G. Obl. [?] Grünewald bey seiner vorigjährigen Reise nach Salzburg hier zurückließ :/ wird es in ein paar Tagen grade ein Jahr, daß ich Dir schrieb, es ist freylich recht sehr lange, ich habe aber deshalb nicht weniger an Dich u. die liebe maman gedacht u. von Euch gesprochen. Nun vor Allem meine aufrichtigste Freude u. herzliche Gratulation Dir meine liebe kleine Braut! Deine Schwester könnte nicht mehr wahre Freude u. Theilnahme für Dich fühlen als ich, bey dem so ernsten Schritt mit dem Du nun bald in ein neues Leben eintreten wirst. Der liebe Gott segne Euch! und die Engel des Himmels möchten die edelsten und duftendsten Blumen in den Kranz Euer mir so theuren Lebens winden! – Wie glücklich triffst Dir, daß Du in Salzburg selbst bleibst, meine Mutter ist gerade gegenwärtig in Aschaffenburg bey / der Emilie, die den 24. May glücklich mit einem starken gesunden Knaben entbunden wurde. […] Wir sind aber Gott gedankt jetzt Alle wieder recht gesund, meine Ältern waren sehr leidend, was mich viele stille Thränen kostete; und so lebe ich auch recht zufrieden u. ruhig mich am Glücke anderer freuend […] ich lasse den Muthaben nicht sinken, der Himmel verläßt die nicht, die an ihn fest halten, u. seiner Vorsicht vertrauen. Ich baue fest auf die Vorsehung, / […] Mein liebes Malchen ich möchte noch so gerne mit Dir fortplaudern, aber der Vater trippelt immer um mich herum, / mit der Frage, ob ich nicht bald fertig sey, daher ich auch ende, denn er hat die consomée[8] schon hergerichtet und wartet ungeduldig auf den Brief um das Paket zu schließen, weil er befürchtet, daß Frl v. Gerstl[9] das schöne Wetter benützend vielleicht früher oberirt [?]. Der Vater bittet die maman diese consomée als eine kleine längst schuldige Erkenntlichkeit anzunehmen u. nichts mehr darüber zu erwähnen. Nun mein liebes Malchen sage ich Dir ein herzliches Lebewohl u. es küßt Dich vielmals Deine wahre Freundin Claire Reuhreiler.[10] [darunter:] Der Vater und die Brüder nehmen herzlichen Antheil an Deinem Glück, u. lassen sich Dir u. der maman vielmals empfehlen. Meine besondere Empfehlung Deiner lieben guten maman und dein künftiges Männchen. Lebe noch einmal recht glücklich liebes Malchen u. denke bisweilen Deiner Claire
Brief vom 6. Juli 1845
Scheerding am 6. Juli. [ohne Jahr; vermutlich 1845] Meine innigst geliebte Freundin! Um meinen Fehler wieder gut zu machen, schreibe ich Dir heute schon wieder […] Am 10ten dieß ist ja der Namenstag meiner theueren Mali, und den kann ich unmöglich so vorübergehen lassen. … der letzte Namenstag, "den du noch als [unterstrichen:] Mädchen feyerst" [sie heiratet 1846] … sie werden sicher eine "angenehme Landparthie irgend wohin machen" … in Gedanken immer bei ihr, denke an "Deine entfernte Freundin, welche Dich unendlich liebt" … "Ist es bey euch in Salzburg auch so heiß wie bey uns?" … berichtet von einer unglücklichen Familie (in Schärding): "sie sagt lieber betteln gehen als ihren Mann verlasssen" … "Nun liebste Mali lebe wohl sey glücklich, welches von Herzen wünscht Deine Dich herzlichliebende Betti" … Grüße an verschiedene Personen.
Brief vom 6. August 1845 von Amalie Kobler-Castelli an Betti Kobler[5]
Briefe mit einer grauen Banderole "1845" gesammelt: ein Bogen, rot-goldene Klebemarke "A" mit Krone ["Siegel", im Brief erwähnt]; 4 Seiten beschrieben; / = Seitenwechsel:
Salzburg, am 6. August 1845. Meine liebe Herzensfreundin! Es ist schon lange her, wir erinnern uns nicht mehr! Aehnliches wird Dir schon oft in den Sinn gekommen seyn wenn Du an Deine Freundin dachtest, die so spät erst Deine so lieben Briefe beantwortet. Glaube mir Du Gute, daß ich ohnedieß immer bei Dir bin, und meine, Du müßtest immer wissen, was ich mache, habe und wolle. Vor Allen meinen Dank, und tausend Küße, für Deine beiden Briefe; Du machst mir jederzeit eine große Freude. Recht von Herzen bedauerten wir die unglückliche Familie Braudt [?]; und daneben Euch, daß die Erbschaft so gering ausgefallen ist. Uns geht es gut, und wir sind zufrieden. Wir haben viele Freude. Wie freue ich mich wieder auf den Winter; der heurige wird mich so Gott will an mein Ziel bringen [heiraten], und bis Du wieder komst, werden wir schon Anstalten machen; da kannst Du dann Manches mir helfen, wenn ich vor lauter Zubereitungen nicht mehr weiß wo mir der Kopf steht. Nun muß ich Dir auch erzählen was ich zu meinem Namensfeste bekommen habe. Wie ich mich am Abende dies am 9 Juli zu Bette legen wollte, steht auf dem Bette ein recht netter Handkorb zum Marktgehen, und darin ist ein schöner Nusknakker 1. Speidler [Spridler?] und Kochlöffeln das war von der Theres; daneben ein sehr / schöner Kragen von Woll[e / N Loll?], mit Spitzen, und weißen Bändern von der Schlögelhofer. Von der Mutter [ Fanny Franziska Kobler, Anm.] bekam ich 6 ganz schöne Unterröcke mit Bordüren von weißen rauhen Barchent [Baumwollflanell, Anm.] . Von Richard [Franz Schlegel, Anm.] einen recht netten bunten Strohut [!] mit Rosaband, und einer netten kleinen Blumenbordüre ein XX Schirm. Von der Madame Bauernfeind [ Paurnfeind, Anm.] einen Vorrath an eleganten Briefpapier, und schöne Siegeln wie du oben am Briefe siehst; von der Laschensky Mathilde einen gehäkelten [?] Arbeitsbeitel [-beutel?] von wunderbarer Form, nach neuer Art.
Sonst gibt es nichts Neues. Am 16 Juni waren wir in Dürnberg mit Bauernfeind und Schlegel [ Richard Franz Schlegel, Anm.] ; wir sind in den Berg eingefahren; es war recht lustig; wie oft sagte ich, wenn doch Betti da wäre! Bei der Schlögelhofer war ein Fräulein von München, die gar bewährt ist in weißen Stickereyen, und die für die Prinzessinen von Bayern immer die Ausstattungen stickt; von der habe ich viel gelernt, im Sticken und auch im Waschen schöner Putzsachen, und Kleider. Es gelingt mir Alles recht. Ich sticke alle meine Sachen mit dem Namen. Ich freue mich Dir wieder Manches zeigen zu können. Auch halte ich mir die neue Musterzeitung; da kommen alle Monat 2 Blätter heraus, die enthalten eine gründliche Beschreibung der fortlaufenden modernen / Arbeiten, 1 Modebild, Zeichnungen zu Stickereyen, Schnitte zu Nachtcorsets, Häubchen, Krägen, kurz Alles, was in der Art ein Frauenzimmer interessiert[.] es kostet alle Vierteljahre 54 Kr., also jehrlich 3 fl 36 Kr k. W. [Gulden, Kreuzer kurante Währung, Anm.] und es befindet sich immer eine kleine Erzählung dabei. Da können wir dann allerley anschauen und probiren. Meine Ausstattung gedeiht prächtig. Die Mutter hat einen ungeheueren Garderobekasten gekauft es sind eigentlich dreie, die stehen schon im 3. Stock; denn das Quartier bekome ich vom Hptm Mandl. Vom Hpt Gläser [!] wissen wir nicht mehr, als daß der PfXX [unleserlich im Bruch, Anm.] feyerlich verspricht ihn zu heilen. Die Bläckl [?] Mina komt nach Wien als Stubenmädchen u[n]d Laura ist in Ischl, es geht ihr gut, und sie ist sehr wohl, das kannst Du denken. Meine Mutter und Richard grüßen und küßen Dich und Deine Mutter, so wie ich recht herzlich. Es fängt schon an zu herbsten; Du glaubst nicht wie ich mich alle Jahre auf den Herbst freue. Er komt mir so seelige Ruhe in mein Gemüth, ein Gefühl wie Traulichkeit, und die Zeit nähert sich wo ich Dich an mein Herz drücken kann. Du glaubst wie innig ich an Dir hänge! wie unendlich lieb Du mir bist! /
Nun das Wichtigste! Was das Kochenlernen betrifft, sey außer Sorge, wir sehen uns schon um, und den besten Ort kannst Du denken wird für Dich gewählt. Die Mutter läßt der Deinigen sagen, sie möchte sich für den Winter doch um Jemand umsehen der ihr beysteht, da Du wenn es Deine Mutter bewilligt; jedenfalls 3 bis 4 Monate bei uns bleiben solltest, um ihr in einigen Dingen an die Hand zu gehen wenn ich nicht mehr da bin; das heißt nicht mehr in 1 Stok. Du möchtest fein sparsam seyn, damit Deine Mutter keine großen Auslagen hat, wenn Du fortreisest. Richte Dich wenn es Dir und Deiner Mutter recht ist, bis ungefähr Ende November. Antworte mir bald auf diesen Brief. Die Theres grüßt Dich und Deine Mutter vielmals. Der Louise ihr Kind wird recht brav und hübsch. Die Kudorfer Theres grüßt Dich auch; ihr Bruder glaubt man komt [!] als Post Beamter nach Scheerding [Schärding, Anm.] . Und jetzt lebe recht wohl. Schreibe viel, und gedenke Deiner Amalie.
Brief vom 17. August 1845
Brief mit Umschlag, gestempelt "Scheerding 17 Aug. 1845" an "A Fräulein Fräulein Amalie Castelli abzugeben beym Höllbräu in der Juden-Gasse [ Judengasse]. Salzburg" [doppelte Anrede als Höflichkeitsformel; siehe Foto; Umschlag 14 x 6 cm], rückseitig gestempelt "Salzburg 19 Aug" [ohne Jahreszahl]; mit zerbrochenem Lacksiegel (Wappen "stehender Löwe") [siehe Foto]. Schärding, 17. August 1845, an die "geliebte Mali". Sie dankt für einen Brief, den auch ihre Mutter liest, und freut sich, dass Mali glücklich ist. Sie dankt der Mutter [ Franziska Kobler] für die Wohltat … "Dein Brief brachte wieder Heiterkeit und Freude in mein trauerndes Gemüth meine Gedanken beschäftigen sich unablässig mit Dir; was werde ich Alles zu bewundern haben!!! erstens die herrliche Ausstattung zweytens das Quatier und wie lieblich und geschmackvoll wird es eingerichtet werden […] du kannst im Haus [Höllbräu] bleiben." Grüße an "Hr. Docktor" … Sie hatte Besuch von […] "sie ist von Braunau mit einer Scheiterfuhr [Floß zum Transport von Scheitholz] herabgefahren welche aber verunglückte. Die Personen welche daurauf [!] waren sind Gott sey Danck alle gerettet worden aber Todesangst haben sie ausgestanden. Heuer gibt es bey uns alle Augenblick ein Unglück auf dem Wasser." … Grüße an verschiedene Personen … "sey herzlich geküßt von Deiner Dich innigstliebenden Betti."
Brief vom 16. September 1845 von Rosa Hablin [nicht Familie] an [Nr. 39[11]] Cäcilia Amalia Kobler-Castelli (* 1821; † 1848)
Briefumschlag, Siegel "Säulenstumpf mit Schild", Stempel "Warasdin 16. Sep. 1845" [Varazdin, heute in Kroatien] und "Salzburg 21. Sep." [drei Blätter sehr eng beschrieben, manches schwer lesbar bzw. vieles übersprungen und nicht gelesen; mehrfach blasse Schrift und Feder gewechselt; über mehrere Tage geschrieben]:
Fräulein Fräulein Amalie v. Castelli zu Salzburg, Judengasse No. 67. 1ter Stock. – Opeka, am 20 Juny [1]845. - Liebe Freundin, meine theure unvergeßliche Maly! – Würde mich mein Herz nicht freysprechen von jedem Vorwurf wovon Du vielleicht – ja gewiß - unzählige für mich bereit hälst, so würde ich es nicht wagen Dir diese Zeilen zu senden, nach so langen tiefen Schweigen. [...] ewig unwandelbare Freundschaft [...] meine Maly [...] Wo? -und Wie? [...] gute Nacht. – Guten Morgen, Malchen [...] Encore un adieu, mir ist als wäre ich bey Dir, meine Maly, als berührte mein Mund, Deine Stirn, Deine Lippen, adieu ma bien aimée, sey glücklich, zufrieden. sey geliebt und des Himmels Segen möge Dich nie verlasssen;- nun gedenke oft und gern Deiner Dich zärtlich liebenden unwandelbaren Freundin Rosa Hablin. – Meine Adresse: An Rosa H. mit Briefen an Gräfin Clothilde Draskowich über Warasdin nach Opeka in Croatien. [quer:] An Deine verehrteste Mutter meine innigsten Grüße, erinnert sie sich doch zuweilen freundlich meiner- ? -
Brief vom 30. September 1845
"Scheerding am 30. September 1845. Meine theuerste Mali! Verzeihe das ich Deinen lieben Brief, welchen mir Hr Moser übergab so lange nicht beantworte" … 1,5 Bogen … "Wilhelm [Kobler] ist am Mittwoch abgereist nach Wien, wir sind sehr besorgt um ihn bis wir wissen, das er wieder einen Platz hat, und sich etwas verdient."[12] … Betti schildert eine Hochzeit – "da wirst du staunen" – von "Frisch" [!] und Kathi [ohne Familiennamen] in Schärding: am 25. Juli Verlobung, am Sonntag darauf dreimal "verkündet" und am Montag 28. Juli die Trauung; der Vater der Braut ist sterbenskrank, von seiner Verwandtschaft ist niemand dabei; "die Braut hatte ein Lila und grün quattrolirtes Seidenkleid an und eine weiße Escharpe" … eine traurige Hochzeit; die Mutter stirbt am 22. August, "der Vater ohnehin noch nicht außer Gefahr" … "die arme Kathi […] die Ausstattung hatte sie auch noch nicht bekommen […] es ist fürchterlich wie das Unglück jetzt in dieser Familie wüthet" … Sie fragt, wie es dem Hauptmann [Glaeser] geht … "Grüße und küße Deine liebe Mutter […] Nun liebe Mali lebe recht wohl, in Gedanken bin ich ohnehin schon immer bey Dir, und freue mich unendlich das es jetzt schon immer kälter die Tage immer kürzer werden. Hr Docktor [Schlegel] bitte ich von mir und der Mutter herzlich zu grüßen so auch Mad. Bauerfeind (! Paurnfeind) Schlögelhofer Kuhdorfer [im Brief vom 11. März 1845: "Kudorfer"] überhaupt alle die sich meiner erinnern. Dich küßt innig Deine Dich herzliebende Betti."
Brief vom 9. Oktober 1845 von Amalie Kobler-Castelli an Betti Kobler[5]
Briefe mit einer grauen Banderole "1845" gesammelt: ein Bogen, 4 Seiten beschriftet; / = Seitenwechsel:
Salzburg, am 9. October 1845. Meine beste theuerste Betti! Da ich Dich schon nimer in meiner Nähe habe, so kam es mir schon wieder etwas lange vor, und alle Tage wartete ich auf einen Brief von Dir. Und wie er kam, traf er mich im Bette, aber schon wieder etwas besser. Denke Dir wie ich zu meiner Krankheit kam. Schlegel [ Richard Franz Schlegel, Anm.] glaubte es wir eine starke Bauchfell Entzündung, aber es ging wieder so vorüber. Schon am Montag vor acht Tagen habe ich mir den Magen verdorben, was bei meinen schlechten Magen leicht ankomt. Ich hatte zwei schlechte Nächte und war mir unwohl. Da hatte die Mutter ein Geschäft in Hallein, und ich dachte es ist vielleicht gut wenn ich in den Luft kome; wir fuhren auf unsern Einspänner, und die Strassen wurden nun beschüttet. Kaum kamen wir vor das Thor, so bekam ich solche Leib- und Kreutz Schmerzen, daß ich glaubte ich kann nicht weiter hinauf, und das nahm immer mehr zu bis wir um 4 Uhr Abends nach / Hause kamen, und ich mich mit heftigen Kopfschmerz dazu und Fieber zu Bette legte; Du kannst denken meine Betti wie Richard erschrak als er Abends 8 Uhr kam; da bekam ich kalte Umschläge um den Kopf, warme um den Bauch, Medezin, Sauertaig auf die Füße, und die Louise wurde in Trab gesetzt mit der Spritze. Ich lag von Freitag Abends bis Montag Abend, und jetzt bin ich wieder Euer Hochwohlgeborn ergebenst Gesunde. Dir zu sagen wie [unterstrichen] ich mich auf Dich freue, wäre zu viel verlangt; ich denke immer an Dich; auch könnte ich Dir einiges sagen, welches zwar nicht ganz was Besonderes ist, aber Dich wird es doch überra[s]chen!!!
Die Lodenhofer Pepi grüßt Dich vielmahls [!] herzlich; auch unsere Gäste. Die kleine Gurli ist wieder in Verona. Auch haben wir eine hübsche Freundin von Dir kennen gelernt. Das ist Auguste Kempf; Dir davon mehr zu sagen spare ich mir wenn wir einmal wieder be[i]samen auf dem Divan sitzen oder ich bei Dir eine Bett-/ Visitte abstatte. Hier schicke ich Dir einige Anfangs-Buchstaben [liegen nicht bei, offenbar Muster-Buchstaben zum Sticken, Anm.] , von denen wie ich sie habe. Sie sind recht nett; und die ganzen Namen hat man recht viel, auch ich. Man macht die einzelenen Buchstaben weiß mir rothen Rändern sie sind sehr nett. Ich werde die mir am besten gefallen mit den gleichen Buchstaben bezeichnen. Mache sie nur recht hübsch. Wenn Du etwas Neues lernen kannst, oder siehst merke es Dir. Was Du glaubst, daß Du von mir wissen willst, von dem was ich kann freue ich mich recht Dir zu zeigen, und zu sagen. Uibrigens hofe [?] ich noch ehe ich Dich an mein Herz drücke, von Dir einen Brief. Für die Beschreibung obwohl ich sie sehr beklage danke ich Dir. Die Mutter [ Fanny Franziska Kobler, Anm.] , Schlegel, Theres, grüßen Dich und Deine Mutter aufs Herzlichste wie ich. Von Hptm. Gläser kann ich Dir nichts schreiben, wir erwarten täglich einen Brief; aber den Letzten nach geht es besser. Bauernfeind’ischen, Schlögelhofer, Plöcklsen, Monika kurz Alle lassen Dich grüßen. / Bringe nun Dein gutes Herz und nimm heute noch Sinn mit, Du bist immer willkomen, aber doppelt, wenn Du zufrieden und ruhigen Herzens bist. Könnte ich Dir etwas ersetzen was Dir vielleicht mangelt, gut machen, was Dir whe thut, Du weißt wie gern ich es thäte. Was thäte ich nicht Dich glücklich zu machen! Nun lebe wohl, es drückt Dich mit heißen Küßen an ihr Herz, ewig Deine treue Mali
Brief vom 17. Oktober 1845 von Amalie Kobler-Castelli an Betti Kobler[5]
Briefe mit einer grauen Banderole "1845" gesammelt: ein Bogen, 4 Seiten beschriftet; / = Seitenwechsel:
Salzburg, am 17. October 1845. Meine liebe Betti! Als ich zum Letztenmal an Dich schrieb, hätte ich nicht geglaubt meinen nächsten Brief nach Linz addressiren [!] zu müssen! ebenso wenig als daß ich Dir schon so bald gute Nachricht wegen den Kochen lernen zu geben hätte. Nun aber erhielt ich gestern die Nachricht Dir zu wissen zu machen, daß wenn Du und Deine Mutter noch Willens seyd, Du beim Domherrn Harl als Mädchen zum Lernen aufgenommen bist; und wenn es möglich ist Du acht Tage vor Allerheilligen [!] bei uns seyn solltest, daher Du am 24. October hier ankommen müßtest. Du kannst denken wie besorgt ich war als ich erfuhr, daß Du in Linz seyest, weil ich glaubte Du dürftest nur Deine Sachen packen und kommen. Gestern früh schon wollte ich Dir schreiben, und als ich Nachmittags erfuhr daß Du in Linz bist, setzte ich mich den Augenblick und schrieb die Sache / Deiner Mutter, von der Du auf meine Bitte wahrscheinlich bald einen Brief erhalten wirst, wonach Du dann Deiner Maßregeln wegen der Kaisa zu uns nehmen kannst. Du weißt selbst meine theuerste Betti wie schwer es ist einen Ort zum Kochen zu bekommen; man also die Zeit benützen muß daß einen nicht wieder Jemand zuvorkomt. Am Sonntag waren wir bey den Fräulein Nähte [?] des Domherrn, und da sagte sie, nachdem wir unser Möglichstes für Dich gesprochen, daß sie den Herrn Onkel fragen wird, weil Fr. Weizner fort komt, und der Hr. Onkel jetzt nicht nein [sagen kann?], und so entschied sie daß Du, wie gesagt am 24. October hier seyn solltest. Sei so gut, und schreibe mir wenn Du den Brief erhalten hast, gleich, denn Du kannst denken, daß ich begierig bin wan [!] Du komst. Ich hätte nicht geahnt, daß wir uns so bald sehen würden. Du kannst ja das was Du nicht fertig machen kannst hier aus machen. Nim dir nur ein Paar alte bequeme Kleider / mit, für die Küche sind sie gut genug, und im Hause herum, da Du dießmal nicht nur auf Besuch bei mir bist.
Die Frau Mahm Plöckl grüßt Dich, und bittet bei Deiner Frau Pathin eine Empfehlung von ihr zu entrichten. Die Mutter [ Fanny Franziska Kobler, Anm.] , Theres, und Schlegel [ Richard Franz Schlegel, Anm.] grüßen Dich herzlich. Richard war auf einige Tage recht krank, aber jetzt Gott Lob ist er wieder gesund. Ich bin begierig was Deine Mutter Dir schreiben wird; bis Montag erwarte ich sowohl von Dir als auch von ihr eine Antwort. Du wirst über diese Eile nicht erstaunt seyn; aber du weißt schon daß es Leute gibt die in manchen Dingen außerordentlich gemein [?] sind, besonders solche, von denen man etwas haben will, und da zu Allerheilligen beim Domherrn eine Tafel ist, so wollen sie daß Du dazu da seyn solltest, weil alle Tage nicht so viel Verschiedenes gemacht wird. Du weißt nun wie Du dran bist, und wirst es Dir schon einrichten, wenn Deine Mutter damit einverstanden ist. Grüße die Gleichischen von uns, wenn / Du zu ihnen komst. Daß ich mich sehr auf Dich freue, weißt Du. Lebe wohl, unterhalte Dich recht gut, und sey bis zum baldigen Wiedersehen innigst geküßt von, Deiner, Dich innig und sehr liebenden Amalie Castelli.
