Sauterbogen: Unterschied zwischen den Versionen
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| + | Der '''Sauterbogen''' ist ein unter [[Denkmalgeschützte Objekte in der Stadt Salzburg|Denkmalschutz]] stehender historischer Torbogen in der [[Altstadt (rechtes Salzachufer)|rechtsseitigen Altstadt]] der [[Stadt Salzburg]]. | ||
| − | ==Geschichte== | + | == Geschichte == |
| − | Der Sauterbogen befindet sich unter dem [[Goldschlagerhaus]] | + | Der Sauterbogen befindet sich unter dem [[Goldschlagerhaus]] [[Dreifaltigkeitsgasse]] 6, Ecke [[Königsgässchen]] 6. Er wurde [[1645]] unter [[Fürsterzbischof]] [[Paris Graf Lodron|Paris Lodron]] gebaut, damit er die Wohnhäuser seiner Familienmitglieder, den [[Primogeniturpalast]] an Ende der Dreifaltigkeitsgasse und den [[Sekundogeniturpalast]] am Beginn der "''Lorettogasse''" ([[Paris-Lodron-Straße]]) ohne Umweg über die [[Bergstraße]] auf direktem Weg erreichen konnte. Zur Errichtung des Bogen mussten zwei Bürgerhäuser abgebrochen werden, die an der damals dort befindlichen [[Stadtbefestigungen|Stadtmauer]] lagen. Die Besitzer erhielten dafür eine Entschädigung. Die Vorarbeiten für den Durchgang wurden offensichtlich schon etwas früher begonnen. Denn [[1644]] ist auf der [[Historische Ansichten der Stadt Salzburg|Stadtansicht]] von [[Matthäus Merian]]<ref>[http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/graphiken/GII1185.jpg www.ubs.sbg.ac.at/Merian aus: Topographia Bavariae/Salzburg_1644]</ref> ein Durchgang an dieser Stelle ersichtlich. |
| − | + | Im Kreuzgratgewölbe unverändert bis heute zu sehen ist das [[Wappen der Grafen Lodron|Wappen]] von Paris Lodron mit der Jahreszahl der Errichtung oder Fertigstellung. | |
| − | + | Fortan entwickelte sich die Straße durch den Bogen zu einer wichtigen Verkehrsverbindung weiter durch das [[Bergstraßtor]], einem inneren [[Stadttore in Salzburg|Stadttor]], und durch das [[St. Virgilstor]], einem äußeren Stadttor, in den nördlichen [[Flachgau]]. | |
| − | == | + | ==== Verkehrsregelung 1869 und 1898 ==== |
| − | + | [[1869]] erließ der Gemeinderat der Stadt Salzburg erstmals eine verbindliche Fahrordnung für leichte und schwere Fuhrwerke, sowie Kutschen- und Pferdewagen. Gemäß dieser Verordnung durften diese den "Andräbogen" nur mehr ausnahmsweise, zu bestimmten Gelegenheiten und nur schrittweise passieren. Tatsächlich war der alte Andräbogen (und ist es bis heute) verkehrstechnisch eine Engstelle.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sza&datum=18690326&seite=3&query=%22andr%C3%A4bogen%22 ANNO], Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3, Fahrordnung 1869 (=Verordnung)]</ref> Die noch größere Engstelle war das Nadelöhr an der Ecke der [[Andreaskirche]]. Die Durchfahrtsbreite betrug dort nur 3,7 Meter, woran sich seither wenig geändert hat.<ref>[https://www.salzburg.gv.at/sagisonline/init.aspx?hotspot=landsbg|basis|1:907|428467.6|295981.6|mp2.png|Andreaskirche&gdi=default&gdiservices=franzkataster&redliningid=0ziip0bcf24fpzwi3soj4wdl SAGIS/im Menü "Basiskarten" (ganz links unten) "Franziszeischer Kataster" anklicken]</ref> [[1876]] wurde die Fahrordnung für den "Andräbogen" neuerlich kundgemacht.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18761104&query=%22andr%c3%a4bogen%22&seite=3 ANNO], Salzburger Volksblatt, 4. November 1876, Seite 3</ref> | |
