Rotes Kreuz Salzburg
Der Landesverband Salzburg des Österreichischen Roten Kreuzes ist eine gemeinnützige Rettungsorganisation im Bundesland Salzburg.
Allgemeines
Der Verband ist einer der neun Landesverbände des Österreichischen Roten Kreuzes. Der Landesverband Salzburg ist in sechs Gaue mit 26 Dienststellen bei acht Bezirksstellen untergliedert. Das Rote Kreuz Salzburg ist eine private, demokratisch aufgebaute Organisation der uneigennützigen Nächstenhilfe, die nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. Es arbeitet überparteilich und überkonfessionell.
Geschichte
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden von den Salzburger Feuerwehren Sanitätsabteilungen erstellt. In der Stadt Salzburg war der Apotheker Mag. Carl Hinterhuber von der Engel-Apotheke der Zugsführer dieser Abteilung.
Erster denkwürdiger Termin war der 5. März 1906 mit der Indienststellung des ersten Rettungswagens, gezogen von einem Pferdegespann. Erst am 11. August erfolgte aber die erste Anforderung eines Krankentransportes; ein an einer Blinddarmentzündung erkrankter Sommergast wurde von Mondsee nach Salzburg transportiert. Schließlich fand am 6. Jänner 1909 bei der Generalversammlung die Gründung der Rotkreuz-Rettungsabteilung der Stadt Salzburg statt. Bürgermeister Franz Berger erkannte die Notwendigkeit der Errichtung einer solchen Rettungsabteilung und übernahm auch gleich deren Protektorat.
Am 21. November 1909 wurde die erste Rettungsstation im Bruderhof eröffnet. 1913 erhielt das Salzburger Rote Kreuz das erste motorbetriebene Rettungsfahrzeug. Erst am 6. Februar 1927 erfolgte die organisatorische Trennung von der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Salzburg. Der damalige Präsident Dr. Christian Varnschein legte noch im selben Jahr den Grundstein für das neue Rettungsheim an der Paris-Lodron-Straße, das 1928 fertiggestellt wurde.
Während des Zweiten Weltkrieges war das Rote Kreuz Salzburg nicht aktiv, da sämtliche Arbeiten dem Deutschen Roten Kreuz übertragen worden waren. Dies geschah am 7. November 1938. Dem Deutschen Roten Kreuz wurde als dem alleinigen Träger des Rettungswesens im Großdeutschen Reich diese Tätigkeit überlassen.
Im Juni 1945 erfolgte der Neubeginn, als die provisorische Landesregierung Medizinalrat Dr. Andreas Viehauser zum kommissarischen Leiter des Roten Kreuzes Salzburg bestellte.
Im Jahre 1969 wurde Hofrat Primar Dr. Josef Hohenwallner zum Präsidenten des Landesverbandes gewählt, dem er 25 Jahre bis März 1984 vorstand. Seine Rolle übernahm am 23. Juni 1984 Dr. Karl Margreiter. Nach 25 Jahren im Amt wurde am 6. Juni 2009 Josef Wenger zu seinem Nachfolger gewählt.
Am 26. Jänner 1995 erfolgte der feierliche Spatenstich für eine neue Dienststelle. Am 14. Oktober 1996 konnte der Dienstbetrieb im Gebäude des Landesrettungskommandos Rotes Kreuz Salzburg in der Dr.-Karl-Renner-Straße aufgenommen werden.
2009 feierte das Rote Kreuz Salzburg sein 100‑jähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen. 2010 wurde es zu internationalen Hilfseinsätze in Haiti und Pakistan (beides wegen Erdbeben) gerufen.
