Kobler-Spängler-Briefe von 1844
In diesem Artikel werden die Kobler-Spängler-Briefe von 1844 aus einem Privatarchiv veröffentlicht.
Einleitung
Die Kobler-Spängler-Briefe bezeichnen eine umfangreiche Briefsammlung aus dem Besitz von Franz II. Xaver Gregor Spängler (* 1839; † 1912).
Über die Korrespondenz
Über seine Tochter Johanna Spängler (* 1882; † 1973), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* 1868; † 1940), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* 1917; † 2001), verheiratet Saska in Krems, an Otto Holzapfel (* 1941) in Freiburg im Breisgau in Deutschland.
Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen Franziska "Fanny" Kobler (* 1796; † 1886) und Franz Francesco Castelli (* 1796; † 1832). Deren Tochter Zäzilia Amalia Kobler wird 1821 geboren und heiratet 1846 Richard Franz Schlegel, stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes 1848. Diese Tochter, Franziska "Fanni" Schlegel (* 1848; † 1905), heiratet 1872 in der Stadt Salzburg den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz Xaver Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".[1]
1844
Fanny Kobler [Nr. 79[2]]: 184X, wahrscheinlich 1844, Meldezettel (Einquartierungszettel) des Höllbräu für Otto von SXXX aus Zwickau/Sachsen, unterschrieben "Serafin Kobler"
Brief vom 29. und 30. April 1844 von Hauptmann Glaeser [?][3] an Amalie Kobler-Castelli
Brief an Zäzilia Amalia Kobler; im Bündel mit schwarzem Band; ein Briefbogen und ein Blatt, sechs Seiten eng beschrieben; bei dem dünnen Papier der ersten 4 Seiten schwer lesbar, da die Rückseiten durchscheinen; [?] = Lesung fraglich; Umlaute selten markiert; XX und […] = Fehlstellen und Auslassungen; ./. = markierter Seitenwechsel; / = Absatz:
Wien im großen Hause am 29 t[e]n April [18]44. Herrin // Mein werthes Fraulein! O Herrin ich falle zu Füßen und entschuldige mich ob meiner Saumseligkeit im Schreiben nicht. – obwohl ich einige dürftige Gründe dazu anbringen könnte, so ist das doch noch nicht hinlänglich um sich mit nichtigkeit zu entschuldigen […] ./. […] Mein Früh u Abend Essen besteht aus einer Einbrennsuppe. – Mittags XX mit Soße und Nudeln alle Tag, gleich […] als Nachtrag zu den mit Dampf abgeschmelzenen Nudeln, ist zwar auch sehr gut, den man bekommt keine Fettfläber im Magen. – Nun aber zur ernsthaften Vertheidigung. Obwohl mein letztes Schreiben die Mama so manches klar gemacht haben so muß ich doch offen sagen, daß ich gar nicht Ihre gute beiderseitige EXX Meinung verkenne, muß aber auch zugleich sagen, daß Sie meine beste Herrin auch daß ganze nur von einer Seite ansehen – den es ist nicht so, wie Sie es sich vielleicht vorstellen, und das Gefühl bei Behandlung von Fremden ist überall 0 = 0. Nein Herrin Ihre Ungnäde dadurch erlangt zu haben, will ich nicht hoffen, besonders wegen der nicht dem Avencement in Verbindung [unterstrichen] stehenden m – Auch habe ich über Sie nicht loßgegangen – und wenn ich im allgemeinen zwar ungenau Schreibe, so ist daß doch nicht gegen Sie der Fall, den es ist mein höchstes Vergnügen hier daß ich habe, wenn ich Ihnen und Ihrer sehr Werthen Mama schreiben darf u kann. ./. [Seite übersprungen wegen Unlesbarkeit] ./.
[Seite übersprungen wegen Unlesbarkeit…; folgt eigenes Blatt aus anderem Papier] fortsetzung. Wien am 30t[e]n April [1]844 // Fraulein [von] der ich nun die Erlaubniß, und was noch mehr ist den Befehl habe oft und viel zu schreiben, so will ich vorerst Ihr mir werthes Schreiben vollends beantworten, und dann muß zu den allenfalsigen Rest übergehen. Das Malinofsky wohl ist, freit mich, na xx und bleibe gespant, dafür habe ich hier das Glück einen zwar recht willigen aber schon seit seiner Geburt dumen Mann als Wärter und Diener zu haben – Eine nur Geduld Übungs Gelegenheit. – Villen [V dick verbessert] Käufe habe ich wohl schon in Comissionen gegeben, und sobald der Heilige Sch die Geldweisungen eingeschükt haben wird, so werde ich nicht unterlaßen die [Leerstelle] Abbildungen einzuschüken. Nachdem ich füglich doch nicht früher kann, wie ich mich nicht gerne möchte als Caution in Schuldthurm depostiren lassen, oder aber directe als Completer in den Runden Haus für immer ohne Hoffnung auf Avencement aufzuheben – – … … [Striche und Punkte] XX XX. Die Blumen leben und die Mama halt den Gimpel oft XX XX ich verstehe den Satz: Wenn ich noch ofterer an Sie beide denken sollte als so geschicht, so wäre nicht einige für meinen Bruder ein Platzchen gelaßen – Was nicht ist wird schon werden mit – Also nur Geduld meine Herrin. – Ich darf nicht wie ich will. Schreiben Sie bestes Malchen nur recht oft und viel, den alles intresirt mich, selbst das Englische daß ich so was man sagt nicht verstehe – Ich bin überzeugt, und sage dank für den Englischen Wunsch zu meiner Genesung. – Der Profeßor sagte Gestern, es kann nicht beßer gehen und heute dazu er würde mich 2 Tag gar nicht Ansehn, und ich soll garnichts ./. ./. und es auch nicht ansehn.
