Pest

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Marterl zur Erinnerung an die Pest auf dem Lenzengut in Lofer im Jahr 1648.
Pestmarterl beim Lenzengut in Lofer.
Pestkreuz an einem abgelegenen Ort in Thalgau.

Die Pest ist eine Seuche, die im 6. Jahrhundert nach Christus über Konstantinopel (Istanbul) in europäische Mittelmeerhäfen eingeschleppt wurde.

Über die Pest

Pest ist eine hochgradige ansteckende Krankheit, die in verschiedenen Formen auftritt. Da man ja nicht wusste, wodurch sie hervorgerufen wurde, gab es auch manch sonderliche Bekämpfung dieser Seuche.

So glaubte man, dass die Pest durch schlechten Atem übertragen wird. Daher entstanden die langen Schnäbel, die sich Ärzte umbanden, wenn sie zu Patienten gingen. Auch meinte man, mit Essig könne man alles desinfizieren und stellte Essigschalen in verseuchten Räumen auf. Daneben nahm man den Zorn Gottes als Ursache für die Pestausbrüche an, ebenso wie Nahrungsmittel, die in "giftiger Luft" wuchsen, Erdbeben oder meteorische Ereignisse.

Schutzpatron gegen die Pest ist der heilige Sebastian.

Die Pest in Salzburg

Im 12. Jahrhundert werden die Jahre 1156, 1157 und 1167 als Pestjahre bezeichnet. 1257 brach in Laufen an der Salzach die Seuche aus. Wirklich große Verheerungen und Schrecken verbreitete die Pest in den Jahren 1348 und 1349. Sie war 1347 von Schiffen, die in Genua anlegten, über die Alpen gekommen und war die größte Pestepedemie in den Ostalpen. Im Pongau verödeten 40 % der Güter, die dem Benediktinerstift St. Peter gehörten. Auch die Bevölkerung im Pinzgau wurde stark dezimiert. Im zu Salzburg gehörenden Mühldorf am Inn starben angeblich 1 400 Menschen.

Im Zusammenhang mit dieser Epidemie mussten die Juden einen "gehörnten Hut" und die jüdischen Frauen Glöckchen tragen. Sie standen im Verdacht, durch Brunnenvergiftungen die Pest ausgelöst zu haben.

In den Jahren 1355 bis 1362 sowie von 1367 bis 1374, 1386 (sie hatte in Radstadt am St.Veits-Tag, den 15. Juni, benommen) und 1393, in welchem Jahr sie besonders schrecklich grassierte.

Im 15. Jahrhundert wurde die Pest in den Jahren 1444 (eine vollständige Sonnenfinsternis im Jahr 1448 hatte bei den Menschen die Befürchtung des Ausbruch der Pest geschürt, was aber nicht der Fall war), 1454, 1463 und 1482 bis 1486. 1482 wurden 4 500 Tote in der Stadt Salzburg sowie in den Dörfern Maxglan, Siezenheim, Morzg und Gnigl. 1471 kam es in diesem Zusammenhang zur Gründung der St. Rochus- und Sebastiansbruderschaft.

Im 16. Jahrhundert grassierte die Seuche am Schlimmsten

1506, 1516, 1517 und 1521 waren die nächsten Pestjahre. Am 13. Juli 1521 verließ Fürsterzbischof Matthäus Lang von Wellenburg die Stadt und kehrte erst im Februar 1522 wieder in die Stadt zurück. 1524 wurde dann im Rahmen der Stadt- und Polizeiordnung eine "Ordnung zu Abstellung der Unsawaberkait hie in der stat" gegen die schlechte Luft erlassen. Es war eine Vorkehrung zur Verhinderung böser krannckhaiten. Aber 1528 und 1529 war Pest wieder in Salzburg. 1533, 1551, 1553 und 1554 brach erneut die große Sterb über Salzburg herein. Zwischen 17. September 1553 und Juni 1554 vermerkte man in einem Bericht des Konsistoriums der Hofkammer 727 verstorbene und begrabene Tote. Schon 1562 bis 1564 wütete die Pest abermals in Salzburg. Diesen Seuchenjahren folgte eine von 1569 bis 1572 dauernde Epidemie. Für 1570 meldete der Stadtrichter 1 398 Pestopfer in der Stadt Hallein, in der Stadt Salzburg gab es zwischen 30. Mai 1571 bis 31. Jänner 1572 sogar 2 236 Tote (um das Jahr 1550 hatte die Stadt Salzburg etwa 8 000 Einwohner), also etwa ein Viertel der Stadtbevölkerung. Von da an bis 1582 residierte Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy in Mühldorf am Inn.

1585 wurde aufgrund der grassierenden Pest die Herbstdult und der Jahrmarkt zu Ruperti abgesagt.

Im 16. Jahrhundert gab es in der Stadt Salzburg ein hölzernes Lazaretthaus auf dem St. Sebastian Bollwerk und auf der Müllner Schanze.

Mit einer großen Pestepidemie 1597 klang das 16. Jahrhundert aus. In Hallein schlug die Pest nochmals 1597 zu, wovon ein Massengrab bei Renovierungsarbeiten der Stadtpfarrkirche Hallein 2005 gefunden wurde.

