Kobler-Spängler-Briefe von 1878 bis 1879
In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1878 bis 1879 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.
Einleitung
Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).
Über die Korrespondenz
Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.
Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz II. Xaver Gregor Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]
1878
17. Juni 1878 aus Salzburg, ebenso 20. 7., 27. 7., 30. 7., siehe: "1882"
18. März 1878, gedruckte Todesanzeige Richard Schlegel [* 1853, ein Halbbruder von Fanni], Handlungs-Commis. Unterschrieben: Salzburg, Katharina Schlegel, geb. Arrigler, als Mutter; Dr. Richard Schlegel, Stadtarzt, als Vater; sieben Geschwister.
Brief vom 5. Jänner 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt); fragliche [?] Stelle[2]:
Salzburg den 5/1 [18]78 Meine lieben Theuren! Ich dancke Euch recht herzlich, für die guten Wünsche zum neuen Jahr, der liebe Gott welcher uns bis hirher so glücklich geleitet, möge uns auch ferner in seinen heiligen Schutz nehmen. Ich bethe schon immer fleißig für Euch. Einen Wunsch hege ich für dich lieber Franz – – das du recht bald eine höhere Stellung erhalten mögest, damit du dich leichter thust, in jeder Beziehung. Man braucht so viel zum Lebensunterhalt, ohne den mündesten Aufwand. Nun ist endlich der Fany ihr Wunsch in erfühlung gegangen, mit Zweck [?], ein Christbäumchen herzurichten, ich freute mich für Sie. Wie wird die Kleine gezapelt haben, als sie ihm [!] beleuchtet gesehen. Wie werde ich mich freuen, die Kleine zu sehen. / Otto und Louise wird diese Freude nun zu theil. Bey Otto war ein sehr schöner Christbaum wir halfen alle zu sammen den selben zu Zieren. Die Kindlein bekammen viele und hübsche Sachen. Auch ich wurde reichlich beschenckt mit einer sehr hübschen Haube und 6 sehr hübsche Sacktü[c]her welche ich recht gut brauchen kann. Ich dancke Euch recht schön, das Ihr mir auch woltet eine Freude machen, und etwas kaufen lassen, es wird sich schon einmal etwas finden, was ich recht gut brauchen kann. Mir ist das Liebste wen alles Gesund ist, und Alle Zufrieden sind, dann bin ich es auch. Die Therese läßt allen ein recht glückliches Neujahr wünschen, sie schreibt das ihr zittern in den Händen immermehr überhand nimt, sonnst ist sie Gottlob wohl. / sie freut sich schon wider wen wir zusammen nach Baumkirchen gehen so gott will thue ich es so lange die Therese geht.
Roll Karl [ Karl Roll, Anm.] ist verlobt, mit Marie Rauscher. Es war gegenseitig große Einladung, um Weihnachten bei Rauscher bis 12 Nachts war auch die Roll dort, ich glaube am Sonntag darauf, war sie bey Roll. Von beyden, Seiten fühlen sie sich ganz Glücklich. Die Schartl zieht um Nach Wien zu ihren Bruder. Helfte dieses Monnath geht sie fort, sie will sich dort Arbeit suchen. Die Schistl [Schiestl, Anm.] will sich in Wien 3 Zähne reissen lassen, und auch wegen ihrer sonstigen Gesundheit sich mit einen Arzt besprechen – weil Otto eben in Geschäften hinunter geht, will sie die Gelegenheit benützen, und sich berathen. Louise geht wegen der Ida, um sie bey ihren Gängen zu begleiten. / Ich hoffe Euch ein paar gute Würste senden zu könen, wozu ich Euch einen guten Apedit wünsche. Lebt alle recht wohl von vielen soll ich Euch Glückwünsche zum Neujahr entrichten Lebt Alle recht wohl mit herzlicher Liebe Eure Euch von herzen liebende Mutter Spángler der kleinen Fanerl viele pußerln An Papa und allen Bekanten viele herzlich Grüße.
Brief vom 6. März 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franziska Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 6 t[en]/3 [18]78 Meine liebe theuere Fany! Nehme meine herzlichsten, inigen Wünsche für dein Wohl, freundlich von mir an. Meine liebe Fany ich dencke wohl sehr oft an dich und die lieben Deinen, wie gerne möchte ich dir, gleich der Louise etwas nachhelfen, dort und da etwas na[ä]hen oder wen ich etwas bülliges auf den Markt bekome kauffen – aber die Entfernung ist zu weit, ich muß mich mit den Willen zufrieden geben. Nur um Segen kann ich den lieben Gott für Euch bitten, Er der auch auß den wenigen viel machen kann, möge immer Seine segnende Hand über Euch außbreiten. / Euch Eure liebe, kleine Fany Gesund erhalten, dan wird alles recht sein. Mir liebe Fany behalte [mir] deine liebe. Der kleinen Fany gehört beyliegender Sielbergulden, in ihr Schatz geld. Um die 2 fl [Gulden] bitte ich dir zu kaufen was dir angenehm ist, es ist ja so nur wenig, aber du weist ja das meine Verhältnüße große gaben nicht erleiden. Der Rosa wünsche ich auch alles herzliche gute zu ihren Nammenstag, sie möge denselben recht gut zubringen. Hast du dich recht gut unterhalten ann[m] Salzburger Abend[3], ich freue mich schon, etwas zu hören davon.
Denckt Euch nur bey den Hanl [?] hat man 18 Stück 100 Notten in Mistpapieren gefunden, und Geld, und Gold in Maßen, dan O[b]ligationen in alter zerlumpter Wäsche eingennaht. Und diese / Närin welche hätte gräflich leben könen, verrgönte ihn nicht einmal eine zugeherin, und tranck oft ein Wasser welches schon mehrere Tage alt war, es soll schrecklich geweßen sein in welchen Schmutz sie gelegen ist. Sie muß doch nicht recht gescheid geweßen sein. Ihre Verwanten sind meist ärmmere Leute, welche es werden gut brauchen könen.
Grüße mir meinen lieben Franz recht herzlich, ich lasse ihm sagen er soll sich ja in seinen Geschäften so sehr plagen das es ihm vieleicht an seinna [!] Gesundheit schadet, den es ist gewiß ganz gleich, er wird, diesetwegen nur keinen Augenblück früher befördert. / Noch einmal meine herzlichsten Wünsche widerhollend, für Alle verbleibe ich deine dich herzlich liebende Mutter Antonia Spángler [darunter:] An Alle herzliche Grüße und Küße der kleinen Fany ein recht kräftiges Pußerl.
Brief vom 4. April 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt):
Salzburg den 4/4 1878 Meine inigst geliebten Theuren! Wie erstaunt war ich am Sonntag als ich zu Schlegl [Schlegel, Anm.] kamm und die Rosa hier traf, es ist wahr der Mutter ist sie sehr nothwendig hier da sie durch den schnellen Tod vom Richart[4] sehr angegriefen ist. Die Rosa[5] wird ihr in jeder Beziehung ein trost sein, ist sie doch schon so erwachsen, das sie über jedes Verhältniß mit ihr sprechen kann, ihr Kummer wird [auf] jeden Fall durch die liebe umgebung mit Rosa eine Erleichterung finden, auch in der Arbeit wird die Rosa sie unterstützen, wo sie ihre Gesundheit leichter wi[e]der erlangen wird, aber für Euch that es mir sehr weh, den du liebe Fany wirst ihren Verlust schon recht sehr fühlen, ein Glück das die kleine schon so viel auf / den Boden herum kricht, unsere Berta sitzt und balgt sich auch schon viel am Boden herum, und wie sie eine Schublad Seppl oder ein kleid bey einem erwischt so steht sie gleich auf. Zahn hat sie noch keinen. Die Olgar [Olga, Anm.] bey Koch hat 2 Zähne, und ist sehr starck. Die Berta ist sehr zart.
Rosa mußte mir sehr viel von Euch meine lieben und von der kleinen Fany erzählen, die Fany kan ja schon allerlei Künsten! ich freue mich schon wen Ihr nach Salzburg kömmt, da wollen wir recht viel mitsamen wohin gehen, und der frischen Luft genüßen, Wie mir Rosa sagt muß das Füßerl doch Oberrirt [!] werden. gott gebe das es glücklich von sich gehe. Wie mir Rosa sagt noch unten [in Wien, Anm.] . Ich bin froh, so ist es / bis dahin über standen. Ubermorgen sind es 6 volle Jahre, das Ihr geheurathet habt – wie schnell vergüngen diese Jahre Der liebe Gott, wolle Euer Glück Euch erhalten, in jeder Richtung und bald noch erhöhen durch eine gebierend Beförderung, welche ihm vor Gott und der Welt gebiert. Eben so wünsche ich dir lieber Franz zu deinen Geburtstag alles erdenckliche Gute, möchtest du recht viele Freuden an der kleinen Fany erleben, ich stelle mir die kleine ganz so vor wie die erste kleine war, aller Beschreibung nach. Die Ottoischen lassen Euch zu beiden Festen alles gute wünschen, nun erholt sich gottlob endlich die Louise auch, die Kinder sind leidlich gesund. Die Emilie ist schon einige Tage zu Hauße, / wegen rauhen Hust[e]n. Hattet Ihr auch die vorige Woche so starken Wind wie hier gegangen ist, es war fast nicht zum außgehen.
Fräulein Therese Wegscheider ist gestorben, an einer leichten Lungenentzündung, gestern war der Gottesdienst. Die Statzionen auf den Kapozinerberg sind vor 2 Tagen in der Nacht Ganz zerhaut, und zerhackt und umgestürzt worden, es machte sehr viel aufsehen, in Hundterten von Menschen gingen hinauf um diese so furchtbare Verwüstung zu schauen, es ist eine sehr große Boßheit. Die Bamberger ist vorgestern Nachts mit ihren Fritz, nach Wien abgereist, sie wird Euch besuchen, grüßet sie mir herzlich. Lebt alle recht wohl, seid recht herzlich geküßt und gesegnet von Eurer treuen Mutter Antonia Spángler [darunter:] Viele Bekannte grußen Euch herzlich.
