Geschichte des Landes

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Die Geschichte des Landes Salzburg

Für die Salzburger Landesgeschichte konnte Salzburgwiki wissenschaftliche Mitarbeiter gewinnen. Universitätsprofessor Heinz Dopsch, der an der Universität Salzburg lehrte und zu den profiliertesten Kennern der Geschichte unseres Bundeslandes zählt, hat einen ersten Grundtext über die Landesgeschichte für Salzburgwiki verfasst.

Einleitung

Die Stadt Salzburg, die auch dem Land den Namen gab, hat im 20. Jahrhundert durch ihre Festspiele Weltruf erlangt. Das vom Stil des Barock geprägte Stadtbild, beherrscht vom Dom und den zahlreichen Kirchen, hat der Stadt den Beinamen "deutsches Rom" sowie "nördlichste Stadt Italiens" eingetragen. Unter den österreichischen Bundesländern kommt Salzburg in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung zu: Es kann auf die längste Periode eigener "Staatlichkeit" zurückblicken, die unter der Herrschaft der Erzbischöfe als geistlichen Fürsten (Fürsterzebischöfe) ein Jahrtausend lang währte.

Schon im 8. Jahrhundert wurde Salzburg zum ältesten und bedeutendsten Zentrum der Kunst und Kultur im Ostalpenraum, wo Meisterwerke der Goldschmiedekunst und der Buchmalerei aber auch die ältesten geschichtlichen Aufzeichnungen auf dem Boden des heutigen Österreich entstanden. Nicht nur Kärnten und die Steiermark, sondern auch der Wiener Raum haben aus Salzburg das Christentum empfangen. Schließlich ist in keiner anderen Stadt Österreichs die römische Vergangenheit in einer solchen Dichte präsent wie in Salzburg. Wo immer ein neues Bauwerk im Bereich der Altstadt entsteht, fördert zunächst der Spaten des Archäologen die Zeugnisse der Antike zutage. Es lohnt sich daher, einen Blick hinter die prachtvolle Fassade auf die reiche Geschichte zu werfen, um die Schönheit von Stadt und Land nicht nur zu bewundern, sondern auch in ihrem Ursprung zu erkennen und zu begreifen.

Die ersten Siedlungen

Hauptartikel Anfänge (Überblick)

Bereits in der Altsteinzeit vor ca. 50 000 Jahren haben Menschen im Land Salzburg gelebt. In der Schlenken-Durchgangshöhle bei Hallein und am Oberrainer Knogel in Unken im Pinzgau stieß man auf ihre Spuren.

In der Jungsteinzeit (4000–1900 v. Chr.) vollzog sich der für die Entwicklung der Menschheit entscheidende Übergang vom umher streifenden Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern. Fast das gesamte Land wurde erschlossen und besiedelt. Frühe und dauerhafte Höhensiedlungen trugen im Stadtbereich von Salzburg der Rainberg, der dem Mönchsberg südlich vorgelagert ist, und der Hellbrunner Berg.

Die Epoche der Bronzezeit (1900–1250 v. Chr.) bescherte Salzburg als Zentrum des Kupferbergbaus in den Ostalpen eine erste wirtschaftliche Blüte: In Mitterberg bei Mühlbach am Hochkönig und in den benachbarten Bergbaugebieten wurden bis ca. 700 v. Chr. mehr als 20 000 Tonnen Kupfer gefördert.

Kelten und Römer

Hauptartikel Kelten
Hauptartikel Römer

Die Geschichte Salzburgs ist stark von der Landschaft geprägt worden, die das Land in zwei sehr unterschiedliche Gebiete teilt: Einerseits das kleinere, gut zugängliche und wirtschaftlich bedeutendere "Land vor dem Gebirg" (Außergebirg) mit der Stadt Salzburg, dem Flachgau und dem Tennengau sowie dem heute bayerischen Rupertiwinkel. Andererseits das "Land inner Gebirg" (Innergebirg) mit Pongau, Pinzgau undLungau, das nur dünn besiedelt und schlecht zugänglich war. Da dieses Gebiet schwer überwacht werden konnte, haben fast alle Aufstände und Protestbewegungen wie die Bauernkriege oder der Protestantenvertreibung ihr Zentrum in den Gebirgsgauen gehabt. Die Stadt Salzburg hat ihre politische und wirtschaftliche Ausnahmeposition ihrer Lage am "Wegekreuz der Ostalpen" zu verdanken, wo schon seit römischer Zeit die Straße über den Radstädter Tauern mit der Voralpenstraße nach Linz und Wien sowie der Salzach als schiffbarem Fluss zusammentraf.