| + | [[1898]] wurde mit Wirkung ab [[20. Mai]] die Verkehrsregelung verschärft und ein Verbot für das Befahren der Dreifaltigkeitsgasse durch Hotel-Omnibusse und Lastwägen in Richtung des [[Platzl]] (und umgekehrt) erlassen.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=18980511&query=%22dreifaltigkeitsgasse%22&seite=4 ANNO], Salzburger Chronik, 11. Mai 1898, Seite 2</ref> In der Gemeinderatssitzung vom [[1. August]] 1898 wurde der Beschluss über die verschärfte Verkehrsregelung - sowie auch über den Verkehr in der Linzer Gasse - zur Gänze aufgehoben.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980803&query=%22sauterbogen%22&seite=2 ANNO], Salzburger Chronik, 3. August 1898, Seite 2</ref> | ||
| + | [[1897]] wurde zur Erneuerung des Pflasters beim "Sauterbogen" ein Gemeinderatsbeschluss herbeigeführt.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=18970519&query=%22sauterbogen%22&seite=2 ANNO], Salzburger Chronik, 19. Mai 1897, Seite 2</ref> Den Begriff "Sauterbogen" wurde vom Salzburger Gemeinderat in seiner Sitzung am 1. August verwendet und in zumindest einer Zeitung so zitiert. Die Bezeichnung der Örtlichkeit basierte damals möglicherweise auf den Eigentumsverhältnissen der Gebäude (vergleiche → "Mitterbacherbogen", →"Oppacherbogen", →"Zellereck", usw.). Die Verkehrsregelung für die Linzer Gasse und für die Dreifaltigkeitsgasse vom [[Zellereck am Platzl|Zellereck]] bis zum Sauterbogen wurde mit Wirkung vom [[1. September]] 1898 durch Verordnung erlassen.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980813&query=%22sauterbogen%22&seite=4 ANNO], Salzburger Volksblatt, 13. August 1898, Seite 4</ref> <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980820&query=%22sauterbogen%22&ref=anno-search&seite=15 ANNO], Salzburger Volksblatt, 20. August 1898, Seite 15</ref> <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980827&query=%22sauterbogen%22&ref=anno-search&seite=14 ANNO], Salzburger Volksblatt, 27. August 1898, Seite 4</ref>. Die Ehrung einer bestimmten Person war damit nicht beabsichtigt. | ||
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| + | ==== Ein Robert Sauter wird Hausbesitzer ==== | ||
| + | [[Robert Sauter]] wird ab [[1893]]/[[1894]] als Hauseigentümer genannt.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18931111&query=%22sauter%22&seite=18 ANNO], [[Salzburger Volksblatt]], 11. November 1893, Seite 18</ref> <ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rhb&datum=18940829&query=%22St.%22+%22Andr%c3%a4bogen%22&seite=1 ANNO], Reichenhaller Badeblatt, 29. August 1894, Seite 1</ref> | ||
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| + | [[1907]] wird unter anderem über eine Verbreiterung der Dreifaltigkeitsgasse auf 16 Meter diskutiert und sollte das Verkaufsgewölbe des Hausbesitzers Robert Sauter demoliert werden.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19070709&query=%22sauter%22&seite=3 ANNO], Salzburger Chronik, 9. Juli 1907, Seite 3</ref> | ||
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| + | [[1926]] übergab Robert Sauter nach dem 50-jährigen Berufsjubiläum sein Geschäft und das Haus seinen Enkelsohn Wilhelm Hofer, den Jüngeren.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19261231&query=%22Sauter%22&seite=18 ANNO], Salzburger Volksblatt, 31. Dezember 1930, Seite 18</ref> | ||
