Kobler-Spängler-Briefe von 1876

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In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1876 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.

Einleitung

Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).

Über die Korrespondenz

Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.

Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz II. Xaver Gregor Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]

1876

Brief vom 28. Jänner 1876 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien

Brief von Antonia Spängler an "Fani" (Fanni), Franziska Spängler; ein Bogen, vier Seiten beschrieben, markiert mit römisch "I" bis "IIII", Prägestempel "A S" mit Kranz und Verzierung; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt)[2]:
I Salzburg den 28/1 [18]76 Meine inigstgeliebten Theuren! Was werdet ihr Euch denken, das ich so lange nicht an Euch geschrieben: Ich weiß selbst nicht wie es kamm imer habe ich so viel zu thun, das ich mir oft denke entweder möchte ich 6 Hände haben oder jeden Tag anstückeln könen, und so vergehen mir die Tage wie Augenblücke – und schnell werden die etwelchen Wochen vorüber gehen, welche ich noch hier bin, dan meine Lieben möge mir der liebe Gott helfen, [2 Wörter unterstrichen:] zu vollbringen was ich Euch [2 Wörter unterstrichen:] helfen will. Der Wille ist gewiß gut aber ob meine Kräfte außreichen, dafür kann ich nicht gutstehen, wen ich meine Jahre bedenke. / [dritte Seite:] II Ich hoffe zu Gott es wird alles recht gut von statten gehen du bist ja gut, groß gebaut, und so gesund auch nicht besonders dück wie ich höre, so werden wir mit ruhe auf den kleinen Ankömling warten können. Bist du und das Kindlein gesund, so werden wir uns leicht über diesen Strauß hinüber bringen man muß denken es geht ja mit jeden Tag wider leichter weil man sich immer beßer hinein findet, und die Liebe überwindet ja so vielles. Die GroßmutterFanny Kobler, Anm.] sagte mir am Sontag das Sie dir geschrieben hat, du möchtest dir eine Kindsmagd nehmen, ja es wird für Dich liebe Fani gewiß eine große Erleichterung sein, den fürs erste, wird es dir wohl theuer wen du in der Nacht Ruhe / [vierte Seite:] III hast, dan kanst du doch auch ofter mit deinen lieben Mann gehen, und dich auch nicht gänzlich von den gesellschaftlichen Leben loosmachen. Wen du auch 2 Mägde hast so trieft es dich doch oft das Kind zu besorgen, den es giebt zu waschen – zu bigeln zu nähen, aufzureumen – ich sehe es ja bey Louise[3] was ein Kind braucht. Da nun aber die Großmutter schon durchauß darauf besteht du solst dir eine nehmen, so würde ich sie auch um ein Bett ersuchen den ich meine das Gastbett ist doch schade für eine Kindsmagd weil sie mit den vielen auß und einsteigen sehr runirt [ruiniert] werden. Sie hat ja glaube ich im 4 t[en] Stock[4] noch Betten Eine ganze menge werden [zweite Seite:] IIII wir zu besprechen haben wen ich hinunter [nach Wien, Anm.] komme. Die Großmutter will den Lohn für die Kindsmagd bezahlen es ist wohl recht gut aber die Kost betragt viel mehr als der Lohn – es wird sich alles finden.

Fast den ganzen Monath hatte ich husten aber es ist Gottlob ohne doktor abgegangen. Ich halte mich recht sehr, damit ich bis zur Reise gesund bleibe. Die Pepi [Dienstmagd, Anm.] werde ich wen sich nichts anderes ergiebt bis Eberschwang[5] mitnehmen und dort, bey ihren Bruder kann sie bleiben bis ich wider zurück kome. Lebt recht wohl es küßt Euch inig Eure viel für Euch bethende Mutter Spángler [daneben:] Noch haben wir nichts gekauft vieleicht warte ich bis ich nach Wien komme.


Brief vom 18. Februar 1876 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien

Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen, Prägestempel "A S" mit Kranz und Verzierung; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 18/2 [18]76 Meine inigst geliebten Theuren! Endlich heute kome ich dazu Euren Lieben Brief zu beantworten. Wir hatten eine schwere Woche zu bestehen, Herr von DureggerAlois Johann Duregger, Anm.] wurde von einer leichten Lungenentzündung überfahlen, und du lieber Franz weist wohl wie er immer bey jeder[n] leichten Husten gleich mit den Schleimm sehr zu thun hatte, so war es auch da der Fall, er konnte den Schleimm nicht mehr Herr werden; er rodelte[6] einige Tage so fort, natürlich wurden 2 Arzte geruffen, aber er wurde immer schwächer, und endlich gestern den 17 t[en] verschied er um ½ [Uhrzeit fehlt, Anm.] Zuhause, Nachts. Gott habe / ihm [!] selig. Die Mamma ist zum verwundern gefaßt Die Schistl[7] weniger, der Schistl wird heute Nachts kommen. Die Koch[8] ist jede stunde zum Entbinden.[9] Ich denke es geht alles recht gut bey ihr den sie war auch immer recht wohl.

Nun zur Beantwortung deines lieben Briefes. Liebe Fany, ich kome also nach Deinen außdrüklichen Wunsche früher als ich in meinen letzten Brief angezeugt, ich reise wen es Gottes Wille ist am 29 t[en] Februar 7 Uhr früh von hier fort, und hoffe Abends in Euren Armen zu sein, ich hoffe wenigstens Franz wird mich am Bahnhof erwarten. Ich glaube es bleibt uns dan noch Zeit genug das Nöthige in Ordnung zu bringen. Wen ich von hier noch etwas / mitbringen soll, so bitte ich es bis längstens Ende der nächsten Woche zu schreiben Ich denke wen nicht was besonderes ist nicht mehr zu schreiben Die Großmutter ist wohl und grüßt Euch recht herzlich. Ich freue mich schon Euch zu sehen und dan vieleicht das kleine Wuzerl zu erst auf meinen Armen zu bekommen. So gott will wird alles ruhig vor sich gehen. Ich bin schon sehr froh von deinen Befinden, nur immer gutes zu hören. Die Bekanten welche sich meiner erinnern bitte ich mich zu empfehlen auch ich freue mich die Leithe [?] zu sehen, ich denke wir werden beyde recht alte Mütterlein geworden sein. Wie vieles werde ich Euch zu erzählen haben, was man nicht schreiben kan. Die Zeller Vermählung habe ich auch gesehen, sie war hübsch und wohl. Lebt nun recht wohl seid recht herz lich geküßt von Euerer Euch treu liebenden Mutter Spángler [darunter:] v Otto und Louise herzliche Grüße


Brief vom 21. Februar 1876 von Ida Schlöglhofer und Fanny Kobler an Fanni Spängler

Ida, verh. Schlögelhofer [eine Freundin von Fanni] und "Großmutter", Franziska "Fanny" Kobler, an Fanni Spängler:
Salzburg den 21/2 [1]876./ Liebe gute Fanni! Gestern war die Mutter bei der Großmutter wo sie ihr mitteilte, das sie am 29ten Feber [Februar] abreisen wird, um Euch alle außer Sorge zu bringen, wir wünschen nur das es alles recht glüklich vorüber geht, dieß bitten wir den lieben Gott innig, u. ich und Großmutter freuen uns ebenso auf dein Wuzi [Kind] wie du dich [gestrichen] u. Franzl, u. wie sehr würde es Großm.[utter] freuen diesen kleinen Weltbürger in ihre Arme schließen zu können. Großm. lässt dich bitten wenn der große Akt vorüber ist ihr gleich zu telegrafieren // darüber mit Fannys Schrift: Dem Papi viele Grüße. Thomas grüßt Dich.// u. die ersten 9 Tage ih täglich durch Telegramm wißen zu laßen wie es Dir u. dem kleinen Wuzi geht, sei nur muthig liebe Fanni, der Allmächtige zur dem Deine Großmutter täglich bettet wird Dich gewiß wieder bald gesund hervorgehen laßen, u. Dir Dein kleines Wuzerl auch recht gesund erhalten./ Die Großm. wird die Rechnung schon bald in Ordnung bringen, du sollst nur bald schreiben, was du für Wien ausgelegt hast./ Also liebe Fanni ich schließe auch dem Briefe meinen herzlichsten Dank an für die Besorgung der Franzen, u. Großmutter wird Dir den Betrag durch die Mutter [Spängler] überschiken, dem ich ihr am 12te Febr. übergab, ich danke Dir noch vielmals dafür, das du mir so lange zugewartet hast. An Franzl von uns herzliche Grüße, u. Großm. läßt ihm sagen er soll nur recht standhaft sein, es ist Dir auch eine Erleichterung./ Nun lebe wol liebe Fanni nächstens ein ausfürlicherer Brief, sei herzlich geküßt u. gegrüßt, von Deiner Freundin Ida u. Großmutter./

[Nr. 79, Fanny Koblers, * 1796; † 1886, eigene Schrift:] Liebe Fanni! Wie mich das glüklich macht heute 8 Tag dich in Geselschaft der guten Mutter [Spängler] und erfahrene Frau zu wissen kann ich dir nicht beschreiben, nach dem dein Befinden Gott sey Dank immer so gut als es unter diesen Umständen seyn kann ist, so wird alles gut vorüber geh’n. Mein Befinden ist zimmlich gut, daher kannst du auch in dieser Beziehung ruhig sein. Laschanzki [Laschensky] seine Frau wird auch schon im März entbunden; es [geht] gut soviel ich von seiner Mutter höre welche dich vielmals grüßen läßt. Frau v: Bauernfeind [Paurnfeind] ist von Reumatischenschmerz im Fuß schon 8 Wochen im Bett. Wenn dein Wuzl Gethauft und eingewikelt ist, so [gib ihm] einen lan lange[n], lange[n] Kuß von mir, was würde ich darum geben wenn ich bey euch sein könnte. Lebe wohl liebe Fanni, grüße deinen Mann. Meine Augen erlauben mir nicht länger zu schreiben. Fanni.

Dieser Brief liegt ausnahmsweise in weiße Schachtel Nr. 3 (Inhaltsverz. liegt oben); von ihm sind Fotos in der Datei "FamArchiv" und Text und Fotos habe ich für Salzburgwiki.at (Kobler-Spängler-Briefe) verwendet. Die anderen Kobler-Briefe liegen in der Spängler-Holzkiste.


