Asylwerber in Salzburg

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Thema Flüchtlinge - Asylwerber im Bundesland Salzburg.

Einleitung

Flüchtlingsströme nach Österreich und somit nach Salzburg hat es immer schon gegeben. Anfang des 20. Jahrhunderts strömten zahlreiche Russen nach Westen, während des Zweiten Weltkriegs setzten Flüchtlingsströme aus den (ehemaligen) deutschen Siedlungsgebieten im heutigen Slowenien, Kroatien, Serbien, Ungarn und Rumänien ein, bald darauf folgten Vertriebene aus der Tschechoslowakei.

Als 1956 in Ungarn der Volksaufstand ausbrach, strömten bis 1957 rund 180 000 Flüchtlinge nach Österreich. Es folgten dann bis heute noch weitere Flüchtlingströme nach Österreich. Im langjährigen Verlauf, seit 2008, stechen neben 2022 die Jahre 2016 und 2017 heraus. Von 2008 bis 2015 lag das Niveau der in der Grundversorgung betreuten Menschen jeweils zwischen 18 000 und 32 000. Und auch nach 2017 sank die Kurve wieder ab (2020: 30 878, 2021: 26 659, 2022: 30 221). 2022 stieg jedoch die Zahl von Flüchtlingen aufgrund des Angriffskrieg von Russland auf die Ukrain seit dem Februar.[1]

1956/57 1968 1992-95 2002 2014 2015[2]
Ungarn Tschechoslowakei Bosnien-Herzegowina Tschetschenien allgemein Syrien
180 000 162 000 90 000 40 000 13 000 70 000

Quelle Tabelle: ORF Nachrichtenstudio Anfang Juni 2015

Asylanträge in Österreich 2002 - 2015 (Hochrechnung noch 2015 erstellt)

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
39 354 ↓ 32 359 ↓ 24 634 ↓ 22 461 ↓ 13 349 ↓ 11 921 ↑ 12 841
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
↑ 15 821 ↓ 11 012 ↑ 14 416 ↑ 17 413 ↑ 17 503 ↑ 28 064 ↑ ~ 85 000

Bundesland Salzburg

Während des Ersten Weltkriegs und nach dessen Ende strömten zahlreiche Flüchtlinge aus östlichen Teilen der ehemaligen Habsburgermonarchie nach Salzburg. Es entstanden so u. a. das Lager Niederalm und das Russenlager in Parsch.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs befanden sich im Raum Wagrain-Kleinarl über 70 000 Flüchtlinge und Soldaten aus der sich auflösenden Deutschen Wehrmacht, was zu chaotischen Zuständen in der Gemeinde führte. 1945 lebten in der Stadt Salzburg zusätzlich zur Bevölkerung 66 000 Flüchtlinge. In den ersten Nachkriegsjahren hausten viele Flüchtlinge in Baracken in der Eichethofsiedlung. Die Salzburger selbst empfanden die schlechten Lebensbedingungen vielfach zunehmend als unerträglich und sprachen von einer "Barackenschande".

Am 15. April 1951 erreichte die Zahl der in Salzburg lebenden Flüchtlinge und DPs mit 36 378 Personen ihren Höhepunkt. Die Siedlung Taxham entstand nach diesen Plänen ab 1954 (in wesentlichen Teilen ab 1957) als "Volkssiedlung" zur Beseitigung der argen Wohnungsnot, da in Salzburg auch acht Jahre nach dem Krieg noch immer sehr viele Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien in ärmlichsten Baracken hausen mussten.

2. Februar 2004: Integration: Der Diskussionsabend um das Integrationshaus der Diakonie in Salzburg-Lehen wurde mit sehr viel Emotionen geführt. Die Lehener ärgern sich über den hohen Ausländeranteil und das geplante Integrationshaus in ihrem Viertel. Das neue Integrationshaus soll 49 anerkannte Flüchtlinge aufnehmen und im kommenden Sommer bezogen werden können.

Das Land Salzburg hinkte 2014 bei der Aufnahme von Asylwerbern hinterher. Dort, wo es Pläne für Asylheime gab, regte sich meist heftiger Widerstand.

Im Frühling 2014 sollten noch 30 syrische Flüchtlinge in Salzburg aufgenommen werden: Elf bis 13 von ihnen in der Benediktiner-Erzabtei St. Peter, die restlichen im Caritas-Kinderdorf St. Anton, einer Einrichtung der Caritas Salzburg in Bruck an der Großglocknerstraße im Pinzgau.

2014 wollte die Benediktiner-Erzabtei St. Peter die Pension Mühlrein in Abtenau für syrische Flüchtlinge öffnen. Die Reaktion im Ort war jedoch so negativ ausgefallen, dass man das Projekt verworfen hatte.

Bad Gastein hat seit 2002 ein Flüchtlingsquartier in Böckstein und wehrte sich 2014 gegen eine von einer Hauseigentümerin geplanten Unterkunft in Badbruck.

Im Herbst 2014 flammte die Diskussion um eine neue Unterbringung für Asylwerber in Neumarkt am Wallersee auf, beruhigte sich jedoch bald wieder.

