Paris Graf von Lodron

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Paris Graf von Lodron.
Wappen an der Peterswachtbastei über dem Toscaninihof.
Der Wandbrunnen Wasserbastei mit Marmor-Wappen von Fürsterzbischof Paris Graf Lodron.
Castello di Noarna, in dem Paris Graf von Lodron zur Welt kam.

Paris Graf von Lodron, in aller Regel kurz Paris Lodron genannt (* 13. Februar 1586 auf Schloss Castelnuovo di Noarna in Rovereto, Trentino, Italien; † 15. Dezember 1653 in der Stadt Salzburg), war von 1619 bis 1653 Fürsterzbischof des Fürsterzbistums Salzburg.

Leben

Das Geschlecht der Lodron bildete eine der mächtigsten und ältesten Familien im Trentin. Es stammte aus den Judikarien (Valli Giudicarie), einer Tallandschaft in den norditalienischen Alpen nordwestlich des Gardasees. In der Mitte des 15. Jahrhunderts gelang es dem Adelsgeschlecht, die Familie Castelbarco zu entmachten und sich rechts der Etsch im Lagertal (Vallagarina), unweit von Rofreit (Rovereto), anzusiedeln. Das Castello Noarna gegenüber von Rovereto ist eines der wichtigsten Schlösser des Lagarina-Tales. Einige Jahrhunderte war das Schloss im Besitz der Familie Lodron.

In diesem Castello Noarna wurde 1586 Paris Graf Lodron geboren, der am 13. November 1619 zum Fürsterzbischof von Salzburg gewählt wurde und es bis zu seinem Tod im Jahre 1653 blieb. Lodron hat die Geschichte von Salzburg wesentlich geprägt: er sorgte für Wohlstand in seinem Fürstentum, gründete die Benediktineruniversität Salzburg und es gelang ihm, sein Territorium aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges herauszuhalten, der zwischen 1618 und 1648 Mitteleuropa verwüstet hatte. Salzburg erinnert sich an ihn noch immer als "Pater Patriae" – Vater des Vaterlandes. Allerdings führte die große Not des Dreißigjährigen Krieges am 19. Mai 1645 zum Aufstand der Fügener Bauern (Zillertal) gegen ihren Landesfürsten, den Salzburger Fürsterzbischof.

Während seiner Amtszeit wurde auch der Salzburger Dom fertig gestellt, dessen Oratorium große Ähnlichkeiten mit einer Kapelle in Lodrons Heimat hat, die er kurz vor seinem Tod erbauen ließ.

Der Fürst aus Norditalien: Auf den Spuren von Paris Lodrons welschtiroler Heimat

Seine Familie zählte zu den mächtigsten und ältesten im Trentino, das bis 1918 als Welschtirol mit zur österreichischen Habsburgermonarchie gehörte. Unweit von Rofreit, so hieß Rovereto in altösterreichischen Zeiten, hatte sie im Lagertal, dem heutigen Vallagarina, ihre Machtbasis. Die Burgschlösser Castellano und Castelnuovo di Noarna hoch über dem Tal und der repräsentative urbane Palazzo Lodron im Nogaredo waren jahrhundertelang in Lodronschen Händen und sind es zum Teil bis heute. Zielstrebig arbeitete die Familie des 1586 auf Schloss Castelnuovo di Noarna geborenen Paris auf eine Karriere in Salzburg hin. Sein naher Verwandter Anton Graf Lodron verzichtete 1606 zugunsten seines Neffen auf sein Kanonikat in Salzburg. Paris wurde sowohl im bayerischen Ingolstadt als auch in Rom ausgebildet.

Er ging nicht nur als Gründer der Benediktineruniversität 1622, sondern auch als Vollender des Salzburger Doms sechs Jahre später in die Geschichte ein. Dafür setzte er vor allem auf zwei Künstler aus italienischen Gefilden, die bereits sein Vorgänger Markus Sittikus nach Salzburg geholt hatte: den Baumeister Santino Solari sowie den Maler und Stuckateur Arsenio Mascagni. Das Duo hinterließ seine künstlerischen Spuren auch im Lagertal. Solari baute Schloss Nogaredo im Auftrag Paris Lodrons um und erweiterte es. Ein besonderes Prunkstück Nogaredos ist die reichlich mit Stuckarbeiten von Arsenio Mascagni ausgestattete, dem Salzburger Kirchenpatron Rupert geweihte Kapelle. Ähnlichkeiten mit den Stuckarbeiten Mascagnis im Salzburger Dom werden hier besonders deutlich. Wer sich beim Besuch der Peter und Pauls Kirche im litauischen Vilnius an die Salzburger Kathedrale erinnert fühlt, liegt nicht unrichtig. Die Innenausstattung mit reichem Stuck durch die künstlerischen Nachfolger Pietro Perti und Giovanni Maria Galli nahm Anleihen aus Salzburg.

Salzburger Studienplätze für Nachwuchs aus dem Süden

Paris Lodrons Spuren in Salzburg sind mannigfaltig. Auf seine Heimat im Trentino weist noch das von ihm gegründete ehemalige Collegium Marianum in der Salzburger Bergstraße hin, in welchem immer drei Studienplätze für Knaben aus dem Lagertal bereitgestellt wurden. Der Fürsterzbischof richtete es 1645 zur Sicherung einer künftigen fähigen Beamtenschaft ein. Nach Abschluss der Ausbildung hatten die Zöglinge zwei Jahre gegen ein geringes Entgelt im Lodronschen Besitz zu arbeiten. Auf Paris Lodron geht auch die Gründung des Schneeherren-Kollegialstiftes beim Dom zurück, dem im Lauf der Zeit auch viele Landsleute aus dem Trentino angehörten. Die Zahl der Studierenden aus Welschtirol war an der Salzburger Universität zeitweise hoch.

"Paris Lodron hat also nie die Verbindung mit seiner Welschtiroler Heimat verloren und ist so ein 'Wanderer in beiden Welten' geworden. Erst durch ihn konnte die Familie Lodron in Salzburg und Altbayern, aber auch in Kärnten und Tirol besitzmäßig Fuß fassen", stellte der Hobbyhistoriker Konrad Falko Wutscher fest. Paris Graf von Lodron wurde dank seiner besonderen Leistungen übrigens als einziger Salzburger Fürst von König Ludwig I. von Bayern in die aus Untersberger Marmor erbaute Walhalla bei Regensburg aufgenommen.

Das Land Salzburg hat in einer Partnerschaft die Beziehungen zur nun italienischen Region Trient in den 1980er- und 1990er-Jahren neu aufleben lassen. Die Aktivitäten richteten ihren Schwerpunkt auf den Bildungs- und Kulturaustausch.

Paris Lodron war streng mit Frauen

Während Paris Lodron 2019 vielfach gerühmt wird, erinnerte Christoph Brandhuber, Leiter des Salzburger Universitätsarchivs, an einen anderen Aspekt dieses machtbewussten Fürsterzbischofs, wie er dies der Chronik der Benediktinerinnenabtei Nonnberg entnommen hat: Demnach hat Paris Lodron am 28. Oktober 1649 die damals verwitwete Gräfin Maria Jakoba von Raitenau im Kloster Nonnberg de facto in Haft setzen lassen. Zudem habe er die Vormundschaft über deren Kinder übernommen. Deren Großonkel zufolge habe der Fürsterzbischof dies nicht aus Fürsorge gemacht, sondern um ihnen die Herrschaft Gmünd abzulocken. Denn: "Das salzburgisch Procediren ist nit anders als Raitenau auszutilgen und alles Vermögen dem Haus Lodron zuzubringen."

Ebenso dürfte Paris Lodron ab Oktober 1651 seine verwitwete Schwester Barbara von Liechtenstein gegen deren Willen und trotz deren "erbärmlichen Wainen und Clagen" in Stift Nonnberg festgesetzt haben: Er habe seine Schwester "mit gwalt gezwungen, und gedrungen, herein in unser Closter verschafft, ob sich gleichwoll die G(nä)d(ige) Frau Abbtissin und das ganze Convent wider ein solches unbiliches begern gleichsamb gesözt, und kheineswegs einwilligen wöllen", zitiert Christoph Brandhuber aus der Nonnberger Chronik. Zunächst habe Paris Lodron eine Haft von drei Wochen angekündigt, "aber es hat sich biß in das dritte Jahr, nemblich biß auf Ihre Hochfür(stlichen) G(na)den Tod erströkht".[1]

2019: Salzburger Ehrensalut für Paris Lodron in Trentino

Hauptartikel 400 Jahre Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron

Schützen und Blasmusiker aus Salzburg und Trentino ehrten am 10. November 2019den großen, gemeinsamen "Sohn" in einem Festakt zum 400-jährigen Jubiläum der Wahl Lodrons zum Fürsterzbischof von Salzburg. Der Festakt fand in der Heimat Lodrons im Trentino in und vor der Kirche Santa Maria Assunta im Heimatort Lodron, Villa Lagarina, statt. Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior, sein Pendant in Trient, Maurizio Fugatti, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, ihr Pendant in Trient, Walter Kaswalder, Villa Lagarinas Bürgermeisterin Romina Baroni, Alt-Erzbischof Alois Kothgasser und Abordnungen der Schützen aus Salzburg unter dem Kommando von Obrist Franz Meißl sowie die Trachtenmusikkapelle Kleinarl verliehen der historischen Freundschaft zwischen Salzburg und Trient neuen Schwung.

Die Salzburger Delegation brachte eine Gedenktafel für Paris Lodron mit, gefertigt von Steinmetzmeister Erich Reichl aus Untersberger Marmor, die am Sonntag, 10. November 2019 enthüllt wurde. Vor jener Kirche, Santa Maria Assunta, die dem Salzburger Dom innen sehr ähnlich sieht, weil hier ebenfalls Paris Lodron und Salzburger Baumeister am Werk waren, marschierten am Sonntag die Bauernschützen St. Johann im Pongau, die Festungsprangerstutzenschützen Hohensalzburg und die Trachtenmusikkapelle Kleinarl sowie die Fahnenabordnungen aus den Bezirken gemeinsam mit ihren italienischen Kollegen auf.

Die Feierlichkeiten zu 400 Jahre Paris Lodron als Fürsterzbischof gingen am Mittwoch, den 13. November 2019 in Salzburg weiter. Im Dom wurde dem "Beschützer" Salzburgs im Dreißigjährigen Krieg (oder Vater des Vaterlandes Salzburg, so wird Paris Lodron z.T. genannt), dem Gründer der Universität und dem Vollender des Doms in ebendiesem mit einem großen Festakt des Landes Salzburg gedacht.

Bildergalerie und Video Feier 2019

2019 Salzburger Ehrensalut, 01:46 min. Video

Bilder

 Paris Graf von Lodron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Weblinks

Quellen

Einzelnachweis

Zeitfolge


Salzburger Bischöfe, Erz- und Fürsterzbischöfe

Bischöfe, 7. bis 8. Jahrhundert
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Erzbischöfe
8. bis 10. Jahrhundert
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11. Jahrhundert
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12. Jahrhundert
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13. Jahrhundert
Eberhard II. von Regensberg · Burkhart I. von Ziegenhain · Philipp von Spanheim · Ulrich I. · Wlodizlaus von Schlesien · Friedrich II. von Walchen · Rudolf I. von Hohenegg · Stephan von Niederbayern · Konrad IV. von Fohnsdorf
14. Jahrhundert
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Fürsterzbischöfe
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15. Jahrhundert
Berthold von Wehingen · Eberhard III. von Neuhaus · Eberhard IV. von Starhemberg · Johann II. von Reisberg · Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg · Sigmund I. von Volkersdorf · Burkhard II. von Weißpriach · Bernhard von Rohr · Johann III. Beckenschlager · Friedrich V. von Schaunberg · Sigmund II. von Hollenegg
16. Jahrhundert
Leonhard von Keutschach · Matthäus Lang von Wellenburg · Ernst Herzog von Bayern · Michael von Kuenburg · Johann Jakob Kuen von Belasy · Georg von Kuenburg · Wolf Dietrich von Raitenau
17. Jahrhundert
Markus Sittikus von Hohenems · Paris Graf von Lodron · Guidobald Graf von Thun und Hohenstein · Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg · Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein
18. Jahrhundert
Franz Anton Fürst Harrach · Leopold Anton Freiherr von Firmian · Jakob Ernst Graf Liechtenstein · Andreas I. Jakob Graf Dietrichstein · Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach · Hieronymus Graf Colloredo


Erzbischöfe, die noch den Titel "Fürsterzbischof" trugen, aber keine weltliche Macht mehr hatten
19. Jahrhundert
Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg · Leopold Maximilian von Firmian · Augustin Johann Joseph Gruber · Maximilian Josef von Tarnóczy · Franz de Paula Albert Eder · Johann IV. Evangelist Haller
20. Jahrhundert
Johann V. Baptist Katschthaler · Balthasar Kaltner · Ignaz Rieder · Sigismund IV. von Waitz · Andreas II. Rohracher


Erzbischöfe
Eduard Macheiner · Karl Berg · Georg Eder
21. Jahrhundert
Alois Kothgasser · Franz Lackner