– Bin doch begierig was es gut werden wird – übrigens wurde ich der Mama die Klinik genauso Beschreiben, als Sie sich solche Vorstellt, und Sie die gute Perle wird da Sie so besorgt ist, ganz beruhigt werden. d: h: zu Hause am besten bleibt bewährt – Urtheilen wollen wir erst zuletzt. – und darüber sprechen wenn ich wieder in der Hölle [ Höllbräu] lebe, da wahrscheinlich nichts geschnitten noch gebrennt wird. – und auch nichts gefüttert, so schlägt es sogar in meinen Wunsch. – Vergeben ein andermahl den Schluß. – Ihr ich ich küße küße die das Händchen und und bin bin[4] und bleibe mit aller ergebenheit dero ergebenster bester Haiter Poldl. // An die Mamsel Theres // alles schöne, und ich freie mich mit Ihr einmal Coccolade zu trinken, aber im May wo der beste Obers ist schwerlich. Doch wer weis. – Alle Hrleute sein von mir herzlich gekrüßt. – doch unterfange ich mich diese Auftrage nicht Ihnen zu machen, und werde es durch Malinofsky den ich ohnehin auch dieser Tage schreibe, auftragen. Schreiben Sie bald Fräulein und entrichten Sie und Ht [Kürzel, Hauptmann? Anm.] v Schlegel alles schon gefalligst. – Wenn die Tour an ihn kommt, so gebe ich Ihn auch zugleich ein Absch[ri]ft des ganzen mit mir vorgenommenen, doch bis jetzt geschah doch gar nichts, und ich warte daher, bis es unternommen [?] wird. // An das Fraulein Amalie Castelli. // durch Gütte. [direkt unten auf den Briefbogen geschrieben; gefaltet nicht als Briefsendung erkennbar]
Brief vom 5. Mai 1844 von Hauptmann Glaeser [?][5] an Amalie Kobler-Castelli
Brief an Zäzilia Amalia Kobler im Bündel mit schwarzem Band; ein Briefbogen, vier Seiten eng beschrieben; bei dem dünnen Papier schwer lesbar, da die Rückseiten durchscheinen; [?] Lesung fraglich; XX und […] Fehlstellen und Auslassungen; ./. = Seitenwechsel; // = Absatz:
Wien am 5 t[e]n May 1844. Meine Gebietherin Hohe Edle Herrin! Ich bin zwar ganz in Ordnung in meinen dienstlichen Geschäften, doch dießmahl weis ich nicht recht wie ich in den Gratulations Tagen daran [?] [gestrichen:] ist bin, ich glaube am 9 t[e]n May ist ein Puzzeltag meiner Herrin oder 13 t[er] x. Kurz ich weis es nicht und mache mir […; folgendes soweit erkennbar:] Er bittet um Auskunft, damit er noch in der Octave dazu kommt, seine pflichtschuldigste… mit Worten…; er hat mit Dr. Haagner gesprochen wegen seiner Krankheit, die "nicht böse" ist; er braucht keine Medikamente, muss aber länger bleiben [?]) . /. Er wäre gerne in der "Hölle" [ Höllbräu], und könnte dort auch die Diät bekommen; er ist "lustig, heiter, froh"; 10 oder 12 Portionen [wovon? Anm.] dürften ja nicht schaden, und die 12 Gulden möchte er spendieren; und lieber möchte ich in Streit, als soweit von Ihnen zu leben. – Ich bin schon so wie der Caro, wenn er auch Zeitweise getretten, so wird er doch wieder gebethen, sich zu bedienen […] Jetzt wird zwar nicht gestritten, desto mehr aber gelitten, den so allein zu sein, und gar keinen Wein, ist mein Tod in meiner Cour. – Bei Euch will ich gerne sein, ohne einen Tropfen Wein […] ./. Wenn mich die Aussischen Bäder [Bad Aussee?] nicht aufhalten, so werde ich bald und zwar unerwartet Abends anklopfen, und sie […der Rest muss warten; die Übertragung ist mir, O. H., zu mühsam] ./. […] – Ich küße die Hand und bleibe mit Achtung Ihr angeXX bereitwilligster Glaeser Hpt // An Mein Fraulein Malchen Castelli // durch Gütte. [direkt unten auf den Briefbogen geschrieben; gefaltet nicht als Briefsendung erkennbar]
Brief vom 7. Mai 1844 von Amalie Kobler (Amalie Castelli) an Babette (Betti) Kobler [Katzinger][6]
Brief von Zäzilia Amalia Kobler, 1844 [7. Mai 1844] Briefbogen mit grauer Banderole "1844", beiliegend kleine Visitenkarte "Amalia Schlegel." Gefaltet, zwei Seiten beschrieben, gebrochenes rotes Siegel: "An, Mademoiselle Madem: Babette Kobler. in Scheerding [Schärding]." mit Bleistift "4 x"
Salzburg, am 7. Mai 1844. Meine liebe theuere Freundin! In einer so traulichen Lebensstunde, wo wir vor kurzer Zeit oft so vergnügt beysammen auf dem Sopha saßen und welche Stunden ich so lieb habe, in eben einmal solchen sitze ich nun auch, leider ohne Dich, und muß mich begnügen Dich schriftlich anzusprechen. Wie geht es Dir, und deiner guten Mutter, was macht ihr? Unzählige Male denke ich Deiner, und kann nicht glauben, daß Du meiner so gar vergessen, daß Du nicht schreibst, da Du es mir doch versprochen. Uns geht es gut, nur hat sich unser ohnedieß sehr kleiner Zirkel noch mehr verkleinert, da Herr Hauptmann Glaeser nach Wien gereißt, und noch vielleicht längere Zeit dort bleiben wird. Es geht ihm gut, und er hat sich Deiner in einem Briefe freundlich erinnert und mir aufgetragen, wenn ich Dir schreibe Dich vielmal zu grüßen. Ich schreibe ihm öfter, und Du könntest mir einen Gefallen thun, und ihn gewiß recht angenehm überraschen, wenn Du einige Zeilen an ihn schreiben, und sie mir dann schicken möchtest, damit ich sie in meinem Brief einschließen könnte. Ich hofe [!], daß Du mir mit nächsten antworten, und meine Bitte erfüllen wirst, da die Zeit seines Aufenthalts in Wien sehr unbestimmt ist. Salzburg verliert jetzt wieder an weiblichen Schönheiten, die beiden Fräulein Müllbauer reisen fort, die Teres nach Graz, / und die Cati nach Maria Zell, jede zu einem Onkel. Dann ist die Hablin Rosa abgereißt, nach Wien wieder zu der Gräfin wo sie früher war. Außerdem ist nichts Erhebliches vorgefallen. Ich gehe meinen gewöhnlichen Gängen nach die Dir bekannt sind. Die Mutter grüßt Dich, und Deine liebe Mutter vielmahl. Entrichte ihr auch von mir alles Herzliche. Madame Schlögelhofer, und Hr. Dr. Schlegel grüßen Dich auch, von der Theres an Dich und deine Mutter viele Grüße. Was macht Dein Kind? Schreibe bald und viel. Ich habe zwei schöne Kleider, und ein Sonnentuch bekomen [!]. Wir sind gesund und zufrieden, und ich wünschte recht Dich mehr in meiner Nähe zu haben. Wer weiß, was geschieht. Lebe recht wohl, grüße die von mir die mich kennen, unbekannter Weise Deine Freundin Fanni, und nim den innigen Kuß, Deiner, Dich innig liebenden Freundin Amalie Castelli / Ich habe eine Menge hübscher Lieder bekommen, die Meisten von denen, die du kennst; auch das aus Zar u. Zimmermann [Lortzing 1837]. Wenn du doch bei mir wärst.
