Skifahren und Weihnachtsurlaub im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie

Dieser Artikel informiert über Skifahren und Weihnachtsurlaub im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im Winter 2020–2021.
Einleitung
Nach dem ersten lockdown im März und April aufgrund der im März 2020 ausgebrochenen Infektionskrankheit Covid-19 (Corona) nahm die Zahl der Infizierten in den folgenden Monaten ab. Zwar gab es immer wieder Stimmen, die vor einer zweiten Welle warnten, aber diese schien für einen Teil der Bevölkerung in weiter Ferne. Mit dem Beginn der kühleren Jahreszeit begann aber die Zahl der Infizierten wieder sehr stark zu steigen. Als Folge entschied sich die österreichische Bundesregierung zunäcjst zu ein einem zweiten, einem lockdown light mit Beginn 3. November 2020. Als diese Maßnahmen keine merkbaren Verbesserungen brachten, entschied sich die Regierung zu einem zweiten harten lockdown mit Ausgangsbeschränkungen und anderen Maßnahmen. Zum Vergleich: Am 18. Juni gab es im Bundesland Salzburg sechs aktiv infizierte Personen, am 18. September waren es 184 Personen, am 18. Oktober waren es 1 099 und am 18. November 6 452.[1]
Das war dann auch der Zeitpunkt, zu dem u. a. der Salzburger Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer junior zu gemeinsamen Anstrengungen aufrief, um den Wintertourismus nicht zu gefährden.
Massentests
- Hauptartikel Massentests auf Coronavirus im Bundesland Salzburg
Nachdem Ende November in Südtirol erstmals Massentests auf das Coronavirus durchgeführt wurden, entschied sich auch die österreichische Bundesregierung dazu, solche durchzuführen. Sie sollten eine Verbesserung der Verhinderung der Ansteckung bringen und somit die Möglichkeit zu einem Weihnachtsurlaub und in weiterer Folge zum Skifahren bringen.
Aufsperren der Hotels zu Weihnachten
Bereits in den Salzburger Nachrichten vom 2. November 2020 war zu lesen, dass Hoteliers daran zweifeln, ob sie im Dezember überhaupt aufsperren werden. So meinte der Zeller Hotelier Wilfried Holleis, er sei skeptisch, ob es überhaupt eine Wintersaison geben werde. Der Politik stellte Holleis ein schlechtes Zeugnis aus und sprach von wirtschaftlicher Inkompetenz. An ein Aufsperren Anfang Dezember glaubte zu diesem Zeitpunkt auch der Hotelier Walter Veit vom Hotel Enzian in Obertauern nicht. Schon im Frühjahr war der lockdown mehrmals verlängert worden. Er hofft, wenigstens zu Weihnachten aufsperren zu können.[2]
Am 18. November gab es eine Gesprächsrunde des Fachverbands der Hotellerie in Wien, bei der verschiedene Szenarien für die Weihnachtsöffnung diskutiert wurden. Walter Veit, Vizepräsident und Landesvorsitzender der Österreichischen Hoteliersvereinigung im Bundesland Salzburg, erklärte den SN gegenüber, dass sich bei den Treffen vor allem die westlichen Bundesländer Vorarlberg und Tirol für eine Öffnung erst Mitte Jänner 2021 ausgesprochen hätten. Würde man zu früh mit der Wintersaison beginnen, könnten die Zahlen der Infektionen wieder steigen und so endgültig die Wintersaison vorbei sein. Veit erklärte weiters, dass am Salzburger Winterfremdenverkehr nur 30 Prozent Inländer teilhaben, der Rest seien Ausländer und da war zu diesem Zeitpunkt überhaupt fraglich, ob und wer reisen könnte.
Der Idee, erste Mitte Jänner aufzusperren, konnte der Salzburger Branchensprecher der Seilbahnwirtschaft Erich Egger von der Schmittenhöhebahn AG nichts abgewinnen. Zitat Salzburger Nachrichten[3]: "Ich frage mich allen Ernstes, wer so einen Vorschlag macht.".