Brief von 1845 von Rosa Hablin an Amalie Kobler-Castelli (Zäzilia Amalia Kobler)
lag im Bündel mit dem schwarzen Band der Briefe von 1843 und 1844; ein Briefbogen, vier Seiten beschrieben; erste Seite als "8" bezeichnet; / = Seitenwechsel; XX = nicht lesbar; insgesamt flüchtige Schrift und viele unsichere Lesarten. Die Zuschreibung zu Rosa Hablin ergibt sich aus deren Brief an Amalie vom 5. Juni 1844 aus Warasdin, den folgenden Briefen und dem Brief vom 16. September 1845, in dem de Gräfin Clothilde Draskowich genannt wird:
8) Nun hätte ich dir noch viel zu schreiben: Wie herrlich ich mich immer in [unterstrichen:] Wien amüisirte, wie meine Verwandten und Freunde u. besonders mein Schwager Carl alles Erdenkliche aufbothen um mir den Aufenthalt angenehm zu machen; wie ich vor kurzen erst in [unterstrichen:] Brün war meine verwittwete Schwägerin Charlotte zu besuchen, die ein lieber lieber Engel ist; mit welchen traurigen Erinnerungen ein unfreundlichen XX XX, wie mein Herz bangen wollte im tiefen Schmerz an dem Grab meines armen unglücklichen Bruders; – doch ihn ist jetzt wohl. Selig denen XX gelöst sind die Räthsel des Lebens! Wie ich dort XX eintraf [?], wie er neuerdings halb verückt geworden u. selbst XX XX an mich mit aller Leidenschaft. – Welche liebenswürdig bildschönes Mädchen, meine Cousinen ich in Brün kennen lernte, Emilie, Albertine, Rosa, Beatrice und Friedericka u. Emma sind noch Kinder, die anderen aber erwachsen, engelgut und schön u. liebenswürdig, wie ich war einen Arm in den ander flog, wie sie mich beynahe erdrükten in ihren Küßen, wie mir jede dieser Lieblichen einen Ring zum Andenken an den Finger steckte, wie lieb mich meine Schwägerin, und meine Verwandten in der Zeit meines Aufenthaltes in Brün gewannen, welche angenehmen Abende ich in Gesellschaften dort verlebte, und vor allen von den engelhaften Kindern Eduardo, Mathilde u. Carl, wie sie mich Alle nicht mehr fort lassen wollten, von Allen Dem kann ich dir nicht schreiben, denn ich schaudere bedenke ich das Paket, daß du bekommst. [Satz unterstrichen:] Wirst Du es dann lesen? XX Ich machte heute am 1. t. July den Schluß dieses Schreibens, nach dem ich das Feine [?] Du liebe liebe Engel ansieht, ich sprang /
wie närrisch im Salon herum, wo ich mich gerade bey der Gräfinn befand, es wurde ihr von Warasdin das Packet mit Rechnungen u. Briefen gesandt, sie öffnete es, es war auch ein Brief an mich dabey, sogleich erkannte ich Deine Schrift – ich eilte zu einen Fenster um ungestört zu lesen, – ich war so entzückt über deinen, unwillkührlich entschlüpften XX ein Ausrufungen, die Gräfinn kam zu mir u. fragte mich was mich denn gar so sehr bewegte. – Ich erzählte ihr nun von Dir wie ich Dich lieb hätte, wie theuer Du mir wärest, mit so lebendiger Begeisterung, daß die Gräfinn eingestand nach langen XX – es müßte doch ein unendliches Glück seyn, ein Wesen zu besitzen von dessen unwandelbarer Liebe in jede und der verhängnisvollsten Lage des Lebens man überzeugt seyn könne. Sie habe nie eine Freundin gehabt, da sie nur überall Egoismus gefunden, wo sie Freundschaft erwartet. – ich weiß nicht welch sonderbare Lust mich zu quälen sie anwandelte. Sie sagte mir – und im Falle [?], daß sie arm durch ein tranges Schicksal jedes Schutzes beraubt, hülfbedürftig XX XX – und sie und zu ihr XX wurden und in ihr den letzten Haltungsanker zu finden, würde XX da sich noch zu ihren Freundschaft bekennen? – Auch [?] im umgekehrten Falle, wenn sie glänzend, reich, vom Glück auch Heirat [?] auf den Höhen des Lebens stehen würde, – möchte da nicht Stunden von Mißgunst, Scheelsucht [?] zur Flamme angefacht, das Gefühl vergehen [?] was bisher die Laune [?] der Freundschaft trug? – sie sagte XX, sie wolle /
glauben daß es XX eine Freundschaft geben könne, die beyde Theilen sogar aufrichtig scheinen kann, bis ungefähr eine XX daher kömmt, an der sie scheittert. – Ich widersetzte mich allen diesen Einwendungen so heftig, denn ich fühle in meiner Seele, daß ich Alles für dich zu thun im Stande wäre, u. traue Dir auch, meine Liebe Gute – ebenfalls zu. – Es ist wieder spät in der Nacht, Isabella schläft aber dieß mal nicht, sondern sitzt neben mir iund quält mich, daß sie Dir eine Zeile schreiben dürfe – sie ist eifersüchtig, da ich ihr immer von Dir vorphantasiere, u gegen sie auch immer wie eine Großmamasprache /: so drückt sie sich aus :/ – Ich habe sie nun schreiben lassen wie Du unten siehst – aber Du darfst glauben, daß sie besser deutsch spricht, als sie es schreibt, wohl schon gebrochen, aber doch nicht so närrisch wie diese Zeilen, sie läßt dir sagen es ist ihr schon leid, daß Du nicht englisch verstehst sonst würde sie Dir ungekannter Weise einen langen Brief schreiben, und mich Dir ganz schildern wie ich sie quäle, denn sie sey gleich mir durch meine Erzählungen in Dich verliebt. – Husch [?] mich freit, mein Malchen, Du lieber lieber Engel, wir sitzen beyde in Nachthemden bloß am XX, und die Uhr hat so eben 2 geschlagen, wir kamen erst um 11 [?] Uhr vom Thee. – A propos noch, die auch solche Nachthemden wie ich sie habe, meine sind zwar nur von KXXdal aber von sehr schönen, so lang bis zu den Fußsohlen u. weit, mit geschlungenen Krausen am Hals; u. langen Ärmeln auch vorne mit geschXXgenen Krausen; sie stehen außXX mit [langer Strich; andere Schrift:] Liebe Fräuln. Ich bite Ihnen einen Vorwurf die Rosa in Ihre nexten Brief zu machen, weil sie hat Ihnen zu lieb, sie spricht die ganzen heilig Tag von ihren lieb Amalie. Isabella /
so XXgig wenn bey dem Schlafrock die Streifen so passen sehen [?] am Hals u. den Händen, denn erst Mittags wenn ich mich ankleiden lasse ziehe ich Taghemd an. – Nicht wahr, wie närrisch! – sogar davon schreibe ich Dir. – Künftige Woche kommen die Grafen Draskowich, die beyden Brüder des Grafen mit ihren Frauen daher die Reise verschoben werden – ich bin sehr ärgerlich daß die Reise verschoben, u. vor Allen unsere köstliche Einsamkeit gestört wird. ich bemerke daß es auch der Gräfinn nicht lieb. – Vergiß nun daß Du für dieses Geschwätz so viel Porto zahlen mußt – ich werde es Dir gewiß vergüten ich habe mir die Art schon ausgedacht. Schreibe mir nun freylich wieder, u. schicke mir die EilXXlung mit wie wir uns künftig schreiben werden. – Was für ein Gedicht habe ich dir denn gesendet – ich kann mich nicht erinnern? – In meinen nächsten Schreiben bestelle ich mir von Dir Deine Mittheilung an die du mir von Dir selbst gemacht ausführlich zu beantworten – sie interessieren mich sehr. – Doch schon wieder eine Viertelstunde schlägt – es ist zeit – Isabella schlüpfte schon in’s Bettchen und jammert daß ich nicht schlafen gehe u sogar die Nacht mit Dir beschäftigt zubringe – Batamahl [?], Du lieber Engel, Du hast mich unaussprechlich selig gemacht durch Deinen Brief – Einen langen süßen Kuß und farewell Deine ewig unveränderte [?] Rosa. [klein quer dazu:] Noch viele tausend herzliche Empfehlungen an Deine verehrte Mutter, und nochmals Verzeihung, wegen des Portos ich will Dir die Auslage vergüten XX das Dir Dein Geld XX wird.
1846
Brief vom 4. Mai 1846 von "Amalie" [Schlegel] aus Wien an Betti Kobler[5]
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: ein Bogen mit stark verblasster Schrift; nur oberflächlich durchgesehen:
Wien 4 Mai 1846. Meine theuere Betti! Sie ist mit der Mutter Franziska Kobler und dem Ehemann Richard Franz Schlegel in Wien und wartet auf einen Brief von Betti, die offenbar in Salzburg während der Abwesenheit das Haus hütet. Amalie fragt, ob Betti krank ist, sie habe schon über acht Tage keine Antwort von ihr. Am nächsten Tag [7. Mai] wollen sie nach Prag weiterreisen. Betti soll einen Brief nach Leitmeritz [Böhmen] schicken, an "Fr. Amalie Schlegel, Abgabe bei der Frau Therese Schlegel, Oberarztens Witwe in Leitmeritz" (Mutter von Richard Franz Schlegel). "Wir sind gesund"; sie fragt u. a. nach Nachrichten über die "Schlögelhofer, Bauernfeind, Kuedorffer" und lässt "Laschenzkys" [ Laschensky] und "Mad. Bauernfeind" [ Paurnfeind] grüßen.
Brief vom 11. Mai 1846 von "Mali" [Amalie Schlegel] aus Leitmeritz, Böhmen [Litoměřice, Tschechien], an Betti Kobler
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: ein Bogen mit Klebemarke "Blumen"; für mich schwer lesbare Stellen ausgelassen = […] und XXX; Hinweise auf Unterstreichungen sind nachgestellt:
Leitmeritz am 11. Mai 1846. Meine Gute Theure Betti! […] Weil ich nun einmal weiß, daß es Euch gut geht bin ich ganz zufrieden. Meine liebe theure Betti könnte ich Dir nur mit Einem [unterstrichen] Worte sagen wie ich mich wieder freue mit Euch, mit Dir besonders zu leben. Vieles will ich Dir erzählen!! In Gedanken drüke ich Dich schon jetzt an mein treues Herz; Bis 22 oder 23 hoffe ich Dich und Alle die Lieben umarmen zu können […] Wenn Du diesen Brief erhälst so bitte ich Dich gleich zu schreiben und den Brief zum weißen Roß in der Leopoldstadt [Wien, Anm.] zu addressieren, oder wenn du willst ein doppeltes Couvert zu nemhen [nehmen] und auf das obere die Adresse zu nemhen [nehmen, Anm.]: An Herrn Vinzenz Schlegel Feldwebel im löbl. k.k. Mineurcorps in Wien. Abgabe im Haupt Genie Amt.[13] […] Wie geht es der lieben Weizner Susi? ich lasse sie grüßen. Grüße und Küße an Theres, Mad. Bauernfeind, Schlögelhofer, Familie Kuedorffer, empfehle uns dem Hr. Weizner, Hr. Bübel, grüße Monika, kurz ich grüße Alle die mich nur kennen. Mein lieber Mann grüßt Euch, besonders Theres und Dich. Grüße die Hausleute. Ich möchte noch Vieles schreiben nun weiß ich nicht wo anfangen. Empfehle uns dem verehrten Schallerianum, besonders Walcher[14] und Wolf. Heute habe ich ein Gugelhupf gekocht [!], das war gut. Es leben die Salzburger Kochkunst! [von "das war gut" bis "Kochkunst" dreifach unterstrichen] Wir waren schon zehn Tage in Wien, und gehen am Mittag 13. Mai mein Geburtstag, nach Saaz [Žatec, Tschechien, Anm.] , von dort nach Prag, dort bleiben wir 1 Tag und in Wien 2 oder 3 Tage. Dann o Betti komme ich o theure in Deine Arme! Bete für mich am 13. beim Wunderbaum. Jetzt lebe wohl, denke nur daß ich zufrieden bin, denn meine XXX Angehörigen sind lieb und freundlich! Lebe wohl es küßt Dich 1000000mal XXX Deine treue Mali.
Brief vom 2. Juli 1846 von Amalie Schlegel und Franziska Kobler aus Salzburg an Babette Kobler (Mutter der Betti Kobler), Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: ein Bogen, / = Seitenwechsel; XXX = für mich unleserlich; als Brief gefaltet, zerbrochener roter Lacksiegel "S", an: "Madame, Madame Babette Kobler, Wohlgeborn in Scheerding."; Stempel "Salzburg 3. Jul.":
Salzburg, am 2. Juli 1846. Meine liebe Frau Mahm[15]! Vor Allem meinen herzlichen Dank für den Strickjanker, er freut mich sehr, und ich wollte daß ich Ihnen einmal eine Freude bereiten könnte. Mein Mann grüßt Sie unbekannt vielmals. Es geht uns recht gut, und ich bedauere nur, daß Sie nicht kommen können, noch mehr und vom Grunde meines Herzens wünschte ich daß Sie immer in Salzburg seyn könnten, damit ich mich nie mehr von Betti [16] trennen müßte, die mir XXX XXX, und theurer als alle meine Freundinnen, nun wie eine liebe Schwester ist. Und weil sie immer die Gute bei allem was uns freudig oder traurig getroffen, dabey war, so bitte ich Sie inständigst mir und ihr nicht zu zürnen wenn Sie erst nach meinem Namensfeste den Tag kann ich nicht genau bestimmen eintreffen wird. Sie will nicht mehr länger bleiben, und so bitte ich daß Sie es erlauben / Sie hat schon so große Sehnsucht, aber ich kann sie [Kleks] da doch nur wenige Tage noch sehen, meinen ersten Namenstag als [verheiratete] Frau unmöglich [unterstrichen] ohne ihre Gegenwart XXX zubringen. Jetzt ist sie noch so beschäftigt auch um mir Freude zu machen daß ich sie gar nicht genießen kann. Werden Sie mir nur nicht böse, denn dann komt XXgleich da [ich] schon so sagen muß, daß ich sie entbehren muß. In der Hoffnung daß meine Bitte bewilligt ist bleibe ich achtungsvoll Ihre Großnichte Amalie Schlegel [abgesetzt:] Die Mutter und Theres grüßen Sie vielmals herzlich [drei Wörter unterstrichen]. /
[Fanny Kobler:] Meine liebe gute Kobler! Ich kann mich mit der nichtbeantwortung deiner Briefe nicht anderst entschuldigen, als Betti sollte dir mündlich sagen, wie viel ich zu thun habe; und die paar Stunden, die ich mir sonst erübrigte, bringe ich nun mit meinen Beiden zu. Betti haben wir so lieb gewohnen, daß wir sie vermissen werden, und wüßte ich nicht das du die heiligsten Achte auf sie hast, so würde ich sie gar nicht mehr fort lassen. – Doch diese Bitte das sie den Namenstag der Maly noch feyern hilft darfst du mir nicht abschlagen. Betti ist jetzt recht munter, und ich glaube sie hat in jeder beziehung gewohnen, sie hat ein richtigeres Bild vom Leben bekommen; ihr Herz ist vorzüglich gut, aber daher auf jeden Eindruck offen; bewahre sie daher so viel als möglich, das kein Dieb sich in ihr Herz schleicht, wenn der Mann nicht in der Lage ist, sie für ihr ganzes Leben zu beglüken. Das du mir die Freude nicht machen kannst, und Betti selbst [mit Kleks unterstrichen] abholst, thut mir sehr leid [unterstrichen]. Lebe wohl ich danke herzlich für das Blumenglaß ewig deine Freundin Fany
Brief vom 2. August (und Mitte August) 1846 von Amalie Schlegel aus Salzburg an Betti Kobler, Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: zwei Bögen / = Seitenwechsel; XX und [?] mehrere für mich nicht bzw. schwer lesbare Stellen:
Salzburg, am 2. August 1846. Meine theuerste innigstgeliebte Betti! Wie glücklich macht es mich unsere Correspondenz mit einem sowohl für Dein als mein theilnehmendes Herz gleich freudigen Ereignise beginnen zu können, nämlich das Hpt. [Hauptmann] Meninger endlich die natürliche Einwilligung erhalten hat, und Susi nun Braut ist. Es ist ein so schöner rührender Anblick eine frohe Braut, besonders wenn längere Leiden voraus gegangen, und Susi ist so glücklich und vergnügt! Sie war am Freitag beim Pfarrer, denn am Donnerstag den 30. Juli erhielt sie die Einwilligung welcher der Cardinal bewirkte welcher den alten Weizner rufen ließ, und ihm zu sehr zum Herzen sprach. Cardinal hat wirklich das Seinige gethan. Er schrieb dann dem Hpt. Meninger und gratulierte ihm. Du kannst denken wie er hinsprang zum Weizner, und wie froh Alle sind.[17] Ich kam zufällig am Freitag hinaus, und daß ich den innigsten Antheil nahm weißt Du! da es ja noch für Deine Zukunft du Theure / mächtigen Einfluß hat. Meninger war gerade da, als ich hinkam sie waren Alle so herzlich, und ich wollte du wärest dabei gewesen. Hptmns Vater ist todt, er war einige Tage verreißt, und in diesen Brautstand mischt sich nun schon die Furcht vor der Trennung welche da die Jäger fortkomen, bald Statt finden wird. Doch dann folgt keine Trennung mehr. Alle Weizner’schen lassen Dich herzlich grüßen. Die Trennnung von Dir meine einzige [doppelt unterstrichen] Freundin hätte mich bald krank gemacht, mein Herz ist noch schwach, und die ersten Tage hätte ich nur weinen mögen. Du weißt ja daß du mit meiner Mutter meine innigste Vertraute warst und bleibst, während ich schreibe überwältigt mich die Sehnsucht nach dir; du weißt ja wie sehr ich auf mich selbst angewiesen bin- [Strich] da auch Fanni [die Mutter] nun viel mit Fremden beschäftigt ist, und wie sehr mein Herz der freundlichen Mittheilung bedürfte! –
[Strich, Absatz] Meine Gute Betti nach beynahe 14 Tagen fange ich wieder an dich zu schreiben an! Täglich bist Du meine Sehnsucht, der freundlichste meiner / Gedanken, zugleich der rehXXtige, mein frömmster Wunsch, nebst denen die du ohnedieß kennst. Dich unverlierbar zu besitzen! Glaube mir bei Allem was mir recht ist es komt dieß aus dem Grunde meiner Seele. Hätte ich Dich da, Alles sähe Anders aus, mit Dir könnte ich reden, lustig und traurig seyn. Du bist gewiß überzeugt wie unendlich theuer und lieb mir mein Mann ist, und kannst daher bemessen wie unstillbar meine Sehnsucht nach ihm ist, wenn er halbe Tage lang theils Gschefts- theils – [langer Strich] entfernt ist. Ich wäre so glücklich wenn ich bei ihm seyn könnte! Sein Beruf nimt ihn jetzt so sehr in Anspruch daß sogar in feien Stunden sein Geist fern von Allem Anderen ist; und ich werde mich nie fügen können in den [Kleks] leicht fertigen Ton einzugehen, der notwendig ist Gesellschaften zu frequentiren. Von der Primiz am 9. kann ich dir nur soviel sagen daß der Gegenstand meiner Neugierde Mayr u Scheider / wohl in der Kirche aber nicht bei der Tafel waren. In der Kirche waren wir die Schönsten, Schlögelhofer Fanni u ich. Die Predigt war wunderschön und überhaupt hat mich die ganze Scene ungewöhnlich angegrifen. Bei der Tafel war ich [unterstrichen] und KuXX Hautevolee! Einige unbekannte Frauen waren da, wir waren da die Männer Alle auf Einer Seite sitzen mußten nur auf uns beschränkt, nur Hr. Dr. Hilleprandt [ Franz Edler von Hilleprandt, Anm.] u Laisbäck waren uns nahe. Ich hatte mein blaues Balsorin Kleid an, den Kragen um und da mich die Wildmeyer [?] Lizi frisirte die hochrothe XXse im Haar. Die Mayr sah abscheulich aus in der Kirche sie hatte das schwarzseidene Kleid an was sehr schmutzig wurde weil sie gegangen ist, und es sehr geregnet hat. Die Frau v. Kuchler von Linz ist hier, die wäre mir schon recht, wir waren gestern den 16. August in Ursprung und ich habe mich gut unterhalten. [Punkt Strich Punkt; dito zweites Blatt] Schlegel hat wieder operirt, ein Mann vom Nonnberg, er hat ihm einen Klumpen GliedXX aus dem Kinn geschnitten wie ein großer Kindskopf, es geht ihm recht gut. Die Frau Schlam[18]hat der Schlag getroffen, sie ist todt. wie unendlich ich die Lasser bedauere! sie wird den Verlust am schrecklichsten fühlen. 20,000 Gulden bares Geld liegt da, es ist aber ein Testament da und so ist vielen Steitigkeiten abgeholfen, und ist die Dicke die Frau Bräuin. Wie geht es Dir, was machst Du, und Deine Mutter? Die Hoffnung Dich einmal wieder zu sehen belebt mich. Könnte ich doch fliegen, täglich sähen wir uns! Sogar frage ich jetzt im Messen [?] bwei mir, du hast ja auch eins, auch die Fanni thut es. Richtig eine wichtige Neuigkeit!!! Hr. Philip hat geheuratet, die selbe die wir in Plain sahen, keine Hofrathstochter, sondern eine Dienstmagd, ja und beim Lubjatzky / und daß es schönerherauskomt, sezt dem [?] Hofrichter sie ganz neue Beamtenschaften. Ich habe sie gestern gar nicht erkannt so hübsch ist sie; sie trug ein Veilchenblaues Seidenkleid, eine schwarzseiden Mantille einen Rose[n]hut u Lacken [?], sie grüßte uns, ich war ganz erstaunt!! Auch ist die Familie auch schon im Anzug! – [Strich] Aber es ging ganz still vor sich.
Was macht SX u. Frisch? Ich bitte Dich schreibe mir bald und recht [unterstrichen] viel. Ich werde sehen auch öfters schreiben. XXX daß ich Dich so lange warten ließ, ich denke ja doch immer an Dich, und schreibe ich Millionen Worte so wäre mein Herz noch nicht leer von Dir. Die Fanni vermißt Dich enendlich sie küßt Dich u Deine Mutter 10000 mal wie ich Dich und Deine Mutter. Richard grüßt Euch auch herzlich. Er ist heute wieder einmal auf der Jagd. – [Strich]. Die zwei Feiertage / hat es wunderbar doch geschmekt. Am Sams [?] Tage waren wir in Hellbrun! Außerdem bin ich Gott Lob gesund u schlank. Das Leibchen das ich vor 4 Jahren trug, ein weißes, ist mir bis auf 2 Heftel recht, und langt mir gut unter dem weißen Oberrock. Meine innigst geliebte theuere Betti, schreibe mir nun recht viel. Du weißt ja wie es mich freut. Gustl grüßt Dich vielmals herzlich, wie die Anderen Weiznerschen auch Schlögelhofer, Theres, Kuedorfer Theres Bauernfeindsen. Nun nim die innigsten Küße von mir, bleibe mir treu, und denke oft an Deine Dich unendlich liebende Amalie Schlegel [abgesetzt:] Bis Samstag hoffe ich längstens einen langen Brief. Die comission ist berechtigt.
Brief vom 7. August [?] 1846 von Amalie Schlegel aus Salzburg an Betti Kobler, Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: zwei Bögen / = Seitenwechsel; XX, […] und [?] mehrere für mich nicht bzw. schwer lesbare Stellen; Hinweise auf Unterstreichungen sind nachgestellt:
Salzburg, am 7. 8 [?] [1]846. Meine Herzens Freundin! Wenn Du einen nächsten Brief bekömst, so wirst du[19] sehen daß ich schon vor 8 Tagen an Dich geschrieben aber nicht gesendet habe, weil ich Dir gerne die Primiz Feier am Sonntag dem 9.8 [?] beschreiben möchte. Nun für Deine Liebe u treue Millionen Küße von mir, für die Tücher meinen herzlichen Dank. Glaube daß Deine Mali ebenso umseXX ist wie Du, und Deine Entfernung mir verschmerzen kann. Meine einzige Freundin, wenn Du weißt wie ich Dich vermisse; was wollte ich entbehren hätte ich Dich Du meine gute Liebe. Sonst geht es uns gut. es hat sich kein Caracter geändert, also öfter Sommer u Gewitter / Fanni u Richard grüßen Dich herzlich u Mutter Fanni wird Dir nächstens schreiben, von mir nächsten Tage einen langen Brief. Noch bin ich sehnsuchtsvoll nach Dir, ich bin jetzt im Begriffe nach Hallein zu fahren mit Mutter u meinem geliebten Mann. Wieder einmal ein genußreicher Tag für mich. Immer denke ich an Dich. [Satz unterstrichen] ich wollte nur daß ich Dich freylich einmal sprechen könnte. Meine Echarpe [Ècharpe] ist wunderschön; ich werde am Sonntag sehr nobel seyn; mein gelbes Kleid u die weiße Echarpe, die Modestie u den weißen Hut, auch Fanni wird schön seyn u besonders Schlögelhofer die studiert schon immer auf den Putz. Fr v. Mayr [unterstrichen] komt u Fr. Liebargtin Schieder [unterstrichen]. Da habe ich doch was zu schauen, denn ich bin auch bei der Tafel / bei der idenlischen Fr. Leitner. Daß Du das Neue u. Susi weißt ist mir leid, denn ich habe es Dir auch geschrieben. Grüße Deine Mutter von mir. Nach meinen nächsten Brief schreibe gleich wieder aber sehr [doppelt unterstrichen] viel. Die Comission [Geschäftsauftrag] wird besorgt werden. Noch habe ich keine neuen Bekantschaften gemacht, Fr. v. Fink hat einen Knaben u ist im Wochenbett, XX Fr. v. Fenzel, hat einen Arthur!! Bald nach Deiner Abreise kam die Mathilde zu mir sie hat sich nicht geändert. Der Louis Mayr ist nicht gar so schreklich liebenswürdig bei mir war er aber nicht. bei Euch! Ich schließe mit inniger Umarmung und bleibe ewig Deine treue Mali. [abgesetzt:] Daß Weizner da ist bin ich recht froh. ist doch wieder XXX […] Dein Verlust betrauern hilft. / M! [darunter:] auch die Fanni vermißt Dich sehr auch Richard der jetzt noch weniger Zeit hat als früher, weil er mich jetzt oft traurig und einsam sieht, ginge ich wo immer hin, Dich fände jch ja doch nicht. Lebe wohl! [schwach mit Bleistift:] Für die Latwerg[20] […] die Kasse XXX glüklich die Theres grüßt Dich.