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| + | [[1937]] hatte der "Sauterbogen" nochmals eine zweckmäßige Änderung erfahren. Das dort damals befindliche "Selchwarengeschäft" von [[Wilhelm Hofer]] wurde nach den Plänen von Architekt [[Karl Jahl]] und durch die Umbauten von Baumeister Ing. Bruck einer gründlichen Erneuerung unterzogen. Dadurch wurde einerseits das charakteristische Bild gewahrt und andererseits erfuhr die gefährliche Passage eine teilweise Verbreiterung. Durch Rückversetzung der Auslage wurde der Bogen geringfügig breiter.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19370511&query=%22Goldschlagerhaus%22&seite=8 ANNO], Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 11. Mai 1937, Seite 8</ref> | ||
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| + | Das Selchwarengeschäft<ref>Das Selchwarengeschäft wurde von Wilhelm Hofer dem Jüngeren bzw. nach dessen Tode von dessen Witwe Therese Hofer von 1945 bis 1957 an Georg Hofer (= Namensgleichheit, aber keine Verwandtschaft), Selcher und Fleischhauer mit Hauptgeschäft in der Judengasse) verpachtet. 1958 bis Anfang 1970 wurde das Selchwarengeschäft an Josef Gann, Metzger und Fleischer aus Lehen verpachtet</ref> bestand noch viele Jahrzehnte bis Anfang 1970 weiter, es wurde jedoch unter mehrfach wechselnden Inhabern und Namen (u. a. Fleischerei Hofer, Fleischerei Gann) geführt. Dadurch geriet Robert Sauter in Vergessenheit. | ||
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| + | == Über die mögliche Herkunft des Namens == | ||
| + | Die Gasse im Norden des Torbogens wurde ''Dreifaltigkeitsgasse'' genannt, nach der dort stehenden [[Dreifaltigkeitskirche]]. Die Gasse im Süden des Torbogens hieß damals ''Andreasgasse'', abgeleitet von der alten [[Kirche des heiligen Andreas]]. Nach dieser Kirche nannte man bis um [[1885]] den Bogen "''Andreasbogen''" oder "''Andräbogen''", genauer Innerer Andräbogen. Die alte Andreaskirche wurde [[1861]] abgerissen.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sza&datum=18690326&query=%22St.%22+%22Andr%c3%a4bogen%22&seite=3 ANNO], [[Salzburger Zeitung]], 26. März 1869, Seite 3</ref> Daher verlor die Bezeichnung "Andräbogen" zunehmend ihren Bezug. | ||
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| + | Ab [[1891]] findet sich "Sauterbogen" als neue Bezeichnung.<ref>[https://anno.onb.ac.at/anno-suche/#searchMode=simple&query=sauterbogen&from=1&sort=date+asc ANNO] Suche "Sauterbogen"</ref> Die Bezeichnung "Sauterbogen" findet sich in den digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften der Österreichischen Nationalbibliothek ([[ANNO]]) erstmals in dem Artikel "''"Offen lassen" - ein Beitrag zur Portikusfrage''" in der [[Salzburger Chronik]] [[12. Dezember]] 1891<ref>Quelle [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=18911212&seite=1&zoom=33 ANNO], Salzburger Chronik, Ausgabe vom 12. Dezember 1891, Seite 33</ref>. Dabei ging es – nach Demolierung des [[Mitterbacherbogen]]s – um die Frage der Neugestaltung der Dreifaltigkeitsgasse, die dringend notwendige Straßenerweiterung, sowie neuerlich um die Verkehrsregelung zwischen dem [[Salzburger Hauptbahnhof]] und der [[Altstadt]] auf der linken Salzachseite. Bedeutende Fragen, die damals im [[Salzburger Gemeinderat]] seit langer Zeit, intensiv und kontrovers diskutiert wurden. Dass die Verkehrsregelung einen Hinweis über den Ursprung der Bezeichnung "Sauterbogen" liefern kann, ist sehr umstritten. | ||