Brief vom 6. März 1876 von Franziska "Fanny" Kobler an Fanni Spängler

Fanny Kobler als ältere Dame, undatiertes Foto.

[Nr. 79[10]] Fanny Kobler an [Nr. 19] Fanni Spängler:
Salzburg am 6te März 1876./ Liebe Fanni! Worin meine meine inigsten aufrichtigen Wünsche bestehen weißt du ohnehin, dießmal [schließt] sich noch ein Wunsch an, ich bethe täglich Gott, dich eine recht glückliche Mutter werden zu lassen. Gott möge dir die Gnade verlein das du ein gesundes Kind in deine Arme schlüßen kannst. Das die gute Mutter gesund bey auch angelang [?] ist, bin recht/ bin ich recht erfreud, sage ihm von mir herzlich Grüße und Küße; so auch deinen guten Mann. Mein Befinden ist ziemlich gut, gestern bin ich nach 3 Wochen das erst mal wieder in die Kirche gegangen; ich konte ja keinen Schuh vertragen. Lorinser Mina die Vermählungsanzeige geschickt. Das Preßent wirst du ihr wohl schon überschückt haben. Schreibe mir was du da für ausgegeben hast. Die Ida hat mir für die Franzen die 6 f gegeben/ sage mir mit kurzen Worten wenn du das was ich für dich ausgeben abziehst was ich dir in barem zu zahlen habe, damit ich dir das Geld schücken kann. Den Brief wo du mir das geschrieben hast den hab ich verlegt. Ich werde dann wie gewöhnlich zu deinem Namenstag die 10 f bey legen. Die Muster vom Schlafrock gefählt mir gut. wieviel Ellen hast du gebraucht und was hat die Elle gekostet. Heute geht das Schreiben wieder garnicht. Lebe wohl liebe Fanni meine Wünsche werden hollent [?] umarmt und küßt dich deine Großmutter Fanni Kobler. Ther ses [Theres] wünscht dir alles Gute Geschrieben mit 80 Jahren von Fanny Kobler (* 1796 Salzburg; † 1886). – Undatiertes Foto der Franziska "Fanny" Kobler als würdige, ältere Dame


Briefe von Antonia von Lürzer an Franz II. Xaver Gregor Spängler und Fanni

Briefe [rot verschnürt, nicht gelesen] von Nr. 37 Antonia von Lürzer, verh. Spängler, an Nr. 18 Franz Spängler (und Fanni); Briefpapier Prägestempel "A. S.", 9.3.1876 an "meine lieben Theuren... von Euerer Euch treu liebenden Mutter Spängler"; Salzburg 28.4.76; 26.12.76 "meine innigst geliebten Theuren... Euere Euch herzlich liebende Mutter Spängler; 3.7.1877; 22.3.77 (von Otto und Louise viele Grüße."); 18.12.77; 26.2.1878; Baumkirchen 6.7.78; Salzburg 24.1.1879; 22.7.79 "Mein lieber theurer Franz!..."; 19.11.79 "...Mutter Spángler. Bey Schlegel lassen sie Euch alle herzlich grüßen."; 10.4.1880; 1.10.80 Briefpapier "A"; 14.10.80; 1.12.80; 4.4.1881; 28.4.81 (1,5 Blätter); 7.6.81; 23.6.81; Baumkirchen 21.7.81; Salzburg 22.12.81 (Prägestempel "Salzburg", "...Eure treue Mutter Antonia Spängler"; 16.1.1882; 6.3.82; 16.11. ohne Jahr; 30.11. ohne Jahr (von dem Hofrichter Spängler herzliche Glückwünsche).


Brief vom 15. April 1876 von Fanny Kobler an Fanni Spängler

Franziska "Fanny" Kobler an Fanni Spängler: 15. April 1876, Brief ohne Umschlag:
Nach langen 3 Wochen sind meine Augen wieder so daß es mir möglich ist ein paar Zeilen an dich zu schreiben, wie vieles hätte ich dich zu fragen, leider kann ich das nicht. Den lieben Gott tausent Dank das er dir deine Gesundheit wieder geschänkt hat, deine Kräfte werden wieder kommen wenn das Wetter es erlaubt die frische Luft wieder zu grüßen Noch mal tausent Dank der guten umsichtigen Mutter [Spängler] und und deinen lieben Mann, über allen die dich in den bangen Stunden umgeben haben – Ich kann leider deine lieben Briefe nicht beantworten ich kann das von mir geschriebene nicht mehr lesen, wie schwer mir das ist kannst du dir gar nicht denken so mußt du mit meinem Geschreibsel schon zufrieden sein, und dir alles selbst zu samen denken. Wie leid es mir ist das ich weder Kistel noch Bücher deinem Mann aufbewahren kann ist selbstverständlich. Ich bekome in die zwey Zimmer neben mir, bis 1 May einem Herrn Oberkriegscomisär von Graz, Herrn Qualler, welche jetzt in Salzburg leben wollen. Sie werden mehrere Möbel selbst mitbringen daher ich von meinen Möbeln mehreres raus nehmen muß, da kan im Kammerl nichts untergebracht werden, unser beschra[ä]nkter Durchboden ist dir bekant. Frau v: Bauernfeid [Paurnfeind] liegt 4 Monate schon an ihren Fußleiden Dr: Günther vertröst[et] sie immer mit dem besseren Wetter sie ist oft recht verzagt hat viele Schmerzen, grüßt auch alle vie[l]mals. Oma Gattermayer geht es immer gleich, die linke Seite ist beynahe unbeweglich, so sind meine Freundinnen zusammengeschmolzen, die Rosi ist trauXXX Mein Befinden ist wied[er] ziemlich gut ich bin sehr hoch in die 70 [sie ist 79] was kann man da soch [?] ansprächen. Der alten Laschenzky [?] geht es gut bis auf ihren gewöhnlichen Zustand. Bitte alle Bekannten grüßen mich herzlich. Die SchXXberger ist oft unwohl. Ich wünsche recht gute Feyertage Grüß herzliche Grüße an die gute Mutter, an deinen Mann und vielen Dank für seine Nachrichten während deinen Wochenbett Lebe wohl liebe Fanni es umarmt euch Euere Großmutter Fanni

"Wochenbett": sie heiraten 1872, Fanny Kobler ist 1796 geboren, Franzi Spängler wird 1877 in Wien geboren. Hier muss es ein (totes) Kind geben, von dem ich nichts Näheres weiß (siehe auch Brief vom Febr. und folgende Briefe!).


Briefumschlag ohne Marke, 11. Juli 1876

Stempel Wien-Josefstadt 1876; "Dem Herrn Doctor Franz Spängler [Nr. 18] kk Gerichtsadjunkt in Wien VIII Schlößelgasse Nr. 8, II. Stock, Thür 14", enthaltend: Fanni Spängler an Franz Spängler und zurück: 11. Juli 1876 Postkarte, Bleistift, von Salzburg nach Wien: Lieber Franzl! in Frankenmarkt gut angelangt, fange schon an einigen Hunger zu kriegen, auf Nachricht von dir freue ich mich sehr, es wird schön sein wieder bei dir zu sein, Maria Plain in Sicht [im Zug vor Salzburg], ich hoffe dir heut noch zu schreiben, grüße alle Bekannten, grüße Rosi [Hausangestellte].


Brief vom 11. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz II. Xaver Gregor Spängler [Nr. 18]: 11. Juli [1876] ein Bogen Brief von Salzburg [verblasste Tinte]:
Mein lieber Franzl! Meine Karte hast du hoffentlich erhalten, die dir beweisen sollte, daß ich glücklich ankam; ich benütze nun die erste ruhige Minute, um mit dir zu plaudern, und gedenke überhaupt meine freien Augenblicke zu diesem Geschäfte fleißig zu benützen. Also den Reisebericht: Ich fuhr recht angenehm mit der Familie, die du gesehen hast, den Namen habe ich nicht erfahren; es war Großmutter, Tochter und Enkelin. In Wels stieg Frl. Agathe aus und Frl. Lotte Lungenschneid ein. Wir erkannten uns anfangs gegenseitig nicht, dann war natürlich das Weiberl dasjenige, welche keine Idee hatte, wen sie vor sich hatte. Nach geschehener Erkennung haben wir gemütlich geplauscht. [am Rand, oben und unten:] /Die Ränder dieser Epistel sind auf gewohnte Weise beschrieben./ Hat dir Rosi gut gekocht? Großmutter u. Mutter grüßen sehr herzlich, auch ich natürlich. Allen Verwandten unseren Gruß. Am Bahnhof nahmen mich deine Mutter und meine Stiefmutter u. Schwägerin Luise [Louise Spängler] in Empfang. Wir wanderten zu Fuße in die Stadt. Meinen Koffer beförderte der Omnibus von Raith /: nun mehr Hutêl Haas [?]:/ Die Großmutter nahm mich mit Freuden auf und installirte mich in unser Fremdenzimmer. Es ist mir sehr lieb, mein eigenes Zimmer zu haben. Und somit wäre Alles schön und gut, wenn ich auch nur meinen herzlieben Franzl da hätte! Und wie kommt es denn dir vor, ohne deinen Plagegeist. Recht erfreut war Großmutter über das Mitbringen meiner Zither.

Nach Tische waren wir beim Vater [Richard Franz Schlegel, Arzt] , der sehr zufrieden mit meinem Aussehen ist. Alle grüßen dich herzlichst, Großmutter läßt dir noch ganz besonders danken daß du mich geschickt hast. Wenn ich doch Abends nur 10 Minuten bei meinem lieben, lieben Franzl sein könnte. Deine Mutter sieht wieder recht gut aus. Meine Mutter [Kathi Schlegel, geb. Arrigler; Stiefmutter] ist nahezu ergraut, die Großmutter [Fanny Kobler] sieht weit besser aus, als ich es zu hoffen wagte. Ihre Stimmung ist ziemlich verbittert, ihr Ton gegen Theres [Hausangestellte] ist derselbe wie vor einem Jahre. Ich habe mir vorgenommen, meine Ohren und meinen Schnabel nach Möglichkeit zu zubehalten. Ein kluger Vorsatz, nicht wahr? Wenn er nur auch gehalten wird! Es gefällt mir hier gar nicht übel, aber daß ich mich schon aufs Heimreisen freue, kannst du glauben. Ich werde mich jetzt beeilen, den Brief auf die Post zu bringen und bitte dich, mir zu schreiben, ob du denselben noch rechtzeitig, d.h. morgen, den 12. bekommen hast. Wie freue ich mich auf einen Brief von dir, du Lieber! Ich hoffe, du wirst zufrieden sein, wenn ich dir sage, daß die neuen Blumen schon auf meinem Hute sind. Großmutter hat mich schon ihrer Parthei [Mieter] aufgeführt. Es ist der kk. Kriegskomissär Daler u. Frau. Es scheinen wirklich sehr liebe Menschen zu sein.