Brief vom 23. August 1846
"Scheerding am 23. August 1846 [die Hochzeit von Zäzilia Amalia Kobler und Richard Franz Schlegel war am 21. April 1846]. Meine liebste theuerste Mali! Wie glücklich hat mich Dein Brief gemacht; ich sehe es geht Dir ebenso wie mir" … eine aufrichtig liebende Freundin ist ein kostbarer Schatz. Sie erzählt von zu Hause und von Bekannten in Schärding … "ich bethe täglich um Erhaltung Deines Glückes möchtest Du [unterstichen:] recht zufrieden sein! von Dir hängt ja auch das Glück Deiner guten Mutter ab; sie lebt nur für ihre Kinder! [Mali ist Einzelkind] grüße und küße Sie 1000 mahl von mir." … "Ich sprach kürzlich mit [in latein. Schrift:] Dr. Seltenheim er sagte die Mutter [Bettis Mutter] habe eine Herzerweiterung, ich bitte Dich frage doch Deinen lieben Mann ob es gefährlich ist" … Grüße an die "Bauernfeindischen" und "Mad. Schlegelhofer" [im Brief davor "Schlögelhofer" und vorher wechselnd "e" und "ö"], ebenso "Frau v. Eschenlohr" … Sie zeigt anderen "das Häckeln", zwei Bettdecken sollen gehäckelt werden, Mali soll dafür die grüne Wolle besorgen; fragt auch, ob man nicht weiße Wolle dafür grün färben könnte. Zuletzt wünscht sie, "daß sich das Schattulerl [unterstrichen] mit Ducaten füllt und daß ihr recht froh und vergnügt mitsammen lebt. Sey Du meine einzig geliebte Freundin im Geiste herzlich geküßt, und sey überzeugt, daß immer an Dich denkt Deine Dich innigstliebende Betti."
Brief vom 27. August 1846 von Amalie Schlegel aus Salzburg an Betti Kobler, Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: ein Bogen, dickes Papier mit Prägestempel "Bath" mit Krone; ohne Unterschrift, Schluss fehlt offenbar[21]; / = Seitenwechsel; XX und [?] = für mich nicht lesbare Stellen:
Salzburg, am 27. August 1846. Meine innigst geliebte Betti! Heute erhielt ich Deinen Brief, und nachdem ich ihn aufmerksam und wiederholt las, sehe ich daß Du mich liebst, und vergesse wieder, wie wehe mir vor Kurzen dein Mangel an Vertrauen meinem Herzen that, und noch thut. Siehe meine Liebe, meine Anhänglichkeit an Dich ist so ausschließend, daß ich Dir Alles mittheilen müßte, die Deinige dagegen hat Ausnahms[weise] dazu geführt, daß du das Daguerrotyp Bild[22] von Weizner besitzest, und weder Fanni noch mir ein Wort sagst! Du hattest es mehrere Wochen und konntest es mir verhehlen. Das ist nicht hübsch, und hat mich tief gekränkt. Viel lieber wäre es mir Weizner hätte es mir nicht gezeigt; besonders nachdem er Dir sagte Du sollst es uns zeigen! Sieh fremde Leute haben mehr Vertrauen auf mich wie Du, doch ich denke, Du wirst Ursache gehabt haben davon zu schweigen; ich aber / muß es Dir sagen, wie gütig der Zufall Dein Unrecht vergilt und mich sogar Deine innigsten Geheimniße wissen läßt. Ich bin auch nicht böse, sondern nur habe ich mich darüber aussprechen müssen; und hoffe daß du mich doch einmal wirst kennen lernen, und mehr Vertrauen zu mir haben. Nun zu etwas Andern. Deine Comission [Geschäftsauftrag] wegen der Wolle habe ich besorgt. Die Seglin und auch Speckmayr sagte mir, daß man wohl die Wolle grün färben kann, aber daß wenn man sie einmal wäscht sich das Grüne ganz mit dem Weißen mischt, also abscheulich aussieht. Nun dachte ich wäre es vortheilhafter, entweder die 4 eckigen Flecke aus weißer Schafwolle zu häkeln, und grün einfach oder von schattirter[23] Wolle einzuhäkeln, oder die ganze Decke von zwei schattirten Farben zu machen. Speckmayr meint es wäre 1 Lb [Pfundzeichen] schattirte Wolle genug zu der Decke. Das £ schattirte Wolle kostet 6 fl 30 Kr. kW. [Gulden, Kreuzer] und die grüne Glanzwolle 5 fl. so könne es nicht höher und würde schöner / und man kann ja Schafwolle auch putzen! Jedenfalls will ich gern besorgen was Du wünscht. Grüße Mad. Döscher von mir und sage ihr das.
Eine Neuigkeit! Wegen der Schuster Mina [?] haben wir uns nicht getäuscht; sie ist wieder pf. [Strich mit "pf."] und also nicht zu Hause; die Schuster Fanni ist in Wien im Dienst bei einem Uhrmacher; und er der Vater dieser Mädchen, heuratet, um seinen Töchtern ein gutes Beyspiel zu geben die Maitresse des Grafen Fugger!!! Ist das nicht merkwürdig? Er begegnete uns mit ihr Arm in Arm am Sonntag, sie hat meinen Man[n] tryumphirend angelacht; wir aber alle O wir drei versteinert; sie macht jedenfalls ein Glück; und er hat dann eine hübsche Frau u ein Kind mehr. Am Montag kam Profesor Schroff [!] von Wien bei uns und er war Mittags unser Gast, auch Abends zum Kafee. Daß ich es da sehr pressent hatte kannst Du denken! Aller Anfang ist schwer aber es ging gut. Abends ließen wir den Landrath Wenisch holen er ist ein Freund zum Schrof [!], da war die Gesellschaft, / [in] meinen Salon; aber öfters dergleichen Visiten möchte ich nicht.
Am Dienstag ["Montag" gestrichen] waren wir mit ihnen in unseren Wagen in Hellbrun, und gestern Mittwoch waren Schrof u Schlegel auf dem Gaisberg! [ Gaisberg (Berg), Anm.] Kaum waren sie fort, kam die Nachricht er soll zu einer Comission bis halb zwei Uhr. Was anstellen! [eher: ?] Zum Unglück [waren] unsere Pferde in Grödig! Glücklicher Weise war der Rosenkranz zum Fontrequiem [?] der mußte helfen. ich setze mich also hinein in den bömischen [?] Karren mit Leinwand überzogen und fahre zum Erstaunen Aller die mir begegneten nach Aigen, und von da schickte ich einen Buben zu Fuß [? im Knick] in den Park [ Aigner Park, Anm.] und um auf dem Gaisberg den Schlegel zu holen!! Welcher Angst man nicht aus gesetzt ist. Nachdem ich lange im Park herumlief[24] und schon wieder hätte mit der Nachricht zu Hause seyn sollen, fuhr mich endlich der Wagen von der Rekononin [?] Aigen, nach Hause. Nun wußte ich noch nicht bestimt ob er komt. und war also in größter Angst bis 1/4 über 2. wo er endlich kam. Die Comission war gar nicht so vieler Mühe werth; doch ich that mein Möglichstes! [Schluss fehlt offenbar]
Brief vom 9. September und vom 24. September 1846 von Amalie Schlegel aus Salzburg an Betti Kobler, Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: zwei Bögen, zweiter Brief fortlaufend auf S. 1 des zweiten Bogens[25]; / = Seitenwechsel; XX und [?] = für mich nicht lesbare bzw. bei den Namen unsichere Stellen; auch die Unterscheidung zwischen "d" und "D" ist an manchen Stellen zweifelhaft:
Salzburg, am 9. September 1846. Liebe Betti! Nachdem meine Briefe wirkliche Tagebücher werden, so mußt Du schon nicht böse seyn, wenn sie etwas längere Zeit bis zu Dir brauchen und mit meinen vorausgeeilten Wünschen und Grüßen vorlieb nehmen. Oft genug kann ich Dir nicht sagen wie sehr Du mir überall fehlst, und in jeder Lage wo ich mich befinde habe ich Dich in Gedanken bei mir. Obwohl ich Dir die Antwort schon längst hätte gegeben, so bin ich überzeugt daß Du [dich] gewiß innig über mich freust, wenn ich Dir sage, daß ich mich jetzt sehr glücklich und zufrieden fühle! und immer mehr lustig bin! Stelle Dir nur vor schon mit 9. August wo ich auf der Primiz war, war mein geliebtes Männchen nicht auf dem Kapuzinerberg!!! Wenn er auch jetzt wieder einmal hingeht so macht es mir keinen Schmerz. Nachdem ich mir immer aufschreibe wenn ich wo gewesen bin, so kann ich Dir sagen wenn Du willst, daß beynahe seit Du fort bist nicht oft 2 Tage vergehen, daß ich wo anders hingehe oder fahre, nur Gott Lob mit meinen Lieben! Einige Mahl nehmen wir die Küchler und ihren Mann mit, und einige Mahl waren wir mit Gießen [?] in unserem Keller in Grödig. Es ist erstaunlich wie oft ich dahin bin. Nun seit / 9. August höre, wo ich war: Hellbrunn, am 16. August. und 16 f. in Ursprung, am 18. in Leopolds Kron, 20. im Kundorfer Hof, am 23 in Meßheim [?], am 25 in Hellbrunn, am 26. in Aigen das war früh wo ich Dir schon schrieb, am 27. spatziren, am 28. spatziren, am 29. in Aigen, am 30. in Leopolds Kron, am 1. Sept. in Plain, wo ich auch für Dich gebetet habe, um 3 im Weiznerhof um 4 im Grödiger Keller, um 6. in Maxglan, Gartenau u Hellbrunn, am 8. in Weitreuth [?] am 9. im Stanzingerhof und am 12 bei der Lamoinka [?], welche krank ist, aber es geht ihr schon etwas besser. Du siehst meine geliebte Betti wie ich wir nun das lustige Leben angelegen seyn lassen, und ich freue mich über Dein Erstaunen wenn Du es hörst. Du kannst Dir denken daß meine Fanni [die Mutter] nun auch zufrieden ist!! Das, was auch sehr angenehm ist, das ist das neue Wagerl, welches wunderlieb ausgefallen ist; es können außer dem Kutscher welcher ohnedieß Richard [der Ehemann] ist, noch 3. sogar auch zur Noth 4. Personen sitzen; es ist sehr elegant u XX, dem XXX hat dasselbe nur das Aesere [?] ist gedeckt, der hintere Sitz! Am 8. Sept. fuhren wir das Erstemal aus mit dem Wagerl, du wirst staunen wenn Du es / sehen wirst. Das Pferd haben wir noch nicht. Wie viel ich Dir noch schreiben muß, ich kann gar nicht fertig werden, Lauter Neuigkeiten! Der Mann, wegen welchem mein Mann nach Braunau reißt, ist schon mehrere Wochen hier, in Schlegels Behandlung, und er operirte ihn vor ein Paar Wochen einen Stein heraus, wie ein kleines Hühnerey; es geht ihm recht gut, er darf schon Bier trinken, so schwach und herabgekomen er früher war, und er, und wir sind glücklich darüber. Fanni und ich haben ihn besucht er weinte vor Freuden! Die Klosterfrau der er einen Gliedschwam heraus geschnitten wie ein Kindskopf, ist jetzt ganz gesund. Wärest Du nur hier, Du allein fehlst mir noch, und dann noch Etwas!! [unterstrichen]
Vorerst freue ich mich Dich einmal wieder zu sehen. Ich bin jetzt zu meiner Ehre und zu unserm Glücke vernünftiger um Vieles geworden, und das gehört dazu um in der Ehe glücklich zu seyn; ich habe mich nun daran gewöhnt und nun ist Alles gut. Als ich in Gartenau war, suchte ich in Deinem Namen 4 blätterigen Klee, und fand auch welchen, die Gartenauer grüßen Dich vielmals herzlich. Am vergangenen Freitag war ich beim Zeller eingeladen, und habe mich recht gut unterhalten / Damit doch etwas, wenn auch nur ein lebloser Gegenstand von Dir bei mir ist, so nehm ich den silbernen Strickhaken mit, welcher nun immer mein Begleiter seyn wird. wenn ich Besuche mache: das blaue Fleckerl, welches beyliegt, ist von meinen Oberrock, welchen ich bekommen habe, er ist ganz glatt am Leibe, ganz hoch, und steht mir sehr passend. Auch von meinem Brautkleide lege ich ein Fleckerl bei, damit Du es sehen kannst, und weil ich weiß, daß es Dir recht ist. Auch habe ich mir einen schönen schwarzen gestickten Halbschleier gekauft p. 3 fl 6 k. [Gulden, Kreuzer] der Oberrock kostet 6 fl kW. der Zeug [?]. Aus meinem Canefas Oberrock habe ich selbst mir einen Schlafrock gemacht, welcher so ziemlich nett ausgefallen ist, und den ich jetzt immer im Hause trage. Er ist wie meine Nachtcorsets gemacht, und steht mir wenn ich eingeschmirt bin nicht übel. Und wie geht es Dir meine Geliebte? und Deiner guten Mutter. Wenn ich Dich besuchen könnte, wie oft wäre ich bei Dir. Grüße mir Dein Mütterlein, Dich grüßen Alle unsere Bekanten vielmals, besonders Weizner’schens Sie war nicht böse, daß Du [!] so lange keinen Brief erhielst / [zweiter Bogen, bezeichnet "No 3"] Ich meine ich müßte täglich an Dich schreiben. Fanni u mein Richard grüßen u küßen Dich u Deine Mutter XX XX. Bald komt die Zeit wo ich Dich vorigen Jahres schon freudig erwartete, heuer bleibt mir nur die Sehnsucht nach Dir. Der Saghepolster [?] bedeckt mein[en] grünen Schleier damit ihn die Fliegen nicht erheben [?] könnnen. [Absatz]
Am 24.ten September 1846. Ein kleiner Zeitraum liegt zwischen dem Tag wo ich glaubte den Brief schließen zu können, und noch kann ich das was sich bis jetzt zutrug unmöglich auf ein nächstes Schreiben übertragen. Jeden Tag denke ich, aber die Betti wird denken, aber die Mali das ist eine! Doch denke ich immer sie wird wohl wissen wie lieb ich Dich habe, und durch eine ganz schnelle Antwort wirst Du mich überzeugen daß Du nicht böse bist. Vor allen Anderen muß ich Dir erzählen was mir Dein Gustl für einen Schrecken eingejagt hat, worüber ich gewiß in Ohnmacht gefallen wäre, wenn ich zartere Nerven hätte! Das ging so: Es war am 21. Sept. der Holzsturz [?] in Berchtesgaden und da fuhren wir hinein, Richard, Fanni, Schlögelhofer, Laschenzky, Otto und ich; ich hatte mein schwarzseidenes Kleid an, den Samt- / Kragen, ein Schemisset[26], den schwarzen Schal, den blauen Hut der geändert wurde der seidene, und einen schwarzen Schleier von Seidentülle. [ein Kreuzchen und unten auf der Seite unter einem Strich mit kleiner Schrift:] das ist wieder ein Anderer als ich Dir schon schrieb, den trage ich öfter zum Ausfahren besonders aus. Ich war sehr standesgemäß!!! [doppelt unterstrichen] Zufällig trafen wir dort den Gustl, mit Schaffner und einigen Andern, auf ein Schiff wartend. Wir sprachen mitsammen, und indem der Weizner[27]sehen wollte ob das Schiff komt, glischt er im Moraste aus und fällt in den See, was nur ich sah! Du kannst denken welche Angst ich hatte; ich sprang hin, und schrie; um Gottes willen! und wollte ihm helfen, weil das Ufer etwas hoch war, so kam es mir schrecklich vor, und daß er schwimmen konnte vergaß ich in der Angst; mittlerweile kam mein Mann der schrie Sackrament! [unterstrichen] welchen Contrast mit mir! und half ihm dann heraus. Mir klopfte das Herz, und wie ich erschrocken bin das kannst Du Dir vorstellen, wenn Du Dich erinnerst wie ich wegen Dir an Land empfand, mit dem Unterschiede, daß ich ihn wirklich im Wasser sah. Jetzt mußte er ins Gasthaus am See, dort langte [?] er ein Unterbeinkleid vom Lenlisch, ein Hemd hatte er zufällig, weil er eine Fußpartie / über Hallein hin machte, von einem Baurn den Mantel, ein weißes Sacktüchl um den Hals, seine weißen Oberhosen und sein weißes Halstuch statt des Hosenträgers um den Leib. Es sah aus wie ein Matrose! O armer Gustl! Er kam dann mit uns aufs Schiff, und wir unterhielten uns gut. Auf der Insel dann lieh ihm ein Fremder einen Rock. Aber er sah todtenbleich aus wie er aus dem Wasser kam. Uibringens läßt er Dich herzlich grüßen, er ist ganz gesund; denn ich sagte ihm daß ich Dir den verrück alten Fall schreiben muß.
Meine liebe Betti, wie unendlich glücklich wäre ich wenn Du da wärest; täglich sehne ich mich nach Dir. wir sind so freundlich und heiter beysammen! Zum Markt kaufte ich mir einen Monument. Mantel Stoff a ß le. k.w.[28] wie beyliegendes Fleckl, ein Burnuß wird davon gemacht, zwei Paar seiden Handschuh und ein Flaschl Kräuteröl für meine Hän[d]e [?], das soll recht gut seyn, man bekomt es bei Baldi für 1 fl 30 Kr K.W. [Gulden, Kreuzer] Dann bekam ich von der Mutter zum Markt, und a conto des Christ Kindls einen Momment [lateinisch geschrieben] Schal, er ist 4 I/IV Ellen lang und 9/4 breit. so wie mein schwarzer Doppelschal nur größer / der Stoff davon ist ähnlich den Kotzentücher [29] aber besser, er ist grau der Grund, und bunte große Quadrille darin mit bunter Bordüre und sehr langen bunten Fransen. Gestern trug ich ihn gleich Nachmittag am Ruperti Tag in Kleßheim, er ist wie ein Mantel so warm, und freut mich sehr. Die Fanni hat sich zuerst den ganz ähnlichen gekauft, da sind wir ganz gleich, und ein blaues Kleid mit weißen Blümchen wie sie jetzt modern sind. Zur Neuigkeit sage ich Dir daß unsere Minna keinen Dampfwagen braucht, weil sie freiwillig weggeht und zu der Fr. Mahm[30] Fuchs komt. Die alte Plöckl[31] hat wieder bei der Gelegenheit ihre Arroganz bewiesen! Die Blume Fuchsia die Du mir zum Namenstag schenktest blüht noch, ich schenke ihr meine Aufmerksamkeit, und sie gibt mir dafür hundert Blüthen. Das Schatulerl hätte recht gute Anlagen, aber da das Wagerl bezahlt werden muß[te] 300 fl [Gulden] so hat es einigen Abbruch erlitten. Aus diesem Schreiben theuere Betti erkennst Du daß ich wohl die ganze Fülle meiner Liebe für Dich hingeben möchte aber das geht nicht. Die nächste Woche erwarte ich die Antwort. Lebe wohl, mit 10000 Küßen lebe wohl u liebe immer Deine treue Maly.
Brief vom 16. November und vom 1. Dezember 1846 von Amalie Schlegel aus Salzburg an Betti Kobler, Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: ein Bogen, Prägestempel "Bath" mit Krone; / = Seitenwechsel; [?] = für mich nicht lesbare bzw. bei den Namen unsichere Stellen; auch die Unterscheidung zwischen "d" und "D" ist an vielen Stellen zweifelhaft:
Salzburg, am 16. November 1846. Geliebte Theure Betti! Meine Hand Dir mit der Fanni reichend, grüße ich Dich Du meine traute liebe Freundin, und will nun ein gemütliches Stündchen mit Dir plaudern und mich so recht in Deine Nähe träumen. Wollte ich Dir immer und immer meine Sehnsucht nach Dir schildern ich fände kein Ende! Ein Brief von Deiner Hand erregt freudig mein Herz, und als ich Deinen Letzten an mich [sah / bekam] konnte ich ihn nicht schnell genug öffnen, um von Dir zu wissen. Wie freut es mich daß es Dir und Deiner Mutter gut geht, und daß doch einige Sorgen wieder von Euern Herzen sind. Könnte ich sie Dir doch Alle für Gegenwart und Zukunft lösen. Auch mir geht es gut; [Absatz]
Am 1. Dezember 1846. Du siehst meine innigst geliebte Betti, daß ich schon vor 14 Tagen mich recht herzlich mit Dir ausplauschen wollte; aber wo ich stehen blieb, wurde ich durch meinen Mann abgehalten der dort gerade von der Jagd kam, und dann wollte ich noch ein wenig warten, um Dir noch Mehreres erzählen zu können! Aber während ich lustig und froh war, warst Du o meine Betti / in Angst und Schmerz am Krankenlager Deiner theuren Mutter und ich wußte kein Wort davon. Weizner sagte es mir, und hätte er in dem Herzen deiner treuen Mali in dem Moment lesen können, er könnte Dir sagen wie mit ganzen Herzen ich an Dir hänge, und welchen Schmerz mir diese Nachricht machte! Ach könnte ich bey Dir seyn, ja, am Sonntag noch wo ich es erfuhr wäre ich zu Dir geeilt, aber ach, nur ein inniges Gebet konnte ich zum Vater des Menschengeschlechts senden, und noch denke ich täglich Dein und Deiner Mutter im Nachtgebete, daß er Euch gesund seyn lasse, damit Ihr Euch gleich mir einmal guter Tage erfreuen möchtet. Du wirst glauben, daß ich Dein nicht oft genug denke da ich Dir so lange nicht schreibe, aber ich versichere Dich, daß ich fast stündlich ich könnte sogar im[m]er in Gedanken bei Dir bin, selbst wenn ich bei einem Vergnügen bin denke ich, es wäre viel lustiger wenn ich Dich bei mir hätte und wie viele Genüsse könnte ich Dir jetzt verschaffen wenn Deine Mutter gesund wäre daß Du sie ruhig genießen könntest. Meine theuere Betti nim die herzlichsten Wünsche für Dich und Deine gute Mutter zu Deinem Namenstage, daß Du und sie gesund seid, und daß sich alle Deine fromen Wünsche sich bald und wie Du es verdienst realisiren möchten, und da wünsche ich für mich eigennütziger Weise, es möchte sich gestalten daß Du hie[r]her könnst und eine glückliche [unterstrichen] Frau würdest. Wie glücklich wie zufrieden wäre ich dann! Manchmal mache ich ganz im Stillen Pläne über dieses Thema!!! Nun muß ich Dir auch schreiben was ich mache, was ich kaufe, wohin ich gehe; denn ich könnte es nicht ver- / schmerzen wenn Du es nicht Alles wüßtest. Vorest hoffe ich daß Deine Mutter wieder wohl ist, und daß Du mir künftige Woche ganz gewiß schreibst, dann daß Du mir nicht böse bist wenn ich Dir so viel Neuigkeiten schreibe. Also: Gestern ist mein Mann Theater Arzt, und ich genieße dabei daß wir frei d.: [unterstrichen] ohne Bezahlung das Theater besuchen können auch die Benefizen; wir haben 1 Sperrsitz im Parterre und einen freien andern Platz. Also gehe ich immer d. h. wenn mein Mann geht ins Theater welches sehr gut besetzt ist. Die Sängerin ist sehr brav, der Theater Direktor ausgezeichnet in allen Fächern und die 1 Liebhaberin ist sehr hübsch, auch D. Voll spielt jetzt gut. Das ist mir recht angenehme Unterhaltung für die langen Winterabende! Dann sind wir, mein Mann und ich, Museums [unterstrichen] Mitglieder[32], nicht nur auf Monate sondern ganz ordentliche. Da könnte auch die Familie darunter Du die Liebste mein, auch Genuß schöpfen auf Bällen und Concerten.