Brief vom 14. Mai 1844 von Betti Kobler, Schärding, an "Herrn Hauptmann" [Glaeser] in Wien
kleiner Briefbogen mit buntem Prägedruck "Blumen", / = Seitenwechsel:
Scheerding am 14te May 1844. Geehrtester Herr Hauptmann![7] Sie werden nicht ungütig nehmen, daß ich so frey bin, Sie mit einigen Zeilen zu belästigen; doch da ich von der lieben Maly [ Zäzilia Amalia Kobler] einen Brief erhielt, und erfuhr das sich Herr Hauptmann in Wien befinden, und Sie Ihnen öfters schreibt, so konnt ich mir unmöglich das Vergnügen versagen mich mit Ihnen schriftlich zu unterhalten, da es mir leider mündlich nicht vergönnt ist. Herr Hauptmann werden sich vielleicht noch erinnern können, daß Sie [unterstrichen:] versprochen haben im Frühjahr Braunau und auch Scheerding zu besuchen, aber mir scheint – daß ich mich in der angenehmen Hoffnung Sie zu sehen getäuscht habe: Allein ganz ungestraft, wird es Ihnen nicht hingehen, wenn Sie Ihr Versprechen / nicht halten, ich werde die Maly bitten, daß Sie Ihnen statt meiner ein [unterstrichen:] wenig auszankt, und ich glaube Sie wird mir [doppelt unterstrichen:] diese Gefälligkeit erweisen? – Mit der größten Freude erinnere ich mich immer an die fröhlichen Stunden, welche ich in Ihrer und der lieben Frau Maly Nähe, so vergnügt zubrachte, unvergeßlich werden mir jene nur zu schnell entfloh’nen Tage bleiben; Sehr angenehm überraschte es mich, daß Sie Sich wie mir die Maly schieb, meiner freundlich erinnerten. Ich wünsche das Sich Herr Hauptmann in Wien recht gut unterhalten und verbleibe mit Achtung Betty Kobler. Von meiner Mutter unbekannter Weise eine Empfehlung.
Brief vom 5. Juni 1844 von Rosa an Cäcilia Amalia Kobler-Castelli
[5. Juni 1844] Brief von Rosa [Hablin; siehe nachstehende Briefe vom 28. Juni 1844 und 20. Juni 1845 und öfter] an [Nr. 39[8]] Cäcilia Amalia Kobler-Castelli (* 1821; † 1848) [gefaltetes Blatt, gebrochenes Siegel "H", Stempel "Warasdin 6. Jun. XX" - der sehr undeutliche Stempel am Knick sieht fast eher wie eine 3X aus! Im Zusammenhang datiere ich jedoch 1844 - und "Salzburg 10. Jun."]:
Fräulein Fräulein Amalie v. Castelli zu Salzburg. Judengasse No. 67. 1ter Stock. – Petite méchante! C’est la même amitié, mit der du mich so lange auf eine Antwort auf mein Schreiben erwarten läßt, et m[ê]me celle, mit der du dich in Salzburg gegen mich betrugst! 3mal besuchte mich die zärtliche Freundin während meiner halbjährigen Anwesenheit. C’est une amitié bien commode, et comme je crois, aussi beaucoup dans la mode!- Es ist fürwahr zu arg! seit dem ich hier bin, erhielt ich noch keinen einzigen Brief- und den 8ten May verließ ich Salzburg- u. heute avons nous le 5ieme du mois de Juin. C’est trop- c’est trop! Daß mir mein lieber guter Vater nicht schreibt, weiß ich u. bin beruhigt darüber, da er mir selbst Zeitpunkte darüber bestimmte; aber du, du- je ne trouve pas des mots qui expriment justement, ce qui je te veux xxmmer! also du – Unaussprechliche! - was kannst du für einen Grund haben als xxx [creuse?] für dein obstinates Schweigen!- Jedermann hier erhält Briefe. Isabelle schon ein halbes Dutzend, nur mir allein bringt der heißersehnte Bote keine, den ich mit so hochklopfenden Herzen in’s Schloß tretten- u. mit Thränen getäuschter Erwartung wiederfortgehen sehe. Mais au nôm de ciel! petite mêchante. warum schreibst du denn nicht?. Pour te punir justement, c’est à dire, pour de [te] faire payer 1 2 x monnaie- schreibe ich dir wieder. Eigentlich drängt es mich nun, meiner unsäglichen Galle etwas Luft zu machen! Ich Ärmste! gebannt in ein / alter Gespenster[h]auß, von der Außenwelt total abgeschnitten keinen fremden Gast sehend, als die ungebetenende Ratten u. Mäuse, die, trotz dem Bataillon Katzen das jetzt hier einrücken mußte, noch mit größter Unverschämtheit herum trottiren; ich arme Verbannte, die ich mir selbst vorkomme wie der trostlose Geist eines weiland hier schmachtenden Burgfräulein’s, wenn ich in das erblindete Glas meiner Vyngel’s schaue, ich Ärmste bekomme nicht eine einzige allerwinzigste Nachricht aus der lieben Alpenstadt, die meinem Herzen stets so unbeschreiblich theuer ist, wenn ich ferne- ferne von ihr bin. C’est étonnant! inconcerable! Nicht wahr?- Ach! plötzlich aus ihr fortgerissen, wie Mephistopheles den Faust entführte, bin ich in eine reitzende Einöde versetzt, welcher um sie ganz romantisch zu finden nichts abgeht als eine Strohhüt[t]e, ein Bächlein, eine Rasenbank- ein Feld mit Kartoffeln und- Er!- Allein keinen "Er! sondern nur den Grafen, die Gräfinn, Nandinchen, die expricieuse Anglaise, u. die bittersüße De Taux sehe ich, u. diese Gestalten wechseln nie mit Ande[r]n. Wir können uns ferb xxbelten, wir seyen im Paradiese u. die einzigen Menschen, letzterer Wahn wird sicher nicht gestört! Hier auf dieser Felsenburg hausend wie ein einsamer Spatze, kann ich kaum für wahrscheinlich halten, daß ich noch vor Kurzem in dem bunten Geräusch einer Stadt war, kaum noch vermag mir meine XXX imaginativer nachgufild an was ich dort sah, phantastischte Gebilde steigen umdeutlich vor mir auf, "bunte Kuppen" in schwarzen, rothen, grünen, gelben Farben, "mit Waffen behangen"- hier ist nichts was mir das Alles deutlicher zu xxkrufen wünscht,- doch ja, j’oubliais! nous en avons aussi un exemple! et c’est le Baron Fermont ein mit dem Zipperlein behafteter Rittmeister /