– Das Thema von unserem armen kleinen Engel [totes Kind] ist schon vielseitig variirt worden. Ich zeige mich so heiter und getröstet als ich es zusammenbringe. – Als wir von meinen Eltern weggingen, begegnete ich Nathalie. Sie war recht lieb, und sieht wirklich überraschend gut aus. Ich habe mich recht gefreut, sie ist ordentlich rosig. Sie grüßt dich freundlich. Ich will nun den Versuch machen, deine Mutter zu treffen. Bei Karl Baschensky ist vor wenigen Tagen ein Mädchen gekommen. Ich werde, um nicht meine Stiefmutter immer mit diesem üblichen Worte bezeichnen zu müssen, dieselbe kurz meine Mutter, und deine Mutter unsere Mutter nennen, einverstanden? So nun siehst du, wie dein Weiberl an dich schreibt. Ich hoffe bald auf einen Brief von dir. Behüt’ dich Gott, du Lieber, sei 100000erte mal geküßt von deiner treuen Frau Fanni Sp. [Spängler]/[am Rand:] Die KuXXX [Coupons; Zinsen auf Wertpapiere] sind ausgezahlt, und sollen auch die heurigen bald ausgezahlt werden. Soll Otto das Geld schicken?


Brief vom 11. Juli 1876 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler

Franz Spängler [Nr. 18] an Fanni Spängler [Nr. 19]:
11.7. [1876] ein Bogen Brief aus Wien: Morgens ½ 7 [Uhr]. Meine liebe Fanny! So sitze ich denn allein im Zimmer da, u. mußte aufstehen, ohne dich mit einem Buße [Bussi] aufgewekt zu haben, u. harre des Café, ohne dß ich dich dabei ans Aufstehen erinnern kann! Guten Morgen meine Liebe! Ich hoffe du hast während der Fahrt gut geschlafen, u. näherst dich jetzt der Salzburg’schen Grenze... habe schon die Uhren gerichtet... das fehlende Knöpfchen angenäht, bemühe mich, die ganze Wirtschaft und die Wohnung in möglichster Ordnung zu erhalten. – ¾ 6 [Uhr] Abends... Zeitungslektüre, hoffe die Nachrichten zu erhalten, wie dir die Reise bekommen hat... Befinden der Großmutter, der Mutter etc. – Was ich heute Abends anfangen werde, weiß ich noch nicht... Rosi [Hausangestellte] läßt dir die Hand küßen, Minerl läßt dich grüßen. Ich schließe für heute... Mit Herzlichen Gruße und Kuße, dein treuer Franz. [nicht alles gelesen]


Brief vom 12. und 13. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr.18]: 12. Juli [1876] zwei Bogen Brief von Salzburg:
Mein herzlieber Franzl! Mit dem Wunsch und der Hoffnung, heute von dir zu hören [...], etwas nach 7 Uhr aufgestanden, angekleidet, Franziskanerkirche, nachher "warf ich mich in Staat und ging zur Mutter u Schwägerin Luise [Louise Spängler]", dann zu Plachetka, 12 Uhr nach Hause, fand deine lieben Zeilen, "recht herzlichen Kuß, oder noch lieber, recht viele Küsse dafür", "deine Fotografie bekommt schon welche, aber dir bleiben ja unvermindert. Schau auch beim Schreiben ist dein Weiberl das alte verliebte Katzerl, du wirst gewiß lachen über mein Geschreibsel." Freue mich auf gemütliches Heim, "Gegen Otto’s Prachtwohnung haben wir haben wir freilich ein nur gar enges Nestchen, aber es ist gar so traulich." Otto [Spängler, Bruder von Franz] noch nicht gesehen, die Kinder sind allerliebst, grüßen Onkel Franz... Im Dureggerschen Hause [Mozartplatz 4: Otto Spängler; die Großmutter wohnt in der ‚Hölle’] wird noch immer gebaut, vor Karls Wohnung über dem einstigen Holzlager eine große Veranda, gerade dem Fenster unserer Mutter gegenüber.

Der armen Ida bei Karl geht es heute wieder gar nicht gut, Schmerzen im Rücken und klagt über Kälte. Bekannte getroffen, Besuche bei Schneeberger und Plachetka. – 13. 7. 7 ¾ Uhr. Guten Morgen, du Lieber! Dein Faulenzerl hat bis 6 ½ Uhr geschlafen wie ein Murmeltier, "Jeder Schritt ist Gottes Wille, ist ein Schritt zum Wiedersehen und Kein Harm darf uns kränken, denn uns hält ein treu Gedenken", du denkst oft an dein kindisches Weiberl, die Leute finden, dass 14 Tage ein kurzer Urlaub sei, doch ich zähle jeden Tag, bis ich wieder bei dir bin. Großmutter grüßt herzlich, ist aber einsichtsvoll genug, um keine Verlängerung zu begehren. –

[2. Bogen] 11 Uhr Mittags. Karte erhalten, danke, dass du fleißig schreibst, besseres Wetter, nachmittags nach Moos, Frau von Bauernfeind [Paurnfeind] und Frau Gattermayer sind in Ludwigsbad. "Gestern Abend spielte ich auf der Zither, die Großmutter will aber immer die alten Stücke lieber hören, die neuen Sachen gefallen ihr nicht." Ehepaar von Daler bringt hübsches Bouquet mit Stiefmütterchen [zwei Blüten liegen bei]... er hat etwas Ritterliches in seinem Wesen. Nun bist du noch nicht eifersüchtig. - - - ...du beim Schwurgericht, wann wirst du kommen? Seit 11 Uhr Tisch gedeckt, obwohl wir erst nach 12 Uhr essen, die Wirtschaft ist schon wunderbar bei uns, Großmutter will so viel als möglich selber machen, doch Augenschwäche. "Nur so viel ist gewiß, daß ich einen schweren Stand hier hätte, wenn ich einmal mit einem kleinen Wuzi [Kind] hier wäre. Hoffe bald auf ein Kind. Karl Spängler geht es besser. – 1 Uhr Nachmittag. Freue mich auf deinen Brief. "Unsere Mutter hat gelacht über dein Versprechen, die Wirtschaft in Ordnung zu halten und gemeint, die Rosi müsste wohl das Beste tun. Wie bei Silveri unterhalten? Meine Mutter [Schlegel] über Hose und Überzieher sehr erfreut, dankt. Otto flüchtig auf der Straße gesehen, grüßt. Behalte lieb deine treuergebene Alte, grüße Rosi, der Minerl auch einen Gruß.

"Bauernfeind": Partezettel für Carl Baurnfeind, 23 Jahre alt gestorben 1860, Sohn des Hotelbesitzers, Hotel "Erzherzog Carl" in Salzburg, und für Josefa Baurnfeind, 72 Jahre alt, 1878.


Brief vom 13. Juli 1876 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler

Franz Spängler [Nr. 18] an Fanni Spängler [Nr. 19]: 13. Juli [1876] aus Wien ein Bogen Brief:
Liebe Fanny! Du bist sehr brav dß du fleißig schreibst, doch will ich auch wieder brav sein, u. dir heute einen, wenn auch wegen der vorgerükten Zeit nur kurzen Brief schreiben. – Vorerst kann ich dir nichts berichten; ich bin auch außer gestern Abends bei Silveri [Lokal] noch mit Niemanden von unseren Bekannten zusammengetroffen. Am Dienstag war ich Abends zu Hause, gestern mit Angermayer, Julius, Schadet u. Maria bei Silveri; Bertha hatte nicht Zeit wegen des Waschtages, Franz, weil er zu Hause arbeitete. Alle grüßen dich bestens. Haben übrigens, als ich ihnen sagte, dß du mir so fleißig schreibst, ihre Bemerkungen gemacht dß so etwas nur bei einem so "jungen" Ehepaar vorzukommen pflege. – Heute war ich bis 4 ¼ Uhr bei der Schwurgerichts verhandlung; Rosi hat natürlich früher gegessen. Morgen u. Samstag wird es voraussichtlich noch länger dauern. Die Wirtschaft geht ganz friedlich, nur hat die Rosi heute zu viel gekauft; unsere Wirtschaft ist übrigens auch sehr billig; ich habe noch keinen Tag viel mehr als einen Gulden der Rosi gezahlt. Gestern habe ich selbst von dem Greisler in der Klostergasse frische Butter geholt. Ich bitte um gebührende Anerkennung. Auch habe ich gestern früh mich zur Sparkasse begeben um die 20 fl [Gulden] heraus zu nemen, muß aber das Abholen des Buches bis Montag früh versschieben; ich gedenke bis dorthin ganz gut auszukommen. – Genug dieser prosaischen Mittheilungen, die ich dir als "pflichtschuldigen" Rechenschaftsbericht sende, wie es einem "wohlerzogenen" Ehemann geziemmt. – Es freut mich sehr, zu hören, dß du dich wohlbefindest, u. besonders dß auch der Vater dein Aussehen zufriedenstellend fand. Grüße mir alle bestens. Daß [du] die Blumen schon auf den Hut gegeben, lobe ich; hoffentlich hast du dich überzeugt dß es nicht überflüssig war. Was ist mit den Kleidern geschehen, die du von mir mitnahmst? Spielst du wohl fleißig auf der Zither? Was sagt die Mutter wegen der Visiten? Ich schließe für heute mit dem Wunsche dß Ihr alle Euch wohlbefindet, u. mit der Bitte alle von mir bestens zu grüßen. Vergiß nicht auf Dr.Mallmanns Namenstag, u. auf den der Frau v.Euruggen. Hast du XXX mitgenommen? – Lebe recht wohl, schreibe mir bald wieder, u. sei herzlichst gegrüßt u. geküßt von deinem treuen Franz.