Am 24. Nov. war ich auf den Ball. Ich hatte mein blaues Balsorin Kleid an, eine Rosa Pomela Coiffure, d. i. ein Kränzchen und Seiden Fransen welches allerliebst steht u. die schwarze Ècharpe[33]. Ich habe mich recht gut unterhalten, sehr viel getanzt, und bin bei Fr. v. Klingensperg gewesen, mit ihm Klingensperg [unterstrichen][34] habe ich 2 Quadrille u den Cotillon getanzt. Es war sehr leer, aber doch lustig. Am 15. Dezember ist ein Museumsconzert. Ich bin öfter bei Zeller und wurde neulich bei Fr. v. Gschnitzer aufgeführt welche noch / immer nicht gehen kann. Bei Wolf war ich einmal. Bei Hillleprandt[35] noch nie, aber nächstens muß [unterstrichen] ich hingeh’n. Gekauft habe ich mir ein doppeltes Schemisset [Chemisette] mit hochrother Schleife. Mein Mantel ist noch nicht gemacht weil ich mich noch nicht entschließen konnte. Aus meiner grauseidenen Crispine ließ ich mir eine Visite machen welche sehr schön aussieht mit gleichen Seidenfranzen besetzt. Ein hohes Mouselin de laine Kleid ließ ich mir machen wie das Muster. Fanni schenkte mir den Zeug zu 7 fl 30 Kr [Gulden, Kreuzer]. sie hat sich beinahe das selbe im Markt gekauft, das Ihrige hat gelbe Tupfen die Form u Machart ist das Nähmliche. Es paßt mir sehr. Für Macherlohn 6 fl 12 Kr [Gulden, Kreuzer]. Auch meinen alten braunen Mantel ließ ich modernisiren er behielt den Kragen nur ist er jetzt anschließend wie ein Bournuß. Aus meinen alten quadrillitten Wollkleid machte ich selbst einen Oberrock welcher sehr paßt. Jetzt werde ich mir Beinkleider 6 St. wie das Musterl mehr [? klein darübergeschrieben] den Zeug, und 10 Ellen blauen gros de neaples habe ich mir auf sein Verlangen gekauft zu dem Mantelfutter er hätte 12 fl [Gulden] gekostet. Mein guter Mann küßt Dich vielmals, und wünscht Euch Alles Herzliche Deiner Mutter viele Grüße von ihm u mir. Morgen den 2. hat er wieder eine Operation in Singenheim [?] wie bei der Klosterfrau. Gott gebe seinen Segen. Der Schuhmacher von Brunnau [?] ist am 1 Nov. fortgereißt und nach seiner Luise geht es ihm recht gut. [ab hier kleine Schrift:] Bald, recht bald bekomst Du wieder einen Brief von mir. Aber antworte mir nur bald und viel. Bauernfeind’s, Schlögelhofer, Maickra [?] Fr. Anna, Fr. v. Polifka [Polivka?] , Theres Alle die Du kennst grüßen Dich u Ich küße Dich herzlichst und bleibe Deine treueste Freundin Mali.
Brief vom 4. Dezember 1846 von Amalie Schlegel aus Salzburg an Betti Kobler, Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: ein Bogen (nur zwei Seiten beschrieben), Prägestempel "Bath" mit Krone; / = Seitenwechsel; XX und [?] = für mich nicht lesbare bzw. bei den Namen unsichere Stellen; auch die Unterscheidung zwischen "d" und "D" ist an vielen Stellen zweifelhaft:
Salzburg, am 4. Dezember 1846. Meine einziggeliebte Betti! Heute von einem Jahr konnte ich Dich noch an mein Herz drucken, und Dir persönlich sagen, was ich für Dich von Gott erbitten möchte; da [ich] es nun heuer nicht sagen kann, so eine meiner innigsten Wünsche; ich gedachte heute Deiner mit Liebe in der Pfarrkirche, daß Gott Dir das gewähren was ich wünsche und was zu Deinem Nutzen ist. Verschmähe nicht das kleine Geschenk, mit liebenden schwesterlichen Sinn dargereicht. Dieß kleine Streifchen trägt man zu Oberröcken und Mäntel; ich selbst habe dieses, und auch für Dich [gestrichen] mich eines gemacht; ich glaube es könnte Dir gut stehen. Meine Mutter küßt Dich vielmals, und möchte Dir noch eine Freude machen; und da sie nichts mehr von dem Gelde das Du schicktest hat nehmen wollen, so möchtest [Du] zum Namenstag das Schleiffchen nehmen, und ihrer freundlich gedenken. / Denke auch meiner freundlich, bei Gebrauch des Steifchens; und bleibe immer mit Liebe zugethan Deiner Dich 1000000mal küßenden Freundin Mali [Absatz]
Beiliegendes Sacktückl bittet Dich die Mutter bei Gelegenheit zu säumen und zu schicken; ich hoffe Du wirst dieses Auftrags nicht zürnen, der Dich sogar die Fanni [?] nicht ruhen läßt. An dem Tage wo ich auf der Ludl war, war ich auch bei Trauung u Frühstück von unserer Appolonia; ich hatte mein gestreiftes seidens Kleid u die grüne Visite an. Früh Hochzeit, Abends Ball!!! Alle grüßen Dich, u Deine Mutter gleich mir u mein Mann. Lebe wohl, und gesund das wünscht Deine Mali.
Brief vom 15. Dezember 1846 von Amalie Schlegel aus Salzburg an Betti Kobler, Schärding
Briefe mit grauer Banderole "1846" gesammelt: ein Bogen,eng beschrieben); / = Seitenwechsel; XX und [?] = für mich nicht lesbare bzw. bei den Namen unsichere Stellen; auch die Unterscheidung zwischen "d" und "D" ist an vielen Stellen zweifelhaft:
[oben unterstrichen:] der Mantel hat auch kleine Aermel. [Briefkopf:] Dienstag, um 7 Uhr früh während [unterstrichen:] dem Glockenspiel [ Salzburger Glockenspiel, Anm.] . 1846. am 15. Dezember. Meine theuerste Betti. Am Montag Nachmittag erhielt ich Deinen Brief, welchem mein Herz schon sehnsüchtig entgegen hüpfte! Er liegt seit gestern nahe bei mir entweder auf meinem Arbeitstischchen, und jetzt auf dem Schreibtische. Daß mich jede Zeile von Dir unendlich freut braucht wohl keine Erwähnung, so wie auch die Nachricht daß Ihr wieder alle gesund und froh seyd. Am Sonntag früh erhielt ich vom Schneider Hahn meinen Mantel welcher superbe ausgefallen ist. Ich werde ihn Dir genau beschreiben Du weiß[t] daß er in Streifen ist. Daher hat er hinten eine gerade Nath und vor[n] laufen die Streifen so zusamen wie auf dem Musterl welches wunderschön aussieht; es ist wie man sie jetzt hat ohne Falten auf der Seite, und auch ohne Seitennath und doch sonst eine Bournuhs [Burnus] ich kann ihn übereinander legen, und hinein schliefen, sonst aber ist er erschließend am Krägen. Er hat einen Kragen wie der Fanni ihr Bournuhs, der vorne mit 2 Schlegen [?] geschloßen ist wenn ich will. / Der Kragen ist ganz ohne Nath; ich kann ihn wegnehmen wenn ich will, und dann hat er nur eine kleine nette Kaputze von grauen Woll Samt, und mit gleichen Zeug ausgeschlagen; und ein wenig mit Seiden ronleen [?] zusamen geschnürt. Die Kaputze ist rund und mit zweireihenen Falten und Halsen [?], und nur in der Mitte etwas spitzig. Der Kragen hat genau gedrehte Seiden Franzen, und zwei ronleene von grauen Samt. Deinen Mantelstoff müssen wir uns nur in Fantasie vorstellen, da kein Musterl in dem Briefe lag; und wenn Du es mir nicht bald schickst, so komt eine Staffete und die holt das Musterl. Ich denke, daß ich Dir den Mantel genau beschrieben habe, und wünsche nun daß er so gut ausfallen möchte wie der Meinige. Auch die Rechnung ist ganz gut; er verlangte 5 fl k.W. [Gulden] die ich ihm recht gern bezahlte; das Mantel [darüber klein: Futter (?)] ist ganz durch u durch abgenäht in Streifen. Wo ich war hat er sehr gut gefallen; die Bauernfeind [ Paurnfeind, Anm.] Julie hat gesagt er ist der schönste in der Stadt. mich freut er unendlich!
Von der Susi ihrer Hochzeit kann ich Dir nur sagen, daß die Trauung im Dom war, und ein souper in dem Leopoldskron [ Schloss Leopoldskron, Anm.] . Sie hat recht hübsch ausgesehen / nur war sie viel mehr bloß um den Hals als ich. Ihr Brautkleid war vom schweren weißen Atlas; eine Blondenborthe um den Hals, der Schmuck schien wie der Meinige gleich. Sie hatte sehr schöne Sachen bekomen. sehr viel Silber von ihren Verwandten, einen wunderschönen Thee service; so viel daß sie von ihren Verwandten der Opferstock genant wurde. Auch ein sehr schönes schwarzes Atlaskleid hatte sie. Jetzt komt auch der Gustl (August Weizner) wieder öfters zu uns, weil er früher im Hof wohnte. Wir sprechen viel von Dir; denn wir tragen ja gleiches Gefühl für Dich im Herzen. Ist es nicht eitel mich mit ihm zu vergleichen? Beim Dakert [?] wurde neulich gesprochen daß er Dein Bräutigam sey. Wie herrlich, wenn es so weit schon wäre!!! Fanni sagte ihm als er es erzählte, "nur das hörte ich genau!" Denke nur recht oft an mich. Ich sagte gestern dem Weizner daß meine Liebe zu Dir so groß wäre wie die seine, nur ginge es mir nicht so glücklich, da ich nie zu Deinem wunderbaren Besitz gelangen kann, wie er, weil ich Dich nicht heurathen kann. Leider!! erst geschähe es gewiß um Dich mir zu verzeihen. /
Wir fahren jetzt öfters nach Hellbrun; staune, sogar mein Richard hat jetzt daran Geschmack gefunden, wir waren alle vier Feiertage oben. Wenn nur Du hier wärest, dann wäre ich ganz zufrieden. ich habe die Zeller Gusti recht gern, aber das was Du mir bist, wie keine Andere mehr. Wie freut es mich daß Dich der Schliefen und das Streifchen freut! Als ich das Kapitel von Jablonski las, dankte ich Gott im Herzen daß Er Dich Du Gute von ihm befreit hat; auch wirst Du jetzt gewiß froh seyn darüber. Von Fanni u Richard Alles Herzliche [klein darüber:] auch an Deine Mutter. Beide wünschen Dich zu sehen. Wenn er nur leichter fort könnte. Doch laße ich nicht nach ihn meine Sehnsucht nach Dir recht anschaulich zu machen. Grüße Dein Mütterlein vor mir Von Allen Allen viele Grüße. Besonders von Bauernfeindschen. Wenn Du mich liebst schreibe mir bald wieder. Lebe wohl du meine Liebe. Wenn Deine Hände warm werden in den Schliefen so denke es sey ein herzlich warmer Handdruck von Deiner Dich treu liebenden Mali.
1847
Brief vom 23. Januar 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler[36], Schärding
Briefe, gebündelt: zwei Bögen und ein Blatt; Prägestempel "Bath" mit Krone und Kranz; / = Seitenwechsel; XX und [?] = für mich [O. H.] nicht und schwer lesbare Stellen; [!] = so steht es tatsächlich dort. Klein "d" und groß "D" sind kaum zu unterscheiden, aber sonst ist die nicht immer nachvollziehbare Groß- und Kleinschreibung der Vorlage übernommen worden.
Salzburg, am 23. Jänner 1847. Meine theuere innig geliebte Betti! Für Deinen lieben Brief vom 21. Dez 1846 danke ich Dir herzlich, so wie für Dein Kletzenbrod [!] Dir und Deiner Mutter wir vielmals danken. Ich war so froh daß Du mir noch geschrieben hast, und ich wollte Dir gleich antworten aber leider konnte ich nicht. Wie es mich drängt an Dich zu schreiben ist nicht zu sagen. Aber da wollte ich immer den Ball den die Beamten beim S. H. Carl[37] geben abwarten, und jetzt ließ es das Schicksal nicht zu, da ich krank wurde und seit 15. Jänner heute das Erstemal länger außer Bett bin und nun aber überfällt mich so die Sehnsucht daß ich alle meine Kraft verwende um mit Dir zu plaudern. Ich hatte einen so heftigen Cathar und Husten daß ich seit 16. ganz der Stimme beraubt war, ich habe bis gestern 22 Abend ganz stille sprechen müssen, und war recht krank dabei. / Ich bekam eine Visikatar [?] über den Hals, da kannst Du Dir den Schmerz denken, besonders wenn ich husten mußte; nun aber über was anderes. ich habe so viel zu schreiben!! Zum Christkind bekam mein Mann von der Mutter [ Fanny Kobler, Anm.] einen wunderschönen Schreibtisch, womit auch ich überrascht wurde da ich davon nichts ahnte. Ich bekam von der Mutter einen [XX ein Wort gestrichen] wunderschönen Muff sehr groß von geht und XX Fuhs mit hochrothen Futter wie Deines. Von meinen Man bekam ich ein sehr schönes weißes tamburirtes Ballkleid wie beiliegendes Musterl. und die Mutter bekam von mir einen Uhrbehälter wie der von Richard, und ist er mit Perlen Arasbesken [!] gestickt. Vor einigen Wochen waren wir immer so lustig! zur Neuigkeit fährt mein Mann jetzt sogar nach Hellbrunn daß auch er sich anderswo nicht unterhält.[38] Die Gesellschaft hat sich so zusammengefunden die Lanser, Bauernfeind [ Paurnfeind, Anm.] , Triendl, Schaffner, dann einige Herrn vom Kreisamt, und wir, daß was dem Andern abgeht. Da wird dann Schlitten gefahren / auf Bockschlitten, sogar ich bin einmal allein [unterstrichen] gefahren und Alle unterhalten sich köstlich. Wir waren am hl. drei Königs Tage 30 Personen Wir fahren immer dort herab, wo man auf die Halleiner Straße hinaus fahrt von Hellbrun weg. Den andern Tag als den 7 Jänner machten wir eine Partie nach Glanegg; da fuhren aber der Lanser Carl, und Kreiscomissär Sonnleithner so froh herab daß sie fast nicht mehr sXX Richard fährt sehr gut, wie auch die Bauernfeind Julie. Ich bin mit meinem Mann so hoch heraus gefahren, eigentlich mehr steil, daß mir der Athem ausging. Auch vom Plain Berg bin ich herabgefahren, da habe ich mich aber dem Hausknecht anvertraut der mich zur Schlußscene in den Graben hineinlegte, es zuz [?] aber fürchterlich. Denke Dir Ich!!
Nun aber ist meine Lust gebüßt und auch der Carneval bis vielleicht Weniges eingebracht. Beim Erz. Herz. Carl hatte ich ein rosa Mousslin Kleid an, ein Spitzenberth mit rosa Band und meine rosa Coiffure u den Brautschmuck. / das Kleid habe ich selbst gemacht es paßt recht gut, hat nur einen glatten Leib. auch das weiße mache ich selbst. das wird gelb gefüttert, wird sehr hübsch; es ist schon zugeschnitten da wurde ich krank. Beim Erz. H Carl war es schrecklich voll von Tänzerinnen und sehr wenig Tänzer; ich habe für mich genug getanzt aber die Unterhaltung war so so. Die Kuedorfer Theres war mit uns, sie war so wie bei meiner Hochzeit blau. Auch die Kussinger Ida war auf dem Ball. Bald nachdem Du mir von ihr geschrieben sah ich sie beim Buchbinder, und schon öfter. Man macht nicht viel aus ihr. Wäre ich doch auf den Ball in Masque gewesen sie wird nicht ahnen daß Jemand hier ihre Herzensgeheimnisse weiß! Auf dem Ball überfiel mich meine unendliche Sehnsucht nach Dir mein Schatz; da hätte ich mich Gewiß gut befunden. Thschan [? in deutscher Schrift] ist Kreiswundarzt in Trient [in deutscher Schrift, aber gestrichen] Triendt [!] geworden, er ist hier durchgereist hat uns aber nicht besucht. Die Reschreiter Claire hat mir durch Triendl [wie oben deutsch geschrieben] einen Ring [!] mit ihren Herman [?] geschickt, es geht ihm recht gut. /
[zweiter Bogen] Seit 14. Jänner bewohnt Mad. Schlögelhofer ihr Häuschen und beide sind recht zufrieden, es ist auch allerliebst wenn es bewohnt ist; den künftigen Sommer werde ich oft dort seyn; habe ich auch zugleich Bewegung. Vor Kurzen [39] war ein Frauenzimmer hier die einen das Anmessen, und Schnittnehmen lehrte, ich nahm auch Unterricht bei ihr es dauerte nur 4 Stunden, und kostete 2 fl 49 Kr [Gulden, Kreuzer] und für die Inballen [?] 1 f [Gulden] 42. XX man nicht wissen wo man Jemand einen Gefallen machen kann; und so nehm ich es an. Ich besuche öfter Fr. v. Gschnitzer[40] es geht ihr seit sie mit dem Glüheisen gebrannt wurde ein klein wenig leichter, es sind seit 13 d. M. [des Monats] 2 Jahre daß sie liegt; und doch ist sie heiter. wenn Jemand bei ihr ist. Meine gute liebe Betti wenn ich Dich doch bei mir hätte, wie gut wäre es nur Du fehlst mir bei jeden Genuß und auch zu Hause. Richard hat recht viel zu thun Gott Lob; und ist oft halbe Tage abwesend. / Die Jagd, und die wird aus Leibeskräften betrieben, ich gönne es ihm auch herzlich, wenn ich erst was davon hätte! Wildprut [Wildbret] bringt er immer; er hat nämlich 5 Hasen auf einen Fleck geschoßen; welch Glück!! Ich bin auch jetzt nicht im Geringsten zuwieder [!] wenn er fortgeht und sehr freundlich wiederkomt.[41] Die Mutter ist Gott Lob gesund; sie küßt Euch herzlich auch Richard; sie dankt vielmals für das Klotzenbrod [Kletzen- ], und für die Sacktücher sie sind sehr schön genäht, sie ist sehr froh darüber.
Meine liebeinzige Freudin wie oft ich Dein denke, und wünsche Du möchtest bei mir seyn! Dein Mantel gefällt mir jetzt mehr als früher man sieht solche hier mehrere sie stehen gut. Wenn Du es mir früher gesagt hättest so hätte ich dir den nähmlichen wie meiner besorgen können d. h. wenn er Dir besser gefallen hätte. Uiberhaupt wenn Du etwas brauchst was Du bei Dir nicht so hübsch bekomst so schreibe mir ich schike es Dir so gern. / daß. Frau v. Polifka guter Hoffnung ist weist Du vielleicht schon. so auch daß Herr Holzschuh[42] mit Fr. v. Hietzgern in zärtlichen Verhältniß stehen! Nun habe ich Dir wieder Alles gesagt was ich weiß, ich denke Du sollst daran erkennen, wie innig ich mit Dir verwebt bin. Unsere Gelder stehen in bester Verfassung! Du weißt wie schön das Geldeinnehmen ist! Auch bin ich den Dukaten nicht mehr feindlich gesinnt. Auch Fr. v. Lasser und Madame Sitter sind hoffnungsvoll. Was machen Clingensperg?[43]. Ich bitte Dich schreibe mir nur bald und viel. Alles interessirt mich ja so sehr. Du wirst nicht länger böse seyn daß ich so lange schwieg; glaube mir ich möchte Dir alle Tage schreiben! Mit tausend Küßen scheide ich von Dir. Wenn ich nach Plain komme bete ich für Dich und Deine Mutter. Ich weiß nicht mehr ob ich Dir schon geschrieben habe daß Fanni und ich einmal am 11 Nov. meinen Mann auf der Jagd entgegen gefahren / sind und das ganz allein ohne Kutscher nur wir zwei mit 2 Pferden und eigenen Wagerl? wir fuhren beynahe bis Himelreich [ Himmelreich, Anm.] auf der Reichenhaller Straße, und wie wir über die Brücke von Maxglan fuhren schlug das eine Pferd über den Strang; zum Glück daß uns ein Bauer half. Auf den Berg begegneten uns Jüger [?] und Xyter Schlegel ist auf der anderen Seite zu Kranken gegangen, und wir konnten nicht umkehren bis uns dann wieder Bauern begegneten. Deren einer uns bis in die Russuppe [?] führte; die Pferde waren alle Augenblicke zum Durchgehen; schon als uns unser Hausknecht verließ der uns vors Thor herausführte wollten sie durchgehen. Als er auch. Richard nähmlich noch nicht in die Kussuppe [?][44] kam ließen wir uns dann den Knecht von dort mitgeben und kamen ganz in Dunkeln aber glücklich nach Hause! Hast Du nicht Lust mitzufahren? Noch etwas! Seit XX sind wir der Fanni Zins partei [Mieter] mit 50 fl [Gulden] jährlich wir haben uns nähmlich die 2 Zimer zum Wohnen heraus genomen. Wir sind recht zufrieden, nur Du, wenn nur Du da wärest!!! /
[Einzelblatt, 1 Seite beschrieben:] Mein lieber Richard hat seit letzten November 1846. eine Patientin in Wals die Wirthin die sehr krank war, und wie er heute den 28 Jänner zum Letztenmale draußen war bekam er eine Flasche Champagner von ihr! Da sollst auch Du und Deine Lieben leben! Er hatte jetzt heufige[r] Wagen zu verwenden, da er oft um 7 oder halb 8 Uhr früh herausfuhr. Aber nun du Theure lebe recht wohl grüße Deine Mutter herzlich von mir. Die Fanni wird Dir nächstens schreiben Nim mein Schreiben im Liebe auf wie ich es Dir gebe, und glaube daß mit der innigsten, schwesterlichen Liebe u Treue an Dir hängt ewig Deine Mali [darunter:] Bauernfeind, Schlögelhofer Kudorffer, kurz Alle Ale [!] grüßen Dich herzlich auch die Lemonika [?] sie ist auch wieder gesund.
Brief vom 29. Januar 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein Blatt, Prägestempel; einseitig beschrieben; gefaltet, "An Fräulein Betti Kobler" [unterstrichen], gebroches rotes Lacksiegel "S"; XX nicht lesbare Stellen:
Salzburg, am 29. Jänner 1847 [unterstrichen]. Liebe Betti! Dießmal ging es mir wie Dir vor Kurzen!!! Vor lauter Begierde den Brief fort zu schicken, vergaß ich die Muster, daher ich sie Dir jetzt sende. Mein weißes Kleid, wird nun in ein Tuch eingeschlagen, und zugeschnitten aufgehoben, bis künftiges Jahr. Bei dem roth gestreiften Kleid gingen in dem Rock die Streifen quer, nicht der Länge nach, was etwas mehr Krägen behält, und wie Seide aussieht. Es war schon der Stoff so gerichtet. Ich habe vergessen Dir zu sagen daß mein Mann von mir ein schönes braunes Samtgilet [-weste] zum Christkind bekam. Ich habe den Stoff im Herbstmarkt gekauft. Nun gehab Dich wohl XX Wawi [?], es küßt Dich 1000ooo mal Deine gehorsame Nichte, Amalie Schlegel k. k. Kreiswundarzts Gattin. und deine treue Freundin [am Rand:] Die Fanni u Richard küßen Dich. Theres hat seit 10 Jänner die Fuchswildhaube auf u schwizt.
