Berchtesgaden
Berchtesgaden ist ein Luftkurort auf 573 m ü. A. und neben Bad Reichenhall und Freilassing mit knapp 7 800 Einwohnern (Stand 2018) der drei Hauptorte im Landkreis Berchtesgadener Land, sowie der Hauptort im historischen Berchtesgadener Land
Geografie
Berchtesgaden liegt in einem zentralen Kessel, der drei Zugänge hat:
- das Tal der Berchtesgadener Ache nach Salzburg,
- über einen Sattel, der Schwarzbachwacht, verläuft die Deutsche Alpenstraße nach Ruhpolding und
- zwischen dem Lattengebirge und dem Untersbergstock führt eine Landesstraße nach Bad Reichenhall sowie nach Norden eine Straße in das Salzburger Becken;
Im Norden wird Berchtesgaden von den Ausläufern des Untersbergstocks, im Osten vom Göllstock, gegen Süden hin durch das Steinerne Meer, im Südosten durch das Watzmannstock und im Westen durch das Lattengebirge umgeben.
Die umgebenden Gemeinde sind im Norden Marktschellenberg, im Osten die Tennengauer Stadt Hallein mit der Ortschaft Bad Dürrnberg, im Südosten und Süden Schönau am Königssee und im Westen Bischofswiesen.
Berchtesgaden ist auch mit einer Bahnlinie über Bad Reichenhall erreichen.
Berchtesgaden und die Geschichte Salzburgs
In der Römerzeit umfasste das Salzburger Iuvavum das gesamte Gebiet des Berchtesgadener Landes und wurde vom Zentrum aus, der heutigen Stadt Salzburg, verwaltet. Unter den Baiernherzögen war es Teil des Salzburggaus. Zum unter Rupert von Worms 739 gebildete Bistum Salzburg gehörte das Gebiet bereits nicht mehr. In der Salzburger Kirchenprovinz des Mittelalters bildete das Berchtesgadener Land mit Berchtesgaden eine Enklave und war exemte Fürstpropstei (Exemtion bezeichnet die Begründung einer rechtlichen Sonderstellung).
Noch vier Mal hatte es kurze gemeinsame Geschichte mit Salzburg: Berchtesgaden stand von 1393 bis 1405/1407 unter der Verwaltung von Salzburg. Im Salzkrieg 1611 besetzte der Salzburger Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau für einige Tage den Markt, bevor er vor dem herannahenden bayerischen Heer floh und letztlich gefangengenommen wurde. Und ein drittes Mal in den Jahren 1803 bis 1805 als Teil des Kurfürstentum Salzburg, und von 1806 bis 1809 als es zusammen mit dem Herzogtum Salzburg als Fürstentum Berchtesgaden zum Kaisertum Österreich gehörte.
Weitere geschichtliche Verbindungen ergeben sich im Bereich des Salzabbaus, der einstigen Bahnverbindung mit der Roten Elektrischen und einigen anderen Punkte.
Dieser Artikel gibt eine Einführung zum Markt Berchtesgaden unter weiterführenden Links zu Salzburg-relevanten Beiträgen. Darüber hinausgehende Informationen werden hier nicht angeboten.
Geschichte
Das Waldgebiet um Berchtesgaden gehörte zu den Plainer Grafschaften. Vom Sitz Grafengaden (St. Leonhard in Grödig) aus jagten die jeweiligen Gebietsherrn im wildreichen Forst. Einer von ihnen gab der ersten dorfähnlichen Ansiedlung seinen Namen: "Perthersgaden" = Gaden, Haus des Perther. Gaden entwickelte sich aus dem althochdeutschen "gadum", wandelte sich im Mittelhochdeutschen zu "gadem" in der Bedeutung von "Kammer, Haus mit einem Stockwerk".
Gräfin Irmgard, Tochter des Grafen Cuno von Rott, schenkte 1102 das von ihrem Mann aus erster Ehe, Graf Engelbert, stammende riesige Wald- und Gebirgsland bis hin zum Königssee den Augustiner-Chorherren.
