Aigner Park

Der im 18. und frühen 19. Jahrhundert gestaltete Aigner Park befindet sich im Salzburger Stadtteil Aigen östlich der Aigner Kirche. Er wurde 1962 unter Denkmalschutz und 1980 zum geschützten Landschaftsteil erklärt.
Allgemeines
Der im Norden vom Felberbach und im Süden vom Mahbach (wenig richtig auch "Marbach" geschrieben, entspringt unweit des gleichnamigen Bauerngutes Mahbach auf dem Gaisberg) durchflossene Waldpark mit eingelagerten Wiesen liegt am Fuße des Gaisbergs am östlichen Stadtrand von Salzburg östlich des Schlosses Aigen in Richtung Rauchenbichl. In Verwirklichung des naturnahen englichen Landschaftsgartens wird er gelegentlich auch als Naturpark bezeichnet.
Geschichte
- siehe auch Wildbad Aigen
Der Herrensitz Aigen wurde 1402 zum ersten Mal als Besitz des Domkapitels erwähnt. Die erste Erwähnung der Heilkraft des Wassers im Park geht auf das Jahr 1524 zurück und war aufgrund seines Heilwassers bis ins frühe 17. Jahrhundert ebenso bekannt wie das Wildbad Gastein. Schon 1680 wurde ein Gasthaus errichtet, das nicht nur für Ausflügler, sondern auch für Badegäste zur Verfügung stand.
Die erste Parkanlage entstand unter Franz Josef Waldherr, der das Gut und das Wildbad 1727 kaufte. Unter dem nächsten Besitzer, Basil Optatus von Amann, wurden Badeanlagen und Park erweitert, der Landschaftsraum mit Brücken und Wege ausgestattet und dabei Denkmäler, Altäre, aber auch eine "Einsiedelei" und ein "Grabhügel" errichtet.
Um 1780 entstand in der Zeit der Aufklärung der englische Landschaftsgarten östlich von Schloss Aigen, der unter dem Domherrn Ernst Fürst Schwarzenberg 1804 deutlich ausgebaut wurde und bald mit seiner Kanzel und anderen Aussichtspunkten, seinen Grotten, Schluchten, Wasserfällen, bewaldeten Hängen mit verschwiegenen Wieseninseln, verschlungenen Wegen und Brücken international Berühmtheit erlangte. Die dortige Bitterquelle galt seit dem Mittelalter als heilkräftig, sodass auch das Heilbad ausgebaut wurde. Der Park mit seinen Wegen, Aussichtspunkten, Grotten und Wasserfälle stellt ein überaus wichtiges Denkmal der Gartenkunst des frühen 19. Jahrhunderts dar.
Sebastian Rosenegger war Kunstgärtner und stand ab 1804 in den Diensten von Fürst Schwarzenberg in Aigen, wo der damals weit bekannte Park sein Arbeitsbereich war. Damals wurde auch der "Fürstin Lori Weg" nördlich des Badquellplatzes nach der Schwester des Aigner Schlossherrn Ernst Fürst Schwarzenberg, Eleonore Fürstin Schwarzenberg (* 1777; † 1782) benannt.
Der Park wurde auch in der Reiseliteratur des späten 18. Jahrhunderts und frühen 19. Jahrhunderts als eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten Salzburgs empfohlen. Johann Michael Haydn komponierte ein vierstimmiges Lied "An den Hain von Aigen" (Text von Friedrich Graf Spaur).
Heute sind noch vielerorts Reste der einstigen Gestaltung sehen: die Untere Grotte (wenig schlüssig heute auch Hexenloch genannt), die Gilowskyhöhle, eine marmorne Brunneneinfassung aus der Zeit des Heilbades, die Kanzel und die Jägerhöhe und nicht zuletzt die steinerne Schleusenbrücke sowie anderes mehr. In den Jahren 2016 bis 2018 wurden unter ehrenamtlicher Leitung von Dr. Reinhard Medicus Weganlagen und Brücken erneuert und Aussichten wieder freigeschnitten. Auch wurden zahlreiche landschaftsgerechte Wegweiser aufgestellt und 16 historische Schauplätze auf Tafeln von Medicus kurz erläutert. Etliche historische Grafiken veranschaulichen auf Tafeln die einst bedeutsame Anlage.
