Herbert Mader

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Oberschulrat Herbert Mader (* 24. Oktober 1908 in Radstadt; † 6. Februar 1988 in Zell am See)[1] war Lehrer, Jäger und Nationalsozialist.

Leben

Herbert Mader war der Sohn des Radstadter Volksschullehrers Benno Mader (* 2. September 1875 in Plan, tschechisch Planá, Böhmen)[2] und seiner Frau Anna, geborene Friedinger. Als Kind besuchte er gemeinsam mit Karl Berg die Volksschule Radstadt. Als Volksschullehrer unterrichtete er vor dem Zweiten Weltkrieg an den Volksschulen in Hallein, Lend, St. Koloman und St. Johann.

Seit 1943 war er verheiratet mit Gertraud, geborene Kainz, ab 1955 in zweiter Ehe mit Brigitte, geborene Finger.

Nach einer schweren Kriegsverletzung erfolgte die Amputation seines rechten Unterschenkels. Anschließend wurde Mader Adjutant des Salzburger Gauleiters Gustav Adolf Scheel. Als Mitglied der SS erlangte er den Rang eines Obersturmführers. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs befand er sich in diversen SS-Anhaltelagern. Ab 30. Oktober 1945 kam Mader in amerikanische Kriegsgefangenschaft, die er nicht im "Lager Glasenbach" (Camp Marcus W. Orr) verbrachte, sondern im Heimkehrer-Lazarett Salzburg. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft Ende Juli 1947 kam er in Untersuchungshaft und es wurde gegen ihn Anklage wegen Hochverrats erhoben. 1951 wurde Mader begnadigt. Nach seiner Begnadigung war Mader wieder Lehrer und Jäger. Bekannt war und ist er auch heute noch als "Mader Bascht".

NS-Karriere

Geboren als Sohn eines Lehrers wurde Mader 1932 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer: 1.456.599). 1933 erfolgte sein Eintritt in die SA, 1935 sein Beitritt zum illegalen NSLB (Nationalsozialistischer Lehrerbund), 1936 trat er der illegalen SS bei (Mitgliedsnummer: 297.507). Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er "Mitarbeiter" des Sicherheitsdienstes und Ortsgruppenleiter in Lend. Anschließend bekleidete er die Funktion des Kreisamtsleiters des NSLB in Hallein.

1939 meldete sich Mader freiwillig zur Deutschen Wehrmacht, kam zuerst als Nachschubfahrer in Polen zum Einsatz und daran anschließend gehörte er dem Gebirgspionier-Bataillon 85 an. Er war Teilnehmer der Feldzüge nach Frankreich, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Russland. Vor seiner Verwundung bei Rhsew am 9. März 1942 war er als Angehöriger der 2/3 Kompanie des Gebirgspionierzuges der SS-Division "Das Reich" unterstellt.

Nach seiner Rückkehr nach Salzburg wurde Mader zum SS-Untersturmführer befördert und am 1. Oktober 1943 wurde er Adjutant von Gauleiter G. A. Scheel. Am 9. November 1944 erfolgte seine Beförderung zum SS-Obersturmführer der Waffen-SS. Kurz vor der Befreiung Salzburgs durch amerikanische Truppen floh Mader Anfang Mai 1945 im Gefolge von Gauleiter Scheel nach Goldegg. Nach seiner Entlassung durch den Gauleiter hat sich Mader laut eigenen Angaben "sofort den Amerikanern zur Verfügung gestellt". Nach seiner Verhaftung am 2. Juli 1945 durch einen Salzburger Polizisten in Goldegg wurde Mader ins Polizeigefängnis Salzburg überstellt und anschließend in diverse SS-Anhaltelager in Deutschland verlegt.

Ab 30. Oktober 1945 befand sich Mader in amerikanischer Kriegsgefangenschaft im "Lager Glasenbach" (Camp Marcus W. Orr). Mader verbrachte jedoch die Zeit im Heimkehrer-Lazarett Salzburg zwecks Rehabilitation seiner Kriegsverletzung. Im Juli 1947 erfolgte seine Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Unmittelbar nach seiner Entlassung wurde über Mader neuerlich die U-Haft verhängt. Dieses Mal von den österreichischen Behörden auf Grund einer Anklage wegen Hochverrats. Am 6. September 1947 wurde Mader gegen Gelöbnis enthaftet, das Verfahren gegen ihn ging allerdings weiter. 1949 reichte die ÖVP-Salzburg für Mader ein Begnadigungsgesuch beim Bundespräsidenten ein.

Am 17. Jänner 1951 wurde Mader vom Bundespräsidenten Karl Renner begnadigt.