Bergbahnen
Erich Egger von der Schmittenhöhebahn AG meinte in den SN vom 2. November, der lockdown sei bitter, aber die einzige Chance, dass es heute einen Winterfremdenverkehr geben werde. "Sonst bekommen wir die Reisewarnungen nicht weg." Hart traf der zweite lockdown das Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn. Obwohl laut Verordnung Spitzensportler noch Skifahren hätten dürfen, wurde der Betrieb eingestellt. Wie hätte man die Unterscheidung zwischen 'Normal'- und Spitzensportler treffen sollen? Die Kitzbüheler Bergbahnen hielten ihren Betrieb der Lifte im Skigebiet Resterhöhe aufrecht, da sich unter anderem die österreichische Skinationalmannschaft zum Training angesagt hatte.[2]
Der zweite harte lockdown
Am 7. Dezember wurde der harte lockdown durch mildere Maßnahmen ersetzt. Doch die Zahlen begannen nach einigen Tagen wieder zu steigen. Es wurden Beschränkungen ab dem zweiten Weihnachtstag, den 26. Dezember angekündigt. Aber schon wenige Tage danach musste die Regierung am 18. Dezember einen zweiten harten lockdown bekanntgeben. Mit über 2 500 Toten pro Woche hatte die Zahl sogar jene aus dem Jänner 2017 übertroffen, wo bei einer Grippewelle mehr als 2 300 Tote in einer Woche zu beklagen waren.
Dieser zweite harte lockdown hatte auch Auswirkungen auf die Seilbahnwirtschaft, die im nächsten Abschnitt erläutert werden.
Skifahren
Bereits Ende November zerstreute Bundeskanzler Kurz auf fahrende Skilifte nach Ende des harten lockdowns mit 7. Dezember. Zu hoch seien nach wie vor die Infektionszahlen und damit zusammenhängend die Belegung der Krankenhausbetten. Auch Après-Ski werde es frühestens in der nächstjährigen Wintersaison 2021–2022 geben.
Gegen Ende November meldete sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zu Wort. Er wolle den Skiurlaub generell verbieten, so wie es auch Frankreich und Italien beschlossen hätten. Dazu setzte er die geltende Regelung außer Kraft, dass Personen aus Bayern bis zu 24 Stunden ins Ausland dürfen, ohne bei Rückkehr in eine zehntätige Quarantäne gehen zu müssen. Das Gros der Deutschen hatte einer Umfrage zufolge ohnehin kein Verlangen danach, im Pandemie-Winter in ein österreichisches Bergdorf zu entfliehen. 73,8 Prozent gaben in einer breit angelegten Umfrage an, sie hielten eine Schließung der Skigebiete für "eher" bis "eindeutig" richtig.[4]
Es kam aber, wie oben erwähnt, doch zu Lockerungen und die Seilbahnwirtschaft teilte mit, dass sie mit 24. Dezember die Lifte in Betrieb nehmen werden, für Tagesgäste aus dem Inland, da Italien und Deutschland mittlerweile die Grenzen für Skiurlauber geschlossen hatten. Allerdings werden die Skihütten keine Speisen und Getränke verkaufen dürfen und es war überhaupt fraglich, ob Hütten für die Benutzung der Toilettenanlagen und zum Aufwärmen aufsperren würden.
Mit dem zweiten harten lockdown, der am 18. Dezember 2020 verkündet wurden, wurden die Maßnahmen für Betreiber von Aufstiegshilfen nochmals erhöht: Die Skigebiete werden ohne Take-away (zum Mitnehmen) öffnen müssen und können kein Skiservice anbieten. In Gondeln dürfen nur die Hälfte der normal zugelassenen Personen einsteigen. Die Masken sind in den Aufstiegshilfen und beim Anstehen zu tragen.
Nach Bekanntwerden dieser neuen Regeln meinte der Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft Erich Egger, dass eine Sitzung am 19. Dezember klären wird müssen, ob unter diesen Bedingungen die Lifte überhaupt aufsperren werden und wenn ja nur mit einer Österreich einheitlichen Lösung. Kornel Grundner, Geschäftsführer der Leoganger Bergbahnen zeigte sich mit der von der Regierung vorgeschriebenen Gangart einverstanden. Franz Schafflinger, Vorstand der Gasteiner Bergbahnen wollte hingegen noch keine Stellungnahme dazu abgeben. Skirestaurantbetreiber und Nationalratsabgeordneter Sepp Schellhorn wiederum war erleichtert. Er möchte in seinem Betrieb take-away-Verkauf anbieten, damit er nicht seine bereits verkaufte Ware wegschmeißen muss, muss aber noch die genauen Bestimmungen abwarten.
