Emma Schumacher

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Emma Schumacher (* 28. Oktober 1848 in der Stadt Salzburg[1]; † 1935 in Wien) Mitgründerin des "Erzherzogin Marie-Valerie-Kinderspital-Verein", verheiratet mit dem späteren Salzburger Bürgermeister und Landeshauptmann Albert Schumacher (* 1848; † 1913) und Stifterin eines großen Vermögens.

Leben

Emma Schumacher war eine geborene Zeller, sie entstammte der Kaufmannsfamilie Zeller. Ihr Vater war Franz Paul Zeller (* 29. Juni 1812[22]; † 2. März 1891), Kaufmann, Besitzer der Andre-Hofer-Feigenkaffeefabrik, Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, Landtagsabgeordneter und Präsident der Handels- und Gewerbekammer für das Herzogtum Salzburg und ihre Mutter Marie war eine geborene Bolland (* 1812; † 19. Juli 1873 in St. Gilgen-Ried). Sie war das jüngste von fünf Geschwistern. Die Geschwister waren: Friedrich Zeller (* 1. Mai 1838; † 19. August 1862)[24], Kaufmann, verheiratet mit Maria, geborene Göschl (* 1842; † 1863), Rosa (* 11. Mai 1839[25]; † 1917), verheiratet mit Eduard Stiebitz (* 1835; † 1872 in Linz), Maria (* 27. Oktober 1840[26]; † 1933) verheiratet Wahl und Ludwig (II.) Zeller (* 27. Mai 1844[28]; † 9. Oktober 1933), Besitzer der Andre-Hofer-Feigenkaffeefabrik und von 1885 bis 1909 Präsident der Salzburger Handelskammer. Emma Zeller ist im Haus Platzl 2, dem sogenannten Zellereck, aufgewachsen. Wenn Albert Schumacher seinen Schulfreund Ludwig ab dem Jahr 1859 regelmäßig besuchte, musste er nicht weit gehen, denn seine Familie wohnte am Universitätsplatz. Bereits im Alter von 16 Jahren stand für Emma fest, dass sie den mittellosen Albert Schumacher heiraten werde. Die Bemühungen ihrer Familie, ihre eine "gute Partie" zu vermitteln, blieben erfolglos.[2]

1872 heirateten Emma und Albert - sie war 24 und er 28 Jahre alt - in der Dreifaltigkeitskirche[3]

Die ersten gemeinsamen Jahre verbrachte das Ehepaar in Hallein, wo Schumacher als Hausarzt arbeitete (1872–1876). Diese Zeit empfand der junge Mediziner als beruflich und sozial erfüllend, wie der Chronik zu entnehmen ist. Die Mitwirkung im Gesangs- und Turnverein sowie die Möglichkeit, durch Wandern die Berglandschaft zu genießen, brachten die nötige Abwechslung und Entspannung. Schumachers Worte lassen sich so interpretieren, dass er gerne sowohl in Hallein bei seiner Tätigkeit als praktischer Arzt geblieben wäre, und dass in erster Linie seine Frau und die Angehörigen darauf bestanden, dass sie nach Salzburg zogen.[4] So lebte die Familie ab März 1876 in Salzburg in einer neu eingerichteten Wohnung im Haus Platzl 1, das damals noch Emmas Vater gehörte. Die Familie beschäftigte Dienstboten; im Jahr 1888 waren es zwei Dienstmädchen und ein Diener. Da keine geeigneten Kindermädchen gefunden wurden, übernahm Emma Schumacher selbst die Betreuung ihrer Kinder. Als die Familie übersiedelte, war die Tochter Lida zwei Jahre alt, und Emma stand kurz vor der Entbindung ihres Sohnes Franz, der im Mai 1876 geboren wurde. Ein Jahr zuvor war ihr erster Sohn im Alter von einem Jahr gestorben. 1879 wurde Sohn Heinrich geboren und 1881 Tochter Else.[5] Die Familie Zeller spielte auch weiterhin eine große Rolle. So bestand Emma Schumacher darauf, die Sommermonate mit ihren Kindern in Zell am See bei ihrem Bruder und dessen Frau Risa zu verbringen.