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| + | Im historischen Grundbuch Salzburg-Innere Stadt, EZ 570, wurde im B-Blatt (Eigentümer) unter Postzahl 1 wie folgt vermerkt: Protokoll-Nr: "5751" und die Eintragung "''Auf Grund des Kaufvertrages vom 21. Oktober 1876 wird das Eigentumsrecht auf das [[Goldschlagerhaus|Haus Nr. 529]] für Robert Sauter einverleibt''". <ref>Im [[Salzburger Landesarchiv]] sind das Grundbuch für Salzburg-Innere Stadt und der Kaufvertrag vom 21. Oktober 1876 für jedermann öffentlich einzusehen; eingesehen am 26.06.2019 von einem anonymen Nutzer</ref> Als nächster Eigentümer scheint ab 1926 Wilhelm Hofer, der Jüngere auf. Nach dessen Tod 1948 Therese Hofer, Witwe. [[Robert Sauter]] war 50 Jahre Eigentümer dieses Hauses. Das könnte darauf hindeuten, dass Sauter als Namensgeber des Bogens im Volksmund wurde. Urkundliche Eintragungen dazu fehlen nach wie vor. | ||
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| + | [[1985]] wurde in dem Buch [[Salzburger Stadttore (Buch)|"Salzburger Stadttore"]] auch das "St.-Andreas-Tor" mit dem "Sauterbogen" beschrieben und eine Namensgebung nach dem bekannten Salzburger Arzt Dr. [[Anton Sauter (Botaniker)|Anton Eleutherius Sauter]] (* [[1800]]; † [[1881]]) festgestellt, der 1860 ein Mitbegründer und von 1864 bis 1874 Vorstand der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] war und als Botaniker eine herausragende Bedeutung erlangt hatte. | ||
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| + | [[1995]] verbreitete [[Peter Blaikner]] in seinem Buch ''[[Ferdinand Sauter]] Gedichte''<ref>[http://www.blaikner.at/project/ferdinand-sauter-gedichte/ www.blaikner.at]</ref> die Annahme, es sei [[Anton Sauter (Pfleger)|Anton Sauter]], der Vater der beiden Brüder Anton und Ferdinand, als Namensgeber auszuweisen. Entgegenzuhalten ist dieser Annahme, dass [[Hermann Loimer]], der bereits [[1944]] Ferdinand Sauter in der Publikation "Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg"<ref>[https://www.zobodat.at/pdf/MGSL_134_0585-0614.pdf Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg]</ref> als Namensgeber ausgeschlossen hatte. | ||
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| + | [[2006]] brachten die Nachfolger des Salzburger Landeshistorikers [[Franz Martin]] das Standardwerk "''Salzburger Straßennamen''" in einer überarbeiteten 5. Ausgabe heraus. Dort verzeichnet ist die Dreifaltigkeitsgasse mit dem Verweis, dass der "Sauterbogen" nach dem Salzburger Botaniker Dr. Anton Eleutherius Sauter benannt wurde.<ref>[[Franz Martin]]: "Salzburger Straßennamen" , Mitt. der Gesellschaft Sbg. Landeskunde, 2006 ist auf S. 252 zum Sauterbogen zu finden: ''"Seit 1881 umbenannt in Sauterbogen. Dr. med Anton Eleutherius Sauter geboren ...."'' (es folgen lange Ausführungen zu den Verdiensten von A. Sauter.)</ref> | ||