Brief vom 26. April 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt):
Salzburg den 26/4 [18]78 Meine inigst geliebten Theuren! Gut Ding braucht lange Weile – Ihr habt mich lange warten lassen auf einen Brief – aber er war ergiebig, ich dancke Euch recht herzlich dafür. Rosa mußte mir viel von Euch erzählen, besonders von der lieben kleinen. Ich freue mich schon recht, wen Ihr hieher kömt. Jetzt habe ich nur noch eine Sorge, das die Operation glücklich von statten geht. Wie froh werden wir alle sein, wen das Füßlein wider seine ordentliche Gestalt hat. Ich staune nur das die Kleine schon so viele Zähne hat, endlich hat die Berta einen Zahn, aber Krie[c]hen thut sie das es eine wahre Freude ist, so schnel, und dan überal aufstehen bey jeden Seßl oder Fensterstuffen oder Tischfuß, kurz – / wo sie das mündeste erwischt steht sie auf, im ganzen ist die Berta zart und fein. Ich dancke recht schön für die guten Wünsche zu meinen Geburtstag, ich bin jetzt wohl schon in einen alter, wo jeder Tag geschenckt ist, – jenun wie der liebe Gott will – sein heiliger Wille gesche[he]. – –
Wenn der liebe Gott es will so gehe ich wider mit der Schwester Therese nach Ba[u]mkirchen, und eben fällt mir ein ich müßte halt, liebe[r] einige Tage früher nach Hall gehen, um die Bekanten zu sehen, und dan nach den Bad gleich herauß [nach Salzburg, Anm.] , damit mir wenige Zeit verloren geht für die Fany. Vieleicht könt Ihr mir früh genug anzeigen, wan Fany im Sinn hat mit der kleinen zu kommen, ich freue mich schon darauf, so gott will, wollen wir viel mit ein[ander] / auß gehen. Die Fany wird schon recht viel zu thun haben, den die kleine wird immer etwas neues brauchen, wie gerne wolte ich dir etwas übernehmen wen du hier wärest. Gottlob das dieser Rachencatarrh bald vorüber ging auch die Emilie hatte vor 14 Tagen das Gleiche, ging aber auch glücklich vorüber. Wie oft wird es dich lieber Franz treffen die Kleine auf den Armen zu halten, damit die Fany indeßen etwas herrichten kann, Otto hat sehr oft die Kleine, den sie thut gar, schrecklich um den Papa.
Ich bin im ganzen Gottlob gesund, nur plagt mich oft die Diaree. Nun werdet Ihr an der kleinen Fany fast jeden Tag etwas neues entdecken, den jetzt fangt schon das Alter an wo sie sich entwükeln, und wie / nett ihnen alles steht, man verlangt gar nichts von der außen Welt, – mann hat seine Freude daheim. Die Steiner, erbarmt mir wen sie auf den Sommer ein 2 t[es] Kind bekömt, man weiß schon was eines braucht, dan erst 2, und sie ist ja auch sehr schwächlich, viele Kinder kann sie nicht außhalten. Der Sauter geht es sehr gut so auch den Kindlein, mit der Amme sind sie sehr zufrieden sie ist sehr bescheiden in ihren fo[r]derungen, sie ließen bey mir und Otto ansagen, aber noch sind wir nicht hingegangen, unseren Besuch zu machen, damit sie sich nicht verdierbt [!]. Lebt recht wohl, an alle Bekante viele herzliche grüße. Mit aller Liebe Eure treue Mutter Spángler [daneben:] der Fany viele Bußerl Von Otto und Louise viele herzliche Grüße.
Brief vom 21. Mai 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 21/5 [18]78 Meine inigst geliebten Theuren! Gott sey gelobt, das endlich, die so lange gefürchtete Operation glücklich überstanden, und nach Außsage der Ärzte auch glücklich, ich dencke es wird am Freytag der Verband geöfnet werden, mit welcher Spannung werdet Ihr auch dieser Stunde, entgegen sehen, – – so gott will wird alles recht werden. Ich habe viele Angst außgestanden, und habe oft gebethet für Euch, das alles zur Zufriedenheit vorüber gehe. Die Großmutter läßt Euch herzlich Glück wünschen, der kleinen sche[n]ckt [schickt? Anm.] sie viele Bußerln, und freut sich schon Euch hier zu sehen, nebst vielen herzlichen grüßen, es geht / ihr zimmlich gut, das Klopfen [Herzklopfen, Anm.] läßt sie oft mehrere Tage ganz auß.
Liebe Fany mir thut es oft weh das ich dir nicht helfend zur Seite stehen kann, ich dencke es macht dir doch mehr zu schaffen, da sich die kleine nicht so leicht selbst helfen kann, mit ihren Verband. Ich freue mich schon zu hören das alles den rechten Verlauf nimmt, und Ihr dan auch schreibt, wan Ihr kommen werdet. Otto welcher Euch nebst Louise schön grüßen läßt, wird die nächste Woche nach Wien gehen, bis dahin ist auch der erste Verband schon weggenohmen, und man wird auch schon sagen können, ob der Fuß die rechte Stellung hat. Der liebe Gott gebe es. Deine Mutter ist nun sehr beschäftigt, die Wohnung so viel als möglich, hübsch herzurichten, damit bis der Vater / kömt alles in Ordnung ist. Es wird Euch ein rechter Trost sein das der Vater unten [in Wien, Anm.] ist, wen etwas wäre, er es schnel beseitigen könnte. Das glaube ich recht gerne das die Kleine den Großvater schon recht gut kennt, den es ist doch ganz etwas eigenes das Kinder sich zu Verwanten immer mehr hin gezogen fühlen.
Die Natalie welche sich sammt den Kindlein recht wohl befindet, wird dieser Tage mit ihren Gatten, welchen sie abholt nach St Johan reisen, sie sieht wie immer auß, das Kindlein hübsch, und sehr gut außsehend. Wegen den Strimpfeln thut es mir leid das sie so groß sind aber die Louise fürchtete sie wären noch zu klein, ich habe in allen um 8 Maschen mehr angeschlagen / als bey der Berta, ich bin auch recht gerne bereit dieselben neu zu strücken wen du hier bist. Die Mamma Duregger ist in Inspruck schon in der driten Woche, und wird erst am na[ä]chsten Montag kommen. Die Koch erwartet im nächsten Monat ihre Entbindung am 3 t[en] Juny wird die Olgar ein Jahr, die Lauft natürlich noch nicht. Auch fühlt sie sich sehr unbehaglich. Die Großmutter hat mir heute aufge tragen der Fany zum Geburtstag die herzlichsten Glückswünsche zu entrichten Auch ich schließe die meinigen An, der liebe Gott wolle dir alles geben, was dich beglücken kann. Lebt recht wohl Gottes segen sey und bleibe mit Euch, mit ganzer Liebe Eure treue Mutter Spángler [darunter, z.T. sehr klein:] Von alen bekanten viele Grüße Frau v Teschen [?] bitte ich viele herzliche Grüße ich bedaure weg den Knaben [?]
Brief vom 15. Juni 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt):
Salzburg den 15/6 [18]78 Meine inigstgeliebten Theuren! Wie sehr erfreute mich Euer letzter Brief welchen ich gerade noch in Hall erhielt als wir nach Baumkirchen fuhren. Gottlob meine lieben das es mit der kleinen Fany so gut geht und sie nun schon darauf stehen darf, wie wohl wird es der kleinen thun, sie wird dieses gewiß bald gewöhnen, und da sie sonst so kräftig ist wird sie dan wen sie darf, gewiß auch bald gehen lernen, ich freue mich schon recht sehr wen Ihr nach Salzburg kömmt. Ich dancke recht herzlich für die Glückswünsche zu meinen Nammenstag, der liebe Gott möge sie erhören. Ich bin am 8 t[en] nach Hall gefahren, und am 12 t[en] sind wir hirher, es sind dermalen, nicht viele Leute / aber ganz anständige, wir sind Gottlob zufrieden. Die Witterung war bis Heute gut, und ich hoffe es soll bis Morgen auch wider beßer werden. wir sind sehr viel im freuen, und dieß behagt uns recht gut. Nach Tisch spielen Therese und ich fleißig, auch auf die Nacht vor den Schlaffen gehen. Nun wird die kleine Fany in 3 Tagen ein Jahr alt, der liebe Gott schencke ihr noch recht viele – viele Jahre in Gesundheit und Freude, für Euch bekömt sie ja gewiß im [!] jeden Jahr einen höhren Genuß, da sich ja ihre geistigen Gaben, immer mehr entwükeln, und wen sie ihre Liebe einen zeugen können wie viele Freuden bereiten sie einen; die Mutterfreuden sind Groß – und Mächtig bey guten Kindern. /
Die Langer in Mödling wird eine große Freude gehabt haben, dich liebe Fany gesehen zu haben, sie wird sich mit dir gefreut haben über deine liebe Fany. Ich glaube das ihre Kinder schon recht groß sind, es sind ja doch gewiß schon 6 Jahre seid ich in Mödling war. die Mädchen von der Frau Bezirksrichter werden gewiß recht tüchtige Haußfrauen, da sie zu Hauße so viel arbeiten mußten, es ist nur ein Glück für jeden Mann welcher eine solche Frau bekömmt. Recht sehr überrascht war ich, von Franz Spángler seiner Famile zu meinen Nammenstag eine Karte bekommen zu haben.
Otto fand Euch alle recht gut auß sehen, und die kleine Fany sehr lieb und gut, ich bin für Euch froh das Fany ein so gutes Kind ist, den wen man alles selbst thun muß und sind die Kinder so streitig wie zum beyspiel die Berta bey der Louise, da müßte man schon verzagt werden. Die Therese welche Euch herzlich grüßen läßt vereint ihre wünsche mit den meinen für die kleine Fany. Mit herzlichen Gruß und Kuß an alle Eure treue Mutter Spángler.