Brief vom 1. Februar 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein Bogen, zwei Seiten beschrieben; / = Seitenwechsel; XX [?] = [für mich] nicht lesbare und fragliche Stellen:
Salzburg, am 1. Februar 1847. Meine Theuere Betti! Du wirst staunen schon wieder einen Brief von mir zu erhalten; doch ist die Ursache davon zu wichtig für mich, als daß ich einen Augenblick zögern könnte. Es wurde gestern in Hellbrunn allgemein und für richtig erzählt, daß du die Braut des Pflegers Gerhardt seyst und sehr bald Hochzeit haben würdest. Sollte ich, die den wärmsten Antheil an Dir nimt und ewig nehmen wird, die Letzte seyn die es erfährt, wenn Du für Dein Leben beschließest? Obwohl ich es kaum von Dir glauben mag, so bitte ich Dich doch inniglich, schreibe mir mit umgehender Post, was an dem Gerede Wahres ist; diese Bitte glaube ich wirst Du mir gewähren; denn Du weißt daß ich immer unruhig bin bis ich in Gewißheit bin. Für Deinen Brief den mir die Mullbauer Theres brachte ein einen herzlichen Kuß. [Punkt/ Strich/ Punkt: wenden] / Gott sei Dank, daß Du gesund bist u froh sei Deine Mutter. Zur Neuigkeit schreibe ich Dir daß die Mad. Winkler wieder von Wien zurück ist wo sie 4 Monate bei Baron Kingen [?] war, und nun von Amtswegen wieder zurück mußte um ihre Kinder zu erziehen weil man sie dem Vater nicht lassen kann. Alle grüßen Dich herzlich. Morgen um 2. ist von 2 bis 6. Uhr. N M. Kinderball beim Erz. H. Carl, und von 6 Uhr an die die Großen nämlich Lanser, Duregger, Triendl x und u. w. und wir. Bin begierig wie es seyn wird. Ich nehme mein blaues Baloarin [?][45] Kleid. Die schöne F. v. Schider kann heuer nicht tanzen weil sie in der Hoffnung ist. Wie Schade! Nun lebe wohl, in der Hoffnung meine Bitte inerhalb 4 Tagen erfüllt zu sehen bleibe ich in Liebe Deine Mali [darunter:] Geh [?] kann mir [?] nicht entziffern ob Ida Kussinger schon entbunden hat oder nicht.
Brief vom 20. Februar 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein Bogen, drei Seiten beschrieben; / = Seitenwechsel; [?] = fragliche Stelle:
Salzburg, am 20. Febuar 1847. Meine Liebe, Theuere Betti! Hier überschicke ich Dir das Streifchen, welches Du gewünscht hast. Es kostet 36 K. [Kreuzer] und ich bitte Dich laße es Dir bezahlen, und nim dann das Geld für die Zahnlatwergen, welche Du mir vor langer Zeit schicktest und welche ich Dir noch immer schuldig war. Es freut mich für Dich etwas Weniges thun zu könen Für Deinen Brief nim meinen innigsten Dank. Es geht uns Allen gut, nur Du fehlst uns Allen, meiner Mutter, meinem Mann und mir! Wie oft sagen wir wenn doch die Betti da wäre! Wäre es zu welcher Stunde es seyn möchte, Du kämst immer zu meiner innigsten Freude. Wenn ich nur mit Dir reden könnte. Wie Vieles möchte ich mit Dir erörtern. Wie geht es Euch? Warst Du lustig auf dem Balle? Den Tag dachte ich immer an Dich. Ich war am 9 febr. auf dem Museums Ball es war der Letzte für heuer, ich tanzte nur cottillon u. 3. Quadrillen und unterhielt mich nur / höchst mittelmäßig. Du fragst mich um Weizner! Glaube nicht es sey Neugierde von mir, aber ich bitte Dich um meiner innigsten Liebe zu Dir, schreibe mir, wie [unterstrichen] er Dir schreibt, und was! Er ist nur sehr selten bei uns, und sein Benehmen auch an anderen Orten ist so auffallend zurückhaltend gegen uns, daß ich kaum weiß, was ich darüber denken soll. Glaube mir, daß es mir oft wehe thut. Denn wenn er auch in Hellbrunn mit uns zusamen trifft so vermeidet er sichtlich jede Annäherung mit uns. Hast Du den Schlüßel zu diesem Benehmen, so sage es mir, denn es ist mir ja nur um Dich zu thun. Also noch einmal sei nicht böse wenn ich zuviel fordere, denn es wäre mir sehr lieb wenn ich einen seiner Briefe letzter Zeit lesen könnte. Erwähne aber ja nichts gegen ihn, denn von meiner Liebe zu Dir kannst Du erwarten, daß mir Dein Wohl am Herzen liegt wie wenn ich Deine Mutter wäre. / Nächstens bekomst Du einen langen Brief von mir. Ich bitte Dich schreibe mir mit nächster Post. Du kennst meine Ungeduld die nur aus Sehnsucht entspringt. Beherzige meine Bitte, und denke freundlich und oft, Deiner Dich unendlich liebenden Freundin Mali. [darunter:] Meine beiden Lieben, küßen Euch Beide. auch ich Deine Mutter.
Brief vom 20. März 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: zwei Bögen, acht Seiten eng beschrieben; erster Bogen mit Prägestempel "Bath"; / = Seitenwechsel; [?] = nicht lesbare Stelle:
Salzburg, am 20. März 1847. Meine gute inniggeliebte, theuere Betti! Wenn Du Theuerste diesen Brief zu Ende gelesen haben wirst, dann bin ich überzeugt daß Du meinen langen schmerzlichen Stillschweigen Verzeihung gewährst! Viele bittere, schmerzliche Stunden liegen zwischen meinem letzten Briefe den ich an Dich schrieb, und diesem. O Betti in diesen, mein Herz so tief verletzten Augenblicken, wie tausendmal habe ich Dich an mein Lager gesetzt, wie oft nach Dir geseufzt. Glaube mir es waren die schreklichsten Stunden die ich je, ich könnte fast sagen im Leben hatte. Vor einigen Wochen schon wollte ich mir die Freude machen Dir zu schreiben daß ich Hoffnung hätte Mutter zu werden; meine frühere Kränklichkeit und sichere Zeichen gaben uns allen diese Vermuthung; Du kannst die Freude meines guten Richard, die innige Freude meiner lieben Fanni Dir kaum vorstellen, und also auch die Meinige und wie sehr; es war längst unser Wunsch und nur wer es gefühlt hat, weiß, wie fest das Band ist, das uns auf diese Art an dem Mann unserer Wahl bindet, alles seh ich aus einem anderen Lichte und oft danke ich Gott im Stillen dafür! Es wäre zu schön gewesen, zu vollkommen unser / schönes Verhältniß, es hätte vielleicht nur kurze Dauer gehabt, darum muß ich mich jetzt noch Gott danken daß Er es so gelenkt hat, obwohl ich glaubte es nicht ertragen zu können.
Am 7 März Nachts 1. Uhr bekam ich wirkliche andauernde GeburtsWehen ich legte mich schon Nachmittags aus Kälte und Kreutz-Schmerzen ins Bett, um 4 Uhr riefen wir die Mutter; und, da wir doch noch glaubten das Kind erhalten zu können, und weil mein Mann zu seiner Beruhigung es wollte, so wurde um 5 Uhr früh Proffessor [!] Walcher[46] geholt, der aber sagte daß es zu erhalten nicht möglich ist, sondern [er] befürchtete einen sehr [unterstrichen] heftigen Blutsturz, welcher eben Gottlob nicht erfolgte. Es wurde die Louise geholt die da bleiben mußte, und die Wehen dauerten bis halb 3 Uhr nach Mittags, da ließen sie auf einmal nach, und die Frucht die aus der Gebärmutter schon durch die Wehen heraus war, blieb im sogenannten Mutterkugel stecken. wir warteten von Sonntag bis Mittwoch es kam nichst, und die beyden, Walcher[47] und Richard sagten, sie werden mir das Kind mittels Instrumenmte nehmen müssen. Den / Namenstag meiner guten Mutter auf den wir uns Alle so sehr freuten kannst Du dir selbst ausmalen. Mein Mann war ein Paar Tage völlig zu Allem unfähig aber Dienstag den 9. Merz [unterstrichen] mußte mein Richard zum Uiberfluß nach Thalgau zur Fr. Pflegerin, welche noch in einem viel leidenderen Zustand ist, als ich war, und konnte nicht mehr heimkomen diese Nacht, wegen dem Schnee; da es wie den Tag noch leidentlich ging, und ich vorbereitet war auf das Ausbleiben, so hatte ich auch keine Angst. Aber den 10. Merz 847 [Oberstrich] wird mir ewig unvergeßlich seyn; am Morgen kam mein Mann nach Hause, und als der Prof. Walcher[48] kam, wurde mir angezeigt daß heute Abend den 10 Merz die Operation nämlich das wegnehmen des Kindes vorgenommen werde. Meine Angst den ganzen Tag von früh bis Abends Dir zu schildern, und den Seelenschmerz, wäre nicht möglich. Ich bestellte eine hl. Messe für den andern Tag bei der Mutter Gottes beim Wunderbaum [ Franziskanerkloster, Anm.] , denn zu bethen wäre ich nicht im Stande gewesen, obwohl ich flehend zu Gott und der ober meinen Bette hängenden Maria aufblickte. Abends von 1/2 8 Uhr bis 1/2 9. wurde die Operation gemacht. Walcher fing an, aber / er glaubte mich schonen zu müssen, und wollte aufhören, er überließ es meinem Mann, und Richard nahm mir dann glücklich mit 2 Instrumenten die Frucht aus dem Leibe; auch ohne Blutsturz. Wie ich mit Tränen Gott dankte als es vorüber war, wie meine arme Mutter zitterte und weinte und eiskalt war, Richard mußte standhaft seyn, o Betti, es wäre fühllos und egoistisch von mir, Dich in solchen Momenten zu mir zu wünschen Du hättest ja Deinen Thränen kein Ziel gehabt. Und ich aber war standhaft, ich sprach während der Operation und war ganz ruhig [unterstrichen] auch hatte ich wenig Schmerzen, nur mußte ich das Wochenbett ganz aushalten wie jede Wöchnerin. Am 10 Tag am 16. März[49] war ich zum Erstenmal auf, aber kaum 1/4 Stunde. Am 17. ging es schon 5 Stunden daß ich außer Bette seyn konnte, und am 19. war ich zum Erstenmale im Gastzimer, und in Kürze werde ich auch ausfahren, es wäre schon heute geschehen, wenn nicht mein Mann wieder nach Thalgau hätte fahren müssen. Von meinem Kinde sah man nur ein Nagelgroßes Gesichtchen, denn es wurde theilweise herausgenommen und man konnte nicht mehr sehen nur die schwarze Pünktchen zu den Augen und Mund und Nase war zu sehen.
[zweiter Bogen:] [Punkt/ Strich/ Punkt] Du kannst denken meine Betti, wie viele Thränen da im stillen Daliegen gefloßen sind. Ich war so gemütskrank daß ich immer dachte wenn ich nur allein wäre daß ich so recht nach Herzenslust mich ausweinen könte. Aber ich war selten allein. Da glaubst nicht wie sehr,und wie Viele an mir Theil nehmen. Das war ein Segen, theils wirkliche Theilnahme, theils vielleicht [unterstrichen] nur Neugierde! Ein Bischen schmal ist die dicke Mali schon geworden! Das Gesicht blaß, die Arme und Waden würdest Du bewundern wie klein!! doch das macht nichts, ist mir doch sonst wieder ganz wohl, ich traue auf Gott, der kan mir ja das wieder ersetzen was Er mir nahm. Aber du kannst glauben Liebe, wie gern ich Dich bei mir hätte; daß ich Dich imer lassen dürfte!! Als ich heute früh Dein letztes Schreiben an mich suchte, sah ich daß ich seit langer Zeit einen Raub an Dir beging; nämlich das Lied von Weizner "das Hügerl" [unterstrichen] . er gab es mir längst doch ich habe es so gut aufgehoben daß ich es vergaß; verzeihe mir nächstens schicke ich es Dir. Deinen Brief an Fanni las ich im Bette unter vielen Thränen; sie küßt Dich viel tausend mal dafür. / Weizners[50] Briefe sende ich Dir hirmit; ich küße Dich für die schnelle Sendung derselben, es zeugt für Dein mir so [unterstrichen] werthes Vertrauen. Er war vor ein Paar Wochen Abends bei uns, und ich hielt ihm sein Benehmen gegen uns vor, da sagte er, er hatte geglaubt, daß ich gegen ihn von jeher etwas hätte; Wie könnte ich gegen den Mann ohne Ursache etwas haben, von dem ich hoffe und wünsche daß er meine liebe Betti glücklich machen soll? Ich versicherte ihn des Gegentheils, und als wir nun uns ausgesprochen hatten und Fanni und ich ihm ans Herz redeten, so sagte er daß er es längst eingesehen und sehr bereut habe Dir weh gethan zu haben; wir sagten ihm er möge uns aufrichtig sagen, falls Jemand seiner Angehörigen, oder er selbst seine Meinung gegen Dich geändert habe, oder ihm vielleicht von seinen Eltern Einsprache geschehen sey, denn es wäre besser jetzt aufrichtig seyn da du es jetzt leichter ertrügest, als wenn Du ihm schon Jahre geopfert hättest; doch er sagte er habe seine Meinung nie geändert und werde es nicht thun, und war noch ganz beruhigt über den Brief den du ihm / an dem Tage geschrieben. Du weißt meine Liebe wie glücklich es mich machen würde, dich in meiner Nähe und als glückliche Frau zu sehen, doch muß jeder Mensch sich und sein Geschick Gott anheim stellen, also auch Du; Gott wird Eure beider Gesinnung zu Eurem Glücke lenken; Weizner ist gut, nur glaube ich daß er sich von Launen beherrschen läßt; doch jeder Mann der Beste auch, muß gewöhnt werden; und es ist nicht ungewiß das Sprichwort daß man mitsamen ein Schefel Salz muß verzehrt haben ehe man sich ganz in den Mann sozusagen hineinlebt. Du weißt daß ich meinen Richard unendlich liebe, und doch verstanden wir uns auch schon öfter nicht, und doch, wenn ich Dir aus Grunde meines Herzens Glück wünsche, so wünsche ich Dir nur daß du einen Mann hast wie den meinen.
Ich muß Dir doch von unsen Familien Leben noch mittheilen. Da Richard oft nicht schlafen kann in der Nacht, ich aber wohl, so habe ich es mir wohl seit Kurzen erst eingerichtet daß ich früher aufstehe als er. Ich habe immer etwas kleines zu thun, und wenn es mir gefällt bleibe ich auch manchmal / lenge[r] liegen wie Richard; dann komt meine, oder besser unsere Fanni, da scherzen wir ein wenig sie setzt sich auch wohl auf mein Bett, dann stehen wir auf, waschen uns, und frühstücken, da leistet uns Fanni Gesellschaft, da bleiben wir dann ein Weilchen beysamen, und diese Zeit meine Betti ist meine Liebste; wenn Du und Dein Mütterchen beim Frühstück sitzet, wohl früher wie wir, so denke, jetzt wird Mali auch bald ihre gute Stunde haben; die ist mir lieber als jede Soirée, wenn auch Du dabei wärst, dann wäre unser Zirkel vollständig da hätte ich meine Lieben Alle [unterstrichen] beysamen! Dann geht jedes an sein Geschäft und ich sehe dann oft meinen Mann nicht mehr bis 1/2 1 Uhr, dann essen wir, die Fanni mit uns; Abends lassen wir wie früher unser Essen herein [?] tragen. Nun liebe Betti weißt Du mein Leben, kom und theile es mit uns. Noch muß ch Dir sagen daß mein Mann zu den Bällen beim Kreishauptmann geladen war, und 2 mal hinging; nun aber sey innigst geküßt, schreibe bald u viel, ich hoffe vor [klein und am Rand:] Ostern noch einen Brief. Richard u Fanni küßen Dich u Deine Mutter Alles Schöne an sie von mir. Ewig Deine Mali.
Brief ohne Datum; im Brief datiert "6. Mai", ohne Jahr, aber in diesem Bündel [1847], von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein Bogen, blaues Papier, Prägestempel "Bath"; / = Seitenwechsel; XX und [?] = nicht lesbare bzw. fragliche Stellen:
Meine liebe Theuere Betti! Seit Samstag zähle ich die Stunden voll Sehnsucht nach einem Schreiben von Dir! Jeder Tag vergeht, und ich bin noch immer unbefriedigt. O theuere geliebte Betti glaube, daß ich mit bangen Herzen Dir schreibe, und es doch nicht mehr unterlassen kann. Soll ich Dir Trost zusprechen, der Du doch den größten Trost in Dir selbst in Deinem frommen Herzen bei Gott findest? Uns beiden ist in Kurzem Zwischenraum Schmerzliches begegnet, aber wir wissen auch daß uns nichts ohne die höchst weise Leitung von Oben geschehe, und daß der Herr die prüft die Er liebt. und uns beiden gewiß das Schönste als Ersatz gibt. Sey darum nur ruhig meine ewiggeliebte Freundin, es ist ja nur Menschliches, und wahre Treue darum so selten. Könnte ich doch nur zu Dir, ich weiß Dein Gemüt würde sich baldwieder erheitern denn ich habe ja ein so warm für Dich so innig und ewig treu pflegendes Herz; kann ich Dir auch nicht den / Mann Deiner Neigung ersetzen, aber was die innigste Anhänglichkeit von einem Weibe erheischt, das kannst Du bei mir finden. Ich hatte den Brief gelesen den Du erhieltest, noch vor Dir, und auch mein Herz erbebte vor der schmerzlichen Verwundung die das Deine treffen soll; keine Stunde verging daß ich nicht an Dich dachte. Schreibe mir doch nur bald, wie Dir ist, damit ich ruhig seyn kann. Wäre mir nicht Dein ruhiger klarer Geist bekannt, wäre es mir noch mehr leid, aber ich kenne Dich ja, und weiß daß Du die Vernunft wirst herrschen lassen, und wissen daß wir einst erkennen, wie oft ein scheinbar Unglück unser größtes Glück war. [ganzer Halbsatz unterstrichen] Es ist die Macht der Verhältnisse was Dir jetzt wehe thut, ich weiß es ja, wie Dir ist, aber wären die Verhältnisse manchmal anders gewesen, ich wäre gewiß nicht so zufrieden wie ich es jetzt bin. Der Wunsch Dich zu sehen und zu sprechen erfüllt ganz meine Seele; ihn zu erfüllen mein ganzes Streben.
[Absatz] Am 6. Mai. [unterstrichen] Unerwartet, brachte mir Weizner heute Deinen / Brief, welchen ich mit schweren Herzen las, aber in welchen ich Dich wenn es möglich wäre noch höher achten Xrete, da Du ja wieder Dein sanftes Gemüt bewiesen, die schönste Zierde eines Weibes. Hätten sie alle diese schöne Tugend! In diesem Briefe gute Betti habe ich Dich bewundert, von meiner Seite wäre er gewiß bittrer, aber kaum so treffend ausgefallen; und Weizner wird nur um so mehr fühlen was er sich verübte [?]. Die Fanni welche gleich mir sehr verwundert ist, küßt Dich und Deine Mutter vielmals herzlich, Du weißt daß sie Dich wie ihr zweites Kind liebt; sie läßt Dir sagen, Du möchtest ruhig seyn, und ihr Schicksal Dir zu Trost und Beyspiel nehmen, da auch sie so viele Kränkung erlitten, und Gott es doch so schön wieder vergelt, auch sie sagt, und ich glaube es fast, daß Di[r] gewiß ein schöner Ersatz wird.[51] Heute war ich in Fürstenbrun [ Fürstenbrunn, Anm.] , dein liebes Bild weicht nie von mir, ich träume Tag und Nacht von Dir, also auch heute, da ich diese Parti XX an Deiner Seite machte. Ich lasse den Gedanken nicht fahren, Dich wieder einmal so um mich zu haben, und Alles doppelt mit Dir zu genießen, es ist ein so [unterstrichen] heißer Wunsch von mir. Ich bedauere / von Herzen, daß Salzburg eine schmerzliche Stelle für Dich hat, aber ich bin stolz darauf sagen zu können, daß Du auch nach Deiner guten Mutter, die wärmsten Dich fest liebenden Freunde hier hast; denn auch mein Richard liebt Dich recht herzlich, und freut sich immer Dich zu sehen; er ist jetzt noch ungehalten über Weizner obwohl er nicht überrascht war, weil er es sich längere Zeit schon gedacht hatte. [kleiner Absatz]
Vor ein Paar Tagen erhielt Fanni den schönen Glockenzug samt Brief von Dir. sie dankt Dir von Herzen, sie hat eine innerliche Freude darüber, er ist auch wirklich so schön, auch ich bin entzückt darüber gewesen. Daß Du wegen Weizner heuer nicht kommen willst, schreibst Du, doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, denn es wäre mir zu schmerzlich, denn ich lebe schon ganz in Gedanken mit Dir. Die Fanni läßt Dir sagen, wegen den alten Weizner dürfest Du gar keine Rücksicht nehmen, und da Euer Verhältniß nicht bekannt war hier, so darfst Du Dich nicht geniren sobald Du nur einigermaßen ruhig bist. Könnte ich zu Dir kommen, du würdest mit so heißen Bitten bestürmt bis Du mit mir ziehst, ich würde Alles thun um Dir die Kränkung zu verwischen! Nun aber lebe recht wohl nächstens komt recht viel von mir. Grüße Deine Mutter, und nim 1000ooo Küße von Deiner ewig Dich liebenden Mali.
Brief vom 22. August 1847 von [Nr. 39] Cäcilia Amalia Kobler-Castelli (* 1821; † 1848)
[ohne Umschlag:]
Salisburgo il 22, Augusto 1847. – Venerato e Caro Signor Avo! – Essendo corso ozmai gia otto anni d’auhé non godeva più l’incredicibile piacere [...] Ich [O. H.] traue mich nicht weiter mit meinen fehlenden Italienisch-Kenntnissen, was für Amalia offenbar kein Problem war. [...] Mio madre et i stamo bene [...] Amalia Castelli.
Brief vom 17. September 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein kleiner Bogen, vier Seiten beschrieben; / = Seitenwechsel; [?] = fragliche Stellen:
Salzburg, am 17. September 1847. Innigstgeliebte Betti! Wie wenig auch Dein Brief vom 7. Sept. enthielt im Vergleich mit dem was ich von Dir zu wissen wünschte, so danke ich Dir doch herzlich dafür! Deinen Wunsch wegen dem Taschentuch erfüllte ich sogleich, und sende es Dir hirmit. Den Preis 1 f[l] 54. K [Gulden, Kreuzer] Die Mad. Schlögelhofer findet die Zahnlatwerge sehr gut, und du erhälst von ihr nur noch 9 K. ich glaube es ist der Uiberrand abgerechnet. Was mich betrifft, so hast Du nun 4 fl [Gulden] für das Wieder abzurechnen. [Strich] Wir sind alle drei gesund, außerdem kennst Du ja mein einförmiges Leben zur Genüge! Am Samstag den 14. Sept. erfüllte Richard sein Versprechen, und wir fuhren bei Fr. v. Keyer vor, im gestreiften Gewande mit der lichten Mantille. Wie sie mir überhaupt gefällt, so liebenswürdig / war der Empfang, sie hat mir zu meiner Gesundheit angerathen, daß die Bewegung von mir bis ins Spital recht oft gemacht und recht dienlich seyn wird, und wenn sie ihren Gegenbesuch bei mir wird gemacht haben werde ich sie öfters besuchen. Ihre Wohnung ist ganz klein aber sehr hübsch möblirt Lichtes Holz u. blauer Wollstoff. Sie ist sehr dick. Am Montag den 13. machten wie mit der Schlögelhofer die Partie nach Anif [ Wasserschloss Anif, Anm.] , und gingen dann von dort nach Hellbrun zum Essen und von da zu Fuß nach Hause. Richard war in St. Georgen an dem Tag. Das Schloß ist ganz altdeutsch eingerichtet; die Zimmer der Gräfin mit Seidenstoff tapezirt und vom gleichen Zeuge die Möbel. Der Tag war herrlich, wir ganz gemütlich, und "wäre doch die Betti bei uns", auch hier öfter von uns ausgesprochen. Daß mir die Abend an Deiner Seite sehr abgehen, das kannst Du dir vorstellen. /
Wie einsam ich nun bin, das weißt Du. Ein Glück, daß das Theater am 23. Sept. anfängt, auch da mangelst Du mir; denn getheiltes Glück ist doppelt Freud, getheilter Schmerz nur halber Schmerz; wenn es auch kein Glück ist, so könnten wir uns doch darüber aussprechen, und der Genuß ist erhöht. Auf Deinen nächsten Brief freue ich mich sehr, ich bitte Dich schreibe nur recht oft, und recht viel, und auch bald, was ich Dir im Markt kaufen soll, am Montag fängt er an. Ob ich Dir ein Umhangtuch besorgen darf. Alle Bekanten grüßen Dich vielmals. Fanni u Richard küßen Dich herzlich. Du erhälst hirmit Deine Wäsche u Deinen Sonnenschirm u dein Tuch vom Mantel. Grüße Deine Mutter herzlich von uns, / wie auch Deine Freundin. Wie geht es der Fr. Peyrer? Fr. v. Zeller kann schon aufstehen. Nun lebe wohl, und denke in Liebe Deiner Mali [darunter:] Den Sonnenschirm traue ich nicht den Bothen mitzugeben, ich warte lieber eine Gelegenheit ab, bis Jemand Bekannter zu Dir kömt, oder Du kannst ihn ja selbst einmal mitnehmen?