Salz - das weiße Gold

Übersicht Salz

Von noch größerer Bedeutung war das "weiße Gold", das Salz, das ab 750 v. Chr. im Bergbau auf dem Dürrnberg in Hallein gewonnen wurde. Die Blütezeit der Salzproduktion, die um 600 v. Chr. einsetzte, stand bereits im Zeichen des ersten namentlich bekannten Volkes, der Kelten. Vom Reichtum der keltischen Salzherren zeugen prachtvolle Waffen, Geräte, Schmuck und Geschirr, darunter die berühmte Schnabelkanne, die um 450 nach etruskischen Vorbildern von einem einheimischen Meister angefertigt wurde. Auch der Hellbrunner Berg trug einen keltischen Fürstensitz, der in Verbindung mit der Salzgewinnung stand.

Iuvavum, das römische Salzburg

Hauptartikel Iuvavum

Das keltische Königreich Noricum, zu dem das Gebiet von Salzburg gehörte, schloss seit der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Freundschaftsverträge mit der aufstrebenden Weltmacht Rom. Als Drusus und Tiberius, die Stiefsöhne des Kaisers Augustus, 15 v. Chr. ihren großen Alpenfeldzug unternahmen, leisteten von den norischen Stämmen nur die im Pinzgau ansässigen Ambisonten energischen Widerstand.

Das Königreich Noricum wurde größtenteils friedlich besetzt und unter Kaiser Claudius um 45 n. Chr. als römische Provincia Noricum eingerichtet. Die keltischen Höhensiedlungen wurden aufgelöst und am Ufer der Salzach im Schutz von Festungsberg und Mönchsberg eine Stadt gegründet, die den keltischen Namen Iuvavum übernahm. Sie erlebte eine rasche wirtschaftliche Blüte und erhielt ebenfalls von Kaiser Claudius das Stadtrecht verliehen. Zur Munizipalstadt Iuvavum gehörte ein Stadtbezirk, der wesentlich größer war als das heutige Land Salzburg und bis zum Innbogen reichte.

Die Stadt lebt im Luxus

Das 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. bescherte den Bewohnern von Stadt und Land Frieden und Wohlstand. Die keltische Bevölkerung passte sich in Sprache und Kleidung den römischen Herren an, bewahrte aber charakteristische Eigenheiten in ihrem Namensgut, ihrer Tracht, ihrem Aussehen und ihrem Glauben. In Iuvavum entstanden großzügige Plätze und an der heutigen Kaigasse ein imposanter Tempelbau zu Ehren des Gottes der Heilkunst, Asklepios. Die luxuriösen Bürgerhäuser im Bereich um den heutigen Dom waren mit prachtvollen Mosaiken ausgestattet, verfügten über komfortable Warmluftheizungen (Hypokausten) und mehrteilige Badeanlagen. Eine römische Amphore, die auf dem Mozartplatz gefunden wurde, enthielt Reste von 24 verschiedenen Meeresfischen und einigen Krebsarten. Große Mengen von Austernschalen, die Im Bereich der Altstadt gefunden wurden, weisen darauf hin, dass sich die reichen Bürger fast täglich frische Austern kommen ließen. Die alten Iuvavenser verstanden es offenbar, das Leben zu genießen!

Komfortable Landhäuser im Flachgau

Auf dem Land, vor allem im heutigen Flachgau, entstanden komfortable Landhäuser (Villen), von denen aus der Herr mit seinem Gesinde das umliegende Land bewirtschaftete. Aus der römischen Villa in Loig, am Stadtrand von Salzburg, deren Haupthaus 200 Meter lang war, stammt das qualitätvolle Theseus-Mosaik, das sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. ein monumentaler Delphinfries, der in Loig fast unversehrt gefunden wurde, deutet auf die Nutzung der Marmorsteinbrüche am Untersbergstock hin. Offenbar gehörten zu der riesigen Villa auch Handwerksbetriebe, die für den Export produzierten. In Neumarkt am Wallersee wurden zwischen 1988 und 2019 Archäologische Grabungen in Pfongau an einem Wirtschaftsgebäude einer römischen Villa durchgeführt sowie das römische "Neumarkt" - Tarnantone - entdeckt.

