Sauterbogen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(überarbeitet ~~~~ Mag. Thomas Schmiedbauer)
Zeile 2: Zeile 2:
 
{{Googlemapsort|5020+Salzburg+Sauterbogen}}
 
{{Googlemapsort|5020+Salzburg+Sauterbogen}}
 
[[Datei:Wappen von Paris Graf von Lodron am Sauterbogen 01.jpg|thumb|200px|Wappen von Paris Lodron]]
 
[[Datei:Wappen von Paris Graf von Lodron am Sauterbogen 01.jpg|thumb|200px|Wappen von Paris Lodron]]
Der sogenannte '''Sauterbogen''', vor 1881 allgemein "Innerer Andreasbogen" genannt, unter [[Denkmalgeschützte Objekte in der Stadt Salzburg|Denkmalschutz]] stehender historischer Torbogen in der [[Altstadt (rechtes Salzachufer)|rechtsseitigen]] [[Altstadt]] von [[Salzburg]].
+
Der '''Sauterbogen''' ist ein unter [[Denkmalgeschützte Objekte in der Stadt Salzburg|Denkmalschutz]] stehender historischer Torbogen in der [[Altstadt (rechtes Salzachufer)|rechtsseitigen Altstadt]] von [[Salzburg]].
+
 
 
== Lage ==
 
== Lage ==
Der Sauterbogen befindet sich in der [[Dreifaltigkeitsgasse]] unter dem [[Goldschlagerhaus]] (Auch Andreashaus, später auch Sauterhaus genannt).
+
Er befindet sich in der [[Dreifaltigkeitsgasse]] 6 - [[Königsgässchen]] 6 unter dem [[Goldschlagerhaus]].
  
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
Der Bogen wurde [[1645]] unter [[Fürsterzbischof]] [[Paris Graf Lodron|Paris Lodron]] fertiggestellt, damit er die Wohnhäuser seiner Familienmitglieder, den [[Primogeniturpalast]] an Ende der Dreifaltigkeitsgasse und den [[Sekundogeniturpalast]] am Beginn der heutigen [[Paris-Lodron-Straße]], auf direktem Wege (ohne Umweg über die Bergstraße) erreichen konnte. Zur Errichtung des Bogen mussten zwei Bürgerhäuser, die an der damals dort befindlichen [[Stadtbefestigungen|Stadtmauer]] lagen, abgebrochen werden. Die Besitzer erhielten dafür eine Entschädigung. Im Kreuzgratgewölbe kann man das [[Wappen der Grafen Lodron|Wappen]] von Paris Lodron mit der Jahreszahl der Errichtung sehen. Die Vorarbeiten für den Durchgang wurden offensichtlich schon etwas früher begonnen. Jedenfalls ist schon [[1644]]  auf der [[Historische Ansichten der Stadt Salzburg|Stadtansicht]] von [[Matthäus Merian]]<ref>[http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/graphiken/GII1185.jpg www.ubs.sbg.ac.at/Merian aus: Topographia Bavariae/Salzburg_1644]</ref> ein Durchgang an dieser Stelle ersichtlich.  
+
Der Bogen wurde [[1645]] unter [[Fürsterzbischof]] [[Paris Graf Lodron|Paris Lodron]] gebaut, damit er die Wohnhäuser seiner Familienmitglieder, den [[Primogeniturpalast]] an Ende der Dreifaltigkeitsgasse und den [[Sekundogeniturpalast]] am Beginn der ''"Lorettogasse"'' ([[Paris-Lodron-Straße]]) ohne Umweg über die [[Bergstraße]] auf direktem Weg erreichen konnte. Zur Errichtung des Bogen mussten zwei Bürgerhäuser, die an der damals dort befindlichen [[Stadtbefestigungen|Stadtmauer]] lagen, abgebrochen werden. Die Besitzer erhielten dafür eine Entschädigung.  
 +
 
 +
Im Kreuzgratgewölbe unverändert bis heute zu sehen ist das [[Wappen der Grafen Lodron|Wappen]] von Paris Lodron mit der Jahreszahl der Errichtung. Die Vorarbeiten für den Durchgang wurden offensichtlich schon etwas früher begonnen. Jedenfalls ist schon [[1644]]  auf der [[Historische Ansichten der Stadt Salzburg|Stadtansicht]] von [[Matthäus Merian]]<ref>[http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/graphiken/GII1185.jpg www.ubs.sbg.ac.at/Merian aus: Topographia Bavariae/Salzburg_1644]</ref> ein Durchgang an dieser Stelle ersichtlich.
 +
 
