Berchtesgadener Musik
Als Berchtesgadener Musik bezeichnet man eine Gattung von Unterhaltungsmusik, bei der Berchtesgadener Spielzeuginstrumente aus Holz verwendet werden. Sie war vor allem im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts beliebt.
Auch schon im Hause Mozart
Auch im Hause Mozart wurde offensichtlich Berchtesgadener Musik gemacht. In einem Brief aus Bologna vom 6. Oktober 1770 schreibt Wolfgang Amadeus an seine Schwester Nannerl: "Ich wünsche, daß ich bald könnte die Pertelzkammersinfonien hören, und etwa ein trommpetterl oder pfeifferl darzu blasen…"
Kindersinfonie
Das bekannteste Werk der Gattung ist die so genannte "Kindersinfonie", englisch "Toy Symphony" (Spielzeug-Symphonie). Sie ist ein Streichtrio in drei Sätzen, bei dem zusätzlich hölzerne Spielzeug-Instrumente zum Einsatz kommen.
Als Komponist der Kindersinfonie wurden unter anderem bisher vermutet: Leopold Mozart, Joseph Haydn und sein in Salzburg tätiger Bruder Michael Haydn. Leopold Mozart übernahm in seiner Cassatio ex G die Kindersinfonie unter Erweiterung der Komposition um vier auf sieben Sätze.
Von der Kindersinfonie existiert eine ganze Reihe von Tonaufnahmen auf Langspielplatte und Compact Disk, bei denen, dem jeweiligen Forschungsstand entsprechend, einer der oben genannten Komponisten als Schöpfer genannt wird.
Im Jahr 1992 fanden Musikwissenschaftler im Stift Stams im Inntal in Tirol eine Handschrift der Kindersinfonie und konnten in der Folge den aus St. Johann in Tirol stammenden Benediktinerpater Edmund Angerer (* 1740; † 1794) im Stift Fiecht im Inntal als Komponisten des Werkes feststellen. Diese Handschrift ist eine Abschrift von dem Chorregenten und Archivar des Stifts Stams, Stephan Paluselli, mit dem Angerer in Verbindung stand. Darin wird sie "Berchtoldsgaden Musick" betitelt. Für die Hauptstimmen ist ein Streichtrio (Violine, Viola, Bass) vorgesehen. Die Nebenstimmen werden mit verschiedenen in der Fürstpropstei Berchtesgaden hergestellten Spielzeuginstrumenten aus Holz besetzt. In Angerers Komposition sind "Kuckuck", "Wachtelruf", "Windpfeifchen", "Trompetchen", "Rätschchen" und "Örgelchen" notiert.
Der Name "Kindersinfonie" stammt von dem Leipziger Verleger Friedrich Hofmeister aus dem Jahr 1813. Unter diesem Namen und unter der englischen Bezeichnung "Toy Symphony" fand das Werk weltweite Verbreitung.
Weitere Werke
Cassatio ex G, sieben Sätze, (Leopold Mozart) enthält die bearbeitete Kindersinfonie, welcher vier Sätze hinzugefügt wurden.
Zwölf Berchtolsgadner Deutsche, (anonym), 18. Jahrhundert. Der Deutsche ist eine Frühform des Walzers, hier für Cembalo (Klavier) und Trommel, Vogel, Wachtel, Kuckuck, Meisenpfeiferl, Hörndl, Ratschen, Trompeten, Triangel und Donner arrangiert. Noten, Hg. Konrad Ruhland, München 1980.
Parthia á piú stromenti in C-dur, (anonym), fünf Sätze. Violine, Viola, Cello, Bass mit Trompeterl, Trommel, Ratsche, Wachtel, Kuckuck und Kamm. CD, Berchtesgadener Sinfonien - gespielt von Salzburger Kindern, Leitung: Bruno Steinschaden, 1976 (1991).
Thema con Vriazioni, (anonym), zwei Sätze. Violine, Viola, Cello, Bass mit Kuckuck und Wachtel. CD, Berchtesgadener Sinfonien - gespielt von Salzburger Kindern, Leitung: Bruno Steinschaden, 1976 (1991).
Weblink
Quelle
Andreas Hirsch, Bad Reichenhall; Texterstellung