Es folgt die Zerstörung

Als die Stadt Salzburg 1842 ihrem größten Sohn, Wolfgang Amadé Mozart, ein Denkmal setzte, stieß man beim Ausheben des Fundaments auf drei übereinander liegende Mosaikböden, von denen der oberste aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. die folgende, nur zum Teil erhaltene Inschrift trug: "Hier wohnt das Glück, nichts Böses soll Zutritt finden". Obwohl es Aufzeichnungen von diesem Mosaik gibt, ist es unauffindbar verschollen.

Damals allerdings waren Stadt und Land längst vom Glück und der wirtschaftlichen Blüte verlassen. Im Markomannenkrieg um 170 n. Chr. war Iuvavum völlig zerstört und anschließend nur in verkleinertem Umfang wieder aufgebaut worden. Seit dem 3. Jahrhundert bildeten germanische Stämme, besonders die Alamannen, eine ständige Bedrohung. Zunächst wurden die Villen auf dem Lande aufgegeben, im 5. Jahrhundert verödeten auch Teile von Iuvavum. Als der hl. Severin um 470 an die Salzach kam, hatte sich die Bevölkerung von Cucullis (Kuchl) wieder auf die befestigte Höhe des Georgenbergeszurückgezogen, die sie am Beginn der römischen Herrschaft verlassen musste. In Iuvavum fand Severin zwar eine blühende Christengemeinde und ein Kloster, bald darauf aber wurde die Stadt am Salzachufer aufgegeben. Die Reste der romanischen Bevölkerung, die "Iuvavenser", zogen sich auf die befestigten Höhen des Festungsbergs und des Nonnbergs zurück, wo sie die beiden "dunklen Jahrhunderte" der Völkerwanderung überdauerten.

Erzbistum und Missionszentrum

Der Salzburger "Gründerheilige" und Landespatron Rupert, der einer vornehmen fränkischen Adelssippe entstammte, war gegen Ende des 7. Jahrhundert Bischof von Worms. Der Gegensatz zu den neuen Machthabern, den karolingischen Hausmeiern, veranlasste ihn, einer Einladung des Baiernherzogs Theodo II. zu folgen. Nach einem Aufenthalt in Regensburg und einer vergeblichen Missionsreise an die Awarengrenze erhielt er um das Jahr 696 von Herzog Theodo II. die Reste der alten Römerstadt Iuvavum übertragen. Dort residierte auf dem Festungsberg der Herzogssohn und Mitregent Theudebert (Salzpurch), und im Bereich der Altstadt hatten sich bayerische Siedler niedergelassen.

Die Geburtsstunde von St. Peter

[[Bild:Stift_nonnberg_1.jpg|thumb|300px|Die [[Benediktinerinnenabtei Nonnberg].]]]Rupert gründete mit Hilfe der romanischen Restbevölkerung das Kloster St. Peter, wobei er an ältere, noch lebendige kultische Traditionen anknüpfen konnte. Für die Mönche errichtete er eine stattliche Kirche, die wohl an der Stelle des heutigen Doms stand. Im Auftrag Theodos weihte er 713/15 das adelige Benediktinenstift Nonnberg auf dem Nonnberg, das der Herzog als "Hauskloster" seiner Familie errichtet und reich ausgestattet hatte. Als erste Äbtissin setzte Rupert seine Verwandte Erintrudis ein, die er aus seiner fränkischen Heimat nach Salzburg geholt hatte.

Die Anfänge von Bischofshofen

Als erster Stützpunkt für die Slawenmission entstand die Maximilianzelle in Pongau, dem heutigen Bischofshofen. Die außerordentlich reiche Ausstattung, die Rupert von Worms von Herzog Theodo für seine Salzburger Kirche erhielt, war erstaunlich: Neben der alten Römerstadt Iuvavum gehörte dazu der Großteil der Solequellen von Reichenhall, die eine Monopolstellung im Ostalpenraum besaßen, sowie ausgedehnte Ländereien samt den Eigenleuten, die sie bewirtschafteten.

