Johann Lorenz Hagenauer
Johann Lorenz Hagenauer (* 10. August 1712 in Straß bei Ainring; † 9. April 1792 in der Stadt Salzburg) war Handelsherr und Spezereiwarenhändler in der Stadt Salzburg. Er stammte aus der Linie der Kaufleute der Hagenauer-Dynastie.
Leben
Lorenz Hagenauer (eigentlich Johann Lorenz von Hagenauer) wurde als Sohn von Josef Martin von Hagenauer und dessen Ehefrau Martha (geborene Jäger von Kapellen in Tirol) geboren.
Sein Vater Josef Martin und sein Großvater Georg IV.
Lorenz´ Vater Josef Martin absolvierte vorerst eine Ausbildung bei den Jesuiten in Innsbruck und verbrachte anschließend eineinhalb Jahre in der bayrischen Armee. Schließlich kehrte Josef Martin nach Salzburg zurück, heiratete und gründete ein Handelsgeschäft. Nach geschäftlichen Schwierigkeiten übernahm dessen Vater, Georg IV. (Johann Lorenz´ Großvater), die beträchtlichen Schulden. Georg IV. hatte ebenso wie auch sein jüngerer Bruder, der Rats- und Handelsherr Johann Hagenauer, ein Handelshaus in Salzburg gegründet. Die Handelshäuser mit Tuch- und Seidenhandel sowie Gewürzhandel waren sehr erfolgreich gewesen und 1686 war Georg IV. vom kaiserlichen Palatin Ferdinand Wilhelm Metzger von Meggenburg auch sein untitulierter Adelstand bestätigt und eine Wappenbesserung verliehen worden. Josef Martin selbst hatte jedoch keine großen geschäftliche Erfolge und hielt nicht dem großen Erwartungsdruck seines Vaters stand. Nach ausbleibenden Geschäftserfolgen und dem plötzlich frühen Tod seiner Frau, verließ Josef Martin überstürzt seine vier minderjährigen halb-verwaisten Kinder in Salzburg und floh in militärische Dienste. Er wurde Dragoner in einem Kavallerie-Regiment des Heeres von Prinz Eugen. Dort blieb Josef Martin, obwohl ihn die Familie stets zu seiner Rückkehr nach Salzburg bewegen wollte, bis er (laut Familienchronik) 1732 in Belgrad fiel.
Die Jugendjahre von Johann Lorenz
So wurde Josef Martin auch von seinem Vater Georg IV. überlebt. Die Erziehung und Ausbildung des nun elternlosen Johann Lorenz und seiner beiden Schwestern (der jüngste Bruder Markus Anton war bereits mit sechs Jahren gestorben) übernahm der Großvater Georg IV. Hagenauer.
Das Erbe seiner Familie
Johann Lorenz war der einzige männliche Enkelsohn Georg des IV. und wurde als zukünftiger Haupterbe besonders gefördert. Er erhielt das 30-fache seiner beiden Schwestern. Neben dem inzwischen stark angewachsenen Handelsunternehmens erbte er auch die Häuser Getreidegasse 7 bis 9, sowie das Landhaus im Nonntal. Johann Lorenz baute die internationalen Geschäfte des geerbten Handelshauses weiter aus und wurde mit dem Spezereiwarenhandel (Gewürzhandel) einer der reichsten Handelsherren in Salzburg. Neben dem Klerus, dem Adel und dem Großbürgertum (Großkaufleute und Handelsherren) verkehrten auch viele Künstler in seinem Haus. Lorenz von Hagenauer brachte es zum drittreichsten Geschäftsmann von Salzburg.
Seine Familie
Am 10. November 1738 vermählte er sich im Salzburger Dom[1] mit Maria Theresia Schuster (* 11. September 1717 Salzburg[2]; † 2. Februar 1800), der sehr vermögenden Tochter des Händlers Martin Schuster. Sie gebar ihm sechzehn Kinder, von denen ihn jedoch nur sechs Kinder überlebten.
Kinder:
- Maria Theresia Hagenauer (* 1740; † 1820), Spezereiwarenhändlerin in Salzburg
- Johann Nepomuk Hagenauer (* 1741; † 1799), Spezereiwarenhändler in Salzburg
- Ignaz Josef Hagenauer (* 1743; † 1780), Spezereiwarenhändler in Salzburg
- Johann Lorenz Hagenauer (* 1744; † 1763)
- Kajetan Rupert Hagenauer (* 1746; † 1811), Abt von St. Peter unter dem Namen "Dominikus Hagenauer"
- Ignaz Joachim Hagenauer (* 1749; † 1824), Großhändler in Triest und Begründer der Triester Linie der Hagenauer (Nachkommen in Triest und Cormòns, Friaul, damals Österreich und heute Italien)
- Maria Martha Hagenauer (* 1751; † 1770)
- Maria Ursula Hagenauer (* 1753; † 1831), Spezereiwarenhändlerin in Salzburg
- Petrus Lukas Hagenauer (* 1753; † 1761)
- Maria Franziska Hagenauer (* 1755; † 1836), Spezereiwarenhändlerin in Salzburg, vermählt mit Franz Pichler, Hofrichter des Stiftes Michaelbeuern
- Leopold Hagenauer (* 1761; † 1828), Besitzer der Pauernfeindschen Handlung auf dem Kranzlmarkt
Lorenz Hagenauer galt als ein sehr frommer Christ, der bis ins hohe Alter täglich in die Messe ging. Er galt als sehr belesen und gebildet und war nicht nur als Handelsmann und Spezereiwarenhändler erfolgreich und rege, sondern auch als Förderer der Künste.