 +
== Name ==
 +
Die Gasse im Norden des Torbogens wurde ''Dreifaltigkeitsgasse'' genannt, nach der [[Dreifaltigkeitskirche]]. Die Gasse im Süden des Torbogens hieß damals ''Andreasgasse'', abgeleitet von der alten [[Andreaskirche]]. Nach dieser Kirche nannte man bis um [[1885]] den Bogen ''"Andreasbogen"'' oder ''"Andräbogen"''. Die alte Andreaskirche wurde [[1861]] abgerissen<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sza&datum=18690326&query=%22St.%22+%22Andr%c3%a4bogen%22&seite=3  ANNO], [[Salzburger Zeitung]], 26. März 1869, Seite 3</ref>. Daher verlor die Bezeichnung "Andräbogen" zunehmend ihren Bezug.
 +
 
 +
Ab [[1891]] findet sich "Sauterbogen" als neue Bezeichnung.<ref>[http://anno.onb.ac.at/anno-suche/#searchMode=simple&query=sauterbogen&from=1&sort=date+asc ANNO] Suche "Sauterbogen"</ref> 
 +
Diese neue Bezeichnung war für die damaligen Stadtbewohner offenkundig verständlich und nicht weiter erklärungsbedürftig. Der Begriff, seine Bedeutung und Herkunft wurde beinahe ein Jahrhundert lang von niemanden beleuchtet.
 +
 
 +
[[1985]] wurde in dem Buch [[Salzburger Stadttore (Buch)|"Salzburger Stadttore"]] auch das "St.-Andreas-Tor" mit dem "Sauterbogen" beschrieben und eine (bewusste) Namensgebung nach dem bekannten Salzburger Arzt Dr. [[Anton Sauter (Botaniker)|Anton Eleutherius Sauter]] (* [[1800]]; † [[1881]]) festgestellt, der 1860 ein Mitbegründer und von 1864 bis 1874 Vorstand der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] war und als Botaniker eine herausragende Bedeutung erlangt hatte.
 +
 
 +
[[1995]] verbreitete [[Peter Blaikner]] in seinem Buch ''[[Ferdinand Sauter]] Gedichte'' [http://www.blaikner.at/project/ferdinand-sauter-gedichte/ www.blaikner.at] die Annahme, es sei [[Anton Sauter (Pfleger)]], der Vater der beiden Brüder Anton und Ferdinand, als Namensgeber auszuweisen. Entgegenzuhalten ist diesem [[Hermann Loimer]], der bereits [[1944]] "[[Ferdinand Sauter]]" in der Publikation "Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg" [https://www.zobodat.at/pdf/MGSL_134_0585-0614.pdf Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg] als Namensgeber ausgeschlossen hatte.
 +
 
 +
[[2006]] bringen die Nachfolger von [[Franz Martin]] das Standardwerk "Salzburger Straßennamen" in einer überarbeiteten, 5. Ausgabe heraus. Dort verzeichnet ist die Dreifaltigkeitsgasse mit dem Verweis, dass der "Sauterbogen" nach dem Salzburger Botaniker Dr. Anton Eleutherius Sauter benannt wurde.<ref>[[Franz Martin]]: "Salzburger Straßennamen" , Mitt. der Gesellschaft Sbg. Landeskunde, 2006 ist auf S. 252 zum Sauterbogen zu finden: ''"Seit 1881 umbenannt in Sauterbogen. Dr. med Anton Eleutherius Sauter geboren ...."'' (es folgen lange Ausführungen zu den Verdiensten von A. Sauter.)</ref>
 +
Entgegenzuhalten ist dieser späteren Ausgabe die frühere [[Salzburger Straßen 2. Auflage|2. Auflage]] von [[1949]], die den "Sauterbogen" nur erwähnt, jedoch ohne namentliche Zuordnung.
 +
 
 +
=== Wie entstand die Bezeichnung "Sauterbogen"? ===
 +
Diese Frage stellte sich [[2019]] Mag. [[Thomas Schmiedbauer]] und er forschte nach. Bei seiner Recherche fand er [[Robert Sauter]], einen Fleischer- und Selcher, der sich ab [[1875]] mit seinem Geschäft dort angesiedelt hatte. Auf Grund dieser Entdeckung und vieler anderer Fundstellen äußerte er im [[Salzburgwiki]] die Vermutung, dass der oben angeführte bisherige Namenszusammenhang wahrscheinlich nicht richtig ist. Er verwies auf den Lebenslauf von Anton Sauter, der seinen Wohnsitz tatsächlich in der [[Sigmund-Haffner-Gasse]] hatte, somit einen fehlenden persönlichen Bezug und dass formell für eine ehrende Namensgebung kein Beschluss und auch keine Antrag für eine solchen festgestellt werden konnte. Die neue These samt Quellen erschienen ihn schlüssiger.
 +
 