Brief vom 15. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]: 15. Juli [1876] aus Salzburg zwei Bogen Brief:
Mein lieber Franzl! 12 Uhr Mittags. Von lauter Nichtsthun habe ich gestern nicht einmal Zeit gefunden, diesen Brief an dich zu beginnen, wie ich es so gern gethan hätte. Auch heute konnte ich noch nicht dazu kommen. Großmutter, die dich herzlich grüßt, hat verschiedene Geschäfte für mich, die ich natürlich bereitwilligst verrichte; bei denselben bedarf es aber mancher Erklärungen ihrerseits, die nicht immer leicht u. schnell zu erlangen sind, da wird oft Zeit vertrödelt, die ich so gerne zu einer kleinen Plauderei mit dir, du Lieber, verwerthen möchte. Nun laß dir vorerst danken für deinen Brief vom 13. 7.: ich kann nicht sagen, wie jede Zeile von dir, du Lieber, mich freut. Morgen, nicht wahr, kommt wieder Nachricht von dir. Die Fragen, welche dein Brief enthält, sind ohnehin schon beantwortet, Karten von mir habe ich mit. Die Leute sollen sich nur lustig machen über unseren Briefwechsel, deßhalb schreibe ich doch fleißig. Wie freu ich mich, wenn ich dir wieder vorplauschen kann. Dein Wirtschaftsbericht hat mich befriedigt, hat Rosi schon Marillenknödel gekocht? Hier kostet eine Marille noch 4 Xr [Kreuzer], da ist’s vor der Hand Nichts mit den Knödeln. Rosi grüße recht schön von mir, und sage ihr, daß ich mich schon auf einen Brief von ihr freue, ich werde ihr dann auch antworten. Um dir von meinem Treiben zu berichten. Vorgestern waren wir im Ludwigsbad, wohin wir auch morgen für den ganzen Tag wollen, was mir ganz recht ist, da Resi Gattermayer auch oben sein wird. Frau Gattermayer hat sich wunderbar erholt. Gestern gingen wir in Gesellschaft unserer Mutter über den Nonn- [Nonnberg] u. Mönchsberg. Heute Vormittag war ich im warmen Bade, was mir sehr behaglich war, doch bin ich etwas müde davon. Ich glaube ich fühle den Unterschied der Luft. Sonst bin ich sehr wol, man sagt mir, daß ich gut aussehe. Viele behaupten ich sei noch gewachsen. Von unsern Verwandten habe ich schon Viele begegnet und gesprochen; gestern unter Anderen Bamberger u Frau sowie Rudolf u Maria. Alle grüßen dich. Vetter Bamberger fand mich so jung aussehend, daß er glaubte, ich sei meine Schwester. Schmeichelhaft, was? Auch unsere Mutter sagt, ich sehe gut u jung aus. Mutter und alle sind froh, daß Otto’s damalige Idee wegen der Wohnung nicht ausgeführt wurde. Frl: Lürzer [Verwandte, Lürzer von Zechenthall] wohnt jetzt bei uns im 4. Stock, sie ist sehr zufrieden mit ihrer Wohnung. Ich unterbreche, um zum Vater zu gehen.

– 3 Uhr Nachmittag. – Während ich hier dem geschäftigen Müßiggange mich ergebe, sitzt du mal wieder im grauen Hause und mußt arbeiten. Wenn die frische, würzige Luft mir wohlthut, denke ich immer daran, wie du indeß die heiße, staubige Wiener Luft genießen mußt. Ja, wenn ich dich hier hätte, wie schön wäre das! Übrigens werden wir, wenn wir im Herbste hieher kommen, auch in der Geduld uns üben müßen. Großmutter hat im verfloßenen Jahre wahrlich nicht an Fügsamkeit zugenommen. - Ich habe mir übrigens ziemlich viel persönliche Freizeit hier gewahrt, darf auch viel sagen, ohne Großmutter zu erzürnen. Wenn nur ihr Verhältniß zur Theres ein leidlicheres wäre. Nun ich werde dir mündlich einiges erzählen. Ich begreife eigentlich kaum, daß ich es doch so aushalte ohne meinen lieben Franzl. Es ist wol nur die Aussicht, wieder bald bei dir sein zu dürfen. – Ich nehme mir aber auch fest vor, dich du Guter, nicht mehr so mit übler Laune zu plagen, wie ich es leider schon so oft gethan habe. Das Medaillon mit deinem Bilde kommt selten von meinem Halse. Ich bilde mir ein, du seist bei mir, wenn ich wenigstens dein Bild bei mir trage. – Das Wetter ist prachtvoll jetzt, ohne daß es besonders heiß wäre. Heute wollen wir die Emma besuchen, sie ist im Hofe draußen. Es wird mir der Anblick ihrer Kinder mal wieder ein wenig Herzweh machen. – Heute habe ich Frau v Lürzer begegnet, sie sagte mir, daß ihre Schwiegertochter noch immer sehr traurig über den Verlust ihres zweiten Kindes sei. Ich entschuldige mich überall, daß ich gar keine Besuche mache, und es geben mir Alle vollständig Recht. Wenn wir im Herbste hier sein werden, können wir uns aber aufs Besuchemachen freuen! Mit Lektüre bin ich mehr versorgt, als notwendig ist, Frau von Daler gab mir die Gartenlaube zu lesen, ich komme aber nur Abends vor dem Einschlafen ein wenig zum Lesen.

– Die Mutter läßt dir sagen, daß ihr mein schwarzes Überkleid mit dem grauen Rock sehr gut gefällt, ich habe ihr nämlich erzählt, daß du diesen Anzug für nicht mehr hübsch genug hälst. Großmutter u Mutter sagen, ich soll die Zither nur in Salzburg laßen, bis wir wieder kommen, ich weiß eigentlich selbst nicht, warum sie das wollen. Soll ich? – Morgen werde ich wol bis Abends warten müßen, wenn dein Brief nicht schon um 8 Uhr früh kommt, da wir ja schon um 10 Uhr nach Moos fahren werden. – Wie ich mich wieder auf Nachricht von dir freue. Heute hoffte ich halb u halb eine Korrespondenzkarte, vielleicht kommt morgen ein langer Brief. – Heute wird allenthalben in den Häusern angesagt, daß Fahnen sollen aufgesteckt werden, da am Dienstag der Kaiser hieher kommt. – Und nun du Lieber, Guter, behüte dich Gott, bald wird die halbe Zeit meines Hierseins vorüber gehen. Hast du doch auch ein klein wenig Sehnsucht nach deinem allzeit getreuen, verliebten Weiberl?


Visitenkarte, beschrieben am 15. Juli 1876, von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler

Franz Spängler [Nr. 18] an Fanni Spängler [Nr. 19]: 15. Juli [1876] aus Wien Visitenkarte "Dr. Franz Spängler, k.k. Gerichtsadjunkt":
Liebe Fanny! keine Correspondenzkarte zu Hause, Schwurgerichtssitzung, in der Zwischenpause etwas gegessen, gestern nicht mehr Zeit, dir zu schreiben, entschuldige bitte [...] Ich grüße alle herzlich u. freue mich auf Nachrichten und fröhliches Wiedersehen, dein treuer Franz.


Brief vom 16. und 17. Juli 1876 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler

16. Juli [1876] Abends, ein Bogen Brief von Wien: Meine liebe theure Fanny, du bist schon viel fleissiger im Briefschreiben, als ich es bin, u. ich muß daher nicht bloß dir herzlich für deine lieben und so ausführlichen Briefe danken, sondern auch um Entschuldigung bitten, daß ich minder fleissig bin. Du wirst hoffentlich heute (Sonntags) meinen gestern während des Essens geschriebene Karte erhalten haben, u. könntest mit Fug und Recht für Montags einen Brief von mir erwarten, doch kam ich in Folge dessen, dß ich heute Journal hatte, u. daher nicht bloß Vormittags 2 Stunden im Bureau war, nicht dazu einen Brief an dich zu schreiben, u. ich versparte es mir daher lieber für den Abend, da ich nun mehr Muße habe. Deine Biefe machen mir immer sehr große Freude, denn ich ersehe daraus jedesmal neuerdings wie lieb du mich hast, u. entneme überdies daraus, dß es dir geht geht. Es war mir insbesondere sehr angenem, zu hören, dß man dich in Salzburg allgemein gut aussehend findet. Wenn dir dieses gute u. jugendliche Aussehen einige Galanterien u. Aufmerksamkeiten des Herrn v.Daler einträgt, so freut es mich, aber eifersüchtig wirst du mich gewiß nicht machen; dazu habe ich keine Anlage, u. noch weniger eine wirkliche Ursache. – Du fragst mich, was du wegen der Zither thun sollst; ich muß, bevor ich eine Antwort gebe, die Gegenfrage an dich richten, ob du dann einstweilen auf der anderen Zither spielen wirst? U. auch alles das, was du auf der Elegie [?]-Zither spielst spielen kannst; ist das der Fall, so magst du ja die Elegie-Zither in Salzburg lassen wiewohl ich keinen hinlänglichen Grund dafür finde, da wir ja, wenn wir auf Urlaub gehen, u. eine Reise machen, doch wieder einen Koffer mit Sachen nach Salzburg direkt schicken würden; trifft aber die oben aufgestellte Voraussetzung nicht ein, dann nimm doch lieber die Zither mit dir hieher, da mir für dich u. mich leid wäre, wenn du in der ganzen Zeit bis Mitte September nicht spielen würdest. – Daß auch dritte Personen die Unterlassung aller weiteren Besuche natürlich finden, ist mir sehr angenem; nur auf eines mache ich dich aufmerksam, dß du vielleicht doch – sei es allein, sei es mit der Großmutter od. der Mutter zur Frau v Fenzl gehst; bitte sei aber hiebei direkt u entschieden, dß sie sich mit einem Gegenbesuche nicht anstrengen soll. Ich füge dieß deßhalb bei, weil Roll mir sagte, dß ihr das Stiegensteigen beschwerlich falle. Gute Nacht für heute mein lieber Schatz! Morgen früh Fortsetzung!