Prominente Besucher
Auf seiner Hochzeitsreise 1847 besuchte Otto von Bismarck im Rahmen seines Salzburg-Aufenthalts auch den Aigner Park. Schon Jahre vorher schrieb der bayerische König Ludwig I.: "Wer es kennt, muß Aigen lieben. Ewig ist es hold und schön!"[1]
Die 16 "Schau Plätze Aigner Park"
1. Der Freundschaftsberg
Vor 1780 wurde auf dem Rücken des Freundschaftsberges ein Rundweg kunstvoll mit Zierbäumen und Ziersträuchern, etrurischen Vasen, ägyptischen Urnen, chinesischen Türmchen, Obelisken und auch mit einem Altar der Freundschaft ausgestaltet, welcher dem kleinen Berg seinen Namen gab.
2. Der Badquell-Platz mit der einstigen Bitterquelle
Schon 1524 und erneut 1787 lobten Druckschriften die Heilkraft der Bitterquelle zu Aigen. Das Quellwasser laugte hier allmählich bittersalzhaltige Gesteine aus. Vor allem im 19. Jahrhundert waren Badekuren mit dem Heilwasser sehr beliebt.
3. Galerieplatz
Der Platz bietet eine idyllische Aussicht auf den Freundschaftsberg. Eine schmucke Obstbaumallee führte einst vom Schlossgarten über die Wiese zur Bitterquelle. Dahinter war der Blick frei auf Schloss Leopoldskron und die Gebirgskette des Staufengebirges bis zum Göllstock.
4. Vier-Schlösser-Blick
Der Blick geht hier von Schloss Neuhaus (Kühberg) über die Wallfahrtsbasilika Maria Plain (Plainberg) und das Franziskischlössl (Kapuzinerberg) bis zur Festung Hohensalzburg (Festungsberg). Das nahe Schloss Aigen ist ebenfalls sichtbar.
5. Untere Grotte
- Hauptartikel Untere Grotte
Die natürlich entstandene Höhle wurde wohl erst kurz nach 1800 künstlich erweitert, mit zwei Säulen geschmückt und mit einem Eisentor verschlossen. Vermutlich war die Höhle aber schon im späten 18. Jahrhundert mit ihrem Wasserfall ein Treffpunkt der Salzburger Illuminaten-Loge Apollo.
6. Schleusenbrücke
Bei der gemauerten Brücke konnte der Bach aufgestaut werden. Mit einem künstlichen Wasserschwall zeigte man, wie die Holzarbeiter damals geschlägertes Holz zu Tal brachten. Nördlich der Brücke diente eine Schilfhütte mit einem kleinen Gärtchen als Ruheplatz.
7. Fürstin Anna Sitz
Der Sitz erinnert an die aufgeklärte Fürstin Maria Anna Schwarzenberg (* 1768; † 1848), eine Schwägerin des Aigner Schlossherrn, welcher auch Adalbert Stifter im "Nachsommer" ein Denkmal setzte. Von hier ist der nahe Wasserfall gut erlebbar.
8. Felsenplatz
Der große verstürzte Felsblock besteht aus Gosaukonglomerat, einem durch Kalk verfestigten Geröll, das sich bei der alpidischen Gebirgsbildung vor 90 Millionen Jahren (Oberkreide) gebildet hat. Wegen der bunten Geröllteile wird dieser Stein geschnitten und poliert auch als Zierstein verwendet.
9. Gilowskyhöhle (im Volksmund gelegentlich auch Fuchsloch)
Die obere Grotte ist durch Hangrutschungen im Nordosten des Aigner Parks natürlich entstanden. Im Jahr 1787 machte sie Hofrat Joseph Ernst Gilowsky von Urasowa im Auftrag des Schlossherren Basil von Aman begehbar.
