Tourismusschule Kleßheim
Schulbild | |
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Schuldaten[1] | |
Schulkennzahl: | 503479 |
Name der Schule: | Tourismusschule Kleßheim |
Adresse: | Kleßheimer Straße 4 5071 Siezenheim |
Website: | klessheim.at |
E-Mail: | klessheim@ts-salzburg.at |
Telefon: | (06 62) 85 12 63 |
Direktor: | Mag. Leonhard Wörndl |
Schülerzahl | |
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1955 | 124 |
1960 | 376 |
1969 | 569 |
2010 | 651 |
Die Tourismusschule Kleßheim ist eine der drei Tourismusschulen im Bundesland Salzburg und eine Einrichtung der Wirtschaftskammer Salzburg.
Geschichte
Die Anfänge in der Hotelfachschule Mattsee
Ihren Anfang genommen hatte die Geschichte der Tourismusschule Salzburg unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Damals wurde die Salzburger Höhere Hotelfachschule Mattsee in Mattsee gegründet.[2] Es war österreichweit der Anfang in der Hotelfachausbildung. In der ersten Zeit hatte man mit vielen Problemen zu kämpfen: Raumnot, Geldentwertung, dem Mangel an Lehrmaterial, wenig Lehrpersonal und fehlenden Berufsberechtigungen.
In dieser Situation übernahm 1946 die Salzburger Handelskammer (heute Wirtschaftskammer Salzburg) die Schulerhalterschaft. Die Schule erhielt den offiziellen Namen "Salzburger Hotelfachschule" und übersiedelte 1948 zunächst nach Bad Gastein, dann 1953 nach Bad Hofgastein.
Salzburger Fremdenverkehrsakademie
1957 wurde in Kleßheim die Salzburger Fremdenverkehrsakademie als "Zweigstelle" der Salzburger Hotelfachschule in Bad Hofgastein eingerichtet. Anfangs diente das Kavalierhaus neben dem Schloss Kleßheim als Schul- und Internatsgebäude. Heute ist das Kavalierhaus exklusiver Praxisbetrieb der Tourismusschule Kleßheim.
Im darauf folgenden Jahr wurde als Zweigstelle der Salzburger Hotelfachschule die zweijährige Gastwirteschule gegründet, die zum Ziel hatte, vor allem Töchter und Söhne gastgewerblicher Betriebsinhaber fachlich auszubilden. Sie war im Hotel Germania an der Ecke der Salzburger Faberstraße 10/Hubert-Sattler-Gasse 11 untergebracht.
Höhere Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe
1962 wurde dann die Höhere Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe, heute Tourismusschule Kleßheim im Gebäude des Schlosses Kleßheim gegründet. Dieser Schultyp war damals nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa ein Unikat.
Der Lehrbetrieb wurde in etwa fünf Räumen (Klassenzimmern) im Schlossgebäude und einer Küche, die auch gleichzeitig als Schlossküche bei Veranstaltungen diente, abgehalten.
In den 1970er-Jahren (und wohl auch noch ein oder zwei Jahrzehnte später) war das Tragen einer Schuluniform Pflicht. Die Burschen mussten ein dunkelblaues Sakko, graue Hose und Krawatte tragen, die Mädchen ebenfalls ein dunkelblaues Sakko und blaue Röcke. Auf den Sakkos musste das Schulwappen aufgenäht sein. Dieses Schulwappen wurde noch bis um 2000 aufgenäht. Dann verschwand es. Anlässlich eines 45jährigen Maturajubiläums am 21. Mai 2022 des Maturarjahrgangs 1977 erklärte Dir. Leonhard Wörndl, dass neuerlich ein Schulwappen angedacht ist. Es soll mit der Eröffnung des Schulneubaus im Herbst 2023 wieder eingeführt werden.
Mit der Gründung eines zweijährigen Abiturientenlehrgangs im Herbst 1963 erfolgte eine weitere wichtige Ergänzung des Ausbildungsangebotes.
Bis 1973 gab es noch Trimester im Schulunterrichtsjahr, mit Schuljahr 1973-74 wurde auf Semester umgestellt. Mit der Eröffnung des Schulneubaus unterhalb des Schlosses, neben den Landwirtschaftlichen Schulen Kleßheim, im Oktober 1972, wurde die Gastgewerbefachschule in Kleßheim eingerichtet, die spätere Friedrich-Gugg-Schule. Bis dahin waren Burschen- und Mädcheninternat im Kavalierhaus auf getrennten Stockwerken untergebracht gewesen. Gleichzeitig ging nun das neue Mädcheninternat unter der Leitung von Frau Hollerweger im Schulneubau in Betrieb, das Burscheninternat blieb im Kavalierhaus. Ihr Mann Franz Hollerweger unterrichtete Hotelfachlehre in Kleßheim.