 +
Der Bezeichnung "Sauterbogen" wurde erstmals in dem Artikel ''" "Offen lassen" - ein Beitrag zur Portikusfrage"''  in der [[Salzburger Chronik]] [[12. Dezember]] [[1891]] nachweislich verwendet. Dabei ging es – nach Demolierung des ''"[[Mitterbacherbogen]]s"'' – um die Frage der Neugestaltung der Dreifaltigkeitsgasse, die dringend notwendige Straßenerweiterung, sowie neuerlich um die Verkehrsregelung zwischen dem [[Salzburger Hauptbahnhof]] und der [[Altstadt]] auf der linken Salzachseite. Bedeutende Fragen, die damals im [[Salzburger Gemeinderat]] seit langer Zeit, intensiv und kontrovers diskutiert wurden.
 +
 
 +
Die Verkehrsregelung lieferte den entscheidenden Hinweis, wo und wie die neue Bezeichnung "Sauterbogen" seinen Ursprung nahm, sich zunehmend verfestigte und zuletzt zum Beschluss erhoben wurde. Dazu nun die Geschichte und ihre Quellen wie folgt:
 +
 
 +
[[1869]] erlies die Stadtgemeinde-Vorstehung Salzburg erstmals eine generell-verbindliche Fahrordnung für leichte und schwere Fuhrwerke, sowie Kutschen- und Pferdewagen. Gemäß dieser '''Verordnung'''  durften diese den "Andräbogen" nur mehr ausnahmsweise, zu bestimmten Gelegenheiten und nur schrittweise passieren. Tatsächlich war der alte Andräbogen 1869 verkehrstechnisch eine Engstelle.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sza&datum=18690326&seite=3&query=%22andr%C3%A4bogen%22 ANNO], Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3, Fahrordnung 1869 (=Verordnung)]</ref> Die noch größere Engstelle war das Nadelöhr an der Ecke der "Andreaskirche". Die Durchfahrtsbreite betrug dort nur 3,7 Meter.<ref>[https://www.salzburg.gv.at/sagisonline/init.aspx?hotspot=landsbg|basis|1:907|428467.6|295981.6|mp2.png|Andreaskirche&gdi=default&gdiservices=franzkataster&redliningid=0ziip0bcf24fpzwi3soj4wdl SAGIS/Hintergrund: "Franciszäischer Kataster" anklicken]</ref> [[1876]] wurde die Fahrordnung für den "Andräbogen" neuerlich kundgemacht.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18761104&query=%22andr%c3%a4bogen%22&seite=3 ANNO], Salzburger Volksblatt, 4. November 1876, Seite 3</ref>
 +
 
 +
[[1897]] wurde zur Erneuerung des Pflasters beim "Sauterbogen" ein Gemeinderatsbeschluss herbeigeführt.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=18970519&query=%22sauterbogen%22&seite=2 ANNO], Salzburger Chronik, 19. Mai 1897, Seite 2</ref>
 +
 
 +
'''[[1898]]''' wurde mit Wirkung ab [[20. Mai]] die Verkehrsregelung verschärft und ein Verbot für das Befahren der Dreifaltigkeitsgasse durch Hotel-Omnibusse und Lastwägen in Richtung des [[Platzl]] (und umgekehrt) erlassen.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=18980511&query=%22dreifaltigkeitsgasse%22&seite=4 ANNO], Salzburger Chronik, 11. Mai 1898, Seite 2</ref> In der Gemeinderatssitzung vom [[1. August]] 1898 wurde der Beschluss über die verschärfte Verkehrsregelung, sowie insgesamt auch über den Verkehr in der Linzergasse, zur Gänze aufgehoben.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980803&query=%22sauterbogen%22&seite=2 ANNO], Salzburger Chronik, 3. August 1898, Seite 2</ref>
 +
 