– 17 Juli 1876 Morgens. Guten Morgen! Soeben habe ich mit Rosi den Küchenzettel verabredet, auf welchem heute die Marillenknödel stehen. Weil ich gerade bei einer Bücher Angelegenheit bin, so füge ich noch sogleich die Anfrage der Rosi bei, ob sie vielleicht weil es jetzt recht schöne Ribisel 9-10 Xr [Kreuzer] pr ½ Kilogr bekäme, Ribisel einsieden soll; ich bitte um Antwort im nächsten Briefe u eventuell um Weisung hinsichtlich der Menge. – Nachm ½ 7. In Folge des leidigen Journaldienstes welche die ganze Woche andauert aber dann erst in circa ¼ J wiederkehrt bin ich heute nicht dazu gekommen, dir weiter zu schreiben, u ich beeile mich nur diesen Brief noch rechtzeitig zur Post zu bringen. An Neuigkeiten theile ich dir mit, dß heute um ½ 2 Uhr ein ganz merkl Erdbeben hier war u dß Demeter Mertens mit ; Weißmayer verlobt ist. Heute Abends bin ich bei Glaier [?], Morgen Fortsetzung Dein treuer Franz

Undatiertes Foto Fanni Schlegel (in Tracht mit Fächer) und Camilla Mertens (Goldhaube, weißes Kleid) vor Alpen-Kulisse beim Fotografen (in einer der roten Schachteln); dito mit zwei anderen; Schwiegervater Mertens ist Bürgermeister, vgl. Brief vom 27. September 1871.


Brief vom 17. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]: 17. Juli [1876] aus Salzburg zwei Bogen Brief:
Mein liebster Franzl. Elf Uhr schon vorbei: und noch hoffe ich vergebens auf deinen lieben Brief, du glaubst nicht, wie ungeduldig ich bin, etwas von dir, du Lieber und von deinem Thun zu erfahren! Du fehlst mir ja so sehr, wie freu ich mich, wenn ich wieder bei dir sein werde! Am Ende aber gehe ich dir gar noch nicht ab? Und ich freu mich schon so, wenn meine 14 Tage vorüber sind! Es ist ordentlich undankbar von mir, daß ich mich so fort freue, hier kommt man mir ja mit so viel Freundlichkeit entgegen. – Vorgestern waren wir im Zeller Hof. Emma sieht wirklich sehr gut aus, ihr Buberl ist nicht sehr stark, doch gedeiht es jetzt besser. Albert sieht sehr gut aus, nun ich glaube, er braucht sich nicht viel zu plagen. Liderl ist ein allerliebstes Kind, sie hat wunderschöne Auge. Das Herzweh beim ersten Anblick der Schumacherischen Kinder ist also auch überstanden, denke dir, das Buberl heißt Franz. - - - Im Herzen ist meine Stimmung heiter, nur ab und zu kommt eine kleine Anwandlung von Trauer. So eben jetzt, wo Frau Kockauer [?] geb: Marie [?] bei mir war, und ohne unseren Verlust zu ahnen, nach meinem Kinde frug. Das hat wieder recht weh gethan! Wenn ich nur schon einen Brief von dir hätte, das wäre wieder der beste Trost. Ich fürchte immer, du strengst dich gar zu sehr an. Wie ich es dir gönnen wollte, wenn du wieder einmal etwas freie Zeit hättest. Im August ist hier der deutsche Juristentag, wirst du da nicht nach Salzburg kommen? Man bereitet schon allenthalben Wohnungen für die Juristen-Gäste.

– Gestern waren wir mit Plachetka im Moos. Wir fuhren bis Marienbad, gingen dann zu Fuße ins Ludwigsbad und nach längerem Sitzen dort über Leopoldskron nach Hause. Wie oft habe ich da an dich gedacht! Heute Nachmittag gehen wir zu Zillner, Abends sind wir bei Otto. Unsere Mutter läßt dir sagen, du sollst die Rumänier [Aktien] nicht auszuwechseln vergeßen. Für die Coupons vom vorigen Jahre bekommst du 24 Mark d. ist 7 fl [Gulden] 20 Kr. Ich laße mir wenn es dir recht ist, das Geld vom Otto geben, um beihändiges Geld zu haben; Großmutter [hat] wol einmal vom Reisegeld gesagt, aber bekommen habe ich noch nichts. Am 2. August gehen Otto und Luise [Louise Spängler] und Kochs nach Unken. Fr. v. Duregger und unsere Mutter folgen ihnen nach. Fr: v. D: hat Mutter eingeladen mit ihr zu reisen und wird auch das Zimmer mit Mutter gemeinschäftlich haben. Unsere Mutter wird noch ganz kühn im Reisen. Ich freue mich, daß Mutter diese Erholung haben kann. – Nun wird aber kein Buchstabe mehr geschrieben, bis ich einen Brief von dir in Händen habe! die Ungethüme. Wie kann man denn das Weiberl solche Sehnsucht leiden lassen! [zweites Blatt Fortsetzung nach dem folgenden Gegenbrief]


Brief vom 18. Juli 1876 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler

Franz Spängler [Nr. 18] an Fanni Spängler [Nr. 19]: 18. Juli [1876] aus Wien eineinhalb Bogen Brief: Meine liebe Fanny! ...Demeter Mertens Verlobungsanzeige... Erdbeben wohl schon in den Zeitungen, keine Unglücksfälle bekannt, in der Kanzlei spürten ziemlich starkes Schütteln... Geld Sparkasse, wie steht es mit dir? von der Großmutter oder von Otto aus den in seiner Verwahrung befindl Gulden? – schon 8 Tage in Salzburg, in weiteren 8 Tagen hoffe ich dich wieder hier zu haben... Ich weiß nicht wie es kommt, dß ich zu Hause nichts rechtes ausrichte, u auch zum Spazierengehen keine besondere Passion habe; es geht mir halt offenbar jemand ab, u. dieser Jemand scheint mein liebes Weiberl zu sein... Hast du den neugewählten Erzbischof nicht gesehen [Franz Albert, siehe "Briefe 1860 ff. an Nr. 18 Franz Spängler", 1883]? Ich habe ihm noch immer nicht geschrieben, vielleicht komme ich heute Abends dazu. – deine Karte erhalten... nicht Zeit gehabt, um dir einen ordentlichen Brief zu schreiben... Rosi läßt dir "alle Hand küßen"... grüße Großmutter, Mutter u. Otto... dein treuer Franz. – Nachschrift... [nicht alles gelesen]. - Zu Mertens vgl. Brief vom 27. September 1871.


Brief vom 18. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]: [zweites Blatt vom obigen Brief vom 17. Juli 1876 aus Salzburg:]
18. 7. ¾ 12 Uhr Mittags. Herzlieber Franzl! Sehnsüchtig, wie ein Kind seinen Weihnachtsbaum habe ich deinen Brief erwartet, und, was nie in der Brautzeit vorgekommen ist, kostete es mich eben frische Thränen, da ich zu fürchten begann, ich werde auch heute Nichts von dir hören, und meine so leicht bewegte Fantasie dich schon krank wähnte. Das sieht wieder deinem kindischen Weiberl gleich, nicht wahr? Daß ich dir nunmehr herzlichst für deine lieben Zeilen danke, brauche ich kaum zu sagen. Nun bin ich ja wieder ganz vergnügt. N. B.: Von den eben erwähnten Thränen hat Niemand etwas zu sehen gekriegt, dieß zu meiner Beschönigung:/. Bei Frau von Fenzl gedenke ich mit Großmutter heute oder allernächstens einen Besuch zu machen. Über Verlobung und Erdbeben war ich gleicher Weise erstaunt. Wegen der Ribisel sage der Rosi, die ich schön grüße, daß sie 2 bis 3 Kilo einsieden kann, daß sie dieselben aber entweder gar nicht passieren soll, oder aber zuerst ohne Zucker überkochen dann passieren und erst den Saft mit Zucker einkochen soll. Sonst bleibt so viel Zucker im Rückstand der Ribisel. Haben dir die Marillenknödel geschmeckt? Nun bin ich schon eine volle Woche hier, ich weiß gar nicht wo die Zeit hinkommt! Gestern habe ich wieder einmal gespielt, was ich mit der Zither machen werde, weiß ich vor der Hand noch nicht, spielen kann ich Alles auf der kleinen Zither ich müßte dieselbe nur wieder herrichten. Großmutter hat oft allerlei Ansichten, wer weiß, ob sie ihre Meinung nicht wieder ändert. Großmutter ist recht wol, ärgert sich auch mitunter, besonders ist das Thema von einer Kindermagt ein ziemlich gefährliches. – Nach dem Grundsatze, daß man selten Jemand kennen lernt, mit welchem man nicht gemeinsame Bekannte hat, kennt Frau v Daler auch deinen Freund Plager in Graz und neulich im Moos traf ich die Gesellschäfterin der Frau v Tschusi, die wieder den Stigner recht gut kennt. Hast du von Ehepaar Kaserer nichts gesehen? – Also, das Reisegeld, glaube ich, zahlt Großmutter, wenigstens sprach sie gestern davon. Wenn ich dich recht verstehe, so darf ich mich morgen auf einen Brief freuen. Vederemo! Heute hätte ich eigentlich Lust zu schwimmen, da es wirklich heiß ist. Leidest du doch nicht recht von Hitze? – Wir wollen heute Tante Alois besuchen, trafen sie aber nicht. – Manchmal überkommt mich eine große Sehnsucht nach dir, du Lieber, mag es hier noch so schön sein bei dir ist’s doch viel schöner. – Und nun behüte dich Gott mein Herzens Franzl behalte lieb dein kindisches verliebtes Weiberl. – Alle grüßen dich auf’s Beste, auch Otto’s Kinder. Paula u Luise hingen gestern wie die Kletten an mir. Die kleine Emilie ist noch nicht recht warm geworden. – Nochmals lebe wol und sei tausendmal geküßt von deiner alten, treuen Fanni.