Brief vom 15. und 17. September 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 15/9 [18]78 Meine inigstgeliebten Theuren! Gottlob! ich hörte schon gleich, durch die Karte an die Rosa, das Ihr glücklich hinab [nach Wien, Anm.] gekommen seid, dan durch der Großmutter ihren Brief und dan durch den meinen das es Euch gut geht, und meine liebe Franzerl schon so gute Fortschritte im Laufen macht. O mein Gott wie froh bin ich für die Fany und Franzerl, die Fany wird sich um vieles leichter thun. Und die kleine wird immer sich glücklicher fühlen, je gewagter sie wird gehen können. Schreibt es ja gleich, damit wir uns, mit Euch, freuen können. Franzerls Bild nehme ich wohl oft in die Hand, und freue mich immer das sie so gut getroffen ist. / auch habe ich sie schon vielen meinen Bekanten gezeugt, und alle fanden sie sehr lieb. Meine liebe Fany glaube mir, ich hatte gewiß keine geringere Freude, um dich zu sein als es dir angenehm war; das wir so manche Stunde in traulichen geplauder zu brachten, ich möchte sie oft widereranbrechen sehen. Die Großmutter ist wie immer, im ganzen Gesund, bis auf ihr Klopfen, außruhen kann sie nun auch genug, da sie nun alles wider in gehöriger Ordnung haben.
Wie geht es dir liebe Fany schreitet deine Hoffnung vorwärts? schone dich ja, damit alles glücklich vorrüber geht. Die Richter ist nun endlich mit den 3 t[en] Kind glücklich entbunden, Mutter und Kind sind gesund, kannst dir dencken welche Freude sie haben, ich vergöne es ihnen. / Bey Steiner haben sie ein großes Glück, er ist nun Professor in Prag und dermalen in Baris, mit einen Stipendium, kannst dir dencken wie froh die Marie ist. Der kleinen Fany wird es wohl thun in der gewöhnten Ordnung zu sein, daher wird sie wider ihren ord[ent]lichen Schlaf machen, und kannst dabey außruhen. Das dir die Seife so gute Dienste thut freut mich, mir taugt sich auf. Ich glaube schon es wird das rechte Zahnbürstl sein ein zweites war noch da wo aber die halben porsten weg waren, dies wollte ich nicht mitnehmen. Wegen der 10 fl [Gulden] war es ihr ganz recht da du sie so verwendet hast. Nun wird Franzi ihr neues Bett schon haben, dies ist wohl höchst nothwendig, den für einen Korb ist das Kind wohl viel zu groß. /
17 t[en] Wie geht es den kleinen Blumenstöckl? ist es gut hinab gekommen? Herrn von Kozarin [?] lasse ich herzlich Glück wünschen zu seiner bevorstehenden Vermählung. Großmutter Otto Louise Kinder grüßen Euch alle recht herzlich Bamberger welche heute bey mir war läßt Euch recht herzlich grüßen. Lieber Franz, ich dancke dir auch recht herzlich das du mich freundlicher Weise so oft mitgenohmen hast, ich dencke oft und gerne an die angenehmen Stunden welche wir zusammen verlebten. Lebt recht wohl meine lieben gedencket zuweilen an Eure Euch treu liebenden Mutter Antonia Spángler [darunter:] Von den Bekanten viele Grüße der kleinen Franzi viele Bußerln.
Brief vom 10. November 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 10/11 [18]78 Meine inigst geliebten Theuren! Recht herzlichen Dank, für Eure lieben Briefe, es freute mich unge[mein] das es Euch so gut geht, und besonders das die Kleine allein läuft. Wie wohl wird es ihr thun wen sie so herum gehen kann in den Zimmern es vergeht ihnen ja die Zeit weit schneller, und Fany ist es ja auch viel weniger beschwerlich wen sie die kleine nicht immer auf den Armmen haben muß. Franzi hat nun gerade das liebste Alter, wo sie zu sprechen beginen, es steht ihnen alles so gut man freut sich [an] jeden neuen Wort, welches sie sprechen, – ich sehe es ja bey der B[P]aula, die fängt auch schon an einzelne worte zu sprechen. Ich freue mich schon jetzt wider auf ein so gott will frohes wider sehen.
Du liebe Fany wirst auch schon anfangen zimlich dick zu werden, wie ich dencke wirst du schon bald eine Bewegung mercken, ich bitte dich recht schön liebe Fany strenge dich ja nicht zu sehr an, mit heben, und langen, und etwa gar Bodenbürsten – – – das wäre zu viel, ich kene deinen Fleiß, ich ehre – und lobe im [!], aber über die Kräfte soll man sich nicht anstrengen. Mich freut es das dir diese Seife so gute Dienste leistet, man kann dadurch manches ersparen, wen es durch waschen sauber wird. Wie sehr bedaure ich die Frau von Duscher, ich bitte mi[c]h [?] ihr herzlich[e Grüße] zu entrichten ich lasse gute Beßrung wünschen. Die F v Schmelzing[6] läßt sie auch recht herzlich grüßen. Lin[n]a liegt schon 3 Wochen, an einen Mußkel Def[or]matisen [-tion] [?], mit Fieber, ist aber auf den Weg der Beßerung, liegt aber noch; wie sie zeit findet / wird sie schreiben. Sie läßt auch Euch recht herzlich dancken für die Mittheilung, nebst vielen Empfehlungen.
Von der Großmutter soll ich viele Grüße entrichten nebst herzlichen Danck für den Brief. Sie läßt Fany bitten, doch zu weilen, einen Brief an sie, selbst, zu schreiben, weil sie es dan, wider sich kann lesen lassen, wen sie etwas vergißt. Nun geht wider alles in Ordnung, weil sie nun ihren Koffer wider hat. Die Arrigler[7] war sehr schlecht, sie hat sich so verkühlt, sie hat 100 mahl gebrochen und abgeführt, so das sie zum sterben war, sie hatte schon frost, und er wollte nicht heitzen lassen bis Nachmmittag, somit nahm das übel immer mehr über Hand, man mußte natürlich dann einen Doktor hollen lassen, es geht nun doch Gottlob wider etwas beßer, und man hoft sie wird sich wider erhollen. / Bey uns ist Gottlob alles so zimmlich wohl.
Die Kinder gehen alle 3 Größren in die Schule, in der Zeit ist zu Hauße zimmlich Ruhe. Wegen der Bestelten Teller wird die Louise selbst gedannckt haben, sie war sehr zufrieden. Ich bin für die kleine froh das sie nun ein ordentliches Bett hat wo sie sich rühren kann wird ihr gewiß recht taugen, und du darfst di[ch] nicht fürchten wegen den Heraußfallen. Wie ich hörte sollen eine menge veränderungen vorgekommen sein, im punitischen [polit-?], Beamten Kreise – da hoffe ich wird es wohl dich auch vieleicht bald treffen vorwerts zu kommen. Es würde mich sehr freuen. Lebt alle recht wohl, Gottes [unterstrichen:] Segen über [unterstrichen und Unterstrich:] Euch meine lieben Eure Euch Mit Tausend küßen treu liebende Mutter Spángler [daneben:] Otto und Louise küßen Euch herzlich.
Brief vom 30. November 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 30/11 [18]78. Meine inigstgeliebten Theuren! Recht herzlichen Dannck meine lieben, für die Erinerung zu meinen Hochzeitstag – ja wohl ist es ein Tag der verschiedensten Gefühle – nie – und nimmer kommen die wichtigsten Mommente dieser Zeit und Tage, auß demm Gedächtniß Nun zu etwas andren, am 3 t[en] dezember ist lieber Franz dein Nammenstag; ich wünsche dir alles erdenckliche Gute was dich beglücken kann. Besonders wünsche ich das bey deiner lieben Gattin alles recht glücklich vorüber geht. – Die Liebe Franzi recht gesund bleibt, und recht brav / damit Ihr Euch des Lebens erfreuen könnt. Mir lieber Franz behalte immer ein Plätzchen in deinen Herzen. Das die Kleine Franzi schon so brav ma[r]schirt, ist doch ein wahres Glück. , und wie sie selbst es freuen wird. Franzi wird schon von jugend auf gewöhnt, sich allein zu unterhalten, dieß wird ihr, und dir, gut zu statten kommen besonders wen einmal ein 2 tes Kindlein da ist, weil mann dadurch viele Zeit gewint.
Der Großmutter geht es gottlob immer zimmlich gut, der Therese immer zimlich gleich die kömmt sehr wenig auß den Hauß. Die Großmutter läßt Franz alles erdenckliche gute zum Nammenstag wünschen. / so auch Frau von Duregger Emilie Frä Rosali Henf Spángler Lürzer und mehrere Bekannte. Das die Lürzer Pepi[8] endlich die Prebende[9] erhalten hat werdet Ihr vieleicht schon wissen, kannst dir dencken welche Freude sie hatte, sie konnte 2 Nächte fast keinen Schlaf finden vor Freude.