Leben nach dem Krieg

Anfang 1950 − noch vor seiner Begnadigung − wurde Mader Mitglied der Salzburger Hubertusrunde, einer honorigen Jägergesellschaft, der er bis zu seinem Tod angehörte. Schon ein Jahr zuvor hatte er neuerlich um einen Jagdschein angesucht. Beruflich wurde er nach seiner Begnadigung vorerst Lehrer in seiner Geburtsstadt Radstadt. 1955 trat er wieder in die katholische Kirche ein − aus der er 1938 ausgetreten war −, um sich ein zweites Mal zu verehelichen. Von 1. Jänner 1957 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1969 war er Volksschuldirektor in Bruck an der Großglocknerstraße. Am 1. Dezember 1967 wurde ihm der Berufstitel Oberschulrat verliehen.

In den 1950er-Jahren begann Mader neben seiner schulischen Tätigkeit bei diversen Veranstaltungen als Mader Bascht – in der Bevölkerung auch ‚Jaga Bascht‘ genannt - aufzutreten. Neben Geschichten aus dem Schulleben, die als humorvoll bezeichnet wurden, gab er auch Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg zum Besten. Um Wahrheit ging es bei diesen Erzählungen nicht. Seine Auftritte untermalte Mader mit Tierlautimitationen und volkstümlicher Musik. Nach Maders Tod erschienen sechs CD's mit Mader Bascht's Jaga G'schichtn.

Am 6. Februar 1988 starb Herbert Mader durch einen Verkehrsunfall.

Ortschronik Goldegg

20 Jahre nach Maders Tod erschien 2008 in Goldegg eine Ortschronik. Darin werden die Jagageschichten des ehemaligen SS-Obersturmführers vom Dorfchronisten als historische Wahrheit wiedergegeben. Demnach hätten, so wird Mader in der Ortschronik zitiert, der Gauleiter und er selbst die Goldegger vor der Deportierung nach Wolhynien gerettet. Die Wagons dazu wären bereits an den Bahnhöfen Lend und Schwarzach bereitgestanden. Dazu ist anzumerken, dass Wolhynien, ein Gebiet in der Ukraine, zur damaligen Zeit nicht mehr im Machtbereich der Deutschen Wehrmacht lag und daher eine zwangsweise Deportation der Goldegger Bevölkerung in dieses Gebiet gar nicht möglich gewesen wäre. Der Grund dieser angeblich geplanten Deportierung war eine kleine Gruppe von Wehrmachtsdeserteuren, die sich ab dem Winter 1943/44 in der Umgebung von Goldegg-Weng versteckt hielt und von der lokalen Bevölkerung unterstützt wurde. Die Zerschlagung der Goldegger Deserteursgruppe am 2. Juli 1944 (Goldegger Sturm) durch ein großes Aufgebot von SS und Gestapo war eine der brutalsten Verfolgungshandlungen des NS-Regimes in einem ländlichen Gebiet der damaligen "Ostmark". 14 Todesopfer waren zu beklagen, zusätzlich wurden über 20 Personen, vorwiegend Frauen, inhaftiert und zwangsweise in Lager wie das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt.

Im Jahr 2018 erschien einerseits der literarische Roman "Schwedenreiter" von Hanna Sukare und, in einem unübersehbaren zeitlichen Zusammenhang mit der angekündigten Vorstellung dieses Buches im Schloss Goldegg, erfolgte andererseits die Schändung der Gedenktafel für die Opfer der Verfolgung der Goldegger Deserteure durch unbekannte Täter. Zeitnahe zu diesen Ereignissen fasste die Goldegger Gemeindevertretung den Beschluss, noch vorhandene Exemplare der Goldegger Chronik aus dem Jahr 2008 nicht mehr auszugeben und das darin enthaltene Kapitel über die NS-Zeit von Historikern neu schreiben zu lassen.

Ehrung

Am 1. Dezember 1967 wurde Herbert Mader der Berufstitel Oberschulrat verliehen.

Weblinks

Quellen

  • Effenberger, Max: Brucker Heimatbuch. Aufzeichnungen zum Erinnern, Nachdenken und zum gegenseitigen Verstehen. Gemeinde Bruck an der Großglocknerstraße (Selbstverlag) 1984.
  • Text und Recherche stammen von Esche Schörghofer, Wien. Dieser benutzte untenstehende Informations-Quellen. Geringfügige Textänderungen erfolgten durch Benutzerin:Wald1siedel.
  • Mooslechner, Michael; Stadler, Robert: St. Johann 1938–1945 – Das nationalsozialistische "Markt Pongau": Der "2. Juli 1944" in Goldegg – Widerstand und Verfolgung, 1986
  • Sukare, Hanna: Schwedenreiter, Otto Müller Verlag 2018
  • Ortschronik Goldegg 2008
  • Salzburger Stadtarchiv
  • Österreichisches Staatsarchiv
  • Bundesarchiv Berlin
  • Oberösterreichisches Landesarchiv
Zeitfolge
Vorgänger

Johann Frauscher

Schulleiter der Volksschule Bruck
19571969
Nachfolger

Hans Hörl