Die Berchtesgadener Augustiner-Chorherren hielten sich bis zur Auflösung des Klosters 1803 an ihre strengen Augustiner-Chorherren-Regeln, während die Salzburger Augustiner-Chorherren sich bereits 1514 säkularisierten. Die meisten Berchtesgadener Pröpste entstammten dem eigenen Kapitel, viele wurden auch zu Pröpsten von Kloster Höglwörth geweiht, sogar ein Salzburger Erzbischof kam aus Berchtesgaden: Propst Heinrich I. war ein auf Betreiben des Kaisers Friedrich Barbarossa von 1174 bis 1177 gewählter Gegenerzbischof von Salzburg und zuletzt bis zu seinem Lebensende als Heinrich III. Bischof von Brixen in Südtirol. Im Berchtesgadener Hof im Kaiviertel in der Altstadt von der Stadt Salzburg hatten die Fürstpröpste einen Wohnsitz in der Fürstenstadt.
Es gab auch Augustiner Chorfrauen in Berchtesgaden. Über die Gründung gibt es keine Angaben mehr, die ersten Informationen stammen aus der Zeit zwischen 1125 und 1136. Ihr erstes Kloster befand sich im so genannten Nonntal. Um 1400 erfolgte der Umzug ins Frauenkloster am Anger. Etwa 100 Jahre später entstand dann unter Propst Gregor Rainer die Klosterkirche, heute Franziskanerkirche. Unter Propst Wolfgang Griesstätter (1541–1567) wurde dann das Kloster 1564 mangels Nachwuchses aufgelöst.
1156 bestätigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa dem Stift die Forsthoheit, das Jagd-, Fischerei- und Weiderecht. Das in der gleichen Urkunde angeführte Salz- und Bergregal[1] ist eine nachträgliche Berchtesgadener Fälschung.
Von 1393 bis 1405/1407 gehörte Berchtesgaden zum Fürsterzbistum Salzburg. Noch ein zweites Mal kam es zu Salzburg, nämlich von 1803 bis 1810, als Salzburg Kurfürstentum unter Ferdinand III. von Toskana war (bis 1806) und dann ein erstes Mal zum Kaisertum Österreich gehörte.
1517 wurde das Salzbergwerk am Petersberg (heutiges Salzbergwerk) angeschlagen. Und prompt kam es 1611 zum Salzkrieg mit dem Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau, der mit dessen Inhaftierung auf der Festung Hohensalzburg endete. Doch auch noch nachher kam es zu Reibereien, die erst durch die Salinenkonvention von 1829 endgültig ausgeräumt werden konnten.
Die völlige Reichsunabhängigkeit erhielt die Fürstpropstei erst 1667. Wie auch in Salzburg kam es im 18. Jahrhundert zur Auswanderung von etwa 1 000 Berchtesgadener Protestanten nach Preußen, Hannover, Niederlande, Nürnberg und den Vereinigten Staaten von Amerika (siehe auch Protestantenvertreibung).
Nach dem Einmarsch der Franzosen 1800 folgte 1803 die Abdankung des letzten Fürstpropstes, und Berchtesgaden wurde säkularisiert. Nachdem 1807 die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, wurde Berchtesgaden 1809 auch in die Pinzgauer Freiheitskämpfe verwickelt[2]. Doch schon 1810 wird Berchtesgaden endgültig bayrisch, wie auch die Orte im Rupertiwinkl, die bis dahin zu Salzburg gehörten.