| + | Die frühere [[Salzburger Straßen 2. Auflage|2. Auflage]] von [[1949]], erwähnt den "Sauterbogen" nur, jedoch ohne namentliche Zuordnung. Auch alle drei Auflagen des Buches "[[Salzburg, ein Führer durch seine Geschichte und Kunst#Die Ausgaben im Überblick|Salzburg, Geschichte und Kunst dieser Stadt]] " von Dr. [[Franz Martin]] (und Witwe), [[1923]], [[1952]] und [[1964]], sowie das Buch "[[Salzburg und seine Fürsten]]" von [[Adolph Bühler]] ([[1910]]) erwähnen mit keinem Wort diesen [Sauter]Bogen. | ||
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| + | === Weitere Abklärung der Namensherkunft === | ||
| + | In der Folge hatte Dr. [[Reinhard Medicus]] auch Nachforschungen bei der [[Stadtgemeinde Salzburg]] im Amt für Vermessung und Geoinformation<ref>[https://www.stadt-salzburg.at/org-db/ORGTEBW?TODO=TEBSYAM&ORG=OU76 www.stadt-salzburg.at]</ref>, das für die Durchführung der Straßenbezeichnungen zuständig ist, sowie im [[Stadtarchiv Salzburg|Stadtarchiv]] unternommen. Diese ergaben bis dato, dass keine Urkunde bekannt ist, die belegen könnte, dass der Gemeinderat der Stadt 1881 den Sauterbogen so benannt hätte. Derzeit bestätigt nur das [[Bundesdenkmalamt]] als Behörde, nach eigenen Unterlagen die Aussage, das Haus wäre nach dem berühmten Botaniker und Arzt Dr. Anton Sauter benannt. | ||
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| + | Zusammenfassend aufgrund bisheriger Indizien ergeben sich folgende Möglichkeiten, wie der "Sauterbogen" zu seinem Namen gekommen sein könnte: | ||
| + | * Er wurde doch nach dem Botaniker Sauter benannt, jedoch bei den im Moment in ''ANNO'' einsehbaren digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften fehlen möglicherweise jene Ausgaben, in denen etwas darüber zu lesen wäre. | ||
| + | * Er wurde nicht nach dem Botaniker benannt, da im Vermessungsamt auf Anfrage vordergründig keine Urkunde(n) gefunden wurden. | ||
| + | * Er wurde von den Salzburger Ende des [[19. Jahrhundert]]s so genannt, weil in ihm ein Metzger des Namens Sauter sein Geschäft hatte. | ||
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Aktuelle Version vom 17. Juni 2025, 19:31 Uhr
Der Sauterbogen ist ein unter Denkmalschutz stehender historischer Torbogen in der rechtsseitigen Altstadt der Stadt Salzburg.
Geschichte
Der Sauterbogen befindet sich unter dem Goldschlagerhaus Dreifaltigkeitsgasse 6, Ecke Königsgässchen 6. Er wurde 1645 unter Fürsterzbischof Paris Lodron gebaut, damit er die Wohnhäuser seiner Familienmitglieder, den Primogeniturpalast an Ende der Dreifaltigkeitsgasse und den Sekundogeniturpalast am Beginn der "Lorettogasse" (Paris-Lodron-Straße) ohne Umweg über die Bergstraße auf direktem Weg erreichen konnte. Zur Errichtung des Bogen mussten zwei Bürgerhäuser abgebrochen werden, die an der damals dort befindlichen Stadtmauer lagen. Die Besitzer erhielten dafür eine Entschädigung. Die Vorarbeiten für den Durchgang wurden offensichtlich schon etwas früher begonnen. Denn 1644 ist auf der Stadtansicht von Matthäus Merian[1] ein Durchgang an dieser Stelle ersichtlich.
Im Kreuzgratgewölbe unverändert bis heute zu sehen ist das Wappen von Paris Lodron mit der Jahreszahl der Errichtung oder Fertigstellung.
Fortan entwickelte sich die Straße durch den Bogen zu einer wichtigen Verkehrsverbindung weiter durch das Bergstraßtor, einem inneren Stadttor, und durch das St. Virgilstor, einem äußeren Stadttor, in den nördlichen Flachgau.