Emma Schumacher als "Mutter der Stadt" (1888–1890)

Am 17. August 1888 wurde Albert zum Bürgermeister der Stadt Salzburg gewählt. Auch wenn Schumacher seine ärztliche Tätigkeit aufgeben musste, bereitete ihm die zweijährige Amtszeit als Bürgermeister Freude. Wie seine Schilderungen zeigen, kam der Bürgermeister bei der Bevölkerung gut an. Aufgrund Schumachers kurzer Amtsperiode konnten einige seiner Projekte nicht abgeschlossen werden. Die Dankbarkeit, die Schumacher dafür erwartete, blieb aus, was ihn nachhaltig enttäuschte.[6] Für Emma Schumacher war, wie ihr Mann in seiner Chronik betonte, die Zeit zwischen 1888 und 1890 die glücklichste in ihrem Leben. Einerseits war ihr Mann in der Kommunalpolitik noch nicht den Belastungen ausgesetzt wie später in der Landespolitik, andererseits bereiteten ihr die Organisations- und Repräsentationstätigkeiten als Frau des Bürgermeisters große Freude. Albert Schumacher vermerkte, dass seine Frau beim oberösterreichisch-salzburgischen Sängerbundesfest am 8. Juli 1889 ihre erste öffentliche Ansprache hielt, die sie mit Bravour meisterte.[7] Aus den hier im SALZBURGWIKI veröffentlichen "Kobler-Spängler-Briefen von 1878 bis 1879" geht hervor, dass Emmas Haus möglicherweise "Weinbründl" genannt wurde. Emma besuchte Franziska Spängler (genannt Fanni) und diese erwiderte den Besuch am 17. Juli 1878. Am 30. Juli schreibt Fanni: "Heute wird Hugo Schumacher begraben; es ist ein Glück für Emma, daß er so bald abgerufen wurde, die Arme war bei ihrem Weinbründl. Das Ansehen seines Leiden[s] hat Emma recht angegriffen."[8]

Emma Schumacher als "Landesmutter" 1890–1912

Neben repräsentativen Aufgaben wie Protektoraten bei Wohltätigkeitsveranstaltungen war es vor allem ihre Tätigkeit als Vereinsfunktionärin, die Emma Schumacher beanspruchte. Während sie im Frauenhilfsverein vom Roten Kreuz und im Blindenfürsorgeverein nur einfaches Mitglied war, bekleidete sie im Kinderspitalsverein die Position der Vizepräsidentin und im Frauenerwerbsverein die der Präsidentin. Letztere erforderte nach Angaben ihres Mannes am meisten Zeit und Mühe. 1907 gegründet, bot er Aus- und Fortbildungskurse für Frauen, allerdings nur im hauswirtschaftlichen Bereich an. Organisation des Personals und Umgang mit Behörden lagen hauptsächlich in den Händen von Emma Schumacher.[9]