 +
Den Begriff "Sauterbogen" prägte der Salzburger Gemeinderat in seiner Sitzung am 1. August und führte ihn in der Folge durch eine neue Verordnung verbindlich als Rechtsbegriff ein. Die Bezeichnung der Örtlichkeit basierte damals auf den Eigentumsverhältnissen der Gebäude (vergleiche: → "Mitterbacherbogen", →"Oppacherbogen", →"Zellereck", usw. Die Ehrung (irgend-)einer Person war damit nicht beabsichtigt. Die Verkehrsregelung für die Linzergasse und für die Dreifaltigkeitsgasse vom [[Zellereck]] bis zum '''"Sauterbogen"''' wurde mit Wirkung vom [[1. September]] 1898 durch '''Verordnung''' erlassen.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980813&query=%22sauterbogen%22&seite=4 ANNO], Salzburger Volksblatt, 13. August 1898, Seite 4</ref> <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980820&query=%22sauterbogen%22&ref=anno-search&seite=15 ANNO], Salzburger Volksblatt, 20. August 1898, Seite 15</ref> <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18980827&query=%22sauterbogen%22&ref=anno-search&seite=14 ANNO], Salzburger Volksblatt, 27. August 1898, Seite 4</ref>.
 +
 
 +
Daraus ergibt sich schlüssig, dass Robert Sauter, der [[1893]]/[[1894]] als Hauseigentümer genannt wurde<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18931111&query=%22sauter%22&seite=18 ANNO], Salzburger Volksblatt, 11. November 1893, Seite 18</ref> <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rhb&datum=18940829&query=%22St.%22+%22Andr%c3%a4bogen%22&seite=1 ANNO], Reichenhaller Badeblatt, 29. August 1894, Seite 1</ref>, als "Namensgeber" anzunehmen ist, jedoch ohne dies angestrebt zu haben.
  
Bis zum Jahr 1881 war der Bogen allgemein als "Innerer Andreasbogen", z.T. auch kurz als Andräbogen bekannt. Er war benannt nach der alten [[Stadtpfarrkirche St. Andrä#Die ursprüngliche Andräkirche|Andräkirche]], die 30 m entfernt im Süden des Torbogens stand und [[1861]] abgerissen wurde.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sza&datum=18690326&query=%22St.%22+%22Andr%c3%a4bogen%22&seite=ANNO], [[Salzburger Zeitung]], 26. März 1869, Seite 3</ref> Der östliche Teil der Dreifaltigkeitsgasse hieß früher nach der dortigen alten Andräkirche ''Andreasgasse''. Der westliche Teil der Gasse hieß ''Dreifaltigkeitsgasse'' nach dem nahen [[Dreifaltigkeitskirche]].
+
[[1926]] übergab Robert Sauter nach dem 50-jährigen Berufsjubiläum sein Geschäft seinen Schwiegersohn Wilhelm Hofer.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19261231&query=%22Sauter%22&seite=18 ANNO], Salzburger Volksblatt, 31. Dezember 1930, Seite 18</ref>
  
== Namensherkunft ==
+
[[1937]] hat der "Sauterbogen" nochmals eine zweckmäßige Änderung erfahren. Das dort damals befindliche "Selchwarengeschäft" von [[Wilhelm Hofer]] wurde nach den Plänen von Architekt [[Karl Jahl]] und durch die Umbauten von Baumeister Ing. Bruck einer gründlichen Erneuerung unterzogen. Dadurch wurde einerseits das charakteristische Bild gewahrt und andererseits erfuhr die gefährliche Passage eine teilweise Verbreiterung. Durch  Rückversetzung der Auslage wurde der Bogen geringfügig breiter. <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19370511&query=%22Goldschlagerhaus%22&seite=8 ANNO], Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 11. Mai 1937, Seite 8</ref>
Nach der Profanisierung der alten Andräkirche verlor der Name "Andräbogen" zunehmend seinen Bezug. Das Buch Salzburger Strassennamen, 5. Auflage, der Gesellschaft der Salzburg Landeskunde stellt unmissverständlich fest, dass der Bogen 1881 nach dem bekannten Salzburger Botaniker Dr. [[Anton Sauter (Botaniker)|Anton Eleutherius Sauter]] ist <ref>[[Franz Martin]]: "Salzburger Straßennamen" , Mitt. der Gesellschaft Sbg. Landeskunde, 2006 ist auf S. 252 zum Sauterbogen zu finden: "''Seit 1881 umbenannt in Sauterbogen. Dr. med Anton Eleutherius Sauter geboren .... (es folgen lange Ausführungen zu den Verdiensten von A. Sauter.)</ref> (* [[1800]]; † [[1881]]), der 1860 ein Mitbegründer und von 1864 bis 1874 Vorstand der [[Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] war, und auch als Botaniker herausragende Bedeutung besaß, benannt. 
 
