Sauterbogen

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Sauterbogen
Karte

Der Sauterbogen ist ein unter Denkmalschutz stehender historischer Torbogen in der rechtsseitigen Altstadt von Salzburg.

Lage

Er befindet sich in der Dreifaltigkeitsgasse 6 - Königsgässchen 6 unter dem Goldschlagerhaus.

Geschichte

Der Bogen wurde 1645 unter Fürsterzbischof Paris Lodron gebaut, damit er die Wohnhäuser seiner Familienmitglieder, den Primogeniturpalast an Ende der Dreifaltigkeitsgasse und den Sekundogeniturpalast am Beginn der "Lorettogasse" (Paris-Lodron-Straße) ohne Umweg über die Bergstraße auf direktem Weg erreichen konnte. Zur Errichtung des Bogen mussten zwei Bürgerhäuser, die an der damals dort befindlichen Stadtmauer lagen, abgebrochen werden. Die Besitzer erhielten dafür eine Entschädigung.

Im Kreuzgratgewölbe unverändert bis heute zu sehen ist das Wappen von Paris Lodron mit der Jahreszahl der Errichtung. Die Vorarbeiten für den Durchgang wurden offensichtlich schon etwas früher begonnen. Jedenfalls ist schon 1644 auf der Stadtansicht von Matthäus Merian[1] ein Durchgang an dieser Stelle ersichtlich.

Name

Die Gasse im Norden des Torbogens wurde Dreifaltigkeitsgasse genannt, nach der Dreifaltigkeitskirche. Die Gasse im Süden des Torbogens hieß damals Andreasgasse, abgeleitet von der alten Andreaskirche. Nach dieser Kirche nannte man bis um 1885 den Bogen "Andreasbogen" oder "Andräbogen". Die alte Andreaskirche wurde 1861 abgerissen[2]. Daher verlor die Bezeichnung "Andräbogen" zunehmend ihren Bezug.

Ab 1891 findet sich "Sauterbogen" als neue Bezeichnung.[3] Diese neue Bezeichnung war für die damaligen Stadtbewohner offenkundig verständlich und nicht weiter erklärungsbedürftig. Der Begriff, seine Bedeutung und Herkunft wurde beinahe ein Jahrhundert lang von niemanden beleuchtet.

1985 wurde in dem Buch "Salzburger Stadttore" auch das "St.-Andreas-Tor" mit dem "Sauterbogen" beschrieben und eine (bewusste) Namensgebung nach dem bekannten Salzburger Arzt Dr. Anton Eleutherius Sauter (* 1800; † 1881) festgestellt, der 1860 ein Mitbegründer und von 1864 bis 1874 Vorstand der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde war und als Botaniker eine herausragende Bedeutung erlangt hatte.

1995 verbreitete Peter Blaikner in seinem Buch Ferdinand Sauter Gedichte www.blaikner.at die Annahme, es sei Anton Sauter (Pfleger), der Vater der beiden Brüder Anton und Ferdinand, als Namensgeber auszuweisen. Entgegenzuhalten ist diesem Hermann Loimer, der bereits 1944 "Ferdinand Sauter" in der Publikation "Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg" Ferdinand Sauter - Ein Wiener Original aus Salzburg als Namensgeber ausgeschlossen hatte.

2006 bringen die Nachfolger von Franz Martin das Standardwerk "Salzburger Straßennamen" in einer überarbeiteten, 5. Ausgabe heraus. Dort verzeichnet ist die Dreifaltigkeitsgasse mit dem Verweis, dass der "Sauterbogen" nach dem Salzburger Botaniker Dr. Anton Eleutherius Sauter benannt wurde.[4] Entgegenzuhalten ist dieser späteren Ausgabe die frühere 2. Auflage von 1949, die den "Sauterbogen" nur erwähnt, jedoch ohne namentliche Zuordnung.

Wie entstand die Bezeichnung "Sauterbogen"?