Bereits 1977 wurde der Neubau neuerlich erweitert und in den 1990er-Jahren ein drittes Mal. Dabei wurde auch die "Tourismuswissenschaftliche Bibliothek Kleßheim" als Schulbibliothek eingerichtet. Nach Erweiterungen in den Jahren 1982 und 1991 setzte 2001 der moderne "Bauteil C" den Abschluss der baulichen Maßnahmen in Kleßheim.
Auffällig ist, dass 40 Prozent der Kleßheim-Schüler aus Unternehmerfamilien kommen (Stand 2023); zwei Drittel davon aus dem Tourismussektor. Sie übernehmen vielfach später den familieneigenen Betrieb. Was WKS-Direktor Manfred Pammer besonders freut: "Kleßheim-Absolventen haben durch ihre Engagements in internationalen Tourismusdestinationen über Jahrzehnte für ein ausgezeichnetes Image der österreichischen Gastlichkeit gesorgt."
440 Schüler waren im Schuljahr 2023/2024 in Kleßheim eingeschrieben. Ihnen standen 70 (weiblich) beziehungsweise 65 (männlich) Internatsplätze zur Verfügung. Ein Schuljahr im Internat kostete 2023 rund 8.500 Euro. Sie wurden in 18 Klassen unterrichtet.
Der Unterricht während der Coronapandemie
Als ob die Schulleitung es geahnt hätte, wurden 2019 alle technischen Vorkehrungen für Unterricht zu Hause installiert. Mit Beratung der Fachhochschule Salzburg wurden u. a. spezielle Mikrofone angeschafft, die, aufgestellt am Lehrertisch in der Klasse, auch noch die Fragen oder Antworten der letzten Reihe im Klassenraum einwandfrei über Internet übertragen können. Die Lehrkräfte waren in der Lage genau zu sehen, wann und wie oft ein Schüler sich eingeloggt hatte und konnten so auch Mitarbeit und Leistung besser beurteilen. Die Kamera war auf die Tafel eingestellt und so konnten die Schüler zu Hause die Erklärungen und Angaben ihres Lehrers nicht nur verfolgen, sondern auch - als Video aufgezeichnet - immer wieder abspielen.
Eine besondere Herausforderung stellte der sogenannte "hybride Unterricht" dar. Damit wurde die Situation bezeichnet, dass sich einige Schüler in der Klasse, andere aber zu Hause am Bildschirm befanden. In diesen Fällen übernahm ein anwesender Schüler die Kontrolle am PC auf dem Lehrertisch und konnte so Fragen usw. dem Lehrer weiterleiten, während der Lehrer vor der Tafel unterrichtete. Auffallend war, so Dir. Wörndl[3], dass in den Zeiten, in denen der Schulbesuch erlaubt war, aber nicht Pflicht, die leistungsstärkeren Schüler in die Schule kamen, hingegen Leistungsschwächere zu Hause blieben.
Eine weitere Problemstellung war der praktische Unterricht (Kochen und Servieren). Dieser konnte unter Einhaltung besonderer Vorkehrungen und Genehmigungen blockweise in der Schule abgehalten werden.
2021 bis 2023 Errichtung eines Neubaus
Das größtenteils aus 1972 stammende Schulgebäude war desolat und entsprach nicht mehr den pädagogischen Anforderungen. Stehen blieben nur das 2001 errichtete Burscheninternat und die 2010 erneuerten Turnhallen. Während der Bauphase bis zur Wiedereröffnung im Herbst 2023 übersiedelten die knapp 400 Schüler in ein Containerdorf. Investiert wurden 42 Millionen Euro - 43 Prozent davon trägt der Schulerhalter, die Wirtschaftskammer Salzburg (WKS); 35 Prozent der Bund und 22 Prozent das Land. Dass sich der Bund so stark finanziell engagierte, war für WKS-Präsident Peter Buchmüller ein Signal: "Kleßheim ist ein Herzstück des Bildungsstandorts Salzburg und gehört zu den besten Tourismusschulen der Welt." Doch aufgrund der wirtschaftlichen Veränderungen, herbeigeführt durch die Coronapandemie und den Angriffskrieg von Russland seit Februar 2022 stiegen die Baukosten, wie Dir. Wörndl erklärte. Geplant waren 30 Millionen Euro, im Mai 2022 lagen sie bereits bei 33 Millionen Euro.[3] Unter anderem mussten Gewerke ihre Auftragszusage zurückziehen, da sie entweder Personalnotstand oder Lieferprobleme bekommen hatten.
Die Pläne für das Großprojekt stammen von Architekt Max Rieder. Der Neubau beinhaltet 19 Klassen, je zwei Lehrküchen und -restaurants, eine eigene Patisserie, neue Räume für die Sommelier- und Käsekennerausbildung, ein Auditorium für bis zu 166 Gäste sowie eine Demoküche und ein Mädcheninternat. Das architektonische Konzept sieht die Schaffung zeitgemäßer Lernräume vor - mit Arbeitsinseln und multifunktionalen Gruppen- und Projekträumen, aber auch Rückzugsmöglichkeiten.