Verkehrsregelung 1869 und 1898
1869 erließ der Gemeinderat der Stadt Salzburg erstmals eine verbindliche Fahrordnung für leichte und schwere Fuhrwerke, sowie Kutschen- und Pferdewagen. Gemäß dieser Verordnung durften diese den "Andräbogen" nur mehr ausnahmsweise, zu bestimmten Gelegenheiten und nur schrittweise passieren. Tatsächlich war der alte Andräbogen (und ist es bis heute) verkehrstechnisch eine Engstelle.[2] Die noch größere Engstelle war das Nadelöhr an der Ecke der Andreaskirche. Die Durchfahrtsbreite betrug dort nur 3,7 Meter, woran sich seither wenig geändert hat.[3] 1876 wurde die Fahrordnung für den "Andräbogen" neuerlich kundgemacht.[4] 1898 wurde mit Wirkung ab 20. Mai die Verkehrsregelung verschärft und ein Verbot für das Befahren der Dreifaltigkeitsgasse durch Hotel-Omnibusse und Lastwägen in Richtung des Platzl (und umgekehrt) erlassen.[5] In der Gemeinderatssitzung vom 1. August 1898 wurde der Beschluss über die verschärfte Verkehrsregelung - sowie auch über den Verkehr in der Linzer Gasse - zur Gänze aufgehoben.[6]
1897 wurde zur Erneuerung des Pflasters beim "Sauterbogen" ein Gemeinderatsbeschluss herbeigeführt.[7] Den Begriff "Sauterbogen" wurde vom Salzburger Gemeinderat in seiner Sitzung am 1. August verwendet und in zumindest einer Zeitung so zitiert. Die Bezeichnung der Örtlichkeit basierte damals möglicherweise auf den Eigentumsverhältnissen der Gebäude (vergleiche → "Mitterbacherbogen", →"Oppacherbogen", →"Zellereck", usw.). Die Verkehrsregelung für die Linzer Gasse und für die Dreifaltigkeitsgasse vom Zellereck bis zum Sauterbogen wurde mit Wirkung vom 1. September 1898 durch Verordnung erlassen.[8] [9] [10]. Die Ehrung einer bestimmten Person war damit nicht beabsichtigt.
Ein Robert Sauter wird Hausbesitzer
Robert Sauter wird ab 1893/1894 als Hauseigentümer genannt.[11] [12]
1907 wird unter anderem über eine Verbreiterung der Dreifaltigkeitsgasse auf 16 Meter diskutiert und sollte das Verkaufsgewölbe des Hausbesitzers Robert Sauter demoliert werden.[13]
1926 übergab Robert Sauter nach dem 50-jährigen Berufsjubiläum sein Geschäft und das Haus seinen Enkelsohn Wilhelm Hofer, den Jüngeren.[14]
1937 hatte der "Sauterbogen" nochmals eine zweckmäßige Änderung erfahren. Das dort damals befindliche "Selchwarengeschäft" von Wilhelm Hofer wurde nach den Plänen von Architekt Karl Jahl und durch die Umbauten von Baumeister Ing. Bruck einer gründlichen Erneuerung unterzogen. Dadurch wurde einerseits das charakteristische Bild gewahrt und andererseits erfuhr die gefährliche Passage eine teilweise Verbreiterung. Durch Rückversetzung der Auslage wurde der Bogen geringfügig breiter.[15]
Das Selchwarengeschäft[16] bestand noch viele Jahrzehnte bis Anfang 1970 weiter, es wurde jedoch unter mehrfach wechselnden Inhabern und Namen (u. a. Fleischerei Hofer, Fleischerei Gann) geführt. Dadurch geriet Robert Sauter in Vergessenheit.
Über die mögliche Herkunft des Namens
Die Gasse im Norden des Torbogens wurde Dreifaltigkeitsgasse genannt, nach der dort stehenden Dreifaltigkeitskirche. Die Gasse im Süden des Torbogens hieß damals Andreasgasse, abgeleitet von der alten Kirche des heiligen Andreas. Nach dieser Kirche nannte man bis um 1885 den Bogen "Andreasbogen" oder "Andräbogen", genauer Innerer Andräbogen. Die alte Andreaskirche wurde 1861 abgerissen.[17] Daher verlor die Bezeichnung "Andräbogen" zunehmend ihren Bezug.