  
Die von [[Peter Blaikner]] in seinem Buch ''[[Ferdinand Sauter]] Gedichte'' verbreitete Annahme, den [[Anton Sauter (Pfleger)|Vater]] der beiden als Namensgeber auszuweisen, trifft nicht zu.<ref>Quelle [http://www.blaikner.at/project/ferdinand-sauter-gedichte/ www.blaikner.at], abgefragt am 8. Mai 2019 Hermann Loimer schließt in einer Publikation mangels näherer Kenntnis aber nicht aus, dass Ferdinand Namensgeber sein könnte [https://www.zobodat.at/pdf/MGSL_134_0585-0614.pdf Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg]</ref> . In einem Inserat vom 12. September 1875 wird das Haus Nr. 6 unmittelbar über dem Bogen zum Verkauf angeboten. Darin heißt es "''Das sogenannte Andrä-Haus ... 5 Stockwerke hoch ... mit einem Verkaufsgewölbe ... für den Verkauf von Fleischwaren wegen dem unterhalb befindlichen guten Keller ...''".<ref>Quelle [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwb&datum=18750912&query=%22Andr%c3%a4bogen%22&ref=anno-search&seite=14 ANNO], (Neuigkeits) Welt Blatt, Ausgabe vom 12. September 1875, Seite 14</ref>. Der Namen "Sauterbogen" hat jedenfalls wenig mit [[Robert Sauter]] zu tun, der [[1876]] als Fleischhauer in das Haus einzog und [[1894]] Eigentümer des Hauses war.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rhb&datum=18940829&query=%22St.%22+%22Andr%c3%a4bogen%22&seite=1 ANNO], Reichenhaller Badeblatt, 29. August 1894, Seite 1</ref> Ein Verwandtschaft zwischen Anton Sauter und Robert Sauter ist dabei nicht unwahrscheinlich.
+
Das Selchwarengeschäft bestand noch viele Jahrzehnte bis Anfang 1970 weiter, es wurde jedoch unter mehrfach wechselnden Inhabern und Namen (u.a. Fleischerei Gann) geführt. Dadurch geriet Robert Sauter in Vergessenheit.  
  
Ungeachtet der Benennung als ''Sauterbogen'' findet sich auch noch später, etwa [[1892]]<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=18920310&query=%22St.%22+%22Andr%c3%a4bogen%22&seite=3 ANNO], [[Salzburger Chronik]], 10. März 1892, Seite 3</ref> der Name ''Andräbogen''.  Das [[Salzburger Volksblatt]] verwendete sogar noch einmal [[1928]] diese alte Bezeichnung.<ref>Quelle [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19280414&query=%22Andr%c3%a4bogen%22&ref=anno-search&seite=12 ANNO], Salzburger Volksblatt, 14. April 1928, Seite 12</ref> [[1937]] wurde das darin befindliche Schwarzwarengeschäft (Kleidungsmode in Schwarz) von Wilhelm Hofer einer gründlichen Restaurierung unterzogen. Nach Plänen von Architekt Karl Jahl wurden die Arbeiten von Baumeister Ing. Bruck durchgeführt. Die Schlosserarbeiten stammten aus der Werkstatt von Josef Brandner. Durch den Umbau des Schwarzwarengeschäftes mit einer leichten Rückversetzung der Auslage wurde auch der Bogen selbst geringfügig breiter.
+
=== Weitere Abklärung der Namensherkunft ===
 +
In der Folge hat Dr. [[Reinhard Medicus]] auch Nachforschungen bei der [[Stadtgemeinde Salzburg]] im Amt für Vermessung und Geoinformation<ref>[https://www.stadt-salzburg.at/org-db/ORGTEBW?TODO=TEBSYAM&ORG=OU76 www.stadt-salzburg.at]</ref>, das für die Durchführung der Straßenbezeichnungen zuständig ist, sowie im [[Stadtarchiv Salzburg|Stadtarchiv]] unternommen. Diese ergaben bis dato, dass keine Urkunde bekannt ist, die belegen könnte, dass der Gemeinderat der Stadt 1881 den Sauterbogen so benannt hätte. Derzeit bestätigt nur das [[Bundesdenkmalamt]], eine Behörde, nach eigenen Unterlagen die Aussage, das Haus wäre nach Dr. Anton Sauter benannt.
  