Auch ökologisch ist ein Vorzeigeprojekt geplant: Die Innenwände werden großteils aus Holz sein; gekühlt und geheizt wird mittels Betonkernaktivierung. Als Hauptenergieträger dient eine Grundwasserwärmepumpe; für das Warmwasser wird Fernwärme eingesetzt. Am Dach wird eine Photovoltaikanlage mit 150 kWp errichtet.
Wie wird zukünftige Unterricht aussehen?
Die Tourismusfachleute der Zukunft werden übrigens nicht nur von 56 menschlichen Lehrkräften unterrichtet. Künstliche Intelligenz und ein an der Fachhochschule Salzburg entwickelter IT-Tisch kommt im Koch- und Serviceunterricht zum Einsatz.
Interessant ist, dass der künftige Campus über keine stationären IT-Räume verfügt: Denn für Lehrer und Schüler gilt das Konzept bring your own device ("bring dein eigenes Gerät"); Tablet bzw. Notebook werden als wichtigstes Lehr- und Lernmedium definiert. Die dazu nötigen Programme werden den Schülern auf deren privaten Geräten zur Verfügung gestellt. Damit können diese immer von überall aus an den gleichen Dateien arbeiten, die dann cloud-basiert verfügbar sein werden.
Künftig werden in den Praxisbereichen außerdem "smarte" Gastrosysteme eingesetzt: Denn die Schüler müssen in der Lage sein, mit den Programmierfunktionen professioneller Küchengeräte umzugehen, digitale Formen der Bestellung und Lagerhaltung beherrschen und diverse Formen der bargeldlosen Zahlungsabwicklung kennen, heißt es.
Mittlerweile gibt es neben Sommelier-Ausbildungen auch "Barista"-Ausbildungen, für die eigens ein Ausbildungscontainer während des Umbaus eingerichtet wurden. In diesem Container befinden sich neben drei komplett ausgestatteten Übungs-Bars ein Kühlschrank mit mehreren Unterteilungen, die voneinander getrennt geheizt (!) oder gekühlt werden können. Ein Lehrer der Schule hatte überdies vor einiger Zeit eine Destillieranlage von einem Aufenthalt in Russland mitgebracht, mit der Schnaps gebrannt werden kann. Von einer geplanten Bierbrauerei rieten aber Experten ab: Ein Braukessel muss ständig in Betrieb sein, ansonsten funktioniert das Brauen nicht.[3]
Schon jetzt werden in Kleßheim mehrere englischsprachige Ausbildungsangebote geführt. Dieses internationale Angebot soll ab 2023 um eine internationale Schule erweitert werden, heißt es.
Direktoren


- 1957–196x: Dr. Johann Ginsel (in Bad Hofgastein)
- 1963–1978: Hofrat Dr. Anton Ebner
- 1978–1996: Hofrat Helmut Strondl
- 1996–2018: Hofrat Dr. Franz Heffeter
- seit 2018: Leonhard Wörndl
Lehrer
Christian Ast ... Norbert Brehm ... Reinhard Ginsel ... Helga Hanke ... Dorothea Horn ... Eberhard Kunz ... Emil Lerperger ... Helmut Mayer ... Erwin Naumann ... Helga Nekarda ... Helga Pieringer ... Hermann Sacher ... Helmut Strondl
Absolventenverein
1977 wurde der Absolventenverein der Tourismusschulen Kleßheim mit der Absicht gegründet, regelmäßige Treffen ehemaliger Absolventen zu organisieren, Kontakte der in aller Welt tätigen Kleßheimer zu intensivieren und Neues von den Schulen zu verbreiten.
Der Beitritt ist kostenpflichtig und daher sind auch nicht alle Absolventen Vereinsmitglieder.
Auslandsprojekte
Weblink
- klessheim.at/neubau, Visualisierungen des Neubaus (Eröffnung Herbst 2023)
Quellen
- Absolventenverein
- www.sbg.wk.or.at/Presse/News/2006-05-26-60%20Jahre%20TS_Geschichte.htm, Pressemeldung der Wirtschaftskammer Salzburg, Link war bei einer Überprüfung am 21. Dezember 2022 nicht mehr abrufbar
- www.sn.at, 16. Juni 2021
- Peter Krackowizer, Absolvent der Höheren Lehranstalt für Fremdenverkehrsberufe (Maturajahr 1977)
- → "Reiseleiter gehen durchs Fegefeuer", Autobiografie von Peter Krackowizer mit seinen Erinnerungen an seine Schulzeit in Kleßheim
- www.sn.at/salzburg/wirtschaft, 19. September 2023
Einzelnachweise
- ↑ www.lsr-sbg.gv.at
- ↑ Quelle ANNO, Salzburger Tagblatt, Ausgabe vom 9. Mai 1946, Seite 5
- ↑ 3,0 3,1 3,2 anlässlich eines 45jährigen Maturajubiläums am 21. Mai 2022 des Maturarjahrgangs 1977