welcher das dadurch entstanden u. seine Eitelkeit wenig choquierendes Hinken, als folge einer in der Schlacht erhaltenen Wunde ausgibt. Dieser der Baron, kommt oft zu mir, er ist so etwas von einer männlichen Coquette, u. in seinen schöneren Jahren- tempi paßati, haben, wie man sich erzählt, seine sorgfältige Toilette, sein solides Vermögen zwey-drey Herzen gebrochen! Und dieser Lovelaer, will hier Ähnliches bewerkstelligen u. ich soll das Opfer dieses podagrischen Unwiderstehlichen seyn. Durch einen köstlichen Zufall erfuhr ich daß er sogar mit Graf Georg eine Wette einging, das ihn diesen xxkke, er brächte es doch noch sicher dahin, daß ich mich in ihn verliebe! "Was für eine dumme Gans er ist!" sagte Isabelle mit ihren exxroblen Deutsch /:das jetzt noch schlechter geworden:/ als sie es mit mir zugleich erfuhr. "Welch ein köstlicher Spaß, das seyn wird," dachte ich; u. wie ich mich mit diesen ruses réciproques amazire rief endlich die Gräfin, wan mir Xnachrichtigs, u. gibt nun eine stille Beobachterin ab.- Unser Leben hier ist wie im vergangenen Jahr. Die Grillen u. he[XXX] schreyen noch immer, die Nachtigallen schlagen und die Kapaunen singen wie neulich Isabelle sagte, anstatt "die Hähne krähten." Unsere plaisirs innocents erstrecken sich noch immer auf alle Xand- Buch- u. Schlafstellungen u. überdieß sxuen nach auf eine bedeutend[e] Zucht Seidenwürmer, wo ich fleißig- ja mit Passion arbeite, bis mich die Gräfin fortjagt wenn ich in den warmen Häusern wie gebraten endlich geworden bin. Du siehst welch ein weites campagne de plaisir ich besitze. Ubrigens ist das sonst so milde Klima sehr kalt naß immer, ich friere beständig. Ist es auch so in Salzburg? War es die Pfingsttage schön? Wird es morgen schön seyn in Salzburg- nämlich am frahelxchen Tage!- Antworte hierauf!- Doch a Dieu, my dearest- ich lerne ausnehmend fleißig l’anglais! u. Géographie! a Dieu, petite satan! Man ruft mich zum Xher. Ein willkommener Ruf! car j’ai appetit!- a Dieu! adieu! adieu!- Rosa.
Die Briefe von Rosa Hablin an Amalia Kobler 1844/45 zeugen von einer etwas anstrengenden Freundschaft, deren Einzelheiten ich nicht kenne. Immer wieder wird diese Freundschaft bemüht, aber offenbar von Seiten Amalias enttäuscht, und Rosa antwortet bitter, z. T. verfällt sie in die distanzierte Form des "Sie". Ich habe diese Briefe aus Kroatien gekürzt nicht nur weil sie zum großen Teil auf Französisch abgefasst sind, sondern weil sie kaum Hinweise auf Salzburger Verhältnisse enthalten.
Brief vom 29. Juni 1844 von Rosa Hablin an Cäcilia Amalia Kobler-Castelli
1844 Brief von Rosa [Hablin, eine Freundin von Amalia Kobler] an [Nr. 39] Cäcilia Amalia Kobler-Castelli (* 1821; † 1848) [gefaltetes Blatt, gebrochenes Siegel "H", Stempel "Warasdin 29. Jun. 1844" [Varazdin, heute in Kroatien] und "Salzburg 3. Jul." manches schwer lesbar]:
Fräulein Fräulein Amalie v. Castelli zu Salzburg, Judengasse No. 67. 1ter Stock. – Meine gute theure Maly! Ach Gott! wie ich mich verschrieben habe-: gute theure Maly, das wollte ich wahrhaftig nicht schreiben, denn ich bin sehr- sehr böse auf Dich, u. glaube, es ist nicht Scherz- sondern Wahrheit, wenn ich Dir sage, daß floß aus alten Gewohnheit, diese zärtlichen Worte meiner Feder entschlüpften. Jetzt bin ich 2 Monate hier und habe einen einzigen Brief, und den von meinem guten Vater erhalten. Dieser war 2 u. ½ Zeile lang, der Inhalt folgender: Liebe Rosa. Deine Briefe habe ich richtig erhalten u. daraus gesehen daß Du in Versicherungen Deiner kindlichen Liebe durch die Feder weit freygebiger bist als mit Worten. Übrigens befinde ich mich in vol[s]tXX Gesundheit was auch dir wünscht dein Vater! Sonst erhielt ich von keinen Nachricht, u. nun sage ob es nicht zum Verzweifeln ist. Du weißt wie schwer, mit welchen Bangen gepresten Hunger ich Salzburg verließ, Du kannst ahnen, daß durch diese so schnelle unverhof[f]te Abreise ich unendl XXehrlich auf die Ungewißheit drucken muß, mit der wir selbst von der nächsten Kunde mit Bestimmheit sprechen können. "Werde ich meinen Vater wieder sehen, wird mein Fuß Salzburg jeh wieder betretten!" So quäle ich mich beständig, ach bin sehr- sehr traurig.- Selbst die größte Gleichgültigkeit einer Fremden würde mich nicht so grausam der MaXX hingeben. Nachrichten von meinen Lieben von der Stadt grd geben die ich verließ, u. die dem Herzen so theuer sind, so unendlich süß, wenn man ferne u. so einsam ist:- Ich hätte dir unendlich viel zu sagen, zu erzählen, XXigenden sich in Zungen sehr viel seiner XX und, allein ist bin zu verstimmt, dieses XXgentliche Harren u. Hoffen, das immer vergebens, der nimmer bXXgt der äusehnde Bote mir de erwünschte Nachrichten, ich die krank an Körper u. Gemüth, gestern hatte ich einen Fieberanfall ich war sehr unwohl, und wir füchten daß das Fieber Morgen bey mir ausbrechen wird.- Ich kann diesen beständigen Temparaturwechsel nicht ganz ertragen, u. vorgestern wo ich schon sehr unwohl war, fuhr ich nach Warasdin u. das hat mich in dieser unerträglichen Hitze die wir hier haben sehr angegriffen.- Habe Mitleid mit mir, Maly! schreibe mir, ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Hast Du meine beyden Briefe nicht erhalten?- Was- was ist die Ursache dieses zerdrückenden Schweigens. Ich weiß nur mehr ein Mittel! Wie ich mit umgehender Post keinen Brief habe, send ich Dir ein großes Paket voll altes Papier damit du unendlich viel Postporto zahlen mußt. Ich weiß Dich nicht anders zu strafen- aber es wird geschehen. Maly, ich gebe dir mein Wort darauf!- Lebe wohl, mich schmers[zt] der Kopf, u. ich schreib Dir nun noch schnell weil ich glaube krank zu werden u. mir für diese Zeit eine Nachricht aus Salzburg gewinnen müste [möchte] – 28 Juni [1]844. Rosa.