10. Jägerebene mit Jägerhöhe
Von einem lichten Hain umgeben, befand sich hier einst eine verschwiegene langgestreckte Waldwiese mit einer kleinen "Köhlerhütte", die das einfache Leben der Waldarbeiter zeigte. Die Jägerhöhe - der höchste Punkt des Parks - gibt den Blick auf ein weites Alpenpanorama frei.
11. Kanzel (Predigtstuhl)
Mit dem Blick auf das Aigner Tal und das weite Alpenpanorama vom Watzmann bis zum Tennengebirge predigt die Landschaft hier gleichsam von den Wundern der Schöpfung. Die Kanzel war im 19. Jahrhundert ein sehr beliebtes Bildmotiv von Malern der Romantik.
12. Aussichtsplatz und Schlösschen Belvedere
Der Belvedereplatz mit seiner kleinen "Alpenhütte" und dem Schlösschen - in "echtem englischen Stil" mit einer Aussichtskanzel auf dem Dachboden - waren weitere beliebte Aussichtsorte. Das Schlösschen wurde später zu einem Wohnhaus umgebaut.
13. Einstiges Badhaus und Badgästehaus
Zuerst befanden sich die Wannenbäder mit dem heilsamen Wasser der Bitterquelle im Nebenstöckl des Schlosses. Vor 1800 übersiedelten sie hierher in das Badhaus. 1830 wurde daneben ein Badgästehaus gebaut. Von beiden Gebäuden sind nur Reste der Fundamente erhalten.
14. Watzmannblick
Der Watzmann am Königssee - mit der höchsten Ostalpenwand - beeindruckte im 19. Jahrhundert nicht nur Maler wie Ludwig Richter und Caspar D. Friedrich sowie Bergsteiger. Weitum bekannt war die Sage des Königs Watze, der zu Fels erstarrte, nachdem er eine Hirtenfamilie durch seine Hunde hatte töten lassen.
15. Brunnenhain und einstiger Neuhausplatz
Hier befand sich am sanft auslaufenden Gaisbergfuß unweit des murmelnden Mahbaches ein Quellbrunnen inmitten einer blütenreichen Feuchtwiese und daneben ein kleines idyllisches Rindenhaus.
16. Gols Bergl mit dem einstigen Stadtblick
Der Hügel wurde nach einem früheren Eigentümer des Berges, dem Domherrn Anton Willibald Graf von Waldburg-Wolfegg (* 1729; † 1821) auch Wolfegg Bergl genannt.
"Gols" (auch Gois) ist ein lateinisches Erbe und stammt von collis = Hügel ab.
Literatur und Quellen
- Pirckmayer, Friedrich: Aigen bei Salzburg. Ein Begleiter für Einheimische und Fremde. Mit vier Kunstbeilagen. Salzburg, Verlag Josef Dellacher, 1887
- R. Medicus: Salzburgs Stadtberge und Stadtgärten im Wandel der Zeit, Verlag A. Pustet. Salzburg, 2021
- Ernst, Ziegeleder (Hg.): Naturpark Aigen, Schriftenreihe des Stadtvereins Salzburg, Heft 5, 1975
- Harlander, Inge Maria: Der Park zu Aigen; Dissertation an der Universität Salzburg, 2003
- R. Medicus: "Der Aigner Park", veröffentlicht in der Zeitschrift "Historische Gärten" (Österreichische Gesellschaft für Historische Gärten. Wien) Folge 2023/2
- Haslinger, Adolf, Mittermayr, Peter (Hrsg.): Salzburger Kulturlexikon, Residenz Verlag, Salzburg-Wien-Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7017-1129-1
Weblinks
- Der Naturpark Aigen
- books.google.at, Ausflugsbeschreibung Gemeinde Aigen: "Reise-Handbuch für Kranke oder Naturfreunde, welche das Thal und Wildbad Gastein ... von Emil, zweyte Auflage", 1832: darin werden auch einige der 16 Schau Plätze zeitgenössisch beschrieben
Einzelnachweis
- ↑ Quelle ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 6. August 1887, Seite 1