Waagplatz 1

Das Haus Waagplatz 1, das ehemalige Gerichtshaus und auch ehemalige Stadttrinkstube, ist ein unter Denkmalschutz stehendes Haus in der Salzburger Altstadt am Waagplatz mit der Nummer 1.
Geschichte
Der Salzburger Historiker Franz Valentin Zillner glaubte, das erste Rathaus der Stadt Salzburg wäre im Haus Waaghaus (Waagplatz 3) gewesen und erst um 1100 ins Haus Waagplatz 1 verlegt. Im Mittelalter fehlen hier entsprechende Urkunden zur Klärung. Sicher ist, dass es 1407 im Keutzlturm an eingerichtet war und bis ins späte 19. Jahrhundert dort verblieb.[1]
Nach 1328 wurde es Gerichtsgebäude, auch nach dem denkbaren Ende der Nutzung als Rathaus blieb es im Besitz der Stadtgemeinde. Es diente nun als Waag- und Niederlagehaus. Erst 1487 wurde dann die Stadtwaage in das Haus Waagplatz 3, in das Waaghaus, verlegt. Die Funktion als Niederlagshaus endete für dieses Haus um 1540, als das Niederlagsrecht für Eisen ins Haus Getreidegasse 20 übersiedelte.
In einer Beschreibung aus dem Jahr 1526 wird dann ein gewisser Sturmb als Wirt im Haus erwähnt. Ob an diesem Ort eine Niederlage für Wein vorlag, ist nicht bekannt. Als Indiz kann gelten, dass es nicht unüblich war, bei Waagen in der näheren Umgebung auch ein Wirtshaus zu vorzufinden - in diesem Fall die Stadttrinkstube.
Die Stadttrinkstube entsteht
Allerdings blieb dem Haus weiterhin der Name Waaghaus. Erst 1569 hieß es bereits Gemeiner Stadt Waghaus oder Trinkstuben, in dem Sebastian Schilling, Wirt, Valtin Schnell, Wagmeister und Ruprecht Scherdinger, Tuchscherer, sich die Bewohnung der drei Böden (Stockwerke) teilten.
In diesem Jahrzehnt wurden Haus und Stadttrinkstube ausgebaut. 1567 hatte der Stadtrat beschlossen, die Stadttrinkstube zu "tafeln" (vertäfeln), also den Raum mit einem schmucken Holzdecke auszustatten. Der Zimmermeister Sebastian Wöracker erhielt dafür 180 Gulden. Auch "das Tachel ob der Wege" wurde mit Kupfer gedeckt und das Schrannen- und das Waaghaus bemalt (wie, ist heute nicht mehr bekannt, nur so viel, dass das von zwei wilden Männern gehaltene Stadtwappen zu sehen war).
In der "Stadttrinkstube" wurden die offiziellen Tafeln des Stadtrates abgehalten, die Bürgeraufnahmen und die Jahrestage der Zünfte gefeiert, akademische Feiern fanden hier ihren Ausklang, auch Theateraufführungen fanden hier statt.
Der Brand 1635 und geänderte Nutzung danach
Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des März 1635 war ein Brand im Haus ausgebrochen und es musste vorübergehend gesperrt werden. Da beschloss der Stadtrat, die Stadtwaage ins gegenüberliegende Schrannenhaus zu verlegen und nur mehr die Stadttrinkstube herzurichten.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Pranger, der sich vor der Trinkstube befunden hatte, weiter in den Platz gegen den St. Michaelsbrunnen hin verlegt. Die an der Trinkstube angebauten Tucherschererläden wurden mit der Bewilligung des Abts des Benediktinerstifts St. Peter, Albert III. Keuslin, an die Wand der Filialkirche zum hl. Michael verlegt.
In einer Stadtratssitzung am 24. März 1638 wurde dann das heutige Aussehen des Gebäudes beschlossen. ES wurde innen prächtig ausgestaltet und erhielt eine Fassadenmalerei. Der Name des Meisters der Trinkstubenfresken ist nicht bekannt. Mit der Frühjahrs-Ruperti-Dult am 27. März 1639 konnte der Pächter der Trinkstube, Baltasar Eizenberger, den Betrieb wieder öffnen.
Das Schild der Stadttrinkstube um 1790 ist erhalten.[2]
Hôtel Erzherzog Karl
Durch die Neugestaltung wurde der mittlerweile zum Gasthof gewordenen Betrieb wohl zum Gasthof ersten Ranges in der Stadt Salzburg. Schon Matthäus Merian lobte den Standard der "Stadttrinkstube", die bis Ende des 18. Jahrhunderts der "erste Gasthof der Stadt" blieb. Von 1864 bis 1899 war es das Hôtel Erzherzog Karl mit 68 Zimmern.
Salzburger Volksblatt
Vom 23. Mai 1899 bis 25. November 1924 befanden sich hier die Schriftleitung (Redaktion) des "Salzburger Volksblatt" von Reinhold Kiesel und die Verwaltung der Buchdruckerei Reinhold Kiesel.[3] [4] Die Druckerei selbst befand sich in der Döllerergasse 8. Im November 1924 übersiedelten Redaktion und Druckerei in das gerade fertiggestellte Salzburger Verlagshaus Kiesel an der Rainerstraße.
Ankerhaus
Dann zog die Allgemeine Versicherungsaktien Gesellschaft Salzburg in das Gebäude ein, die später wieder auszog. Daran erinnert heute noch die Fassade, die 1928 vom Salzburger Künstler Karl Reisenbichler und seinen Mitarbeitern R. Brandstätter, Albin Müller-Rundegg und F. Pichler geschaffen wurde. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Erdgeschossräume der Hausseite zum Waagplatz von Geschäfte genutzt. 2007 wurde das Haus von Helga Rabl-Stadler an den Geschäftsmann Haythem Al Wazzan verkauft. Dieser eröffnetet am 8. Dezember 2010 nach Renovierung des Hauses eine Filiale des ihm gehörenden Jeans only-Geschäfts.
Quellen
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10: Franz Martin: Die alte "Stadttrinkstube"
- Salzburger Nachrichten, 10. Dezember 2010
- Inschrift an der Fassade
Einzelnachweise
- ↑ Quelle ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10, ein Beitrag von Dr. Franz Martin
- ↑ ANNO
- ↑ Salzburger Volksblatt, 23. Mai 1899
- ↑ Salzburger Volksblatt, 24. November 1924