Brief vom 7. Oktober [und 10. Oktober] 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein Bogen, Prägedruck "blaues Blümchen", vier Seiten beschrieben; / = Seitenwechsel; XX und [?] = nicht lesbare bzw. fragliche Stellen; [!] = so steht es dort; Unterschied zwischen "d" und "D" manchmal kaum auszumachen:
Salzburg, am 7. Oktober 1847. Meine Theuere Geliebte Betti! [daneben mit schwächerer Tinte:] 10 f 42 Xr [Gulden, Kreuzer] Für Dein Wohl worunter ich auch das Wohlseyn Deiner guten Mutter verstehe, habe ich heute herzlich zur Mutter Gottes gefleht, nun nim auch meine innigsten Küße zum Geburtstage Du mein 22. jehriges [!] Kind. Auch von Fanni und Richard Alles Herzliche Dir und Deiner Mutter, Daß ich Dir früher gern geschrieben hätte kannst Du glauben Doch Marie wird Dir gesagt haben in welcher Verfaßung sie mich getroffen, daher ich noch immer viel zu thun habe, nachdem ich mich jetzt von Neuen in die wahre Würde einer Hausfrau zu setzen wünsche. Es gelingt mir auch und Du sollst sehen wie ich immer heiter ihr [?] bin, ich bin viel strenger als sonst was auch höchst Noth thut, aber ich glaube auch zufrieden seyn zu könen [zwei lange Striche, dazwischen:] Fr. Lüfftenegger ist hier, Fr. v. Rotter ist im Kindbeth, Engstern [?] war bei uns ich seh sie nicht, und erwarte sie noch. / Wenn Du diesen Brief erhälst wird die große Operation des Hrn. Dechant von Mattsee [ Mattsee (Ort), Anm.] schon vorüber seyn. Am Samstag den 9. Okt. wird Richard sie machen, Gott gebe seinen Segen dazu. Bete liebe Theuere daß er gesund wird, sage es auch der Marie weil es sie interessirt. Ich bin sehr begierich [?] wie Dir das Tuch gefällt, es ist mein heißer Wunsch daß es Dich freuen möchte. Es ist die Größe von unsere Schall die Hälfte. Wenigstens ist es recht weich. Außer Kleinigkeiten habe ich mir im Markt den Mantelstoff gekauft wie das Muster, er kostet 9 f 48 Xr. k. W. [Gulden, Kreuzer] . Uns allen war leid daß Marie schon bald wieder fort mußte; doch im Winter komt ihr beide einmal auf einen Ball, doch ohne der gewissen Louise. Marie wird Dir schon von ihr erzählt haben. Zu meiner größten Zufriedenheit kam am Sonntag Fr. v. Keyer und er, gerade wo mein Quatier am schönsten geputzt war, und sehr schön zusamengeräumt [?] was es jetzt nimer [unterstrichen] ist. Von der stählernen Gürtel Schließe muß ich Dir sagen, daß Du daß [!] Band nicht zu / sehr anziehen darfst, nachdem ich schon eine zerbrochen habe und Du weißt wie bequem ich bin, sonst sind sie recht nett. Für die genaue Beschreibung Die Du mir jüngst liefertest nim meinen Dank. Mit meinen Vermuthungen stünde es noch imer gut doch natürlich noch lange keine Gewißheit.
Fr. v. Kussinger u Anhang ist ungefähr seit 3 Wochen unsere Nachbarschaft, sie sieht Stundenlang zum Fenster heraus im schönsten Anzug; aber Ernestine ist seit Ruperti meinen Augen gänzlich entschwunden. Wohin weiß ich nicht. Seit Du fort bist hatte ich mal die Familie Holzschuh zum Besuch welche sich selbst ansagte. Sei so gut und gib der Peyrer Marie 1 fkW. [Gulden] und nehme ihn dann einmal ab, die Fanni hat ihn von ihr entlehnt beim Hut band kaufen, und vergaß darauf ihn ihr zu geben. Grüße die Marie und Mutter vielmals u die Tante von uns Allen. Die Rott Gull [Gustl?] hat sich auch die Haare abschneiden laßen, weil sie ihr ausgingen, doch nicht ganz kurz; sie hat XX kurze Scheitel, und sieht gut aus. Noch habe ich betonen [?], / unser Schmeißet mit Schagat [??], sind in Manschette von der Mutter, weil ich habe mir ein Rosa, und ein hochrothes Band gekauft. Alle Deine Bekannten grüßen Dich vielmals. Mit herzlicher Umarmung bleibe ich Deine mit Zahnschmerzen behaftete Dich liebende Mali.
[darunter, zum Teil klein geschrieben:] Vor ungefähr 3 Wochen war Weizner bei uns, wa[r] sonst aber von uns entfernt, und kam seitdem nicht wieder. Die Presidentin läßt Dich grüßen. Vom Mantel kann ich Dir bis jetzt noch kein Muster schicken. er ist hochroth u schwarz klein quadrillirt. Am 10 Okt. Der Dechant von Mattsee ist glücklich operirt. Das G[e]wächs wiegt 10 £ [Pfundzeichen] u. 10 Loth. und bis Weiters geht es ihm gut. Es hat 3/4 Stunden gedauert. Es wirklich ungeheuer zum Anschauen. In der Stadt spricht man allgemein davon. Der Cardinal interessirt sich schon für den Dechant der Dechant war aber außerordentlich gefaßt.
Brief vom 1. November 1847 [und 4. November] von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: zwei Bögen, hellgrünes Papier, Prägestempel "Bath", sieben Seiten beschrieben; gefaltet, gebrochenes rotes Siegel und adressiert "An Mademoiselle Mademoiselle Betti Kobler Wohlgeboren zu Scheerding." / = Seitenwechsel; XX und [?] = [für mich] nicht lesbare bzw. fragliche Stellen; [!] = so steht es dort:
Salzburg, am 1. November 1847. Meine theuere liebe Betti! Wenn jeder meine Gedanken an Dich sich zu Papier brächte, so hättest Du Liebe längst einen Brief von mir! Soviel möchte ich gerne mit Dir besprechen, daß mir die Wahl wo ich anfangen sollte schwer wird, und ein ungewiß etwas in den Jeden bleiben wird. Vor Allem innigen Dank für Deinen Antheil den Du an uns nimmst, und die Versicherung daß es uns Gott sei Dank recht gut geht, sowohl in Bezug auf Gesundheit, als auf Geschäft. Was mich betrift geht es mir auch ganz gut ausgenommen verschiedene Übelkeiten Fröste, und so samt was ich mir jedoch Alles wünschte und es auch in Gottes Nam,en leiden muß, bis das Uibel[52] am größten seyn wird. Was den Hern Dechant betrift, kann ich Dir sagen daß es ihm so gut geht als man nur wünschen kann, die ungeheuere Wunde ist bis auf einen Handgroßen Fleck schon fast gefült, er kann schon auf der operirten Stelle liegen sich wenden, darf ein wenig Kaffee, und ein klein wenig Bier trinken, und was auch die Hochgelehrten Hrn Doctoren von Salzburg sagen mochten und wie sehr sie auch vom Gegentheil erfreut gewesen wären so hat der liebe Gott den Richard und den Dechant so lieb daß Er ihn gesunden werden läßt. Er wohnt im Kollegium / beim Professor Laufer, und wird diese Woche einen Besuch vom Cardinal und Weihbischof annehmen. Wie sehr mein lieber Mann und wir, und Alle die uns wohl wollen erfreut sind, kannst Du am Besten beurtheilen, weil ich weiß, daß es Dich auch freuen wird Grüße die Peyrer Marie und sage es ihr; er wurde ohne Schwefelether operirt[53], es hat 3/4 Stunden gedauert, und Keyer, Aberle, Zillner, und Holzschuh haben zugesehen. Die hohen Hrn. besonders Walcher, der dem Keyer einen glänzenden Anfang seiner hiesigen Praxis gegönnt hätte, verzeiht es Richard ungern daß er die Operation gemacht, die der Hr Proffessor [! doppelt unterstrichen] nicht zu unternehmen gewagt hatte, und er ihm gleichsam hätte [gestrichen] den Ruhm nicht streitig machen hätte sollen; doch diese Bescheidenheit wäre sehr überflüßig, und stünde als Beyspiel gewiß sehr einzeln da, da nicht jeder einem Ander[n] zu Liebe das was er zu machen sich traut und damit stehen ließe! Doch laßen wir sie plauschen, wir freuen uns, daß es dem Dechant gut geht!
[ohne Absatz:] Am 4. Nov: 1847. [unterstrichen] Nun liebe Betti erhälst Du endlich mit diesem Briefe noch das Mieder, Du wirst Dich wundern, es kostet nur 3 f 12 X kW. [Gulden] Auch ich erhielt das Meinige, es langt mir gut, nur ist es mir zu weit, und etwas hoch; vielleicht hatte er eine Ahnung daß ich es bald weiter haben muß. Ach Betti wie oft ich Deiner denke kann ich Dir nicht sagen, wie sehr ich Dich bei mir haben möchte, es gibt [in] neuerer Zeit so wenig Menschen die es ganz herzlich meinen, weil alle mit wenig Ausnahmen den Hochmut und die Sucht nobel zu thun beherrscht. Wenn ich in die Zukunft denke an FrühXX nehmlich so folgt Dein liebes Bild den Gedanken mihe [?] denn es ist ja mein inniger Wunsch / Dich wieder bei uns zu sehen, wenn nicht über Deine Zukunft indessen verfügt ist ich doch von Deiner Mutter und Dir zu erlangen hoffe. Du hast schon so Manches mit uns getheilt, also kann ich Dich nicht missen! Gott hat uns so vielfältig gesegnet, und ich verlange wirklich nicht wie früher in die große Welt, ich nehme vom Zufall was komt, nur möge Gott mir meine Theuere gesund seyn lasssen, so bin ich ja doch bei meinen Richard meiner Fanni und Dir am allerglücklichsten. Ich freue mich schon im Geheimen auf die gewiße Zeit, ich halte mich recht, daß mir nichts begegnet, und wenn ich meinen kleinen Einwohner einmal springen fühle dann schreibe ich es Dir. Aber dann bist Du auch wieder da, und wir sind dann unsere 5 Personen [unterstrichen] . Meinen Mantel habe ich noch bekomen, er ist sehr gut und hübsch; eine kleine Kaputze vom gleichen Stoff mit Samt verziert, und einen runden Kragen mit schwarzen Seidenfranzen; er ist weiter als mein blaugestreifter. Ich habe Deine Anspielung wohl verstanden, aber wundere Dich nur, nicht nur daß er mir garnicht zu schön ist für alle Tage. [unterstrichen] so XX auch daß mein blauer Uiberrock der mit dem glatten Leib jetzt zu meinen Hauskleid geworden ist für täglich. Aus meinen ehemals schwarzen Seidenkleid habe ich mir einen Oberrock zum Ziehen gemacht ganz wie der Deine vom Canefas [Kanevas], er ist recht gut, und dann laß ich mir einen gleichen machen von beiliegendem Zeug; welchen mir die Fr. Presidentin besorgte, ich bekam 15 Ellen um 8 fl C.W. [Gulden] und habe also 4 Ellen Rest. er sieht recht gut aus. Jetzt muß ich etwas berichtigen, was Dir die Marie nicht recht entrichtet hat, Du wirst nicht übel nehmen, / nehmlich daß die Schnalle samt Gürtel nicht 48 X [Kreuzer] sondern 1 fl 12 X kW. kostet. Du weißt daß es mit dem Geld schiken nicht die geringste Eille [!] hat. Nun das Mieder nur 3 fl 12 X kostet, und Du von mir 4 fl bekamst, so macht Deine Rechnung gerade 10 f 42 ["42" gestrichen] 18 X. Das Tuch 8 fl. das Band und Schnalle 1 fl 12 X. und das Samttuch 1 f 54. das Mieder 3 f 12. das wäre 14 f. 18 X. um die 4 fl von mir abgerechnet machen 10 fl 18. und den Gulden den die Mutter der Peyrer Marie schuldig ist abgerechnet, bleiben noch 9 f 18 X k.W.
Zur Neuigkeit muß ich Dir sagen, daß jetzt bei Bauernfeind [unterstrichen] [ Paurnfeind, Anm.] eine Loge im Theater haben, mit der Frau von Duregger; Du kannst Dich gewiß erinnern des Gesprächs das Mad. Bauernfeind und Fanni einst hatten, wo es die Mutter sehr verdroß was die Fr. v. B., sagte, als Fanni sich anboth wenn einmal Jemand fehlen solle, sie den Logenplatz schon nehmen möchte, jetzt wäre ein Platz frei, aber wir sind nicht diejenigen gewesen denen der freie Platz angeboten wurde, o nein, das wäre viel zu wenig nobel. überhaupt wärst Du da, du würdest staunen über die Noblesse die jene sich zu geben meinen, und mit welchen empfindlichen Worten die sanfte B. meiner Mutter begegnete da sie sich äußerte, es schmerze sie daß sie übergangen wurde. Sie scheinen sich immer mehr von uns entfernen zu wollen, die alte Freundschaft, wer wird sich den[n] mit was Alten abgeben. Noch etwas! Zum Namenstag der Fr. v. Lanser, wurde ein Haustheater veranstaltet, sie geben, die respektable GeXXschaft [gestrichen] Gesellschaft von Kotzebue[54], und die Helden. Natürlich mußte[n] da Julie B. u Betti mitspielen; die Julie machte eine alte Frau, die Fr. v. Knochen benant, die Betti einen feurigen [unterstrichen] Rittmeister und Pepi Lanser die Geliebte. Die Weizner’schen [unterstrichen] u die Leni u Ignaz und Triendl Nina besetzten die anderen Rollen. Der Lohn den / [zweiter Bogen:]
die hohen Mitwirkenden gewartet haben, ist nicht glänzend, da Hr. v. Lanser den Du ja kennst, gar nicht für so grandiose Lustlichkeiten eingenommen ist, und geäußert hat, sie, nämlich Fr. Pepi, Leni und Lander Ignaz dürfen spielen so oft sie Lust haben, aber ohne alle andern Zuschauer als Papa u Mama, obwohl ohnedieß nur die nächsten Verwandten eingeladen waren! Auch in Bezug auf deine Hülfe vermiße ich Dich sehr; ich habe jetzt für lange Zeit Arbeit genug; ich nähe jetzt die Bettwäsche von der schönen Leinwand, und darf mich nun eilen bis die winzige Ausstattung zu machen ist, wie gut könntest Du mir helfen, nähen, häkeln u stricken; da Du weißt daß nur Du [untersteichen] mir helfen könntest. Die Tage werden kurz, am Vormittag muß ich wieder viel schreiben weil schon gebraut wird, auch bin ich oft Köchin, und Nachmittag sind nur ein Paar Stunden, und manchmal muß [unterstrichen] ich doch ausgehen. Fr. v. Keyer bei der ich am Dienstag war Nachmittags, erwartet schon ihre Entbindung diesen Monat; ich kann Dir nicht sagen, was sie für eine liebe Frau ist in Allem so einfach und ohne allen Prunk, man weiß doch daß sie eine dame ist, man kann sich nur ein gutes Beyspiel nehmen. Ihre Kindswäsche ist sehr nett, nichts weniger als prachtvoll, sie freut sich schon recht auf das kleine Pinkerl wie sie sagt. Sie gibt keine großen Gesellschaften, und lebt mit ihrem Alexander recht gemütlich. Fr. v. Hilleprandt gab vor 14. Tagen ein sehr großes Fest von 40 Personen zur Ankunfts Feyer ihres Gemals [!] welcher verreißt war. Daß man uns nicht zu solchen Festen einladet bin ich ihr recht dankbar. Es wurde getanzt, sie im schwarzen Atlas, mit einem neuen Schmuk den er ihr kaufte, kurz Alles auf das Glänzendste. /
Wir hätten uns schwerlich unterhalten; da wird es wieder steif geworden seyn. Gräfin Lodron, Fr. v. Klingenstein, Wolf, Sieber, Löwe, x x. [etc.] Bellet Nine [?] Clement, kurz eine Menge waren da. Schade nur Kutzera fehlte, er ist auf Urlaub! Von der Fr. v. Feueregger ihrer Bildung haben wir kürzlich einen Beweis erhalten. Wir waren nehmlich in Hellbrunn, Schlegel war hinaus gegangen, da rauscht Fr.v. F. daher, in schwarzen Atlas Kleide und Samtmantilla, mit ihrem Gemal, ihrer Tochter und Hr. v. Frimel [?] sie lassen Stühle bringen, setzen sich ohne nur der geringsten Verbeugung hin, Fr. v. Feueregger sieht uns steif an und wendet sich so, daß ich ihr unmittelbar in den Rücken schauen mußte; es dauerte 1/2 Stunde, sie aber unterhielt sich sehr eifrig mit Hr. Friml [?], änderte aber ihre Stellung nicht, auch als Richard kam, für was sie uns angesehen haben mag! sie saß gerade so vor mir wie man in unseren Wagen sitzt, während dem ich aber XX saß, und sie an der Seite des Tisches. In welche Stimmung mich diese auffallende Grobheit setzte, auch die Mutter, das überlaße ich Dir selbst zu denken. Das sind die noblen Damen. Richard u die Mutter küßen Dich u Deine Mutter herzlich. er hatte jetzt eine sehr angestrengte Zeit, daß er es mit Gehen [?] gar nicht bestreiten konnte. Unser Chatullerl erwartet jetzt auch eine gute Einsicht [?]. Frau v. Hinterhuber ist auch schon wieder hübsch dek! Fr. v. Saulich hat ein recht liebes Mädchen; und heute früh 4 Uhr den 5. ist Fr. v. Lejspert [?] mit einem Kinde [unterstrichen] entbunden worden. Grüße Deine liebe Mutter herzlich von mir, und beherzige wohl was ich Dir vom Frühjahr sagte. Deine Feundin Schlögelhofer u Theres [lassen] dich grüßen. Nun wirst Du doch mit mir zufrieden seyn! [Stich] / Jetzt aber lebe wohl, nim die innigsten Küße von mir. Der Kund XXffen Theres habe ich es gesagt, sie sagte es sey nichts Neues nur hätte sie es nicht glauben wollen. Noch einmal lebe wohl, erfreue bald mit einem langen Schreiben Deine Dich treu liebende Mali
Brief vom 26. November 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein Bogen, rosa Papier, Prägestempel "Bath", vier Seiten beschrieben; / = Seitenwechsel; XX und [?] = [für mich] nicht lesbare bzw. fragliche Stellen; [? ?] = voranstehende Teile völlig unklar; [!] = so steht es dort:
Salzburg am 26. November 1847. Meine liebe theuere Betti! Dein liebes Briefchen vom 16. November 1847. hat mir unendlich viel Freude gemacht, und ich lebe schon jetzt in der angenehmen Hoffnung Dich kommendes Frühjahr wieder zu sehen, und zu genießen! Da werden wir dann ein für mich neues Fest veranstalten, welchem zwar ein harter Kampf vorausgehen wird! Doch Gott wird mich dazu stärken! Zu Deinbem Namensfeste liebe Betti, wünsche ich Dir Alles was Dir im Leben Freude und Glück bringen kann, und was Malch [Mali ich ?] ans Herz für Dich wünscht! Zum Angebinde nim diesen Hut von Mutter u mir, ich hoffe er soll Dir recht seyn da Du einen solchen gewünscht hast, und er wird zu Mantel u Tuch gut passen. Auch Mutter, und Richard wünschen Dir und Deiner Mutter Alles Herzliche; Deiner Mutter entrichte auch meine Wünsche und Grüße. Uiber Hr. Kuedorffer war ich nicht besonders erstaunt, da ich solches von ihm erwartete. Seine Schwester spricht / sehr kurz in ihrer Manier darüber, und sein Bruder hat es erst von mir erfahren. Sehr schön! Weil er der Lieblings Sohn war!! Am 17. Nov. um halb 3. Uhr Nachmittag wurde Fr. v. Keyer mit einem Mädchen entbunden, es heißt Eugenie, Karoline, Cecilie; es geht ihr gut, und schwach; ich gratulirte ihr in wenigen Zeillen [!], welche sie sehr freuten wie mir Zillner der Pathe ist, sagte; da ihre eigentliche Pathin in Konstantinopel ist. Hr. v. Keyer antwortete mir mit wenigen freundlichen Worten. Das Geld war ganz richtig; schreibe mir doch nächstens wie Fr. v. Kuedorffer sich als Frau benimt, was sie als Braut für Toillete [!] hatte, wie sie den Tag feierten x x [etc.] Wie freute es mich Deinen Namenstag mit Dir feyern zu können! Der Dechant befindet sich wohl, er ist schon fast den ganzen Tag außer Bett; und geht schon durch 3 Zimer theils mit theils ohne Stüze. Mir geht es gut, Kleinigkeiten besonders der sehr kurze Athem ausgenomen. Am 23. Nov. wollte ich den Museums Ball besuchen. Da aber von meinen Bekannten Niemand ging, und die Mutter den Schnupfen und Heiserkeit hatte um zu gehen, ging ich auch nicht da ich ohnehin nur Quadrille getanzt hätte. /
Ich bin sehr froh, daß ich nicht da war, es tanzten nur 13. Paare in Allem, wie fade für mich wenn ich einen hätte ausschlagen sollen. Am selben Tage war zufällig wieder Jagd, wie, wenn ich es mir immer anschaffen könnte, Schlegel wollte schon nicht gehen, aber wir redeten ihn zu viel zu, aber er wollte auch mit mir zum Ball gehen. Ich wollte mich richten, und that es noch theilweise daß er nicht glaubte ich bleibe aus Aerger weg, aber wie gesagt ich hatte schon den Tag über keine Freude dazu, und wie es kam, sagte ich er soll nicht böse seyn wenn ich zu Hause bleibe, und er war es auch ganz und gar nicht, und ich blieb zu Hause; auch ist es jedenfalls recht gut gewesen. Nein, wie es jetzt Abends langweilig für uns ist, ist undenkbar. Dir fXX Obl. und wie bei Ofen [? ?]; ich sage Dir es ist nicht auszuhalten, wenn [ich] auch mit Schlegel nicht sprechen kann, weil der XX da jetzt das Affentüchel! [?] Richard ist ohnehin am Tage viel zu Hause, und Abends jetzt XX die Esels Kapelle XX XX [? ?]. Ich möchte oft zergehen vor Aerger. / Wie froh bin ich wenn Du wieder da bist. Grüße Peyrer Marie von mir und Richard u Mutter. Dich grüßen Alle. Zeller, Schlögelhofer x x. [etc] u Monika [?]. sie ist jetzt wieder so jung als wenn sie 2 Jahre alt wäre. Von Kürsinger [?] weiß ich gar nichts, als daß die Fr. v. K. leicht Zeit hätte mir manchmal zu helfen. Nun weiß ich nichts mehr. Am 19. Nov. waren wir mit Bauernfeind in M. Plain. Ich betete auch für Euch. Wir nahmen uns Thee u Kaffee mit und gingen zu einen Mairhof. Bauernfeind schien die Wehethat auswetzen zu wollen! Aber nun lebe wohl, schreibe früher wie das Letzemal, denn ich glaubte schon Ihr seid beide krank, und denke oft an Deine Mali
Brief vom 29. Dezember 1847 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt: ein Bogen, grünliches Papier, Prägestempel "Bath" mit Krone, vier Seiten beschrieben, Schluss fehlt; / = Seitenwechsel; [?] = nicht lesbare bzw. fragliche Stellen; [!] = so steht es dort:
Salzburg am 29. Dezember 1847. Meine theuerste innigstgeliebte Betti! Mit Dir wieder einmal ein Langes und Breites zu plaudern war schon längst mein Wunsch, nur wollte ich noch den hl. Abend und das Christkind abwarten, und dann meinen Durst nach Mittheilung hinlänglich sättigen! Ehe ich Dir nun den Christabend beschreibe muß ich Dir nach etwas Anderes umständlich erzählen, nämlich den rührenden Empfang des Hrn. Dechant von Mattsee bei seiner Nachhausekunft[55]; welchen Genuß wir uns nicht versagen konnten! und wozu wir auch vom Hrn. Dechant eingeladen waren, welcher jedoch einen solchen Empfang nicht ahnte! Den 21. Dez. früh 8 Uhr saßen Richard, Mutter und ich natürlich alle drei wie gute Öfen angezogen im Wagen, und wollten nach Mattsee. Am Mirabellthor erreichten wir den Wagen des Hr. Dechant der mit Pf. Buchner fuhr. Es ging ganz regelmäßig bis Mattsee. Die 2 Wägen ganz hintereinander voraus der Dechant. Als wir dort ankamen wurden wir schon mit Glockengeläut empfangen. Vor der Einfahrt in den Ort standen die Schulkinder jedes mit einem weiß und rothen Fächer in der Hand, samt ihrem Lehrer und der großen Fahne, mit einer Anzahl andern Leuten. Ein kleines weißgekleidetes Kind reichte dem Hr. Dechant ein Gedicht in den Wagen welches es auswendig sagte. Dann fuhren wir zu seinem Hause wo ihn an der Spitze der Direktor Thanner / mit herzlichen Worten und Thränen der Freude empfing; ihn umgaben alle zu dem Stift Mattsee gehörigen Schorherrn [Chor-] , mit ihrem blauen Bändern und Kreutzen, in Ge[h]röcken, samt vielen Geistlichen auf 15 Stunden Entfernung, auch der Pfleger, Verwalter, u s. [w.] Dann ging es an im Gratuliren, und Freude Bezeugen. Von dort, nachdem wir uns gewärmt in die Kirche wo ein Tedeum gehalten wurde, und der früher beschriebene Zug anwesend war. Alles weinte, der H. Dechant, Richard, Mutter u ich, und alle Anwesenden, dann führte man uns in den Saal, in dessen Hintergrunde sein gut getroffenes Porträt in einem Kranze prangte. An jeder Seite von des Dechants Bild an unter dem ein großes Opferfeuer brannte, waren vom hiesigen Theater entlehnte Statüen, mit brennenden Krenzen und färbigen Glas Kugeln beleuchtet, der Saal natürlich verdunkelt, hinter den Statüen sang man ein hübsches Lied, und dann tratt [!] der Verwalter des Stiftes mon. Hr. Radnitzky und sprach ein recht hübsches von ihm verfaßtes Gedicht recht herzlich, worin er die Freude um den Genesenen und des Wiedersehens schildert und auch Richard herzliche Worte dankbarer Anerkennung zollte. Richard saß neben dem Dechant, und an der anderen Seite hinter P. Bucher im Vordergrunde; rückwärts standen wir, samt vielen Zuschauern der Geistlichen die da waren 25. an der Zahl. / Von da ging es zur Tafel, wo Alle auch der Hr Dechant recht heiter waren; es waren die anwesenden Geistlichen Hr. Pfleger, Verwalter, Aktuar Kienen [?], Professor Kottinger der Mathematiger [ Hermenegild Kottinger, Anm.] von Salzburg, Richard die Mutter und ich als Damen. Um 1/2 5 Uhr fuhren wir weg nach Hause sehr befriedigt und gerührt über den Empfang. Da sagte ich, wenn doch Betti hätte mit uns sein können!