2013 schloss das Rote Kreuz vier seiner bisherigen sechs Leitstellen im Land Salzburg. Seit 2015 werden alle Einsätze von der Stadt Salzburg und von Zell am See aus koordiniert. Die Zahl der Dienststellen und Stützpunkte in den Salzburger Bezirken blieb unverändert. Die Notrufe 144 (Rotes Kreuz) und 140 (Bergrettung) aus dem Lungau, Pongau und Pinzgau wurden fortan in Zell am See entgegengenommen und die Einsatzkräfte in der jeweiligen Region alarmiert. Außerdem wurden ab 2013 rund 1,3 Millionen Euro in die beiden verbleibenden Rot-Kreuz-Leitstellen investiert[1].
Seit Beginn der Coronapandemie im Februar 2020 führte das Rote Kreuz (Stand: 14. Juli 2021) 194 278 PCR-Tests in Salzburg durch, seit dem Start der Massentests im Dezember 2020 gab es knapp vier Millionen Antigen-Schnelltests. 153 579 Impfdosen wurden verimpft. Seit Herbst 2021 werden die Impf- und Testleistungen nicht mehr vom Roten Kreuz übernommen. "Das Land hat diese ausgeschrieben und das Rote Kreuz hat sich dafür nicht beworben, weil es sich wieder auf seine Kernaufgaben wie den Rettungsdienst fokussieren will", erklärt Pressesprecherin Roberta Thanner. "Wenn das Land aber unsere Hilfe brauchen sollte, sind wir da", betont Thanner.[2]
Führungskrise im Herbst 2025
Im Herbst eskalierte ein interner Kampf zwischen der Geschäftsführerin Sabine Tischler und dem Landeskommandanten Stefan Herbst. Herbst stellte dem Präsidium Mitte November 2025 ein Ultimatum. Das Präsidium unter Präsident Werner Aufmesser stellte sich hinter die Geschäftsführerin. Am Freitag, 14. November 2025, wurde überraschend bekannt, dass der Landesrettungskommandant Stefan Herbst abtrete. Damit war er nicht allein. Immer mehr Hauptberufliche sollen dem Roten Kreuz Salzburg den Rücken kehren. Das betonten mehrere frühere und aktuelle Mitglieder der Rettungsorganisation. Und sie nannten Zahlen: So hätten in den vergangenen sieben bis acht Jahren insgesamt 80 Hauptberufliche das Rote Kreuz verlassen, unter ihnen 20 Führungskräfte. Wie das Rote Kreuz am Freitagvormittag bekanntgab, beendet Herbst seine Tätigkeit bei der Organisation, um sich beruflich neu zu orientieren. Stefan Herbst betonte gegenüber den SN, dass diese Darstellung nicht der Wahrheit entspreche. Er hat sich nun einen Anwalt genommen. Geschäftsführerin Sabine Tischler stand den SN am Freitag für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.
Herbst bekam Rückendeckung von seinem Vorgänger, Anton Holzer: "Ich bin einfach fassungslos. Ich habe Stefan Herbst damals zum Roten Kreuz geholt. Er war 13 Jahre lang Bezirksgeschäftsführer und einer der zuverlässigsten und loyalsten Mitarbeiter." Er ist überzeugt, dass sich Herbst nichts zuschulden hat kommen lassen, und findet auch kritische Worte. "Wenn so ausgezeichnete Führungskräfte die Organisation Rotes Kreuz verlassen, dann sollte das eigentlich ein Alarmsignal sein. Das Präsidium muss genauer hinschauen."
Der frühere Pongauer Bezirksrettungskommandant Franz Weichenberger ist überzeugt, den Grund für den Abgang zu kennen. Er betont die schwierige Zusammenarbeit mit Geschäftsführerin Sabine Tischler. Seit Jahren baue sich der Konflikt auf. Er selbst war 49 Jahre als Freiwilliger beim Roten Kreuz.