Brief vom Juli 1844 von Rosa Hablin an Cäcilia Amalia Kobler-Castelli
1844 Brief von Rosa [Hablin; siehe vorstehende Briefe vom Juni 1844] an [Nr. 39] Cäcilia Amalia Kobler-Castelli, Blatt ohne Umschlag:
Ma bien aimée! Je recevais votre lettre piquant, ennuyant, méchant, abominable ect ect- mais pour en punir, vous me saurez rien de l’éffet qu’il produisait dans mon coeur!- [...] nicht gelesen [...Schluss:] adieu ma bien aimée! ma petite méchante, adieu! Ecris moi chère Amelie, je t’en prie, écris moi! je me suis armé de la patience de Job [Hiob]; j’éspère que je peux attendre ta épouse. Tout à vous. Rosa. – Opeka, 29 July [1]844 – Je te prie à me copier ce poème de Castelli: Es sind zwey kleine Fensterlein in einem großen Haus ect. Et puis ces mots de Schiller vous l’avez dans votre album: Wie entzückend u. süß ist es in einer schönen Seele ect.- Ay[ez] la bonté, et m’envoye dans une lettre tres aimable, ces deux XXX.- Mes compliment à votre mère.- [quer:] Isabelle travaille quelques chose pour vous! Ayez bonte[é], ma Mignonne, vous m‘avez encore rien fait pour votre amie et corespondant inconnu.
"épouse" = (?) Amalia Kobler heiratet 1846 Richard Franz Schlegel. – "Schiller" = aus "Don Carlos": "Wie entzückend und süß ist es, in einer schönen Seele verherrlicht uns zu fühlen, es zu wissen, dass unsre Freude fremde Wangen rötet, dass unsre Angst in fremden Busen zittert, dass unsre Leiden fremde Augen wässern!"
Brief vom 18. August 1844 und 11. September 1844 von Amalie Kobler (Amalie Castelli) an Babette (Betti) Kobler [Katzinger]
1844 [18. August 1844] Briefbogen [gleiches Bündel wie Brief vom 7. Mai 1844], gefaltet, dreieinhalb Seiten beschrieben, ohne Adresse
Salzburg, am 18. August 1844. Meine liebe Gute Betty! [darüber geschrieben: beantwortet] Wie sehr mich Dein freundliches Briefchen zum Namenstage gefreut hat, kann ich Dir nicht sagen, ich möchte Dir vielmehr gerne beweisen, wie lieb Du mir bist, und wie oft ich an Dich denke. Doch könnte ich wirklich dazu keine Worte finden, und freue mich nur im Voraus schon auf die Zeit wo wir mitsamen [!] wieder die Stunden verleben werden; ich hoffe daß die Zeit kommen werde. Ich freue mich daß Du und Deine Mutter gesund seyd; die Meinige welche Euch beyde vielmal grüßen und küßen läßt, leidet besonders heute an heftigen Herzklopfen, welches wohl von den heftigen Gemütsbewegungen komen [!] mag, in welchen sie jetzt lebt. Es betrift [!] nämlich einen großen Bau des Bräuhauses [ Gasthof zur Hölle] der uns bevorsteht, indem das Poschacher Haus das wie Du weißt [etwa: verfällt bzw. marode ist] und neuerlich mehr ist, und dem Einsturz droht so daß bereits alle Parteien ausziehen mußten. Unser Bräuhaus Lokale mußte zu ihnen Stützen setzen [die Wand] ganz durchgeschlagen werden und es sieht bey uns aus als ob Krieg wäre; wie es werden wird weiß ich, und kein Mensch, nicht. Bey so eng an einander stehenden Häusern ist schon richten [?], und so sind die Sachen den Rechtsgelehrten / übergeben, da sie [Katharina Mayer, geb. Poschacher, Anm.] wünscht es soll von unserer Seite mit bezahlt werden, weil wir leider so nahe sind an ihren schlechten Hause. Du und Deine gute Mutter könnt Euch nun denken, was es da fatale Geschichten gibt, da sogar das Haus links [»Höllbräu«] damit beschäftigt ist.[9] Diese Unanehmlichkeiten ausgenommen bin ich wohl, und zufrieden. Das Wetter fortwährend schlecht. Der Vater Aufschlögl [?] war da; er sieht gut aus. Die Mad. Mayr ist mit einem Sohn entbunden.[10] Der Hr. Hauptmann [Glaeser] ist von Wien nach 14 Wochen zurückgekehrt, und grüßt Dich vielmal; nächstens wird [er] Dir Deinen Brief beantworten, welcher ihn sehr freute.