Lieber Franz amm Monntag ist die Ziehung von den 39 Loos, ich sagte das Loos nicht verkaufen vieleicht gewint es doch einmal, das letzte ist das [unterstrichen:] Beste sagt mann vieleicht gelingt es uns es würde mich sehr freuen. Du wirst es gewiß früher erfahren als wir. Wegen Antu[o]n Fenzl bedaue[r]te ich es wohl recht, was wird die arme Mutter gelieten haben, am / krancken – und sterbe Bett. Der liebe Gott möge sie sta[ä]rken. Wie ich höre bleiben sie [unterstrichen:] alle über Winter im Grieß. Bey Duscher, und Leite bitte ich mich herzlich zu Empfehlen. Wie geht es der Angermeyer Pepi ich höre er soll sehr übel auß sehen, wen er nur nicht wider hinunter muß mir würden alle sehr erbarmmen. Die Reinfort Minna wird am 13 t[en] Jener ihre Vermählung feyern. Spángler Eduard[10] ist schon eine genauere Zeit ohne eine Stellung hier. Er wird wohl seine Pension, und sein Vermögen haben aber es muß schrecklich sein so frieren [?] zu müßen. Lebt recht wohl seid recht herzlich geküßt und gesegnet von Eurer treuen Mutter Spángler
Brief vom 26. Dezember 1878 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 26/12 1878. Meine inigst geliebten Theuren! Wie sehr erfreute mich Euer Christgeschenck. Ich habe selbes schon 4 mal getragen, hat allgemeinen Beyfall und taugt mir vor allen, sehr gut auf den Kopf, ich kann sie auch auch [!] sehr gut brauchen weil ich die ich doch imer Hauben trage schon ein ganzes Jahr keine mehr bekommen habe auch der Schlips[11] ist sehr hübsch, ich trage selben immer zur Haube. Nehmt meinen Herzlichen dannck dafür. Ich dachte am Heil Abend wohl auch an Euch meine Lieben. Wie werden die Augelein der Kleinen Fany geglänzt haben, und wie / wird sie gehüpft sein vor Freude ich hätte sie recht gerne sehen mögen, und Papa, und Mama, werden sich an der Kleinen ihrer Freude geweidet haben. Bey Otto war auch ein schöner Christbaum, die Kinder wurden reichlich beschenkt. Als jedes ein Buch je nach dem Alter beschaffen dan die größren Schlittschuhe, die 3 Kleinen Pupen dan Geldtaschen. Dan Zeug zu warmen Regenmäntele dan Schlips die größren Etwie mit Briefpapier und Quwert. Stiefl und noch eine menge Kleinigkeiten. Ich wurde auch noch überrascht, mit einen sehr hübschen Sammthut, von Frau von Duregger, und Emile zusammen, der mich auch sehr freut, nun bin ich ganz schön zusammen gerichtet, für den Winter. /
Bey uns ist es recht sehr kalt. Alles Lauft Schlittschuh, es ist eine neue Bahn errichtet worden nicht weit von den FarbenHäußern[12], wo alles Wimmelt von Leuten jungen Leuten, das herrichten de[r]ßelben kostete mehrere Tausend gulden, das angenehmste dabey ist das alles nicht so weit zu gehen hat, und kein einbrechen des Eises zu fürchten ist, weil es keine Tiefe hat. Ubrigens ist es sehr schön hergerichtet, es sind mehrere Zelte auch ein große[s] Für Mußick, da haben die Großherzoglichen Herschaften auch ein eigenes Zelt. Dan eine Resta[u]ration, dan große Kandelaber zur Beleichtung für den Abend, dan ist auch eine Tannen Verzihrung. Kurz es ist recht hübsch zu sehen ich war gestern mit der Emile / Duregger draußen zu schauen.
Nun meine lieben wünsche ich Euch zum Schluß ein recht glückliches neues Jahr in all und jeder Beziehung, wen der liebe Gott ein Haserl [?] schückt, so möge er auch, ein Graßel schücken[13], dies wünsche ich für Franz ganz besonders – – dir liebe Fany eine recht glückliche Entbindung, und ein früsches Kindlein. Und der kleinen Franzl das sie recht bald ohne alle Maschin recht herum springen kann, bey der Nacht wird sie die Maschin gewiß nicht mehr tragen dürfen. Der liebe Gott möge Euch alle recht gesund erhalten und viele Freuden schencken, mir bewahret Eure Liebe. Die Großmutter und Therese wünschen allen alles Gute zum Neujahr nebst herzlichen Grüßen an alle. Ich bitte auch von mir an die Bekanten viele glückwünsche und grüße. Es segnet Euch 1000 mahl Eure treue Mutter Spángler.
[Seite 1 unten, auf dem Kopf:] Von allen Bekanten viele Glückwünsche und grüße.
1879
Brief vom 25. Februar 1879 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt); fragliche [?] Stellen:
Salzburg den 25/2 [18]79 Meine inigstgeliebten Theuren! Habt recht herzlichen Dannck für Euren letzten lieben mir theuren Brief; es freut mich ja immer so sehr wen ich von Euch und der kleinen Franzl höre. Gott sey lob und dannck das sie so gedeit, jetzt muß sie schon ganz herzig sein, weil sie schon anfängt allerlei zu sprechen. Die Olgar bey Koch spricht schon sehr viele Worte recht deutlich, weniger die Berta, sie spricht schon Papa Mama Aua Didi heißt bey ihr Louise Erta heißt Berta, verstehen thut sie alles, was man zu ihr sagt, und ist einen sehr zugethan. / Die Berta hat 16 Zähne, die Olgar 6 und der Siegmund hat auch schon 2 das ist ein starckes Kind was man sagen kann, und sehr gut, er liegt Stunden und spielt mit seinen Füeßchen. Wie werde ich mich freuen wen ich höre, das alles glücklich vorbey ist, bey dir, liebe Fany, ich bethe schon alle Tage fleißig für Euch Alle. Rosa freut sich gewiß nicht münder hinunter nach Wien als du dich auf sie freust, am nächsten Sontag 8 Tag wird sie Abends in Wien eintreffen. Wen es ein Mädchen ist und meinen Nahmmen bekömmt, wird es mich sehr freuen, ich will dan schon ganz besonders für Sie bethen das sie unter dem Schutz des Heil Antoni ein recht braves Mädchen wird, welches denen Eltern einst eine Stütze wird, im Alter. Die Franzel ist halt deinen Fleiß so gewöhnt, das sie glaubt es muß so sein das du immer nähst. Nun zur Beantwortung des Briefes von Franz. /
Lieber Franz, ich kann dir über den Tod der Reißigl Pepi[14] berichten, das selbe, nur 10 Tag krannk war an einer Lungenentzündung, und amm Tag zuvor befand sie sich viel beßer auch der Docktor war mehr zufrieden Die Lürzer glaubte einnmal ob man sie nicht fragen soll ob sie ihren letzten Willen aufsetzen lassen will aber Otto sagte er glaubt man soll es lassen, und es war auch gewiß so beßer, den es fand sich nichts vor als das sie von der Marie 700 fl [Gulden] in Verwarung hat, und sie ihr immer das Interesse[15] gegeben hat, dieses Geld hat die Pepi, wie es scheint, immer zugesetzt, und es wird ihr natürlich von der Massa [!] zurück gezahlt. Es sind 9000 Gulden, in Obligationen dageweßen, und kein Testamment die Marie hat schon seit geraumer Zeit eine Erhants pfrinde [? -pfründe] von 6 Gulden per Monnath und kömmt zu der Todenanzieherin auf das zimmer / ich glaube sie heißt Grabacher die Marie ken[n]t sie recht gut und will dahin. kochen thut sie sich selbst. und bekömmt von Otto und Pepi, so lange sie lebt noch so viel als ihr abgeht, um ordentlich leben zu können. Die 700 fl hat sie auch bey denen Lürzerischen gelassen, und sie sagten sie soll dieses Geld einbeßern damit sie sich etwas zu guten thunn kann. Einrichtung und noch ein Bett bekömt sie auch so auch für die Küche. Sie scheint ganz zufrieden zu sein. Docktor Hanna [?] hat die Sache über sich. Die Pepi wurde sehr schön begraben mit 3 Geistlichen, und Pontenenben [?] geschichten. Vom Juristen Ball wirst du gewiß in der Salzburger zeitung gelesen haben, sonst schreibe ich dir das nächste mal darüber Lebt alle recht wohl und vergnügt. Mit 1000 küßen Eure treue Mutter Spángler
Brief vom 11. März 1879 von Richard Franz Schlegel an Franz II. Xaver Gregor Spängler
11. März 1879, Brief ohne Umschlag [Salzburg] von [Nr. 38[16]] Richard Franz Schlegel (* 1811; † 1881) an [Nr. 18] Franz Spängler (Franz II. Xaver Gregor Spängler; * 1839; † 1912):
Lieber Franz! Ich besitze gar Nichts, was auf meine verstorbenen Eltern u. Geschwister Bezug hätte, was da war habe ich dem Notar Kofler übergeben u. das alles ist jetzt in deinem Besitz. Fritz ist von Leitmeritz nur zum Militair abgestellt worden, zu welcher Zeit er bei den Eltern lebte, der Vater ist ein geborener Leitmeritzer u. als pensionierter Oberarzt dort gestorben. Der Bruder Vincenz ist im Jahre 1807 in Theresienstadt geboren. – Die Mutter ist in Bemisch Leippa [Böhmisch Leipa] geboren, ihre Eltern sind aber nach Theresienstadt überzogen, wo der Vater sie geheirathet hat. Unterstützung von der Gemeinde Leitmeritz hat sie nie eine gehabt. Ob nach dem Tode der Geschwister Verlassenschaftsabhandlungen gepflogen wurden oder nicht, ist mir unbekannt, es läßt sich aber leicht denken, daß die betreffenden Akten als werthlose Papiere beseitigt wurden, da sie Alle ohne Vermögen gestorben sind. – Lebet wohl u. bleibt gesund, die herzlichsten Grüße von uns Allen u. Euch allen. Wir freuen uns immer sehr, wenn wir von den Kunststücken der Franzl etwas zu hören bekommen, ich hoffe, Rosa wird fleißig berichten. Euer Vater Richard 11/3 79.
Nr. 76, der Vater von Richard, Franz #Schlegel, geb. 1769 in Leitmeritz in Böhmen, ist Wundarzt und Oberarzt beim Fürstl. Reuss Plauen Infanterie Regiment; der Sohn, Nr. 38, Richard Franz Schlegel, ist 1811 in Theresienstadt geboren. Fritz und Vincenz müssten verstorbene Brüder von Richard sein. – Die Mutter: Nr. 77 Maria Theresia Heygel, geb. 20. Oktober 1783 in Böhmisch-Leipa.