Diese Frage stellte sich 2019 Mag. Thomas Schmiedbauer und er forschte nach. Bei seiner Recherche fand er Robert Sauter, einen Fleischer- und Selcher, der sich ab 1875 mit seinem Geschäft dort angesiedelt hatte. Auf Grund dieser Entdeckung und vieler anderer Fundstellen äußerte er im Salzburgwiki die Vermutung, dass der oben angeführte bisherige Namenszusammenhang wahrscheinlich nicht richtig ist. Er verwies auf den Lebenslauf von Anton Sauter, der seinen Wohnsitz tatsächlich in der Sigmund-Haffner-Gasse hatte, somit einen fehlenden persönlichen Bezug und dass formell für eine ehrende Namensgebung kein Beschluss und auch keine Antrag für eine solchen festgestellt werden konnte. Die neue These samt Quellen erschienen ihn schlüssiger.

Der Bezeichnung "Sauterbogen" wurde erstmals in dem Artikel " "Offen lassen" - ein Beitrag zur Portikusfrage" in der Salzburger Chronik 12. Dezember 1891 nachweislich verwendet. Dabei ging es – nach Demolierung des "Mitterbacherbogens" – um die Frage der Neugestaltung der Dreifaltigkeitsgasse, die dringend notwendige Straßenerweiterung, sowie neuerlich um die Verkehrsregelung zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und der Altstadt auf der linken Salzachseite. Bedeutende Fragen, die damals im Salzburger Gemeinderat seit langer Zeit, intensiv und kontrovers diskutiert wurden.

Die Verkehrsregelung lieferte den entscheidenden Hinweis, wo und wie die neue Bezeichnung "Sauterbogen" seinen Ursprung nahm, sich zunehmend verfestigte und zuletzt zum Beschluss erhoben wurde. Dazu nun die Geschichte und ihre Quellen wie folgt:

1869 erlies die Stadtgemeinde-Vorstehung Salzburg erstmals eine generell-verbindliche Fahrordnung für leichte und schwere Fuhrwerke, sowie Kutschen- und Pferdewagen. Gemäß dieser Verordnung durften diese den "Andräbogen" nur mehr ausnahmsweise, zu bestimmten Gelegenheiten und nur schrittweise passieren. Tatsächlich war der alte Andräbogen 1869 verkehrstechnisch eine Engstelle.[5] Die noch größere Engstelle war das Nadelöhr an der Ecke der "Andreaskirche". Die Durchfahrtsbreite betrug dort nur 3,7 Meter.[6] 1876 wurde die Fahrordnung für den "Andräbogen" neuerlich kundgemacht.[7]

1897 wurde zur Erneuerung des Pflasters beim "Sauterbogen" ein Gemeinderatsbeschluss herbeigeführt.[8]

1898 wurde mit Wirkung ab 20. Mai die Verkehrsregelung verschärft und ein Verbot für das Befahren der Dreifaltigkeitsgasse durch Hotel-Omnibusse und Lastwägen in Richtung des Platzl (und umgekehrt) erlassen.[9] In der Gemeinderatssitzung vom 1. August 1898 wurde der Beschluss über die verschärfte Verkehrsregelung, sowie insgesamt auch über den Verkehr in der Linzergasse, zur Gänze aufgehoben.[10]

Den Begriff "Sauterbogen" prägte der Salzburger Gemeinderat in seiner Sitzung am 1. August und führte ihn in der Folge durch eine neue Verordnung verbindlich als Rechtsbegriff ein. Die Bezeichnung der Örtlichkeit basierte damals auf den Eigentumsverhältnissen der Gebäude (vergleiche: → "Mitterbacherbogen", →"Oppacherbogen", →"Zellereck", usw. Die Ehrung (irgend-)einer Person war damit nicht beabsichtigt. Die Verkehrsregelung für die Linzergasse und für die Dreifaltigkeitsgasse vom Zellereck bis zum "Sauterbogen" wurde mit Wirkung vom 1. September 1898 durch Verordnung erlassen.[11] [12] [13].