[derselbe Briefbogen:] Am 11. September 1844. Du siehst meine theuere Betty, daß schon wieder 3. Wochen vorüber sind, ohne daß mein Schreiben an Dich ge[e]ndigt war. Glaube ja nicht daß es Gleichgültigkeit ist, denn könnte ich Dir fühlen lassen wie oft ich von Dir rede oder an Dich denke Du würdest gewiß zufrieden seyn. Wir hatten seit der Zeit viele Fremde, [Gäste][11] aber leider auch genug Verdruß, und hätte ich auch manchmal Zeit gehabt, Dir zu schreiben, so weißt Du ja selbst, daß man oft nicht Stimmung dazu hat. Doch deine Liebe / wog [?] nicht mein Wort, und vergilt mir mit baldiger Antwort. Verfloßnen Sonntag am 8. Sept: waren Hr. Hauptmann [Glaeser], Dr. Schlegel [ Richard Franz Schlegel] und wir beide [Fanny Kobler und Amalie] in Fürstenb[r]unn [ Fürstenbrunn] wir dachten Deiner, und unterhielten uns gut. Dr. Schlegel grüßt Dich vielmal herzlich; auch Madame Schlögelhofer, und Theres, welche auch Deiner Mutter Alles Schöne sagen läßt. Wärest Du nur bei mir jetzt, wo die Fremden schon seltener werden, könnten wir recht herum fliegen. Ich hege den Wunsch Dich kommenden Winter bey uns zu sehen, sage ihr Deiner Mutter mit vielen Grüßen von mir, auch sie sollte kommen, und wenn es nicht sage [ihr, sie] kann doch Dich ein wenig entbehren, o wie freue ich mich darauf!!!!!! Hablin Rosa welche sich schon lange wieder in Croatien befindet,[12] schreibt mir oft, doch Du kennst ja ihre überspannten Sachen. Im letzten Briefe vergaß ich Dir zu sagen daß ich zum Namenstag der Mutter noch den Fußschemmel fertig machte, ich sperte mich nemlich einige Tage in das andere Zimmer ein, und den letzten Tag arbeitete ich bis 2 Uhr früh; Um 6 Uhr holte ihr der Tag XXX und um 8 Uhr früh am 9. May übergab ich ihn. es war kein kleines Stück Arbeit, doch sie XXhete sich weil ich ihr viele Freude machte. [langer Strich] / Doch nun Du liebe Gute lebe recht wohl, grüße die, die sich für mich interessieren, Deine liebe Freundin Fanni, und erinnere Dich so herzlich und oft, wie ich, Deiner Dich innig liebenden Freundin Amalie Castelli. Antworte bald.
Brief vom 3. Oktober 1844 von Rosa Hablin an Cäcilia Amalia Kobler-Castelli
1844 Brief von Rosa [Hablin; siehe vorstehende Briefe vom Juni 1844] an [Nr. 39] Cäcilia Amalia Kobler-Castelli [Umschlag, gebrochenes Siegel "H", Stempel "Warasdin 5. Oct. 1844" und "Salzburg 9. Oct."]:
Fräulein Amalie v. Castelli zu Salzburg, Judengasse No.67. 1ter Stock. – 3ie[me] Octobre [1]844. Opeka. - Ma bien aimée! Quel plaisir, quel bonheur dans un petit morceau de papier! Tu me fairais très heureuse, ma charmante Amélie, ta lettre m’a rendu très joyeuse très contente! c’était mon Amélie d’autre fois- elle n’y était plus bizarre et malicieuse! Merci, ma mignonne- merci, reçois mes plus tendres baisers! Tu sais que je t’aime. et Dieu m’es têmoin, je t’aime fidélement, mon amour pour tai ne varie [?] jamais; je ne me gêne pas à te confier tout ce qui je pense, mon ame te dit tous ses sécrets; elle te confie les chagrins- sufragers et ses folles ésperances. Quelque fois elle s’humilie devant ta sagesse de matrone; bien plus souvent encore elle s’appuie à ton affection et demande un sourire à ta bonté! - [nicht weiter übertragen: ...weiter u. a. über die Freundschaft. Ich habe viele Verehrer, aber nur du bedeutest mir etwas. Auch nach einem turbulenten Tag wünsche ich nur ein stilles Zimmer bei dir zu besuchen. Ich will nicht heiraten; mein Engel ist weg, aber Gott verlässt mich nicht. Die Liebe ist für mich nur ein Traum, ein Phantom... ich war sehr krank. Baron und Baronesse "D." helfen mir in meiner Einsamkeit, aber ich langweile mich... und, quer geschrieben, Louise, eine Ungarin...]
Dazu Einzelblatt gefaltet, undatiert [in viel steiferer und eher kantiger Schrift als "Rosa"s obigen Brief von 1844; vielleicht von ihr noch als junges Mädchen?]:
Liebe, gute Freundin! Der Inhalt meines Briefes war derselbe wie des deinigen, nähmlich, daß du mir eine wahre aufrechte Freundin bist, wie mit der beygefügten Bitte daß du mir wo möglich mit Rath u. That beystehst.- Und herzlich freuen würde es mich wenn du mir eine Schwester wirst. Ich will dir gerne wo ich nur vermag einen Dienat erweisen obwohl ich es nur schwer vermögen werde, denn meine gute Maly ist mir ja an Verstand weit unendlich weit überlegen. Freudig meinen Brief schließend eine Freundin gefunden zu haben, verbleibe ich Deine dich ewig liebende Freundin Rosa H. [Hablin]
Weitere Briefe
Briefe [grün verschnürt, doch nicht alles übertragen] mit einem breiten, weißen Seidenband zusammengehalten an Nr. 39 Zäzilia Amalia Kobler (* 1821; † 1848), verheiratet 1846 mit Richard Franz Schlegel (* 1811; † 1881), von ihrer Freundin Betti Kobler (* 1825; † 10. August 1881 in Grein an der Donau, Oberösterreich). Sie ist die Cousine von Zäzilia Amalias Mutter, als "Tante" bezeichnet, obwohl jünger, und verheiratet mit dem k.k. Finanzbeamten Leopold Katzinger in Schärding. Als "Betti" und manchmal "Betty" ist sie 1851 helfend bei Zäzilia Amalias Mutter, der Höllbräuin Fanny (Franziska Kobler) in Salzburg[13], und viele Briefe erwähnen sie. Hier schreibt sie an Fannys Tochter "Mali", auch manchmal "Maly" oder "Malchen" (Zäzilia Amalia Kobler). Diese zusammengehörigen Briefe werden unter "1844" belassen, obwohl sie bis 1848 reichen.