Weitere Eckpunkte waren dann:
- 1817: Erbauung der Soleleitung nach Bad Reichenhall
- 1818: Das Schloss Berchtesgaden wird Sommer- und Jagdresidenz der bayerischen Könige
- 1840: Gründung einer Zeichenschule (Anfänge der Fachschule für Holzschnitzerei)
- 1888: Eröffnung der Eisenbahn von Bad Reichenhall nach Berchtesgaden
- 1928: Die Berchtesgadener Saline stellt den Betrieb ein und wird abgebrochen
Obersalzberg

Der Obersalzberg ist ein Hochplateau östlich oberhalb des Zentrums von Berchtesgaden und unterhalb der Roßfeld Panorama Straße
Der Obersalzberg war bis 1933 ein Erholungsgebiet mit Bergbauernhöfen, Hotels, Gasthäusern, Pensionen und einem Kindersanatorium. Bis 1937 verloren dort alle 55 Privateigentümer ihren Besitz, zum Teil durch Zwangsverkäufe, an die Machthaber des Dritten Reichs. Der Obersalzberg wurde zum hermetisch abgeschlossenen Sperrgebiet. Hier entstand der so genannte "Führerbesitz" mit Adolf Hitlers "Berghof". Der Obersalzberg, seit 1923 Hitlers Feriendomizil, wurde nach 1933 zum zweiten Regierungssitz ausgebaut.
Wenige Tage vor Kriegsende, am 25. April 1945, wurde der Obersalzberg durch einen Bombenangriff der Amerikaner weitgehend zerstört. Die Ruinen des Berghofs, der Häuser Görings und Bormanns sowie der SS-Kaserne wurden 1952 gesprengt. Erhalten blieben nur wenige wenige Bauwerke wie das Kehlsteinhaus und die zwischen 1943 und 1945 errichtete Bunkeranlage. Die unterirdischen Gänge ziehen sich über mehr als sechs Kilometer auf 22 296 Quadratmetern. Das Dokumentationszentrum Obersalzberg hat einen Teil davon zugänglich gemacht. Einen Zugang gibt es auch noch beim Türkenwirt.
Nach Kriegsende beschlagnahmten die Amerikaner alle ehemaligen Parteianlagen für eigene Erholungszwecke, darunter auch größere Hotels im Tal. Nach Freigabe der letzten beschlagnahmten Liegenschaften auf dem Obersalzberg 1996 entschied der Freistaat Bayern, der jetzt Eigentümer dieser Areale ist, dem Obersalzberg mit der Errichtung eines 5-Sterne-Hotels, dem Intercontinental Berchtesgaden Resort, auf dem so genannten "Eckerbichl" wieder Bedeutung als Erholungs- und Tourismusgebiet zu verleihen.
Die Geschichte des Obersalzbergs wird in einem wissenschaftlich fundierten und international anerkannten Dokumentationszentrum präsentiert. Dabei erhält der Besucher Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus und insbesondere die Geschichte des Obersalzbergs.
Vom Parkplatz vor diesem Dokumentationszentrum aus fahren auch Pendelbusse zum Lift hinauf, mit dem man das Kehlsteinhaus erreicht.
Sehenswürdigkeiten
Marktplatz, Königliches Schloss Berchtesgaden, Stiftskirche, Franziskanerkirche, Pfarrkirche, Heimatmuseum Schloss Adelsheim, Salzbergwerk Berchtesgaden, Kapelle der Seligpreisungen sowie
Kalvarienberg
Der Berchtesgadener Kalvarienberg befindet sich nahe des Soleleitungsweges in erhöhter Aussichtslage im Südwesten von Berchtesgaden. Auf halber Höhe des Kälbersteins wurde vom Fürstpropst Michael Balthasar von Christalnigg im Jahr 1760 trotz großer Schulden des Berchtesgadener Landes ein Kreuzweg mit vier Nebenkapellen und einer Hauptkapelle errichtet. In Sichtweite des Kalvarienberges hatte er nur zwei Jahre zuvor das Schloss Fürstentein bauen lassen. In den Jahren 2011 und 2012 wurde die Anlage großzügig renoviert.
- Bilder vom Kalvarienberg:
Kavarienberg Berchtesgaden – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Wallfahrtskirche Maria Gern
Maria Gern war bis 1972 eine selbständige Gemeinde und ist heute Teil von Berchtesgaden. Es bestand aus den Ortschaften Vordergern, Obergern und Hintergern. Der Gemeindename Gern wurde in Jahr 1953 in Maria Gern umgewandelt. Das bekannteste Gebäude in Maria Gern ist die Wallfahrtskirche Maria Gern. Seit 1946 besteht in Maria Gern eine eigene Musikkapelle, die Blaskapelle Maria Gern, sie wurde von Johann Rasp gegründet. Neben der Wallfahrtskirche befindet sich die frühere Volksschule, in ihr war auch die damalige Gemeindekanzlei.