Offenbar verfolgte Theodo mit der Einladung Rupert von Worms einen konkreten Plan: Dieser Weltmann, der überall hohes Ansehen genoss, sollte von Salzburg als dem südlichsten Stützpunkt aus den Angriff des Herzogtums Bayern über die Alpen nach Süden, in die einstige römische Provinz Binnennoricum vorbereiten. Rupert hat diesen Weg mit der Gründung der Maximilianzelle eröffnet, sein großer Nachfolger Virgil konnte wenige Jahrzehnte später durch die erfolgreiche Slawenmission das heutige Kärnten für Bayern gewinnen. Nach dem Tod seines unangenehmsten Widersachers, des Hausmeiers Pippin des Mittleren, kehrte Rupert von Worms um 715/16 an seinen angestammten Bischofssitz Worms zurück, wo er bald darauf verstarb.

Name Salzburg taucht erstmals auf

Ein Bistum in Salzburg hatte erst der hl. Bonifatius 739 im Auftrag des Papstes eingerichtet. Der deutsche Name Salzburg anstelle von Iuvavum wird in der um 770 verfassten Lebensbeschreibung des hl. Bonifatius erstmals genannt. Der Name ist abgeleitet vom Salz der Quellsalinen von Reichenhall, die Herzog Theodo an Rupert geschenkt hatte, und von der Festung Hohensalzburg auf dem Festungsberg. Unter dem gelehrten Abt und Bischof Virgil (746/47784), der aus Irland stammte, erlebte Salzburg eine erste große Blüte. Die Rechte der Kirche wurden selbst gegen den Baiernherzog Odilo verteidigt, zahlreiche bischöfliche "Eigenkirchen" als Zentren der Seelsorge errichtet und eine erfolgreiche Mission unter dem slawischen Volk der Karantanen (in Karantanien, dem heutigen Kärnten) entfaltet. Auch die älteste slawische Schrift, die aus dem lateinischen Alphabet abgeleitet ist und sich nur in den "Freisinger Denkmälern" erhalten hat, wurde von Salzburger oder bayerischen Missionaren für die Karantanenmission geschaffen.

Zentrum der Kunst entsteht

Die Stadt Salzburg wurde zu einem Zentrum der Kunst, Kultur und Literatur. In Salzburger Werkstätten entstanden Meisterwerke der Goldschmiedekunst, darunter der Tassilokelch von Kremsmünster, und mit dem prachtvollen Evangeliar des Angelsachsen Cutbercht begann die große Zeit der Salzburger Buchmalerei. Virgil errichtete einen fünfschiffigen Salzburger Dom (Virgildom) von so imposanten Ausmaßen, dass dahinter der Einfluss Herzog Tassilos III. von Baiern vermutet wurde; er habe dieses Gotteshaus als Krönungskirche für das von ihm erstrebte Königtum konzipiert.

Virgil ließ zur Domweihe 774 die Gebeine des hl. Rupert aus Worms überführen und sicherte damit das Andenken an den fast vergessenen Gründerheiligen. Rupert wurde in den folgenden Jahrhunderten zum Schutzpatron und zum Landesheiligen von Salzburg. Als Vermächtnis hat Virgil das berühmte Verbrüderungsbuch von St. Peter hinterlassen, das in seinem Todesjahr 784 entstand und in St. Peter verwahrt wird.

Das älteste deutsche Erzbistum

Virgils Nachfolger Arn (785821) erlebte 788 den Sturz Tassilos III., des letzten Baiernherzogs aus der Sippe der Agilolfinger, durch dessen Vetter, den Frankenkönig Karl den Großen. Um die reichen Besitzungen, die Salzburg vor allem von den Agilolfingern erhalten hatte, zu sichern, ließ er 788/90 und ab 798 die beiden ältesten Salzburger Güterverzeichnisse anlegen. Dem Herrscher hatte Arn als Königsbote wichtige diplomatische Dienste geleistet und wurde dafür reich belohnt. Auf Anordnung Karls des Großen erhob Papst Leo III. 798 Arn zum Erzbischof und Metropoliten der bayerischen Kirchenprovinz. Als Suffraganbistümer wurden ihm Regensburg, Passau, Freising, Säben (Brixen) und Neuburg an der Donau unterstellt.

Ein Jahr später geleitete Arn im Auftrag des Königs den vertriebenen Papst nach Rom zurück und erlebte dort am Weihnachtstag 800 die Krönung Karls zum Kaiser. Dieser setzte 811 die Drau als Grenze zwischen den Kirchenprovinzen Aquileia und Salzburg fest und sprach damit den Großteil des Kärntner Missionsgebiets der Salzburger Kirche zu. Arn hat, vor allem durch seine enge Verbindung zu Karl dem Großen, das Aufbauwerk seiner Vorgänger Rupert von Worms und Virgil erfolgreich fortgesetzt und vollendet. Salzburg wurde zu einem Zeitpunkt Erzbistum und Metropolitansitz, als im Gebiet von Wien noch die wilden Reiterscharen der Awaren umher streiften. Heute ist es das älteste Erzbistum im deutschen Sprachraum.