Seitens der Geschäftsführerin sei es auch schon zu Klagsdrohungen gekommen, wie eine ehemalige Mitarbeiterin den SN berichtete. Sie betont, dass sie letztlich aufgrund dauernder verbaler Attacken nicht mehr konnte und kündigte. So sei es vielen ergangen. Eine Führungskraft des Roten Kreuzes Salzburg betonte ebenfalls, dass der Gedanke zu kündigen allzeit präsent sei. Mittlerweile würden die meisten Mitarbeiter ihre Meinung nicht mehr äußern. "Wenn man was Falsches sagt, hat man sofort ein Vier-Augen-Gespräch und wird zurechtgebügelt."[3]
Gänzlich anders sieht die Situation Rotkreuz-Präsident Werner Aufmesser. Er stellt sich hinter Sabine Tischler. "Wir bedauern diesen Schritt. Stefan Herbst hat eine Entscheidung eingefordert. Der erste Schritt für den Abgang ist klar von ihm ausgegangen. Aber wir schätzen seine Arbeit sehr." Aus seiner Sicht sei Tischler kein Vorwurf zu machen. Sie genieße nach wie vor sein volles Vertrauen und leiste seit zwölf Jahren eine ausgezeichnete Arbeit. "Auch das mit den vielen Abgängen von Hauptberuflichen ist absolut unrichtig. Wir haben eine sehr niedrige Fluktuation." Genaue Zahlen nennt er nicht. Insgesamt habe das Rote Kreuz in Salzburg 1 000 Hauptberufliche und 4 000 freiwillige Mitglieder. Dementsprechend müsse man etwaige Abgänge auch in Relation setzen.
Rotes Kreuz nimmt ein zweites Mal Stellung und widerspricht
Am Freitag um 18:35 Uhr meldete sich das Rote Kreuz mit einer weiteren Stellungnahme "aufgrund der medialen Berichterstattung" zu Wort. Diese enthielt fünf Punkte: Der Wortlaut der Presseaussendung sei mit dem bisherigen Landesrettungskommandanten Stefan Herbst abgestimmt gewesen und dieser habe sie "nachweislich schriftlich freigegeben". Herbst habe dem Rot-Kreuz-Präsidium "mehrfach erklärt", mit der Landesgeschäftsführerin nicht mehr zusammenarbeiten zu wollen. "Er hatte dem Präsidium des Roten Kreuzes ein Ultimatum gestellt, wonach er das Rote Kreuz verlassen wird, wenn die Landesgeschäftsführerin nicht ihres Amtes enthoben würde", heißt es. Das Präsidium habe in Folge der Landesgeschäftsführerin "einhellig das Vertrauen ausgesprochen". Am 11. November sei "in einem ausführlichen Gespräch mit dem Landesrettungskommandanten" die einvernehmliche Beendigung des Dienstverhältnisses vereinbart worden: "Sämtliche Schritte waren mit dem Landesrettungskommandanten abgesprochen." Die Darstellung von Herbst, wonach er ohne Angabe von Gründen dienstfrei gestellt worden sei und mit der Presseaussendung zu seiner Ablöse nicht einverstanden gewesen sei, "entspricht nachweislich nicht den Tatsachen. Die schriftliche Zustimmung zum Wortlaut liegt dem Roten Kreuz vor." Darüber hinaus sei "die erfolgreiche Arbeit des Rettungsdienstes" sichergestellt, da die freigewordenen Funktionen von langjährigen, bewährten Mitarbeitern übernommen werden.[4]
"Die aktuelle Entwicklung – insbesondere die Entscheidung des Präsidiums, Landesrettungskommandant Stefan Herbst abzuberufen – erfüllt uns mit großer Sorge und trifft uns zutiefst", heißt es in einem offenen Brief, der sich an Präsident Werner Aufmesser richtet. 36 aktive und ehemalige Führungskräfte haben das Schreiben unterzeichnet. Hintergrund seien interne Konflikte. Eine Petition, in der sich die Initiatoren für Herbst als Landesrettungskommandanten aussprechen, erreichte bis Montag, 17. November, Nachmittag über 1 600 Unterschriften.[5]
Landesrettungskommandant
Dem Landesrettungskommandanten unterstehen acht Bezirks- und 29 Dienststellen. Das Rote Kreuz hat in Salzburg 5 016 ehrenamtliche und 1 124 hauptberufliche Mitarbeiter. 2022 transportierte das Rote Kreuz 268 271 Patienten.[6]
Bisherige Landesrettungskommandanten
- 1969–1989: Robert Petertill
- 1989–2008: Gerhard Huber
- 2009–2023: Anton Holzer
- 2023, November–Ende 2025: Stefan Herbst
Präsidenten des Landesverbandes
- 1909?–1938?: Dr. Christian Varnschein
- ...