Brief vom 6. Mai 1879 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 6/5 [18]79 Meine inigst geliebten Theuren. Schon lange schulde ich Euch eine Antwort auf Euren lieben Brief. zu meinen geburtstag, habet Tausend danck für all die guten Wünsche; der liebe gott möge sie erfühlen. In diesen Alter wie ich jetzt bin, läßt sich für eine Zukunft, nicht mehr viel hoffen, den; es kann ein jeder Tag, der letzte sein; wie gott will, man muß sich immer darauf gefast machen – freuen wird es mich, wen mir noch die Freude zu theil wird, deine lieben Kindlein zu sehen Rudolf Spángler entrichte[te] mir, von Euch meine lieben recht viele Grüße und von der lieben Franzerl ein Bußerl, und sagte mir zugleich daß du lieber Franz auf Pfingsten zu uns kommen / wirst um den Otto selbst zur heiligen Firmmung zu führen, was mich sehr freut, weil ich weis, das du es so meinnst, wie es sein soll, natürlich das du bey mir bleibst, ich freue mich schon recht sehr, dich lieber Franz wieder einmal bey mir zu haben Nun werdet Ihr in Wien recht viel schönes gesehen haben, was wir gelesen, muß es wohl wunderschön geweßen sein, was man vieleicht in seinen leben nie mehr sehen wird. Wie freut es mich zu hören, das bey Euch alles recht wohl ist, und die Kinder so gut, gedeien. Wen nur die Wittrunng einmal beständiger würde, das man mehr sich ins freye begeben könte. Der kleine Otto war eben da und ich sagte das ich dir schreibe, so sagte er, ich / möchte dir schreiben, er freue sich schon recht sehr auf dich, und die heilige Handlung.
Nun wirst du recht bald die Alois Spángler in Wien sehen sie wird nach der Hochzeit von Angermayer, recht bald dich besuchen. Ich bitte Euch recht schon meine lieben schreibt ja recht bald an die Großmutter, sie erwartet schon täglich einen Brief von Euch, es geht ihr so zimmlich gut, nur hat sie sehr oft Herzklopfen, und fühlt sich immer sehr schwach, sehen wird sie schon, wen sie einnmal den Schirmm nicht mehr tragen muß, den sie hat ihm schon auß der Salzburgerzeitung vorgelesen, mit einen Glaß welches er ihr gegeben. Ihr könnt Euch dencken wie froh sie ist, in den Bewußtsein das sie wider wird lesen und schreiben könen. Vor ein paar Wochen war Sauter Ludwich bey mir ich sagte ihm dann das es mich sehr verdrüßt das bey dir gar nichts vorwerts geht, wo du doch schon so viel geleistet hast dan sagte er, er habe sagen gehört man wolle dich zum Rathssekreter machen, aber es geht halt gar nichts vorwerts, könnte den der Teschenberg [?] gar nichts für dich thun, da du ihm ja früher gekannt hast, ich würde es dir sehr vergönen, das deine Verdienste dir auch Früchte bringen würden. Lebt recht wohl Es küßt Euch alle im Geiste Eure Euch von ganzen herzen liebende Mutter Spángler
[Seite 2 – 3 oben auf dem Kopf:] An Rosa recht viele herzliche grüße. Großmutter läßt Euch herzlich grüßen [Seite 2 – 3 unten auf dem Kopf:] Von Otto und Louise und Kinder alles Schöne. Ich danke recht schön für den Monath beytrag.
Brief vom 24. Juni 1879 von Fanny Kobler an Fanni Spängler
[Nr. 79] Franziska "Fanny" Kobler an [Nr. 19] Fanni Spängler:
Salzburg am 24te Juni 1879. [darüber:] Ausgehen kann ich noch nicht allein./ Liebe Fanni. Wie ich deinen ersten Brief gelesen habe, dacht ich mir wie wäre es den möglich die Fanni mit ihren zwey lieben Kindern abzuweisen [?] und ich ging zur Lida [Guttenberg] und bath sie dir zu schreiben du sollst nur kommen, und wie freue ich darauf wenn du komst. Deinem Mann den ich schnüsten [am schönsten?] grüße/ sag ihm er möchte nicht pöse seyn auf mich; das ich ihn dießmal nicht beherbergen kann. Der Lida ihr Mäthen [Mädchen] erinert mich sehr an dein Franzi. Küß deine Kinder für mich. Lebt alle recht wohl, das ist der inigste Wunsch deiner Großmutter Fanni. - Grüße Opa [?].
Brief vom 20. Juli 1879 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
Fanni Spängler (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18): 20. Juli 1879, Brief ohne Umschlag, Fanni in Salzburg: keine "Reiseabentheuer zu berichten", Kinder schlafen (im Zug), "Franzi erwachte in Attnang und war von da an kreuzfidel"; bei der Großmutter untergebracht, die Schwestern [Stiefschwestern von Fanni] helfen "in jeder Hinsicht", in Salzburg Fr.v.Kaserer samt Sohn getroffen, auf dem Weg nach Saalfelden. 9 Uhr in St. Peter bei der hl. Messe, "Franzi war recht brav", Toni war auf dem Arm der Mutter, da diese sie nicht hinlegte, hat sie sie nass gemacht; "Großmutter entsetzt sich einigermaßen über unseren Hunger"; "die Luft wird uns Allen gut thun. Eben regnet es wieder."; Franz soll einen Bekannten aus Salzburg in Wien beim Kauf einer Zither beraten, eine Halb Palisander Zither. - "Den Coupon ließ ich mir von Otto auszahlen"; Franz soll Stoff für Rosa kaufen; "Heute über 3 Wochen sind wir mit Gottes Hilfe wieder beisammen"; "Es küßt dich 100 mal deine Alte" "Bußl von Franzi" "Franzi und Toni schicken dir viele viele Bußerl. Kom bald nach Salzburg."
Brief vom 24. Juli 1879 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
Fanni Spängler (Nr. 19) an Franz Spängler (Nr. 18): 24. Juli [1879], Brief ohne Umschlag: [Franzi ist knapp 2 Jahre alt:] "will immer bei ‚den Tanten’ sein. Madi jetzt den Vater schreiben: Lieber Vater komm bald zur Mutter und zur schlimmen Franzi und zu den schlimmen Tanten u. Toni [jüngere Schwester Toni, * 30. März 1879; Nr. 9 b]. Ich ein Bußi schicken. Behüt Gott, lieber Vater. Deine Franzi. Bußi [im Kreis]"... "Montag waren wir bei Luise [Louise Spängler], Franzi hat recht nett mit den Kindern gespielt, Toni lag meistens auf dem Bette der kl. Emilie und strampelte und lachte." Die Großmutter ‚entsetzt’ sich, dass Toni "so viel Freiheit für ihre Füßchen beansprucht" und bemüht sich vergeblich, "die kleine Unruhe hübsch ordentlich in Flanell zu hüllen, aber ohne Erfolg". – "Es ist schwer, die Kinder bei Otto [Spängler, Bruder vom Franz] sollen nichts vom Stillen wissen, so muß ich jedesmal mit Toni verschwinden, wenn ihr der Hunger kommt." "Der kleine Rudolf ist ein sehr starkes, hübsches Kind, doch wird er sehr viel wärmer gehalten als unsere Kinder, und was mich ganz besonders wundert, er hat einen Schnuller, ganz kunstgerecht nach alter Sitte gefertigt. Ich glaube, Luise [Louise Spängler] kam neulich ein wenig in Verlegenheit, als ich dieses Überbleibsel früherer Zeiten bemerkte. Die kleine Bertha ist etwas kleiner als Franzi, und spricht weniger deutlich..." – "Bisher hat Großmutter mich noch nie etwas zahlen laßen, es wird auch ganz zu Hause gekocht, einfach aber vollständig genug." Hat aber Kaffee zum Frühstück aus Wien mit... Franz soll das der Anna [wohl die neue Magd] sagen, braucht evtl. noch Kaffee aus Wien... über Geld, sie kann ihm [!] schicken, kann mit Otto darüber sprechen... Großmutter (ist froh über) den Regenmantel [vgl. Brief von Otto Spängler] und grüßt.
Brief vom 31. Juli 1879 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler
[Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler:
Salzburg 31. Juli 1879./ Mein Herzensfranzl! Wie sehr ich mich nun schon auf dich freue, kann ich dir nicht sagen. Noch 10 Tage, und dann wirst du, Lieber, doch wenigstens in demselben Bete mit mir sein, wenn schon nicht so bei mir u. den Kindern wie ich es gerne hätte. Nun, hoffentlich wird der Herr Doctor uns doch öfters die Ehre seines Besuches gönnen? Heute also bekam ich das Paket, und Rosa und ich danken dir für deine Mühe 1/8. Mutter hat Freude an dem Stoffe; Rosa dankt für die Bestellung zugleich auch für deine Namenstags gratulation, welche, da Rosa am 30: Aug: ist, sicherlich bald genug dran ist. Rosa hofft, doch im Laufe des kommenden Monats einmal mit dir sprechen zu können. - Deine Mutter war so gut mich schon für Sonntag den 10/8 mit den Kindern zu Mittag zu laden, so daß wir gleich am 1. Tage zusammen sein können! O, wie ich mich auf dich freue! - Uns geht es immer gut, die Kinder sehen Gottlob gut aus. Ich gehe aber auch an die Luft, so viel ich nur kann. Gestern sprach ich einen Augenblick mit Hr: Kalhofer [?], er ver[r]eist am 11./8. Hiermit sende ich dir das verlangte Sparkassen/buch, und erinnere dich bei dieser Gelegenheit daß du die Bücheln unsrer Kinder hierher mitnemen wolltest. Wie steht es denn mit dem Geld? Ob Großmutter unsere Zulage bekommt, weiß ich noch nicht. Soll ich dir durch Otto Geld schicken? Ich habe jedenfalls genug hier, bis du kommst, auch mal länger. - Sei doch so gut und sage der Anna, sie soll die Bettwäsche, worin Dr: Pohl geschlafen hat, ausschwemmen dann überbügeln und wieder auf das Bett geben. Dann soll Anna dir eine Büchse gebrannten Kafe mitgeben, mein Vorrath erreicht sein Ende, bis du kommst. Übrigens grüße ich Anna sowie alle Bekannten. Das Feuilleton über den Kuß finde ich eigenthümlich, ich habe gleich der Franzi ein wolüberlegtes Bußerl gegeben nur des Studiums wegen. Auch ich freue mich auf einige wolstudirte K.... - Heute gehe ich mit deiner Mutter zur Überfuhr. Es ist jezt sehr heiß hier. - Großmutter die dich grüßt, läßt dich bitten, ihr von Wien um 20 bis 30 f [fl: Gulden] Weinscharlzukerl [?] zu bringen, sie behauptet, sie bekomme hier keine, die einen ordentlichen Geschmack haben. Sei so gut und sieh ob du bei einem Konditor oder in einer Apotheke welche bekommst, die ziemlich säuerlich schmecken. Haben sie solche Sachen nicht auch beim schwarzen Hund? Sei nicht böse wenn ich schließe/ Toni wird unruhig. - Es küßt dich deine Alte - - Lieber Vater - Kom bald zu uns Franzi und Toni freuen sich sehr so sehr auf dich XXX [Unterschrift]
Die älteste Tochter Franzi ist 2 Jahre alt, ihre Hand wurde offenbar zu einer etwas krakeligen Schrift geführt; Toni ist vier Monate alt.