Die Skigebiete müssen ein Präventions- und Hygienekonzept nach wissenschaftlichen Standards erstellen und umsetzen. Die Länder wollen sich noch zusammenraufen, um einheitliche Regeln auf ihren Pisten vorzugeben, nachdem von der Bundesregierung Leitlinien kamen. Das geschieht unter Federführung von Salzburg. Es gibt schließlich auch zahlreiche innerösterreichisch grenzüberschreitende Skigebiete, die in zwei Bundesländern liegen. Beispiele sind etwa der Katschberg zwischen Kärnten und Salzburg oder die Turrach in der Steiermark und Kärnten.
FFP2-Pflicht: Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm lässt Lifte geschlossen - "irgendwann reicht es"
Die FFP2-Masken-Pflicht galt nun doch erst für Skifahrer ab 14 Jahren und nicht schon ab sechs. Auf dem Schlepplift galt die FFP2-Pflicht nicht, sehr wohl aber in Wartebereichen und bei der Fahrt mit Gondel oder Sessellift. Österreichs Seilbahnunternehmen waren weiterhin verärgert und dachten über eine Verfassungsklage nach. "Wir sind das einzige Verkehrsmittel, das eine FFP2-Pflicht hat", sagte Egger. Dieser Teil der Verordnung sei seiner Meinung nach mit hoher Wahrscheinlichkeit verfassungswidrig.
Die Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm verzichtete auf einen Saisonstart am 24. Dezember 2020. "Irgendwann reicht es", sagte Geschäftsführerin Isabella Dschullnigg. Die Verschärfungen so kurz vor Saisonbeginn seien eine Zumutung. Eine Überprüfung der Masken könne eine Seilbahn nicht gewährleisten, aber die rechtliche Haftung, wenn etwas passiere, liege bei den Geschäftsführern. Einen neuen Starttermin gab es noch nicht.
Die meisten Salzburger Skigebiete eröffnen trotz allem am 24. Dezember die Saison. Im großen Ticketverbund Ski amadé sperrten die meisten Gebiete am 24. Dezember auf, darunter Snow Space Salzburg (Wagrain, Flachau und St. Johann im Pongau), Flachauwinkl, Zauchensee, Kleinarl, Hochkönig und Bad Hofgastein. Einen Tag später starteten die Skischaukel Dorfgastein-Großarltal die Lifte. Erst ab 7. Jänner 2021 wollten Sportgastein, Eben im Pongau, Altenmarkt im Pongau und Radstadt beginnen. Kleinere Skigebiete begannen ebenfalls am 24. Dezember.
Streitthema waren Skihütten und Restaurants an der Piste
Der Bund überließ den Ländern die Entscheidung, ob ein Take-away-Verkauf möglich ist. Salzburg ist dagegen. Ein Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), sagte, dass der Verkauf im Land Salzburg per Verordnung untersagt werde. Man wolle die Gefahr, dass es Zusammenrottungen gebe, eliminieren.
Der Teufel steckte auch hier im Detail. Da Gasthäuser grundsätzlich einen Straßenverkauf anbieten durften, ließ sich dies für die Betriebe in den Skigebieten nicht so einfach verbieten. Es zeichnete sich dann eine Verordnung ab, die Restaurants an öffentlichen Straßen einen Verkauf ermöglichte und jenen abseits befestigter Verkehrswege nicht. Dann könnten einige Wirte in den Skigebieten einen Ab-Hof-Verkauf anbieten. Seitens des Landes hoffte man auf freiwilligen Verzicht. Szenen wie zuletzt in der Getreidegasse dürften sich nicht wiederholen (wo u. a. die Spirituosenhandlung Sporer Punsch als take away anbot und so hunderte Gäste anzog, die sich dann in Gruppen in der Nähe anderer Unternehmen aufhielten und teilweise Abstandsregeln missachteten).
27. Dezember - Sonnenschein lockte unerwartet viele Personen in Salzburgs Skigebiete
Groß war am Sonntag, den 27. Dezember 2020 der Andrang im Snow Space Salzburg, der auf der Tauernautobahn (A 10) aus dem Salzburger Zentralraum und Oberösterreich schnell zu erreichen ist. Geschäftsführer Wolfgang Hettegger: "Wir hatten am Sonntag in Flachau und Wagrain rund 10 000 Skifahrer. Im Vergleich zum Vorjahr liegen wir bei etwa 50 Prozent. Mit so einem Ansturm haben wir nicht gerechnet. Wir haben mehrere Anlagen zusätzlich in Betrieb genommen." Am Samstag waren etwa halb so viele Skifahrer da. Am 24. und 25. schreckte das schlechte Wetter den Großteil ab. Hettegger sagt, der 24. sei bitter gewesen. "Etwa 1 000 Gäste bei vier Einstiegsstellen."