Ende Jänner 2015 wurde bekannt, dass im ehemaligen Luxushotel Kobenzl am Gaisberg in der Stadt Salzburg in einem Verteilzentrum des Innenministeriums und das Landes Salzburg bis zu 100 Asylwerber untergebracht werden.

2022: Russland-Krieg gegen die Ukraine brachte neue Flüchtlingswelle

Im September 2022 hatte die Zahl der in der Grundversorgung betreuten Flüchtlinge in Österreich einen Höchststand erreicht. Mit 89 520 Menschen waren es bereits wesentlich mehr als in den Jahren der Flüchtlingskrise 2016 und 2017, damals wurden jeweils knapp 80 000 Menschen betreut, wie aus der Asyl-Statistik des Innenministeriums hervorgeht. Die Top-Herkunftsländer waren Ukraine (57 610), Syrien (12 561) und Afghanistan (5 321), gefolgt von Irak (2 623), Somalia (2 076) und Pakistan (1 698). Vergleichsweise gering fällt mit 662 die Zahl der indischen Staatsbürger aus, deren Aufgriffe zuletzt stark gestiegen waren. Dies lässt vermuten, dass viele von ihnen in andere Länder weitergereist sind.[1]

Daten aus dem Jahr 2016

Ende April 2016 befanden sich im Bundesland Salzburg 4 900 Asylwerber. Das entspricht 0,9 Prozent der Bevölkerung des Bundeslandes. 4 000 Asylwerber von ihnen befinden sich in der sogenannten Bundesbetreuung durch das Land Salzburg.

Ende April 2016 gab es 741 Plätze, die von Caritas, orden, Diözese oder einer Pfarre geführt und betreut werden. Davon liegen 449 Wohnplätze in Gebäuden dieser Institutionen. Die Erzdiözese Salzburg, die auch das Tiroler Unterland umfasst, hat 430 Plätze zur Verfügung gestellt. Von diesen Plätzen befinden sich 189 in den Gebäuden von 29 Pfarren. Zudem haben 42 Pfarren auf ihrem Gebiet kirchliche Einrichtungen, die Flüchtlinge beherbergen.[3].

Das Innenministerium gab Mitte Jänner 2016 die vorläufigen Asylanträge in Zahlen für das Jahr 2015 bekannt. Demnach wurden rund 90 000 Ansuchen gestellt und damit um gut 200 Prozent mehr als im Jahr davor, als 28 000 Anträge abgegeben wurden. An den historischen Höchstwert von 170 000 im Jahr 1956 zur Zeit der Ungarn-Krise kam man freilich nicht heran[4].

Probleme bei der Suche nach Quartieren

Hauptartikel Eben im Pongau und Asylwerber
Hauptartikel Pinzgauerin kämpft für ihre Asylbewerber

Im Mai kam es in Eben im Pongau zu heftigen Diskussionen, als bekannt wurde, dass man 40 Asylwerber in der Pongauer Gemeinde unterbringen möchte

Ereignisse 2015

Mitte Mai 2015 veranlasste das Innenministerium die Aufstellung von Zelten am Sportplatz der Bundespolizeidirektion Salzburg. Zu dem Zeitpunkt der Aufstellung und dem Einzug der ersten Flüchtlinge herrschte eine längere Regenperiode in ganz Westösterreich[5]. Eine Bewohnerin eines naheliegenden Wohnblocks konnte kurzfristig bei ihrer Hausverwaltung den Aushang erwirken, in dem die Mitbewohner vor den Flüchtlingen im Zeltlager gewarnt und aufgefordert wurden, ihre Fenster als Vorsichtsmaßnahme geschlossen zu halten. Nach Protesten in der Bevölkerung wurde dieser Ausnahme jedoch wieder entfernt.

In diese Zeit fiel auch die Meldung, die Strucker-Kaserne in Tamsweg könne ab Juni 2015 für 150 Flüchtlinge und mit Containern sogar für 550 Flüchtlinge genutzt werden. Nach einem zweistündigen Gespräch am 22. Mai 2015 kam die Reaktion von Landesrätin Martina Berthold (Die Grünen) und Landeshauptmann Wilfried Haslauer junior (ÖVP): Komme nicht infrage. Und auch die Gemeinde Tamsweg sprach sich dagegen aus. Am selben Tag besuchte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner die Zeltstadt in Salzburg.

Als in diesen Mai-Tagen der Salzburger Gastronom und Neos-Nationalratsabgeordneten Sepp Schellhorn sein Personalhaus in Badbruck im Pongauer Kurort Bad Gastein für Asylbewerber für einige Monate, bis die Saison wieder beginnen würde, zur Verfügung stellten wollte, schäumte Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP). Er habe zwar Verständnis für die Probleme bei der Unterbringung, seine Gemeinde beherberge aber seit über zehn Jahren durchgehend 60 Asylbewerber und leiste einen überproportionalen Anteil an der Unterbringung in Österreich und Salzburg. Von 2 300 österreichischen Gemeinden würden rund 1 800 keinen einzigen Flüchtling beherbergen. Er werde alle Mittel in Bewegung setzen, um eine Einquartierung zu verhindern, ließ er zunächst verlauten. Jedoch lenkte er nach einigen Tagen, wohl auch unter dem Druck von Protesten gegen seine Haltung, ein und stimmte der Unterbringung von Asylwerbern in Schellhorns Personalhaus zu[6].