Brief vom 20. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]: 20. Juli [1876] aus "Wien" [richtig: Salzburg] eineinhalb Bogen Brief:
Mein Herzensfranzl! Dein gestriger so lieber und ausführlicher Brief hat mir doppelte Freude gemacht, einmal durch seine Länge, und dann, weil ich ihn nicht zu hoffen gewagt hatte. Also meinen herzinnigen Dank für die lieben Zeilen, in weniger als einer Woche hoffe ich wieder bei dir zu sein. Heute habe ich dir allerlei zu berichten. Erstens folgt die Verrechnung mit, wobei Otto dir bemerken läßt, daß selbstverständlich nur die zweite Seite, wo die 14 fl [Gulden] Kassirrest obenan stehen, dir neu ist. Wie du siehst, hat Otto für dich 20 fl 4 Xr; wenn es dir recht ist, nehme ich dieses Geld mit, nur mußt du dann im September dem Otto das Geld für die Mutter geben. /:Schau, was ich für ein Esel bin:/ [der Brief beginnt auf Seite 2 des Bogens, was sie beim Umblättern bemerkt] Ich meine, es soll dir recht sein wenn ich die 20 fl bringe, da ja im August der fatale Zins zu zahlen ist. Ich bitte dich mir jedenfalls bald hierüber zu schreiben. Die doppelte Hannoverer Ausbeute [Aktien] liegt in Mark bei Otto, ist in die Verrechnung nicht einbezogen, soll ich dir dieselbe auch bringen? – Und nun mein Herzensfranzl muß ich dir auch mittheilen, daß ich von deiner Erlaubniß Gebrauch gemacht, und heute meine Schwester Rosa eingeladen habe, mit mir nach Wien zu reisen, und einige Wochen bei uns zu bleiben. Vater giebt ihr das Reisegeld, wir fahren über Tag, aber dritte Klaße. – Ich habe erst mit Großmutter darüber gesprochen, die, was ich kaum erwartete, ganz dafür war, dann sprach ich mit dem Vater und mit der Mutter. Beide sind sichtlich erfreut. Während ich mit Minna und Maria im neuen Schulhause die oben aufgelegten Zeichnungen ansah, hat Vater der Rosa die Erlaubnis zur Reise ertheilt. Bei meiner Rückkehr fand ich das arme Mädchen zitternd vor Aufregung u Freude. Rosa sieht nicht gut aus, ich hoffe Luftveränderung und Zerstreuung werden ihr gut thun. Du Guter Lieber hast mir ja selbst die erste Idee eingegeben, eine meiner Schwestern mitzunehmen, und ich halte mich wirklich für überzeugt, daß es für Rosa recht gut sein wird. – Ich hoffe, unser Wirtschaftsbudget wird nicht allzusehr belastet werden, da Rosa ein sehr bescheidenes Mädchen ist. Ich habe ihr schon gesagt, daß sie mit unserer Rosi das Zimmer theilen muß, somit macht ihr Ankunft keinerlei Umstände. Sage der Rosi, die ich schön grüße, daß meine Schwester mit mir kommt. und daß ich die Bettwäsche sogleich nach meiner Ankunft hergeben werde, da ich nur um das Nöthige in meinen Kasten zu langen brauche, wo ich sonst eine ganze Beschreibung brauchen würde. Bis wir schlafen gehen ist ja längst Alles in Ordnung. Ich denke, es wird beim nächsten Mittwoch bleiben, mit der Abreise. Großmutter ist schon für den Dienstag vorbereitet, ich habe immer gesagt, daß ich nur 14 Tage Urlaub habe. Großmutter läßt dich herzlich grüßen und dir sagen, daß, falls Rosa und ich dir zu viel Unruhe machen sollten, du nur deine Frau, "die alte Schachtel" hieher zurück schicken sollst, sie nimmt dieselbe auch auf länger als 14 Tage auf. Was meinst, mein Herzensmann?

– Ich habe mit dem Vater auch gesprochen, ob er etwas Eisen für mich für zuträglich hielte, er sagt aber, es sei überflüßig, wenn ich auch nicht blutreich bin, so könne er mich doch nicht blutarm nennen. Ich bin natürlich froh. Ich befinde mich ganz wol, mir fehlt nichts als nur mein lieber Franzl, der eben mein Alles ist. Von den Eltern, Mutter und Otto die besten Grüße. Dich küßt x mal dein verliebtes Weiberl. - Gott sei mir dir. – Eduard Zillner ist schon hier. – Heute habe ich mit Erna Lauser gesprochen, sie war recht lieb, hat mich abermals mit du angesprochen, und ich habe ihr einfach auch du gesagt. – Heute sind wir bei Zillner für den Nachmittag, zuerst will ich zu Fenzl gehen. Salzburg ist noch geflagt, was sich aber bei dem regnerischen Wetter nicht besonders gut ausnimmt. Die Dekoration ist natürlich mir zu Ehren, zufällig ist auch der Kaiser hier. Den neuen Erzbischof habe ich noch nicht gesehen. Die Mutter tituliert ihn auf Ottos Wunsch "hochfürstlich Gnaden". – Vom Erdbeben hatte ich noch nichts Näheres gehört, war aber nachträglich noch verschreckt darüber. - Mutter ist zufrieden, durch mich von dir zu hören. Nächster Tage kommt ihre Pepi zu Schiestl nach Innsbruck. [auf dem Kopf:] Allen Bekannten u. Verwandten meine besten Grüße.


Brief vom 21. Juli 1876 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler

Franz Spängler [Nr. 18] an Fanni Spängler [Nr. 19]: 21. Juli [1876] aus Wien ein Bogen Brief: Liebe Fanny! ...Partezettel von Nina Griemauer erhalten; sie ist gestern Früh ihrem Leiden erlegen... Journaldienst... Wirst du Mittwoch kommen?... Es ist doch allein recht langweilig zu Hause u. mein Leben nach dem eines Junggesellen einzurichten habe ich auch keine Lust! Also bleibe nicht mehr gar zu lange weg... von deinem Franz. Rosi grüßt... [nicht alles gelesen]


Brief vom 21. und 23. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]: 21. Juli [1876] aus Salzburg ein Bogen Brief:
Lieber Franz! Heute habe ich eine große Bitte. Fani hat uns angetragen die Rosa mitzunehmen ein zwei Wochen u. da der Vater glaubt, daß das ihr gut thut u. Rosa sich so freut so nehmen wir es an u. plagen Euch so. ich bitte dich aber macht gewiß, wie Ihr sonst lebt nichts anderes, es wäre uns leid, wenn Ihr gestört wäret, es macht so schon eine große Aenderung, auch Rosa läßt dich bitten. Indem wir dich herzlich grüßen verbleibe ich deine Mutter Kathi Sch. [Schlegel] – 23. 7. Mein herzlieber Mann! Beiliegenden, beßer gesagt vorstehenden Brief kann ich nicht fortschicken, ohne dir, du Lieber wieder etwas vorgeplauscht zu haben. Vorerst danke ich dir, daß du mir heute eine Karte zukommen liesest, ich [bin] schon gerade wie jener Jude, der sich durch die Überschrift der Adresse von dem Wol der Seinen überzeugte. Eine Korrespondenzkarte von dir wirkt wie ein nervenberuhigendes Mittel bei mir; der Anblick deiner Schrift gibt mir die Versicherung, daß es dir gut geht, und daß du an mich denkst. – Heute hoffe ich wirst du mit Vetter Leopold in’s Fonie [?] gehen, unterhalte dich nur recht gut du Lieber.

– Nächsten Samstag machen wir, so Gott will, wieder zusammen einen Ausflug, wie wird das hübsch sein! Du glaubst nicht, wie ich mich wieder freue, dich meinen Herzensfranzl zu umarmen. Ob ich wirklich Mittwoch Salzburg verlaße, werde ich dir endgiltig am Dienstag zu wißen machen, ich habe nicht die Absicht eine Zugabe zu machen, da ich fühle, daß Großmutter sich stündlich mehr an meine Anwesenheit gewöhnt, so daß, je länger ich hier bleibe, desto schwerer für sie der Abschied wird. – Rosa ist sehr glücklich über die Wiener Reise. – Ida Spängler flößt meiner schweren Besorgniß ein, die Ohnmachten wiederholen sich, sogar ein leichter Starrkrampf ist einmal eingetretten. Alles ist sehr in Sorge. - Morgen wollen wir für den ganzen Tag nach Maria Plain. Unsere Mutter fährt auch mit. Plachetka kommen nach. Tante Alois wollte auch mit, doch Idas Befinden hält sie ab. – Heute war Mutter, Tante Alois, Herr v. Zillner und Anna u. Cousine und Pepi Angermayer bei mir. Alle grüßen dich. – Gestern waren wir also wieder im Moos, Frau v. Gattermayer kann bereits allein gehen. – Dr. Zillner sagt, es sei wunderbar, wie diese Frau sich erholt, der Bluterguß hat in der gefährlichsten Parthie des Gehirns stattgefunden. Eingehinderter Trettnisse wegen komme ich nicht zum Baden. Die Luftveränderung mag an der Verfrühung schuld sein. X [auf dem Kopf:] Es küßt dich innig deine treue Fanni. Großmutter grüßt dich. Grüße Rosi. [quer:] Grüße Vetter Leopold und alle Anderen. Dienstag kommt kein Brief von mir.

"Pepi": Eine Cousine Maria Spängler ist mit Vinc. Angermayer verh., deren Sohn heißt Josef, geb. 1853.


Brief vom 22. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr.18]: 22. Juli [1876] aus Salzburg zwei Bogen Brief:
Mein liebster Franzl! Sicher hoffend, heute von dir, du Lieber zu hören, beginne ich diesen Brief, um ihn gewiß heute als Antwort auf deine Zeilen noch fortschicken zu können. Ich hoffe, du bist mir nicht böse darüber, daß ich in eigener Machtvollkommenheit Schwester Rosa eingeladen habe zu uns, das Mädchen ist so erfreut darüber, und ich hoffe, sie wird sich mit ihrer stillen anspruchslosen Weise recht gut in unser kleines Heim hineinfügen. Ich bin schon so neugierig welchen Eindruck die Großstadt auf Rosa machen wird. – Vorgestern waren Großmutter und ich bei Frau v. Fenzl. Wir wurden sehr freundlich empfangen, ich glaube es hat Frau v. Fenzl und Frau v. Biragki wirklich gefreut. Sie empfehlen sich dir bestens. Frau v. Biragki sieht sehr gut aus, auch die Kinder, Frau v. Fenzl ist aber immer noch recht angegriffen, und sieht ziemlich übel aus. Daß Koll als Auskultant nach Salzburg kommt, weißt du natürlich. Herzensfranzl, einen innigen Kuß für deinen lieben Brief, den ich vor ¼ Stunde erhalten habe. – Nach Enigl gingen wir zu Zillner, und zwar an der Johannesapotheke vorbei, wo ich mir den Pepi Angermayer holen ließ um ihn zu sehen. Es geht ihm gut, er läßt dich grüßen. Bei Zillner wurde es gemütlich wie immer. Herr von Peterwandl /: der Messerfex [?]:/ kam auch für kurze Zeit, wir waren recht heiter. Eduard hat eine kleine Reich von Wien gebracht, ein allerliebstes 13jähriges Mädchen mit wahren Rehaugen. Emilie Reich bleibt über die Ferien hier. Gestern nach der h.Messe, ich gehe meistens um 8 ½ Uhr in die Franziskanerkirche, machte ich einen Gang über den Friedhof von St: Peter, wo ich mich am Grab unseres guten Vaters [Spängler] , an dem der armen Maria Gattermayer und der armen Schlögelhofer in kurzem Gebete aufhielt. Meine arme, verstorbene Mutter [Amalia Kobler, verh. Schlegel] habe ich noch nicht besucht, vielleicht komm ich morgen dazu. Nachmittag war ich bei Schumacher, dann im oberen Hof bei der Wahlin. Maria sieht übel aus, ist häufig leidend, zudem in anderen Umständen. Aus einigen Äußerungen der Emma sehe ich, daß auch ihre Ehe nicht die allervergnüglichste ist. Ihre Kinder sah ich nicht. Emmas Lida ist ein reizendes Geschöpf so klug und zutraulich [Emma Seehofer; Freundin] . - - - Abends waren Großmutter und ich bei deiner guten Mutter eingeladen. Otto u. Luise [Louise Spängler] waren da u. Maria Koch. Alle grüßen dich herzlich.