Daraus ergibt sich schlüssig, dass Robert Sauter, der 1893/1894 als Hauseigentümer genannt wurde[14] [15], als "Namensgeber" anzunehmen ist, jedoch ohne dies angestrebt zu haben.

1926 übergab Robert Sauter nach dem 50-jährigen Berufsjubiläum sein Geschäft seinen Schwiegersohn Wilhelm Hofer.[16]

1937 hat der "Sauterbogen" nochmals eine zweckmäßige Änderung erfahren. Das dort damals befindliche "Selchwarengeschäft" von Wilhelm Hofer wurde nach den Plänen von Architekt Karl Jahl und durch die Umbauten von Baumeister Ing. Bruck einer gründlichen Erneuerung unterzogen. Dadurch wurde einerseits das charakteristische Bild gewahrt und andererseits erfuhr die gefährliche Passage eine teilweise Verbreiterung. Durch Rückversetzung der Auslage wurde der Bogen geringfügig breiter. [17]

Das Selchwarengeschäft bestand noch viele Jahrzehnte bis Anfang 1970 weiter, es wurde jedoch unter mehrfach wechselnden Inhabern und Namen (u.a. Fleischerei Gann) geführt. Dadurch geriet Robert Sauter in Vergessenheit.

Weitere Abklärung der Namensherkunft

In der Folge hat Dr. Reinhard Medicus auch Nachforschungen bei der Stadtgemeinde Salzburg im Amt für Vermessung und Geoinformation[18], das für die Durchführung der Straßenbezeichnungen zuständig ist, sowie im Stadtarchiv unternommen. Diese ergaben bis dato, dass keine Urkunde bekannt ist, die belegen könnte, dass der Gemeinderat der Stadt 1881 den Sauterbogen so benannt hätte. Derzeit bestätigt nur das Bundesdenkmalamt, eine Behörde, nach eigenen Unterlagen die Aussage, das Haus wäre nach Dr. Anton Sauter benannt.

Weitere Erhebungen zu dieser Frage sind im Gange, mit einer endgültigen Klärung dieser spannenden Frage ist hoffentlich bald zu rechnen.

Quellen

Fußnoten

  1. www.ubs.sbg.ac.at/Merian aus: Topographia Bavariae/Salzburg_1644
  2. ANNO, Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3
  3. ANNO Suche "Sauterbogen"
  4. Franz Martin: "Salzburger Straßennamen" , Mitt. der Gesellschaft Sbg. Landeskunde, 2006 ist auf S. 252 zum Sauterbogen zu finden: "Seit 1881 umbenannt in Sauterbogen. Dr. med Anton Eleutherius Sauter geboren ...." (es folgen lange Ausführungen zu den Verdiensten von A. Sauter.)
  5. ANNO, Salzburger Zeitung, 26. März 1869, Seite 3, Fahrordnung 1869 (=Verordnung)]
  6. SAGIS/Hintergrund: "Franciszäischer Kataster" anklicken
  7. ANNO, Salzburger Volksblatt, 4. November 1876, Seite 3
  8. ANNO, Salzburger Chronik, 19. Mai 1897, Seite 2
  9. ANNO, Salzburger Chronik, 11. Mai 1898, Seite 2
  10. ANNO, Salzburger Chronik, 3. August 1898, Seite 2
  11. ANNO, Salzburger Volksblatt, 13. August 1898, Seite 4
  12. ANNO, Salzburger Volksblatt, 20. August 1898, Seite 15
  13. ANNO, Salzburger Volksblatt, 27. August 1898, Seite 4
  14. ANNO, Salzburger Volksblatt, 11. November 1893, Seite 18
  15. ANNO, Reichenhaller Badeblatt, 29. August 1894, Seite 1
  16. ANNO, Salzburger Volksblatt, 31. Dezember 1930, Seite 18
  17. ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 11. Mai 1937, Seite 8
  18. www.stadt-salzburg.at