=== Namensherkunft ist weiter ungeklärt ===
+
Weitere Erhebungen zu dieser Frage sind im Gange, mit einer endgültigen Klärung dieser spannenden Frage ist hoffentlich bald zu rechnen.
Nachforschungen von Dr. [[Reinhard Medicus]] im Frühjahr 2019 bei der [[Stadtgemeinde Salzburg]] im Amt für Vermessung und Geoinformation<ref>[https://www.stadt-salzburg.at/org-db/ORGTEBW?TODO=TEBSYAM&ORG=OU76 www.stadt-salzburg.at]</ref>, die für die Durchführung der Straßenbezeichnungen zuständig ist, bzw. im Stadtarchiv ergab jedoch, dass keine Urkunde bekannt ist, die belegen könnte, dass der Gemeinderat der Stadt 1881 den Sauterbogen so benannt hätte. Derzeit  steht lediglich fest, dass auch das Bundesdenkmalamt, also eine Behörde, in ihren Unterlagen die Aussage, das Haus wäre unstrittig nach Dr. Anton Sauter benannt, bestätigt. Weitere Erhebungen zu dieser Frage sind im Gange, mit einer raschen Klärung der Frage ist aber nicht zu rechnen.
 
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==
 
{{Quelle Franz Martin}}
 
{{Quelle Franz Martin}}
* [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19370511&query=%22Goldschlagerhaus%22&ref=anno-search&seite=8 ANNO], Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 11. Mai 1937, Seite 8
+
* [[ANNO]]
 
== Fußnoten ==
 
== Fußnoten ==
 
<references/>
 
<references/>

Version vom 29. Mai 2019, 18:21 Uhr

Sauterbogen
Karte

Der Sauterbogen ist ein unter Denkmalschutz stehender historischer Torbogen in der rechtsseitigen Altstadt von Salzburg.

Lage

Er befindet sich in der Dreifaltigkeitsgasse 6 - Königsgässchen 6 unter dem Goldschlagerhaus.

Geschichte

Der Bogen wurde 1645 unter Fürsterzbischof Paris Lodron gebaut, damit er die Wohnhäuser seiner Familienmitglieder, den Primogeniturpalast an Ende der Dreifaltigkeitsgasse und den Sekundogeniturpalast am Beginn der "Lorettogasse" (Paris-Lodron-Straße) ohne Umweg über die Bergstraße auf direktem Weg erreichen konnte. Zur Errichtung des Bogen mussten zwei Bürgerhäuser, die an der damals dort befindlichen Stadtmauer lagen, abgebrochen werden. Die Besitzer erhielten dafür eine Entschädigung.

Im Kreuzgratgewölbe unverändert bis heute zu sehen ist das Wappen von Paris Lodron mit der Jahreszahl der Errichtung. Die Vorarbeiten für den Durchgang wurden offensichtlich schon etwas früher begonnen. Jedenfalls ist schon 1644 auf der Stadtansicht von Matthäus Merian[1] ein Durchgang an dieser Stelle ersichtlich.

Name

Die Gasse im Norden des Torbogens wurde Dreifaltigkeitsgasse genannt, nach der Dreifaltigkeitskirche. Die Gasse im Süden des Torbogens hieß damals Andreasgasse, abgeleitet von der alten Andreaskirche. Nach dieser Kirche nannte man bis um 1885 den Bogen "Andreasbogen" oder "Andräbogen". Die alte Andreaskirche wurde 1861 abgerissen[2]. Daher verlor die Bezeichnung "Andräbogen" zunehmend ihren Bezug.

Ab 1891 findet sich "Sauterbogen" als neue Bezeichnung.[3] Diese neue Bezeichnung war für die damaligen Stadtbewohner offenkundig verständlich und nicht weiter erklärungsbedürftig. Der Begriff, seine Bedeutung und Herkunft wurde beinahe ein Jahrhundert lang von niemanden beleuchtet.

1985 wurde in dem Buch "Salzburger Stadttore" auch das "St.-Andreas-Tor" mit dem "Sauterbogen" beschrieben und eine (bewusste) Namensgebung nach dem bekannten Salzburger Arzt Dr. Anton Eleutherius Sauter (* 1800; † 1881) festgestellt, der 1860 ein Mitbegründer und von 1864 bis 1874 Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde war und als Botaniker eine herausragende Bedeutung erlangt hatte.