Brief vom 27. August 1879 von Betti Katzinger[17], Grein, an Fanny Kobler, * 1796, Salzburg
Sammlung in einem Bogen, gefaltet, mit der Aufschrift "Briefe von der Betti."[18] Ein Bogen, blaues Papier mit Prägestempel "Grein an der Donau"; / = Seitenwechsel; […] = Auslassungen; XX = unleserlich
27. August 1879. Liebe gute Großmutter! Ein Brief von Deiner lieben Hand, welch frohe unsagbare freudige Ueberraschung! Ich wollte kaum meinen Augen trauen, aber mein Herz jubelte auf, meine Augen strömten über vor Freude den ich hielt ja Deinen theueren Brief in Händen! Vor allem dankte ich Gott innigst, daß Er Dir die Kraft zu diesem Entschluß gab, und das die Operation glückte! Ich möchte die geschickten Hände des braven Hr. Doktors Kerschbaumer der Dich operirte küßen und rufe Gottes Segen auf ihm herab! Und nun gute Großmutter nimm meinen und meines Mannes herzlichsten Glückwunsch und sey überzeugt das wir beyde uns aufrichtig mit Dir freuen, daß Gott Dir wenigstens auf einem Auge das Sehen wieder ermöglichte, es ist gewiß ein großes großes Glück! ./. [Zeichen zum Seitenwechsel] / Was gebe ich darum wenn ich nur auf einem Ohr mein Gehör erlangen könnte – aber für mich gibt es keine Hoffnung, ich muß schon mein Unglück bis zum Ende ertragen. – [… Teile übersprungen][19] / […] Welche Freude wirst du an Deinen beyden lieben Enkelkinderchen haben, heuer kannst Du sie doch sehen, wie liebreitzend wird mein Herzpünkerl die kleine Franzi[20]sein, wenn sie mit ihrem noch kleineren Schwesterchen spielt? Fanni[21] ist wirklich eine glückliche Mutter so gesunde kräftige Kinder Gott erhalte segne und beschütze sie Alle! Das Theres [langjährige Hilfe im Haus] so herabgekommen mit ihrer Gesundheit bedauere ich sehr, und wünsche das sie von Hofgastein gesünder zurückkehren möchte […] / […] und sey versichert das ich jederzeit wenn Du es wünschest mit Freuden zu Dir auf Besuch komme, auf ein paar Wochen kann mein Leopold mich schon entbehren, obwohl er immer brummt wenn ich von fortreisen sage, aber zu Dir ließe er mich nach am ehesten, wir waren vor 14 Tagen mitsamen in Steyeregg u. Wels. Nun lebe recht wohl mein Mann läßt Dir die Hand küßen, ich aber küße Dich recht innig im Geiste und am XX [winzige Schrift]. Deine dankbare Betti
Brief vom 5. September 1879 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt):
Salzburg den 5/9 1879 Mein lieber theuerster Franz! Ich dancke dir recht herzlich für die Karte. Ich bin herzlich froh das Ihr glücklich in Wien angekommen seid. Soeben war ich bey Otto welcher mir sagte das Herr von Groß welcher hier Stadtsanwald supstitut war und Landesgerichtsrath in Wien wurde, zu Otto sagte, Franz köne leicht, wen er wolte hier seine Stelle erreichen, sonst wird es gewiß nicht mehr lange dauern, bis er eine Bezirks richte[r]s stelle bekömmt, um nichts zu versäumen schreibe ich dir es gleich. Otto reist eben in einer halben Stunde fort; sonst hätte er dir selbst geschrieben / Der liebe Gott wird dir eingeben was zu thun. Uns würde es gewiß alle freuen wen du hieher kommen würdest. Die Therese von der Großmutter ist nun hier und kömmt mir schon viel frischer vor Die Großmutter liegt im Bett, sie glaubt doch sie habe sich zu viel angestrengt, sie hatte auch Fieber, heute hat sie keines mehr, sie ist nur noch matt, es wird sich bald wider geben, das die These wider da ist bin ich schon recht froh, sie läßt das Essen noch hollen, es ist recht gut so darf sie nicht ein[m]al an das Kochen dencken.
Wegen der Fenzl[22] wird es Euch wohl sehr überrascht haben ich konte es au[c]h kaum glauben / Ihr ganzes kranksein dauerte nicht ganz 4 Stund, Nachmittag war sie noch im Badhauß dan nahm sie die Jause zuhause und war dan im Garten um ¾ auf 6 Uhr sagte sie jetzt geht eine gute Luft, dann sagte sie zur Hauptman Pepi welche fortgehen wolte ich begleite dich ein wenig diese richtete sich zusammen. Und auf einmal wolte sie etwas sagen fing aber an zu lallen so das man nichts verstehen konte und fiel dan gleich auf den Boden zusammen, man holte gleich die Mägde welche sie ins Zimmer trugen da wurde gleich ihr Bett herabgebracht, und um doktor und Geistlichen geschückt, alles / wurde angewant aber nichts hat geholfen. Sie bekamm die heilige Ohlung und Generalapsolutzion docktoren kammen 5 zusammen weil einer von einen zum andern lief bis man einen getroffen. Kannst dir dencken welche verwülung im Spáthhof herschte. Von allen wird sie betrauert. Otto Louise und alle grüßen Euch recht herzlich. Ich bin sehr begier[i]g was geschieht – und wo du hin kömmst grüße mir alle die deinen recht herzlich inig küßt dich deine treue Mutter Spángler
Brief vom 30. September 1879 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 30/9 [18]79 Meine inigstgeliebten Theuren! Ich dancke recht herzlich für den lieben Brief von Franz, so wie für die Carte wie froh bin ich das es Euch auch in Wien wider gut geht, auch wir sind gottlob ["wider" gestrichen] alle wohl. Die Großmutter befindet sich recht gut sieht sehr gut auß, und geht entweder mit der Therese, oder mit Liese zimmlich weit spatzieren, ohne sich zu ermüden, sie scheint auch beßerer Laune zu sein. Die Therese ist wohl auch bedeutend beßer, was ich sehr froh bin. Franzel wird wohl noch oft an Salzburg denncken und besonders an die Tanten, deren Umgang sie ganz beglückte. Wie würde es mich freuen wenn ihr hier währt, und wir könten ofter zusammen kommen, oder ich könte Euch öfter etwas büliges besorgen, ich thät es mit vergnügen. /
Die Nähmaschine wird wohl der Fany und Rosa recht gut taugen, weil alles doch schneller geht mit einer so guten Maschine. Das Euch der Aufenthalt hier so gut gethan freut mich sehr, und es wird mich freuen wen du ein andermal wider bey mir wohnen wirst wen ich noch am Leben bin. Wie sehr bedauere ich die Leithe das sie nun sterben mußte, es wird wohl eine Lemung eingetreten sein. Ich bitte bey Gelegenheit mein Beyleid zu entrichten. Die werden den Verlust tief empfinden. Wie leid thut es mir das du keine von den Stellen bekommen hast, aber Herr Oberlandes gerichtsrath [klein darüber:] Hitzinger sagte mir / da du nur eine Stelle gewunschen an der Bahn, so war es für dich schwer eine Stelle zu erlangen, weil so viele ältere an der Dienstzeit waren. Er hat dich übrigens sehr gelobt. Es wird wohl doch auch einmal die Reihe an dich kommen, man muß halt, die Geduld nicht verlieren. Vieleicht ist es zum Glück für dich der liebe Gott wir[d] es beßer wissen. Um Baron Handel wird dir sehr leid sein, weil er sehr lieb gegen dich war Baron Scherer [?] ist hier sehr kranck, er hatte eine Zahngeschwulst, und nahm dafür etwas in den Mund, und wurde darauf so geschwollen das man fürchtete, er müße erstüken.
Ich bekomme in meinen Zimmer neue Fenster, die sind / nun eben in der Arbeit ich mußte die Vorfenster einhangen lassen weil die imer weg sind da die neuen Beschläge angemacht wurden, aber die Ramen erst eingeglaßt und angestrichen wurden, so habe[23] dermalen für 8 Tage nur […] Vorfenster. Aber ich bin froh das ich neue bekomme […] die Alten waren so schlecht. [Bey der G]roßmutter wird alles neu […]t, und überzogen, und Boden eingelaßen, da wird [es] schön werden. Die Großmutter läßt die Kost noch immer tragen. Lebt alle recht wohl es küßt Euch alle recht herzlich samt Rosa Eure treue Mutter Spángler [daneben:] beyliegend folgt von Otto nebst herzlichen Grüßen der Schnaps! [Seite 2 oben auf dem Kopf:] Frau von Lanser läßt sich entschuldigen wegen den gegenbesuch aber es waren gerade Freunde da, und sie konnte nicht dazu kommen.
Brief vom 29. und 30. November 1879 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 29/11 1879 Meine inigst geliebten Theuren! Ich dancke recht herzlich, für Eure lieben Briefe; ich bin wohl recht froh das die Sache nicht so arg ist, wie es Fany in der Großmutter ihren Brief geschrieben hat, ich dachte mir schon ich will mir gerne manches versagen, nur nicht Euch verzagt wissen. Ich hatte es mir gedacht das es dich wird sehr gefreut haben, den Otto in Wien zu sehen, man kann doch auch manches besprechen was sich nicht so leicht schreiben läßt. Gottlob das Ihr alle wohl seid, ich denke oft an Euch – – ob die Toni schon den ersten Zahn hat. Die Toni scheint überhaupt lebhafter zu sein, als die Franzi bey Franzi mag wohl an mancher Bewegung die Maschine der abhaltungspunkt gewesen sein, / Toni wird auch mehr aufsicht brauchen, es wird nicht lange dauern wird sie überal aufstehen, und ist man nicht dabey, so könnte sie oft umfallen Sie wird gewiß auch schon ihren Nahmen recht gut kenen. Otto sagte das die Franzi sehr lieb spricht, ich glaube es recht gern den sie hat ja hier recht lieb gesprochen.