Seine Freundschaft mit Mozart, Haydn und anderen Künstlern
Er war Hausherr und Gönner der Familie Mozart, die ab 1747 für 26 Jahre im Haus Nr. 9 wohnte. Wolfgang Amadé Mozart und seine Schwester Nannerl wurden hier geboren. Die Familie Mozart blieb Zeit ihres Lebens der Familie Hagenauer in enger Freundschaft verbunden, wie der Briefwechsel zwischen Leopold Mozart und Lorenz Hagenauer verdeutlicht. Lorenz Hagenauer unterstützte die Mozarts während ihren ersten großen Reisen mit Geld, internationalen Verbindungen und in beratender Funktion. Doch neben dieser Geschäftsbeziehung (die Mozarts brachten neben geschäftlichen Informationen auch Ware von ihren Reisen mit) herrschte vor allem privat eine innige Beziehung. Die Kinder von Johann Lorenz bekamen Musikunterricht von Leopold Mozart, musizierten zusammen mit den Mozart-Kindern und waren sonst auch innig befreundet. Hagenauers Sohn Kajetan Rupert war ein guter Freund von Wolfgang Amadé Mozart und wurde als Dominikus Abt des Stiftes St. Peter bekannt. Für ihn komponierte der um zehn Jahre jüngere W.A.Mozart die Dominikusmesse anlässlich seiner Primiz.
Aber nicht nur die Mozarts waren mit Johann Lorenz Hagenauer befreundet, sondern auch andere Musiker wie Michael Haydn, der ebenfalls für Abt Dominikus komponierte. Die Musik spielte im Leben der Hagenauer eine sehr wichtige Rolle, jedoch auch andere Künstler förderte Lorenz Hagenauer. So nahm er den Sohn seines Cousins Wolfgang III. aus Hagenau Wolfgang IV. bei sich im Hause auf und ermöglichte ihm (zusammen mit Fürsterzbischof Schrattenbach) eine Ausbildung zum Architekten. Ebenso unterstützte Johann Lorenz Wolfgangs Brüder, den späteren Bildhauer und Direktor der Wiener Akademie Johann Baptist, sowie den Architekten Johann Georg von Hagenauer, der durch seine Arbeiten in Kärnten und in Passau zu Ruhm kommen sollte. Mit diesen drei Brüdern verband Lorenz Hagenauer und seine Familie mehr als nur eine familiäre Bindung, wovon Briefe, Bilder, Skulpturen und Tagebucheintragungen des Abtes Dominikus zeugen. Besonders zu Wolfgang hatte Johann Lorenz eine innige Beziehung und Johann Lorenz wurde Taufpate aller fünf Kinder von Wolfgang, die Johann Lorenz auch in seinem Testament bedacht hatte. Johann Lorenz besaß neben einer Sammlung von Reliquien auch eine (teilweise geerbte sowie von ihm erweiterte) Kunstsammlung von Stichen, Ölgemälden und Skulpturen. In dieser Sammlung befanden sich viele Heiligendarstellungen, aber auch Veduten und Portraitmalereien. Von diesen sind ein zeitgenössisches Portrait von Paracelsus, Portraits der Familie Mozart und Johann Michael Haydns erwähnenswert. Der Großteil dieser Sammlung ging bereits vor seinem Tod an seinen Sohn Ignaz Joachim nach Triest und an seinen Sohn Leopold, den Besitzer der Pauernfeindschen Handlung auf dem Kranzlmarkt, und war somit in seinem Testament nicht mehr angeführt. Seine Bibliothek, die primär aus wissenschaftlichen und auf Grund seiner Religiosität theologischen Büchern bestand, war zu Lebzeiten bereits in den Besitz seines Sohnes Cajetanus Rupertus (Abt Dominicus) übergegangen.
Sein Begräbnis
Am 9. April 1792 verstarb Lorenz Hagenauer in (St. Blasius) Salzburg in seinem achtzigsten Lebensjahr. Er wurde am 11. April in einer der drei Hagenauer Familiengrüfte (Gruft XVI) neben der Gruft seines Großvaters am Friedhof des Stiftes St. Peter bestattet. Über 2 000 Menschen nahmen am Trauerzug teil und circa doppelt so viele Zuseher säumten den Weg. Dass mehr als ein Drittel der damaligen Salzburger Bevölkerung (ca. 16400) an seinem Begräbnis teilnahm, zeugt einerseits von der Beliebtheit und Popularität des verstorbenen Handelsherren, andererseits aber auch von der Spärlichkeit öffentlicher Ereignisse in jener Zeit. Seine Gemahlin Maria Theresia ließ ihm im darauf folgendem Jahr ein Epitaph aus weißem Marmor errichten.
Quellen
- Franz Martin: Hundert Salzburger Familien (Verlag der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1946), S. 192 ff
- Marianne Freifrau von Hauser: Geschichte des Hauses Hagenauer, (Privat-Archiv) Wien
- Rudolph Angermüller: Maria Theresia Hagenauer, Salzburger Archiv, Bd. 32, Salzburg 2007