Gestern begegnete uns der Herr Domkapitular Klingler, er war recht lieb mit mir, empfiehlt sich dir. Bei der Mutter war es hübsch und gemütlich wie jedesmal, die Heiterkeit wurde durch das Leiden der armen Ida, welches das Hauptthema des Gespräches bildete, einigermaßen beeinträchtigt. Die Arme ist so schwach, daß das Rücken eines ihrer Kopfkissen sie für mehrere Minuten ohnmächtig machte. Die Krämpfe kehren auch immer wieder. Trotzdem geben die Ärzte Hoffnung, auch Pater Alois aus Steyr, der eben hier ist. – Mit meinem Entschluße, Rosa mit mir zu nehmen, sind Alle sehr einverstanden. Alle gönnen ihr so sehr eine kleine Erheiterung. Vater u. Mutter sind sehr erfreut. Bruder Richard [Richard Franz Schlegel; * 1853; † 1878] ist gestern nach Gmunden abgereist, wo er bei der Materialverwaltung der Eisenbahn eine Stelle bekommen hat. Er hat außer freier Wohnung 50 fl. [Gulden] monatlich, wenn er befriedigt bekommt er mehr und hat dabei die Aussicht, Beamter der Bahn zu werden. Gott gebe, daß es ihm dort gut gehe. Die Stelle im Saullich’schen Cement-Geschäft mußte er durch die Übersiedlung des Geschäftes nach Wien, wobei das Personal vermindert wurde, verlieren. Ich werde mir also vom Otto das Geld geben laßen, schon deshalb, weil ich nicht darauf angewiesen sein möchte, ob Großmutter mir Reisegeld giebt. Ausgegeben habe ich hier etwa 2-3 fl [Gulden], doch muß ich noch für Rosi etwas kaufen, der Theres gebe ich 1 Kilo Käse [?] u. der Luise ein Trinkgeld. Die arme Lina Griesenauer hat also auch vollendet. Schade um das liebenswürdige, talentvolle Mädchen. Per Marie brauchst du mir nichts zu schicken, in wenigen Tagen packe ich ja ohnehin unsere 7 Sachen zusammen. O, wie ich mich auf dich freue, mein lieber Franzl. Wie viel werde ich dir zu erzählen haben. Ich bin fest entschloßen, Mittwoch früh Salzburg zu verlaßen, ich möchte, abgesehen davon, daß ich mich ja so sehr auf dich freue, meine Heimreise schon der Großmutter wegen nicht verzögern, denn ja länger ich hier bin, desto mehr gewöhnt sie sich wieder an mich. Ich ersehe mit Freuden, daß ich dir doch ein wenig fehle, es ist sehr lieb von dir, daß du dein altes Hauskreuz so gern hast. – Doch nun heißt es schließen, wir unternehmen heute abermals eine kühne Fahrt per "Arche Noah" vulgo Stellwagen, nach Moos. Ach Franzl behalte mich lieb und schreibe bald u viel deinem über den Kopf verliebten Weiberl. – Von Großmutter die schönsten Grüße. Wir grüßen auch Rosi. – Hat sie Ribisel eingesotten?

"Schlögelhofer": Partezettel für Katharina Schlögelhofer, geb. Miller (* 1805 in Salzburg; † 2. Mai 1875).


Brief vom 24. Juli 1876 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanny Spängler

Franz Spängler [Nr. 18] an Fanni Spängler [Nr. 19]: 24. Juli [1876] aus Wien ein Bogen Brief: Liebe Fanny! ...Brief erhalten mit Zeilen der Mutter... Leopold Spängler gestern abgereist, vorher zusammen in Schönbrunn; Spingbrunnen, mit Hochquellenleitung gespeist, in bedeutende Höhe springen; schon 14 Tage, dß du mich allein läßt; hoffentlich kommst du bald wieder! Ich freue mich schon auf mein liebes Weiberl! – keine Neuigkeiten, die Wirtschaft geht in Ordnung; ich hoffe du wirst entzükt sein. Grüße... komm bald in die Arme, herzlich liebender Franz. [nicht alles gelesen]


Postkarte vom 25. Juli 1876 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Fanni Spängler [Nr. 19] an Franz Spängler [Nr. 18]: 25. Juli [1876] Postkarte, Tinte, von Salzburg nach Wien: Lieber Franzl! Fahren Salzburg [mit dem Zug] ab 7 Uhr 42 Rosa [die jüngere Stiefschwester] und ich. "So Gott will also frohes Wiedersehen Abends in Wien", danke für Brief, Grüße deine Fanni, grüße Rosi. "Jeder Schritt ist Gottes Wille, ist ein Schritt zum Wiedersehen."


Brief vom 21. August 1876 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien

Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen, Prägestempel "A S" mit Kranz und Verzierung; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] und Stellen:
Salzburg den 21/8 [18]76 Meine innigst geliebten Theuren! Es ist nicht lange, seit ich Euch geschrieben, aber da morgen Otto nach Wien reist will ich recht gerne mit Euch ein wenig plaudern. Ich bin seit Donnerstag Abends, wieder in meiner eigenen Behaußung; habe seit Freitag Abends meine neue Magd, und hoffe so gott will einen guten Tausch gemacht zu haben, – noch nicht an Kentnißen – aber an guten Willen, daß andere wird sich leicht finden, da sie sich bemüht etwas zu lernen, sie hat eine sorgfältige Erziehung bekomen, und hat daher im ganzen eine feinere Mannier, was mir sehr wohl thut. Gott gebe das es so bleibt. Mir geht es gottlob gut ich habe mich sehr erholt, ich war wider 15 Tag in Duregger Hof, und sehr vergnügt. / So lange wir allein waren haben wir viel gelesen, bald F v Duregger bald ich wie es kamm, bis am Freitag zuvor die Schistl [Schiestl, Anm.] kammen und bis 24 t[en] Hier bleiben, ich wolte sogleich nachhauße gehen – habe schon alles zusammen gepackt, aber sie ließen mich nicht fort bis Emile und Ko[c]hs [?], welche auch draußen wohnen zurückkammen

Was Otto mit Her[r]n President Schweiger gesprochen in Unken, kann er dir selbst erzählen. Denkt Euch, ich habe einmal Herrn Präsident Rabitsch [?] begegnet, aber ich hatte in selben Augenblück nicht erkannt und danckte wohl seinen Gruß, erst ein paar Tage darauf, hörte ich von Fr v Fenzl, das der Herr Präsident hier war, wie leid es mir that, ihn nicht angesprochen zu haben, bitte bey Gelegenheit es ihm sagen, nebst vielen Empfehlungen Ida Spángler[11] geht es Gottseys gedannk[t] viel beßer, sie ist schon oft 3 Stunden / auf einem Ruhebett liegend, auf dem Altan, wo es ihr sehr gut thut, wir freuen und alle über ihr Befinden. In Unken hat es ihnen allen sehr gut angeschlagen. Die Großmutter läßt Euch recht herzlich grüßen und bedauert nur daß sie Euch nicht mehr selbst schreiben kann da sie leider zu wenig sieht, sonst geht es ihr zimmlich gut. Bey Schlegl [Schlegel, Anm.] Grüßen sie auch alle recht herzlich, und es freut sie unendlich das die Rosa sich so wohl befindet. Ich bin sehr begierig wan Franz seinen Urlaub bekömmt. Ich freue mich schon auf die Zeit, wan Ihr kömmt.

Es kömmt nun richtig die Zeit wo wir das Gangl, und auch oben die Sachen ober der Durchrei[ch]e [?] wegräumen müßen aber zum großen Glück bleibt mir dieses Zimmer mit der Wasser- / außsicht, was mir wohl das liebste ist, weil wir im Sommer nur durch dieses Fenster Kühle in die Wohnung bekommen. Die Sachen muß ich halt sehen unter zu bringen. Die Schneeberger befindet sich beßer, aber leider fehlt ihr die Pflege, die Magd kann nicht kochen Die Walli scheint es nimt sich nicht viel an, und von ihren Kindern ist es nicht zu verlangen weil sie zu jung sind. Lebt recht wohl und seid recht herz lich gegrüßt und geküßt von Eurer treuen Mutter Spángler. [darunter:] Viele Bekannte grüßen Euch recht herzlich F v Duregger Schistl F Rosali Henf Spángler, Denen beiden Rosa viele herz liche Grüße. An alle Bekannt[en] viele Grüße.


Brief vom 9. September 1876 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien

Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen, Prägestempel "A S" mit Kranz und Verzierung; drei Seiten beschreiben, gefaltet, vierte Seite in der Mitte An meine lieben in Wien. / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt); fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 9/9 [18]76. Meine lieben Theuren! Abermals will ich Euch einen Brief durch Otto senden, welcher Morgen nach Wien reisen wird, so gott will. Die Zeit ist nun nicht mehr ferne wo Ihr Euere Urlaubsreise antretten werdet. Wir vergönnen sie Euch von ganzen Herzen, nur möget Ihr meine Lieben bedenken, Ihr hattet Heuer schon an Außgaben ein starkes Jahr, es thut so we(c)h in einigen Tagen des Vergnügens so viel Geld hinauß zugeben, und dan in anderen Verlauf des Jahres, sich fretten [?] müßen, es ließe sich ja beschrenken, auf München, und das Bayerische Gebürg, und über die Gisseler[?]bahn, denckt selbst nun bleiben Euch 200 statt 400, und ist noch nicht der Ocktober da, und das trieft gewiß / auch noch die Fany einen großen Theil als Monnathgeld – ich glaube es ist dieß der Franz, der so eine Wuhl [!] zu eigen hat, aber man muß auch, wen es die Verhältnüß nicht erlauben mit weniger sich begnügen, ich meine man ist vergnügter dabey wen man auch die Vernunft regieren läst. Ihr seit ja noch jung und ein anderes Jahr thut es sich vieleicht leichter. Ich meine es [mit] Euch gut, und spreche mit ruhiger Uberlegung.