Mission bis zum Plattensee

Mit der Niederwerfung der Awaren durch Karl den Großen in zahlreichen Feldzügen ab 796 erhielt Salzburg ein neues Missionsgebiet in Pannonien rund um den Plattensee zugeteilt. Die Ruprechtskirche, die als älteste Kirche Wiens dem Salzburger Gründerheiligen geweiht ist, erinnert daran, dass auch dieses Gebiet einst zum Salzburger Missionssprengel gehörte, bis es 829 an Passau abgetreten wurde. Erst nach dem völligen Zusammenbruch der awarischen Macht gelang es den Salzburger Missionaren, unter den Slawen in Pannonien erfolgreich zu wirken. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden über 20 Missionskirchen errichtet und von Salzburger Priestern betreut. Baumeister, Handwerker und Künstler trugen Salzburger Kunst und Kultur bis an den Fürstensitz Mosapurc (Zalavár westlich des Plattensees). Der Herrscher des Ostfränkischen Reiches, König Ludwig der Deutsche, hat die Treue der Salzburger Erzbischöfe und ihr erfolgreiches Wirken in Kärnten und Pannonien 860 durch die Schenkung von 24 Königshöfen belohnt. Darauf gehen die reichen "auswärtigen" Besitzungen des Erzbistums in Kärnten, der Steiermark und Niederösterreich zurück, die bis zur Säkularisation 1803 bei Salzburg blieben.

Der Zusammenstoß mit den byzantinischen Missionaren Konstantin (Kyrill) und Method, ein Ereignis von welthistorischen Dimensionen, führte 867 bis 871 zu einer längeren Unterbrechung der Missionsarbeit. Durch die furchtbare Niederlage des bayerischen Heeres gegen die Ungarn in der Schlacht bei Preßburg 907, in der neben dem Markgrafen Luitpold auch Erzbischof Theotmar I. von Salzburg den Tod fand, ging das pannonische Missionsgebiet verloren. Die Früchte einer jahrzehntelangen, erfolgreichen Arbeit waren vernichtet.

Zwischen Kaiser und Papst

Hauptartikel Mittelalter

Im 10. Jahrhundert standen die Salzburger Erzbischöfe so wie fast alle deutschen Kirchenfürsten ganz im Dienst von Kaiser und Reich. Sie wurden dafür mit reichen Besitzungen belohnt, die wichtige Bausteine des späteren Landes bildeten. Als sich jedoch Erzbischof Herold 955 an einem Aufstand seiner Verwandten gegen König Otto I. beteiligte, musste er das bitter büßen: Er wurde grausam geblendet, abgesetzt und aus Salzburg verbannt. Die Eintracht mit dem Herrscher war aber bald wiederhergestellt. Kaiser Otto III. verlieh 996 Erzbischof Hartwig das Recht, in Salzburg einen täglichen öffentlichen Markt abzuhalten, davon einen Zoll einzuheben und Silbermünzen nach Regensburger Gewicht, die "Salzburger Pfennige", zu prägen. Damit wurde die Entwicklung Salzburgs zur Stadt eingeleitet. Am Beginn des 12. Jahrhunderts waren mit einem Stadtrichter, mit Bürgern und einer Bürgerzeche sowie mit massiven Stadtmauern die wichtigsten Kennzeichen einer mittelalterlichen Stadt gegeben. Salzburg war die mit Abstand älteste Stadt auf dem Boden des heutigen Österreich.

Salzburgs Privileg

Der aus schwäbischem Adel stammende Erzbischof Gebhard (10601088) gründete mit Zustimmung von König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. 1072 in Gurk in Kärnten das erste Salzburger Eigenbistum. Innerhalb der katholischen Kirche war es durch viele Jahrhunderte ein einzigartiges Vorrecht, dass die Salzburger Erzbischöfe vier Suffraganbischöfe – im frühen 13. Jahrhundert wurden drei weitere Eigenbistümer im bayerischen Chiemsee, in Seckau (Steiermark) und Lavant (Kärnten) gegründet – ohne Mitwirkung von Papst und Kaiser einsetzen konnten. Auf dem ersten Vatikanischen Konzil 1869 wurde deshalb der Salzburger Erzbischof Tarnóczy von Pius IX. mit den Worten begrüßt: "Seht da kommt der halbe Papst, der selbst Bischöfe machen kann".