Den hl. Abend brachten wir ganz vergnügt zu. Die Mutter bereitete einen böhmischen Fisch, dann Kugehupf [!] u Schluri [?] waren auch bereit, Alles glänzte festlich in unserem Zimmer im 3 Stock, ich hatte den ganzen Tag gefegt u geputzt Dr. Zillner wurde eingeladen, da waren [wir] ganz fröhlich, auch Theres wurde von den beiden Doktoren gehobt [gelobt], von Zillner u Richard, und ich war selig dieses Jahr den hl. Abend nicht im Gastzimmer, sondern en famille zubringen zu können. Nach den Essen besahen wir unsere gegenseitige Bescherung. Richard erhielt von der Mutter ein schönes ostindisches Taschentuch, einen von ihr gehäkelten Geldbeutel und 6 Paar recht feine Socken, von mir erhielt er einen Schal um den Hals von schwarzen Atlas mit weißen Schlingen [?]; ich erhielt von ihm einen schönen Siegelring mit Carniol, und von der Mutter einen Wattmoll [?] zu meinen Oberrock wie beyliegendes Musterl, die Mutter erhielt von / von mir eine schwarzseidene Schürze welche ich mit einer Litzen Bandüre[56] rund herum benähte. Die 2 Feyertage hatten die Mutter und ich einen solchen Karthar daß an hl. Tage die Mutter im Bette lag, und den hl. Stephanstag sie und ich in unseren Betten im 3 Stock. ich hatte es mir erbethen daß sie sich zu mir legte, damit mir nicht die Zeit lange würde; beide Tage leistete uns Mad. Schlögelhofer Gesellschaft.
Gestern den 29. Dez. erhielt ich ein unvermutetes Geschenk von meiner Schwägerin Clara[57], nämlich einen dunkelblauen Samthut mit einer weißen Pase, und kleinen weißen Glöckchen von Samt, welcher mich sehr freut, weil er mir gut steht, und meine Lieblingsfarbe hat, er ist nach der neuesten Form. Heute schickte mir Fr. v. Gschnitzer eine große Carton voll Kinderwäsche samt Taufzeug zum Muster, ein ganzes Bettchen vollständig hergerichtet nur das Kindlein fehlt. Nachdem werde ich auch bald anfangen nach diesen Mustern zu arbeiten. Ich werde schon immer etwas mehr dick, und das hat den Anschein als bekäme ich einen sehr großen Umfang. Ich denke schon immer an Deine Ankunft bei uns, und freue mich sehr darauf. dieses Mal wie besprochen wird mir Deine Nähe von großer Bedeutung seyn. Anfangs Fasching heuratet die Heitman [?] Theres und der Gschnitzer sie haben die Garawety’sche Handlung gekauft! Du siehst aus dem Allen was ich Dir heute schrieb, daß es uns Allen gut geht, daß wir Alle einig und zufrieden sind. Daß Du es und Deine Mutter auch seyn möchtet und bleiben daß ist der Wunsch nicht nur zum neuen Jahre sondern für immer. Schon denke ich oft wieder wie es seyn wird wenn Du komst, und lebe oft in Gedanken mit Dir. Richte Dich nur so bald Du kannst, und möglichst lange! Für das Kletzenbrod danken Richard, Fanni und ich Dir und Deiner Mutter vielmals. Ich werde nun einen sehr guten / [Schluss fehlt]
1848
Brief vom 8. bzw. 10. und 15. Januar 1848 von Amalie Kobler-Castelli (Zäzilia Amalia Kobler), Salzburg, an Betti Kobler[58], Schärding
Briefe, gebündelt mit Banderole "1848"; Daten aus den Briefen erschlossen; 3 lose Blätter mit unterschiedlichem Papier grün, grau, rosa[59]; / = Seitenwechsel; "d" und "D" nicht konsequent zu unterscheiden; [?] und XX = unklare bzw. unleserliche Stellen
[Anfang fehlt:] […] Fasaglie [?] dazu kaufen, und es sehr gemütlich in Gesellschaft meines Männchens und der Mutter vergehen [?]! Grüße die Deinen herzlich von uns Allen, und denke Dir Alles was Dir lieb ist hätte ich Dir gewünscht! Richard und mein Mütterlein küßen Dich herzlich. Zum Sylvester Abend werden Fr. Laschensky und Mathilde und Mad. Schlögelhofer bei uns seyn. Wärest doch Du auch dabei samt Deiner Mutter. Wie glücklich wäre ich doch! Ich werde Deiner wie imer denken, und freue mich auf Alles das in Gedanken was wir zusammen genießen werden. Gott gebe uns Seinen Segen für die Zukunft; eine Frea in meinen Umständen braucht ihn doppelt. Aber doch freuen wir uns Alle doch so sehr auf das Püppchen! Schlegel als Papa, ich als Mutter, Fanni als Großmutter, und Du als Groß Tante [unterstrichen]. Alle die uns lieb sind grüßen Dich. Ich hoffe aber jetzt einen langen Brief von Dir meine Liebe. Unser Schatullerl hat auch gute Zeit zu erwarten. Dießmal steht’s doch dafür [drei Wörter unterstrichen] daß man hinein schaut. Ich arbeite jetzt an den Bettüberzuge von der schönen Leinwand; die DrobenCouvert sind schon sehr schön vollendet dank die 40 Kopftücher! [Absatz:]
Am 8. Januar 1848. Wie gerne ich auch meinen Brief zum Neujahr Dir gesandt hätte so war doch kein fertig werden! Und so kom ich nicht umhin, Dir unsere Spazierfahrt Anno 1848. zu erzählen! Wir wollten / nämlich am 1. Jänner Nachmittag unsere gewöhnliche Tour nach Hellbrun machen, und fuhren ganz vergnügt vom Hause weg Richard sagte noch zum Kutscher, er solle zu Hause bleiben, denn er müsse seine Leute am neuen Jahrestage selbst fahren. Weil der Tag so freundlich war wollten wir den Weg über Leopolds Kron nehmen. Wie wir bei der Mädchen Schwimschule fahren, sagt Richard er will langsam fahren damit wir die Leute sehen könnten; nun liegt am Teichufer eine Menge ausgehacktes Eis, der Fuchs stuzt, und drückt auf die Seite, Richard beachtet es nicht, der Weg ist sehr schmal und schlüpfrig, der Wagen rutscht rückwärts gegen die Waldseite hinab, und siehe da, der Wagen fällt, und die Familie Schlegel samt Schwiegermutter liegt im Schnee! Die Pferde standen wie angenagelt! sonst hätte es schlecht werden können so aber Gott sei Dank, sind wir ganz [unterstrichen] unversehrt davongekommen, ganz, man kann sagen ohne blauen Fleck, selbst mein Schrecken war nicht gar so groß, ich, und auch Richard und die Mutter sind ganz wohl, und sind nur recht froh daß uns nichts geschehen ist. Mein Mann sagte immer Gott Lob daß wir so gesund sind. Du weißt ja wie vorsichtig er fährt! Wir ließen den Wagen der rückwärts beschädigt war, und die Laterne gebrochen vom Hausknecht des Hotels nach Hause bringen, und gingen dann ganz wohlbehalten nach Hause, anstatt nach Hellbrun! Auch Gott Lob blieb es ohne alle Folgen. Ich bin recht gesund, habe Appetit und Schlaf. nur bin ich etwas schwerer, aber doch denke Dir will ich Dienstag den 11 ten Jänner den 1 Museumsball besuchen! Dießmal ist mein
[zweites Blatt:] Interesse ein Besonderes, nämlich das 1. Auftreten in der Welt, von der Bauernfeind Betti und der Lanser Pepi, eine Begebenheit, die wie Du längst denken kannst, mich sehr interessiert. Ich werde Dir den Erfolg nächstens berichten. Noch muß ich Dir melden, daß ich jetzt sehr elegant werde, so zwar daß selbst Du, mit mir zufrieden wärest, denn denke nur, daß ich mir aus dem einfärbigen hohen Mousselin de laine Kleid einen Zug Uiberrock machen ließ, welchen ich sehr oft selbst an Wochentagen im Hause [unterstrichen] trage!! Dann denke Dir daß ich beynahe immer eingeschnürt bin. Die Zugebermüke [?] stehen mir recht gut, ich habe jetzt 3. jeder wie der Deinige. Den Wattwoll [?] Uiberrock habe ich gestern zum ersten Male getragen, am 9. Jänner, er ist ganz von oben bis Unten ohne Zug aber offen, nur mit dem Gürtel zu schließen mit glattem Rücken und schwarzen Schmelzknöpfen [?]; er sieht aus wie eine Bluse, und langt [?] und steht mir ganz nett. Du wirst staunen, wie nett ich, und meine Umgebung sind. O Betti wärest Du doch jetzt schon hier! Nur mit meinen Handarbeiten bin ich immer bedrängt; ich möchte Alles gerne hübsch haben, und habe wenigstens alle Tage einige Male den Wunsch Dich bei mir zu haben! Liebe Betti schreibe mir doch bis wann ich Dich erwarten darf! Ich laße Deine Mutter bitten Dich so bald, je eher, je lieber zu uns zu lassen, und ja recht lange; könnte ich Dich doch für immer bei uns sehen, / wie vieler Sorge um meine Mutter wäre ich dann enthoben, und welche Freude für mich Jemand zu haben den man sich zwanglos vertrauen kann. Wie Vieles ich immer mit Dir auszumachen hätte, beweißt, daß ich mit meinem Brief nicht weiter komme weil ich immer noch etwas weiß, und doch ist dieß nur das Wichtigste. Ich habe schon 1 Briefchen zu schreiben angefangen, die Mutter strickt an meinen Strümpfchen, und auch die Hemdchen sind zugeschnitten. Die größte Freude kannst Du mir machen wenn Du recht bald komst. Nun muß ich Dir schreiben daß ich auf den Ball war am 7. Jänner, und auch am Montag den 17. auf den Beamtenball gehen werde der heuer im Museums Saale seyn wird. Ich hatte das gestreifte Seidenkleid, die weiße echarpe und das rothe Fransen Puderl auf dem Kopfe. Mich fror unendlich, außerdem war es sehr hübsch. Ich tanzte nur 1 Quadrille mit Weizner der sich schon lang mit mir engagirte; wie ich dachte hatte Betti Mayr, ein höchst idenlisches [?] Aussehen, sie war wirklich schön. ein weißes Kleid mit Spitzen am Kragen u Ermel, die Haare eingerollt wie die Männer, und du sie austanzen [?] wirst, und einen Kranz, auf der Stirn 3 rothe künstliche Camelien XX Xwärts schnel erraten; sie war die Schönste. und auch in Hinsicht der Tänzer bemerkte man keinen Unterschied zwische[n] ihr und Lanser Pepi, welche auch wie ich dachte nicht vortheilhaft aussah, weil sie zu klein ist, und zu dick; auch sie war weiß, aber etwas zu voll angezogen. mich freut es sehr wegen Betti. Grüße Peyrer Marie
[drittes Blatt:] vielmals von uns Allen, sie sagte einmal sie und Du dürftet auf einen Ball zu uns kommen, ich will sie Dir jetzt schreiben wann sie sind. [Absatz] Daß Ihr uns herzlich willkommen seid, werde ich nicht besonders zu erwähnen brauchen! Wenn die Fr. Peyrer der Marie es erlaubt! Man schmeichelt sich daß die Bälle heuer schön werden, weil die Gräfin Chounsky [?] der Entbindung nahe ist, und man glaubt, es werde dort wenig Gesellschaften seyn. Nun glaube ich doch genug geschrieben zu haben; daß mein Brief 3 Farben hat komt daher, die Erste ist meine Treue für Dich, die 2 te, die Hoffnung Dich bald zu sehen, und die 3. meine Liebe zu Dir. Daß ich jetzt eine lange baldige [unterstrichen] Antwort verdiene, wirst Du einsehen. am 12. waren wir bei Fr. v. Hinterhuber eingeladen auch Du warst geladen, hättest Du doch Theil nehmen können! Sie wird nächstens entbunden werden[60]. Von Fr. v. Palifka ist es auch wahr, was Du mir schreibst. Tausend mal drücke ich Dich an mein Herz, denke auch Du mit Liebe, Deiner Mali [Absatz:] N.S. Heute am 15. Jänner erhielt ich Dein Schreiben, welches mir beweißt Du seyst besorgt um uns, und bitte Dich deßhalb innig verzeihe meine Saumseligkeit; die beste Rechtfertigung ist der Brief den Du jetzt erhälst, denn aus den verschiedenen Daten siehst Du daß ich immer im Geiste bei Dir / war! Sey nun nicht böse meine gute theuere Betti, wie ich Deinen Brief erhielt fehlte nur noch das Siegel dem Meinigen[61]. Schreibe mir ja nun bald möglichst, lieber aber kome selbst in die Arme Deiner treuen Mali. [Absatz:] Die Bälle im Museum sind: 25. Jänner, 8. u. 22. Februar 1848. [Datumsangabe unterstrichen] An Fr. v. Frisch u. Fr. Peyrer Alles Schöne von uns Allen. Das Kletzenbrod ist sehr gut, auch die Zeller’schen haben es gekostet. Ich habe Deine Briefe schon erhalten, hoffe aber jetzt einen sehr langen nächstens! [drei Wörter unterstrichen] Gestern am 14. Jänner, fuhren wir im eigenen [unterstrichen] Schlitten nämlich in der Mutter Ihren, zum 1 Male, auf Grödig. Er ist sehr gut, für 4 Personen, auch noch mehr. In Hellbrun wird schon wieder mit kleinen Schlitten gefahren. Bauernfeind u Schlögelhofer grüßen Dich.
Brief vom 26. Jänner 1848
Brief mit Umschlag, gestempelt "Scheerding 26 Jan. [1]848" an "Madame Madame Amalie Schlegel k.k. Kreiswund-Arztens Gattin Wohlgeborn[e] a Salzburg." [Verdoppelung der Anrede als Höflichkeitsformel; siehe Foto] Stempel Rückseite "Salzburg [wahrscheinlich:] 29. Jan." [ohne Jahreszahl]; rotes Lacksiegel [gleich dem am 17. August 1845, hier aber ist der Wappenschild blind bzw. schlecht erkennbar]; S. 1,5 Bogen blau, weiß; beide kleinen Bögen mit Prägestempel "Bath" mit Krone und "Laibach" mit Habsburger Krone.
Scheerding am 24. Jänner 1848. Meine liebe theure Mali! Eine unendliche Freude hatte ich als ich Deinen Brief empfing den ich war wirklich sehr beunruhigt durch Deine langes Schweigen, aber nun hast Du mich durch Dein so herzlichrs liebes Schreiben ganz glücklich gemacht und ich danke Dir innigst dafür. Sehr gerührt war ich über die Beschreibung des feyerlichen Empfangs des Herrn Dechant, und ich freue mich mit Dir und den Deinigen recht herzlich darüber, welches selige Gefühl für Deinen Mann, er war der Schöpfer all‘ dieser Freuden, den durch seine Geschicklichkeit, wurde dieser allgemein geachtete und geliebte Mann, von seinem Uibel befreit! Den heiligend Christabend brachtest Du also in Mitte Deiner Lieben recht angenehm und vergnügt zu, auch bekamst Du sehr annehmbare Geschenke, und ich freue mich wen ich zu Dir komme dieselben zu bewundern. Aus Deinem Brief liebste Mali spricht ein so reines ungetrübtes Glück eine so innige Zufried[en]heit, daß ich herzlichst erfreut darüber bin, den ich sehe meinen heißesten Wunsch erfüllt daß Du Dich bey jeder Gelegenheit zu liebevoll meiner erinnerst dank ich Dir meine Theure innigst, möchtest Du mir stets diese Liebe bewahren, daß [ist] meine Bitte und mein Wunsch! … Mali erscheint der Betti "elegant", "fast täglich eingeschnürt [unterstrichen]" … und Mali sieht einer "Entbindung" entgegen[62] … Betti würde gerne kommen und helfen, kann aber ihre kranke Mutter nicht verlassen, sie freut sich jedoch "Großtante" zu werden … herzliche Grüße an Malis Mutter, an ihren Mann … Betti würde grundsätzlich gerne nach Salzburg kommen, "träumt oft von einer Tabaktrafik und dergleichen"; sie besucht keinen Ball und hat keine Lust dazu. Sie ist ein einziges Mal Schlitten gefahren, aber das war "nicht angenehm" … "küße mir Deine gute Mutter herzlichst, und halte Dich überzeugt von der aufrichtigsten innigsten Liebe Deiner Betti. An alle die sich meiner erinnern viele Grüße besonders Theres und Mad Schlögelhofer."
Angefügt, war ursprünglich mit in diesem Bündel: Brief vom 12. XX. [18]46 von unbekannter, schwer lesbarer Hand. "Liebe Amalie! Ich danke Ihnen herzlich für Ihre freundliche Zuschrift […] und gedenken Sie freundlich an Ihren XX XX Die gute Schlegelhofer bitte ich auch von mir zu grüßen."
Brief vom 12. Februar 1848 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt mit Banderole "1848"; ein Bogen rosa Papier; / = Seitenwechsel; XX = unleserliche Stellen
Salzburg, am 12. Februar 1848. Theuerste Liebste Betti! Nim von mir die wärmste Umarmung als Dank für Deinen Brief worin Du mir sichere Nachricht von Deinen Erscheinen bei uns gibst. Du weißt gewiß wie innig ich mich freue, und daß jeder Tag den Du früher komst mir Freude bringt; ich glaube Du wirst nicht böse seyn, wenn ich Dich bitte, daß Du es Dir so einrichten möchtest daß Du die Osterfeiertage bei uns könntest zubringen; im Fall es Deine gute Mutter die wir Alle herzlich grüßen, nicht übel nimt, wenn meine Wünsche zu groß sind; ich versichere Dich, daß ich es fast nicht erwarten kann bis Du da bist!!! Auch kann ich Dir meine Entbindung nicht genauer anzeigen, als ungefähr Mitte Mai; und da möchte ich Dich ja schon so bald es uns immer möglich ist, haben, da wir so Manches zu beachten, zu richten, und wahrscheinlich auch zu bestreiten haben werden. Alle Tage sage ich, wenn doch Betti schon da wäre, da würde ich mich viel leichter thun. Du glaubst nicht was ich diese Woche für verschiedene Krämpfe hatte! Deinen Brief / las ich in der Gnigl[63] bei der Monika welche krank war, und erst diese Woche wieder 2 Tage da war, daß ich darüber schon sehr betrübt war, wirst Du denken, denn Du weißt schon wie Alles seine Zeit braucht, daß ich viel zu schreiben habe, und auch öfter Bewegung machen soll, und daß wenn man Jemand braucht Niemand haben kann. Diese Woche aber, nachdem ohnehin Wäsche war, wo ich mich sehr anstrengen mußte, weil die Leni unten war, und ich das Quartier sauber haben will, und kochen mußte, wurde die Leni krank, mußte zu Bette, und mein Mann sagte es könnte ernsthafter werden, da kannst Du denken wie bekümmert ich war, wenn sie recht übel geworden wäre, und ich in der Lage! Ich versichere Dich am Donnerstag Abends konnte ich mich kaum mehr bewegen, da es doch den ganzen Tag zu thun gibt, dann die Begräbniß der Fr. Blöckl, wo ich auch mitging, und die Leni muß doch auch hie und da Jemand haben. Da wurde mir schon bange, denn mitten im Vierteljahr eine bessere Magd ist selten, und zu Georgi wäre es noch schwerer, denn zum Uiberfluß muß auch die Küchenmagd der Mutter nach / Hause weil sie krank ist, also auch da eine weniger, Du kannst denken, daß mich jetzt Alles Bücken und rasch Bewegen schwer ankomt, wenn es den ganzen Tag dauert, besonders beim Ofen, weil ich kaum mehr Platz habe! Da kostete es mich vielen Schweiß, das geht über das Tanzen. Gott Lob heute aber ist die Leni wieder aus dem Bett, und Gott wird weiter helfen. Jetzt bin ich schon wieder getrost und heiter.