Der Andrang am Sonntag habe in Flachau zu Wartezeiten von 35 bis 40 Minuten an den Kassen geführt, sagt der Seilbahner. "Dabei hatten wir zehn Kassen geöffnet." Viele Skifahrer haben Saisonkarten gekauft, was mehr Zeit in Anspruch nimmt. "Wir haben am Sonntag 1 000 Saisonkarten verkauft."
Was die Maskenpflicht betreffe, seien die Leute grundsätzlich diszipliniert, sagte Hettegger. Auf den Abstand müsse man immer wieder hinweisen. Die Polizei kontrollierte Abstand und Maskenpflicht bei den Seilbahnen im Streifendienst, sagte Polizeisprecherin Irene Stauffer.
Etwas weiter vom Zentralraum entfernt liegt Obertauern. Der Obmann der dortigen Liftgemeinschaft Klaus Steinlechner sagt, am Sonntag sei man etwa bei 20 Prozent des Vorjahres gelegen. Stark zurückgegangen sei die Zahl der Pistengeher.
In Zell am See seien es am Sonntag etwa 3 000 gewesen, also höchstens 20 Prozent von einem schönen Ferientag in den Vorjahren. Im Oberpinzgau waren Ausflügler noch seltener. Rudi Göstl, Geschäftsführer der Wildkogelbahnen in Neukirchen am Großvenediger und Bramberg am Wildkogel sagt: "Am Sonntag waren vielleicht zehn oder 20 da. Alle anderen waren aus der Region." Die Auslastung schätzte Göstl auf 15 bis 20 Prozent. Aber das werde im Jänner auf zehn Prozent sinken.
Jänner 2021: Lifte denken ans Zusperren
Für viele Einheimische war Ski fahren in den Weihnachtsferien eine willkommene Abwechslung. Auf eine brauchbare Auslastung könne ein größeres Skigebiet ohne Touristen aber nicht kommen sagt der Salzburger Seilbahnensprecher Erich Egger. Für ihn überraschend sei sogar die FFP2-Maskenpflicht ohne großes Murren akzeptiert worden. Zwischen 75 und 85 Prozent sei der Umsatzrückgang in den verschiedenen Seilbahnbetrieben, sagt der Branchensprecher.
Der bis Ende Jänner verlängerte lockdown in Österreich sowie weiterhin strenge Reisebeschränkungen in den Hauptmärkten des Winterfremdenverkehrs - Deutschland, die Niederlande, Großbritannien und Skandinavien ließ die Hoffnungen auf bessere Auslastungen bereits in den ersten Jännertagen schwinden.
Veronika Scheffer, Geschäftsführerin der Bergbahnen Zauchensee, glaubt nicht mehr daran, dass es einen Skiwinter geben werde. Sie überlege, in den kommenden Wochen mit weniger Liften zu fahren als bisher. Zusperren will sie nicht, da es einige Tausend Saisonkartenbesitzer in der Ski amadé gibt. Ob die zu ihrem Betrieb gehörige Skischaukel Radstadt-Altenmarkt in den folgenden Wochen betrieben werde, entscheide sich am Wochenende 9./10. Jänner 2021.
Fix auf einen Wochenendbetrieb stellt das Skigebiet Almenwelt Lofer ab Montag, den 11. Jänner 2021 um. Geschäftsführer der Bergbahn Lofer GmbH Wilhelm Leitinger sah nach dem Ferienende keine Chance auf einen halbwegs kostendeckenden Betrieb. Allein die Kosten für Strom, Diesel und Personal beliefen sich auf rund 10.000 Euro pro Betriebstag. Auch in Rauris überlegte Geschäftsführer der Rauriser Hochalmbahnen Siegfried Rasser ein frühes Saisonende. Viele Seilbahnen würden noch die nächsten Tage abwarten und dann ihr Vorgehen festlegen (Stand 7. Jänner 2021).
Quellen
- Wenn nicht anders angegeben stammen die Informationen aus den Salzburger Nachrichten und der Salzburger Landeskorrespondenz
Einzelnachweise
- ↑ Salzburger Nachrichten, 19. November 2020
- ↑ 2,0 2,1 Salzburger Nachrichten, 2. November 2020
- ↑ Salzburger Nachrichten, 20. November 2020
- ↑ www.sn.at. 1. Dezember 2020