Zu deinen Nammenstag lieber Franz wünsche ich dir alles erdenckliche Gute, vor allen das du recht bald eine gute Stellung erhalten mögest. Otto und ich haben den Hern Erzpischof gebethen, er möge sich, für dich verwenden was er auch versprochen hat. Wie mit scheint bey Her[r]n Minister Strehmeyer [?]. Der liebe Gott wird es richten / wie es sein soll, und für dich am beßten ist, Der liebe Gott kann ja alles leicht zu recht lencken. Mir behalte ein Plätzchen in deinen Herzen. Die Zeilen von der kleinen Franzi haben mich sehr gefreut ich lasse ihr recht herzlich dancken Das wenige was ich Euch geschückt ist ja nicht der Rede wehrt, wen es hieße Euch helfen wollen. Fany hat nicht geschrieben ob sie ein leibchen brauchen kann nemlich ein gestrücktes und welche größe – und dan sagte sie mir sie wolle mir ein recht nettes Gedich[t] für das Stambuch für die Ida Spángler schücken hat aber immer vergeßen und hier plagen sie mich / immer darum.
Ich bitte die Kinder, und Rosa recht herzlich zu grüßen. Wir sind gottlob alle gesund. Die Franzi muß schon recht lieb sein wen sie an der vermeintlichen Nahmaschine arbeitet, die wird gewiß einmal recht fleißig werden. [klein:] den 30 te[n] Soeben hörte ich das der Herr Bezircksrichter in Modling [Mödling, Anm.] so schnel gestorben ist, ich bedauere sehr die Famile; aber auch schnel fiel mir ein, wie leicht könnte es dich dahinaus tragen, – ich glaube es würde dir gewiß nicht so unangenehm sein, was der liebe Gott will wird geschehen. Frau von Duregger, Fräulein Rosalie, und die Großmutter wünschen dir alles gute nebst vielen grüßen. Lebt alle recht wohl, es segnet und küßt Euch mit iniger Liebe Eure treue Mutter Spángl[er]
Brief vom 5. Dezember 1879 von Betti Katzinger an Fanni Spängler
Betti Katzinger an Fanni Spängler:
Grein am 5. Dezb. [18]79. [Monogramm: B K] Liebe gute Fanni! Sei so freundlich und entrichte nebst vielen Grüßen von mir und meinem Mann an Deinen Hr. Gemahl unsere besten aufrichtigsten Glückwünsche zu seinem Namensfeste. Möchtet ihre beyde sammt Euren herzigen Mädis stets recht gesund bleiben und froh und zufrieden dieß wünsche ich vom ganzem Herzen. - Heute erhielt ich von der guten Großmutter einige recht herzliche Zeilen, welche mich sehr erfreuten; ich bewundere daß sie so hübsch schreiben kann, so ganz ihre festen Schriftzüge wie sonst, dieß ist gewiß ein rechtes Glück was ich ihr so recht vom Herzen gönne, auch sonst ist sie außer dem fatalen Herzklopfen Gott sei dank gesund, der Theres geht es auch beßer schrieb sie mir, nur jetzt seit es so kalt ist, hat sie wieder öfters Schmerzen; der Winter hat halt so manches Unangenehme in seinem Gefolge. Uns geht es bis jetzt doch noch ziemlich gut, nur ich habe ein krankes Auge, doch wird es zum Glück schon etwas beßer.
- Ich weis nicht ob Du Dich noch erinnern kannst liebe Fanni, an eine Verwandte von uns die Gerharlinger Fanni von Rind welche lange Zeit in Salzburg beym Bruder Paul war als er auch das Kaffeehaus hatte, sie war eine hübsche Brünette/ hat vor 5 Jahren einen Buchbinder Namens Beib [?] in Rind geheirathet war recht glücklich hatte ein Mädchen und 1 Knaben, und vor 8 Wochen ist sie wieder mit einem Mädchen entbunden ging alles gut vorüber/ sie hat sich aber dan zu wenig geschont und verkühlt und ist am 9.te Novb. gestorben. Die Kobler Paulin ist auch in Folge des Wochenbettes am 13.te Novb. gestorben so auch das Kind ein Bub, ihr Mann der Wechselwächter [Bahnwärter] in St. Johann in Tyrol ist hat mir geschrieben er bittet wir sollten uns seines 6 Jahre alten Mädchens Luise annehmen, weis sich mit dem Kind allein nicht zu helfen. So sehr mir das arme Kind erbarmt, so gen [?] traue ich mich doch meinen Mann nicht zu bitten und ihm diese Last aufzubürden, den wir haben ja selbst nichts Uebriges, und er müßte sich doch manche Entbehrung auferlegen, wenn er auch noch für ein Kind sorgen müßte, dan sind wir auch beyde schon so alt, aber der Haupthemmschuh ist das Geld. Mir thut das Herz weh wenn ich an das arme mutterlose Wesen in dem Wächterhäuschen denke, und bete täglich Gott möge sich derselben erbarmen; wenn es nur die Greisbergerischen in Salzburg die ebenso nahe verwandt sind zur Paulin wie ich, und auch keine Kinder haben, sich des kleinen Mädchens annehmen möchten, die könnten es leichter thun wie wir, da sie sehr wohlhabend sind! Die arme Paulin hat sehr viel Elend und Noth ausgestanden, und für ihren Leichtsin gewiß genug gebüßt, sie verlohr nichts am Leben, den sie hätte kaum noch ein beßeres Loos zu hoffen gehabt - aber das schuldlose Kind ist sehr zu bedauern. Du glaubst nicht liebe Fanni wie sehr mir das traurige Geschick Pauls und seines Kindes schon das Leben verkümmerte - was ich thun kann um ihm hie und da eine kleine Unterstützung zukommen zu laßen thue ich wohl, aber es hilft halt nicht viel, im Herbst war er einige Wochen in Steyeregg bey Wilhelm, da konnte er sich wieder ein wenig erholen und doch täglich satt essen - Wilhelm thut recht viel für ihn, aber ganz erhalten kann er ihn auch nicht den er hat ja selbst 3 Kinder. Wilhelm hat seinen größeren Buben Hans der 12 Jahre alt ist, im Herbst nach Linz gegeben wo er die Bürgerschule besucht, der Bub macht ihm viel Freude weil er so brav lernt. Gott gebe daß er so fortfährt in seinem Fleiß und auch sonst brav wird, Hans war und ist immer mein Liebling von meines Bruders Kindern! Kürzlich habe ich in der Zeitung gelesen, daß in Wien so viele Kinder an den Masern erkrankt sind, im vorigen Jahr herschte in Grein diese zwar nicht gefährliche aber immerhin unangenehme Krankheit/ Gott gebe das Deine 2 Lieben herzigen Mädi welche ich vielmahls küße, davon verschont bleiben. Bin recht begirig wenn Du mir einmahl schreibst ob Du schon ein Hemd gemacht, und ob es zur vollen Zufriedenheit Deines gestrengen Herrn Gemahls ausgefallen ist? Das Du ein so gute Nähmaschin bekommen ist ein Glück das ich Dir sehr gönne, mich hat meine Maschin die ersten Jahre sehr oft segiert [sekiert, geärgert] und viele Thränen gekostet, jetzt bin ich zufrieden damit, wir haben uns nun schon zusammen gewöhnt. - Von meinem Leopold soll ich Dir viele Empfehlungen schreiben, Deine gute Schwester Rosa grüße vielmahls von mir, ich hoffe und wünsche das es Euch Allen recht wohl ergeht, denke sehr sehr oft an Alle besonders an die mir so sehr liebe Franzi! Lebe wohl gute theure Fanni, es küßt Dich innig Deine aufrichtige Betti.
Die Briefschreiberin ist Betti Katzinger, in einem Brief 1871 ist "Betti" genannt, ebenfalls 1880 und 1881. - Eine Tuschzeichnung auf Pergament unbekannter Herkunft liegt bei der Korrespondenz: Dr. Franz Spängler, ca. 1880, als Kopf des österr. Doppeladlers, mit dem "Corpus Juris" als Schild, umrahmt von vielen kleinen Kindern; in den Klauen das k. k. Bezirksgericht in Ottaking (Wien) und das k. k. Bezirksgericht in Pottenstein. Franz Spängler wird 1880 Bezirksrichter in Pottenstein an der Triesting (Nieder-Österreich). - Auf einer herausgeschnittenen Buchseite (bei den Briefen der Fanny Kobler) schreibt Fanny Kobler: "Die gute Betti Katzinger ist den 10ten August 1881 in Grein an der Donau gestorben." Betti ist die Tochter von Fannys Cousine. - Wilhelm Kobler in Linz ist Bettis Bruder, Fannys Neffe.
Brief vom 21. Dezember 1879 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsätze eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 21/12 [18]79 Meine inigstgeliebten Theuren Mit einiger Freude ergreiffe ich die Feder um an Euch zu schreiben Ich wünsche Euch vor allen recht glückliche Feyertage – und ein recht glückliches neues Jahr – im nächsten Jahr könen wir doch mit [zwei Wörter unterstrichen:] Zuversicht hoffen, das deine [vier Wörter unterstrichen:] Stellung eine beßere wird. Der liebe Gott möge hirzu seinen Heil Segen geben, das es für dich, eine Angenehme sey. Dan möge er Euch [unterstrichen:] mit – und [zwei Wörter unterstrichen:] in allen segnen, damit Es Euch immer gut gehe. Ich bethe oft für Euch alle; der liebe Gott möge mein schwa[c]hes gebeth erhören, dan wird gewiß alles recht werden. Ich dancke / dir lieber Franz für alles was du mir in diesen Jahr gegeben, es thut mir recht weh es annehmen zu müßen, da du selbst nicht zu viel hast. Wie oft dencke ich wie leicht könnte ich mit meinen Loos etwas gewinnen nur so viel verlange ich wie das ich mich selbst erhalten könnte, da würde ich mich ganz glücklich fühlen.