Was das Tanzen betrift, so höre daß ich auf 4 Bällen war, und in Allen nur 2 mal Quadrille tanzte, sonst schön ehrbar sitzen blieb; wärst Du da gewesen so hättest Du Dich gewiß gut unterhalten haben, und selbst gesehen, daß die halbe Million gar nicht gegXXzt hat, sondern sehr übersehen wurde! so zwar, daß sie vom Beamten Ball schon um 1/2 11 Uhr nach Hause gingen. Uiberhaupt wirst Du Vieles erfahren, wenn Du komst, und sehr sehr staunen, was wir Dir Alles erzählen. so viel, daß es nicht möglich wäre zu schreiben. Am 6 febr. hatten wir, nähmlich die Hellbrunner Lotterie eine Schlittage nach Glanegg, um dort Bockschlitten zu fahren, ich aber nicht, schon Tags zuvor haben 10 Personen und 3 Ochsen die Bahn / bereitet; den Sonntag aber regnete es der Art, daß die Bahn ganz schlecht war; wir fuhren mit aufgespannten Regendächern bis Glanegg, die jungen Leute fuhren aber darauf bis sie ganz Durchnäßt waren, es waren 24 Personen, ich setzte mich bald mit der Mutter im Zimmer. wir hofften allein zu seyn, nämlich die Gesellschaft, während dem kamen 16 Personen, noch von Hallein also waren wir in dem Zimmer, das Du ja kennst 40. Personen, wo eine Lotterie die andere störte. Es war ähnlich der Gaisberg Gesellschaft, sie saßen ihrer 4 und spielten. Die andere lachten und wir ärgerten uns. sonst hätten wir doch gewiß einen Spaß haben können. In Hellbrun hättest Du Dich gewiß oft recht unterhalten! Nun aber liebe Betti, schreibe bald, und kome je eher desto lieber. Der Fr. v. Frisch gratulire statt mir. Die Marie grüßt vielmals. Sonst befinde ich mich recht gut, und sehe gut aus. Richard und die Mutter grüßen und küßen Dich. In der Hoffnung Dich bald zu sehen küßt Dich Deine Mali
Brief vom 14. März 1848 von Fanny Kobler und Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Babette und Betti Kobler [Mutter und Tochter[64]]), Schärding
Briefe, gebündelt mit Banderole "1848"; ein Bogen und ein Blatt, Prägestempel "Bath" mit Krone; / = Seitenwechsel; [?] und XX = unklare bzw. unleserliche Stellen; [x] = Versuche einer Ergänzung
[ Franziska "Fanny" Kobler:] Salzburg den 14 ten März 1848. Liebe Betti! Du hast mir mit Deinen Geschenke würklich eine Freude gemacht, und ich sehe daß du dich nicht nur im Gedanken, sondern auch in der That mit mir beschäftigest; ich weis recht gut wie viele Stunden dazu gehen bis man eine so hübsche feine Arbeit vollendet, nim meinen herzlichen Dank dafür. Ich hab meinen Nahmenstag gut zugebracht, Schlögelhofer und die Bauernfeindischen waren auf den Nachmitag bey mir eingeladen, und wir unterhilten uns gut. Maly und Schlegel haben mir auch recht viele Freuden gemacht erstens haben sie mich zur Pathin für den kleinen Ankömmling gebethen, zweitens hat mir die Maly von ihren Haare ein recht hübsches Armband machen lassen / Schlegel hat mir ein recht schönes Blumentischchen machen lassen, es mit schönen Blumenstöcken angefüllt, und in mein Zimmer gestellt. Schlögelhofer gab mir ein recht schönes wohlrichendes Kißchen in die Wäsche. Ach, und wir alle freuen uns schon recht auf dich, die Maly wird jetzt schon so dick, daß das zu lange sitzen für ihren Zustand schädlich ist, du vermagst viel über sie, und wirst sie schon zum gehen besorgen; dann ist sie auch noch ziemlich in ihrer Arbeit zurück, weil die gute Monika immer viel krank ist, du weißt wie die Maly in der Beziehung ungXXsing ist, sie will die Arbeit nicht ausgeben, und selbst kann sie auch nicht viel machen, so hab ich oft mit ihr zu zanken, und muß mich viel ärgern / daher komm nur recht bald liebe Betti, und wäre mein Wunsch nicht unbescheiden so würde ich deine gute Mutter bitten daß du bis 1 oder 2 April schon zu uns kommen dürftest, wenn es der Gesundheit und die Geschäfte deiner Mutter es erlauben. Nicht wahr liebe Kobler du versagst mir diese Bitte nicht wenn es möglich ist, du glaubst nicht wie die Maly mit ganzer Seele an der Betti hängt, und wie wir sie alle lieb haben; wenn ihr doch beyde hier sein könntet, damit wir uns nie trennen dürften, so ist das Herz immer geteilt, ist die Betti bey uns, sind wir um dich besorgt; und so ist es auch umgekert. Lebe recht wohl meine liebe Kobler und auch du Betti, wenn es möglich ist bin ich in voraus überzeugt daß du die Bitte gewährst deiner Freundin Fanny [darunter:] Küße deine gute Mutter, die Peyrer Marie und Ihre Frau Mutter /
[ Zäzilia Amalia Kobler:] Theuerste Liebe! Dießmahl schließe ich nur ein Weniges an die Zeilen meiner theuere Mutter an, damit Du nur überzeugt bist, daß ich gesund bin, und Dir oft und oft zu wiederholen wie sehr ich mich auf Dich freue, mich nach Dir sehne. Und auch damit Du siehst, daß der Fasching Gott Lob keinen unangenehmen Einfluß auf mich hatte! denn schwerlich kannst Du Dir vorstellen daß ich von 1 bis 5 Merz 2 Nächte auf Bällen war, wo ich mich sehr gut unterhalten habe! Nehmlich gaben 6 Herrn am 1 Merz bei Bauernfeind No. 26. vom Sulheime [?] einen Ball, wozu einige z. B. Künsingersche [?] ausgenommen, und die Hellbruner Lotterie eingeladen war. Weizner, Triendl, Pierro [?], Biebel, Huber u Baumgartner waren die Festgeber. Es war Alles im größten Putz, und sehr schön arrangirt. Links waren die Tische für die Herrn mit kalten Speisen, Thee, Limonade Gefrornes wurde servirt, und rechts war der runde Theetisch für die Frauen. Mad Bauernfeind [ Paurnfeind, Anm.] machte die Hausfrau Es war sehr angenehm; ungefähr 50 Personen und lauter freundliche Gesichter. Ich tanzte Quadrille u 3 mal Polka. Bei der 1 Q[u]adrille bekamen die Herrn jeder ein kleines Brieftäschchen worin die Einladung von unserer Seite gestXX enthalten war für den Fasching Sonntag, wo wir Frauen der
[Einzelblatt:] Lotterie denen Herrn Revange gaben; und das war es auch viel lustiger. Sonnleithner und die Kamtsch [?] bothen Alles auf die Gesellschaft zu unterhalten. Mein Mann war nicht so lustig so lange er in Salzburg ist. Nachdem 3 Herrn keine Tänzerin zur Q[u]adrille hatten, so ließ er sich herbei mit den 3 Herrn im Nebenzimmer auch Quadrille zu tanzen. Denke Dir dieses! Ich hatte mein seidnes Kleid an und die blaue Coiffure. Sonst war Alles wie beim ersten Ball arrangirt, bei[m] 1. Ball hatte jeder nur [v]erheuratete Mann einen Schmetterling am Frack, und bei[m] 2. jeder Herr ohne Ausnahme eine farbige XXsche mit Goldfransen und seinen Namen, und darin eine bezügliche Dewise. Die Fräulein u Frauen boten jede ein färbige Bandrose mit einem Köpfchen in der Mitte, und einen papirenen recht hübschen Fächer von den Herrn, worauf die Namen der frühern Ballgeber, und ErinXXung [?][65] vom [?] 5 Merz gedruckt war. Es wurde soviel gelacht, wie gewiß auf keinen Ball; ich tanzte 4 Quadrillen. Wie oft ich da an Dich dachte, und sagte, wäre doch die Betti da, wie gut würde sie sich unterhalten kanst Du denken. Wir waren von 7 Uhr Abends bis 4. Uhr Morgens. Ich habe so gelacht, daß ich am Fasching Dienstag im Bette liege[n] mußte / weil mir die Zwerchfell Erschütterung, das geschXXte Dasitzen, das Schwitzen und verschiedene Essen nicht taugte, was Alles natürlich ist; den andern Tag war es wieder gut nachdem ich gehörig geruht hatte; wenn ich Dir Alles erzählen würde, wirst Du Dich krank lachen. Die Mutter zerplatzte beinahe. Liebe Betti schreibe mir recht bald und viel, und kome, ich kann Dich kaum mehr erwarten. Am 14. d. M. wurde Fr. Apollonia Türk mit einem Knaben entbunden. Ich und Mutter XXtten gerade ins Zimmer als er vor ein Paar Minuten geboren wurde. Es geht ihr gut. Nun lebe wohl, grüße Deine Mutte[r] und kome bald in die Arme Deiner Mali [unterstrichen; darunter:] Richard grüßt Dich. An die Fr v. FXX [im Knick unleserlich] u. Peyrer Marie viele herzliche Grüße auch an Fr. Peyrer. [Schrift der Fanny Kobler:] Sollte deine Mutter sich vor dein XXscherzeiten fürchten, so sollte sie auch zu uns kommen; in Ihrm Brodhaus [?] wäre sie ohnedieß nicht sicher
Brief vom 5. April 1848 von Amalie Kobler-Castelli, Salzburg, an Betti Kobler, Schärding
Briefe, gebündelt mit Banderole "1848"; ein Bogen rosa Papier, zweieinhalb Seiten beschriebe; / = Seitenwechsel; [?] = unklare Stelle
Salzburg, am 5. April 1848. Theuerste Betti. Eine so innige Sehnsucht mit Dir zu plaudern wallt in mir auf, daß ich nicht umhin kann, die Arbeit aus der Hand zu legen, und an Dich meine liebe liebe Betti zu schreiben. Ich sitze nun im rückwärtigen Quartir im selben Zimmer wo Du vor einigen Monaten wohntest, und harre der Zeit die Dich mir bringen wird, und der ich Flügel geben möchte! Da ich allein bin, bist Du mein Gedanke, ich denke schon immer was ich Dir Alles erzählen werde, was wir mitsammen thun werden, und freue mich sehr, sehr auf Dich. Meine Sehnsucht nach Dir theilt sich nun auch der guten Mutter mit, so daß sie auch Dich kaum erwarten kann. Du schreibst ich soll nicht zürnen, daß Du nicht kommen konntest, nein, zürnen durchaus nicht, da ich weiß daß ich ohnedieß Deiner lieben Mutter viel entziehe indem ich Dich ihr entreiße, aber das kann ich Dir sagen, daß ich jeden Abend, wenn ich allein bin, jeden Morgen, oder jeden Tag wenn ich froh bin, Dich bei mir haben möchte, und dann denke, das wird schon anders werden wenn Betti da ist. Zu Dir und meiner lieben Mutter kann ich reden wie mir ums Herz ist, auch Du verkennst mich nicht, und hast Nachsicht mit mir. Dießmal insbesondere bedarfst Du derselben / denn obwohl Gott sei Dank gesund, komt doch manchmal eine Stunde wo ich meiner guten Mutter Geduld sehr auf die Probe stelle. Du schriebst mir einst, daß die Brandt Fanni so stark geschwollne Füße hatte; ich habe dasselbe Malheur, was mich manchmal sehr betrübt macht, weil ich viel gehen soll, und es recht gern thun möchte, wenn nur besonders der rechte Fuß nicht so weh thäte, denn außerdem ginge ich nicht so schwer; Richard muß mir die Füße manchmal einfatschen, dann wird es wieder besser, Du wirst sie nicht mehr erkennen und wirst mich überhaupt sehr dick finden. Am Montag den 3. Richards Fest[66], waren wir Nachmittag in M. Plain, ich wäre gerne den Berg hinauf gegangen, es war die Hitze so groß, und meine Füße so geschwollen, daß es nicht möglich war, herunter bin ich dann doch bis zur Brücke gegangen. Ich habe auch für Dich gebetet, und für Deine Mutter. Richard bekam von der Mutter eine wunderschöne Pfeife, und von mir den schwarzen Tabacksbeutel, an dem ich wohl mit größter Anstrengung arbeitete. Doch freue ich mich daß diese Arbeit zu Ende, es wird wohl künftig keine so mühsame mehr vorkommen, wenigstens ist es mein Vornehmen. Das vordere Quartir wird gerichtet; alle Möbel sind geleimt [?], es sieht aus wie ein Gräuel der Verwirrung, doch muß es jetzt seyn; die Arbeit des Ausräumens aller Kästen war sehr groß, aber alles wieder an Ort zu bringen ist noch besonders für mich, beschwerlicher. Vor Ostern hoffe ich doch sicher Dich zu sehen. Du könntest mir noch hie und da sehr / behilflich seyn. Grüße Deine Mutter von uns Allen tausendmal. Auch Fr. v. Frisch, Fr. Brandt, kurz alle die uns kennen. Erkundige Dich genau nach allerhand, Du weißt schon was mich interessirt! Von Fr. v. Gottlieb, Seltenteiner [?]. So viel möglich möchte ich auch noch unseren hübschen Garten besuchen, an Deiner Seite; denn später muß ich die Zeit meinen kleinen Ankömmling widmen. Ich freue mich darauf doch traue ich mich noch nicht recht, bis Alles vorüber ist. Es wird einen großen Kampf kosten. Ich werde Euren ganzen Mut, und Geduld in Anspruch nehmen. Die Mutter und Richard küßen Dich herzlich. Schreibe recht bald, und komme je eher, je lieber in die Arme Deiner Amalie
Das ist der letzte Briefe der Zäzilia Amalia Kobler.[67] Am 14. Juni 1848, vierzehn Tage nach Geburt der Tochter Franziska Schlegel, "Fanni" (siehe oben das Kinderbild von 1850), verheiratet mit Franz Xaver Gregor Spängler, starb Mali. Die Tochter wuchs bei der Großmutter Fanny Kobler im Höllbräu auf und hatte ihr Leben lang eine enge Beziehung zur Höllbräuin, welche sich auch in dem Briefwechsel von 1872 bis 1886 spiegelt.
Quelle
Einzelnachweise
- ↑ Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
- ↑ "Nr. 39" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
- ↑ Betti Kobler (* 1825; † 1881, nach 1847 verheiratet Katzinger) ist Amalies engste Freundin und entfernte Cousine (gemeinsame Urgroßeltern)
- ↑ Verdoppelung als Höflichkeitsformel
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 5,6 zu den Personen siehe vorangehenden Brief vom 5. Jänner 1845
- ↑ 1843 gab es die erste patentierte Eismaschine mit Handkurbel und Kochsalz für die Kälterzeugung.
- ↑ Stramin ist ein gitterartiges Gewebe aus Wolle oder Leinen.
- ↑ "Consommée" ist eigentlich die Suppe. [?]
- ↑ Bei den Todesanzeigen, die Franz Xaver Gregor Spängler gesammelt hat, liegt eine Anzeige, adressiert an "Wohlgeboren Herrn [!] Privatier Kobler in Salzburg", für "Fräulein Marie Gerstl, Privatiere", gestorben in München am 14. Februar 1872, unterschrieben von den "tieftrauernd Hinterbliebenen" [ohne Namen, auch Alter der Toten nicht angegeben].
- ↑ Die mir unbekannte Briefschreiberin unterschreibt in lateinischer Schrift "Reuhreiler" mit einem langen Strich über dem "h" bis zum Wortende; es könnte auch "Reuhreiter" heißen.
- ↑ "Nr. 39" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
- ↑ Wilhelm Kobler ist ein Bruder von Betti; nähere Lebensumstände sind unbekannt. Er wird als in Linz ansässig erwähnt in Briefen von 1832 und 1879, auch erwähnt 1840 und 1871; 1879 ist er Bräuer in Steyeregg/Mitterlimberg, Gemeinde Wies, Steiermark.
- ↑ Vincenz Schlegel, * 1807, älterer Bruder zu Richard Franz Schlegel
- ↑ Arzt und Professor der Geburtshilfe, im Brief vom 20. März 1847 mehrfach genannt (dort weitere Hinweise)
- ↑ Diese Bezeichnung steht auch im Brief vom 24. September 1846; denkbar ist eine dialektale Form zu "Muhme", eine ältere weibliche Verwandte (?). Amalie ist ihre Großnichte. Das Grimmsche Wörterbuch nennt für Österreich die Form "maem".
- ↑ Betti ist Amalies Tante, aber vom Alter her in der gleichen Generation und ihre enge Freundin
- ↑ Vgl. zu Weizner: Susanne (* 18. Juni 1815 in der Stadt Salzburg; † 8. Jänner 1895 ebenda), verheiratet mit Friedrich von Meninger (* 21. Jänner 1808 in Wien; † 30. April 1874 in der Stadt Salzburg).
- ↑ Vielleicht die Ehefrau von Nikolaus Schlamm (* 1771; † 1836)?
- ↑ Die Groß- und Kleinschreibung von "D" und "d" ist manchmal kaum zu unterscheiden.
- ↑ Im Brief an Amalie von 11. März 1845 geht es um "Zahn-Latwerge", die Betti besorgen und schicken soll, ebenso im Brief vom 5. Juni 1845. Es ist eine Arzneidroge mit Honig auf der Basis von eingedicktem Pflaumenmuß.
- ↑ Dieser Brief ist auf der ersten Seite links oben mit "No 1." markiert (wohl von Amalie selbst); die beiden folgenden, zusammengehörigen Briefe vom 9. und vom 24. September mit "No 2" und "No 3" [siehe dort].
- ↑ Die Daguerrotypie als Fotoverfahren gab es seit 1839, nach 1840 war sie auch für Porträts relativ preiswert.
- ↑ "schattieren": mit Farbabstufungen tönen
- ↑ Da sie "im Park" herumläuft, wäre vielleicht auch der "Gols Berg" möglich, im Aigner Park das "Go[i]ls Bergl". Amalie schreibt aber deutlich (bei Namen wie üblich in lateinischer Schrift) "Gaisberg", an den der Park angrenzt.
- ↑ markiert als "No 2." und "No 3." offenbar von Amalie selbst; vgl. Anfang des Briefes mit dem Hinweis auf die Tagebuchform; vgl. auch zum Brief vom 27. August 1846
- ↑ Chemisette, ein heller Einsatz bei Damenkleidern
- ↑ August Weizner (* 1819; † 1873)
- ↑ Ab "Stoff" klein darüber geschrieben; Bedeutung mir unklar; "Monument" ist mit einem u-Bogen in deutscher Schrift; vgl. aber einige Zeilen weiter "Momment Schal".
- ↑ "Kotze": grobes zottiges Wollzeug
- ↑ vgl. Anrede im Brief vom 2. Juli 1846 [dort Erläuterung] und öfter
- ↑ In mehreren Briefen von 1845 wird über die "Mahm Plöckl" geschrieben.
- ↑ Lese- und Gesellschaftsverein "Museum" [ Museum (Verein), Anm.]
- ↑ Ècharpe: Schärpe, Schal, Umschlagtuch
- ↑ von Chlingensperg (?)
- ↑ vgl. Franz Edler von Hilleprandt (* 1796; † 1871), u. a. seit 1826 im Vorstand vom Lese- und Gesellschaftsverein "Museum"
- ↑ zu den Personen siehe Brief vom 5. Januar 1845
- ↑ offenbar das Hotel Erzherzog Karl, Waagplatz 1; vgl. mehrfach in diesem Brief
- ↑ Es ist ohne entspr. Orts- und Lokalgeschichtskenntnis mehr als gewagt, Vermutungen anzustellen, aber mich [O. H.] erinnert diese Stelle, "… sich nicht anderswo unterhält" an einen für mich ebenso "dunklen" Hinweis im Brief vom 27. August 1846, in dem es u. a. heißt: "… wenn ich Dir sage, daß ich mich jetzt sehr glücklich und zufrieden fühle! und immer mehr lustig bin! Stelle Dir nur vor schon mit 9. August wo ich auf der Primiz war, war mein geliebtes Männchen nicht auf dem Kapuzinerberg!!! Wenn er auch jetzt wieder einmal hingeht so macht es mir keinen Schmerz." Die Gegenbriefe der Betti, die hier vielleicht hilfreich wären, sind noch nicht übertragen worden. Ist es die Jagd, die Richard liebt? Vgl. weiter in diesem Brief.
- ↑ Lateinisch "R" in "Reschreiter" und deutsch "K" in "Kurzen" wird identisch geschrieben.
- ↑ vielleicht Marie Gschnitzer, geborene Zeller (* 1816; † 1871)
- ↑ Vgl. zum Kapuzinerberg: Bis 1860 war das frühere landesfürstliche Jagdgebiet militärisches Sperrgebiet. Richard Franz Schlegel war Chirurg. Vielleicht war er auch für das Militär tätig?
- ↑ wohl Ferdinand Holzschuh, Militärarzt
- ↑ Im Brief vom 16. November und 1. Dezember 1846 "Klingensperg" = von Chlingensperg
- ↑ oben eher "R", hier eher "K"
- ↑ im Brief vom 16. November und 1. Dezember 1846 gelesen als "Balsorin"
- ↑ deutsche Schrift
- ↑ lateinische Schrift
- ↑ in lateinischer Schrift und deutlich ein "a"; vgl. "Med. Dr. Joseph Walcher, k. k. Professor der Geburtshilfe zu Salzburg." Nekrologe in der Salzburger Zeitung vom 12. und 13. Dezember 1865 (* 1801); Nachruf in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 6, 1866, III. Gesellschafts-Angelegenheiten, S. XV f.
- ↑ "März" hier in lateinischer Schrift, oben zweimal in deutscher Schrift eher "Merz"
- ↑ "Gustl", August Weizner (* 1819; † 1873)
- ↑ nach 1847 heiratet sie Leopold Katzinger
- ↑ Der Unterschied zwischen "Ü" in "Übelkeiten" und "Ui" in "Übel" ist kaum auszumachen; bisher schrieb Amalie erkennbar immer "Ui".
- ↑ Äther, Ether; die erste Äthernarkose war 1842, mit "Schwefeläther", Diethylether, 1846.
- ↑ August von Kotzebue (* 1761; † 1819; das oder die genannten Stücke bisher nicht näher identifiziert)
- ↑ Die Operation war am 9. Oktober, siehe Brief vom 7. Oktober 1847.
- ↑ "L" in Litze und "B" in Bandüre sind gleich geschrieben.
- ↑ Klara Schlegel, bisher ohne Daten; vgl. Geneanet oholzapfel
- ↑ zu den Personen siehe Brief vom 5. Januar 1845
- ↑ Vielleicht fehlt beim ersten Brief der erste halbe Bogen; die verschiedenen Farben werden im Brief erläutert.
- ↑ Der Apotheker Carl Hinterhuber ist nach Salzburgwiki am 21. September 1845 geboren. Vgl. auch zur Engel-Apotheke. Der Apotheker Julius Hinterhuber (* 1810; † 1880) war seit 1842 verheiratet mit Rosalia, geborene Baumgartner (* 1820; † 1903). Zwischen 1843 und 1862 bekamen sie elf Kinder.
- ↑ Umschlag oder Blatt mit Siegel fehlen.
- ↑ Zäzilia Amalia Kobler stirbt am 14. Juni 1848, 14 Tage nach der Geburt der Tochter.
- ↑ offenbar "die Gnigl"
- ↑ Babette N.N., verheiratet N.N. Kobler, ein Bruder des Höllbräuers Seraphin Kobler (* 1770; † 1841), des älteren Bruders von Fanny; vgl. Kekulé-Sosa-Nummer 158 in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org.
- ↑ "Erinnerung" steht jedenfalls nicht dort
- ↑ Richard Franz Schlegel, * 3. April 1811
- ↑ Abbildung in Ausschnitten dort
Hauptartikel Kobler-Spängler-Briefe
Die Korrespondenz im Detail
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Literatur: Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler