Austro Vau


Der Austro Vau war eine österreichische Variante der Formel-V-Rennsportserie in den 1960er- bis 1980er-Jahren.
"VW-Rennwagen für Jedermann"
Der "VW-Rennwagen für Jedermann", der Formel V, war für viele spätere Automobil-Weltmeister das Einstiegsmodell in den Rennsport. Ernst Piëch eröffnete am 3. September 2015, am 140. Geburtstag seines Großvaters Ferdinand Porsche, eine Sonderschau dieser populären Rennwagenserie in seinem Mattseer Automobilmuseum fahr(T)raum.
Formel V
Der Amerikaner Hubert L. Brundage, ein Geschäftsmann und Hobbyrennfahrer aus Florida, entwickelte in den 1960er-Jahren in den USA einen Rennwagen mit Teilen überwiegend aus einem gewöhnlichen VW Käfer. Porsche-Rennleiter Huschke von Hanstein brachte 1965 die ersten zehn Formel-V-Wagen aus den USA nach Deutschland und es entstand die größte Nachwuchsrennserie, die es je gegeben hat. 1970 zählte man rund 3 000 Formel-V-Rennwagen weltweit. Mit dem Ende der Produktion des VW Käfers um 1980 wurde diese Formel wieder eingestellt.
Porsche Alpenstraße Salzburg war Austro-Vau-Rennsport-Center
Nachdem 1965 in Deutschland das erste Formel-V-Rennen stattgefunden hatte, beauftragte Ernst Piëch, der damals in der Geschäftsführung von Porsche in der Stadt Salzburg tätig war, die Porsche-Alpenstraße-Filiale einen Austro-Vau-Rennwagen zu konstruieren. Der ehemalige Motorradrennfahrer Paul "Pauli" Schwarz wurde von Motorsportchef H. P. Fürst in die Alpenstraße geholt und entwickelte den sehr erfolgreichen Austro Vau.
1966 hatte Ernst Piëch die Idee, ein Formel-V-Team zu der "Nassau Speed Week" auf den Bahamas zu schicken, die damals als "inoffizielle Weltmeisterschaft" angesehen wurde. Am 2. Dezember 1966 starteten dann der Deutsche unter österreichischer Fahrerlizenz fahrende Jochen Rindt sowie die beiden Österreicher Günther Huber und Michael Walleczek und gewannen in dieser Reihenfolge auch das Rennen. Die Sensation! Ein österreichisches Team schlägt die Weltelite. Während Rindt bei der Siegerehrung den Pokal entgegen nahm, schwitzten noch die Mechaniker. Denn die Rennkommissare ließen sich die drei österreichischen Formel-V-Rennwagen zerlegen und überprüften jedes Detail, ob es auch regelkonform war. Sie waren es!
Die Porsche Konstruktionen KG in Salzburg importierte damals originale Bausätze für Formula-Vee[1] und bot sie zum Preis von 39.000,-- Schilling, verzollt ab Lager Salzburg[2], an.
Der große Gegner in Österreich hieß Kurt Bergmann
Der Wiener Mechaniker Kurt Bergmann (* 15. Jänner 1929, † 4. Juni 2021) stieg 1966 ins Formel-V-Renngeschäft ein und konstruierte den Formel Kaimann. 1968 hatte er seinen eigenen Rennstall und spätere Größen des Motorsports wie Niki Lauda, Dr. Helmut Marko, Günther Huber, Joe Gartner, Harald Ertl, Helmut Koinigg, Dieter Quester, Jochen Mass und Keke Rosberg fuhren in diesem Kaimann-Team von Bergmann zu ihren ersten Erfolgen. Bergmann ging in die Geschichte des Rennsports als "Masta" Bergmann ein.
2015: Am Eröffnungsabend der Ausstellung wurden Erinnerungen wach
Ernst Piëch erzählte aus dem Leben seines Großvaters Prof. Ferdinand Porsche, der am 3. September 1875 in Maffersdorf in Böhmen, vor genau 140 Jahren, das Licht der Welt erblickt hatte. Der Bogen seiner interessanten Erinnerungen spannte sich bis zur Rennschmiede in der Alpenstraße und dem legendären Dreifachsieg in Nassau - Piëch nahm dabei die Trophäe dieses Triumphs auf den Bahamas in die Hand und hielt sie triumphierend seinen Gästen entgegen.
Karl Holzinger, der am Wochenende 4./6. September 2015 am Salzburgring zu Rennen mit seinem Kaimann Formel Super Vau, Baujahr 1974, antrat, brachte sein Fahrzeug am Eröffnungsabend nach Mattsee. "Masta" Bergmann startete den Motor und ließ den unverwechselbaren VW-Vau-Sound in den Hallen von "fahr(T)raum" erschallen. Verbunden mit dem Geruch nach Motoröl und Treibstoff fühlten sich die zahlreichen Gäste, darunter viele, die noch Formel-V-Rennen selbst erlebt hatten, in diese vergangene Motorsport-Ära zurückversetzt.
Rennergebnisse und Rekordfahrten
Paul "Pauli" Schwarz fuhr einen Austro Vau bei den Rekordfahrten 1968 in Salzburg aus. Aber die Zeiten waren enttäuschend: stehender Kilometer in 28,69 sek - das schaffte etwa auch ein Porsche 911 S, am schnellsten fuhr er noch die fliegende Meile mit 177,9 km/h Schnitt.
Austro Vau beim Gaisbergrennen

Formel V und Austro Vau waren ab 1966 in der österreichischen Rennszene zu sehen. So starteten beispielsweise beim Gaisbergrennen am 4. September 2015 sieben Teilnehmer im Rennen "Um den Preis der Firma Porsche Konstruktionen KG Salzburg":
- G. Huber, St. Pölten, Austro Vau, 1 285 cm³
- E. Breinsberg, Wien, Beach Car, 1 285 cm³
- Gerhard Pichler, Schwanenstadt, Willeit Spezial, 1 300 cm³
- Ing. R. Rojkowski, Innsbruck, Austro Vau, 1 285 cm³
- Michael Walleczek, Kitzbühel, Austro Vau, 1 300 cm³
- Heinrich Zöchling, Schärding am Inn, VW Formel Vee, 1 285 cm³
- P. Peter, Wien, Austro Vau, 1 285 cm³
Ein Jahr später, am 3. September 1967, waren dann bereits zwölf Teilnehmer in der Klasse "Rennwagen Formula Vee, Gruppe 9, Klasse bis 1 300 cm³" beim Gaisbergrennen am Start. Unter anderem ging der Salzburger Horst Miedaner mit einem Austro Vau 1 285 cm³ an den Start. Auch ein "Kaimann" war mit Erich Breisberg als Fahrer am Start. Werner Riedl (Austro Vau) gewann das Rennen in einer Zeit von 09:42,60 min (die Zeit beider Wertungsläufe) vor Karl Ritter (Formel V, 09:43,68 min.) und Horst Lohner (Austro Vau, 10:00,45 min.).
Kurt Bergmann brachte mit Herbert Steck einen Fahrer seines Teams mit einem "Bergmann Kaimann" (1 300 cm³) am 8. September 1968 beim Gaisbergrennen an den Start. Sieger war diesmal Erich Breinsberg (Kaimann MK3, 09:26,20 min.) vor Fritz Böhler (Austro Vau, 09:29,60 min.).
Beim letzten Gaisbergrennen am 7. September 1969 waren dann über 20 Teilnehmer in der Rennwagenklasse Formula Vee am Start. Horst Miedaner (Austro Vau, 09:26,52 min.) wurde Vierter hinter Helmut Müller (MK II, 09:24,33 min.), Erich Breinsberg (Kaimann, 09:19,28 min.) und dem Sieger Fritz Böhler (Austro Vau, 09:11,58 min.).