Erzherzogin Marie-Valerie-Kinderspital-Verein

Im Februar 1890 schloss sich Emma Schumacher einer Gruppe von Frauen unter der Leitung von Prinzessin Marie Rohan und Therese Baronin Haymerle an, die sich vorgenommen hatten, Geld für den Bau eines Kinderspitals aufzutreiben. Die Dringlichkeit dieser Aufgabe war offensichtlich, da im St. Johanns Spital Kinder bei Erwachsenen untergebracht und behandelt wurden. Schumacher schrieb in seiner Chronik von einer "verderblichen Situation für die Heranwachsende".[10] Darüber hinaus gab es, wie von Gunda Barth-Scalmani erwähnt, auch verwaltungstechnische Probleme, da es keine klaren Richtlinien für die Behandlungskosten von Kindern gab. Anderorts hatte man bereits erkannt, dass nur kindgerechte Pflege und Therapie zum gewünschten Erfolg führen und dass dazu eigens geschaffene Einrichtungen notwendig seien. So gab es in Wien bereits Kinderspitäler, die zwischen 1837 und 1878 entstanden waren und als vorbildhaft galten.[11] Bei seiner ersten Generalversammlung am 27. Mai 1891 im Gemeindesaal des Rathauses konnte der Verein bereits Erfolge aufweisen. Bei dieser Sitzung wurde Baronin Haymerle zur Präsidentin, Emma Schumacher zur ersten und Fürstin Wrede zur zweiten Vizepräsidentin gewählt. Weitere Mitglieder des Ausschusses waren unter anderem die Frau des Altbürgermeisters, Marie Biebl, die Frau des Vizebürgermeisters Poschacher sowie Gräfin Irene O'Donell.[12] Dass die Sitzung eines privaten Vereins im Gemeindesaal stattfand, ist der Verbindung Emma Schumachers zu kommunalen Politikern zuzuschreiben. Hier zeigt sich deutlich die Verschränkung von privatem und politischen Raum.[13]

Tod

In der "Salzburger Chronik" wird als kurze Notiz unter "Todesfälle" Emma Schuhmachers Tod kundgetan. Als "Verdienste" wurden aufgezählt, dass sie die Witwe eines ehemaligen Bürgermeisters und Landeshauptmanns und die Schwester eines verstorbenen Handelskammerpräsidenten war. Emma Schumacher verstarb in Wien im 87. Lebensjahr, ihr Leichnam wurde nach Salzburg überführt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in der Familiengruft der Familie Zeller.[14]

Quellen

  1. Taufbuch der Pfarre Salzburg-St. Andrä, Band VIII, S. 153.
  2. Elisabeth Rittinger, Wohltäterinnen. politisch rechtlos - aber tatkräftig, bürgerliche Frauen und ihre Einflussmöglichkeiten auf die Politik im 19. Jahrhundert, am Beispiel der Stadt Salzburg, Salzburg 2024, 73, online in: https://eplus.uni-salzburg.at/urn/urn:nbn:at:at-ubs:1-50167, SCHUMACHER, Chronik, 1912, 199.
  3. Trauungsbuch der Pfarre Salzburg-St. Andrä, Band IX, S. 7.
  4. Rittinger, Wohltäterinnen, 73-74, SCHUMACHER, Chronik, 1912, 36, 42, 43.
  5. SCHUMACHER, Chronik, 1912, 201.
  6. Rittinger, Wohltäterinnen, 75, SCHUMACHER, Chronik, 178. Noch 1909, anlässlich einer stattfindenden Veranstaltung zur Verleihung von Auszeichnungen durch die Stadt Salzburg, äußerte er: "Schumacher war auch diesmal nicht unter den Glücklichen".
  7. Rittinger, Wohltäterinnen, 77, SCHUMACHER, Chronik,201.
  8. Briefe vom 17. und 30. Juli 1878 von Fanni Spängler an Franz Spängler; online: Kobler-Spängler-Briefe von 1878 bis 1879
  9. Rittinger, Wohltäterinnen, 78, SCHUMACHER, Chronik,201.
  10. SCHUMACHER, Familienchronik, 1912, 86.
  11. Gunda BARTH-SCALMANI, Hundert Jahre Kinderspital. Von der Gründung durch einen Privatverein zum modernen Kinderzentrum, Salzburg 2000, 16 f.
  12. Vgl. N. N., Vereinschronik, in: "Salzburger Chronik", 29. Mai 1891, 3.
  13. Rittinger, Wohltäterinnen, 79-80.
  14. "Salzburger Chronik", 9. Mai 1935, 5, Rittinger, Wohltäterinnen, 83.