1995 verbreitete Peter Blaikner in seinem Buch Ferdinand Sauter Gedichte www.blaikner.at die Annahme, es sei Anton Sauter (Pfleger), der Vater der beiden Brüder Anton und Ferdinand, als Namensgeber auszuweisen. Entgegenzuhalten ist diesem Hermann Loimer, der bereits 1944 "Ferdinand Sauter" in der Publikation "Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg" Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg als Namensgeber ausgeschlossen hatte.

2006 bringen die Nachfolger von Franz Martin das Standardwerk "Salzburger Straßennamen" in einer überarbeiteten, 5. Ausgabe heraus. Dort verzeichnet ist die Dreifaltigkeitsgasse mit dem Verweis, dass der "Sauterbogen" nach dem Salzburger Botaniker Dr. Anton Eleutherius Sauter benannt wurde.[4] Entgegenzuhalten ist dieser späteren Ausgabe die frühere 2. Auflage von 1949, die den "Sauterbogen" nur erwähnt, jedoch ohne namentliche Zuordnung.

Wie entstand die Bezeichnung "Sauterbogen"?

Diese Frage stellte sich 2019 Mag. Thomas Schmiedbauer und er forschte nach. Bei seiner Recherche fand er Robert Sauter, einen Fleischer- und Selcher, der sich ab 1875 mit seinem Geschäft dort angesiedelt hatte. Auf Grund dieser Entdeckung und vieler anderer Fundstellen äußerte er im Salzburgwiki die Vermutung, dass der oben angeführte bisherige Namenszusammenhang wahrscheinlich nicht richtig ist. Er verwies auf den Lebenslauf von Anton Sauter, der seinen Wohnsitz tatsächlich in der Sigmund-Haffner-Gasse hatte, somit einen fehlenden persönlichen Bezug und dass formell für eine ehrende Namensgebung kein Beschluss und auch keine Antrag für eine solchen festgestellt werden konnte. Die neue These samt Quellen erschienen ihn schlüssiger.

Der Bezeichnung "Sauterbogen" wurde erstmals in dem Artikel " "Offen lassen" - ein Beitrag zur Portikusfrage" in der Salzburger Chronik 12. Dezember 1891 nachweislich verwendet. Dabei ging es – nach Demolierung des "Mitterbacherbogens" – um die Frage der Neugestaltung der Dreifaltigkeitsgasse, die dringend notwendige Straßenerweiterung, sowie neuerlich um die Verkehrsregelung zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und der Altstadt auf der linken Salzachseite. Bedeutende Fragen, die damals im Salzburger Gemeinderat seit langer Zeit, intensiv und kontrovers diskutiert wurden.

Die Verkehrsregelung lieferte den entscheidenden Hinweis, wo und wie die neue Bezeichnung "Sauterbogen" seinen Ursprung nahm, sich zunehmend verfestigte und zuletzt zum Beschluss erhoben wurde. Dazu nun die Geschichte und ihre Quellen wie folgt:

1869 erlies die Stadtgemeinde-Vorstehung Salzburg erstmals eine generell-verbindliche Fahrordnung für leichte und schwere Fuhrwerke, sowie Kutschen- und Pferdewagen. Gemäß dieser Verordnung durften diese den "Andräbogen" nur mehr ausnahmsweise, zu bestimmten Gelegenheiten und nur schrittweise passieren. Tatsächlich war der alte Andräbogen 1869 verkehrstechnisch eine Engstelle.[5] Die noch größere Engstelle war das Nadelöhr an der Ecke der "Andreaskirche". Die Durchfahrtsbreite betrug dort nur 3,7 Meter.[6] 1876 wurde die Fahrordnung für den "Andräbogen" neuerlich kundgemacht.[7]

1897 wurde zur Erneuerung des Pflasters beim "Sauterbogen" ein Gemeinderatsbeschluss herbeigeführt.[8]

1898 wurde mit Wirkung ab 20. Mai die Verkehrsregelung verschärft und ein Verbot für das Befahren der Dreifaltigkeitsgasse durch Hotel-Omnibusse und Lastwägen in Richtung des Platzl (und umgekehrt) erlassen.[9] In der Gemeinderatssitzung vom 1. August 1898 wurde der Beschluss über die verschärfte Verkehrsregelung, sowie insgesamt auch über den Verkehr in der Linzergasse, zur Gänze aufgehoben.[10]

Den Begriff "Sauterbogen" prägte der Salzburger Gemeinderat in seiner Sitzung am 1. August und führte ihn in der Folge durch eine neue Verordnung verbindlich als Rechtsbegriff ein. Die Bezeichnung der Örtlichkeit basierte damals auf den Eigentumsverhältnissen der Gebäude (vergleiche: → "Mitterbacherbogen", →"Oppacherbogen", →"Zellereck", usw. Die Ehrung (irgend-)einer Person war damit nicht beabsichtigt. Die Verkehrsregelung für die Linzergasse und für die Dreifaltigkeitsgasse vom Zellereck bis zum "Sauterbogen" wurde mit Wirkung vom 1. September 1898 durch Verordnung erlassen.[11] [12] [13].