Brief vom 28. Dezember 1844
Scheerding [Schärding, Oberösterreich, Anm.] 28ten Dez[ember] [1]844. [bunter Prägestempel; siehe auch Foto der ersten Seite] Meine liebe theure Maly! Obwohl ich Dir[14] schon einen Brief schrieb, und darauf keine Antwort erhielt, so kann ich unmöglich den Drange meines Herzens wiederstehen, Dir zum neuen Jahre meine herzlichsten Wünsche darzubringen. Viellen Worte enthalte ich mich, den Wortemacherey paßt nicht zu wahren Gefühl; kurz und einfach wünsch ich Dir recht viel Glück, dauerhafte Gesundheit und Erfüllung aller deiner Wünsche; zuletzt noch, daß Du in all‘ Deinem Glück und Wohlseyn, welches ich über Dich herabrufe, mich – immer ein wenig lieb haben möchtest. Jetzt von etwas andern, ich hätte wohl Ursache auf mein liebes Malchen recht böse zu seyn, weil ich von fremder Hand erfahren muß – daß Du Braut bist [sie heiratet am 21. April 1846 in Salzburg, Verlobungsdatum unbekannt, Anm.] – ist das auch recht mir [unterstrichen] so etwas zu verschweigen?? – Dafür werde ich mich rächen, Du mußt mich zur Hochzeit einladen, und bin ich nur einmahl bey Dir, dann magst Du sehen wie Du mich wieder los wirst. Frau Mahm Plö[c]kl schrieb uns diese Neuigkeit das Du Herrn Dr. Schlegel [Name in latein. Schrift, Anm.] heyrathest; ich hoffe näheres von Dir zu erfahren, unendlich würde ich mich freuen, wenn es so ist. O, wie sehne ich mich Dich und Deine gute Mutter wieder zu sehen, mein Geist weilt oft bey euch, wie glücklich war ich dort. Jetzt ist es schon bald ein Jahr das ich bey euch war; welche Wonne für mich, wenn ich den Gedanken Raum geben dürfte Dich bald zu umarmen. Deiner lieben Mutter lasse ich auch Alles herzliche Gute zum neuen Jahr wünschen, und Sie bitten, daß Sie Sich auch meiner manchmahl mit Liebe erinnern möchte. Hr. Hauptman Dr. Schlegel [15][,] Theres[,] Madame Pauernfeind [ Paurnfeind] und Mad[ame] Schlögelhofer bitte ich mir vielmahls zu grüßen. Hr. Hauptmann darf wirklich von Glück sagen – wenn ich nicht nach Salzburg kom, den ich würde Ihm [doppelt unterstrichen:] kurios den Text lesen – das er mir gar nie ein paar Zeilen schrieb, ich muß gestehen, daß hätte ich von Ihm nicht erwartet. – Ich hoffe das ihr euch Alle wohl befindet, und schon brav Schlittenfahrt, dazu muß es aber mehr Schnee geben wie hier da sieht man noch fast keinen; ich wünsche das Du Dich immer recht gut unterhältst, besser als ich den[n] in Scheerding wird es immer langweiliger. Ich habe einen neuen Mantel von [ein Wort gestrichen, Anm.] olivengrünen Terno und einen schwarzen Hut bekommen. Jetzt will ich Dich nicht mehr länger mit meinen Schreiben belästigen, lebe recht wohl liebe Maly und nimm nochmahls meine heißesten Wünsche für Dein Wohl, o könnte ich mich mit Worten ausdrücken wie theuer Du mir bist, aber ich hoffe Dir davon noch Beweise geben zu können. Es küßt Dich im Geiste herzlich Dein Dich innigliebende Freundin Betty Kobler. Meine Mutter läßt Dich und Deine liebe Mutter und Theres vielmahls grüßen und auch Alles herzliche Gute zum neuen Jahr wünschen. N[B]. Ich bitte Dich theure Maly schreibe mir ja recht bald sonst muß ich glauben das Du mich schon ganz vergeßen hast. –
[Rückseite: "An mein liebes Mahlchen!"] Scheerding am 11ten Merz [1]845. Meine liebe meine theuerste Mali! Hier überschicke ich die [in latein. Schrift:] Zahn-Latwerge für Dich[,] Frau von Klingensprung und Frau Laschenski; sey so gut und übergebe es ihnen. Das Recept habe ich nicht bekommen in der Apotheke geben sie es durchaus nicht her, ich habe mich darüber fürchterlich geärgert indem es doch von uns ist und sie es nicht einmahl abschreiben lassen. Wenn Du der Frau Laschenski sagen möchtest sie solle Hr. Kyrle schreiben der ohnehin zu ihr verwandt ist sie möchte das Recept haben. Dan müßte er es doch schicken und Du könntest Deins dan von ihm abschreiben lassen. Gute Mali wie geht es dir und deiner lieben Mutter? Habt ihr den Namenstag recht angenehm gefeiert? bist Du mit der Tasche fertig geworden? Mein Geldbeutel und Tasche haben sehr viel Beyfall gefunden; o Mali wie viel wie unendlich viel habe ich Dir und Deiner guten Mutter zu verdanken, ich spreche immer von euch, ich kann mich zu Hause noch gar nicht recht angewöhnen, es ist wirklich nicht gut wenn man so lange in einem Ort lebt, wo es einen so gXahl [Kleks] geht, den mir komt es jetzt ganz spanisch vor – ich erschwert ordentlich über unser kleines von Rauch angeschwärtztes Zimmer. Meine liebe Mutter hatte eine wahre herzliche Freude wie sie mich wieder sah – es ist doch etwas ungemein entzückendes und schönes um die Mutterliebe – und jetzt ist sie krank die Arme. ich mache mir manchmahl Vorwürfe, das ich Schuld bin daran, weil ich so lange ausgeblieben bin, und die Mutter in der Zeit wo viel Kälte hat hat ausstehen müßen; sie hat 3 Tage immer Blut ausgespuckt und ich war schon recht in Angst. … besser geworden, hoffentlich bald gesund … "Was macht Hr. [in latein. Schrift:] Docktor [Schlegel, Anm.] ich denke recht oft an Ihn besonders wenn ich mich in Spiegel sehe … bitte grüßen, die Flecken sind noch immer sehr rot … sie hat eingesetzte Zähne, das soll aber niemand wissen, auch die Mutter nicht … ist Mad. Schlegelhofer wieder gesund? … bitte grüßen … "Wie geht es den armen Hr. Hauptmann [Glaeser, Anm.] schreibe mir doch darüber? Nun lebe wohl ich hoffe recht bald etwas von Dir zu hören und küße Dich in Gedanken tausendmahl als Deine Dich innigst liebende Betti." … Grüße an die Mutter, Theres, Mad. Pauernfeind (Paurnfeind), Fräulein Julie und Betti Kudorfer … "und überhaupt allen die sich meiner erinnern" … für Theres eine Leinwand [Stoff] … "Schreibe mir ja gewiß recht bald."
[Rückseite: "An die liebe Mali!"] Scheerding am 28ten Merz [1]845. Meine liebe gute Mali! Deinen Brief welchen ich richtig am Ostermontag erhalten habe, hat mir unendlich viel Freude gemacht, so auch der Beyschluß von Herrn Hauptmann [Glaeser, Anm.], es scheint doch das er Hoffnung hat kuriert zu werden; wenn ihm doch der Pfarrer helfen könnte, Gott gebe es! Ich hätte mein ganzes Vertrauen zu dem, weil ich gehört habe das er schon so Vielen geholfen hat. Wenn Du Hr. Hauptmann wieder schreibst, sey so gut ihm meinen innigsten Dank für die mir sehr werthen Zeilen auszudrücken. … Grüße an Mad. Schlegelhofer, an "Hr. Docktor" alles Gute zum Namens- und Geburtstag; sie dankt für die Zahntinktur … "Für heute muß ich schließen, weil es gleich 5 Uhr ist und ich den Brief aufgeben muß" … Deine Dich herzliebende Freundin Betti. … an die Mutter viele Grüße, an Theres, Frau Mahm Plöckl, [die] Bauernfeindischen (Paurnfeind) und alle Bekannten (und sie bittet um Beschreibung der "gehäckelten Schuhe").