Ab 1891 findet sich "Sauterbogen" als neue Bezeichnung.[18] Die Bezeichnung "Sauterbogen" findet sich in den digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften der Österreichischen Nationalbibliothek (ANNO) erstmals in dem Artikel ""Offen lassen" - ein Beitrag zur Portikusfrage" in der Salzburger Chronik 12. Dezember 1891[19]. Dabei ging es – nach Demolierung des Mitterbacherbogens – um die Frage der Neugestaltung der Dreifaltigkeitsgasse, die dringend notwendige Straßenerweiterung, sowie neuerlich um die Verkehrsregelung zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und der Altstadt auf der linken Salzachseite. Bedeutende Fragen, die damals im Salzburger Gemeinderat seit langer Zeit, intensiv und kontrovers diskutiert wurden. Dass die Verkehrsregelung einen Hinweis über den Ursprung der Bezeichnung "Sauterbogen" liefern kann, ist sehr umstritten.
Im historischen Grundbuch Salzburg-Innere Stadt, EZ 570, wurde im B-Blatt (Eigentümer) unter Postzahl 1 wie folgt vermerkt: Protokoll-Nr: "5751" und die Eintragung "Auf Grund des Kaufvertrages vom 21. Oktober 1876 wird das Eigentumsrecht auf das Haus Nr. 529 für Robert Sauter einverleibt". [20] Als nächster Eigentümer scheint ab 1926 Wilhelm Hofer, der Jüngere auf. Nach dessen Tod 1948 Therese Hofer, Witwe. Robert Sauter war 50 Jahre Eigentümer dieses Hauses. Das könnte darauf hindeuten, dass Sauter als Namensgeber des Bogens im Volksmund wurde. Urkundliche Eintragungen dazu fehlen nach wie vor.
1985 wurde in dem Buch "Salzburger Stadttore" auch das "St.-Andreas-Tor" mit dem "Sauterbogen" beschrieben und eine Namensgebung nach dem bekannten Salzburger Arzt Dr. Anton Eleutherius Sauter (* 1800; † 1881) festgestellt, der 1860 ein Mitbegründer und von 1864 bis 1874 Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde war und als Botaniker eine herausragende Bedeutung erlangt hatte.
1995 verbreitete Peter Blaikner in seinem Buch Ferdinand Sauter Gedichte[21] die Annahme, es sei Anton Sauter, der Vater der beiden Brüder Anton und Ferdinand, als Namensgeber auszuweisen. Entgegenzuhalten ist dieser Annahme, dass Hermann Loimer, der bereits 1944 Ferdinand Sauter in der Publikation "Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg"[22] als Namensgeber ausgeschlossen hatte.
2006 brachten die Nachfolger des Salzburger Landeshistorikers Franz Martin das Standardwerk "Salzburger Straßennamen" in einer überarbeiteten 5. Ausgabe heraus. Dort verzeichnet ist die Dreifaltigkeitsgasse mit dem Verweis, dass der "Sauterbogen" nach dem Salzburger Botaniker Dr. Anton Eleutherius Sauter benannt wurde.[23] Die frühere 2. Auflage von 1949, erwähnt den "Sauterbogen" nur, jedoch ohne namentliche Zuordnung. Auch alle drei Auflagen des Buches "Salzburg, Geschichte und Kunst dieser Stadt " von Dr. Franz Martin (und Witwe), 1923, 1952 und 1964, sowie das Buch "Salzburg und seine Fürsten" von Adolph Bühler (1910) erwähnen mit keinem Wort diesen [Sauter]Bogen.
Weitere Abklärung der Namensherkunft
In der Folge hatte Dr. Reinhard Medicus auch Nachforschungen bei der Stadtgemeinde Salzburg im Amt für Vermessung und Geoinformation[24], das für die Durchführung der Straßenbezeichnungen zuständig ist, sowie im Stadtarchiv unternommen. Diese ergaben bis dato, dass keine Urkunde bekannt ist, die belegen könnte, dass der Gemeinderat der Stadt 1881 den Sauterbogen so benannt hätte. Derzeit bestätigt nur das Bundesdenkmalamt als Behörde, nach eigenen Unterlagen die Aussage, das Haus wäre nach dem berühmten Botaniker und Arzt Dr. Anton Sauter benannt.