Auch im 17. Jahrhundert wütete noch die Pest

Für das 17. Jahrhundert trat die Epidemie, neben einzelnen Pestjahren, von 1613 bis 1618 von 1625 bis 1627 stark auf. Am 11. August 1625 wurden die Badehäuser und die Benediktineruniversität geschlossen. Lehrer und Schüler mussten erstmals in der Geschichte der Universität nach Radstadt ausweichen. Fürsterzbischof Paris Graf von Lodron flüchtete mit seinem Fürstenhof in das erst 1619 fertiggestellte Schloss Hellbrunn, von wo er erst wieder am 20. November in die Stadt zurückkehrte.

Paris Lodron ließ nun die Moore Schallmoos und Itzling trockenlegen, da man annahm, die Ursache der Pestepidemie läge in der schlechten Luft der Moore.

Die Pestepidemie von 1625 bis 1626 im Lungau forderte in Tamsweg in sechs Monaten 79 Menschenleben.

In der Chronik von Golling des Lehrers Georg Meinhard wird der Pest mit folgenden Worten Erwähnung getan: "1625 regierte der schwarze Tod auch in Golling und Umgebung, heischte die Krankheit viele Opfer, welche den Markt ziemlich leer gemacht. Damals stieg man auf die Dächer, um zu sehen, bei welchen Feuerstätten noch Rauch aufstieg, ein Zeichen, dass noch lebende Bewohner im Hause waren."[1]

Die Jahre 1629 bis 1631 waren zwar nicht Pestfrei, doch traten nur einzelne Fälle auf. Durch Kriegshandlungen 1632 in Augsburg und München kam 1633 die Seuche über Regensburg abermals nach Salzburg. Mühldorf am Inn litt vom Spätsommer1634 bis Ende Jänner 1635 unter der Pest (438 Tote). Reichenhall war von 1634 bis 1636 von der Seuche heimgesucht worden, Hallein 1634 und 1635.

1636 wütete die Pest in Salzburg 36 Wochen lang und raffte die Pest ein Drittel der Bevölkerung im Erzbistum dahin.[2]

Weitere Ausbrüche in Stadt und Land Salzburg gab es noch 1640, 1644 bis 1649. 1649 brach sie im Pinzgauer Saalachtal aus, 1650 in Niedernsill und Piesendorf. In Tittmoning trat sie von Sommer 1649 bis März 1650 zum letzten Mal auf. 1657 gab es bedeutende Bevölkerungsverluste in Kuchl. 1679 wurde die Stadt Salzburg wieder stark betroffen. Von 1687 bis 1690 war das Erzbistum zum letzten Mal in diesem Jahrhundert von der Pest betroffen.

Das Ende der Pest in Salzburg

Die letzte Pestwelle erfasste das Fürsterzbistum in den Jahren 1713 und 1714.

Im Jahre 1714 herrschte, wie die alten Totenbücher besagen, in Köstendorf die Pest. So wurden allein aus dem Dorf Steindorf bei Straßwalchen vom 4. Oktober bis 16. Dezember 1714 33 Personen dahingerafft und am St. Johannsberg-Pestfriedhof begraben.[3]

1714 wurde Berndorf von der schrecklichen Seuche heimgesucht. Es starben 49 Personen, die im Wald begraben wurden. Dieser Pestfriedhof lag in Buchwinkel auf dem Haunsberg. Damit dieser Friedhof von der Nachwelt nicht vergessen werde, wurde zweihundert Jahre nach dem großen Sterben, ein Denkmal errichtet.[4]

Infektions- oder Pest-Ordnungen

Im Fürsterzbistum ist eine Pestordnung 1547 erstmals erschienen, in Graz bereits 1521, in Innsbruck war es 1534 und in Wien 1540. Eine Verordnung im damals bayerischen Innviertel folgte erst 1585. Fürsterzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg erließ 1679 eine Infektionsordnung.

Den oben angeführten vermeintlichen Gründen der Entstehung von Pest entsprechend wurden religiöse Handlungen oft als erste Hilfe empfohlen. Ergänzend wurden Maßnahmen zur Luftverbesserung und sorgfältige Auswahl der Ernährung vorgeschlagen. Kranke wurde von Gesunden streng getrennt, was eine Isolierung der infizierten Personen mit sich brachte.

Zur Durchführung und Überwachung dieser Maßnahmen kam es zur Bestellung von Ordinatoren, Ärzten, Aderlassern, Zuträgern, Auswärtern, Priestern und Totengräbern. Kranke wurden in Bruderhäuser und Lazarette eingewiesen und ein Verbot von Menschenansammlungen wurde erlassen. …

Siehe auch

Literatur

  • Die Pest in Salzburg, u. a. "Salzburger Pestgeschichte", Seite 51ff
  • Die ersten Infektions- oder Pest-Ordnungen, Heinz Flamm, ISBN 978-3-7001-6064-9[5]

Quellen

Einzelnachweise

  1. ANNO, Salzburger Volkszeitung, 29. November 1933, Seite 7
  2. Maria Vinzenz Süß, Die Bürgermeister in Salzburg von 1433 bis 1840. Salzburg (Oberer'sche Buchhandlung) 1840. S. 75.
  3. ANNO, Salzburger Volkszeitung, 26. Januar 1949, Seite 3
  4. ANNO, Salzburger Volkszeitung, 12. April 1914, Seite 7
  5. Quelle hw.oeaw.ac.at, Datenstand abgerufen am 5. Mai 2010