Am Abend des 31. August 2015 trafen rund 1 200 Flüchtlinge mit Züge von Budapest über Wien in Salzburg ein. Auch tagsüber waren hunderte von Flüchtlingen mit Zügen durch Österreich unterwegs mit Ziel Deutschland gewesen. Da die Züge abends in Salzburg endeten, verbrachten die Flüchtlinge die Nacht am Hauptbahnhof Salzburg. Eine Welle der Hilfsbereitschaft sorgte seit den späten Nachmittagsstunden für die Versorgung der erschöpften, unterzuckerten und dehydrierten Flüchtlinge. Der Magistrat Salzburg forderte die Unterstützung des Roten Kreuzes Salzburg an. In den Morgenstunden des 1. September 2015 konnten sie mit den ersten Zügen nach München weiterreisen. An diesen beiden Tagen war das sogenannte "Dublin Abkommen", das die Aufnahme und Registrierung von Flüchtlingen am ersten Ort des Betretens von EU-Gebiet regelt, außer Kraft gewesen bzw. wurde von den Staaten ignoriert.

Daten Stand 16. September 2015

Mitte September 2015 waren immer noch 1 246 Gemeinden in Österreich ohne Asylwerber. Nachstehen einige Daten aus dem Bundesland Salzburg[7]:

Gemeinde Einwohner Asylwerber Sept. 15 Asylwerber pro 100 Einwohner
Neumarkt am Wallersee 6 158 71 1,15
Straßwalchen 7 137 1 0,01
Thalgau 5 735 118 2,06
Saalbach-Hinterglemm 2 864 0 0
Ramingstein 1 132 55 4,86
Stadt Salzburg 148 420 1 322 0,89
Bischofshofen 10 315 30 0,29
Bad Hofgastein 6 787 72 1,06
Tamsweg 5 629 8 0,14
Rauris 3 058 0 0
Wagrain 3 056 45 1,47
Abtenau 5 801 0 0
Hallein 20 607 70 0,34
Lamprechtshausen 3 868 0 0

Im nördlich angrenzenden oberen Innviertel haben Geretsberg (48), Maria Schmolln (35), Braunau am Inn (115), Ostermiething (49), Mauerkirchen (60) und Mühlheim am Inn (3) Asylwerber (Zahl in Klammer), alle anderen Gemeinden (mehr als 20) im oberen Innviertel haben keine.


2015 nahm das Bundesland Salzburg 2 198 Flüchtlinge (Stand 3. Juni 2015) in die Grundversorgung auf, wovon 1 437 Mindestsicherung als anerkannte Flüchtlinge erhielten. Konkret befanden sich im Land Salzburg mit Stand 22. Dezember 2015 insgesamt fast 4 600 Asylwerbende in der Grundversorgung. Am 1. Jänner 2015 lag diese Zahl noch bei 1 800 Personen.

Die Zahl der organisierten Quartiere im Land Salzburg konnte von 43 (1. Jänner 2015) auf 153 (22. Dezember 2015) gesteigert werden. Dazu kamen auch immer mehr private Haushalte, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen. 600 Asylwerbende wurden auf diesem Weg in Salzburg untergebracht.

Auch immer mehr Gemeinden engagierten sich aktiv: Die Zahl der Salzburger Gemeinden, in denen es organisierte Quartiere gibt, lag mit Jahresende bei 77. Zu Beginn des Jahres waren es noch 26 gewesen.[8]

Daten aus dem Jahr 2014

2014 nahm das Bundesland Salzburg 1 101 Flüchtlinge in die Grundversorgung auf, wovon 1 069 Mindestsicherung als anerkannte Flüchtlinge erhielten. Stand September 2014 inkl. der am 23. September 2014 in den Salzburger Nachrichten veröffentlichen Zahlen:

Flachgau:

Tennengau:

Pongau:

Lungau:

Pinzgau:

Fragen und Antworten

Hauptartikel Acht Fragen, acht Antworten zum Thema Asyl

Nachdem sich in den Sommermonaten das Flüchtlingsthema sehr stark polarisiert hatte, versuchten Medien immer wieder durch sachliche Antworten auf immer wieder gestellte Fragen zu reagieren, um Unwahrheiten aus der Welt zu schaffen. Sie sind zwar jetzt nicht Salzburg spezifisch, jedoch sollten sie ergänzende Information im Zusammenhang mit diesem im Jahr 2015 ganz Österreich bewegenden Thema darstellen.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 www.sn.at, 18. Oktober 2022
  2. geschätzte Zahl des Innenministeriums für das gesamte Jahr, Stand Mai 2015
  3. "Salzburger Nachrichten", 20. April 2016
  4. Quelle salzburg24
  5. Quelle www.salzburg.com
  6. Quelle www.salzburg.com und jeder gegen jeden
  7. Quelle orf.at
  8. Quelle Salzburger Landeskorrespondenz vom 24. Dezember 2015