Während dieses Recht 1920 und endgültig mit dem Konkordat 1934 verloren ging, besitzen die Salzburger Erzbischöfe bis heute zwei besondere Ehrentitel: Als ständige Vertreter des Papstes (Legati nati) in ihrer Kirchenprovinz tragen sie seit 1026 den "Legatenpurpur", der älter ist, als das Purpurgewand der Kardinäle. Nach langen Auseinandersetzungen mit dem Erzbistum Magdeburg sicherten sich die Erzbischöfe im 17. Jahrhundert den Titel des Primas Germaniae, des ersten Kirchenfürsten in Deutschland.

Salzburg schwer verwüstet

Als 1075 zwischen Papst und König der Investiturstreit um die Einsetzung der Bischöfe und Äbte im Deutschen Reich mit aller Schärfe ausbrach, wurde Erzbischof Gebhard von Salzburg zu einem wichtigen Parteigänger des Reformpapstes Gregor VII. Durch den Bau der Festung Hohensalzburg und von Burgen in Friesach und Hohenwerfen suchte er König Heinrich IV. im Anschluss an dessen berühmten Bußgang nach Canossa 1077 die Rückkehr ins Deutsche Reich zu verlegen. Bald darauf musste er selbst nach Schwaben und Sachsen ins Exil gehen und Salzburg, wo Heinrich IV. einen Gegenerzbischof einsetzte, wurde von den königlichen Parteigängern schwer verwüstet. Gebhard konnte zwar 1086 aus dem Exil zurückkehren, aber nach seinem Tod setzten erneut schwere Kämpfe ein.

Hohensalzburg wird beherrschende Stadtfeste

[[Bild:Festung_2.jpg|thumb|Die Festung Hohensalzburg.]]Auch Erzbischof Konrad I. (11061147) aus dem Geschlecht der fränkischen Grafen von Abenberg, der sich an Gebhards Vorbild orientierte, verbrachte ein Jahrzehnt im Exil. Der Ausgleich zwischen Kaiser und Papst im Wormser Konkordat 1122 ermöglichte ihm die Rückkehr nach Salzburg, wo er ein umfassendes Aufbauwerk begann: Er gestaltete die Festung Hohensalzburg zur beherrschenden Stadtfeste, sicherte die auswärtigen Besitzungen in Kärnten und der Steiermark durch den Bau starker Burgen und schuf mit dem Aufbau einer ihm treu ergebenen Dienstmannschaft (Ministerialität) ein neues Potential für Verwaltung und Heer. Im Verlauf der Augustiner-Chorherrenreform mit dem Salzburger Domkapitel als Zentrum wurden 17 Stifte teils neu gegründet, teils reformiert und diesen mit der Einverleibung zahlreicher Pfarren die Hauptlast der Seelsorge übertragen.

Grafen von Plain legen angeblich verheerendes Feuer

Als es zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Papst Alexander III. zu einem schweren Zerwürfnis kam, wurden die Salzburger Erzbischöfe erneut zu Führern der päpstlichen Partei im Reich. Barbarossa verhängte 1166 über seinen Onkel, Erzbischof Konrad II. von Babenberg, die Reichsacht, und ein Jahr später fiel die Stadt Salzburg einem verheerenden Brand zum Opfer, den angeblich die Grafen von Plain als kaiserliche Parteigänger gelegt hatten. Der Kaiser nahm 1169 Salzburg unter seine direkte Verwaltung und ließ 1174 seinen Neffen, Erzbischof Adalbert III., absetzen.

Erst nach dem Frieden von Venedig 1177 konnte Konrad III. von Wittelsbach, der erste Kardinal in Salzburg, mit dem Wiederaufbau beginnen. Der 1179 - 1198 errichtete romanische Dom zählte zu den größten und schönsten Kirchenbauten nördlich der Alpen. Von einem trotz der Kriegseinwirkungen ungebrochenen künstlerischen Schaffen zeugen Meisterwerke der Goldschmiedekunst wie der "Ministerialenkelch" aus St. Peter und das prachtvolle Antiphonar als Höhepunkt mittelalterlicher Buchmalerei.

Literaturtipps

Quelle