- 1945–1968: Dr. Andreas Viehauser
- 1969–1984: Dr. Josef Hohenwallner
- 1984–2009: Dr. Karl Margreiter
- 2009–2014: KommR Josef Wenger
- seit 2014: Dr. Werner Aufmesser
Aufgaben
- Notfall-, Rettungs- und Krankentransportdienst
- Katastrophenhilfsdienst
- Blutspendedienst
- Gesundheitsdienste
- Soziale Dienste
- Jugendarbeit
- Erste-Hilfe-Kurse
- Zivildienst
- Ausbildungsakademie
Daten
2011
3 500 Freiwillige, und 800 hauptberufliche Mitarbeiter sowie 300 Zivildiener, 800 000 Stunden pro Jahr; Salzburg ist die einzige Landeshauptstadt Österreichs, in der die Nachtschichten und Wochenenddienste von Ehrenamtlichen bewältigt werden[7]; der Landesverband hat seinen Sitz in der Dr.-Karl-Renner-Straße 7.
2015
Die Bilanzsumme betrug 60,5 Mill. Euro; 208 000 Einsätze gab es, bei denen 5,4 Mill. Kilometer von den Fahrer abgewickelt wurden; 34 200 Blutspenden, 216 000 zugestellte Essen und 660 betreute Senioren gab es 2015;
2025
2025 waren im Bundesland Salzburg 5 200 Ehrenamtliche unterwegs. Dazu kommen 1 100 Hauptberufliche Rot-Kreuzler, sowie 150 Zivildiener.[8]
Kosten
Pro Einwohner muss jede Gemeinde 4,51 Euro beitragen, das Land Salzburg pro Bürger 6,10 Euro. Mitfinanziert wird der Rettungsdienst durch die Einnahmen des Rotkreuzparkplatzes von rund 620.000 Euro.
Asylbetreuung
In Seekirchen am Wallersee (zwei Häuser) und Tamsweg sind 2015 Holzhäuser für je 76 Asylwerber entstanden. Die Kosten von je einer Million Euro werden kreditfinanziert und über die Einnahmen der Grundversorgung (21 Euro pro Person und Tag) zurückgezahlt.
In kommenden Jahren sollen Holzhäuser für 240 Asylwerber beim Flussbauhof entstehen. Geplant wird auch in Hallwang, wo Daniell Porsche ein Grundstück zur Verfügung stellt[9].
Sonstiges
In der Landeszentrale befindet sich Europas einziges Rot-Kreuz-Museum.
Siehe auch
Quellen
- Aussendung des Roten Kreuzes über die 100-Jahr-Feier im Februar 2009
Einzelnachweise
- ↑ "Salzburger Woche", Ausgabe "Pinzgauer Nachrichten", 24. Jänner 2013
- ↑ SALZBURG24 vom 14. Juli 2021
- ↑ sn.at, 17. November 2025: Machtkampf beim Roten Kreuz Salzburg – Präsident will mit rundem Tisch die Wogen glätten
- ↑ www.sn.at, 14. November 2025: Massive Kritik an Salzburger Rot-Kreuz-Chefin – Landesrettungskommandant tritt ab
- ↑ SALZBURG24 vom 17. November 2025
- ↑ www.sn.at, 30. August 2023
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 25. Februar 2012
- ↑ www.facebook.com, InfoMediaWorx, 18. November 2025
- ↑ "Salzburger Nachrichten", 30. Dezember 2015