1844 bis 1848
1844-1848 Briefe von Nr. 39 Amalia (Maly, Mali) Kobler (* 1821; † 1848, am 21. April 1846 verheiratet mit Nr. 38 Dr. Richard Franz Schlegel, * 1811; † 1881; vgl. 1844 beiliegend kleine Visitenkarte "Amalia Schlegel") an ihre Freundin Betti Kobler, später verh. Katzinger (* 1825; † 1881). Vgl. Partezettel für Betti Katzinger, 56 Jahre alt, 1881. Sie ist eine geborene Kobler, Fanny Kobler nennt sie an erster Stelle unter den "Legaten" in ihrem Testament von 1878; sie ist Fannys Cousine. Die Briefe sind zumeist an "Betti" von "Mali" [Amalia Kobler, Fanny Koblers Tochter, welche einmal spaßeshalber als Bettis Nichte, zumeist aber als deren Freundin und Herzensfreundin unterschreibt. Auch der Altersunterschied ist gering.]. - Die Briefe [März 2011] wurden flüchtig gesichtet, zum Teil geordnet und bis Dezember 2021 übertragen. Ich wiederhole einmal genannte Namen in der Regel nicht und in den Anreden nur die Veränderungen. Mit jeden Datum ist ein Brief gemeint; die Briefe waren gebündelt, wahrscheinlich von Betti, und wurden vielleicht später oder aus dem Nachlass an Nr. 19 Fanni Schlegel, verh. Nr. 18 Spängler, überlassen, deren Mutter Amalia wenige Tage nach der Geburt des Kindes stirbt. Amalia lebt, wie später auch die Enkelin Fanni, bei Nr. 79 Fanny Kobler, der "Höllbräuin", in Salzburg.
Jahreszahlen in den Folgebriefen des gleichen Jahres werden nicht wiederholt. Die Namen [zumeist die in den Briefen grüßen lassen oder über die etwas geschrieben wird] lassen sich in den Briefen leicht erkennen, da sie lateinisch geschrieben sind. Doppeldaten sind Doppelbriefe mit mehrfachen Daten.
Bei den Stammbuchblättern für Nr. 18 Franz II. Xaver Gregor Spängler = Emilie Weizner (Salzburg 1858) und Therese Weizner (Salzburg 1858)
Einzelnachweise
- ↑ Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].
- ↑ "Nr. 79" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
- ↑ zu "Hauptmann Glaeser" vgl. den Brief vom 7. Mai 1844 an Betti Kobler und den nachfolgenden Brief vom 5. Mai 1844
- ↑ vgl. die Verdoppelung als Höflichkeitsform in manchen Adressen
- ↑ zu "Hauptmann Glaeser" vgl. den Brief vom 7. Mai 1844 an Betti Kobler; ebenso den vom 14. Mai 1844
- ↑ * 1825; † 10. August 1881 in Grein; nach 1847 verh. Leopold Katzinger
- ↑ Nur im Brief vom 7. Mai 1844 wird der Name "Glaeser" genannt, sonst ist in den Briefen vom 18. August 1844 und vom 11. September 1844 und in den Folgebriefen von 1844 und 1845 nur von "Herrn Hauptmann" die Rede.
- ↑ "Nr. 39" bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' (de.geneanet.org).
- ↑ Vgl. Erich Marx (Hrsg.): Das »Höllbräu« zu Salzburg, Salzburg 1992, S. 55 ("Das Haus Döllerergäßchen 8 verfiel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mangels Investionen zu[se]hends, bis es 1844/45 saniert wurde."); S. 90 f. ("Die Ausstattung des »Höllbräu« um 1837"); S. 91 ("Im Nebengebäude selbst waren [Ställe und…] das Bräuhaus-Gewölbe […]"); S. 136 ("Poschacher hatte offensichtlich nichts in sein Haus investiert, es war in desolatem Zustand. Im Frühjahr 1844 traten erste Bauschäden auf, das Haus drohte einzustürzen. […] Verstärkung der Hauptmauer. Dafür mußte die Bierkühle des »Höllbräu« auf einige Zeit beseitigt werden. […] Über die Frage der Bezahlung der Baukosten konnten sich die Nachbarn nicht einigen." […]); S.137 (Baupläne von 1844); S. 192 (Besitzverhältnisse Poschacher 1825 bis 1865).
- ↑ Josef (Joseph Franz) Mayr, * 6. August 1844, später Hotelier "Zum goldnen Schiff" am Residenzplatz und letzter aus der Familie der "Schiffmayrs" Josef Mayr (Gastwirt)
- ↑ Vgl. Erich Marx (Hrsg.): Das »Höllbräu« zu Salzburg, Salzburg 1992, S. 88 ("Durchaus honorable Gäste nächtigten im »Höllbräu«: […] 1844 Graf Bellegarde und so weiter.")
- ↑ Vgl. mehrere Briefe von ihr 1844 und 1845 aus Varazdin an Amalie Kobler (Amalie Castelli)
- ↑ Vgl. Kobler-Spängler-Briefe von 1845 bis 1848, Brief vom 16. und 17. Juni 1851 mit diesem Hinweis
- ↑ Groß- und Kleinschreibung des "d" ist kaum zu unterscheiden. Bettis Rechtschreibung ist beibehalten worden.
- ↑ Worauf sich diese Anrede bezieht, ist unklar; Dr. med. wird Schlegel erst 1851, ca. 1843/45 ist er "Magister der Chirurgie…" an der Klinik in Salzburg.
Quelle
Hauptartikel Kobler-Spängler-Briefe
Die Korrespondenz im Detail
1792–1842 · 1843 · 1844 · 1845–1848 · 1850–1859 · 1860–1869 · 1870 · 1871 · 1872 · 1873–1874 · 1875 · 1876 · 1877 · 1878–1879 · 1880 · 1881 · 1882 · 1883–1884 · 1885 · 1886 · 1887–1889 · 1890–1894 · 1896 · 1897–1899 · 1900–1938
Literatur: Stammbaum und Geschichte der Familie Spängler