Wir sind Gottlob gesund. Die Frau von Duregger ist in Steina Bey Alois Spángler. Der Ida Spángler[12] geht es immer so pasabel, es fehlt noch viel zum Gut sein, sie kann noch keinen Schritt gehen man muß sie zu einen Sessel tragen oder, splegen [?], die Krämpfe komen bey der kleinsten Veranlaßung. / Deine Rosa [Dienstmagd, Anm.] wird wohl wider nach Ungarn gehen in dieser Zeit wo Ihr auf der Reise seit. Wir freuen uns schon sehr wen Ihr hieher kömmt Bamberger ist nun Sudverwalter in Hallein geworden, kannst dir dencken wie froh er ist, es wurde ihm das Leben schon recht schwer ohne Verdienst. Die Pension ist sehr klein, auch die Interessen [Aktiengewinne, Anm.] reichten beynahe nicht auß. Lebt recht wohl! Auf fröhliches baldiges Widersehen. Es küßt Euch inig Eure treue Mutter Spángler [darunter:] An alle Bekanten viele herzliche Grüße die beiden Rosa grüße ich herzlich. Von der Großmutter viele Grüße.


Brief vom 5. November 1876 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien

Brief vom 5. November 1876, Seite 1.

Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen, Prägestempel "A S" mit Kranz und Verzierung; vier Seiten beschrieben, markiert mit römisch I bis IIII; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt); fragliche [?] und XX unleserliche Stellen:
I Salzburg den 5/11 1876 Meine lieben Theuren! Endlich konte auch ich ein Briefchen von Euch erleben, – wahr ist es schon ich hörte durch 2 Briefe das es Euch gut geht, was mir immer das Liebste zu hören ist. Bey uns ging es sehr lebhaft – und festlich zu. Ihr werdet alles in denen Zeitungen geleßen haben, Die kirchliche Feier bey der Pischof Weihe [von  Franz de Paula Albert Eder, Anm.] dauerte von 8 Uhr bis nach 12 Uhr, wo ich ein ½ Stund weggeblieben, die übrige Zeit war ich gegenwärtig. Er selbst war sehr angegriffen, und sah völig weiß auß. Die Beleichtung welche der Magistrat gewiß 1000 f[l] gekostet war wunderschön, beim Fackelzug waren 700 Lampions alle verschieden Färbig, dan die PriXX mußick, die Veterannen / II und Liedertafel wechselten mit der Mußick ab alles auf den Kapitelplatz, auf der Katz [?] wo er gerade von seinen Fenstern hinsehen konnte war eine so große Stelasch aufgestehlt wo sein Wagen [?] sein Namme [latein. Schrift:] Salve alles in Priliant Feuer, groß, herlich, beleuchtet war. Der neue Herr Erzpischhof hat wie seine Bedienten alles neu, und das sieht so schön auß, er sieht auch heute schon wider viel beßer aus. Dann war von beyden Prälaten die Weih, und von der Abtissin. Nun ist Ruhe eingetreten.

Die Jung ist neulich sehr schnel gestorben, sie war am Montag noch im Theater, auch bey der Beleuchtung, und 3 Tag darauf ist sie gestorben, es hatte ihr kleiner / III Knab den Scharlach, und sie hatte die Differitiss, und hat sich verkühlt weil sie öfter aufgestanden auf einmmal bekamm sie einen Stückanfall, und war auch gleich weg, 1 Stunde nach ihren Tod war sie ganz Scharlach roth – die Doktoren erklärten sie müße so gleich eingeschlagen werden, und auß dem Hauße kommen, was dan auch geschah. Nun sind mehrere von der Fammile am Scharlach krank, aber nicht lebensgefährlich. Der alte Honner [?] ist auch gerade acht Tag nach der Weihe zum Prälaten seines Sohnes gestorben. Bey uns ist Gottlob außer der Louisel welche Diare hat zimmlich wohl. Die Witterung ist sehr kalt, so das wir uns schon ganz eingewintert haben. Alles heitzt wie im / IIII Winter. Recht leid thut es mir wegen der Leithe Gott gebe das es nichts weiter zu bedeuten hat, ich bitte sie von mir recht herzlich zu grüßen ich lasse gute Beßerung wünschen. Wie ich höre soll der Sauter Ludwich schon seit Neujahr immer trocknen Husten haben und sehr melankolisch dabey sein da würde ich die Beyden sehr bedauern, nun wirds bey der Steiner auch nicht lange mehr dauern bis es loos geht, ich wünsche das alles gut vorüber geht. Alle Bekanten Großmutter, bey welcher ich heute war grüßt Euch herzlich, Gestern hatte sie starkes Klopfen, Heute ist sie aber schon wider außgegangen Von Otto und Louise viele herzliche Grüße. Lebt recht wohl 1000 küße von Eure[r] treuen Mutter Spángler. [Seite 3 oben auf dem Kopf:] Mit meiner Ana bin ich noch gottlob recht zufrieden. Die Rosa grüße ich recht herzlich.


Brief des Erzbischofs Albert Eder vom 3. Dezember 1876 an Franz II. Xaver Gregor Spängler

Ohne Ortsangabe [Salzburg], 3. Dezember 1876 [zusammengebunden mit den Briefen von 1853; siehe dort] auf einfachem Briefpapier ein Brief des Salzburger Erzbischofs Albert Eder an Nr. 18 Franz Spängler, *1839; † 1912:
Dilectissime Amice! Das liebe Briefchen dto Wien 15. Nov. [Franz Spänglers Brief] erhielt ich auf meiner Rückreise von Trient am 18. zu Reith bei Brixlegg, woselbst ich am 19. den sonntägl. Gottesdienst und darauf die Spendung der hl. Firmung übernommen hatte. Die Gratulation zu meinem Namenstage traf aber dennoch früh genug ein, weil ich hinfüro [fernerhin] meinen Taufnamenstag den 2. April feiern werde; es ist dieß üblich, wenn ein Ordensmann als Bischof einer Diöcese eingesetzt wird. Am 7. [11. 1876] hatte ich die Consekration der Pfarrkirche von Taxenbach, am 8. Firmung in Fieberbrunn, am 9. dto [gleiches] in St. Johann in Tirol, am 10. in Kitzbühel, 11. in Kirchberg 12. zu Brixen im Brixenthal, am 13. zu Westendorf, 14. zu Hopfgarten, am 15. und 16. war ich in Trient auf Besuch des Fürstbischofs v. Riccabona [13] und des Bischofs Coadj. Maller, am 16. abends u. 17. bis Mittag in Brixen, 17. abends u. 18. vormittags in Innsbruck. – Am 20. hatte ich die Firmung in Rattenberg, am 21. in Kundl, am 22. in Kösen, am 23. hielt ich [mich] in Saalfelden, am 24. in Zell am See auf, am 25. hatte ich die Firmung in Taxenbach, am 26. in Rauris, am 27. Kirchweih und Firmung in Wildbadgastein, am 28. Firmung in Hofgastein, am 29. dto in Dorfgastein und abends 6 Uhr desselben Tages gelangte ich nach Salzburg heim. Im Ganzen hatte ich 5676 Firmlingen die hl. Firmung gespendet. Te unacum uxore Tua amicissime salutans Deique protectioni Vos commendans perenno. Vobis in Xto addictissimus amicus [Dich samt deiner Frau als sehr guter Freund grüßend empfehle ich Euch dem immerwährenden Schutz Gottes. Euch in Christo gewidmet von dem Freund] F. Al Archiep. 3/12 [1]876.

Die genannten Ortschaften in Tirol gehörten damals zur Salzburger Kirchenprovinz. Die Reise, vor allem nach Trient, war sicherlich nur möglich, nachdem die Brennerbahn 1867 eingeweiht worden war. Es scheint eine der ersten, vielleicht die erste größere Reise des am 22. Oktober 1876 neu geweihten Erzbischofs zu sein mit einer bemerkenswerten Fülle von Terminen [entspr. Text von mir in Salzburgwiki.at eingefügt, April 2011, unter "Franz de Paula Albert Eder"].


Einzelnachweise

  1. Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
  2. Zu generellen Problemen mit der Übertragung der Briefe von Antonia Spängler siehe zum Brief vom 18. April 1870, Einzelnachweis; siehe Kobler-Spängler-Briefe von 1870, und ebenso zu den Briefen vom 24. Jänner 1873 und vom 8. Jänner 1875.
  3. Familie von Otto Spängler
  4. in der Höllbräu
  5. Eberschwang im Bezirk Ried im Innkreis, Oberösterreich
  6. "rodeln" = röchelnd, rasselnd atmen (Österreichisch: ostarrichi.org)
  7. Vielleicht Familie von Bertha Schiestl (* 1872; † 1951), Vater Josef Schiestl (ohne Daten), 1894 verheiratet mit Otto Spängler (* 19. Juni 1868; † 1922), einem Enkelkind von Alois Johann Duregger?
  8. Die Tochter von Alois Johann Duregger, Maria Josepha Theresia Duregger (* 3. Jänner 1846), 1868 verheiratet mit Albert Maximilian Koch (*30. Oktober 1833).
  9. Ein entsprechendes (klein verstorbenes?) Kind ist nicht verzeichnet im Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler, aber Geschwister davor und danach.
  10. "Nr. 79" usw. bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
  11. Ida Spängler (* 1862; † 1937), Tochter von Carl I. Spängler und Leopoldine, geborene Duregger, 1884 verheiratet mit Josef Mayr. Vgl. auch folgenden Brief vom 9. September 1876.
  12. vgl. vorigen Brief vom 21. August 1876
  13. [Benedikt von Riccabona, Bischof von Trient/Trentino von 1861 bis 1879; Trient war Suffraganbistum von Salzburg 1825 bis 1920

Quelle

Korrespondenz der Familien Kobler und Spängler