Bey Otto war jetzt ein ganzes Spital alle bis auf den großen Otto waren nach der Reihe kranck. so gar alle 3 Mägde, und fast alle das Gleiche Halsweh mit Fieber starcke Altnazion [?], und alle bis auf die Köchin mußten mehrere Tage liegen. Die große Louise, hatte gar starkes Fieber 128 Pulsschläge in einer Minute, am 3 t[en] Tag ist sie auf / gestanden um nach 2 Tagen wieder zu liegen nun sind bis auf die kleine Emile alle wider wohl, die Berta war auch sehr krank, ist aber wider lußtig und schlim Emile ist auf, aber kalt ist ihr immer, und sieht schlecht auß, es wird gewiß im leichten Grad, das selbe sein, wie bey denen anderen. Gott gebe das bis zum neuen=Jahr alles wieder in Ordnung ist. Die Großmutter ist wohl hat immer zu ordnen, sie hat ja alles neu herrichten lassen, und hat immer mit denen gewerbs Leuten zu thun, sieht sehr gut auß, und läßt Euch alle schön grüßen. Der Rosa lasse ich auch ein recht glückliches neuJahr wünschen nebst herzlichen Gruß.
Beyliegend sende ich 5 fl [Gulden] mit, damit Ihr Euch oder denen 2 Kindern etwas kleins kaufen könt – es ist wohl wenig, aber gewiß mit Freude gegeben. Fräulein Rosalie Spángler Duregger Lürzer – alle wünschen ein gutes neu=Jahr nebst herzlichen grüßen. Fany soll mir nicht vergeßen das bewußte gedicht, – und zu sagen ob sie ein Leibchen braucht. Otto und Louise nebst Kinder grüßen Euch herzlich. Dene[n] 2 Kindern wünsche ich nebst vielen Küßen ein recht gutes neuJahr. Bey Angermeyer jung und alt, bitte ich mi[c]h zu entrichten. So auch bey Franz Spángler Gabriela Duscher Pabitsch. Lebt recht wohl behaltet lieb Eure treue Mutter Spángler.
Brief vom 28. Dezember 1879 von der Mutter Antonia Spängler, an die Familie Franz II. Xaver Gregor Spängler in Wien
Brief von Antonia Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler; ein Bogen; / = Seitenwechsel (Leseabsatz eingefügt); fragliche [?] Stelle:
Salzburg den 28/12 [18]79. Meine inigst geliebten Theuren! Ihr habt mich, durch Euer so großes, und schönes Geschenck, in eine unendliche Freude – aber auch in eine große Verlegenheit versetzt; wie kontet Ihr Euch ummeinetwillen so weh thun, und so viel geld außlegen – mir ist es zu viel, ich muß mich wohl schämmen, das ich so wenig gethan habe. Wie die Minna die Sachen brachte, wolte ich es gar nicht glauben, ich sagte zur Minna es ist gewiß eine Irung, aber die Minna sagte mir es gehört ganz gewiß dein, ich nahm alles auß den Tuch und freute mich irig, und habe beides, / noch am selben Abend getragen so wie alle folgenden Feyertage. Es war am Heil Abend, dießmal wider bey Karl Spángler[24], die Einladung, wo besonders das Häubchen so sehr bewundert wurde. Zum Heil Tag war ich Mitag bey Otto geladen, und Abends bey Duregger wo ich überal beydes trug, denncke dir nur der Rock ist in der länge 170 [oder: , 70?] wie in der Weite bey den innen Haftel, ganz recht, wir staunten nur wie es möglich war das Fany es so errathen hat. Das Kleid war mir sogar nothwendig, aber ich wolte selbes ersparen; Louise sagte ein paar Tage zuvor zu mir Mutter jetzt hast du dir noch keinen Rock gekauft, und sagte ihr, ich dencke ich kann denselben / ersparen. Ich dancke Tausendmahl für alles, ich trage es gewiß fleißig, wie ich alles von Euch trage. Von Otto und Louise bekomme ich einen Tipet zu einer neuen Jacke, von F v Duregger bekamm ich ein sehr gutes weiches Tuch gewürckt; dunkel blau. Das Karl die Sege verkauft hat, war ein großes Glück, es scheint sie waren sehr zufrieden mit den Verkauf, was ich ihnen sehr vergöne.
Ich dachte wohl oft am Heil Abend an Euch und die beyden lieben Kindlein Franzi wird ganz glücklich geweßen sein, und wird sich gewiß recht gerne mit allen spielen was sie bekommen hat. Heute hat sich die Kälte gebrochen doch weis man nicht auf wie / lange. Otto ist nun schon 4 Tag zu Hauße an drüßen geschwulst, er hatte auch Fieber, ich hoffe es soll sich bald ganz geben. Ich wünsche allen einen recht guten Außgang des alten Jahr und einen guten eingang ins neue Jahr, ich bitte bleibt mir immer gut. Die Schwester Therese wünscht Euch alles herzliche gute es geht ihr gut Ich staunte über die Fortschritte welche die kleine Toni macht, die ist gewiß recht allerliebst. Ich freue mich schon recht sehr wen ich Heuer so gott will alle werde sehen. Noch einmal meinen herzlichen Danck für alles. Es küßt und segnet Euch mit aller Liebe Eure treue Mutter Spángler
[Seite 4 oben, auf dem Kopf:] Die Kindlein und Rosa grüße ich herzlich Für das Gedicht meinen danck [fleckig]
Einzelnachweise
- ↑ Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
- ↑ Zu generellen Problemen mit der Übertragung der Briefe von Antonia Spängler siehe zum Brief vom 18. April 1870, Einzelnachweis; siehe Kobler-Spängler-Briefe von 1870, und ebenso zu den Briefen vom 24. Jänner 1873 und vom 8. Jänner 1875. Dieser Brief ist mit durchscheinender Schrift stellenweise schwer zu lesen.
- ↑ Bereits in den Briefen vom 16. und vom 20. Jänner 1872 ist vom "Salzburger Kränzchen" in Wien die Rede, im Brief vom 5. Februar 1872 vom "Salzburger Abend" und im Brief vom 20. Juni 1875 vom "Salzburger Ausflug" in Wien.
- ↑ Richard Schlegel (* 1853; † am 18. März 1878 in der Stadt Salzburg, ein Sohn von Richard Franz Schlegel
- ↑ die jüngere Schwester, geboren 1857
- ↑ vgl. Brief vom 6. März 1873, Anmerkung, und öfter
- ↑ wohl die Mutter der Katharina Schlegel, gestorben 1883
- ↑ Möglich wäre Josefa Lürzer von Zehendthal (* 19. Oktober 1834 in Agordo/Venetien; † 7. Juni 1904 in der Stadt Salzburg), Stiftsdame in Hall in Tirol, eine Tochter von Franz Josef Anselm Lürzer von Zechenthal (*1796 in Hallein; † 1870 in der Stadt Salzburg), Bergbeamter in Agordo/Venetien, verheiratet in erster Ehe mit Marie, geborene Reisigl (* 1807; † 1850), in zweiter Ehe mit Anna, geborene Spängler (* 1820; † 1880).
- ↑ Präbende: kirchliche Pfründe
- ↑ Eduard Josef Maria Spängler (18. März 1839 in der Stadt Salzburg; † 1. März 1883)
- ↑ Diese Bedeutung von "Schlips" kann ich [O. H.] nicht identifizieren.
- ↑ Diesen Hinweis kann ich [O. H.] nicht identifizieren. Der Leopoldskroner Weiher kann nicht gemeint sein; die Hinweise für die Stadt Salzburg bei Eislaufen sind alle viel jünger.
- ↑ Das klingt nach einem Sprichwort. Ich [O. H.] konnte bisher unter den über 300 Redensarten mit "Hase" bei Wander (1870) zwei Hinweise finden: [Nr.] 39. "Der schuf den Hasen, der schuf auch den Rasen." [ohne Quellenangabe] und [Nr.] 142. "Wer da schuf den Hasen, der schuf auch den Rasen. – Gaal, [Nr.] 859." Vgl. Georg von Gaal, Sprichwörterbuch in sechs Sprachen […], Wien 1830. Nachweis: Deutsches Sprichwörter-Lexicon von Karl Friedrich Wilhelm Wander [Band 2, 1870, S. 368 ff.], digitalisierte Fassung […]: woerterbuchnetz.de
- ↑ Vgl. Briefe vom 16. Mai 1870, vom 28./29. Juni 1870, vom 30. Jänner 1872 und vom 24. September 1873.
- ↑ Aktienzinsen
- ↑ "Nr. 39" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
- ↑ Fanny Koblers jüngere Cousine Betti Kobler (* 1825; † 10. August 1881 in Grein), verheiratet mit Leopold Katzinger, schreibt sie als "Großmutter" an. Vgl. Aufstellung des Stammbaums Spängler, Kobler usw. bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org)
- ↑ wohl Fanny Koblers Schrift
- ↑ Auch die folgenden Übertragungen dieser Briefe 1880 und 1881 beschränken sich auf Inhalte, die für Salzburg relevant scheinen.
- ↑ Franziska Spängler, * 1877 in Wien
- ↑ Franziska Schlegel, verheiratet mit Franz II. Xaver Gregor Spängler
- ↑ Von Mitgliedern der Familie Fenzl ist in den Briefen öfters die Rede; sie sind bisher nicht näher identifiziert worden, auch nicht der unten genannte Spáth- / Späthhof.
- ↑ In den nächsten 8 Zeilen sind Flecken, d.h. schwer- und unleserliche […] Stellen.
- ↑ Carl I. Spängler
Quelle
Hauptartikel Kobler-Spängler-Briefe
Die Korrespondenz im Detail
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Literatur: Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler