NSU Motorenwerke und Salzburg

Dieser Artikel schildert geschichtliche Zusammenhänge von den NSU Motorenwerke und Salzburg.
Kurze Firmengeschichte der NSU Motorenwerke
NSU war ein deutscher Fahrrad-, Motorrad-, Automobil- und Motorroller-Hersteller, der 1873 in Riedlingen von Christian Schmidt und Heinrich Stoll gegründet und 1880 nach Neckarsulm verlegt wurde Der Name NSU, der ab 1892 als Markenname und Markenzeichen verwendet wurde, setzt sich aus "N" von "Neckar" und "SU" von "Sulm", von den beiden Flüssen Neckar und Sulm abgeleitet, zusammen, die hier zusammenfließen. Das Unternehmen firmierte ursprünglich als "Mechanische Werkstätte zur Herstellung von Strickmaschinen". Schon bald kam es zu einer Zusammenarbeit mit Gottlieb Daimler (Automobil) und Robert Bosch (Zündkerzen). So entstanden 1889 in Neckarsulm 20 komplette Fahrgestelle für den Daimler "Stahlradwagen".

Ab 1886 stellte NSU Fahrräder her. Das Unternehmen nannte sich 1897 "Neckarsulmer Fahrradwerke AG".
1901 begann man mit der Herstellung von Motorrädern. Der Motor des ersten Modells war ein Einzylinder-Viertaktmotor mit 211 cm³ Hubraum und wurde von dem Schweizer Motorenwerk Zedel hergestellt. Das erste "Neckarsulmer Motorrad" hatte eine Leistung von ca. 1,25 PS und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von etwa 35 km/h. Ab 1904 hießen die Motorräder zum Teil "N. S. U." (mit Punkten).
1906 begann nach dem dreirädrigen "Sulmobil" die Entwicklung von Automobilen mit dem Namen "Neckarsulmer Motorwagen". Bekannt wurden in den 1920er-Jahren die NSU-Kompressor-Rennwagen. Die Herstellung von Automobilen wurde jedoch 1932 eingestellt und erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder fortgesetzt.
Ab 1913 firmierte das Unternehmen als "Neckarsulmer Fahrzeugwerke AG" und "NSU" (ohne Punkte) wurde offizielles Markenzeichen. Das Unternehmen beschäftigte 1913 etwa 1 200 Arbeiter und produzierte rund 13 000 Fahrräder und 2 500 Motorräder. NSU war vor dem Ersten Weltkrieg die exportstärkste deutsche Motorradfabrik.
Ab 1930 brachte der englische Konstrukteur Walter William Moore NSU-Motorräder im Motorsport an die Weltspitze. Der englische Motorradrennfahrer Tom Frederic "Tommy" Bullus (* 1907 in Bradford, England; † 1998) sorgte von 1930 bis 1933, dem Jahr seines Rücktritts vom aktiven Motorsport, für unzählige Rennerfolge auf NSU-Motorrädern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren NSU-Motorräder auf vielen Rennstrecken zu Hause und fuhren in den 1950er- und zum Teil auch noch in den 1960er-Jahren zahlreiche Titel und Weltrekorde ein. Die Duelle zwischen Heiner Fleischmann (NSU) und Georg "Schorsch" Meier (BMW) schrieben in der Nachkriegszeit Motorrad-Renngeschichte, ebenso Wilhelm Herz, Werner Haas, der 1954 tödlich verunglückte Rupert Hollaus und das Seitenwagengespann Hermann Böhm-Karl Fuchs. Einen starken Werbeeffekt hatte auch 1950 der Einsatz des Thouret-Damentrios mit Ilse Thouret und ihren Töchtern Elga und Anneliese mit NSU-Lambrettas bei nationalen Rallyes.
Bei den Automobilen gab es ab 1950 einige bekannte Modelle der "Prinz"-Reihe und in den 1960er- und 1970er-Jahre den "NSU Ro 80 " mit Zweischeiben-Wankelmotor.
Mitte der 1950er-Jahre war NSU nach Stückzahlen der größte Zweiradhersteller der Welt. 1955 hatte NSU mit 22 Weltrekorden sämtliche Motorrad-Geschwindigkeitsrekorde gefahren.[2]
1969 erfolgte eine Unternehmensfusion zu "Audi NSU Auto Union AG" und 1985 eine Umfirmierung in Audi, wodurch der Name "NSU" 1985 verschwand.
NSU und Salzburg
Bereits 1928 findet sich ein Inserat[3] über eine NSU-Vertretung in Koppl."... Ferner verlangen Sie über die weltberühmten und bekannten "NSU" Motorräder und Automobile Prospekte. 700 Siege und 700 weitere Preise beweisen die unübertroffene "NSU"-Qualität. Georg Raudaschl, Maschinen und Motorenvertretung, Koppl bei Salzburg."
Dann trat NSU erstmals beim Gaisbergrennen 1930 mit ihrem Werksfahrer Tom Bullus in Erscheinung. Obwohl Bullus in der Klasse der Motorräder bis 500 cm³ mit einer Zeit von 07:59,52 min. deutlich vor dem Wiener Rudolf Runtsch auf Douglas (08:13.52 min.) siegte, nahmen die österreichischen Medien von Bullus noch keine weitere Notiz. Erst als Bullus beim nächsten Gaisbergrennen 1931 neuen Bergrekord für Motorräder - 07:46,61 min. das entspricht einer Schnittgeschwindigkeit von 91,93 km/h (bisheriger Rekord 07:59,52 min.) - in der Klasse für Motorräder bis 1 000 cm³ fuhr, wurden die österreichischen Medien auf den Engländer aufmerksam. Bullus gewann auch die Klasse bis 750 cm³ (08:00,63 min.), allerdings ohne Konkurrenz, denn der zweite geplante Teilnehmer, der Salzburger Kinobesitzer Max Reheis, musste mit Gipsarm zuschauen. Bei diesem dritten Gaisbergrennen stand Rudi Runtsch nun als NSU-Werksfahrer[4] in der Klasse bis 500 cm³ am Start. Er gewann diese Konkurrenz ohne ernstlichen Kampf ohne seinen gefürchteten Freund Max Reheis (der ebenfalls Werksfahrer bei NSU war[4]) in 07:59.46 min. und konnte den Rekord in dieser Klasse um mehr als drei Minuten unterbieten.[5]
Der nächste erfolgreiche Auftritt von NSU-Motorrädern war beim 1. Internationalen Großglockner Rennen 1935 auf der Großglockner Hochalpenstraße. Die Marke "NSU" dominierte unter den ersten Drei der Motorradklassen:
- Klasse bis 350 cm³:
- 1. Hermann Deimel, Wien, auf Velocette (16:05,71 min. = 72,7 km/h)
- 2. Otto Steinfellner, Wien, auf NSU (16:12,23 min.)
- 3. Hubert Hubmann, Graz, auf Velocette (16:42,04 min.)
- Klasse bis 1 000 cm³:
- 1. Martin Schneeweiß, Wien, auf Austro Omega (15:17,57 min. = 76,7 km/h)
- 2. Hans Kaufmann, Zürich, Schweiz, auf NSU (15:25,66 min.)
- 3. Anton Untermarzoner, Innsbruck, auf NSU (16:01,79 min.)
- Klasse Beiwagen bis 600 cm³:
- 1. Hans Stärkle, Basel, Schweiz, auf NSU (16:31,82 min. = 70,8 km/h)
- 2. Gyula Phato, Budapest, Ungarn, auf NSU (18:59,14 min.)
- 3. Georg Müller, Wien, auf Gillet Herstal (35:59,34 min)
Beim 2. Großen Bergpreis von Großdeutschland 1938 auf der Großglockner Hochalpenstraße dominierten dann die DKW-Maschinen der deutschen Auto Union AG.


Der Zweite Weltkrieg unterbrach den Motorsport und privaten Autokauf. Doch schon am 27. und 28. August 1949 starteten bei der 1. Internationale Österreichische Alpenfahrt für Automobile und Motorräder im Land Salzburg drei NSU-Fox mit den Fahrern Helmut Volzwinkler, Fritz Walcher und Helmut Krackowizer. Die drei NSU-Fahrer waren aber mit nur 100-cm³-Motoren und Drei-Gang-Getrieben den 125-cm³-Puch-Maschinen deutlich unterlegen. Die NSU 100 bewährte sich nicht. Die deutschen NSU-Werke wollten in der Alpenfahrt den Kampf gegen die österreichische Puch 125 aufnehmen und stellten den Salzburgern die Maschinen zur Verfügung. Das heimische Material errang jedoch einen "glänzenden Sieg", denn die deutschen "Gegner" erwiesen sich keineswegs als "bergfreudig". Volzwinkler musste seine Maschine über den Pötschen im Schweiße seines Angesichts schieben und verlor dabei wertvolle Minuten.[6] Aber immerhin erhielt Fritz Walcher eine Bronzemedaille in seiner Wertungsklasse,Helmut Krackowizer schien im Ergebnis nur als "angekommen" auf und Helmut Volzwinkler schied mit einem Kipphebelschaden aus.[7]
Helmut Krackowizer hatte sich die drei NSU-Fox-Motorräder direkt bei den NSU Werken in Neckarsulm in Deutschland organisiert. Diese erledigten den Transport und die Zollformalitäten. Dem Schriftverkehr ist zu entnehmen, dass die Motorräder nicht nur bei der int. Alpenfahrt an den Start gehen sollten, sondern auch am 11. September beim Salzburger Straßenrennen.
Vom Verlauf der Alpenfahrt berichtete Helmut Krackowizer schon einen Tag nach Ende der Veranstaltung an die NSU Werke (Auszug):
"Die Mindestdurchschnittsgeschwindigkeit war für uns, da wir ja in der 125 ccm Klasse starten mussten 38, der höchste gewertete Durchschnitt 43 km/std. Wir wählten um nicht von vornherein chancenlos zu bleiben den höchsten Durchschnitt. An jedem Tag war eine Bergprüfung ... Die Triebener Tauern, ca. 26 %, musste ich einmal kurz abspringen und laufen ... Da mir inzwischen das Benzin ausgegangen war (in Kärnten war gerade eine Benzinkrise), musste ich mich mit 1 Liter Testbenzin, 2 Liter Benzol und 2 Liter Benzin unbekannter Herkunft aushelfen, mit welchen Sammelsurium ich jedoch den Großglockner über Heiligenblut bewältigte, jedoch alles im 1. Gang."
Helmut Volzwinkler war ein sehr erfolgreicher Motorradrennfahrer, der sich nach dem Krieg in Salzburg niedergelassen hatte. So gewann er beim 1. Motorrad-Nachkriegsrennen Salzburg Nonntal im Oktober 1946 mit einer "NSU 350" gewann ein Rennen. 1947 und 1948 folgten weitere Siege von Volzwinkler mit NSU-Motorrädern.
Ende der 1940er-Jahre begann der Salzburger Motorradrennfahrer Eduard "Edi" Kranawetvogl seine Rennfahrerkarriere mit einer "NSU OSL 250" seines Vaters.[8]
Ida und Franz Ferstl, die in Goldegg lebten, fuhren in der Nachkriegszeit sehr erfolgreich eine 200-cm³-NSU-Beiwagen-Rennmaschine.
Beim 1. Int. Rupert-Hollaus-Gedächtnis-Rennen in Salzburg-Liefering auf der Westautobahn gewann der deutsche H.P. Müller auf NSU mit einem Schnitt von 101,60 km/h die 250-cm³-Klasse.
Beim Oldtimer Grand Prix 1979 auf dem Salzburgring war neben dem fünffachen Automobil-Weltmeister Juan Manuel Fangio unter anderen auch ein NSU 1,5 Liter-Rennwagen mit Kompressor aus dem Jahr 1925 zu sehen, der von seinem Besitzer Richard von Basshuyseen gefahren wurde.[9]
Rupert Hollaus war der einzige österreichische Solomotorrad-Weltmeister (1954 in der 125-cm³-Klasse auf NSU). Ihm war das Salzburger 1. Mai Rennen und einige Jahre das Rupert Hollaus Gedächtnisrennen (Oldtimer) auf dem Salzburgring gewidmet, bei dem man 2008 den dreifachen österreichischen Motorradstaatsmeister aus Neumarkt am Wallersee, Rudi Thalhammer auf einer "NSU Sportmax" sehen konnte. Mit eeiner "NSU-Sportmax" hatte er 1957 auf dem "Sachsenring" (damals in der Deutsche Demokratische Republik, heute Bundesrepublik Deutschland) an seinem ersten internationalen Rennen teilgenommen, in dem er aber ausfiel.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es NSU Zweirad-Frey-Dauerausstellung in der Stadt Salzburg, eine Sammlung seltener historischer Zweiräder.
Bei der Sonderausstellung "Motorrad-Rennsportgeschichte von 1928 bis zur Gegenwart" in den Ferdinand Porsche Erlebniswelten fahr(T)raum in der Flachgauer Marktgemeinde Mattsee, die vom 5. Oktober 2019 bis 29. Februar 2020 zu sehen war, wurde eine "NSU 500 Bullus" aus dem Jahr 1930 gezeigt. Mit diesem Modell errang der Engländer Tom Bullus zahlreiche Siege.
Weblink
- mosaikreisen.wordpress.com "Biografischer Roman über Motorrad-Rennfahrer Tom Bullus und NSU-Direktorentochter Hildegard Gehr", eine Beschreibung des Buches "Hilde & Tommy" von Peter Krackowizer
Quellen
- Helmut Krackowizer: "Meilensteine der Motorradgeschichte", Seite 16 "Neckarsulm 1901 - das erste deutsche Motorrad"
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "NSU Motorenwerke und Salzburg"
Einzelnachweise
- ↑ Details siehe www.hilde-tommy.com.
- ↑ www.sn.at, Archiv der "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 11. Mai 1955
- ↑ ANNO, "Salzburger Wacht", Ausgabe vom 23. Oktober 1928, Seite 8
- ↑ 4,0 4,1 Helmut Krackowizer: "Österreich und der Motorrad-Rennsport" in den "Salzburger Nachrichten", Ausgabe vom 8. Mai 1971
- ↑ ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 10. August 1931, Seite 4
- ↑ ANNO, Wiener Kurier, Ausgabe vom 30. August 1949, Seite 5
- ↑ Schreiben von Helmut Krackowizer am 1. September 1949 an Kurt Wörner, Rennsportfotograf in Karlsruhe, Deutschland, Quelle Archiv Krackowizer
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 16. Mai 2005 "Anstarten und das Hirn einschalten", ein Beitrag von Othmar Behr
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 10. September 1979, eine Bilderseite von Wolfgang Walkner