Versionen möglicher Namensherkunft
Zusammenfassend aufgrund bisheriger Indizien ergeben sich folgende Möglichkeiten, wie der "Sauterbogen" zu seinem Namen gekommen sein könnte:
- Er wurde doch nach dem Botaniker Sauter benannt, jedoch bei den im Moment in ANNO einsehbaren digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften fehlen möglicherweise jene Ausgaben, in denen etwas darüber zu lesen wäre.
- Er wurde nicht nach dem Botaniker benannt, da im Vermessungsamt auf Anfrage vordergründig keine Urkunde(n) gefunden wurden.
- Er wurde von den Salzburger Ende des 19. Jahrhunderts so genannt, weil in ihm ein Metzger des Namens Sauter sein Geschäft hatte.
Quelle
- Martin, Franz: Salzburger Straßennamen. Verzeichnis der Straßen, Gassen, Plätze, Wege, Brücken, Tore und Parks mit Erklärung ihrer Namen. 5., wesentlich überarbeitete Auflage von Leitner-Martin, Willa und Martin, Andreas. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 25. Ergänzungsband, Selbstverlag der Gesellschaft, Salzburg 2006
Einzelnachweise
- ↑ www.ubs.sbg.ac.at/Merian aus: Topographia Bavariae/Salzburg_1644
- ↑ ANNO, Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3, Fahrordnung 1869 (=Verordnung)]
- ↑ SAGIS/im Menü "Basiskarten" (ganz links unten) "Franziszeischer Kataster" anklicken
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, 4. November 1876, Seite 3
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, 11. Mai 1898, Seite 2
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, 3. August 1898, Seite 2
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, 19. Mai 1897, Seite 2
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, 13. August 1898, Seite 4
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, 20. August 1898, Seite 15
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, 27. August 1898, Seite 4
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, 11. November 1893, Seite 18
- ↑ ANNO, Reichenhaller Badeblatt, 29. August 1894, Seite 1
- ↑ ANNO, Salzburger Chronik, 9. Juli 1907, Seite 3
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, 31. Dezember 1930, Seite 18
- ↑ ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 11. Mai 1937, Seite 8
- ↑ Das Selchwarengeschäft wurde von Wilhelm Hofer dem Jüngeren bzw. nach dessen Tode von dessen Witwe Therese Hofer von 1945 bis 1957 an Georg Hofer (= Namensgleichheit, aber keine Verwandtschaft), Selcher und Fleischhauer mit Hauptgeschäft in der Judengasse) verpachtet. 1958 bis Anfang 1970 wurde das Selchwarengeschäft an Josef Gann, Metzger und Fleischer aus Lehen verpachtet
- ↑ ANNO, Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3
- ↑ ANNO Suche "Sauterbogen"
- ↑ Quelle ANNO, Salzburger Chronik, Ausgabe vom 12. Dezember 1891, Seite 33
- ↑ Im Salzburger Landesarchiv sind das Grundbuch für Salzburg-Innere Stadt und der Kaufvertrag vom 21. Oktober 1876 für jedermann öffentlich einzusehen; eingesehen am 26.06.2019 von einem anonymen Nutzer
- ↑ www.blaikner.at
- ↑ Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg
- ↑ Franz Martin: "Salzburger Straßennamen" , Mitt. der Gesellschaft Sbg. Landeskunde, 2006 ist auf S. 252 zum Sauterbogen zu finden: "Seit 1881 umbenannt in Sauterbogen. Dr. med Anton Eleutherius Sauter geboren ...." (es folgen lange Ausführungen zu den Verdiensten von A. Sauter.)
- ↑ www.stadt-salzburg.at