Int. Flugplatzrennen Tulln-Langenlenbarn



In den 1960er-Jahren fanden in Österreich noch Rennen auf Flugplätzen statt. Eines war am Militärflughafen von Langenlebarn.
Beim Rennen 1966 siegte Gerhard Mitter im Formel-V-Rennen auf Beach-Car.
Am 16. Juli 1967 das zweite Rennen dort statt und bracht in der Rennwagenklasse Formel V folgendes Ergebnis:
- 3. Rennen über 35 Runden à 2,7 km = 94,5 km
Reihung | Startnummer | Fahrer | Land | Fahrzeug | Zeit in min. | Anmerkung |
---|---|---|---|---|---|---|
1. | 3 | Günther Huber | A | Austro V | 48:10,67 | 117,690 km/h |
2. | 7 | Helmut Marko | A | Austro V | 48:42,85 | |
3. | 1 | Werner Riedl | A | Austro V | 48:43,19 | |
4. | 17 | Roland Müller | D | Fuchs | 49:21,71 | |
5. | 25 | Gerold Pankl | A | Austro V | 49:24,86 | |
6. | 2 | Peter Peter | A | Formel V | 47:03,61 | eine Runde zurück |
7. | 4 | Helmut Kelleners | D | Austro V | 48:29,03 | eine Runde zurück |
8. | 12 | Rainer Braun | D | Kaimann | 48:30,27 | eine Runde zurück |
9. | 20 | Karl Ritter | A | Austro V | 48:32,71 | eine Runde zurück |
10. | 29 | Anton Pfaff | A | Beach Car | 48:34,85 | eine Runde zurück |
11. | 19 | Walter Wünstel | D | Austro V | 48:38,63 | eine Runde zurück |
12. | 23 | Volker Ziegler | D | Austro-Beach | 49:01,81 | eine Runde zurück |
13. | 5 | Horst Lohner | A | Austro V | 49:18,26 | eine Runde zurück |
14. | 21 | Claude Bonnet | F | Bora | 49:25,61 | eine Runde zurück |
15. | 15 | Curt Johansson | S | Dolling FV | 48:13,85 | zwei Runden zurück |
16. | 6 | Dieter Bohnhorst | D | Fuchs | 49:33,32 | zwei Runden zurück |
17. | 28 | Otto Bussek | A | Austro V | 49:34,03 | zwei Runden zurück |
18. | 26 | Hans Steiner | A | Formula Vee | 49:12,01 | zwei Runden zurück |
19. | 9 | Erich Breinsberg | A | Kaimann Vee | 50:32,81 | 35 Runden, aber eine Strafminute wegen Frühstart |
Die schnellste Runde fuhr Günther Huber mit 1:20,24 min = 121,043 km/h, von 22 gestarteten Teilnehmern kamen 19 in die Wertung. Das nächste Rennen, die Rennwagen Formel 2, gewann Jochen Rindt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 148,157 km/h.
Weitere Ergebnisse
- 1966:
- Flugplatzrennen Aspern: Sieger im Formel-V-Rennen: A. Walleczek auf Austro-Vau
- Flugplatzrennen Zeltweg: Sieger im Formel-V-Rennen: A. Walleczek auf Austro-Vau[3]
Weblinks
Quellen
- Quelle Peter Krackowizer Public Relations Presse Journalist, 4. September 2015
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Austro Vau"
- Buch 75 Jahre Gaisbergrennen 1929–2004
- Ergebnisliste 2. Int. Flugplatzrennen Tulln-Langenlenbarn 16. Juli 1967
Einzelnachweise
Vorgänger |
Ausstellungen in den Ferdinand Porsche Erlebniswelten fahr(T)raum Mattsee 3. September 2015 bis 28. Februar 2016 VW-Rennwagen für Jedermann |
Nachfolger |
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