- Bilder von der Wallfahrtskirche Maria Gern:
Wallfahrtskirche Maria Gern – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Oberau
Die Ortschaft Oberau liegt zwischen dem Marktzentrum Berchtesgaden im Tal und dem Salzburger Bad Dürrnberg (Hallein) in einer Höhenlage von 500 m ü. A. (Unterau) bis 1 550 m ü. A. (Roßfeld). Der Ortskern von Oberau liegt auf 800 m ü. A. und ist ca. sieben Kilometer vom Marktzentrum von Berchtesgaden und nur etwa drei Kilometer (Luftlinie) von Bad Dürrnberg entfernt. Durch die Nähe an der Grenze ist es auch ein beliebtes Ausflugsziel für Salzburger. In diesem Ort befindet sich eine der beiden Mautstellen der Roßfeld-Panoramastraße. Das Besondere an Oberau ist die malerische Lage des Ortes samt der Kirche, eingebettet in eine außergewöhnlich schönen landschaftlichen Umgebung.
- Bilder von Oberau:
Oberau – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Watzmann Therme
Die Watzmann Therme wurde im Jahr 1997 eröffnet. Als Besonderheit sind zwei Solebecken vorhanden. Die Gesamtwasserfläche der Becken beträgt 900 Quadratmeter. Im Mai 2013 brach im Bereich der Solarienanlage der Therme ein Brand aus, der zu großen Zerstörungen führte. Deswegen musste die Therme bis November 2013 wegen der umfangreichen Sanierungaarbeiten geschlossen werden. Personen kamen bei dem Brand nicht zu Schaden, da die Evakuierung der 110 Badegäste, darunter zahlreiche Kinder, gut funktionierte.
- Bilder der Watzmann Therme:
Watzmann Therme – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Sonstiges
Verkehrsanbindung
Berchtesgaden ist über die Landesstraße 305 mit dem südlichen Flachgau (Sankt Leonhard bei Grödig) und über die Landesstraße 30 mit Bad Reichenhall verbunden. Die Deutsche Alpenstraße, Landesstraße 305, hat ihren östlichen Endpunkt in Berchtesgaden. Auf der Landesstraße 20 gelangt man nach Schönau und an den Königssee. Die Landesstraße 319 führt hinauf zum Obersalzberg und in weiterer Folge zur Roßfeld Panorama Straße und nach Bad Dürrnberg.
Bilder
Berchtesgaden – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
Berchtesgaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Weblinks
- Stadtrundgang Plan und Beschreibung als PDF
- Homepage der Blaskapelle Maria Gern
- weiterführende Infos über Maria Gern auf Wikipedia de.
- Böllerbau Pfnür
- Artikel Schwarzbachwacht im Bad Reichenhall Wiki
- Homepage der Watzmann Therme
Quellen
- Baedeker Deutschland, Karl Baedeker GmbH Ostfildern, 6. Auflage 2000, ISBN 3-8297-1004-6
- Manfred Feulner, Berchtesgadener Geschichte(n), zweiter Teil aus alter und neuer Zeit, Berchtesgadener Anzeiger, 2004, ISBN 3-925647-38-4
- Tourismus Berchtesgaden - Geschichte
- Salzburg, die Geschichte einer Stadt, Seite 158
- Franz Hörburger, Salzburger Ortsnamenbuch, Hg. Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, im Selbstverlag der Ges., Salzburg 1982
- Bericht vom Brand in der Watzmanntherme
- Offizieller Webauftritt "Berchtesgaden"
- "Salzburger Nachrichten", 19. September 2012
Einzelnachweis
- ↑ Das Bergregal ist das Verfügungsrecht über ungehobene Bodenschätze, siehe auch Wikipedia Bergregal
- ↑ siehe auch Anton Wallner