Daraus ergibt sich schlüssig, dass Robert Sauter, der 1893/1894 als Hauseigentümer genannt wurde[14] [15], als "Namensgeber" anzunehmen ist, jedoch ohne dies angestrebt zu haben.

1926 übergab Robert Sauter nach dem 50-jährigen Berufsjubiläum sein Geschäft seinen Schwiegersohn Wilhelm Hofer.[16]

1937 hat der "Sauterbogen" nochmals eine zweckmäßige Änderung erfahren. Das dort damals befindliche "Selchwarengeschäft" von Wilhelm Hofer wurde nach den Plänen von Architekt Karl Jahl und durch die Umbauten von Baumeister Ing. Bruck einer gründlichen Erneuerung unterzogen. Dadurch wurde einerseits das charakteristische Bild gewahrt und andererseits erfuhr die gefährliche Passage eine teilweise Verbreiterung. Durch Rückversetzung der Auslage wurde der Bogen geringfügig breiter. [17]

Das Selchwarengeschäft bestand noch viele Jahrzehnte bis Anfang 1970 weiter, es wurde jedoch unter mehrfach wechselnden Inhabern und Namen (u.a. Fleischerei Gann) geführt. Dadurch geriet Robert Sauter in Vergessenheit.

Weitere Abklärung der Namensherkunft

In der Folge hat Dr. Reinhard Medicus auch Nachforschungen bei der Stadtgemeinde Salzburg im Amt für Vermessung und Geoinformation[18], das für die Durchführung der Straßenbezeichnungen zuständig ist, sowie im Stadtarchiv unternommen. Diese ergaben bis dato, dass keine Urkunde bekannt ist, die belegen könnte, dass der Gemeinderat der Stadt 1881 den Sauterbogen so benannt hätte. Derzeit bestätigt nur das Bundesdenkmalamt, eine Behörde, nach eigenen Unterlagen die Aussage, das Haus wäre nach Dr. Anton Sauter benannt.

Weitere Erhebungen zu dieser Frage sind im Gange, mit einer endgültigen Klärung dieser spannenden Frage ist hoffentlich bald zu rechnen.

Quellen

Fußnoten

  1. www.ubs.sbg.ac.at/Merian aus: Topographia Bavariae/Salzburg_1644
  2. ANNO, Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3
  3. ANNO Suche "Sauterbogen"
  4. Franz Martin: "Salzburger Straßennamen" , Mitt. der Gesellschaft Sbg. Landeskunde, 2006 ist auf S. 252 zum Sauterbogen zu finden: "Seit 1881 umbenannt in Sauterbogen. Dr. med Anton Eleutherius Sauter geboren ...." (es folgen lange Ausführungen zu den Verdiensten von A. Sauter.)
  5. ANNO, Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3, Fahrordnung 1869 (=Verordnung)]
  6. SAGIS/Hintergrund: "Franciszäischer Kataster" anklicken
  7. ANNO, Salzburger Volksblatt, 4. November 1876, Seite 3
  8. ANNO, Salzburger Chronik, 19. Mai 1897, Seite 2
  9. ANNO, Salzburger Chronik, 11. Mai 1898, Seite 2
  10. ANNO, Salzburger Chronik, 3. August 1898, Seite 2
  11. ANNO, Salzburger Volksblatt, 13. August 1898, Seite 4
  12. ANNO, Salzburger Volksblatt, 20. August 1898, Seite 15
  13. ANNO, Salzburger Volksblatt, 27. August 1898, Seite 4
  14. ANNO, Salzburger Volksblatt, 11. November 1893, Seite 18
  15. ANNO, Reichenhaller Badeblatt, 29. August 1894, Seite 1
  16. ANNO, Salzburger Volksblatt, 31. Dezember 1930, Seite 18
  17. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 11. Mai 1937, Seite 8
  18. www.stadt-salzburg.at