Paschingerschlössl

Das Paschingerschlössl, zeitweise auch Villa Europa oder Stefan-Zweig-Villa genannt, befindet sich in der Stadt Salzburg auf dem Kapuzinerberg. Es zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt Salzburg.
Geschichte
Der "Dehio" (Kunstdenkmäler Österreichs, Stadt und Land, Redaktion Bundesdenkmalamt) stellt fest, dass der dortige Bau im Kern aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Eine erste Gartenanlage entsteht dort gemäß der Publikation nach dem Kauf des Grundstückes durch Peter Ettinger in Jahr 1639. Das als Garten ausgewiesene Gelände nordöstlich gegenüber dem Kapuzinerkloster war bei Kriegen als Waffenplatz ungeltlich dem Erzbischof zu überlassen. Obwohl der gesamte Kapuzinerberg in die Stadtbefestigung einbezogen war, kam es aber nie zu diesem Ernstfall. 1643 befindet sich dort gemäß dem sehr detaillierten Plan von Philipp Harpff ein kleiner eingezäunter Garten mit einem Gartenpavillon. Auf dem Merian-Stadtplan von 1644 sind Garten und Pavillon ebenfalls zu sehen. Die Ansicht der Stadt von 1685/87 (vom Haus Linzer Gasse 21 aus) zeigt hinter einer Einfriedung erneut einen Gartenpavillon, bzw. ein kleines quadratisches Häuschen.
Gemäß einem Artikel in den Salzburger Nachrichten[1] ist das Paschingerschlössl 1639 angeblich als Jagdschlösschen von Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron dokumentiert.[1]. Eine kurze Nachforschung nach einer solchen Urkunde blieb aber ohne Ergebnis. Nachdem die oben genannten z.T. sehr detailliert dargestellten Bild-Urkunden und auch die Ansicht von Daniel Miller (zwischen 1635 und 1657 "Salzburg vom Mönchsberg gegen Norden") dort kein Schlösschen erkennen lassen, und diese Angabe zudem im Widerspruch mit den dokumentierten Angaben im "Dehio" stehen, ist dabei aber von einem Irrtum auszugehen.
1775 als Herrenstöckl in Form eines Landsitzes konzipiert,[1] befand es sich bald im Eigentum des namengebenden Anton Paschinger, dem das Schloss zwischen 1793 und 1823 gehörte. Danach gehörte das Schlösschen von 1824 bis 1867 Matthias Gschnitzer. Vor dem Ersten Weltkrieg war es im Besitz der Oberstensgattin Marie von Ziegler. Im Jahre 1916 wurde das Haus von Dr. Josef Kranz erworben, einem bekannten Spiritus-Industriellen,[2] von dem es 1917 der österreichische Autor Stefan Zweig kaufte (Haus Kapuzinerberg 5). Zweig lebte dort von 1919 bis 1934 gemeinsam mit seiner ersten Frau Friderike. Mit dem wachsenden Antisemitismus der Zwischenkriegszeit und wegen einer Hausdurchsuchung der austrofaschistischen Polizei, aber auch in der Zeit einer immer brüchiger werdenden Ehe sah er sich gezwungen, Salzburg zu verlassen, und emigrierte nach London England. Am 18. Mai 1937[3] verkaufte Friderike Zweig das Haus an Friedl Gollhofer um 63.000 Schilling.[2] Stefan und Friederike Zweig bekamen nur einen Teil des Erlöses, mussten "Judenfluchtsteuer" bezahlen und hatten das Objekt weit unter seinem Wert verkaufen müssen.[4]
Den Beinamen Villa Europa erhielt das Paschingerschlössl angeblich von dem französischen Schriftsteller Jules Romain, der neben vielen anderen europäischen Intellektuellen dieser Zeit wie James Joyce, Richard Strauss oder Thomas Mann Zweig am Kapuzinerberg besuchte.
Heute liegt es umgeben von Bäumen und Sträuchern romantisch verwachsen, vom Stefan-Zweig-Weg aus nur in Ansätzen erkennbar. Die Villa ist in Privatbesitz und der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Wie der breiteren Öffentlichkeit erst Anfang Dezember 2021 bekannt wurde, hat die geschichtsträchtige Villa bereits seit mehr als einem Jahr einen neuen Besitzer: Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG und der Porsche Automobil Holding, hat die Liegenschaft im Oktober 2020 um 8,4 Mill. Euro von der Eigentümerfamilie Gollhofer gekauft. Der 87-jährige Gunther Gollhofer und sein 77-jähriger Bruder Wolfgang hatten das Haus bis zuletzt bewohnt.
Wolfgang Porsche hatte Herbst 2021 in einem Gespräch mit der Tageszeitung "Der Standard" betont, er denke an "eine Mischung aus öffentlicher und privater Nutzung". Angedacht sei eine Seminar- und Vortragsstätte. Mehr möchte der Unternehmer derzeit nicht sagen. Die Liegenschaft steht seit 2005 unter Denkmalschutz und liegt in der Altstadtschutzzone I.
Verhandlungen der Universität Salzburg gemeinsam mit Stadt und Land waren vor eineinhalb Jahren an den Vorstellungen der Eigentümer gescheitert. Laut einem Schätzgutachten der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) habe die Villa einen Wert von fünf bis sechs Mill. Euro, schildert Bürgermeister Harald Preuner. Die Eigentümer hätten neun Mill. Euro verlangt. Zwar hätten sich private Sponsoren gefunden, jedoch sei der Betrag von drei Millionen Euro nicht aufbringbar gewesen. Wolfgang Porsche habe ihn vor rund einem halben Jahr davon informiert, dass er die Villa gekauft habe, sagt Preuner.[1]
Bildergalerie
Stolpersteine vor dem Garten des Paschingerschlössls:
Stolperstein für Stefan Zweig am Kapuzinerberg Nr. 5
Stolperstein für Friederike von Winternitz am Kapuzinerberg Nr. 5
Stolperstein für Alexia Winternitz am Kapuzinerberg Nr. 5
Stolperstein für Susanna Winternitz am Kapuzinerberg Nr. 5
Quellen
- Kapuzinerkloster am Kapuzinerberg, Verlag St. Peter, Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Salzburg, 2. überarbeitete Auflage 2001
- Medicus, Reinhard: Salzburgs Stadtberge und Stadtgärten im Wandel der Zeit, Verlag Anton Pustet, Salzburg, 2021, Seite 142
- Homepage Magistrat Salzburg
- www.editionas.net Peter Simon Altmann: Das Paschinger Schlößl (Die Angaben des Journalisten sind nicht immer ganz richtig)
- Salzburger Nachrichten, Lokalausgabe, 7. Dezember 2021: Die Zweig-Villa gehört nun Wolfgang Porsche (beg)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 www.sn.at "Wolfgang Porsche kaufte einstige Villa von Stefan Zweig in Salzburg", ein Beitrag von Barbara Haimerl
- ↑ 2,0 2,1 ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 20. April 1937, Seite 7
- ↑
- Haslinger, Adolf, Mittermayr, Peter (Hrsg.): Salzburger Kulturlexikon, Residenz Verlag, Salzburg-Wien-Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7017-1129-1
- ↑ Quelle Dr. Reinhard Medicus